Worüber Wissenschaftler bloggen
BLOG: Quantensprung
Kritik am akademischen Betrieb und die Verbreitung von Forschungserkenntnissen – dies sind laut einer aktuellen Studie die zwei Topthemen in Wissenschaftsblogs. 100 Wissenschaftsblogs hatten Inger Mewburn1 und Pat Thomson2 für ihre Studie „Why do academics blog? An analysis of audiences, purposes and challenges“ im Fachblatt Studies in Higher Education ausgewertet. In Wissenschaftsblog geht es demnach vor allem um:
41 % Kritik am akademischen Betrieb
Hier geht es um Dinge, wie das akademische Leben, Forschungsförderung, Institutspolitik oder Bildung. Häufig werden dabei Missstände aus Sicht der Autoren angeprangert.
40 % Verbreitung von Forschungserkenntnissen
Gute Beschreibungen von Forschungsergebnissen in einer verständlichen (nicht wissenschaftlichen) Sprache. Häufig beschreiben die Blogger dabei die Arbeiten anderer, aber auch eigene Ergebnisse.
34% Beschreibungen der akademischen Praktiken
Die Blogautoren teilen sozusagen ihren Forscheralltag und geben der Öffentlichkeit Einblicke.
24 % Information
Was tut sich gerade in der Wissenschaftswelt? Welche Konferenzen finden statt? Was wird in Nachrichtenmagazinen berichtet?
Des Weiteren waren mit dabei unterschiedlichste Ratschlagformate und Persönliches.
Aus diesen Daten lässt sich übrigens nicht herauslesen, weshalb Blogger bloggen, obschon das der Titel der Studie suggeriert. Dies hat die Studie nicht erbracht, sondern hierzu mutmaßen die Autoren ausschließlich oder zitieren Thesen und Meinungen anderer. Eine ihrer wenigen Aussagen in diese Richtung ist, dass Blogs vielleicht eine Art virtuelle Institutsküche ist, wo man sich trifft und austauscht.
Aber ich erinnere hier gerne an die Erkenntnisse, die eine Umfrage unter den Sciloggern 2012 erbrachte. Bei dieser hatten sich als Top-Beweggründe für das Bloggen vor allem der Faktor Spaß und das Vermitteln von Wissen herauskristallisiert.
Während für die Scilogs-Erhebung also die Blogger direkt befragt wurden, haben Mewburn und Thomson ausschließlich passiv aus den Beiträgen Themen identifiziert und somit nicht die Beweggründe der BloggerInnen. Ihre Studie hat einige Schwächen (so ist im sehr wichtigen Einstieg ein Blogartikel von Hugh McGuire zu „Why Scientist should blog“ dem falschen Jahr zugeordnet, nicht 2012 sondern bereits 2008 hatte McGuire diese Thesen formuliert) . Die Gesamttendenz finde ich dennoch interessant.
1. von der Australien National University
2. von der Univerity of Nottingham, UK
Für die Zukunft spannend zu wissen wäre z.B., wie sich personalisierte und anonyme Blogs unterscheiden. Danke auf jeden Fall, Beatrice – diese Meta-Reflexionen finde ich immer interessant! 🙂
Danke für die Analyse der Studie! Dass aus Spass am Wissen vermitteln auch leicht mal Kritik am akademischen Betrieb werden kann, macht doch auch den Menschen hinter dem Blog aus.
Um der Kernfrage “Top-Beweggründe für das Bloggen?” noch einen anderen Aspekt hinzuzufügen: Was sind die “Top-Beweggründe Wissenschaftsblogs zu lesen?”. Schlussendlich wird ein Blogger seine Gedanken wohl kaum veröffentlichen, wenn er sich nicht auch mindestens einen Leser dazu wünscht. Mein persönliches Feedback an Sie und Ihre Kollegen:
*** “Wissen mit Leichtigkeit (Spass) vermittelt zu bekommen”
Trockene Berichte und reine Fakten in Fachsprache würde ich bevorzugt als Paper und nicht als Blog lesen – denn da ist auch gleich schon die Spreu vom Weizen getrennt.
*** “Zugang zu Wissen in einfacher Sprache durch Fachleute mit Herzblut geschenkt bekommen”
Über Neuland lässt es ich am schnellsten in der Muttersprache lesen. Einmal mit den Grundkenntnissen bestückt, lassen sich auch die Fremdwörter einfacher lernen.
Ich hoffe, das Feedback heizt Sie alle auf scilogs.spektrum.de an, weiterhin mit Spass und Freude in die Tasten zu hauen (bitte nicht wörtlich nehmen – sondern Worte schenken :D)
@Mauerblümchen Das sind schöne Hinweise! Lieben Dank dafür. Wir hauen mit Freude in die Tasten.