Füttert keine Trolle: Ein Twitter-Experiment

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… aber nicht einfacher
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Soziale Medien sind längst ein wichtiger Bestandteil unserer Kommunikation allgemein, und damit auch der Wissenschaftskommunikation. So ganz haben sich unsere Kommunikations-Gewohnheiten allerdings noch nicht auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt. Also: Wie effektiv kommunizieren, sei es zu Wissenschaftsthemen oder zu anderen kontroversen Themen? Mit die wichtigste Verhaltensregel scheint zu sein: Füttert keine Trolle. Wer empört auf bewusst provokant und/oder destruktiv geschriebene Tweets antwortet, verhilft ihnen damit zu mehr Sichtbarkeit.

Das Muster ist naheliegend: Da setzt jemand einen unsinnigen, unfairen, blöden, anderweitig empörenden Tweet ab – und das können wir doch nicht unbeantwortet da stehen lassen! Bei einem Tweet, oder einer Antwort auf einen Tweet, die wir gut finden, haben wir diesen Drang, selbst noch einmal zu antworten, meist nicht im gleichen Maße. Allenfalls markieren wir mit einem “Like”, was uns gefällt. Einiges deutet darauf hin, dass solches Verhalten der Diskussionskultur auf Sozialen Medien schadet, und besonders provokanten Beiträgen, also den Trollen, überproportional viel Aufmerksamkeit beschert. Wer das nicht möchte, sollte sein Verhalten anpassen. Online-Kommunikation hat da andere Regeln als Offline-Kommunikation.

Ich bin auf die Mechanismen, die dabei eine Rolle spielen, erstmals durch Kevin Pluck @kevpluck so richtig aufmerksam geworden – und habe dann Ende letzten Jahres selbst ein paar Experimente dazu auf Twitter durchgeführt.

Algorithmen im Hintergrund: Trolle füttern

Ein zentraler Unterschied zwischen Online- und Offline-Kommunikation sind die Algorithmen, die im Hintergrund dafür sorgen, welche Ausschnitte der Online-Welt wir und andere Menschen überhaupt zu sehen bekommen. Öffentlich sind die Algorithmen nicht, aber man kann einige ihrer Eigenschaften erschließen.

Ich hatte dazu Ende Dezember ein kleines Twitter-Experiment durchgeführt. Auf einen Test-Tweet von mir hatten drei Helfer*innen drei Antworten geschrieben: Eine, die wir “Kontroll-Antwort” genannt hatten, eine “Troll-Antwort” und eine “harmlose Antwort”. Möglichst viele weitere Nutzer habe ich dann gebeten, auf die Troll-Antwort zu antworten, die harmlose Antwort  mit einem “Like” zu versehen, und die Kontroll-Antwort komplett zu ignorieren. Aktuell verzeichnet die Troll-Antwort 40 Antworten, die harmlose Antwort 68 “Likes”, und die Kontrollantwort weder Likes noch Antworten. Dann hatte ich die Mitlesenden gebeten, sich auszuloggen, auf den Original-Test-Tweet zu gehen und zu schauen, welche der drei Antworten ihnen dort am weitesten oben angezeigt wurde.

Das Ergebnis war eindeutig. Bei den allermeisten wurde der Troll-Tweet (mit den seinerseits vielen Antworten) zuerst angezeigt, bei einigen die harmlose Antwort, bei den wenigsten der Kontroll-Tweet:

Balkendiagramm das anzeigt, dass der harmlose Tweet für 13% oben angezeigt wurde, der Troll-Tweet von 82.6 Prozent, der Kontroll-Tweet von 4.3% und eine nicht vorgesehene Antwort von HalleVerkehr von 0%. Insgesamt wurden dabei 23 Stimmen abgegeben.

Threads und Nutzer-Beziehungen

Natürlich muss man bei solchen einfachen Experimenten immer auf der Hut sein, ob man nicht irgendwelche Effekte oder Einflüsse übersieht. Tatsächlich war bei den Experimenten durchaus mehr als ein Lerneffekt im Spiel. In der ersten (hier nicht verlinkten) Version hatte ich alle drei Antworten selbst geschrieben; dort hatte die Reihenfolge des Schreibens den größten Einfluss. Das ist nachvollziehbar, da Antworten eines Autors direkt auf eigene Tweets meist einen Twitter-Thread erzeugen sollen, der linear gelesen wird. Dass Twitter diesen Umstand bei der Anordnung von Antworten berücksichtigt, ist plausibel.

In der zweiten Version des Experiments hatte es etwas gedauert, bis wir mitbekommen hatten, dass es einen Unterschied macht, ob man bei Twitter eingeloggt ist oder nicht. Der Algorithmus orientiert sich, auch das ist plausibel, daran, mit welchen anderen Benutzern wir wechselwirken – auf wen wir antworten, wem wir folgen, wer uns folgt – und sortiert die Antworten entsprechend. Das erwies sich bei der Reihenfolge der angezeigten Antworten als dominanter Faktor. Mit der Bitte, die Nutzer*innen sollten sich vor der Auswertung ausloggen, haben wir versucht, diesen Teil des Algorithmus auszuschalten. Ich vermute, kann es aber natürlich nicht beweisen, dass im nicht-angemeldeten Zustand derselbe Teil des Twitter-Algorithmus zum Tragen kommt, der auch sonst Antworten von Nutzer*innen sortiert, mit denen wir bislang noch nicht interagiert haben.

Geht Twitter nach dem Inhalt?

Gibt es noch weitere Faktoren? Geht Twitter eventuell nach bestimmten Schlüsselworten in den Antworten? Bei den aufgebrachten Antworten auf die Troll-Antwort waren die Nutzer*innen jedenfalls sehr kreativ und haben ihren parodistischen Adern freien lauf gelassen. Aber vielleicht war gerade das das Problem? Vielleicht zählt nicht die bloße Zahl der Antworten, sondern deren Inhalt, und Schlüsselwörter, die auf Empörung hindeuten, werden gesondert behandelt?

Das sollte Version 3 des kleinen Twitter-Experiments testen. Darin war dazu aufgerufen, auf die Troll-Antwort nur künstlich neutrale Antworten wie “Dies ist eine Antwort” oder “Dies ist ein Kommentar” zu posten. Immerhin noch 14 Antworten bei der Troll-Antwort und 11 Likes bei der harmlosen Antwort kamen dabei zusammen, und wieder wurde der Tweet mit den vielen Antworten ganz oben angezeigt. (Auch die Reihenfolge, in der die drei Antworten unter dem Originaltweet eintrafen, war in Version 3 eine andere. Erst Harmlose Antwort, dann Trollantwort, dann Kontrollantwort in Version 2, und in Version 3 die Trollantwort zuerst, harmlose und Kontrollantwort in der gleichen Minute danach.)

