Venustransit – Hawaii 2012

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So, ich bin seit einigen Tagen von unserer Expedition zum Venustransit in Hawaii zurück.

Hier nun ein kleiner Bericht über die ganze Reise:

Gestartet bin ich am 26.05.12 morgens um 5:30 Uhr. Jetzt muss ich sagen Hawaii ist weit weg, sehr weit weg. Angekommen bin ich am 27.05.12 etwa 12 Uhr Mittags. Die Zeitverschiebung betrug incl. Sommerzeit -12h, dh ich war 42,5h unterwegs, davon etwa 22h im Flugzeug. Die Route war Düsseldorf => München => Philadelphia => San Francisco => Honolulu und später der Inselhopping-Flug nach Hilo (nicht mitgezählt). In Honolulu sollte ich einen meiner Kollegen Treffen der etwas früher ankommen sollte. Leider wurde er durch unvorhersehbare Umstände daran gehindert und stieß erst ca. eine Woche später zu uns.

Flug

Oahu:

Ankunft in Honolulu.
Ich hatte dort ein paar Tage Zeit bis es weiter Nach Big Island ging und konnte mir in Ruhe die Stadt und die Insel anschauen. Untergebracht war ich im Waikiki Seaside Hostel, was ich nur jedem wärmstens empfehlen kann (günstige ca. 20 Euro/Nacht) und man kommt extrem schnell mit neuen internationalen und sehr interessanten Leuten in Kontakt.
Hawaii, Honolulu und Waikiki sind ja hierzulande ein Sysnonym für das Urlaubsparadies schlechthin. Ich muss allerdings sagen, es ist eine Stadt wie jede andere auch und abgesehen von den Merkmalen der USA und den extrem freundlichen Menschen dort, sieht es LLoret de Mar oder Mallorca schon sehr ähnlich. Ein überfüllter Strand gefolgt von unzähligen Souveniershops in der Stadt, die irgendwie alle das gleiche Verkaufen 🙂

Waikiki Beach

Kurzum, will man etwas von Hawaii sehen, muss man aus der Stadt raus, denn dann ist Oahu eine wunderschöne Insel. Diese Gelegenheit bietet sich über “The Bus”, ein sehr gut ausgebautes Busnetzwerk, mit dem fast Jede Ecke der Insel zu erreichen ist. Wer gerne einen Strandurlaub machen möchte, der ist hier nicht wirklich an richtigen Platz. Hawaii hat wenig schöne Strände sondern hauptsächlich felsige und Steile Küsten. Wenn man aber ein bisschen sucht, kann man auch hier einige wenige Traumstrände finden. Wie ich zb. den Makapuu Beach Park.

Oahu

 

Hauptteil Big Island:

Wieder Früh morgens (durch Jetlag kein Problem) ging es weiter mit einem ca. 1 Stündigen Inselflug nach Hilo. Dort angekommen wurde ich von meinem Kollegen Kurt begrüßt, der schon 2 Tage vorher ankam.
Wir holten unser wichtigstes Utensil ab, das Auto. Ohne Mietwagen geht dort gar nichts. Die Reise wurde nun per Geländewagen und Zelt fortgeführt. Der erste Campingplatz war in der Mackenzie State Recreation Area. Auf der nassen Seite der Insel (Osten). Am nächsten Tag fuhren wir mit nassem Zelt weiter in die Ka’U Desert im Vulcanoes National Park.

Road Closed

Wir Wanderten ein wenig von den Steam Vents bis zum Jaggar Museum am Crater Rim der Kilauea Caldera, als uns auf dem Rückweg eine ordentliche Dusche mit anschließendem Trockenföhnen und einem Regenbogen überraschte 🙂

Kilauea Caldera
Kilauea nacht

Die nächste Nacht verbrachten wir auf dem Kulanaokuaiki Campground unter starken Sturmböhen mitten im Nationalpark.

Campground

Als nächstes fuhren wieder zurück nach Hilo.
Es stand ein kleiner Hubschrauberflug über den Vulkanoes National Park an,
bei dem wir über den aktuellen Lava-Flow und den brodelnden Puu’Oo Krater flogen.
Einfach unvergesslich!

Helicopter

Am Mittag holten wir Jan ab, der nach einer kurzen Nacht in Honolulu in Hilo ankam. Wir fuhren dann weiter zu unserer nächten Nachtstätte dem Milolii Beach Park auf der trockenen Seite der Insel (Westen). Leider hat es dort weder einen Beach, noch einen Park und wirklich sicher sah es dort auch nicht aus, so dass wir uns dazu entschlossen zum nächsten weiterzufahren, Hookena Beach Park. Hier war es zwar ziemlich überfüllt aber wir fanden noch ein Plätzchen um unsere Zelt dazwischenzuquetschen.

