Ein Tag in Finnland

BLOG: Quantenwelt

Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

Donnerstag hatte ich mal wieder die Möglichkeit, Oulu in Finnland zu besuchen. Meine ehemalige Arbeitsgruppe von der Oulu Universität hatte das erste Jahrestreffen der Finnischen Vereinigung von Synchrotronstrahlungsnutzern organisiert und mich eingeladen, einen Überblick über unsere Forschung zur Femtosekunden-Röntgenbeugung an Freie-Elektronen-Lasern zu geben.

Finnland ist ein dünn besiedeltes Land und deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Vereinigung eines relativ kleinen Teilgebietes klein ist. Dennoch war es eine lohnende Veranstaltung, denn Synchrotronstrahlung ist vielfältig nutzbar und die Nutzer aus unterschiedlichen Bereichen den Wissenschaft haben ganz verschiedene Vorstellungen und Ansprüche an den Betrieb von Strahlungsquellen.

Während es für uns Physiker in der Grundlagenforschung selbstverständlich ist, dass an neuen Maschinen noch viel verbessert, dass die Messverfahren optimiert werden müssen, möchten die Biochemiker und Biologen am liebsten mit einer Vorbereiteten Probe zur Kristallographie-Endstation kommen und mit den fertigen Daten zurückkehren ohne sich Gedanken über den Messablauf machen zu müssen.

Diese zwei unterschiedlichen Ansätze von experimenteller Physik sind gemeinsam recht fruchtbar. Die einen arbeiten eher erkenntnisorientiert. Sie haben eine konkrete Frage zur Struktur eines bestimmten Makromoleküls und suchen sich die Methode, die diese Frage mit vertretbarem Aufwand so gut wie möglich beantwortet. Die anderen arbeiten Methodenorientiert. Sie haben Erfahrung mit einer Klasse von Geräten (hier Synchrotronstrahlungsquellen und Freie-Elektronen-Laser) und entwickeln hierfür Methoden, mit denen man wissenschaftliche Erkenntnis effektiv erlangen kann.

Eines der Ziele der Finnischen Vereinigung von Synchrotronstrahlungsnutzern ist es, diese beiden Gruppen an einen Tisch zu bekommen. Beide Gruppen haben interesse, die Strahlungsquellen weiter zu entwickeln und das beste aus ihnen herauszuholen. In Schweden ist dieses Jahr die Entscheidung gefallen, MAX IV, eine der intensivsten Röntgenquellen der Welt zu bauen. An diesem nordischen Projekt wird sich Finnland nicht unerheblich beteiligen. Sowohl die Wissenschaftler, die Methoden zur Sychrotronstrahlung erforschen, als auch die, die diese Methoden voraussichtlich anwenden werden, werden sich hier absprechen, welche Projekte sie ihre Regierung besonders ans Herz legen möchten.

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

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