Interaktion schafft Sichtbarkeit

Einige alternative Effekte sollten wir damit berücksichtigt haben. Sicher könnte man das Experiment unter noch kontrollierteren Bedingungen wiederholen: Komplett geskriptet, oder mit direkt dafür kreierten und daher unbelasteten Nutzerkonten. Aber auch in der vorliegenden Fassung sehe ich starke Anzeichen dafür, dass Twitter Antworten auf Tweets höherstuft und damit besser sichtbar macht, die ihrerseits zahlreiche Antworten nach sich ziehen – damit sind solche Antworten besser sichtbar als solche, die “nur” viele “Likes” bekommen haben.

Das gilt wohlgemerkt im wesentlichen für Situationen, in denen viele uns unbekannte Nutzer*innen auf einen Tweet antworten – wie das insbesondere bei Tweets von Greta Thunberg, von sonstigen bekannten Personen, von bekannteren Journalist*innen oder Politiker*innen der Fall ist. Wenn Nutzer*innen, denen wir folgen, die uns folgen oder mit denen wir anderweitig interagieren dabei sind, werden jene uns bevorzugt angezeigt.

…wie mit Trollen umgehen?

Wie sollten wir uns also verhalten, wenn wir gerade bei konstruktiven Themen destruktiven Diskussionsverläufen vorbeugen, konstruktiven Beiträgen möglichst viel Aufmerksamkeit verschaffen, sprich: wenn wir möchten, dass Twitter als Kommunikationsmedium möglichst gewinnbringend für die öffentliche Auseinandersetzung eingesetzt wird?

Wir sollten auf alle Fälle nicht auf besonders provozierende Kommentare hereinfallen und empört darauf antworten. Don’t feed the troll. Jedesmal, wenn wir das tun, tragen wir dazu bei, dass anderen Menschen jene Kommentare besonders prominent angezeigt werden. Besser ist es, Menschen, die den Eindruck machen, als würden sie nicht konstruktiv zur Diskussion beitragen würden – also deren Antworten aller Wahrscheinlichkeit bewusst provozierend, bewusst ablenkend oder auf Krawall gebürstet sind – zu ignorieren oder gleich, Twitter bietet diese Möglichkeit ja, zu blockieren.

Andererseits gibt es noch die positive Seite. Wenn wir konstruktiven Antworten verdient mehr Aufmerksamkeit verschaffen wollen, reicht es nicht, auf “Like” zu drücken. Wir sollten darauf eingehen, sei es mit einem zustimmenden oder einem kritischen Kommentar, sei es mit einer konstruktiven Ergänzung. Das ist auch und gerade wichtig, wenn wir die Antwort sachlich für völlig falsch halten – dann sollten wir mit sachlichen Gegenargumenten darauf antworten.

Einbahnstraße Filterblase?

Zieht man sich mit diesem Vorgehen in die berühmt-berüchtigte, aber bei genauerer Betrachtung weitgehend mythische Filterblase zurück, in der man dann nur noch unter Gleichgesinnten ist?

Erstens verkennt das die Größenskalen. Selbst die Trolle wird man auf diese Weise nur unvollständig los. Gerade unter den erwähnten Tweets von Prominenten, Medienvertretern, Politiker*innen wird man selbst bei konsequentem Blocken mit einiger Wahrscheinlichkeit immer wieder auf neue, noch nicht geblockte Trolle stoßen.

Zweitens besteht die Gefahr deswegen nicht, weil es ja darum geht, nach der Art und Weise der Kommunikation vorzugehen und nicht nach ihrem Inhalt. Keine legitime Meinungsäußerung zwingt einen, mit Beleidigungen, Unterstellungen, Falschaussagen und Verzerrungen zu operieren oder es anderweitig darauf anzulegen, andere möglichst effektiv zu verletzen. Keine legitime Meinung geht verloren, wenn wir Beleidigungen, Unterstellungen, Falschaussagen und Verzerrungen konsequent aus unserer Timeline verbannen.

Natürlich ist das in der Praxis nicht so einfach, wie man es abstrakt hinschreiben kann. Man muss sich bewusst sein, dass man bei jedem kontroversen Thema vermutlich der “eigenen Seite” mehr zu verzeihen bereit ist als der “Gegenseite” – das liegt in der Natur der Sache. Auch “Tone Policing” sollte man vermeiden, also angemessen berücksichtigen, dass Menschen, die von einem bestimmten Thema persönlich betroffen sind, allein deswegen schon heftiger reagieren als nicht direkt Betroffene, und dass es perfide ist/wäre, ihnen daraus einen Strick zu drehen, in diesem Zusammenhang hier: sie zu blocken.

Solche Ambiguitäten und potenzielle Fallstricke hat aber nun einmal jeder Versuch, sich angemessen zu verhalten. Auch in diesem speziellen Anwendungsfall ist das wichtige, dass man es immer wieder versucht – Trolle blockieren und andererseits diejenigen unterstützen und auf diejenigen Eingehen, die konstruktiv diskutieren. So können wir dazu beitragen, öffentliche Diskussion auf Twitter zu versachlichen, konstruktiven Debatten mehr und Trollverhalten weniger Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Mehr Rationality Storm, weniger Shitstorm.

 

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

73 Kommentare

      • @Wied: “… das aus dem Munde Gottes kommt.”

        Richtig, die Darstellung der Schöpferkraft menschlicher Kommunikation, die noch viel mehr sein könnte, wenn Mensch die Symptomatik/wettbewerbsbedingte Unwahrheit des geistigen Stillstandes seit der “Vertreibung” überwinden würde.

  1. “Wissenschaftskommunikation” – Es gibt aber Blogger, die daraus ihre zweifelhafte Geschäftsidee gemacht haben und dafür manipulieren, lügen und diffamieren, wenn schwierige Kritik auftaucht. Da sitzt also das Problem des Trollens auf eurer Seite und erweitert den Begriff Machtmissbrauch!?

    • Ich kann mir zwar vorstellen, dass ich die Beispiele, die Sie da im Hinterkopf haben, gänzlich anders einschätze als Sie, aber eine Ebene höher lässt sich “Füttert keine Trolle” natürlich auch auf andere Medien/Kommunikationsformen erweitern: Keine reißerischen Artikel aus Zeitungen und keine schlechten Blogbeiträge verlinken; lieber gute Beiträge verlinken und konstruktiv kommentieren als schlechten Beiträgen durch Empörung zu Reichweite verhelfen.

