Chemie-Tourismus auf den Spuren von Robert Bunsen in Heidelberg
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Robert Bunsen und Gustav Kirchhoff verdanken wir die Chemie der Sterne: mit der von ihnen erfundenen Spektralanalyse kann man dem Licht der Sterne ansehen, woraus diese Himmelskörper bestehen. Die Hintergründe hatte ich vor einigen Monaten in Die Chemie der Sterne und die Bedeutung der Spektrallinien beschrieben. Gestern und heute war ich nun endlich auf den Spuren von Bunsen in Heidelberg unterwegs.
Retorten und Brennervielfalt
Einige direkte Spuren in Form einer kleinen Ausstellung gibt es im Hörsaalzentrum Chemie auf dem Uni-Campus im Neuenheimer Feld. Dort sind, etwas abseits von den eigentlichen Hörsälen, ein paar Vitrinen mit Ausstellungsgegenständen aufgestellt:
Einige der Ausstellungsgegenstände sind jüngeren Datums; zumindest weiß ich jetzt endlich, wie eigentlich eine Retorte aussieht:
Aber dann sind da eben auch Originale aus dem Labor von Bunsen. Diese verschiedenen Designstufen des berühmten Bunsenbrenners beispielsweise:
Ergänzt wird die kleine Ausstellung durch Reproduktionen von Dokumenten, hier beispielsweise einer Bunsen-Vorlesungsmitschrift des Heidelberger Astronomen Max Wolf:
Vorne zwischen den Hörsaaleingängen steht dann noch eine Büste des Chemikers.
Die schönsten Ausstellungsgegenstände haben sich die Chemiker freilich in den Eingangsbereich ihres eigenen Instituts gestellt:
Spannend sind vor allem das Rubidium ganz links im Bild und das Caesium, ganz rechts. Das dürften die ersten von Menschen isolierten Reinformen dieser beiden Elemente überhaupt sein. Zur Erinnerung: Bunsen und Kirchhoff hatten Spuren dieser Elemente zunächst in den Spektrallinien von Ihnen avisierten Spektrallinien gesehen. Erst danach hatte Bunsen diese Elemente dann aus 44000 Litern Bad Dürkheimer Mineralwassers (Cäsium) bzw. aus 150 Kilogramm des Minerals Lepidolith dann auch chemisch isoliert.
Chemie der Sonne
Anschließend bin ich noch in die Heidelberger Altstadt gefahren, genauer gesagt zum so genannten Anatomiegarten an der Hauptstraße. Dort steht Robert Bunsen als Statue. Passenderweise auf chemischen Wege etwas angelaufen.
Die Statue blickt auf das Haus am Riesen, in dem Kirchhoff und Bunsen mithilfe der Spektralanalyse erstmals Aussagen über die chemische Zusammensetzung der Sonne trafen:
Die Messungen haben die beiden aus einem hinteren Dachfenster heraus vorgenommen, also wohl einem von diesen hier:
Dreht man sich von diesem Standort aus um, ist man mit ein paar Schritten hinter dem chemischen Institut, das 1855 für Bunsen gebaut wurde. Rechts das hintere Laborgebäude, links schließt sich ein schmaleres Verbindungsgebäude an, ganz links folgt das Haus mit dem Hörsaal, in dem Bunsen auch wohnte:
Dass dieses Gebäude zur Beleuchtung ganz innovativ mit Stadtgas versorgt war, gab den Auftakt zur Entwicklung des Bunsenbrenners. Die Vorderseite des Gebäudes dürften viele Heidelberger kennen:
Im linken Gebäudeteil war der Hörsaal untergebracht, rechts Bunsens Wohnung.
Am 22. April 2017 lief von hier aus passenderweise der Science March Heidelberg los.
In Bunsens Labor galten übrigens strenge Sitten: wer sich habilitierte musste das Labor verlassen und ein eigenes Labor gründen. Entsprechende Gedenktafeln für solchermaßen ausgewanderte Bunsen-Schüler gibt es einige in Heidelberg. Die Chemie-Fakultät hat sie auf dieser Seite hier zu einem kleinen Sightseeing-Führer zusammengestellt.
»Robert Bunsen und Georg Kirchhoff …«
Ein Tippfehler: Kirchhoff hiess mit Vornamen Gustav Robert, nicht Georg.
Hatte ich korrigiert, aber vergessen, mich für den Hinweis zu bedanken, insofern: danke für den Hinweis!