Am nächsten Tag blieb nicht viel Zeit unseren nächsten Platz zu erreichen, denn es war weit bis Kapa’a. Auf dem Weg dorthin frischten wir unsere Vorräte in Kona auf, der zweiten größeren Ortschaft auf Big Island neben Hilo. Beide Städte sind übrigens sehr schön und mit Honolulu nicht zu vergleichen. Wir verbrachten dann unsere erste Nacht in Kapa’a und dann war er endlich da,

Der Tag des Venustransits:

Wir brachen relativ früh morgens auf und fuhren über die Saddle Road bis zum Puu Huluhulu, ein kleiner Grüner Hügel, der einen Kreuzungspunkt zwischen Mauna Kea und Mauna Loa markiert. Wir fuhren natürlich die Straße zum Mauna Kea hoch bis zum Visitor Center. Dort angekommen wurden wir am weiterfahren gehindert und sollten mit Shuttlebussen zum Gipfel gebracht werden, da dieser total überfüllt war. Ein Ding der Unmöglichkeit bei unserer Ausrüstung, Essen, Kleidung etc. Da ich vorher für eine Übernachtung auf einem der beiden Berge recherchiert hatte fiel mir noch die Möglichkeit ein auf den Mauna Loa zu fahren. Hier kommt man zwar nur bis zum Mauna Loa Observatory auf knapp unter 3400m, das sollte aber genug sein um weit über den Wolken zu bleiben. Die Staße dort hoch ist in keinem guten Zustand und hier ist wirklich 4-Rad Antrieb empfohlen, wir haben es jedoch nach großem Durchschütteln auch per 2-Rad Antrieb geschafft.
Oben angekommen wehten starke Windböhen, weshalb wir versuchten uns etwas windgeschützt hinter einem Hügel aufzustellen. Wahrscheinlich durch den Lavaboden war das Seeing aber ziemlich schlecht.

Beo-Platz

Ich konnte so bei meinen Messungen die genauen Kontaktzeiten nur abschätzen, was ein Abziehen meiner Reaktionszeit schonmal komplett überflüssig machte.

Mauna Kea

Wir konnten tatsächlich den gesamten Venustransit verfolgen und obwohl ein paar Wolken bedrohlich nahe kamen, war die Sonne nicht eine Sekunde verdeckt.

beobachtung

Meine Messungen:
#Kontakt = h:m s”(1/100s)
1 = 22:10 38″72
2 = 22:27 13″78
3 = 04:27 58″29
4 = 04:46 11″04

Position:
N 19° 32,297′
W 155° 34,518′
3386m

transit1
transit2
transit3

Kurz nach dem Transit wurden wir am Abend dann noch mit einem unglaublichen Sonnuntergang über dem Pazifik belohnt.

Kurt_sunset

Als es dunkel wurde fuhren wir wieder zurück nach Kapa’a, wo unsere gemütlichen Zelte schon auf uns warteten.

Kapaa

Am Tag nach dem Transit mussten wir natürlich nochmal zum Mauna Kea fahren. Nun war es schön leer und wir konnten mit einem längeren Zwischenstopp zur Akklimatisierung am Visitor Center ohne Schwierigkeiten bis zu den Observatorien auf dem Gipfel auf 4200m Höhe fahren.

Visitor_Center

Die Höhe macht einem hier schon ordentlich zu schaffen und wir konnten uns anfangs nicht sehr viel bewegen, trotzdem liefen wir den kleinen Trail zum echten Gipfel. Leider war uns der Zugang zu den Teleskopen verwährt geblieben. Gemini North hatte unsere Anfrage abgeleht, was mich nicht daran hinderte mal eben an der Tür zu klopfen um nochmal abgewiesen zu werden.

Gemini

Und bei den Keck Teleskopen wurde der Laser gewartet, der einen Künstlichen Stern für die adaptive Optik erzeugt. Auch hier waren keine Besucher erlaubt.

ich und keck

Keck

Als wir auf dem Gipfel standen wurde die Kuppel von Gemini North geöffnet.
Der Spalt zeigte allerdings in die falsche Richtung, kein Blick war auf das Herzstück zu erhaschen.

Gipfel

Beim Runterfahren machten wir nochmal am Visitor Center zum Beobachten Halt.
Omega Centauri und Eta Carinae durch 16″ auf ca. 3000m hat schon was 😉

Nach einer weiteren Nacht in Kapa’a fuhren wir weiter nach Kukuihaele um den Muliwai Trail vom Waipio Valley ins Waimanu Valley durch den Regenwald zu wandern.