  2. Ich verlinke nicht und zitiere keine reißerischen Artikel. Meine konstruktiv-konträren Beiträge, werden geblockt, und die deshalb berechtigt-empörten dienen der noch schlechteren Darstellung als sie gedacht sind.

  3. Also , bedenklich ist schon einmal die Einteilung in Trolle und normale Menschen. Das hat so etwas Absolutes, wie Christen – Heiden, Arier- Untermenschen, Kluge – Dumme.

    Gefüttert müssen wir alle werden. “Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt”.
    So steht es geschrieben in der Bibel.

    Also , so ein Blog ist keine Einsiedelei, die lebt von der Teilnahme der Mitkommentatoren. Und wie es sich zu einem richtigen” Klatsch” gehört, da gibt es kluge, nachdenkliche Beiträge, da gibt es reißerische Großsprecherei, und es gibt die Beiträge, die man nach dem letzten Buchstaben schon wieder vergessen hat.
    Also. auf die Mischung kommt es an.
    Der Troll ist notwendig, damit die Vernüftigen zur Geltung kommen.
    Ralph Dahrendorf hat es so gesagt : Die Gesellschaft braucht Außenseiter !

    • Eigentlich steht im Haupttext doch recht deutlich, dass es nicht um Blogs geht, sondern um Twitter (und analoge Soziale Medien) und deren Sortieralgorithmen samt der Frage, wer wann wieviel Aufmerksamkeit bekommt, oder? In den beschriebenen Fällen sorgen die Trolle dank Sortieralgorithmus wie beschrieben dafür, dass die Vernünftigen *nicht* angemessen zur Geltung kommen.

      “Troll” ist eine Kurzform für eine bestimmte Art von Verhalten. (Und dass die Abgrenzung manchmal problematisch ist, thematisiere ich im Haupttext ja durchaus.) Menschen darf man innerhalb bestimmter Grenzen legitim je nach ihrem Verhalten ungleich behandelt, insbesondere wenn das Verhalten nach seinen Konsequenzen beurteilt wird. Diesen Umstand mit Diskriminierung in einen Topf zu werfen, deren wesentliche Ungerechtigkeit darin besteht, dass Menschen für angeborene Eigenschaften oder für ihre Überzeugungen (ungeachtet derer Konsequenzen) ungleich behandelt werden, ist eine höchst problematische Grenzverschiebung, die tatsächliche Diskriminierung verharmlost.

      • Troll ist meiner speziellen Erfahrung nach die Vorverurteilung zu noch mehr UNGERECHTFERTIGTEN Bezeichnungen wie Verschwörer, Antisemit, Unmensch!

        • Dann ist Ihre spezielle Erfahrung nach wiederum meiner Erfahrung nach nicht verallgemeinerbar. Ich verwende das Wort als kurze Bezeichnung für Menschen, die eine Diskussion sprengen, künstlich anheizen oder anderweitig zum Entgleisen bringen wollen, sprich: die durch ihr Verhalten (mit Schwerpunkt auf Dingen wie unsachlichen Provokationen, Beleidigungen oder Unterstellungen) den konstruktiven Teil einer Diskussion stören, ohne selbst konstruktiv dazu beizutragen. So oder ähnlich kenne ich das Wort auch aus anderen Kontexten.

  4. Wenn ich das richtig verstehe (ich kommuniziere nicht auf Plattformen wie Twitter, Facebook & Co.), dann ist der Troll doch wohl eher der Betreiber der Algorithmen???

    • Überhaupt finde ich es sehr merk- und denkwürdig wieso der Separatismus sich dermaßen autoritär versucht durchzusetzen, gegen ein vorhergesagtes Symptom der nun “freiheitlichen” Kommunikation, wo das Internet doch soviel Möglichkeiten bietet.

      • Warum schon wieder Kampfbegriffe wie “autoritär”? Bei Kommunikation ganz ohne Regeln, oder mit den hier genannten Algorithmen, setzen sich die größten Schreihälse bzw. diejenigen mit den empörendsten Beiträgen durch. Warum reagieren Sie so abwehrend auf Versuche, stattdessen dafür zu sorgen, dass Empörungs-Generatoren weniger und konstruktiv beitragende mehr Aufmerksamkeit bekommen? (Und nein, der Betreiber ist nicht derjenige, der absichtlich unkonstruktive Beiträge dazu gibt, in dem Sinne: der Troll. Der Betreiber hat vermutlich ein abstraktes Modell, dass viel Interaktion offenbar Inhalte signalisiert, die viele Menschen interessieren, und die man deswegen prominenter zeigen sollte. Das ist nur leider zu kurz gedacht.)

  5. Da ich bei Twitter nicht “eingetragen” bin, kann ich zu diesem Thema wenig sagen. Trotzdem eine Frage:

    Was ist der Unterschied zwischen “Trollen” und eine “andere Meinung haben”? Vor allem bei politischen Themen kann es zu einem Sachverhalt unterschiedliche Ansichten geben. Was in einem Forum Konsens ist, kann in einem anderen Forum als “Trollen” oder “Derailing” angesehen werden.

    Gruss
    Rudi Knoth

    • Wie es im Haupttext steht: “Keine legitime Meinungsäußerung zwingt einen, mit Beleidigungen, Unterstellungen, Falschaussagen und Verzerrungen zu operieren oder es anderweitig darauf anzulegen, andere möglichst effektiv zu verletzen. Keine legitime Meinung geht verloren, wenn wir Beleidigungen, Unterstellungen, Falschaussagen und Verzerrungen konsequent aus unserer Timeline verbannen.”

      Dass es dabei Unschärfen gibt und das, klar, manche Menschen ähnliches Verhalten wie hier vorgeschlagen versuchen werden zu nutzen, um anderen Meinungen weniger Aufmerksamkeit zu verschaffen: klar, solche Fälle wird es geben. Das sollte diejenigen, die versuchen, konstruktive Diskussionen zu stärken, nicht von ihrem Ziel abbringen.

    • Was Trollen ist, ist eigentlich recht klar :
      Es wird vom Thema weggegangen, es wird unsachlich, es kommt teils zu logischen Fehlschlüssen und es wird wiederholt, also Redundanz erzeugt, es soll überredet, nicht überzeugt werden, die Sachdiskussion soll (!) geschädigt werden, persönliche Angriffe runden sozusagen ab.

      Wobei aus diesseitiger Sicht moderates Trollen sozusagen nicht schlecht sein muss, als rhetorisches Mittel sozusagen, es kommt dann auf den Stil an, es darf vor allem humorig bleiben oder sonstwie zum Nachdenken anregen, es soll nicht bösartig werden.

