Wissenschaftskommunikation in Lindau
BLOG: Quantensprung
Mit einem Panel nimmt sich in diesem Jahr die Lindauer Nobelpreisträgertagung des wichtigen Themas Kommunikation in der Wissenschaft an. Das freut mich natürlich sehr – und ich darf auch noch mitdiskutieren! Unter dem Motto ‚Why communicate’, werden also die Nobelpreisträger Robert Gilbert, Brian Kobilka, Sir Harold Kroto und Ada Yonath sowie der Student Simon Engelke und ich am Donnerstag Nachmittag unsere Ansichten teilen.
Einige meiner zentralen Ansichten zur Wissenschaftskommunikation vor allem im Web habe ich im englischen Teil der Lindau Blogs bereits beschrieben.
In meinen Augen ist es heute geboten, dass Forscher auch kommunizieren. Natürlich soll nicht jeder dazu zwangsverpflichtet werden und natürlich ist nicht jeder ein Kommunikationstalent. Aber es wäre durchaus sinnvoll, wenn etwa in jeder Arbeitsgruppe wenigstens eine Person den Draht zur Außenwelt und auch zu anderen Forschern aufrecht hält und die dialogischen Möglichkeiten nutzt. Und Kommunikation kann selbstverständlich ganz handwerklich verbessert werden.
Sicher ist vielen, die sich gegen das Vernetzen im Netz wehren, nicht klar, wie hilfreich diese Werkzeuge und die neuen Netzwerke auch für die Wissenschaft sind. Twitter etwa kann als fachspezifischer Nachrichtenstream äußerst hilfreich sein. Diverse Studien legen zumindest einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Verlinkens eines Fachartikels auf Twitter und dessen Zitationsrate nahe. Vom viralen Effekt ganz zu schweigen (der natürlich selten vorhersehbar ist).
Twitter ist nur eine Möglichkeit. Wem dieses Werkzeug nicht gefällt, der kann auf andere zurückgreifen. Ich möchte nur skizzieren: Blogs (für diejenigen, die es ausführlich mögen und die sich wirklich gerne auch mit der Öffentlichkeit austauschen), Wissensaustausch (Figshare, GitHub, GoogleDocs, Wikis), Literaturaustausch (Mendeley, CiteULike, Zotero), Netzwerken (Facebook, Academia.edu, LinkedIn, ResearchGate), Videos (Youtube, Vimeo) und natürlich alles was Open Access ist (fangen wir bei ArXiv an) bis hin zu Citizen Science Projekten und Crowdfunding (sciencestarter, sciencedonors)…. Diese Liste ist noch lange nicht zu Ende und auch bei jedem Unterpunkt unvollständig.
Jedenfalls zeigt diese kurze(!) Liste, dass vieles an Wissenschaft heute öffentlich stattfindet. Interessierte können sich, auch wenn sie von den jeweiligen Fächern per se nichts verstehen, theoretisch in Fachliteratur einlesen. Pressestellen und Journalisten leisten nach wie vor äußerst wertvolle Arbeit für die Wissenschaftskommunikation. Pressestellen vermitteln etwa zentrale Forschungsergebnisse, die in ihrem Hause erzielt wurden; sie organisieren Tage der offenen Tür; laden zu Diskussionsveranstaltungen und vieles mehr. Journalisten durchleuchten Themen, stellen sie in den Gesamtzusammenhang, hinterfragen die Inhalte, klären auf etc..
Die Kommunikation im Web 2.0 lädt jedoch auch dezidiert Wissenschaftler ein, hier mitzumachen und sich als Person und Forscher in den Dialog einzubringen. Das möchte ich auf dem Panel verdeutlichen.
Ich würde außerdem gerne noch Erfahrungen von Forschern aufnehmen. Deshalb freue ich mich auf Kommentare hier im Blog!
Zur Anschauung noch dieses eindrückliche Beispiel.
How Open Access Empowered a 16-Year Old to Make Cancer Breakthrough
Das Panel findet am Donnerstag 4. Juli statt. Hier gibt es das Programm der gesamten Tagung.
Juchei
“– und ich darf auch noch mitdiskutieren!”
Wow. Frau Lugger, man kann sagen: Sie haben es endlich und vollends zu etwas “ge – bracht”, um es mit H. Schneider zu sagen.
Ist die bedingungslose Devise “Vernetzt Euch!” also doch für etwas gut, auch wenn ein Götz Eisenberg zetert: “Auf Augenhöhe, gut aufgestellt, zielführend und vernetzt sein, ins Boot geholt oder in die Spur gebracht werden: all das will ich nicht und kann es bald nicht mehr hören.”
Zitat
„Wissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, die Religion zum Handeln.“
Max Planck
Feines Zitat, nur der Zusammenhang zum Blogpost hat sich mir nicht erschlossen… 😉