Besuch von 2012 DA14 – jetzt mit aktuellen Daten
BLOG: Raumschiff Erde
Am 15.02.2013 wird uns der Asteroid 2012 DA14 einen kurzen Besuch abstatten.
Er wird dabei in kosmischen Maßstäben der Erde sehr nahe kommen.
Mit etwa 28000 km noch innerhalb unseres Geostationären Rings (ca.36000km) indem sich u.a. Wetter und Fernsehsatelliten befinden. Der Asteroid wird kurz nach Sonnenuntergang (20:40, je nach Beobachterposition) bei uns über dem Nordosthorizont “aufgehen” und sich dann mit gut 0,42Grad/min recht schnell in Richtung Großer Wagen bewegen, den er 22:30 Uhr durchfliegt. Dabei hat er zu Anfang eine Helligkeit von etwa 7,7 mag. Da der Asteroid sich sehr schnell wieder von uns entfernt, sinkt auch seine Helligkeit rapide ab. Wenn er kurz nach 22:10 Uhr die Galaxie M106 passiert, ist nur noch ca. 8,9 mag hell, an der Deichsel den Großen Wagens nur noch 9,6 mag.
2012 DA14 ist ein Asteroid vom Typ “Apollo”. Man vermutet eine Größe von etwa 50 Meter. Das ist eine Gruppe von Asteroiden, deren Bahn ziemlich exzentrisch ist und sich im Sonnennächsten Punkt (Perihel) innerhalb der Erdbahn, manchmal sogar innerhalb der Venusbahn befindet. Apollo-Typen gehören mit “Aten” zu den Erbahnkreuzern und könnten uns eines Tages gefährlich werden.
Diesmal wird er aber nur an uns vorbeifliegen.
Nachtrag:
Entschuldigen Sie bitte die vorherige, fehlerhafte Version. Das kommt dabei raus, wenn man sich auf alte Daten verlässt. Die jetzigen Daten sind die aktuellsten, welche das MPC zur Verfügung stellt:
MPC (2012 DA14)
Edit ist noch zu schnell
0,42°/s ist nach 6 min wech 🙂
Minutenzeiger nehmen.
Nochmal schönes Wetter
…und zu früh
Um 18:40 dürfte man außerdem hierzulande noch vergeblich nach dem Brocken Ausschau halten. Wenn man dagegen auf die Zeiten zwei Stunden draufrechnet, kommts hin.
die Geschwindigkeit dagegen…
…kommt schon hin. Beim Aufgang ist er so flott (war vorher sogar noch schneller), die Geschwindigkeit läßt nur schnell wieder nach.
Ich nehm alles zurück
Pro Minute stimmt doch
Der Fehlerteufel…
…hat hier wie nie zuvor zugeschlagen.
Ich habe alles kontrolliert. Es muss natürlich Grad/min heißen.
Den Fehler in der Berechnung der Zeiten konnte ich leider nicht finden. Alle Einstellungen waren korrekt.
Die oben genannten Zeiten sind jetzt CalSky entnommen.
Sie dienen nur als Richtwert, genauso die Helligkeiten. Wer eine Beobachtung des Vorbeiflugs plant, sollte sich z.B. auf CalSky eine Aufsuchkarte erstellen.
http://www.calsky.com/…ersat=&fovarcmin=7200
Apollo oder Aten
Etwas pedantisch von mir, aber es ist schon wichtig: Es gibt drei Hauptgruppen von erdbahnnahen Asteroiden (Near-Earth Object=NEO).
1.) Atens (benannt nach 2062/Aten, dem ersten entdeckten Mitglied dieser Gruppe). Atens haben ein Aphel, das oberhalb des Erdbahnperihels liegt und Umlaufperiode von weniger als einem Erdjahr.
2.) Apollos (benannt nach 1862/Apollo) habe ein Perihel, das geringer als der Aphelradius der Erdbahn ist, und eine Periode von mehr als einem Erdjahr.
3.) Amors (benannt nach 1221/Amor) haben eine Periode von mehr als einem Jahr und ein Perihel, das zwar ein Stück oberhalb des Erdbahnaphels liegt, die aber dennoch der Erde nahe kommen können, zumal, wenn ihre Bahn gestört wird.
Und dann gibt es noch solche Objekte, deren Bahn komplett innerhalb der Erdbahn liegt.
2012 DA14 wird bis zum 15. Februar zur Apollo-Gruppe geh&oum;ren, wenn auch nur gerade mal eben so – seine Bahnperiode ist aktuell 368 Tage. Durch den nahen Erd-Vorbeiflug, der himmelsmechanisch einem Swingby-Manöver entspricht, wird die Bahn aber so stark gestört, dass die Umlaufperiod auf 317 Tage reduziert wird. 2012 DA14 wird somit ab den 15. Februar 2013 zur Aten-Gruppe gezählt werden.
Wieviel kostet einBesuchVon 2012 DA14 ?
Frage 1): Wie viel Energie müsste man aufwenden um mit einer Raumsonde 2012 DA14 zu “besuchen”? Ist das vergleichbar mit der Energie die man benötigt um einen geostationäre Bahn zu erreichen oder ist die benötigte Energie viel höher?
Frage 2): Wie viel Energie müsste man aufwenden um 2012 DA14 in eine Umlaufbahn um den Mond oder die Erde zu bugsieren?
Das interessiert mich, weil es ja inzwischen derartige Projetke gibt, wobei das Einfangen und in eine neue Umlaufbahn bringen eines Asteroiden wohl noch nicht in den nächsten 10 Jahren passiert – auch wenn Planetary Resources langfristig solche Pläne hat.
@Martin Holzherr
Sie müssten “besuchen” noch genauer definieren. Wenn Sie damit meinen “Hinfliegen und in eine Bahn um den Asteroiden einschwenken”, dann ist kostet das schon noch etwas mehr als das Erreichen der geostationären Bahn, aber es ist nicht viel aufwändiger als der Flug zum Mond. Es gibt aber unter den erdnahen Asteroiden deutlich günstigere Kandidaten.
Man sollte sich generell einen Asteroiden in einr Bahn aussuchen, die der Erdbahn sehr ähnlich ist, auch in punkto Inklination. Dann wäre das Einfangen des Asteroiden insofern erleichtert, als man einen gravitationellen Einfang absolvieren kann, d.h., er Asteroid geht, wenn man die Ankunft an das Erde-Mond-System richtig zielt, allein durch das Zusammenwirken der Schwerkraft von Erde, Sonne und Mond in eine sehr weite Ellipsenbahn um die Erde ein, die energetisch nicht weit von einer knapp hyperbolischen Bahn entfernt ist.
zusammenfassende Risikobeurteilungen
Unter der NASA-Webseite zur Risikobeurteilung etlicher bekannter
Asteroiden http://neo.jpl.nasa.gov/risk/ wird heute ein
kumulierter Wert für die Aufschlagswahrscheinlichkeit von
3.6e-08 zu den Zeiten von 2080 bis 2106 für den Asteroiden 2012 DA14
angegeben. – Interessant wären auch die summarisch gelisteten, älteren Angaben der prognostizierten Aufschlagswahrscheinlichkeiten für die morgige enge Erdpassage – seit Entdeckung des Asteroiden
einschl. der dazu gehörigen Aktualisierierungintervalle.
Leider konnte ich eine publizierte,
derartig zusammenfassende und systematisierte Darstellung
der Risikobeurteilungen für den Asteroiden 2012 DA14 bislang nicht vorfinden.
Eine vervollständigte Liste offenbarte
einige Informationen zur Leistungsfähigkeit der derzeitigen
Asteroidenbeobachtung und der Risikobeurteilung, wie ich bitte meine.
Ein zweites Tunguska (1908) erscheint
nicht als ganz unmöglich.
@Rudolf Uebbing
2012 DA14 wurede erst vor einem Jahr entdeckt. Die ersten Berechnungen der Einschlagswahrscheinlichkeit werden vielleicht noch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Einschlags am 15.2.2013 ausgewisen haben – das aber ist kaum verwunderlich.
Wenn man nur Beobachtungen über einen kurzen Bahnbogen hinweg hat, dann ist die Bahnbestimmung mit hohen Unsicherheiten behaftet, und die Prognose des Aufenthaltspunkts zu einem späteren Zeitpunkt deswegen auch.
Später, als weitere Beobachtungen vorlagen und der vermessene Bahnbogen immer größer wurde, verbesserte dies die Qualität dfer Bahnbestimmung ganz erheblich. Die Unsicherheit in der Vorhersage des Erdvorbeiflugabstands schnurrte dann kräftig zusammen.
Aus der Historie der Prognosen, wenn Sie so etwas finden sollten, können Sie nur die allmähliche Verbesserung der Bahnbestimmungsgenauigkeit ablesen, nichts weiter.
“Zweifacher Weckruf”
Am 14.2. schrieb ich hier, dass ein zweites Tunguska nicht ganz unmöglich
sei, nicht wissend, dass ein prinzipiell vergleichbares Ereignis
sich nur wenige Stunden später über ein hochzivilisiertes Gebiet abspielen
würde, nur wenige von tausende Kilometer von hier entfernt
– im Gegensatz zu Tunguska 1908, diesmal mit sehr vielen Verletzten, jüngste
Zahl: 1200, davor Zahlenangaben im hunderter Bereich. Auch schwanken
die Angaben der Größe des Boliden von Metergröße (10 Tonnen) bis
15 Meter (7000 Tonnen). – Leider werden in der Presse nur selten
Genauigkeitsmaße mitgeliefert.
Die Genauigkeiten und die Häufigkeit der Beobachtungen von Asteroiden
sind sicherlich wesentlich bestimmende Parameter für die Qualität einer
Risikobeurteilung im Einzelfall. Die Prognosehistorie der Risikobemessungen
für einen speziellen Einzelfall ist ein Spiegelbild zunehmender
Detailinformation als auch – bei längerwährenden Vorgängen – beeinflusst
von der zunehmenden Qualität der Beobachtungsapparaturen, -Methodiken und
der Datenbearbeitungsverfahren. Sie wird letztendlich auch beeinflusst von einigen Bewertungsmassstäben (wie z.B. Toriner Skala u.ä.),
welche das Ausmaß eines Dringlichkeitsbewusstsein prägen können.
Herrn J. Hattenbach möchte ich bitte seinem “Zweifachen Weckruf” beipflichten dürfen –
angesichts der zeitlichen Zufälligkeit des gegenwärtigen Doppelereignisses.
etwas einseitige Berichterstattung
Sehr geehrter Herr Uebbing,
dieselben Verletzungen wären in einem Kriegsgebiet von der Presse mit keiner Silbe erwähnt worden – einfach um diese beachtlich erscheinenden Zahlen einmal in den richtigen Zusammenhang zu rücken. Vermutlich will die “Asteroiden-Überwachungslobby” diese günstige Gelegenheit nutzen, um mal wieder mehr Geld vom Staat zu fordern; ich lehne diese völlig unnötige Angstmacherei übrigens nur deswegen nicht ab, weil diese Asteroiden-Überwachungsprogramme auch Nützliches zutage fördern, z.B. zahlreiche Entdeckungen von Kometen, die zwar nie die Erde treffen werden, die man aber wissenschaftlich auswerten kann.
Freundliche Grüsse, Ralf Kannenberg