      Bloßen Widerspruch als Trollen zu bezeichnen könnte als Trollen verstanden werden, haha, nein, besser nicht, derart vorzugehen und den Meinungsgegner gar als Troll zu personifizieren, ist einfach nur schlecht.
      Selbst wenn der Meinungsgegner sich als Troll auszuzeichnen scheint, kann er bei anderem Thema wieder vernünftig werden.

  6. Autoritär ist die “neue” wachsende Recht-/Gesetzmäßigkeit des “freiheitlich”-intriganten/wettbewerbsbedingten “Liberalismus” auf konfusionierter Sündenbocksuche, im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistischen Faschismus im geistigen Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung) – dieser Hinweis auf die hierarchisch-funktionale Bewusstseinsbetäubung im “Zeitalter der Kommunikation” musste im Sinne der eindeutigen Wahrheit noch sein.

    • An der Stelle haben wir dann offenbar eine sehr unterschiedliche Sicht der Dinge. Wenn ich diese Ihre Formulierungen lese, dann scheint mir deutlich wahrscheinlicher, dass die Menschen, mit denen Sie entsprechende Erfahrungen gemacht haben und die Sie hier verunglimpfen, für sich die Entscheidung getroffen haben, dass derart konfuse Anwürfe wie jene in Ihrem Beispiel kein konstruktiver Diskussionsbeitrag sind, und Sie dann in der Tat als Troll eingestuft und Ihren Wirkungsbereich entsprechend eingeschränkt haben.

      • “Wirkungsbereich eingeschränkt” 😏 wenn’s nur so wäre, aber nein, die Person hat auf Kosten meiner ihren Wirkungsbereich aufs Übelste erweitert.👎

  7. Nein, das ist falsch.
    Das fing mit einer Kontroverse um die richtige Interpretation der Bibel und des Glaubens an, also einem Jahrtausende währende Wirkungsbereich der Unwahrheit, die Basis aller derzeitigen “Demokratien”.
    Dieses Dogma ist offenbar unverrückbar, man ist entweder dafür oder in wettbewerbsbedingter Manie dagegen.

    • Ich sehe mich in meiner oben geäußerten Einschätzung bestätigt. Insbesondere die Dichotomie, bei der Menschen entweder für das sind, was auch Sie vertreten, oder mit der Zuschreibung “wettbewerbsbedingter Manie” abqualifiziert werden, scheint mir ein deutliches Zeichen, dass Sie sich offenbar bereits aus dem Bereich herausbewegt haben, in dem noch eine echte Diskussion möglich wäre, in deren Rahmen Sie auch Ihre eigene Haltung hinterfragen würden.

  8. Ist denn der Wettbewerb nicht aus der “Aufklärung” entstanden, und somit der Glaube an eine Sinnhaftigkeit von zufälliger Einmaligkeit für das Nichts?
    Mit genauer Betrachtung der Bibel und der vernunftbegabten Realität unseres “Zusammenlebens”, ja, da ist Manie, in hauptsächlich Bewusstseinsbetäubung, auch auf der anderen Seite zu erkennen, was reichlich Diskussionsstoff …!?
    Allerdings nicht in diesem Blog “relativ einfach” 😏

  9. Markus Pössel,
    Aha, es geht nicht um das Blogportal hier, sondern um twitter.
    Als “Nichttwitterer”sollte ich da gar nicht mehr mitreden, aber mich interessiert schon , wie bei twitter “Einfluss” genommen wird. Geschieht das automatisch nach bestimmten Suchbegriffen, Kraftausdrücken, oder liest da jemand mit und entscheidet intelligent, wie man Stimmung erzeugt.
    Ich möchte Sie ermutigen und die versuche erneut durchzuführen, aber dabei die Suchbegriffe, Kraftausdrücke rechtschreiblich falsch zu schreiben, damit man erkennen kann, ob da automatisch gelenkt wird oder eine Person dahinter steckt.
    Anmerkung: Bei dem Wort “Troll” habe ich rot gesehen, weil in einem benachbarten Portal zeitweise Trolle zum Abschuss freigegeben wurden (bildhaft gesprochen)

    • Haben Sie den Blogbeitrag oben gelesen? Da steht ja durchaus drin, dass Version 3 des Experiments Kraftausdrücke und ähnliches bewusst durch neutrale Antworten wie “Dies ist eine Antwort” ersetzt hat. Und nein, allein schon vom Volumen her liest dort niemand mit, sondern da ist ein Algorithmus am Werk. Siehe eben den obigen Blogbeitrag.

  10. Markus Pössel,
    gerade habe ich gegoogelt, was denn Twitter eigentlich ist. Mein erster Eindruck war, da hat jemand die Seite “Leserbriefe” ins Internet gestellt.

    Gut finde ich, dass alles in Echtzeit stattfindet, auch gut ist, dass der Autor seine Artikel löschen kann
    eine zweischneidige Sache ist, dass der Blogbetreiber die Artikel sortiert und zensieren kann.
    Da stellt sich mir die Frage, wer kontrolliert Twitter ?

    Das war jetzt ein Beitrag von jemand der keine Ahnung von Twitter hat , das war nur der erste Eindruck.

    • Es gibt bei Twitter keinen “Blogbetreiber” als solchen, sondern lediglich Twitter als Firma – und die macht sich Gedanken darüber, welche der unübersichtlich vielen Nachrichten den Nutzer*innen wie prominent angezeigt wird. Ich sehe darin per se erst einmal keine Zensur. Aber die (automatisierten) Sortierungen haben, wie gesagt, in einigen Situationen den Effekt, dass sie konstruktive Beiträgen weniger Aufmerksamkeit geben als Beiträgen, die Empörung hervorrufen.

  11. @Pössel

    Wie oben von mir schon geschrieben: “wo das Internet so viele Möglichkeiten bietet” – Warum? Haben sie einen Auftrag? Oder ist das …?
    Blume hat sich auch mit viel Theater zurück gezogen!

    • Aus meiner Sicht eine recht konfuse Antwort, mit den Ellipsen und Andeutungen. Weder der Vergleich mit Michael Blume noch die Charakterisierung von dessen Rückzug als “mit viel Theater” erschließen sich mir. Aber wenn das die Art und Weise ist, in der sie sich dort an Diskussionen beteiligt haben, wo Sie dann letztlich “Hausverbot” o.ä. bekamen, wundert mich nicht, wenn Ihre Beiträge z.B. vom Blogbetreiber nicht als konstruktiv gesehen wurden. Wenn hier zum Thema des Blogbeitrages nichts konstruktives / neues von Ihnen mehr kommt würde ich Sie in der Tat auch bitten, hier von weiteren Kommentaren abzusehen.

