ESO Supernova – das Planetarium und Besucherzentrum der Europäischen Südsternwarte ist eröffnet!

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Für all diejenigen von euch aus dem Großraum München: gestern abend war die offizielle Eröffnung des ESO Supernova Planetarium und Besucherzentrums in Garching. Die ESO Supernova ist eine Kombination aus Astronomie-Ausstellung und digitalem Planetarium – für alle, die sich für Astronomie interessieren sowie mit zusätzlichen Angeboten für Schulklassen. Das Haus der Astronomie, wo ich arbeite, ist so etwas wie die ältere Schwester des neuen Zentrums; ich konnte das Projekt daher seit den Anfangsphasen mitverfolgen und fand dementsprechend sehr spannend, jetzt den fertigen Zustand besichtigen zu können. Hier sind ein paar Impressionen. In punkto Marketing und PR arbeitet die ESO generell sehr professionell; ein guter Einstieg ist daher der Trailer zur ESO Supernova:

Das Gebäude ist der Form zweier Weißer Zwergsterne nachempfunden, die sich umkreisen, kurz davor sind zu verschmelzen und dann als Supernova zu explodieren, und deren äußere Gasschichten sich bereits als gemeinsame Hülle um beide Sterne gelegt hat. Klaus Tschira, der das Projekt initiiert hat und dessen Stiftung das Gebäude samt Inhalt als Geschenk an die ESO übergeben hat, mochte Gebäude, bei denen Form und Inhalt verknüpft sind – siehe die Doppelhelix des Advanced Training Centers in Heidelberg oder die Spiralgalaxie unseres eigenen Hauses der Astronomie. Leider konnte Tschira die Vollendung selbst nicht mehr miterleben; er war unerwartet Ende März 2015 verstorben (hier mein Nachruf).

Rampenausstellung

Die ESO Supernova, deren ersten Spatenstich im Februar 2015 er noch mit durchführte, hätte Tschira sicher gefallen. Ein großer Teil des Gebäudes ist als Ausstellung zur Astronomie konzipiert – vom Erdgeschoss führt eine breite Rampe, die sich um das gesamte Gebäude windet, in den zweiten Stock, von dort (“Halbzeit”) eine zweite Rampe wieder nach unten. Entlang der Rampe gruppieren sich die astronomischen Themen – von unserem Platz im Kosmos über das Sonnensystem bis hin zu astronomischen Beobachtungen, und von dort weiter über unsere Milchstraße und die Welt der Galaxien bis zur Kosmologie und der Evolution des Universums als Ganzes.

Die Grundinformationen sind entlang der Route auf Leuchtkästen festgehalten, einschließlich reichhaltigen astronomischen Bildmaterials. Weitere Bilder sind in beeindruckender Größe auf den Wänden aufgebracht und beleuchtet. Insgesamt kommt das reizvolle Bildmaterial auf diese Weise wunderschön zur Geltung.

Ergänzt werden die (zum Teil durchaus in die Tiefe gehenden!) Informationen auf den Leuchttafeln durch weitere Exponate: Mitmachexperimente zum Beispiel, oder interaktive Bildschirme, oder Originalteile astronomischer Instrumente. Hier ein Modell, bei dem eine Flüssigkeit und eine von Hand gedrehte äußere Kugel zeigt, wie Reibung in solcher Situation Verwirbelungen und Streifen hervorbringt – analog zu den Verwirbelungen und Streifen von Planetenatmosphären, wie sie ja z.B. bei Jupiter wunderbar sichtbar sind:

Es gibt auch die Möglichkeit, eine Rallye durch die Ausstellung zu machen – die Teilnehmer bekommen dazu eine Karte, die dann an bestimmten Exponaten per Scanner erfasst wird.

Planetarium

Ein wichtiger weiterer Teil der ESO Supernova ist das geneigte Planetarium mit 109 Sitzen. In diesem Bereich hat die Supernova schon vor ihrer Eröffnung die Wissenschaftskommunikations-Landschaft verändert: Die ESO-Öffentlichkeitsarbeit verfügt über eine gute Grafikabteilung, die sehr gut darin ist, zum einen astronomische Bilder aufzubereiten, zum anderen künstlerische Darstellungen anzufertigen. Sobald klar war, dass man mit der ESO Supernova ein eigenes Planetarium bekommen würde, begannen die Kollegen, Ganzkuppelfilme zu produzieren, die man in einem solchen Planetarium würde spielen können. Diese Filme stellten sie, wie es bei ESO-Materialien generell der Fall ist, kostenfrei zum Download zur Verfügung. Hier der Trailer für die erste ESO-Planetariumsshow, “From the Earth to the Universe”:

Ab morgen, also ab dem 28. April, ist die ESO Supernova dann auch für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich. Im Gründungsjahr 2018 ist der Eintritt kostenlos. Wer das Zentrum besuchen will, sollte online Karten für gewünschte Veranstaltungen (insbesondere Planetariumsvorführungen!) reservieren.

Alle Informationen:

https://supernova.eso.org

Weitere Berichte:

[Offenlegung: Das Haus der Astronomie (HdA) wurde ebenso wie die ESO Supernova von der Klaus Tschira Stiftung errichtet. Wir haben unsere “kleine Schwester” in vielerlei Hinsicht beraten; insbesondere hat Cecilia Scorza wichtigen Anteil an der Entwicklung des Ausstellungskonzepts und der Schülerworkshops des Zentrums. Das HdA ist Bildungspartner der ESO Supernova und außerdem Teil des ESO Science Outreach Network, in dem es die ESO beim deutschsprachigen Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.]

 

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

4 Kommentare

  1. Nun das ist ein guter Tipp. Ich wohne hier in München. Und mit der U6 kommt man ja bequem hin.

    @Frank Schmidt:
    Gibt es noch Udo am Grossneumarkt?

  2. Dana (eingewanderte Amerikanerin) und ihr deutscher Ehemann Stefan waren im ESO Supernova Planetarium und haben heute ein Youtube-Video für Dana’s Serie “Wanted Adventure Living Abroad” online gestellt. Das ist natürlich eher ein Video von Einsteigern für Einsteiger, aber sie waren begeistert: https://www.youtube.com/watch?v=Sg98kZtL1Yc

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