Angst beeinflusst Wahrnehmung

BLOG: Quantenwelt

Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

Die Wochenzeitschrift Die Zeit titelt heute Reales Grausen vor dem Garagenmonster und fasst das Ergebnis einer psychologischen Studie mit den Worten zusammen: “Spinnenangst ist keine Einbildung. Das wurde jetzt konkret gemessen.” Das hat mich ziemlich überrascht. Glauben Wissenschaftler immer noch, Angst sei Einbildung und keine reale, auch körperliche Reaktion auf Reize? In Zeiten, in denen Psychosomatik und der Placeboeffekt mit seinem negativen Bruder, dem Noceboeffekt, in aller Munde sind?

Ein dunkler Schuppen
Angst vor Dunkelheit oder Spinnen kann unsere Wahrnehmung gefangennehmen.

Der Text des Artikels enthüllt jedoch, dass es um etwas ganz anderes geht. Die Psychologin Antje B. M. Gerdes und ihr Kollege Georg W. Alpers haben herausgefunden, wie stark Angst die Wahrnehmung von Menschen beeinflusst. Menschen, die Spinnenangst haben, nehmen das Bild einer Spinne schneller wahr und konzentrieren sich länger darauf, als Menschen ohne Spinnenangst.

Ich frage mich, warum dieses Ergebnis nicht gut genug für die Zusammenfassung war. Angst verstärkt die Wahrnehmung. Dinge, vor denen wir Angst haben, nehmen unsere Wahrnehmung auch dann stark in Anspruch, wenn das Angstobjekt eigentlich harmlos, wenn die Angst irrational ist.

Das ist eine wichtige Information. Eigentlich harmlose Dinge können unsere Aufmerksamkeit binden, wenn wir eine rational begründete oder irrationale Angst vor ihnen haben. Das kann zu falschen Entscheidungen führen, wenn wir aufgrund der Angst wichtigere Dinge aus den Augen verlieren.

Ich wünsche Ihnen einen guten Blick für das Wichtige im neuen Jahr 2014.

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Veröffentlicht von

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

22 Kommentare

  1. Angst erhöht die Aufmerksamkeit, Wachheit und Reaktionsbereitschaft, was man zusammengenommen als Arousal bezeichnet und bei dem das Stammhirn (animalischer Teil unseres Hirns) eine wichtige Rolle spielt. Nach Wikipedia gilt:

    Im Zustand starken Arousals sind wir sehr wach und reaktionsbereit und besonders empfänglich für externe Gefahrenreize. Die mentale und physische Leistung ist jedoch nicht mehr optimal. Deshalb können wir zum Beispiel in verärgertem Zustand Wissensinhalte nicht so gut aufnehmen. Auch Sportler erbringen keine Spitzenleistungen bei Übernervosität. Wir kennen dieses erhöhte Arousal auch wenn wir zum Beispiel eine Rede halten und in den Zustand der objektiven Selbstaufmerksamkeit verfallen – wir sind schlicht und ergreifend aufgeregt.

    Angst und die Reaktion die damit zusammenhängt kann also, wie oben gesagt, ” zu falschen Entscheidungen führen, wenn wir aufgrund der Angst wichtigere Dinge aus den Augen verlieren.”

  2. Was Journalisten aus wissenschaftliche Ergebnissen machen, ist eine Sache für sich. Aber was die Studie angeht, hätte ich gedacht, dass das ein schon lange bekanntes Ergebnis ist. Der gute Pawlow hat das schon bei seinen über 100 Jahren zurückliegenden Experimenten entdeckt und es “Reizgeneralisierung” genannt, die nicht nur bei Angst auftritt.

    • Ich gebe ja zu, dass das Ergebnis dieser Untersuchung nicht sehr überraschend ist, aber diesen Effekt mit Reizgeneralisierung gleichzusetzen, halte ich für falsch. Es handelt sich im einen Wahrnehmungseffekt. Eine Überlagerung von einem geometrischen Muster mit einer Spinne, wird von Spinnenängstlichen häufiger als Spinne erkannt als von Menschen ohne Spinnenangst. Bei einer Überlagerung einer Blume mit dem geometrischem Muster tritt der Effekt nicht auf.