Kurt_strand

Trail

Es war furchtbar anstrengend und wir waren heilfroh abends nach 7h wandern im Waimanu Valley anzukommen in dem wir im Stockdunkel und mit Taschenlampe noch einen ordentlichen Fluss überqueeren mussten. Das Panorama am nächsten Morgen entschädigte allerdings für die Strapazen.

Waimanu Valley

Am Nachmittag kamen wir wieder zurück im Waipio Valley an, wo uns zum Glück ein paar freundliche junge Leute in Ihrem Truck die Letzte Steigung aus dem Valley mitnahmen.
Wir verbrachten die nächste Nacht in Laupahoehoe und fuhren dann weiter nach Hilo, wo wir uns in ein schönes Hostel einquartierten (endlich mal wieder duschen und ein richtiges Bett ;-))

Hilo Hostel

Am nächsten Tag war Kurt schon weitergeflogen, Jan und ich flogen zurück nach Honolulu und verbrachten noch den Letzten Tag im Inlad von Oahu.

Der Rückflug nach Deutschland war dann nicht mehr ganz so lange, nur etwa 30h unterwegs. 😉

Alles in allem war die Reise zwar ziemlich anstrengend, aber ich würde es jederzeit wieder tun.

An dieser Stelle möchte ich meiner Familie danken, insbesondere meiner Oma und meiner Mutter u. Wolfgang ohne die diese Reise finanziell nicht möglich gewesen wäre. Auch möchte ich meinem Professor in “Fundamentals of Propulsion Technoligie” danken, dass ich für ein für mich extrem wichtiges Praktikum, welches in dieser Zeit stattfand entschuldingt werden und einen Ersatztermin vereinbaren konnte. Vor allem aber danke ich meinen Mitreisenden Jan und Kurt, ohne die diese Reise ebenfalls nicht stattgefunden hätte, bzw. lange nicht so schön gewesen wäre.

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www.astrotobi.de

Seit Ich 2003 zu Weihnachten mein erstes Teleskop geschenkt bekam hat mich der "Astrovirus" und alles was damit zu tun hat gepackt. Ich studiere zur Zeit Luft- und Raumfahrttechnik an der FH in Aachen und bin dort auch an der Volkssternwarte sehr aktiv. Vor meiner Studienzeit war die Starkenburg-Sternwarte Heppenheim e.V. (611) mein Heimatobservatorium bei dem ich immer noch Mitglied bin. Am meisten macht mir die Öffentlichkeitsarbeit Spaß. Was gibt es schöneres als staunende Besucher beim Anblick des Sternenhimmels? Ich versuche so oft wie möglich mit dem Teleskop zu Beobachten und mich mit Anderen auszutauschen. 2008 entdeckte ich mit Matthias Busch meinen ersten Kleinplaneten an der Starkenburg Sternwarte Heppenheim und bin Mitglied im Teide Observatorium Tenerife Asteroid Sourvey (TOTAS) welches zum Großen Teil an diese Arbeit anknüpft bzw. primär nach Near Earth Objects (NEO) sucht. Im Rahmen meines Studiums bin ich außerdem an dem Pico-Satellitenprojekt "Compass 2" beteiligt, welches zum Ziel hat schon den zweiten Cubesat der FH Aachen von Studenten zu bauen und zu betreiben.

6 Kommentare

  1. Danke!

    … für die angegebenen Kontaktzeiten! Das brauche ich, super! Jetzt muss ich nur noch wissen, in welchem Zeitsystem angegeben bzw. wie gemessen.

    Über einen Austausch würde ich mich freuen!

  2. Sooo lange unterwegs?

    Hallo!

    Toller Bericht. Aber 42,5 Stunden unterwegs? Hier sollte erwähnt werden, dass dies keinesfalls die normale Reiseroute ist. Ich flog immer gegen 6:00 Uhr in Düsseldorf los und war am selben Tag gegen 21 Uhr auf Hawaii (Zeitverschiebung). Für die Hinreise brauchten wir immer ca. 22 Stunden und für die Rückreise ca. 26 Stunden.

    Grüße
    Michael Kunze
    http://www.michaelkunze.de

  3. Beeindruckende Bilder

    Vielen Dank für diesen tollen und beeindruckenden Bericht! Ich schätze, den Bildern nach zu urteilen, hat sich die lange Reise gelohnt 😀

  4. Pingback:Hilo und Kona am Nachthimmel › Raumschiff Erde › SciLogs - Wissenschaftsblogs

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