Die Physik der Maske

BLOG: Quantenwelt

Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

Wie gut eine Maske, also ein Mund-Nasen-Schutz, gegen die Ansteckung mit dem Corona Virus SARS-CoV-2 hilft und wie effektiv sie uns vor den Folgen der COVID-19 Erkrankung hilft, traut sich niemand so recht zu sagen. Es fehlen epidemiologische Studien. Dafür wissen wir aber einiges über die Physik.

Die Sendung mit der Maus vom 23. August hat sehr schön gezeigt, wie eine Maske das Übertragungsrisiko verringert: Beim Atmen, Sprechen oder Husten entsteht ein deutlich geringerer Luftstrom nach vorne in Sprechrichtung. Die Maske bremst den Luftstrom nach vorne ab und lenkt ihn teilweise um. Die Luft entweicht zur Seite und bleibt lokal beim Sprechenden.

Das passiert selbst dann, wenn die Maske zu grobmaschig ist, um Aerosole wirkungsvoll zurück zu halten. Luft, die durch das Gewebe gedrückt wird, muss die Fasern umströmen und drückt durch die Maschen, wie durch ein Gitter von Düsen. Dadurch bildet sich hinter dem Gewebe ein Staudruck, der die Luft nach hinten und zur Seite herausdrückt.

Aber auch der Strom der hindurch tretenden Luft ist gestört: Hier wechseln sich Bereiche mit großer Strömungsgeschwindigkeit hinter den Maschen mit Bereichen geringer Geschwindigkeit hinter den Fasern ab. Das führt zu Verwirbelungen, die die Strömung chaotisch machen. Die Luft wird nicht mehr ungestört nach vorne weggeblasen, sondern effektiv abgebremst und in der Nähe des Kopfes verwirbelt.

Auswirkungen der Alltagsmaske

Die Physik der Maske hat im Wesentlichen zwei Effekte: Zum ersten dämpft sie unsere Stimmen. Wie sind mit Maske schwerer zu verstehen, weil insbesondere die höheren Töne abgeschwächt werden. Zum anderen verhindert sie, dass wir uns beim Gespräch direkt anblasen.

Aerosole verlassen die Alltagsmaske nur leicht reduziert1, aber wir blasen unseren Gesprächspartnern die Krankheitserreger nicht mehr direkt ins Gesicht. Damit scheint es mit eine gute Annahme zu sein, dass es uns alle von gegenseitige Ansteckung schützen kann, wenn wir Masken tragen.

Allerdings sind die Aerosole natürlich trotzdem da und verteilen sich im Raum. Deshalb scheint es sinnvoll, Masken mit anderen Maßnahmen zu kombinieren: gute Durchlüftung und Abstand halten.

Der Abstand sorgt dafür, dass wir nicht direkt in der Aerosolwolke unseres Gesprächspartners sitzen. Die Lüftung dafür, dass sich die Aerosole nicht unverdünnt im Raum verteilen. Eigentlich relativ einfache Maßnahmen, die zumindest in meinem Leben keinen großen Einschnitt bedeuten.

Anmerkungen:
1. Medizinische Masken reduzieren diese etwas stärker.
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Veröffentlicht von

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

47 Kommentare

  1. Das heisst also in einem engen, im Winter nicht ständig durchlüftbaren Klassenzimmer, bringt die Maske sehr wenig, da aufgrund von Diffusion sich die lokalen Aerosolanhäufungen ja zwangläufig über 45min im Raum verteilen? Oder braucht es dafür jetzt auch wieder wissenschaftliche Studien, die aber komischerweise keiner unternimmt, obwohl wir Milliarden für PCR-Test haben, welche nichtmal feststellen können ob jemand infiziert, erkrankt ist oder den Virus weitergeben kann, da der Test nur RNA-Schnipsel identifiziert mit einer falsch-positiv Rate von 1-2%? Kann man das mit gesundem physikalischen Sachverstand beantworten und wenn nicht warum? Ich fürchte nämlich 6 Stunden jeden Tag im Klassenzimmer mit Maske zu sitzen ist für ein 6 jähriges eingeschultes Kind das im Freien spielt ein eher apokalyptischs Szenario.