      Wie gesagt: Es mag sein, dass der Effekt so ähnlich zu erwarten war. Aber Wissenschaft muss ja nicht immer völlig überraschende Effekte zeigen. Im Gegenteil: Bei überraschenden Ergebnissen ist besondere Vorsicht geboten. Der Effekt passt ins Bild, ist aber in dieser Konstellation offenbar bisher noch nicht gemessen worden.

        • Naja, woher die Arachnophobie kommt, wird in dem Experiment ja nicht analysiert. Nur, dass sie mit einer verstärkten Wahrnehmung des Angstauslösers einhergeht.

          Ob Arachnophobie durch Reizgeneralisierung entstehen könnte? Vielleicht, allerdings ist mir unklar, mit welchem Reiz das Sehen einer Spinne verknüpft werden sollte. Ist es nicht die Spinne selbst, die als erschreckend wahrgenommen wird? Vielleicht, weil sie mit ihren vielen Gliedmaßen Ekel auslöst, vielleicht wegen ihres erschreckenden Bewegungsverhaltens.

          • Jetzt komm ich wieder mit den abstrakten Erklärungen. C.G. Jung hat mal von einem kollektiven Unbewussten gesprochen. Man könnte auch sagen, dass bestimmte Teile des Unbewussten vererbt werden, sone Art phylogenetische Erinnerung. Freund hat das in seinem Spezialgebiet “Ödipus” als “Urphantasie” bezeichnet. Das ist in unseren Gehirnen bereits so angelegt.

            Ich kann mir z.B. nicht anders erklären, dass ich solch einen Ekel vor Spinnen hab, wobei ich mich nicht erinnern kann, von einer Spinne bedroht worden zu sein. Auch hat mir niemand erzählt, dass die ekelig oder gefährlich sind. In der Familie bin ich die einzige mit so einer “Angst”. Dagegen hab ich vor Mäusen überhaupt keine Angst.

    • Übrigens hätte ich mir auch vorstellen können, dass eine Aversion von Spinnen dazu führt, dass man die Spinnenwahrnehmung verdrängt und eher das harmlose Muster wahrnimmt.

      • Auf potentiell gefährliche Reize schnell und effektiv zu reagieren zu können, mag biologisch sinnvoll und eine Anlage dazu der Grund für solche Phobien sein, bzw. warum sich da recht schnell Konditionierungen ergeben.

        Ein Beispiel für eine Wahrnehmungs-Generalisierung konnte ich vor Jahren bei meiner alten Huskyhündin beobachten, die in den Tagen um Silvester sehr schreckhaft auf die Böller reagierte. Irgendwann bemerkte ich, dass sich bei ihr auch eine Angst vor Kindern entwickelte, die sie – m.M.n. – mit den Böllern assoziierte. Dies wohl lediglich über den bloßen zeitlichen Zusammenhang der Anwesenheit von Kindern und entsprechenden Knallgeräuschen.

  3. Ein sehr spannedes Thema finde ich.

    “Angst verstärkt die Wahrnehmung. Dinge, vor denen wir Angst haben, nehmen unsere Wahrnehmung auch dann stark in Anspruch, wenn das Angstobjekt eigentlich harmlos, wenn die Angst irrational ist.”

    Irrational? Ja, aber eben nicht für Betroffene, denn laut Wikipedia schätzen Betroffene die rationale Begründbarkeit ihrer (Spinnen-)Angst signifikant höher ein als eine nicht-phobische Kontrollgruppe!!
    Für den Einzelnen ist das Überwinden irrationaler Ängste ebenso schwierig wie wichtig. Schwierig, selbst dann, wenn er sich der Irrationalität bewusst ist.
    Mit dem schüren irrationaler Ängste hingegen, kann man überflüssige bis schädliche Produkte verkaufen und Wahlen gewinnen.