    • Wie es oben im Haupttext ja auch steht – eine neutrale Antwort war eine Twitter-Antwort, in der lediglich so etwas stand wie “Dies ist eine Antwort”. Kein wirklicher Inhalt, daher für den Sortieralgorithmus auch nicht nach inhaltlichen Kriterien (z.B. mit dem Versuch, kontroverse Diskussionen nach Schlagworten zu sortieren) greifbar.

    • Aussagen ohne Ellipsen, kryptische Andeutungen, abwertende Vergleiche, Unterstellungen etc. hätte mir in punkto “Konstruktives” schon gereicht. Wie gesagt: Um die Art zu diskutieren geht es bei dem Thema hier.

  12. Und mir geht’s darum, dass man Twitter, Facebook & Co. so lässt wie sie sind, aber auf einer anderen Plattform, wenn nötig auch geschlossen mit Auswahl (was ich allerdings nie nötig finde!).
    Wenn diese Welt ohne wettbewerbsbedingte Symptomatik wirklich-wahrhaftig vernünftig kommuniziert, dann braucht niemand oberlehrermässig mit den gewohnten Methoden der intriganten Beeinflussung agieren, denn dann ändert sich eh endlich unsere Kommunikation völlig.

  13. Und was die “neuen Rahmenbedingungen” angeht: Im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistischen Faschismus, ist der Rahmen unserer Kommunikation immernoch kapitulativ-konfusionierter konsum- und profitautistischer Wettbewerb in Ausbeutung und Unterdrückung zum Wohle der Symptomatik in “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei”, auch wenn dies unter dem Deckmantel “freiheitlich” und “gesundes” Konkurrenzdenken läuft.

    Es ist Propaganda der Dummheit/des geistigen Stillstandes in gleichermaßen/hierarchisch-gepflegter Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und “Individualbewusstsein”, dass unsere Vernunftbegabung nicht in einem anderen Verantwortungsbewusstsein OHNE … gestaltet werden könnte!

  14. Und was “Hausverbot” angeht: Blume pflegt eine “Kommunikation”, in der er der Sortieralgorithmus ist, wo es dann sein kann, das er KONSTRUKTIVE Beiträge weglässt, die Empörung darüber aber auf übelste Art für seine ausbaut. Wenn sie das in Ordnung finden, naja, dann wundert mich das auch nicht mehr.

    • Wenn wir einfach mal beim Diskussionsstil bleiben, um den es im Haupttext ja gerade geht: Diese Mischung aus Masse (jetzt gerade drei Kommentare hintereinander), Unterstellungen (“Wenn Sie das in Ordnung finden”), beleidigenden Formulierungen (“oberlehrermäßig”) ist genau das, was Ihre Beiträge hier nicht konstruktiv macht. Wenn Sie darauf aus sind, hier jemanden von Ihren Ansichten zu überzeugen, stellen Sie es in dieser Hinsicht gerade denkbar ungeschickt an. Bei Michael Blume gehe ich davon aus, dass er – genau so wie ich hier – nach besten Kräften versucht, die Diskussionen unter seinen Blogbeiträgen einigermaßen konstruktiv zu halten. Wenn Sie dort im gleichen Stil geschrieben haben wie hier, dann wundert mich nicht, wenn er betreffende Beiträge nicht freigeschaltet hat. Ich möchte den Austausch mit Ihnen, den ich für sehr unfruchtbar halte, übrigens auch nicht weiterführen. Lassen wir es bitte jetzt dabei beruhen.

  15. Das erinnert mich daran, dass ich in meinen Twitter-Anfangszeiten mich mal mit ein paar Twitterfreund/innen verabredet habe, in Blogs gezielt auch positive Kommentare zu hinterlassen. Wir kommentieren meist, wenn wir Einwände haben, dabei ist es für die Autorin oder den Autoren mindestens genauso interessant, welcher Aspekt des Blogposts uns positiv aufgefallen ist.

    Ähnlich scheint die bessere Strategie auf Twitter zu sein, einem umstrittenen Tweet direkt zuzustimmen, als auf destruktive Kommentare negativ zu antworten.

    • Wir kommentieren meist, wenn wir Einwände haben, dabei ist es für die Autorin oder den Autoren mindestens genauso interessant, welcher Aspekt des Blogposts uns positiv aufgefallen ist.

      Ganz genau, Herr Dr. Joachim Schulz, positives Feedback kommt oft zu kurz, weil die Negativ-Kritik reizvoller scheint.
      Schade eigentlich, aber hier kann sich wohl niemand freisprechen, Dr. Webbaer versucht immer wieder auch positives Feedback zu geben, wie beispielsweise auf Ihre kleine Einschätzung hier.

      MFG + weiterhin viel Erfolg
      Dr. Webbaer

  16. Zu Hass/Dummheit in den Sozialem Medien/Twitter
    Das ist doch, als würden sie einen Brunnen auspumpen wollen, der vom Hochwasser überflutet wird. Diese Sozialen Medien sind doch ein Spiegelbild dieser Gesellschaft, dieser Troll Gesellschaft. Sie selbst ordnen Medienvertreter, Prominente, Politiker auch unter Trolle ein, was ich teile, wenn ich Diskussionen im TV verfolge. Oft geht es doch nicht um die Sache, sondern um die reine Selbstdarstellung um die Werbung für sich als Markenprodukt. Man will auffallen, sich verkaufen, psychologisch gesehen sucht man Anerkennung seines eigenen kleinen Egos. Falschaussagen, Lügen, Beleidigungen, Unterstellungen finden sie überall in dieser Gesellschaft, sie gehören zum Alltag. Warum sollte das in den Sozialen Medien anders sein ?

    • Nein, etwas anders ist es schon. Auch auf den Sozialen Medien gibt es so etwas wie den “engeren Bekanntenkreis” (Follower und Menschen denen man selbst folgt); zumindest dort sind die Chancen auf konstruktive Diskussionen recht hoch, wie in Ihrem Offline-Bekanntenkreis ja hoffentlich auch. Prominente, Politiker etc. ordne ich ausdrücklich *nicht* unter Trolle ein, aber das sind diejenigen Nutzer, in deren Umfeld man auf den Sozialen Medien zwangsläufig auch viele Menschen außerhalb des eigenen Bekanntenkreises antrifft – weil solchen Leuten viele Menschen folgen, und auch auf ihre Tweets reagieren. Worum es in diesem Blogbeitrag konkret ging war die Frage, wie man die negativen Aspekte dieses erweiterten Schreiber-Kreises (nämlich dass da dann auch zum einen statistisch, zum anderen gezielt, Aufmerksamkeitssuchende, insbesondere Trolle anzutreffen sind) durch das eigene Verhalten abmildern kann – sprich: wie man den konstruktiven Beiträgen, die in dem breiteren Umfeld ja durchaus auch anzutreffen sind, größere Sichtbarkeit verschafft.

