Heino Falcke, “Licht im Dunkeln” – eine Buchempfehlung
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Heute aus gleich zwei aktuellen Anlässen ein und dieselbe Buchempfehlung: “Licht im Dunkeln: Schwarze Löcher, das Universum und wir” von Heino Falcke mit (dem SPIEGEL-Redakteur) Jörg Römer ist Ende Oktober erschienen, und Heino Falcke hält morgen (Dienstag, den 17.11.2020) in unserer Online-Vortragsreihe “Faszination Astronomie Online” einen Vortrag zum Thema.
Heino Falckes Arbeit begleitet mich jetzt seit rund 15 Jahren, auch wenn ich Heino erst 2019 dann auch persönlich kennengelernt habe. Solange habe ich in meinen Vorträgen nämlich eine Variation dieser Folie hier verwendet:
Die Bild-Referenz unten bezieht sich (mit der falschen Jahreszahl, wie ich gerade peinlicherweise feststelle) auf diesen Artikel hier von Falcke, Fulvio Melia und Eric Agol, erschienen 2000 in der Zeitschrift Astrophysical Journal. Er rechnet vor, dass es bei Submillimeterlängen gelingen könnte, den “Schatten” des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße abzubilden – und damit so nahe an ein Schwarzes Loch heranzukommen, und so grundlegende Beobachtungen daran vorzunehmen, wie nie zuvor.
Das war eine faszinierende Möglichkeit, und wenn ich in Vorträgen darauf einging, welche indirekten Nachweise für das Vorhandensein Schwarzer Löcher bereits gefunden waren, wies ich üblicherweise auch auf die entsprechende Zukunftsmusik hin – und das war bis 2016 der Nachweis verschmelzender Schwarzer Löcher über die Aussendung von Gravitationswellen und eben diese Art, ein Bild vom Schatten eines Schwarzen Lochs aufzunehmen.
Von der Zukunftsmusik zur Gegenwart
Dann mehrten sich die Zeiten, dass die Zukunftsmusik nicht mehr lange Zukunftsmusik bleiben würde. Heino Falcke kommuniziert auf Twitter, und da wurde es dann sehr konkret: Im Frühjahr 2017 unternahm das Event Horizon Telescope als Zusammenschluss weltweiter Submillimeter-Teleskope den ersten Versuch, tatsächlich ein Bild eines Schwarzen Lochs zu schießen (siehe mein entsprechender Blogbeitrag vom April 2017 hier).
Dann wurde es richtig spannend. Im Februar 2019 bekam ich eine Anfrage von Luciano Rezzolla, einem ehemaligen Kollegen am Albert-Einstein-Institut in Potsdam und jetzt Professor in Frankfurt, ob ich interessiert sei, an der Öffentlichkeitsarbeit für das jetzt bald anstehende EHT-Resultat teilzunehmen. Zusammen mit Thomas Müller, unserem Visualisierungsspezialisten am Haus der Astronomie, der günstigerweise von Hause aus Relativist ist (nämlich aus der Gruppe von Hanns Ruder in Tübingen stammt), stellten wir dann die folgende Veranschaulichung auf die Beine, wie die Gravitation eines Schwarzen Lochs das Bild einer umliegenden dünnen Scheibe verzerrt – aus dieser Verzerrung und einigen weiteren Effekten lässt sich dann mit Hilfe solcher Beobachtungen auf die Eigenschaften des Schwarzen Lochs zurückschließen:
Das berühmte Bild vom Schatten des Schwarzen Lochs bekamen wir an der Öffentlichkeitsarbeits-Peripherie aber auch erst zu sehen, als es bei der öffentlichen Pressekonferenz am 10. April 2019 feierlich enthüllt wurde. Ich weiß noch genau, wo ich war, als ich das Bild das erste Mal sah, nämlich auf dem Hauptbahnhof in Mannheim – auf dem Weg zur Jubiläumsveranstaltung “100 Jahr Internationale Astronomische Union” in Brüssel, bei der das Bild soweit ich erinnere dann natürlich auch in letzter Minute in die ein oder andere Präsentation eingefügt war. Es war dann ja wie bekannt doch nicht das Zentrum der Milchstraße sondern das Zentrum der Galaxie M87 – von der scheinbaren Größe am Himmel her sind beide Schwarze Löcher ungefähr gleich groß. Das von M87 ist zwar deutlich weiter von uns entfernt, aber hat eine entsprechend größere Masse und damit auch einen entsprechend größeren “Durchmesser”.
Ein Jahrzehnteprojekt
Eine Woche später war Heino Falcke dann bei uns am Max-Planck-Institut für Astronomie, und hielt einen Fachvortrag über das erste Bild und seine Hintergründe.
Schon das, was Heino damals erzählte, war extrem spannend – nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern auch wegen des ganzen Drumherum: der Schwierigkeiten und Herausforderungen, derart langfristige Beobachtungen samt Entwicklungsarbeits-Vorlauf mit so vielen Partnern zu organisieren. Aber ein richtiges Gesamtbild bekam ich erst, als ich diesen Juni Heinos Buch lesen durfte (zunächst als Vorversion; ich durfte dafür etwas beim Factchecking helfen).
Das ist nämlich die große Stärke dieses Buchs: Es bietet nicht nur in eingängiger Weise die populärwissenschaftlichen Grundlagen, sondern es erzählt aus erster Hand, und zwar durchaus offen, die Geschichte hinter dem Bild – von den ersten Versuchen, Projektförderung für dieses Vorhaben zu bekommen über den Aufbau der Event Horizon Telescope Collaboration (der nicht ohne, ähem, diplomatische Probleme ablief) bis hin zu den eigentlichen Messungen, der Auswertung der Ergebnisse, und den durchaus aufwändigen Maßnahmen, die Falcke und seine Kollegen trafen, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich ein reproduzierbares Ergebnis herausbekamen. Insofern: absolute Leseempfehlung!
Und, wie oben bereits gesagt: Als Einstieg empfehle ich außerdem den Vortrag, den Heino Falcke morgen (17.11.2020) um 19 Uhr bei “Faszination Astronomie Online” halten wird: