Debattenkultur: Kommentare als Mehrwert

BLOG: Quantenwelt

Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

Viele Bloggerinnen und Blogger machen mehr oder weniger oft die Erfahrung, dass die Diskussion im Kommentarbereich nicht zufriedenstellend läuft. Da gibt es Kommentare, die völlig am Thema des Blogartikels vorbei zu gehen scheinen. Da kriegen sich Kommentatoren wegen Nichtigkeiten in die Haare und tauschen Beleidigungen aus. Andere Kommentatoren wiederholen den Inhalt des Beitrags in anderen Worten ohne etwas neues beizutragen.

Auf dem diesjährigen Bloggertreffen in Deidesheim haben Dierk Haasis und ich einen Workshop zum Thema Debattenkultur1 gehalten. Dabei ging es nicht um Trolle oder Hater2, sondern um die Frage, wie sich der Kommentarbereich möglichst gewinnbringend gestalten lässt und woran Debatten oft scheitern. Dabei haben wir folgendes mögliche Kommentarregeln angesprochen:

  1. Ein Kommentar soll keine Beleidigungen enthalten.
  2. Ein Kommentar soll zum Thema des Blogartikels beitragen.
  3. Der Kommentar soll einen neuen Aspekt beitragen.

Die Regeln sind nach fallender Selbstverständlichkeit sortiert. Dass Beleidigungen einer Debatte nicht zuträglich sind, kann kaum jemand bestreiten. Auch dass wir Themenrelevanz erwarten können, ist kaum anzufechten. Für nahezu jedes Thema gibt es irgendwo in diesem Internet einen Diskussionsplatz. Wir können also ohne schlechtes Gewissen ein Thema vorgeben und darauf beharren nur dieses zu diskutieren. Die dritte Regel wird nicht allen sofort einleuchten. Hier geht es um die Lesbarkeit von Debatten. Wenn beim Lesen eines Blogarktikels merke, dass sich der Autor oder die Autorin ständig wiederholt und zu keinem Punkt kommt, breche ich ab. Solche Texte lese ich nicht zuende. Warum also sollte jemand Interesse haben, eine Diskussion zu lesen, in der sich die Argumente wiederholen.

Ich möchte Sie einmal einladen, den Diskussionsbereich unter einem Blog nicht als Gelegenheit zur Meinungsäußerung aller zu sehen. Die Kommentare sollen vielmehr ein Mehrwert für die Leserinnen und Leser des Blogs sein. Dadurch ergibt sich eine neue Herangehensweise an die Frage, ob und wodurch es gerechtfertigt ist, Kommentare nicht freizugeben oder zu löschen.

Die Moderation eines Kommentarbereichs ist nicht dafür da, Kommentierende für Regelverstöße zu strafen. Sie erfüllt die Aufgabe, aus den eingereichten Kommentaren diejenigen auszuwählen, die den Leserinnen und Lesern weiterführende Gedanken bieten. Indem sie Aussagen des Blogartikels widersprechen oder zusätzliche, thematisch passende Gedanken und Informationen bieten. So wie ich meine Artikel überarbeite und hin und wieder ganze Absätze herauslösche bevor sich den Artikel veröffentliche, muss ich auch den Kommentarbereich moderieren um ihn lesbar zu halten.

Anmerkungen:
1. Ich gebe in diesem Blogartikel keine Zusammenfassung unserer Diskussionen. Es geht hier um einen Gedanken, den ich persönlich mitgenommen habe.
2. Unter Trolle verstehe ich Menschen, die Diskussionen im Internet mutwillig stören. Hater [von engl. to hate = hassen] sind solche, die Hass gegen bestimmte andere Menschen verbreiten.
Avatar-Foto

Veröffentlicht von

www.quantenwelt.de/

Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

38 Kommentare

  1. Ich stimme völlig zu, dass Kommentare einen Mehrwert enthalten sollen. Derselbige folgt hoffentlich jetzt:

    Die Wünsche der Blogger und die Bedürfnisse der Kommentatoren stimmen nicht völlig überein. Offenbar erfüllt die Kommentarspalte für die Kommentatoren auch die soziale Funktion der Kommunikation, vulgo, des Schwatzens und Quatschens mit anderen, wenn auch bei scilogs mit mehr Niveau und Intellekt als bei den meisten online-Zeitungen. Auch das Streiten ist ein Bedürfnis von nicht wenigen Kommentatoren, das liegt wohl irgendwie auch in der Natur des Menschen. Oft verbeißen sich Kommentatoren in Fehlern (oder vermeintliche Fehler) anderer Kommentatoren und saugen daraus die Nahrung für eine Kommunikation, die nicht der Erkenntnis dient, sondern dem Auftritt und der Selbstbestätigung des Individuums in der virtuellen Gemeinschaft (oder virtuellen Kaffeekränzchen).

  2. Es weiß halt “eher” der Markt, wann Mehrwert entsteht, nicht der Einzelne. (Wenn eine Person oder Firma etwas verkauft, B2B oder B2C, entsteht Mehrwert, denn ansonsten wäre das Geschäft nicht zustande gekommen; dieser Mehrwert kann auch steuerlich abgeschöpft werden.)
    Liberale Sichten, auch oder gerade wenn sie den Mehrwertgedanken schätzen, sind hier, also auf dieses Thema bezogen, “eher nicht” deckungsgleich.

    MFG
    Dr. W

      • Die oben versuchte Aussage war, einmal anders formuliert, dass die auf einem Markt wie diesem [1] entstehende Wertschöpfung nicht an zentraler Stelle direkt gemessen oder bestimmt werden kann; wobei die Idee, Kommentare grundsätzlich als Mehrwert zu verstehen, hier geteilt wird.

        MFG
        Dr. W

        [1] ein für Zwecke des Feedbacks allgemein freigegebener Kanal des Internets kann in diesem Zusammenhang als Markt verstanden werden

        • Naja, ich kann die Lesbarkeit eines entstehenden Textes auch nicht direkt messen. Dennoch redigiere ich ihn und schneide manchmal bereits fertige Absätze raus, weil sie mir nicht zu passen scheinen. Auch in dem eigenen Text würde ich nicht auf die Idee kommen, jeden Absatz grundsätzlich als Mehrwert zu verstehen. Manche Ausschweifungen schaden dem Text mehr als sie nützen.

          • Kommentare sollen Mehrwert bedeuten, dieser wird ihnen letztlich vom lesenden Markt zugewiesen bzw. entsteht dort, dieser kann schlecht zentral gemessen und verwaltet werden.

            Insofern würde der Schreiber dieser Zeilen zur weitgehenden Duldung raten, klar, wenn Störer (“Hater” im Artikel) dabei sind, die dem Inhaltsangebot schaden (wollen), darf oder muss zensiert werden.
            Hier gibt es wohl das besondere Problem, dass “Physikkritiker”, hier mal in Anführungszeichen, damit klar ist, wer gemeint, anreisen, RT-Kritiker, Deutsche Physik und so, das sind schwierige Kollegen, mit denen ist der Umgang unklar.
            Manche verschieben statt zu löschen, pflegen im WebLog Bereiche, in denen auf bestimmte Art und Weise “getrollt” [1] werden darf, aber nur dort; vielleicht ist das eine Idee.

            MFG
            Dr. W

            [1] aus Sicht des Schreibers dieser Zeilen gibt es keine Trolle im herkömmlich gemeinten Sinne

  3. Spannende Gedanken, danke!

    Was ich persönlich noch ganz wichtig finde, ist die Möglichkeit für (Nach-)Fragen und weiterführende Anregungen. Schließlich bewegen wir Wissenschaftler uns ja oft stark in unseren Fach- und Begriffswelten, so dass es absolut hilfreich ist, über die Fragen die Wahrnehmungen, aber auch Assoziationen der interessierten Öffentlichkeit kennen zu lernen. Mich hat das schon oft auf neue Spuren gebracht, eine Art des indirekten Feedback…

  4. Die Einschätzung über die Zugehörigkeit zum Thema im Beitrag ist aber nur recht unscharf zu machen. Da gibt es allerhand Untimmigkeiten – sodass schnell der Eindruck entsteht, etwas gehöre nicht zum Thema, weil der Moderator den Kommentarinhalt oder Kommentator gerade nicht mag. Man könnte jetzt sagen, dass dieser Einwand auch nicht hier her gehörte, weil es eine Subproblematik sei und keine primäre Kategorie – immerhin scheints mit den 3 Punkten zur Kommentarinhalt-Anforderung schon vollständig zu sein (wonach es sozusagen gar keinen Kommentar mehr nötig hätte und die Funktion ausgeschaltet werden könnte!).

    Die Annahme, es gäbe im so weiten Internet für jedes Thema ausreichend Möglichkeiten, ist sicher nicht wahr. Solche Aussage ist nur wieder “Rausrede” – eine ungeprüfte Hoffnung/Erwartung. Denn im Internet ist es nicht anders, als anderswo. Es wird auch nur sehr tendenziel Thematisiert – woraus sich ergibt, dass alle (verallgemeinert) über das Selbe im (ungefähr) selben Szenario “debattieren”.

    Und die Erwähnung von Begriffen ist nicht gleich Thematik. Das Googlen nach einem Begriff ergibt eben nicht zwingend die dazugehörige Thematik. Und wenn doch, dann tendenziel unbrauchbar und wenig vertrauenswürdig.

    Also, sicher ist es nötig, das Thema zu begrenzen, damit der Inhalt übersichtlich und informativ bleibt. Aber “ein” Thema ist nicht entsprechend scharf abgrenzbar und baut auf anderen auf. Und berechtigte Kritik an solchen fehlerhaften Eingangsprämissen gehört dann zum Thema. Das muß man dann nur noch erkennen und akzeptieren – wo es zuweilen hapert.

    • Ja, Sie haben recht. Die Bewertung all dieser Punkte, einschließlich des ersten, ist subjektiv. Tatsächlich haben wir über die Problematik gesprochen, dass ich als Blogautor zugleich Moderator und Diskutant bin. Daraus ergibt sich nicht selten ein Interessenkonflikt. Ich habe keine Patentlösung.

      Aber vielleicht hilft auch hier die Parallele zum Blogartikel selbst. Auch da ist es willkürlich, welche Aspekte ich in den Artikel aufnehme und welche mir zu weit ausschweifend vorkommen. Solch ein subjektives Augenmaß ist teil des Schreibprozesses, warum sollte man es nicht auch im Moderierprozess einsetzen?

      • Willkürlich, welche Aspekte in den Text aufgenommen werden. Sicher ist es vom “Willen” abhängig, daran zweifelt auch keiner. Und dennoch sind diese Aspekte einem Thema zugehörig.

        Ich erinnere mich an Streitereien über die RT. Mag ja sein, dass sich manche Kommentatoren völlig absurd auf das Thema stürzen. Aber gleichzeitig ist jedesmal zu erkennen, wie absurd und fast ebenso fundamentalistisch die entsprechenden Blogger reagieren. Und noch schlimmer dessen Fans im Kommentarbereich. 99 % wollen überhaupt keine Grenzbereiche anerkennen – würden zugleich aber auch uneingeschränkt zustimmen, dass übliche stereotype Islamisten / Fundamentalisten völlig über das Maß agieren (also eher totale Idioten seien). Sie urteilen andere ab und merken nicht, dass sie selbst nicht besser seien.
        ———
        Und dann gibs ja noch den Sonderfall. Es sollen ja die Leute auf die ad personam-Ebene gelockt werden. Und was danach passiert, darüber wird geschwiegen – verleugnet. (Infokrieg/Neurokrieg). Solange das nicht öffentlich ist, kotze ich unter jeden Beitrag in den Kommentarbereich. Bis ich tot umfalle. Ihr habt es also in der Hand, die Verschlechterung meines Zustandes aufzuhalten.

        Als ich jüngst immerzu gesperrt wurde, hiess es zum Abschied noch, ich solle mir helfen lassen. Doch das ist ja das Problem – übliche Institutionen haben keine Hilfe für mich und helfen mir auch nicht plausibel und sinnvoll. Doch dies so mitzuteilen ist ja jedes mal nicht möglich – ich bin dann ja immer gesperrt.
        So, das nur zum sehr persönlichen Problem. Eines, welches wirklich nirgends im Internet wirklich besprochen wird. Und ich verlange von entsprechenden Institutionen, dass es (auf)geklärt wird. Auch von hier.

  5. Eine gute Zusammenfassung der Thematik. Ich lösche nur sehr ungern und lasse durchaus auch einige Abschweifungen zu. Ist ja alles auch eine Sache der individuellen Situation. Aber als allgemeine Faustregel kann man die drei Punkte zweifelsohne stehenlassen.

    Mist, hab jetzt keinen Mehrwert geliefert. 😉

    • Ja, solch rein positive Kommentare sind wertvoll für mich als Autoren (Danke!), aber für die Lesenden sind sie eher uninteressant.

      Positive Rückmeldungen sind in Kommentaren selten. Wir bekommen sie eher in Form von Links und Empfehlungen aus den sozialen Medien.

  6. Joachim Schulz schrieb (30. November 2014):
    > Für nahezu jedes Thema gibt es irgendwo in diesem Internet einen Diskussionsplatz.

    Gibt es neben SciLogs “im Internet einen Diskussionsplatz“, um sich darüber auseinanderzusetzen, ob und wie Aussagen in der Physik Koordinaten-frei zu treffen sind, oder welche eventuelle Rolle Koordinaten in der Physik haben ??,

    und (in meines Erachtens abnehmender Dringlichkeit):

    – woran man sich beteiligen kann, ohne “einloggen” zu müssen,

    – mit der Möglichkeit, mathematische Formeln und Symbole formatiert darzustellen,

    – mit Vorschaufunktion (insbesondere zur Prüfung der eventuellen Formatierung, sowie der Anzahl der zugelassenen Hyperlinks)

    ?

    > dass wir Themenrelevanz erwarten können, ist kaum anzufechten.

    Wie gerne wir das für irrelevant halten, wofür wir kritisiert werden, ist kaum zu überschätzen.

      • Joachim Schulz schrieb (30. November 2014):
        > Wo es solch einen Platz gibt? [um sich darüber auseinanderzusetzen, ob und wie Aussagen in der Physik Koordinaten-frei zu treffen sind, oder welche eventuelle Rolle Koordinaten in der Physik haben]
        > Hier zum Beispiel: https://scilogs.spektrum.de/quantenwelt/ein-loblied-auf-koordinaten/

        Falls dort so etwas wie eine “Debatte” oder gar eine “zufriedenstellende Diskussion” beabsichtigt und/oder ermöglicht worden wäre, sollte man wohl damit rechnen können, dass eine Reaktion auf vorgebrachte Kritikpunkte bzw. Richtigstellungen nicht erst nach mehr als zwei Jahren erfolgt, falls überhaupt.

        p.s.
        > Die Vorschaufunktion haben wir leider noch nicht und ob der Latex-Modus in Kommentaren funktioniert, werde ich mal testen.

        Offensichtlich genügt ein gewisses Maß an Desinteresse um abzusichern, dass Letzteres nicht funktioniert; von Ersterem ganz zu schweigen.
        .
        > […] bei SciLogs, aber da Sie dort tatsächlich schon kommentiert haben, scheint mir das ein kleines Problem zu sein.

        Zugegeben: es freut mich, wenn meine SciLogs-Debattenbeiträge nicht im “Ihr Kommentar wird moderiert.”-Orkus verschwinden oder sogar nach erfolgter Veröffentlichung wieder entfernt werden. Das heißt aber nicht, dass die Probleme der Debattenkultur hier “klein” zu nennen wären, sondern nur, dass sie mir hier gelegentlich eher überwindbar sind, also überall sonst.

        • @Frank Wappler:

          Falls dort so etwas wie eine “Debatte” oder gar eine “zufriedenstellende Diskussion” beabsichtigt und/oder ermöglicht worden wäre, sollte man wohl damit rechnen können, dass eine Reaktion auf vorgebrachte Kritikpunkte bzw. Richtigstellungen nicht erst nach mehr als zwei Jahren erfolgt, falls überhaupt.

          Dieser Beitrag war bereits eine Reaktion auf Ihre Einwände in einem früheren Beitrag. Ich greife oft Anregungen aus den Kommentaren auf um daraus neue Blogbeiträge zu machen. Es hat wenig Sinn, dieselben Argumente ständig zu wiederholen.

          • Joachim Schulz schrieb (2. Dezember 2014 8:26):
            > Dieser Beitrag [ https://scilogs.spektrum.de/quantenwelt/ein-loblied-auf-koordinaten/ ] war bereits eine Reaktion auf Ihre Einwände in einem früheren Beitrag.

            Reaktionen, die vorgebrachte Einwände nicht zitieren (oder sich wenigstens erkennbar damit auseinandersetzen [1]), wirken im Zweifel eher als wissentliches Vermiesen der Stimmung, denn als Debattenbeitrag.

            [1: Immerhin hätte eine mögliche Reaktion ja stattdessen auch
            “Hymne auf die Beurteilung der Koinzidenz (oder Reihenfolge) eigener Beobachtungen”
            betitelt werden können.]

            > Ich greife oft Anregungen aus den Kommentaren auf um daraus neue Blogbeiträge zu machen.

            Ich habe mir angewöhnt, mich höchstens über Äußerungen aufzuregen, die ich auch im Rahmen eines Kommentars zitieren kann.

            > Es hat wenig Sinn, dieselben Argumente ständig zu wiederholen.

            Welchen Sinn hat es, eine bestimmte Argumentation ständig herauszufordern, wenn man damit nicht die Erwartung und Absicht mitteilen wollte, diese im Rahmen einer Debatte widerlegen zu können?

  7. Pingback:Bedeutungsvoll › Con Text › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  8. “eingereichten Kommentaren ”

    Diese Formulierung weist auf eine Grundhaltung hin , die leider bei vielen Bloggern vorzufinden ist , und dabei fast immer nur zwischen den Zeilen steht.
    Man betrachtet die Kommentatoren ein wenig von oben herab , sie “reichen ein ” , wie bei einer Bewerbung , sie werden nicht auf Augenhöhe gesehen.
    Gerade die Punkte mit den Wiederholungen und dem “off-topic” sind zwar nicht unberechtigt , werden in ihrer Reinform aber zu einer Selbstanmaßung.
    Blogger , die diese beiden Punkte zu einer ziemlich willkürlichen Selektion nutzen , dürfen sich nicht wundern , wenn lauter Trolle und Hater bei ihnen hängenbleiben .
    Kommentierende , die zumindest versuchen , etwas Brauchbares zu schreiben , haben keine Lust darauf , sich wegen jedem Bibifax zurechtweisen und sich jeden Fehler aufs Brot schmieren zu lassen , die sind dann halt irgendwann weg und dann wundern sich die Blogger über die seltsamen Kommentare , die übrigbleiben.
    Ich habe allergrößtes Verständnis für die Verärgerung über bewußt unsaubere Kommentare , jeder Blogger hat das Recht , dagegen konsequent vorzugehen.
    Aber auch Blogger nehmen etwas in Anspruch , nämlich den öffentlichen Raum des Internets , willkürliche Auslegung von Regeln können sie zwar versuchen , aber wenn sie da keinen Mittelweg finden – zugegeben , eine Kunst – müssen sie halt auch mit den Folgen leben.

    • “öffentlicher Raum des Internets”?

      Blogger bieten ein Forum an, das Hausrecht liegt bei ihnen. Selbstverständlich rechtfertigt dies nicht Willkür, aber doch eine Redaktion von Beiträgen. Solche Beiträge zu schreiben macht immer mehr Arbeit, als Kommentare in die Tasten zu hauen.
      Jeder Kommentator dem das nicht passt, kann irgendwo seinen eigenen Blog eröffnen.

      • Natürlich ist das Netz ein öffentlicher Raum , was denn sonst? Jeder hat Zugang , Teile davon werden dann quasi “privatisiert” , durch Auswahl von Leuten in einem Netzwerk , geschlossene Foren , Dialoge über mail usw.usw.
        Wie im realen Raum sind dann Teile privat , halb-privat (oder halb-öffentlich) , und Teile für jedermann zugänglich.
        Was was ist , schwer abzugrenzen , aber wer einen offenen Blog mit Kommentarfunktion betreibt , tut gut daran , möglichst offen zu bleiben , sonst macht er sich selber zum Narren , weil er dann nur offenbart , daß es ihm um Jubelperser und servil auftetende Kommentierende geht , Respekt erwirbt man sich damit nicht , chris hat das schon genauer ausgeführt.
        Schließlich ist es niemandem verwehrt , einen Blog ohne Kommentare zu machen oder einen geschlossenen Blog in einem sozialen Netzwerk , diese selbstgerechte Art in Teilen der Blogosphäre aber geht mir auf den Keks.
        Daß Bloggen viel Arbeit macht , ist unbestritten , und daß ein Blogger mit viel Müll konfrontiert wird , ebenfalls , wer weiß , was da so alles aufläuft , was gar nicht erst veröffentlicht wird , vielleicht mal eine Gelegenheit , seinen grundsätzlichen Respekt an diejenigen auszusprechen , die den Schmiß haben , sich einer solchen Aufgabe zu stellen , und vielleicht sollte das tatsächlich häufiger gewürdigt werden .
        Die Kririk entspringt ja nicht der Gering – sondern der Wertschätzung für die Form des Blogs und für das Bloggen , zu dem eine gewisse Portion Unerschrockenheit gehört.

        Umso mehr aber sollten es Blogger schätzen , wenn Leute Konstruktives versuchen , aber genau an dieser Stelle gibt es erhebliche Defizite.

  9. Pingback:#scilogs14 – Herbstpremiere › Medicine & More › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  10. Der Blogleser als Mehrwert-Lieferant

    .
    »Die Moderation eines Kommentarbereichs ist nicht dafür da, Kommentierende für Regelverstöße zu strafen. Sie erfüllt die Aufgabe, aus den eingereichten Kommentaren diejenigen auszuwählen, die den Leserinnen und Lesern weiterführende Gedanken bieten. Indem sie Aussagen des Blogartikels widersprechen oder zusätzliche, thematisch passende Gedanken und Informationen bieten.«

    Und dann entscheidet der Blogger (wer sonst?) darüber, welche der z. B. widersprechenden Gedanken weiterführend sind und somit stehen bleiben dürfen oder freigeschaltet werden.

    Aber nicht nur der kommentierende Leser ist „meinungsstark“ (Dierk Haasis), sondern in aller Regel auch der Blogger, und da kann es bei fachfremden Themen, bei denen der Blogger in gleichem Maße Laie ist wie der gemeine Leser, oder auch bei strittigen Themen aus dem Bereich der Kultur- und Sozialwissenschaften (etwa Gender, Sexismus), nicht schon mal dazu kommen, dass der Blogger sein „Hausrecht“ (Stefan Paul) dazu nutzt, die ihm unangenehmen Kommentare zu löschen oder bestimmte Leser für die Zukunft zu blockieren.

    Mir ist schon des Öfteren aufgefallen, dass das, was man als Leser (nicht als Kommentator!) interessant, weiterführend oder auch einfach nur unterhaltend empfindet, vom jeweiligen Blogger ganz anders gesehen werden kann: als störend, uninteressant, vom Thema abweichend, oder gar als einen persönlichen Angriff auf ihn selbst, den es mit allen Mitteln abzuwehren gilt.

    Kurzum, es gibt da, so scheint mir, kein Patentrezept, es bleibt schwierig, wenn der Blogger nicht von vorneherein versucht, die Freude am Kommentieren zu dämpfen (etwa indem man wie Dierk Haasis schreibt: „Dies ist eine moderierte Diskussion. Wir behalten uns vor, Kommentare gar nicht oder gekürzt zu veröffentlichen, um die Diskussion für unsere Leser möglichst relevant und interessant zu gestalten.“). Mit etwas Glück bleiben dann ja genau die Kommentatoren übrig, die man als Blogger liebt.

    (Ob dieser Kommentar nun einen Mehrwert enthält oder nicht, darf jeder für sich beurteilen…)

    (Im Übrigen kommt es hin und wieder auch mal vor, dass ein Kommentar mehr Substanz enthält als der dazugehörige Blogartikel—aus Sicht des Lesers, natürlich.)

    Achja, fast vergessen: Danke für den anregenden Beitrag!

    • Ich bin mir der Problematik meiner Doppelfunktion als Teilnehmer und Moderator der Diskussion durchaus bewusst. Das ist auch der Grund, warum ich sehr zurückhaltend moderiere. In diesem Strang habe ich nur einen einzigen, sehr kurzen Post gelöscht, der wirklich nichts zur Diskussion beitrug.

      Aber ich wollte mit diesem Post einmal eine andere Sichtweise zu Diskussion stellen. Wollen Sie als Kommentator nicht auch gelesen werden? Oder geht es um die interne Kommunikation im kleinen Kreis? Im ersten Fall könnte eine Lesefluss-optimierte Moderation, die Dopplungen vermeidet und Ausschweifungen in andere Themen verhindert doch durchaus hilfreich sein, oder?

      Würden Sie sich eine vom Blogger unabhängige Moderation wünschen?

  11. Die vom Blogger unabhängige Moderation wird auch wieder die grundsätzliche Herangehensweise des Moderators spiegeln , die wird dem Einen wieder gefallen , dem Anderen nicht so sehr . Keine prinzipiell schlechte Idee , aber kein Patentrezept , und verständlicherweise nicht jedes Bloggers Sache.
    Auf jeden Fall sinnvoll ist es , das Thema generell immer mal wieder anzusprechen , auch wenn das banal klingen mag , aber vielleicht bietet gerade das die beste Chance , irgendeinen guten Mittelweg zu finden.

  12. Moderation der Debatten

    Ich finde, wie Paul Stefan, dass eine bloggerunabhängige Moderation vermutlich das Beste wäre (auch wenn das auf SciLogs nicht realisiert werden kann). Für den Blogger würde das eine gewisse Begrenzung seiner Möglichkeiten bedeuten, er würde damit ein Stück Verantwortung für und Einfluss auf das, was in den Kommentaren seines Blogs erscheint, abgeben. Ob mir das als Blogger gefallen würde, weiß ich nicht, es hat eben alles seine zwei Seiten.

    Gestern zum Beispiel wurden die Kommentare eines Lesers auf einem Nachbarblog überraschenderweise vom Blogger gelöscht, mit der Begründung, sie enthielten „persönliche Herabsetzungen anderer“. Es lässt sich jetzt natürlich nicht mehr nachprüfen, ob die Löschung angemessen war. Aber ich als Leser hätte mit dieser Löschaktion nicht gerechnet, zumal der Autor sich in einem der gelöschten Kommentare als Physiker bezeichnet hat (Zweifel scheinen hier angebracht), mit der Behauptung, sein Forschungsgegenstand seien die „quantenstrukturellen Abläufe in Zellen“. Weshalb er denn auch meinte, dass, „wer die Homöopathie argumentativ mit fehlendem Wirkstoff angreift“, „leider die Wissenschaft nicht auf seiner Seite“ habe. Da hätte man als Mitleser gerne mal nachgehakt, wer weiß, vielleicht gibt es ja wirklich Physiker, die meinen, Homöopathie könne womöglich quantenmechanisch funktionieren. Aber wahrscheinlicher ist schon, dass es sich bei diesem angeblichen „Physiker“ nur um einen „Spinner“ gehandelt hat (darf ich „Spinner“ überhaupt schreiben, oder setze ich damit einen anderen herab und laufe Gefahr, dass man diesen Kommentar löscht?)

    Ich schildere das nur um zu zeigen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung eines Kommentars bei Blogger und Leser sein kann.

    Herr Schulz, Sie fragten:

    »Wollen Sie als Kommentator nicht auch gelesen werden? Oder geht es um die interne Kommunikation im kleinen Kreis?«

    Ich empfinde mich eigentlich nicht als so eine Art Nebenblogger, der einen Blogartikel nutzt, um über etwas thematisch Verwandtes zu dozieren. Ich freue mich, wenn meine Einlassungen vom Blogger oder vom jeweiligen Adressaten meines Kommentars gelesen werden. Oder eben all denen, die aktuell an einer Debatte beteiligt sind. Ob es darüber hinaus noch Leser gibt, jetzt oder in Zukunft, kann ich ja nicht wissen.

    Letztens habe ich mit ‚Chrys‘ einen ziemlich langen Dialog geführt, auf Joe Dramigas Blog. Ob dieser Gedankenaustausch für Dritte interessant war, wenigstens ein bisschen, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob überhaupt jemand mitgelesen hat. Weiß das überhaupt jemand? Werden Klickzahlen registriert?

    Also, wenn mich ein Blogartikel oder Kommentar zum Schreiben angeregt, dann geht es mir dabei meist darum, mir selbst über eine Sache klarzuwerden. Und wenn ich Aussagen eines Blogartikels sachlich kritisiere, dann erwarte ich Gegenargumente, und keine Löschung oder gar Sperrung. Den Anspruch, etwas Bedeutendes für die Nachwelt (oder den Blog) zu hinterlassen, habe ich nicht so sehr.

    • Ja, mir war der von Ihnen geschilderte Kommentar auch aufgefallen und ich hätte beinahe nachgehakt. Nur wurde ich in diesem Blog schon öfter als Troll wahrgenommen und halte mich dort deshalb zurück. Sie sehen, auch hier kenne ich beide Seiten.

      Um auf Ihre Frage einzugehen: Ja, Klicks werden gezählt, aber ihre Aussagekraft ist meines Erachtens begrenzt. Oft erzielen tatsächlich die Beiträge mit vielen Kommentaren die meisten Klicks. Aber der Verdacht liegt nahe, dass diese Klicks hauptsächlich von Teilnehmern der Diskussion generiert werden und nicht von zusätzlichen Leserinnen und Lesern, die durch die Diskussion auf den Beitrag aufmerksam wurden.

      Vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage.

      • »Nur wurde ich in diesem Blog schon öfter als Troll wahrgenommen …«

        Ehrlich??? Das wird ja immer fragwürdiger, nach welcher Messlatte dort beurteilt wird …

      • Zusätzliche Leser (des Artikels) durch Kommentare? Das geht doch nur dann, wenn die Leser über die Hauptseite einsteigen und sich durch den Bereich “Aktuelle Kommentare” zum Klicken animieren lassen. Anscheinend kann man als Blogger durch unwesentliche Änderungen seines eigenen Kommentars den Kommentar wieder an die Spitze des Bereichs “Aktuelle Kommentare” heben. Ihr Kollege B. hat durch die (unfreiwillige?) Änderung seines Kommentars von 14.09:42 Uhr (Änderung von “betrachtet” in “sehr ehr”) so gemacht.

        • Zusätzliche Leser gibts zusätzlich, wenn in der Box unter dem Artikel (auf der Hauptseite) 100 Kommentare oder so steht.
          Was generiert Kommentare:
          1) Das Generalthema des Autors + das Thema des Artikels
          2) Der gut gewählte Titel des Artikels
          3) Die Spalte Aktuelle Kommentare
          4) Die Box unter dem Artikel mit dem Datum und dem Text “<n> Kommentare

  13. Der französische Philosoph Louis Cattiaux (1904-1953) in “Die Wiedergefunde Botschaft” (Verlag Herder, Basel, 2010, S.96): «Die mentale Verwirrung, die Unfähigkeit zu unterscheiden und auszuwählen, das Fehlen der Fähigkeit zur Synthese und zur Klarheit, sind die Kennzeichen der Mittelmässigkeit gewöhnlicher Wesen».

  14. „Ick bün al dor!“

    »Herzlich willkommen auf der dunklen Seite der Moderierenden. 🙂 «,

    schreiben Sie nebenan auf dem NdG-Blog, so, als wären Sie bereits da und der Willkommengeheißene bislang noch nicht.

    Das kann natürlich nicht unwidersprochen bleiben, auch auf die Gefahr hin, dass mein Einspruch „moderiert“ wird. Michael Blume „moderiert“ schon seit Jahren alles weg, was ihm nicht in den Kram passt. Was natürlich sein gutes Recht ist.

    Ich denke nicht, dass Sie auf dieser „dunklen Seite“ der Moderierenden sind, im Gegensatz zu Herrn Blume, der ist nach meinem Eindruck dort schon seit langem.

    Im Übrigen, was hat Ihr dortiger Kommentar mit dem Blog-Thema „Was ist Religionswissenschaft“ zu tun? Rein gar nichts, also weg damit! Seien Sie konsequent und beantragen Sie die Löschung Ihrer unsachlichen Anmerkung 😉

    Frohes Neues!

  15. Der Artikel ist sehr sachlich und interessant, er befasst ein Problem, das heute leider keine Seltenheit ist. Die Kommentare, die man im Internet finden kann, sind nicht wertvoll, lassen viel zu wünschen übrig. Viele von ihnen sind frech und gemein. Meiner Meinung nach wird sich das nicht so schnell verändern. Im Netz sind die Menschen tapfer und wissen, dass sie keine Konsequenzen tragen müssen.

  16. Pingback:Öffentlich forschen bis wir es im Regenbogen wiederfinden › Graue Substanz › SciLogs - Wissenschaftsblogs

Schreibe einen Kommentar