Eine erfolgreiche Familie
BLOG: Quantenwelt
Meine bisher einzige Begegnung mit einem freilebenden nordamerikanischen Puma war Ostern 2003. Ich war auf einem zweiwöchigen Laserkurs bei der Firma Coherent in Auburn (Kalifornien) und macht hin und wieder Spaziergänge am American River. Dieses Gebiet sollte man eigentlich nicht allein betreten, da es dort Pumas gibt. Aber weil Pumas Menschen meiden und nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen, habe ich mich trotzdem zu einem einsamen Ausflug entschieden. Ich habe nicht damit gerechnet, einem Puma zu begegnen, die Landschaft allein war einen längeren Ausflug wert, und ich habe auch keinen Puma gesehen. Ob ich also einem begegnet bin, ist zweifelhaft. Ich hörte lediglich ein Fauchen in einem nahe liegenden Gebüsch und mit dem nicht weiter nachgegangen. Schließlich war in diesem Gebüsch irgend ein Tier, dass sich womöglich bedroht fühlen konnte. Und ich war allein, also gab ich dem Tier allen Grund mich zu ignorieren, indem ich weiterging und über Pumas nachdachte.
Was machen Pumas eigentlich in Nordamerika? Ich wusste, dass Luchse in Nord und Mitteleuropa, Tiger in Asien und Löwen in Afrika vorkommen. Aber dass es Katzenartige auch in Nord- und Südamerika vorkommen, dass die Familie der Katzenartigen also über alle Kontinente (außer Australien und Antarktis) verbreitet ist, wurde mir erst bei diesem Spaziergang klar. Die große Verbreitung der Katzenartigen erschien mir beachtenswert und seit 2003 betrachte ich die Pumas in Zoos und Tierparks immer mit einem gewissen Respekt.
Nicht zuletzt deshalb weckte ein Artikel in der Juni-Ausgabe von Spektrum der Wissenschaft sofort meine Aufmerksamkeit. Unter dem Titel “Der neue Stammbaum der Katzen” berichten Stephen J. O´Brien und Warren E. Johnson aus Bethesda (Maryland) wie sie anhand von genetischen Untersuchungen den Stammbaum der Katzenartigen rekonstruiert haben und dabei eine interessante Familiengeschichte rekonstruieren konnten.
Katzenartige haben sich demnach in Asien entwickelt und begannen sich vor knapp elf Millionen Jahren in die heute bekannten 37 Arten aufzuspalten. Löwen gab es beispielsweise vor drei bis vier Millionen Jahren sowohl in Afrika als auch in Amerika. Nur starben sie dort zusammen mit vielen anderen Sägetierarten aus. In dieser Zeit überlebte der Puma in Süamerika von wo aus er sich erst später wieder nach Norden ausbreitete. Die Pumalinie ist in Nordamerika entstanden, aber eine Art dieser Linie, der Gepard lebt heute wieder in Afrika. Offenbar waren die geschickten Klein- und Großwildjäger so anpassungsfähig, dass sie sich überall schnell zurechtfanden und noch heute in fast allen Klima- und Zeitzonen zuhause sind.
Auch über die am weitesten verbreitete Art der Katenartigen, zu der auch unser Kater Findus (Bild) gehört, haben die genetischen Untersuchungen Klarheit gebracht. Die Hauskatzen sind am stärksten mit den Wildkatzen des Nahen Osten verwandt. Katzen haben sich also zuerst an die Menschen im fruchtbaren Halbmond gewöhnt. Sie haben dort gelernt, die Menschen zu schätzen, die durch ihre Getreidelager Mäuse anlocken. Und die Menschen lernten die Katzen aus so ziemlich dem gleichen Grund schätzen. Heute schätze ich unseren Kater eher aus emotionalen Gründen, aber eine positive Nebenwirkung, dass er unerwünschte Kleintiere wie Fliegen und Mücken zur Strecke bringt, liegt ihm immer noch in den Genen.