  17. Danke für den Post!
    Die Frage, die mich immer umtreibt, ist die ob Trolle wissen, was sie tun, oder ob sie gar nicht anders können.
    Aber einhegen wird man sie irgendwie müssen, wenn nicht jede Diskussion gesprengt werden soll.

    • Teils-teils, würde ich denken. Einige sind sicherlich davon überzeugt, dass sie da nur eine andere Meinung äußern und bekommen nicht mit, auf wie destruktive Weise sie das tun. Bei den meisten Beispielen, die mir einfallen, dürfte schlicht Ärger im Spiel sein – gepaart mit einer Haltung “wir gegen die”, bei der jegliche Aggression und jegliches “der Gegenseite eins reinwürgen” als legitim gesehen wird.

  18. #Pössel 12:43 Uhr

    Es ist wie immer: Erst kommt die Ausbeutung, dann wieder die Unterdrückung. Und wenn die kreislaufende Schose wieder blutig eskaliert, dann wird ein Sündenbock(e) gesucht, während sich die verursachenden “Eliten” wieder einordnen und aufs “Neue” die Kommunikation sortieren – gerade erst hat das Internet Freiheit und Wahrheit versprochen, da kommen auch schon wieder die Jünger des geistigen Stillstandes seit der “Vertreibung aus dem Paradies” ins Spiel.

    • Da machen Sie es sich aus meiner Sicht deutlich zu einfach. Algorithmen, die Antworten mit dem größten Empörungspotenzial besonders viel Aufmerksamkeit verschaffen, fördern keine freie und auf Wahrheitsfindung ausgerichtete Diskussion – sie behindern Sie. Genau darum ging es in meinem Blogtext.

  19. “Konstruktive Wahrheitsfindung” – mit Systemrationalität/Algorithmen die es schon den Nazi-Eliten einfach gemacht hat eine UNVERARBEITETE Gesellschaft auf heuchlerischen Niveau zu pflegen!?

    • Und weil es im Grunde scheissegal ist ob ich mehrere oder einen langen Beitrag schreibe: Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Wir leben im “Zeitalter der Kommunikation” mit allen denkbaren …losigkeiten “zusammen”, und Kommunikation ist vor allem ein Geschäft, weil die konfusionierende Überproduktion von Kommunikationsmüll, in allen Bereichen, der Vernunft oberste Priorität zum Wohle des Systems ist!?

    • Viel einfacher. Konstruktiv im Sinne von: Auf die Sache gerichtet. Ohne Beleidigungen und Unterstellungen, ohne Verfälschungen dessen, was der oder die andere gesagt hat. Nicht nur eine Polemik nach der anderen ‘rausballern, sondern auf die Argumente des/der anderen eingehen.

  20. Welche Argumente, Herr Pössel???

    Querdenker hat absolut recht, wir sind eine Trollgesellschaft und produzieren alle nur Kommunikationsmüll, solange bis wir anfangen eine Welt- und Werteordnung OHNE Lügen, Intrigen und Erpressung zu gestalten!!!

    • Im konkreten Falle wäre ein Argument, auf das Sie eingehen könnten, zum Beispiel: Das Experiment legt nahe, dass auf Twitter diejenigen Antworten auf einen Tweet vom Algorithmus hervorgehoben werden (und damit Aufmerksamkeit bekommen), die besonders viel Empörung verursachen und daher ihrerseits viele Antworten generieren. Daher sollten wir uns auf Twitter bemühen, uns so zu verhalten, dass konstruktive Tweets dem gleichen Mechanismus nach mehr Aufmerksamkeit erhalten. – Darauf gehen Sie überhaupt nicht ein, sondern treffen hier in einem fort sehr allgemeine/pauschale Aussagen, ohne jene zu belegen. Eine Aussage “wir […] produzieren alle nur Kommunikationsmüll” wirft diejenigen, die sich in einem fort in Beleidigungen und Unterstellungen ergehen in einen Topf mit denen, die sich um echte Diskussion (mit dem Eingehen auf Argumente der Mitdiskutierenden) bemühen. Unfair und absurd, aber natürlich auch sehr bequem – erfordert kein echtes eigenes Nachdenken als Reaktion auf das, was andere schreiben, sondern man spult einfach sein “Standardprogramm” ab. Ego-streichelnd ist es natürlich auch, wenn man sich nur darüber ereifert, wie blind/doof/uneinsichtig alle außer einem selbst (oder der eigenen In-group) doch sind.

      • Faszinierend zu lesen, wie der Teilnehmer hto sogar so eine mustergültig rationale, beherrschte und reflektierende Person wie Markus Pösel langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Auch ich versuche bei solchen Diskussionen immer sachlich und in Wertungen zurückhaltend zu bleiben. Hier hätte ich schon lange aufgegeben. Ich frage mich, ob das nicht die eigentliche Strategie der Trolle ist: die vernünftig und sachlich argumentierenden Personen in einen “futile cycle” zu binden, sie dazu zu bringen unendlich viel Zeit und Energie in letztlich fruchtlose Arbeit zu verschleudern.

        • Danke für die impliziten Blumen. Das mit dem “futile cycle” kann natürlich sein. In diesem Falle hatte ich aber tatsächlich den Eindruck, dass der- oder diejenige es ernstmeint.

  21. hto,
    die Gesellschaft(en) sind in sich widersprüchlich. In England haben wir die Königin Elizabeth, die ist zugleich das weltliche Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Ist sie deswegen heilig ?
    Der Sänger Unheilig, ist der unheilig ?
    Regen wir uns auf, wenn Speisereste vernichtet werden müssen, weil es die EU so beschlossen hat ? Regen wir uns über die Außenpolitik auf, weil wir zu einem Bündnissystem gehören und das Bündnis anders entscheidet als wir wahrhaben wollen ?

    Die Realität ist viel zu komplex, als dass man sie mit einem Glaubensbekenntnis ändern könnte.

    Und wer soll denn unterscheiden zwischen Lüge und Wahrheit?
    In der Politik geht es um Interessenausgleich und um ein Kräftegleichgewicht.
    Um die Werteordnung wird ständig neu gerungen. Z.B. die Deckelung der Mietpreise. Die Ärzte streiken gerade, die warten nicht auf die Endzeit des Sozialismus.
    Komm mal heraus aus deinem Turm und krämple die Ärmel hoch.

      • Zur Info: Nachdem von hto dann in der Tat in zwei weiteren Kommentaren kein Eingehen auf meine Argumente kam, sondern etwas, das ich nur als Herumgeschimpfe bezeichnen kann, schalte ich seine Kommentare ab jetzt erst einmal nicht mehr frei.