    Interessant auch:
    “.. Unter den Betroffenen (von Arachnophobie) sind vor allem Frauen (90-95%) zu finden. In Europa leben kaum giftige Spinnen. Trotzdem leiden in den EU- Ländern mehr Menschen unter der Angst vor Spinnen, als in den Gebieten, in denen die giftigen Spinnen vermehrt leben (z.B. Regenwälder). ”
    http://www.dr-gumpert.de/html/arachnophobie.html

  4. Es ist auch mehr als alles andere ein politisches Thema. Die Frage ist, ob die Menschen, die vor etwas Angst haben auch eine Spinne durch ein geometrisches Muster auch erkennen, wenn es gar keine Spinne ist. Ich sage ganz klar: ja. Das ist das Wesen der Angst oder besser gesagt das irrationale Element der Angst. Es gibt eine Grenze, ab der die Angst nicht mehr mit der Realität übereinstimmt. Das Ding ist, dass sich diese Irrationalität durch die Angst kanalisieren lässt und sie somit steuerbar ist. Menschen werden durch Angst also manipulierbar. Diese komplementären menschlichen Wahrnehmungseigenschaften (rational – irrational) werden benutzt. Doch irrationale Elemente haben erfahrungsgemäß in der Politik nichts verloren (Wie Gilles Deleuze gesagt hat “Es gibt keine linken Regierungen”) (Oder: Die Geschichte hat gezeigt, dass eine Trennung von Kirche u. Staat aus diesem Grund sinnvoll oder gar notwendig ist).

    Das Schlimme ist, dass diese indoktrinierten Ängste eine Eigendynamik entwickeln. Dadurch, dass Angst zu diesem bestimmten Teil irrational ist, werden angstbesetzte Momente miteinander verknüpft (assoziiert). Noch viel schlimmer ist aber, dass die Menschen ihr Handeln auf diesem irrationales Element gründen und dabei dieses irrationale Element selbst nicht verstehen, nicht verstehen können. Im Gegenteil: Sie werden durch diese Art von Doktrinen verwirrt und verlieren den Kontakt zur Realität.

    Ist das gewollt? Menschen die den Kontakt zur Realität verlieren?

    Wenn wir von außen also keine Antwort auf die philosophische Frage “Was ist Wahrheit?” finden können, bleibt uns nur, uns in diesen Fragen in gewisser Weise zu hermetisieren, um die Antworten in uns selbst oder aus uns selbst heraus zu finden.

    • @Jade: Ich glaube nicht, dass sich irrationale Elemente aus der Politik verbannen lassen. Aber natürlich braucht es eine rationale Begleitung und Überprüfung politischer Entscheidungen. Die verschobene Wahrnehmung der Welt aufgrund von Ängsten zeigt sich meines Erachtens deutlich in der Politik. In der Energiepolitik wie in der Terrorbekämpfung. Und leider gibt es auch Politiker, die Ängste für ihre Wahlkampfziele ausnutzen. Ich glaube aber nicht, dass es möglich ist, komplexe Entscheidungen vollständig auf rationale Überlegungen zu gründen. Dazu gibt es zu viele Unbekannte. Was uns heute als uneingeschränkt logisch erscheint, kann sich in der Zukunft als irrationale Angst oder Hoffnung herausstellen.

      • Leider gibt es zu viele Leute in der Politik, die dies ausnutzen und sich ausnutzen lassen (Stichwort: Bananenrepublik).

        Da haben Sie Recht. Man kommt in ein Dilemma. Es ist eher ein Ideal, das es anzustreben gilt: politische Entscheidungen sollten nicht auf irrationalen Beweggründen beruhen, da dies oft genug menschliches Leid verursacht (Machtmissbrauch oder -anspruch). Aus diesen Gründen wird auch eine Trennung von Kirche und Staat gefordert. (Oder gibt es noch andere Gründe?)

        Aber Politik besteht überwiegend auch aus Zukunftsentscheidungen, die sich wohl nicht allein auf rationale Überlegungen gründen lassen, da es, wie Sie sagten, zu viele Unbekannte gibt. Wären diese Zukunftsentscheidungen allein sachlicher Art, so wäre dies bestimmt aus Erfahrungswerten möglich. So wie ein Steuerberater z.B. jemanden dahingehend beraten kann, was er im nächsten Jahr tun soll. In politischen Dingen geht es aber eben auch um menschliches Handeln, welches wieder zwingend ein irrationales Element enthält, das eine vollständige Vorhersage unmöglich macht.

        Das Rationale ist schwer vom Irrationalen zu trennen, da wegen seiner “Komplementäreigenschaft” immer dort, wo es das Rationale gibt, diese gleichsam ein Fehlen des Anderen erzeugt. Eine Trennung erfolgt aber auf theoretischer Ebene, z.B. in der Wissenschaft ziemlich gut – diese kommt sehr gut ohne irrationale Elemente aus, sie definiert sich sogar durch die fehlende Irrationalität. Politik kann dies nur nicht, weil es um menschliche Handlungen geht.

        Wenn sich das Rationale also nicht vollständig vom Irrationalen trennen lässt, so müsste man meiner Meinung nach doch nach einer gewissen Hermeneutik handeln. Das wäre bestimmt ein sehr großer menschlicher Fortschritt (Weltfrieden und so).

        z.B. wie Platon sagt:
        Erkenntnis (im politischen Sinne: Das Erkennen der Realität und deren Struktur um diese zu gestalten) setzt einen freien und ruhigen Geist voraus. Die Annäherung an das wahre Wesen der Dinge soll frei von verfälschenden Leidenschaften erfolgen:

        Erst wenn durch fleißige gegenseitige Vergleichung Namen, definierende Beschreibungen mittels der Sprache, sinnliche Anschauungen und Wahrnehmungen in Beziehung auf ihre Aussagen vom Wesen der Dinge in leidenschaftslosen Belehrungen berichtigt werden, und wenn wir hierbei ohne leidenschaftliche Rechthabereien die rechte dialektische Methode anwenden, dann erst geht uns das Licht der rein geistigen Wahrnehmung und der reinen Vernunftauffassung des inneren Wesens der Dinge auf. (Platon, Siebter Brief 344a-c)

  5. Dass bestimmte Wahrnehmungsmuster (visuell geometrisch oder auch akustisch oder über den Geruch etc.) Angst und gesteigerte Aufmerksamkeit auslösen, ist ja eine hilfreiche Sache für Lebewesen – von daher stelle ich mir vor, dass die gleichen Ergebnisse auch bei Tieren festgestellt werden könnten. Der Knackpunkt ist ja aber, dass es um eine “irrationale” Angst von Menschen vor harmlosen Spinnen geht. Ich denke der Grund dafür ist, dass sich diese Wahrnehmungsmuster bei Menschen in Symbole verwanden und umgekehrt. Vielleicht ist die Angst vor Spinnen eine Art der Symbolisierung speziell menschlicher unsichtbarer Ängste, die beispielsweise mit dem Wissen um die eigene Sterblichkeit einhergehen. Diese diffusen Ängste suchen sich dann ein Symbol/Wahrnehmungsmuster, was möglicherweise sogar psychischen Druck vermindert (solange man von Spinnen weg bleibt).

  6. IMHO geht es in dem Artikel um Grundlagenexperimente zum besseren Verständnis der neuronalen Verarbeitung. Die Standardkette der Verarbeitung, wie sie in der (Computer) Bildverarbeitung üblich ist (Vorverarbeitung, Featureextraktion + Objektsegmentierung, Objekterkennung, Interpretation) geht mit den langsamen Neuronen bei Notfällen nicht schnell genug (Obwohl die Kette vorhanden ist und auch für normale Sachen verwendet wird). Man beschäftigt sich schon einige Zeit damit, wie unser Gehirn die Entscheidungen, die schnelle Reaktion verlangen, in der Kette immer weiter nach vorne schiebt und so schon die ersten Schritte nach dem Sensor verändert, bzw den Sensor selber neu einstellt. Es ist spannende Grundlagenforschung Messwerte und Statistiken darüber zu bekommen und zu interpretieren.
    Der Fakt an sich ist lange bekannt und banal (Wenn man im dunklen Wald Angst hat, werden die Bäume zu grusligen Gestalten).

