Die Feuer der Sonne

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Raumschiff Erde

Vielen Himmelsbeobachtern ist klar; Man kann sich nicht nur Nachts mit dem Himmel beschäftigen, sondern auch Tagsüber. Hier ist natürlich unsere Sonne das Beobachtungsziel.

Dabei ist wichtig: NIEMALS OHNE SCHUTZ IN DIE SONNE SCHAUEN !!!

Es gibt viele verschiedene Methoden sich die Sonne anzuschauen, die alle mehr oder weniger ähnlich funktionieren. Aber im Prinzip unterscheidet man zwei Arten. Die Beobachtung im “Weißlicht/Kontinuum” und “H-alpha”.

Bei der Weißlichtbeobachtung schaut man sicht die Photosphäre der Sonne an. Also die Schicht, aus der das Licht und die Wärme – ist ja auch Licht –  zu uns gelangen. Dazu nutzt man einen starken Filter(-Folie) VOR dem Teleskop, der das gesamte sichtbare Licht der Sonne auf etwa 1/100.000 der Intensität abdunkelt. Sonnenfinsternisbrillen arbeiten zB. nach diesem Prinzip. Eine andere Möglichkeit ist ein sogenannter Herschelkeil. Das ganze Sonnenlicht wird durch das Teleskop – es muss ein Linsenteleskop sein – in das Herschelprisma geleitet. Wenige Prozent des Lichts werden zum Okular hin reflektiert wo es mit weiteren Filtern gedämpft wird, der Rest auf der anderen Seite aus dem Keil heraus oder in eine Lichtfalle geleitet. Eine weitere Möglichkeit ist die Projektion auf einen Schirm. Zum Beispiel kann das ein weißes Blatt Papier sein, um das Gesehene direkt abzuzeichnen. Seit einiger Zeit gibt es auch noch die Möglichkeit der Beobachtung im Kalzium Licht, das fast das Gleiche wie Weißlicht zeigt, nur viel kontrastreicher. Ich gehe darauf aber hier nicht ein, da diese Methode durch die Nähe zum Ultravioletten nur mit einer Kamera eingesetzt werden sollte.

Bei all diesen Methoden sieht man die Sonne als weiße (im Kalzium blaue/lila) Scheibe vor schwarzem Hintergrund. Sie ist weiß, weil man hier kein spezielles Licht herausfiltert, sondern das gesamte Licht nur “dimmt”. So kann man auf der Sonne die schwarzen Sonnenflecken gut sehen. Bei guter Luftruhe sieht man auch auf der gesamten “Oberfläche” die Granulation, eine wabenförmige Struktur, die durch Konvektion zustande kommt.

 

Die  H-alpha Beobachtung zeigt uns die Sonne in all ihrer Schönheit, wie man sie sich wirklich vorstellt. Mit den “Explosionen” und Fackeln, dem echten Feuer der Sonne eben.
Das liegt daran, dass man sich hier nur einen winzigen Teil des kompletten Regenbogenspektrums anschaut. Der Bereich liegt im Tiefroten, bei 656,28nm (Nanometer), und ist nur etwas weniger als 0,1nm breit. Bei diesem Größen spricht man von 1 Angstöm. Je engbandiger der Filter, desto kontrastreicher das Bild. Das Ziel der Beobachtung ist hier eine höhere Schicht der Sonne, die Chromosphäre, genauer gesagt, der Wasserstoff dort. Besonders interessant sind natürlich die Protuberanzen. Jene Gebilde die meistens bogenförmig über der Sonne schweben und durch die gerne mal das Raumschiff Voyager im Intro zur Serie fliegt 😉

Auch die Beobachtung des H-alpha Lichts funktioniert in verschiedenen Variationen, aber immer mit den gleichen Komponenten. Zuerst wird meistens das Licht auf den roten Anteil mit einem Energieschutzfilter beschränkt. Danach kommt ein sogenanntes Etalon zum Eisatz. Es lässt Licht in engen Bereichen in regelmäßigen Abständen der Wellenlänge passieren. Einer dieser Bereiche ist auf der gewünschten H-alpha Linie. Die Restlichen werden von einem Blockfilter herausgenommen. Da diese Filter extrem genau sein müssen, sind sie sehr schwer herzustellen und somit auch entsprechend teuer. Bis ca. 10 Jahren das erste, bezahlbare H-alpha Teleskop herauskam, waren die Filter nahezu unerschwinglich für Privatpersonen und diese Art der Beobachtung nur den Profis vorbehalten.
Am meisten erhältlich und sicher auch am einfachsten zu handhaben sind die fertigen Sonnenteleskope von Coronado oder Lunt. Etwas andere Arten der Filter gibt es von Daystar oder Solarspektrum. Hier muss das Teleskop schon vorhanden sein und einige bestimmte Vorraussetzungen erfüllen.

Vor ein paar Monaten kam ich günstig zu einem solchen Filter von Daystar mit 0,6 A Breite und kommte ihn schon etwas ausprobieren. Leider spielt das Wetter im Moment nicht so gut mit.

Das hier war der erste provisorische Test nach dem Auspacken:

Daystar - Erster Testaufbau

Der Filter ist das silberne Teil links unten hinter dem Okularauszug.

 

Bild durch den Filter mit dem Refraktor der Sternwarte Aachen (auf ca. 100mm Öffnung abgeblendet):

H-alpha am Aachener Refraktor

Man sieht zwei Sonnenflecken und einige Filamente auf der “Oberfläche”, am Rand eine relativ große Protuberanz.
Das Bild ist so bearbeitet, dass es dem visuellen Eindruck durchs Teleskop möglichst nahe kommt.

 

Weitere phantastische Möglichkeiten der Sonnenbeobachtung gibt es hier vom SDO zu sehen:

Vollbild und höchste Qualitätseinstellung sehr empfohlen 🙂

 

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Veröffentlicht von

www.astrotobi.de

Seit Ich 2003 zu Weihnachten mein erstes Teleskop geschenkt bekam hat mich der "Astrovirus" und alles was damit zu tun hat gepackt. Ich studiere zur Zeit Luft- und Raumfahrttechnik an der FH in Aachen und bin dort auch an der Volkssternwarte sehr aktiv. Vor meiner Studienzeit war die Starkenburg-Sternwarte Heppenheim e.V. (611) mein Heimatobservatorium bei dem ich immer noch Mitglied bin. Am meisten macht mir die Öffentlichkeitsarbeit Spaß. Was gibt es schöneres als staunende Besucher beim Anblick des Sternenhimmels? Ich versuche so oft wie möglich mit dem Teleskop zu Beobachten und mich mit Anderen auszutauschen. 2008 entdeckte ich mit Matthias Busch meinen ersten Kleinplaneten an der Starkenburg Sternwarte Heppenheim und bin Mitglied im Teide Observatorium Tenerife Asteroid Sourvey (TOTAS) welches zum Großen Teil an diese Arbeit anknüpft bzw. primär nach Near Earth Objects (NEO) sucht. Im Rahmen meines Studiums bin ich außerdem an dem Pico-Satellitenprojekt "Compass 2" beteiligt, welches zum Ziel hat schon den zweiten Cubesat der FH Aachen von Studenten zu bauen und zu betreiben.

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