  22. Zu H. Wied
    “Die Realität ist zu komplex”, ja, aber sie hat aber gewisse Strukturen. Im Prinzip geht es immer um Einfluss, Manipulationen, Lobbyismus, Daxwerte, Verkaufszahlen, Macht. Auch die Sozialen Medien sind davon betroffen, wo man durch Manipulationen Menschen beeinflussen bzw. steuern kann in dem man zum Beispiel nach den Twitter-Kriterien sortiert, wenn ich das richtig verstehe. Sortierung= Zensur= Beschneidung der Meinungsfreiheit = Abwertung von Meinungen anderer durch die Bezeichnung :Trolle. Was für ein Troll bin ich, wenn ich behaupte dass meine Meinung die einzige Wahrheit ist und die anderen nur Trolle sind ? Soviel Trollheit gab es nicht mal in der DDR.
    Diese König Elisabeth ist in diesen Machtspielen bestenfalls eine Marionette, die Karten werden woanders gemischt.

    • Sie ignorieren aus mir unerfindlichen Gründen den Unterschied zwischen Inhalt und Diskussionsstil. Wie hier bereits geschrieben: Wer in den Sozialen Medien auf Beleidigungen, Unterstellungen, Verdrehung von Aussagen anderer setzt und nicht auf Argumente der anderen Beteiligten eingeht, diskutiert nicht konstruktiv. So jemanden in Kurzform als Troll zu bezeichnen, halte ich für legitim – genau jene Bedeutung hat das Wort ja in diesem Kontext. Wenn Sie all das ignorieren und so tun, als ginge es um Beschneidung der Meinungsfreiheit oder gar um Zensur dann ignorieren Sie diese Aspekte völlig. Es sei denn, Sie sind der Überzeugung, es gäbe Meinungen, die man nur mit Hilfe von Beleidigungen, Unterstellungen und Verdrehungen äußern könnte. Ist das aus Ihrer Sicht so? Und ja, selbstverständlich gibt es da Graubereiche. Einen davon, Tone Policing, habe ich oben angesprochen. Aber zu deren Gunsten zu ignorieren, dass es auch klar gelagerte Fälle gibt, und dass man die konstruktiven Diskussionsteilnehmer unfair benachteiligt, wenn man die Aufmerksamkeit (wie es der Twitter-Algorithmus offenbar teilweise tut) den Beiträgen mit größtem Empörungspotenzial verschafft, kann es doch auch nicht sein.

  23. Querdenker,
    so ist es. Jeder versucht seine Interessen durchzusetzen. aber es gibt Lichtblicke. Es gibt noch die Idealisten, Herr Pössel sei hier mal genannt, die um der Wahrheit willen so einen blog leiten.

    Bei twitter scheint mir aber Vorsicht geboten, seit DT twittert . Da zeichnen sich doch Allianzen ab.

  24. Charakteristische Merkmale von Trollen sind Unbelehrbarkeit, Selbstüberschätzung und Selbstgefälligkeit. Die Grundlage dafür ist die Annahme und geistige Vorstellung einer erkennbaren, objektiven und absolutistischen Realität der Welt. Die Konsequenz daraus ist die Existenz und Eindeutigkeit unerschütterlicher und ewiger Wahrheiten, in deren Besitz die Trolle (und die meisten Extremisten, politisch oder religiös) zu sein glauben.

    Die Erkenntnis des Menschen funktioniert aber anders. Ein hochinteressanter und erhellender Aufsatz ist aktuell in der Rubrik “Meistgelesen auf Spektrum.de” unter dem Titel “Gehirn: unsere inneren Universen” nachlesbar. Der Kognitionsforscher Anil Seth beschreibt darin manche Eigenheiten unseres Wahrnehmungs- und Denkvermögens, auf Grund der Funktionsweisen unseres geistigen Apparates. Im Kern geht es um die Relativität der Inhalte unseres Bewusstseins.

    Das ist nichts anderes als die Relativität von Wahrheit, was vielen Menschen ein Gräuel ist. Dabei wird Relativität oftmals vorschnell mit Beliebigkeit verwechselt und deshalb diskreditiert und abgelehnt. Dabei ist diese relativistische Vorstellung der Welt alles andere als neu, denn schon Platon hat mit dem Höhlengleichnis darauf verwiesen. In der heutigen Philosophie ist es der Konstruktivismus, der diese Sicht vertritt.

    Mich erinnerte der Aufsatz an den Philosophen Hans Vaihinger, der 1911 sein Buch “Philosophie des Als-ob” veröffentlichte. Er beschreibt die Unausweichlichkeit von Fiktionen für das menschliche Leben. Damit begründete er den Fiktionalismus, der gewisse Parallelen zum Pragmatismus (Peirce, James) aufweist. Nach ihm geht es nicht primär um die Korrespondenz von (Natur)Erkenntnis und Realität als Wahrheit, sondern um die praktische Eignung von Ideen zur erfolgreichen Bewältigung und Gestaltung des alltäglichen Lebens. Selbstverständlich sind auch hier nicht beliebige Fiktionen (Märchen) gemeint, sondern Hilfsannahmen, um Lücken der Erkenntnis in geeigneter und nützlicher Weise aufzufüllen. Solche Fiktionen sind bspw. Götter, Geister, die Seele, Moral, der freie Wille, aber auch Atome und Quanten. Fiktionen könnten später durch tatsächliche Erkenntnisse modifiziert oder abgelöst werden. Sie sind im Gegensatz zu Hypothesen aber nicht darauf ausgelegt.

    Die Welt wäre sehr viel friedlicher und toleranter, wenn die Relativität vieler Wahrheiten über die Welt, teils als Fiktionen, weithin anerkannt würden. Die allgemeinen Bedürfnisse der sozialen Beachtung und Bedeutung müssten dann nicht in Beschimpfungen und Verleumdungen von Andersdenkenden, in Hass oder Gewalt gegen Andersaussehende ausgelebt werden!

    • Soweit muss man gar nicht ausholen, glaube ich. Ganz pragmatisch: Umgang mit Falschaussagen, Unterstellungen, Beleidigungen, konstruktives Eingehen auf die Argumente anderer oder nicht. Daran lässt sich das, was in meinem Haupttext mit nicht-konstruktivem Verhalten gemeint ist, gut erkennen. Über die Hintergründe kann man selbstverständlich nachdenken; für den praktischen Umgang sollte es reichen, das ganz konkrete problematische Verhalten als Kriterium zu nehmen.

    • @anton reutlinger

      „Charakteristische Merkmale von Trollen sind Unbelehrbarkeit, Selbstüberschätzung und Selbstgefälligkeit.“

      Trotzdem begreife ich mich nicht als Troll. Und Sie?

      • Wie bereits geschrieben finde ich Herrn Reutlingers verallgemeinernde Charakterisierung an dieser Stelle auch nicht wirklich hilfreich. Sinnvoller ist es, Trolle nach konkreten Verhaltensweisen zu definieren, die darauf abstellen, eine konstruktive Diskussion zu verhindern – Beleidigungen, Unterstellungen, Verschfälschungen, Unterschieben nicht getätigter Aussagen, Ablenkungen vom eigentlichen Thema und so weiter.

        • Fallacies deuten auf Trollen hin :
          -> https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_fallacies

          Es gibt ganz unterschiedliche Arten des Trollens, eher liebenswürdige und eher bösartige, eher konstruktive und eher destruktive.
          Vermutlich geht es dem werten hiesigen Inhaltegeber um bestimmte sich wiederholende Arten des Trollens, denen er als Naturwissenschaftler leider ausgesetzt ist, diese sind irgendwann, wenn sie das dankenswerterweise zur Verfügung gestellte Inhalteangebot schädigen, den Kommentarbereich und letztlich auch den Primärinhalt, zu sperren.
          Im Sonderfall sind auch personenspezifische Sperren in Betracht zu ziehen oder Vorab-Prüfung von Kommentar (wie anscheinend hier mittlerweile vorgenommen) mit wahlfreier Freischaltung – wenn auch nicht schön und den Verwaltungsaufwand erhöhend und dem sozusagen Diskurs-Fluss im Kommentariat nicht beihelfend.

  25. Zu H. Wied:
    “Bei twitter scheint mir Vorsicht geboten, seit DT twittert”.
    Da schimmert mir wieder einmal so etwas wie die alte deutsche Überheblichkeit und Arroganz durch. Konstruktiv und sachlich ist man hier in diesem Land nicht, eher troll- ig, wenn man einen demokratisch gewählten Präsidenten der andere Vorstellungen hat – als viele deutsche Schlaftabletten in der Politik – in überheblicher Manier abwertet. Deutsche Medien haben sich dieses Troll-Verhalten in bezug zu diesem Herren auferlegt wohl frei nach dem Motto: Wir wissen alles besser und am Deutschen Wesen soll die Wesen genesen. Dieser Herr hat auch getwittert, dass Deutschland seinen ,militärischen Verpflichtungen im Rahmen der Nato nicht nachkommt- Und ist das sachlich oder trollig ?

    • Vom Stil her ist Trump alles andere als konstruktiv – Falschbehauptungen, Unterstellungen, Beleidigungen, kein konstruktives Eingehen auf die Argumente anderer. Wenn Medien das zu recht als troll-artig einstufen muss man keine großartigen Theorien erfinden, warum sie das tun, und schon gar keine weiterreichenden Unterstellungen tätigen.

      • Donald J. Trump trollt unter anderem auch, er trifft so auf populistische Art und Weise Schwachpunkte seiner Gegner, meint er zumindest – und wenn nicht, soll es lustig / unterhaltsam sein.
        Inwieweit dies zu seinem Amt passt, eigentlich nicht; nun ja, die Zeiten ändern sich…

        Im Englischsprachigen wird das Trollen auch nicht immer negativ verstanden.
        Vergleiche auch mit dem ‘Prank’ und dem ‘Trash-Talk’.

        • Haben sie schon einmal gesehen, wie jemand eine konstruktive Diskussion mit Donald Trump hatte? Ich nicht. Insofern: Case in point.

          Zu “auch nicht immer negativ verstanden” – klar, wem es um Trash talk geht, darf die Trolle gerne ermutigen. Mein Beitrag bezog sich auf Situationen, in denen es darum geht, nach Möglichkeit konstruktiv zu diskutieren.

  26. Mit die wichtigste Verhaltensregel scheint zu sein: Füttert keine Trolle. Wer empört auf bewusst provokant und/oder destruktiv geschriebene Tweets antwortet, verhilft ihnen damit zu mehr Sichtbarkeit.

    Grundsätzlich : Zustimmung
    Nichts ist dümmer als auf eine dümmlich-provokante Nachricht ’empört’ zu antworten, gar beleidigend zu werden.
    Zudem bekommt der Nachrichtengebende so auch das, was er mutmaßlich wünscht, nämlich : besondere Aufmerksamkeit.

    Zum Zitierten noch vier kleine Ergänzungen :

    1.) Es ist oft nicht klar, ob ‘bewusst’ provoziert worden ist oder ob da jemand sozusagen authentisch dümmlich-provokant benachrichtigt hat.
    Eine bewusste Provokation muss oft nicht unterstellt werden.

    2.) Es gibt keine (wie gemeint personifizierten) Trolle. – Was es gibt, ist Nachricht, die trollt, eben dümmlich provoziert.
    Die Person hinter diesem Trollen soll also nicht als Troll personifiziert werden.
    Erfahrungsgemäß sind solche Personen erreichbar, wenn sie nicht in ihrer Person wie beschrieben, also als ‘Troll’, eingeordnet werden.

    3.) Meinung, die nicht gefällt, aber keine dümmliche Provokation beinhaltet, soll nicht als Trollen verstanden werden.
    Hier hat Toleranz zu walten, es kann sein, dass provokante Nachricht nicht dümmlich ist, sondern eben nur Meinung beinhaltet, die eben einigen, vielen oder fast allen missfällt.
    Hier fehlerhafterweise Trollen festzustellen schadet nur dem Diskurs.

    4.) Kritik kann rein ‘destruktiv’ sein, es gibt keine irgendwie geartete Verpflichtung für Kritiker konstruktiv zu sein.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    • Zu 1): Ich würde da nach den Auswirkungen gehen. Wer sich so benimmt, dass konstruktives Diskutieren deutlich erschwert wird, muss damit rechnen, geblockt zu werden.

      Zu 2): Sie interpretieren zuviel in den Begriff hinein. Wer stiehlt ist ein Dieb. Wer sich trollig benimmt ist ein Troll. In keinem der beiden Fälle soll das die Person als Ganzes beschreiben. In jedem der beiden Fälle ist es eine nützliche operationale Bezeichnung.

      Zu 3): Ja, ganz klar. Ich hänge die Latte für Trollerei auch vergleichsweise hoch.

      Zu 4): Klar kann Kritik destruktiv sein. Es gibt aber auch keine Verpflichtung derer, die dadurch gestört werden, dem- oder derjenigen, die sich destruktiv verhält, dafür eine Bühne zu geben.

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