    • Wow, voll interessant. Ich hab zwar keine Ahnung von der Aufteilung und Abfolge von Gehirnprozessen (kann man das überhaupt nachweisen?), aber im Fall der Angst müssen ja ältere Gehirnregionen einen großen Anteil an der Verarbeitung besitzen.
      In anderen “kognitiven” Fällen, könnte ich schon eher mutmaßen, dass dort bei der Reizverarbeitung assoziative und kausale (Gegenteil?) Prozesse im unmittelbaren Wechsel ablaufen. Sind alte Gehirnregionen eigentlich lateral aufgeteilt?

  7. @Andreas: Unser Gehirn RE-aktiviert zur Wahrnehmung von einem neuen Sinneseindruck/Gedanken (= Reizmuster) gleichzeitig vergleichbare Erfahrungen (= Reizmuster), welche im Gedächtnis gespeichert sind. Da diese gespeicherte Erfahrung auch mit dem Wissen/re-aktivieren der passenden Körperreaktion verknüpft ist, kann man sofort reagieren. RE-aktivieren ist deutlich schneller als up-/downloads, wie wir sie von Computern kennen. RE-aktivieren bedeutet, dass unser Wissen immer verfügbar ist, es braucht nur aktiviert zu werden.
    Dass ein Reizmuster gleichzeitig an zwei Orten verarbeitet wird können Sie z.B. unter DOI: 10.1126/science.1236425 (Deep Cortical Layers are activated directly by Thalamus) nachlesen

    Spinnen-Angst und andere Ängste sind erlernte Verhaltensmuster: Ein Baby/Kleinkind braucht bloß beobachten, wie andere Personen auf Spinnen reagieren, schon ist das beobachtete Verhalten erlernt.

  8. @KRichard: Das Prinzip des Lernens ist bekannt. Es geht darum, wie das gelernte Verhaltensmuster schon die Wahrnehmung beeinflusst.
    Das Erzeugen der Reizmuster, die sich dann assoziativ vergleichen lassen, ist ein komplexer Vorgang, der über mehrere Stufen (und natürlich auch parallel) läuft. Dieses Erzeugen wird für die wichtigen Verhaltensmuster optimiert, so dass schon sehr früh in der Verarbeitungskette spezifische Muster zur Verfügung stehen. Die Autoren vermuten in der Diskussion ein Aktivierungsweg von der Amygdala direkt zu den ersten Stufen des visuellen Kortex (V1) während des Lernens und dann bei der Wahrnehmung auch zurück. Damit wird der Weg abgekürzt (höhere Stufen des visuellen Kortex und alles was an bewusster Wahrnehmung dahinter kommt umgangen) und man hat schon einen Sprung zurück gemacht, ehe man sich bewusst geworden ist, dass da eine Spinne ist.
    Diese Abkürzung ist für besondere Erfahrungen reserviert und ist, wenn sie sich einmal “eingebrannt” hat, schwer wieder rückgängig zu machen.

    Wie gesagt, spannende Grundlagenforschung.
    Aber ob sich daraus Erkenntnisse zu anderen irrationalen (zivilisatorischen) Ängsten (Impfgefahren, Radioaktivität, Genen, …) gewinnen lassen, denke ich nicht.

    • Stimmt, vermutlich muss man bescheiden sein und das Ergebnis als eine Aussage über den Wahrnehmungsapparat verstehen. Gefahren wie Radioaktivität und Gentechnik zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass wir sie nicht wahrnehmen können. Beinahe wäre ich in die Falle getappt, es zu sehr zu verallgemeinern.

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