    Mich täte zudem mal die Meinung eines Physikers interessieren, wie ein Virus der sich exp. verbreitet oder abklingt epidemologisch, wochenlang die gleiche Rate von Infizierten erzeugen kann bzw. um die 1000. Das wäre ja sozusagen ein Balancieren der Exponentialfunktion mit pos/neg. Exponenten zu einer Geraden! Ist das der epidemolgoische 6er im Lotto oder hohe Kunst der Pandemiebekämpfung oder ein statistisches Artefakt

    Danke für Hinweise.

    • … immer derselbe Quatsch mit den PCR-Tests, langsam sollte es jeder gelesen haben.
      Weniger als 1 Diagnose von 1000 sind falsch, weil mehrere Sequenzen geprüft werden!
      Wer infiziert ist, ist krank, ggf. auch asymptomatisch, vor allem ist er ansteckend!
      Man sieht es keinem an, ob man sich von ihm ansteckt, deshalb Maske und Tests.
      Dt. bisher 12,4 Mio Labor-Tests a 60€, macht 750 Mio €, sollte man sich leisten.
      Die Infektionsrate bleibt deshalb konstant, weil es so gewollt ist, Gegenmaßnahmen!
      Wohl gibt es Leugner und Verharmloser, die nichts verstehen, die machen Berlin-Ausflug.

      • “Wer infiziert ist, ist krank, ggf. auch asymptomatisch, vor allem ist er ansteckend!” Das ist so sicher falsch. Die WHO selbst geht davon aus, dass nur ein sehr geringer Anteil der Ansteckungen auf asymptomatische Personen zurückgeht. Wer infiziert ist, ist auch nicht zwangsläufig krank. Krank ist man erst, wenn man symptomatisch ist. Sonst wären wir andauernd alle krank denn wir werden ständig mit irgendwelchen Viren und Bakterien infiziert. Nur wird unser Immunsystem mit den meisten fertig, bevor wir überhaupt etwas spüren. Ausserdem geht die WHO davon aus, dass Ansteckung via Aerosolen und Schmierinfektionen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die allermeisten Ansteckungen sind Tröpfeninfektionen und dafür benötigt es engen Kontakt.

  2. ich benutze seit 2 Wochen eine neue Maske “livinguard
    Diese tötet durch eine positive Ladung die negativ geladenen Bakterien und Viren – so habe ich es verstanden.
    Dieser Maskentyp sollte hier unbedingt mit besprochen werden!

  3. Vielen Dank für die Einordnung, Herr Senf. Ich werde diesen Kommentarbereich nicht zu einer Wandzeitung für Verschwörungsmythen machen. Ja, die PCR-Tests reagieren auf mehrere für das Virus spezifische RNA-Sequenzen. Und die tauchen nicht einfach aus dem Nichts auf den Schleimhäuten auf sondern treten nur dort auf, wo Zellen infiziert sind und das Virus reproduzieren.

    Zu den anderen Fragen:
    Ja, Durchlüftung in den Klassenräumen ist wichtig. Das ist auch Tenor in den öffentlichen Debatten und wird seit langem zum Beispiel von Christian Drosten oder Karl Lauterbach betont.

    Exponentielles Wachstum erwarten wir, wenn die Infektionsrate proportional zur Anzahl der aktuell infizierten ist. Im Moment bricht die Erkrankung aber noch eher in vereinzelten Clustern aus, die durch die bekannten Maßnahmen (Tests und ggf. Quarantäne) noch ganz gut unter Kontrolle gehalten werden. Hoffen wir, dass es so bleibt. Sie haben recht: es handelt sich um eine labile Situation.

  4. Stoffmasken sind in erster Linie ganz einfache Partikelfilter.

    Wenn die Feuchtigkeit der Atemluft teilweise vom Stoff-Filter aufgesaugt wird, dann werden automatisch auch darin enthaltene Viren beim Ausatmen aus dem abgehenden Luftstrom entfernt.
    D.h. wir haben eine deutlich Reduzierung der Viruslast – falls die betreffende Person krank war
    Der gleiche Effekt tritt ein, wenn die Umgebungsluft beim Einatmen durch die Maske gefiltert/entfeuchtet wird.

    Deshalb schützen solche Masken nicht perfekt – aber meistens ausreichend gut.

  5. Sehen sich die Sachgeschichte in der Sendung mit der Maus vom 23. August gern nochmal an. Sie ist noch in der Mediathek. Dort kann man im Schlierenspiegel schön den von mir beschriebenen Effekt sehen.

    Haben Sie belege für den Trocknungseffekt. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Stoffmaske sehr schnell die Feuchte der Atemluft angenommen hat und dann nicht mehr sehr effektiv trocknet. Außerdem dürfte das für die durchströmenden Aerosole ohnehin nicht sehr effektiv sein. Die sind kleiner als die Maschen und berühren die Fasern so gar nicht.

  6. @Dierk

    Ich hatte mich dagegen entschieden, die verschiedenen Maskentypen, also einfache Stoffmaske vs. OP-Maske, zu vergleichen. Das kommt meines Erachtens auch in der Sendung mit der Maus zu kurz. Der Wesentliche Unterschied ist ja nicht, wie stark die Partikel abgebremst werden, sondern wie viel überhaupt durchgeht.

    • Joachim,
      die livinguard Masken wirken nach meinem laienhaften Verständnis vollkommen anders und ich denke, die sollten hier unbedingt mit aufgeführt werden. Es scheint die derzeit beste Technik zu sein, um nicht nur die Viren aufzufangen sondern sie auch gleichzeitig zu vernichten. Das macht keine andere Maske bisher!

      Wenn du nach livinguard suchst, findest du unter anderem z.B. diesen Beitrag:
      https://www.ardaudiothek.de/der-benecke/livinguard-masken/78180916

  7. Probiert es mal mit Rauchen 😉 ich mach das ü50 Jahre, in Summe nur 14d krank gewesen!
    Ohne Maske verteilt sich die Qualmwolke sichtbar ca 50 cm, was für Passivraucher.
    Mit Maske bleibt sie ca 10 cm vorm Gesicht stehen und beißt unangenehm in die Augen.
    Es wird Herbst, die Nebeltage kommen, die neblige Ausatemluft sollte ebenso zu sehen sein.
    Drosten hat das Beispiel mit dem Mundgeruch gebracht, mit Maske riecht der Gegenüber nichts.
    Es gibt ein T-Shirt mit Rückenhinweis “Riechst Du den *urz, ist der Abstand zu kurz”.

  8. pcr mit mehreren sequenzen?
    wissen sie da zufällig mehr zur methodik, die beim testzentrum um die ecke verwendet wird. welche primerpaare, geräte etc genutzt werden finde ich interessant – gibt es da eine offizielle methode, nach der gearbeitet wird?

  9. Dann haben damals die Pestmasken wohl auch vor der Pest geschützt. Die 25 Millionen sind nur gestorben, weil nicht alle konsequent eine Pestmaske getragen haben.

    • Die Pest ist eine bakterielle Erkrankung, die hauptsächlich durch Flohbisse übertragen wird. Ich sehe nicht, warum die Wirksamkeit von Masken vergleichbar sein sollte mit COVID-19, einer viralen Erkrankung, die hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.

  10. Schnabelmasken sind was für den venezianischen Karneval, spätere “Erfindung”.
    Coronaleugnern würden sie auch gut stehen, erspart man sich die Diskussionen.

  11. Die Maske bremst den Luftstrom nach vorne ab und lenkt ihn teilweise um. Die Luft entweicht zur Seite[…] Aerosole verlassen die Alltagsmaske nur leicht reduziert, aber wir blasen unseren Gesprächspartnern die Krankheitserreger nicht mehr direkt ins Gesicht..

    Da man sich in Bussen und Bahnen viel seltener gegenübersteht sondern nebeneinander dürfte man dort nach der Logik besser keine Maske aufsetzen.

    Damit scheint es mit eine gute Annahme zu sein, dass es uns alle von gegenseitige Ansteckung schützen kann, wenn wir Masken tragen.

    Die Physik reicht an der Stelle nicht. Ich denke nicht, dass man der Sache mit solchen monokausalen Beiträgen gerecht wird.

    • Das ist jetzt aber ein eklatanter Logikfehler: Daraus, dass es besser ist, gegenübersitzend Masken zu tragen, folgt natürlich nicht, dass es in anderen Situationen besser ist, keine Maske zu tragen.

      Aus “aus A folgt B” folgt nicht “aus nicht A folgt nicht B” sondern “aus nicht B folgt nicht A”

  12. Die Luft entweicht zur Seite[…]

    Kein Logikfehler. Die Leute in Bus und Bahn sitzen in der Regel links und rechts von einem. Und das sehr nah. Nach vorne hat man mehr Abstand.

    • Naja, Sie kennen ja die Geometrie der Masken. Die öffnen an der Wange, so dass die Luft an der Seite Richtung Ohren strömt, nicht 90° vom Gesicht weg.

      Ich würde es im Bus tatsächlich vermeiden, mich neben mir unbekannte Personen zu setzen. Der Abstand ist meines Erachtens vie zu gering. Trotzdem ist eine Maske Sinnvoll, damit ich meinen Atem nicht der vor mir sitzenden Person direkt in den Nacken blase.

  13. Einfache Masken scheinen Tröpfchen im Bereich von 5 Mikrometern und mehr am effizientesten zurückzuhalten, für Tröpfchen kleiner als 1 Mikrometer dagegen sind sie wenig wirksam (siehe dazu hier ) Mein Verdacht: Gerade darum sind auch einfache Masken sehr wirksam, denn ob jemand von einem Tröpfchen infiziert wird hängt auch von der Anzahl der Viren im Tröpfchen ab (von der Virenlast) und die ist bei grösseren Tröfchen, also bei Tröpfchen wie sie beim Sprechen entstehen, grösser als bei Tröpfchen, die kleiner als 1 Mikrometer sind. Es sind nicht unbedingt Virusaerosole, die am häufigsten zu Infektionen führen, sondern wohl eher normale Sprechakte: wenn ein Infizierter laut und deutlich mit einem spricht, dann ist das Risiko gross sich anzustecken, wenn er aber eine Maske trägt, dann werden die typischen Sprechtröpfchen zurückgehalten und die wenigen kleinen Tröpfchen, die trotzdem durchkommen reichen nicht um eine Infektion auszulösen.

  14. ich bin diese diskussionen um ausschließlich im labor, theoretisch erzielte wirksamkeit der masken langsam leid: bitte erklären sie mir, warum die pandemieverläufe in ländern mit strenger maskenregel (Argentienien, Peru, Spanien, Italien) nicht besser, sonder oftmals sogar schlechter sind, als in solchen mit laxer regelung (Schweden, Dänemark, Niederlande, Österreich).
    und komme mir bitte keiner mit “hoher mortalität in Schweden”. die vielen verstorbenen in den alten- und pflegeheimen wären wohl nicht durch masken in schulen gerettet worden.
    warum werden lt. sentinel-praxen die rhinoviren-infektionen nicht weniger als in den vorjahren? sie übertragen sich genau wie corona-viren. warum helfen die masken hier nicht?

    p.s.: zum pcr-test: wenn lt. ringversuch die spezifität der überprüften test-kits nur auf einer gensequenz 100% war, auf allen anderen aber z.t. deutlich niedriger (99,5 % bei der “zweitbesten”), wie errechnet sich dann ihre aussage, dass lediglich einer von 1000 positiven falsch-positiv wäre? haben sie da andere daten? wissen sie, welche test-kits verwendet werden? können sie fehler bei der abstrich-abnahme ausschließen?

    • Vielleicht ist es ja genau umgekehrt: Die stärker betroffenen Länder erlassen die strengeren Regeln.

      zum P.S. Was soll da zu rechnen sein? Wenn der erste Test 100% spezifisch ist und der zweite 99.5%, dann sind sie in kombination 100% spezifisch. Die Fehlerrate kommt nicht von mangelnder Spezifität.

  15. Welch lächerliche Theorie! Hier wird noch nicht einmal ansatzweise versucht, eine Infektion zu verstehen. Dabei kommt es vor allem auf die Viruslast an!

    Ist jemand krank und der Erreger vermehrt sich millionenfach im Körper können auch größere Mengen ausgeatmet und somit verbreitet werden. Ist jemand hingegen gesund atmet er sehr wenige (ggf. infektiöse Viren aus).

    Nur wenn Millionen von Viren auf einen Wirt treffen ist eine Wahrscheinlichkeit gegeben, dass dieser (bei weiteren Randbedingungen, bspw. geschwächtes Immunsystem) infiziert wird.

    Die an lächerlichkeit kaum zu überbietende Annahme, dass eine Stoffmaske die Anzahl von Viren in der Luft durch “veränderte Strömungsverhältnisse” signifikant reduzieren kann, ist völlig an den Haaren herbeigezogen.

  16. Zur Dikussionskultur:

    “Don M. Tingly” hat gerade den gleichlautenden Beitrag, den ich oben kommentiert habe, nochmal als Antwort an Herrn Senf eingereicht. Es handelt sich also nicht um Diskussionsbeiträge, sondern um fertige Wandzeitungen, die einfach an jede Diskussion drangepappt werden.

    Ich werden solchen Quatsch nicht mehr freischalten. Wer ernsthaft glaubt, Masken könnte die Übertragung von Krankheitserreger nicht beeinflussen, kann ja mal im Krankenhaus nachfragen, warum die Fachleute im Operationssaal immer so vermummt sind.

  17. Naja, Sie kennen ja die Geometrie der Masken. Die öffnen an der Wange, so dass die Luft an der Seite Richtung Ohren strömt, nicht 90° vom Gesicht weg.

    Ich kenne die einschlägigen Versuche mit E-Zigaretten dazu. Man kann sehr schön sehen, dass sich die Wolken durchaus im 90 Grad Winkel ausbreiten.

    Anders ist es, wenn die Masken an den Seiten gut abschließen. Dann geht ein großer Teil nach oben weg, was auch schlecht ist, da sich die ausgeatmete Luft dann weiter verbreiten kann. Eigentlich müsste man die Masken so bauen, dass der Luftstrom eher nach unten als nach oben umgeleitet wird.

    … warum die Fachleute im Operationssaal immer so vermummt sind.

    Dort wird in der Regel der Patient geschützt, der sich vor dem Arzt befindet.

    Die Diskussion erinnert ein wenig an die Corona-Warn-App. Da wurde auch nur unter künstlichen Laborbedingungen getestet und man ist an der Realität (voraussehbar) gescheitert.

    • Na, dann sind wir uns doch einig: Die Maske schützt am besten im direkten Gespräch. Um die Aerosolwolke daran zu hindern andere zu erreichen, sind außerdem Abstand halten und gute Durchlüftung anzuraten. Das steht bereits oben im Artikel.

      (Meine Corona-Warn-App funktioniert und wird, falls ich mich mal anstecke, dem Gesundheitsamt helfen, einige meiner Kontakte aufzuspüren.)

  18. @foobar407

    Ein einfaches Sieb besteht aus einer Schicht, mit Löchern drin. Die Filterwirkung ist damit auf diese Löcher begrenzt.

    Beim Mundschutz aus Stoff hat man eine vielschichtige Lage von Fasern wodurch die Ein- und die Ausatemluft vielfach umgeleitet wird – wie im einführenden Blog beschrieben.
    Zusätzlich hat man aber noch andere Effekte:
    Durch das Umleiten der Luftströme entstehen viele Kontakte mit den Maskenfasern. Dadurch werden größere Aerosol-Partikel herausgefiltert. Ein Teil dieser Filterwirkung besteht darin, dass die Filterfaser die in der Luft enthaltenen Wasserströpfchen absorbiert/aufsaugt.
    Damit ist den Viren das Transportmedium entzogen.
    Durch die vergrößete Oberfläche kann diese Feuchtigkeit schnell verdunsten.

    D.h. selbst wenn ein Teil der Ausatemluft seitlich vom Filter entweichen kann – so dürfte doch der größte Teil der Feuchtigkeit (mit Viren) im Filter verbleiben.
    Damit ist eine große Schutzwirkung gegeben – auch wenn sie nicht 100%ig wirksam ist.
    Weil virenhaltige Aerosole seitlich entweichen können – dann kann dieses Problem deutlich mimiert werden – indem andere Menschen in der Umgebung ebenfalls eine Atemmaske tragen. Damit wird auch deren Einatemluft gefiltert und so das Risiko einer Ansteckung minimiert.

    • Ja, es wäre zu wünschen, dass die Masken noch besser wirken, als hier von mir geschildert. Das hängt tatsächlich sehr von der Ausführung ab: Sind es mehrere Lagen? Wie groß ist die Maschenweite? Wie gut sitzen die Masken am Gesicht?

      Ich bin vom Worst-Case ausgegangen: Was können Alltagsmasken mindestens.

      Bei Aerosolen, also Tröpfchen, die kleiner als einen Mikrometer sind, scheint mir Ihre Annahme zu optimistisch. Ich habe zufällig professionell mit Aerosol-Quellen zu tun. Diese Mikro-Tröpfchen folgen ziemlich genau dem Luftstrom und dürften es zum großen Teil durch die Maschen und auch dem Strom folgend zur Seite oder nach oben an der Nase vorbei schaffen. Ob neben den Mikrotropfen noch größere Tropfen sind, ist den Viren dann ziemlich egal, sie haben ja ihre lokale Feuchtigkeit. Tatsächlich halten sie sich in trockener Luft wahrscheinlich sogar besser, weil sie nicht so oft mit anderen Tropfen kollidieren.

  19. Na, dann sind wir uns doch einig: Die Maske schützt am besten im direkten Gespräch

    Mir geht es nicht um die Wirkung im direkten Gespräch sondern um die angeordneten Maßnahmen. Und da ist es so gut wie irrelevant, ob die Maske im direkten Gespräch hilft. Im Supermarkt und im ÖPNV ist das direkte Gespräch eine seltene Ausnahme.

    • Hm, so selten ist es nicht, im Supermarkt die Verkäufer_innen anzusprechen oder sich im Bus mit Bekannten zu unterhalten. Aber das ist sehr individuell. Dazu kommen im Nieden, Husten und Gähnen. Auch dabei werden Viren belastete Tröpfchen nach vorne ausgestoßen und erreichen recht große Entfernungen.

      • Hm, so selten ist es nicht, im Supermarkt die Verkäufer_innen anzusprechen oder sich im Bus mit Bekannten zu unterhalten.

        Aber wir reden doch hier über eine epidemiologische Maßnahme mit dem Ziel “flatten the curve” und nicht darüber ob Sie eine Kassiererin grüßen.

        Und selbst da ließe sich argumentieren, dass der durch Masken nach oben geleitete Luftstrom viel besser über die Plexiglasscheiben an den Supermarktkassen gelangen kann, als wenn man direkt das Glas anatmet.

        • Wenn die Luft nach oben umgeleitet wird, ist das ideal. Denn unter der Decke befinden sich im Supermärkten die Entlüftung. Das Virus sucht nicht gezielt nach einem Wirt, es wird mit der Luftströmung mitgetragen.

          • Wird bei Klimanlagen nicht die kalte Luft von oben nach unten in den Supermarkt geblasen?

  20. Das Virus hat Kugelform und einen Durchmesser von ca. 100nm (Spektrum 8/20, S. 42); in eine Kugel (z.B. ein Wassertropfen) der Größe 1Mikrometer passen einige Tausend. So ein Tröpfchen inhaliert sich gut. Es sinkt, weil es so klein ist, in Luft ca. 1 cm in 6 Mintuen, d.h. es schwebt und bewegt sich mit jeder Luftströmung im Raum mit.
    Ein gutes Modell für ein solches Aerosol ist Zigarttenrauch mit Partikelgrößen von 0,1 Mikrometer bis 10 Mikrometer (wikipedia..). Das kennt jeder: Man sieht den Rauch in größerer Entfernung bei einer Person aufsteigen (Partikeldichte dort 100.000 pro cm³..sichtbar) und nach einiger Zeit je nach Luftströmung riecht man es auch (leider!). Das könnte dann auch deine Virenportion sein. Und das musst du jetzt mal mit Maske ausprobieren…. (schließlich entscheidet immer noch das Experiment über wahr oder falsch:
    Setze einen maskierten Raucher in die eine Ecke eines Raumes, setze dich in die andere und wenn du nix vom Rauch mitbekommst, dann kannst du von ihm auch keine Viren bekommen.
    —————————————————————————————————
    Bleibt nur zu prüfen, wie groß a) Aerosoltröpfen in der Ausatemluft tatsächlich sind und b) wie stabil sie in der Umgebungsluft bleiben.
    ————————————————————————————————–
    Meine Meinung: Ein Drecklappen mit mm-Abstand zur Gesichthaut wirkt wie der Aufsatz einer Gießkanne aus: Aus einem dicken Strahl werden viele feine, der Inhalt kommt aber so oder so durch.
    Wer sagt: “Masken helfen gegen Viren” soll es beweisen!

  21. @Physiklehrer
    Das Beispiel mit dem Raucher ist ein nettes Experiment – welches leider nicht der Realität entspricht:
    Rauch enthält trockene Verbrennungsrückstände – wogegen unsere Ausatemluft viel Feuchtigkeit enthält.
    Deswegen geht trockener Rauch problemlos durch Atemmasken, wogegen ein Großteil der in der Atemluft enthaltenen Feuchtigkeit von einer Stoffmaske absorbiert wird = 1. Filtration.
    Tragen benachbarte Personen ebenfalls eine Maske, dann wird dort ein großer Teil deren Einatemluft nochmals filtriert, so dass Flüssigkeitspartikel entfernt werden = 2. Filterschritt.
    Zudem breitet sich die Ausatmluft der ersten Person etwa wolken-/kugelförmig im Raum aus, wodurch man einen Verdünnungseffekt bekommt – wenn man Abstände einhält.

    D.h. das Tagen von Masken, Abstandhalten und gute Raumlüftung sollten einen guten Schutz gegen das Einatmen von virenhaltigen Aerosolen bilden.

  22. @foobar407
    11.09.2020, 11:16 Uhr

    Hallenbelüftungen, wie sie in Supermärkten zum Einsatz kommen, bestehen in der Regel aus Einlässen für Frischluft und Absaugungen für verbrauchte Luft. Der Luftstrom erfolgt dann in Wirbeln. Wenn Sie unter einer Absaugung stehen, werden die stationären Aerosole direkt hoch gesaugt. Stehen Sie unter einem Auslass, werden sie erst zur Seite gedrückt und dann hochgesaugt.

    Würde man nur Luft einblasen, würde in den Märken ein Überdruck entstehen und es käme zu unangenehmen Luftströmen an den Eingängen. (Das gibt es manchmal an U-Bahn-Eingängen. Gegen Corona ist so ein Strom nicht schlecht, weil er zur von KRichard angesprochenen Verdünnung beiträgt.) Außerdem möchte man üble Gerüche vermeiden, so dass eine direkte Absaugung sinnvoll ist.

  23. Maskentragen macht immun !?
    https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp2026913#article_references
    “Facial Masking for Covid-19 — Potential for “Variolation” as We Await a Vaccine”

    Es gibt die Annahme, daß auch bei Sars-CoV-2 ein Dosis-Wirkungs-Effekt besteht, d.h. man hat asymptomatische Verläufe mit Immunantwort. Die geringe Erregerzahl, die eine Immunreaktion und keine schwere Erkrankung auslöst, heißt Variolation.
    Als Beispiel wird der Corona-Ausbruch auf einem argentinischen Kreuzfahrtschiff genannt, alle Passagiere und Crew erhielten Masken, in der Quarantäne infizierten sich asymptomatisch 81%.

  24. Wie immer sehr sachlich, sachnah berichtet von unserem Herrn Dr. Joachim Schulz, hier musste Opi allerdings ein wenig schmunzeln, Hervorhebung : Dr. Webbaer

    -> ‘Der Abstand sorgt dafür, dass wir nicht direkt in der Aerosolwolke unseres Gesprächspartners sitzen. Die Lüftung dafür, dass sich die Aerosole nicht unverdünnt im Raum verteilen. Eigentlich relativ einfache Maßnahmen, die zumindest in meinem Leben keinen großen Einschnitt bedeuten.‘ [Artikeltext]

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

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