Wer fragt, der führt!

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Was tun in schwierigen Gesprächssituationen? Versuchen Sie nicht Ihre Kritiker mundtot zu machen, sondern fragen Sie sie!

Reporter: Gibt es in Ihrer Fraktion jetzt eine Führungsdiskussion?
Politiker: Was für’n Ding?
Reporter: Eine Führungsdiskussion.
Politiker: Was verstehen Sie darunter?
Reporter: Dass jetzt in Ihrer Fraktion über die Neubesetzung von Führungspositionen geredet wird…
Politiker: Ist jemand aus meiner Fraktion auf Sie zugekommen?
Reporter: Nein.
Politiker: Sind Sie selbst Mitglied in meiner Partei?
Reporter: Nein.
Politiker: Na also.

Ich hab' da mal 'ne Gegenfrage …

Zweideutigkeit

Ein einfaches "Wie bitte?" gibt Ihnen Raum zu überlegen, ob und wie Sie auf eine unfreundliche Stimme regieren. Im Zweifel können Sie das Gegenüber entscheiden lassen, ob sie aufgrund einer akustischen Störung oder aus Empörung heraus fragen.

Präzision

"Diese Übung ist doch total blöd." Was nun? Übung unterbrechen, obwohl alle anderen gespannt auf die Auswertung warten? Holen Sie genauere Erkundigungen ein und den kritischen Teilnehmer ins Boot: "Was könnte Ihrer Meinung nach diese Übung interessanter gestalten?".

Ablenkung

"Ihre Präsentation ist doch langweilig." Das ist hart – gewinnen Sie ein bisschen Zeit bevor Sie unüberlegt antworten, in dem Sie vom Knackpunkt ablenken und fragen "Meinen Sie die Power-Point-Vorführung, die Flip-Charts oder den Übungsteil?".

Definition

"Finden Sie Ihren Ansatz nicht zu elitär?" Auch hier können Sie mit Hilfe der Gegenfrage antworten "Was verstehen Sie unter elitär?" und sich in Anbetracht der Überlegungen Ihres Gegenübers sammeln.

Eine wichtige Funktion der Gegenfrage ist das Gewinnen von Zeit in schwierigen Gesprächssituationen. Schließlich muss das Gegenüber erstmal Ihre Gegenfrage beantworten und Sie haben Gelegenheit sich zu sammeln, um in Ruhe entscheiden zu können wie Sie reagieren möchten. Aber eine Gegenfrage dient in vielen Fällen auch der Klärung. Meistens ist eine unangenehme Frage nicht als Angriff gemeint, sondern wird mit ehrlichem Interesse gestellt. Eine Gegenfrage kann die Absicht des Fragende erkennen und kritische Gesichtspunkte konstruktiv in das Gespräch einfließen lassen.

Also, fragen Sie!

Quelle: Beispiel aus Udo Kreggenfeld: Direkt im Dialog (2003).

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

8 Kommentare

  1. Wer Fragt, der Führt

    I was just wondering whether there might be some deeper neurobiological background that is relevant to this theme, which you might like to make us readers aware of.

  2. Vorsicht Falle

    Man versuche, Gegenfragen bei harten Verbalangriffen anzuwenden… ERgebnis: Der “gegner” hat die MÖglichkeit, seine Angriffe zu untermauern und Boden zu gewinnen (“Meinen Sie die Power-Point-Vorführung, Flipcharts oder den Übungsteil?” – “Alle drei, und das Fazit noch dazu!”).
    Bei wirklich fiesen Angriffen ist man besser beraten, schlagfertig zu reagieren und selber zu kommentieren, statt zu fragen.

  3. Wer fragt, der führt

    Ein bisschen dünn, das Ganze. Dazu ist mir meine Zeit zu schade. Vorerst werde ich nicht mehr reinschauen.

  4. Fragen will gelernt und geübt sein. Auf den ertsen Blick sieht es so aus als ob das Ganze nie funktionieren kann, stimmt aber nicht. Wenn mein Gegenüber pauschal versucht etwas schlecht zu machen, dann muss ich die Ruhe behalten und weiter fragen. Beispiel: Power Point, Flipchart und Fazit… Was genau daran kritisieren Sie?
    Fragen hilft fast immer weiter, aber es muss beherrscht werden.

  5. wer fragt, der führt, der lenkt, der stört, der ärgert, der bremst, der blockiert…

    und noch viele andere Möglichkeiten…..

    D. Lansch hat recht, wenn er meint, dass Kreggenfeld etwas “dünn” ist. Schade, dass D. Lansch nicht kommentiert, warum das Beispiel “dünn” ist:

    Meines Erachtens ist es dünn, weil es nur Aspekt des Fragens herausstellt und die Möglichkeiten des Fragens samt Folgen vereinfacht.

    Fragen können verschiedene Funktionen erfüllen:
    1. weiterführende Fragen
    2. banale Fragen
    3. Fragen, nur um des Fragens willen (Ärgerfragen)
    4. störende Fragen (unterbricht Gedankenfluss, Unterhaltung etc.)
    5. bremsende Fragen: Fragen, welche zuvor im Gespräch ausführlich beantwortet worden waren
    6. blockierende Fragen: Fragen, welche eine ganze Gruppe stören, weil sie nicht weiter führen, an der Sache vorbei gehen…
    7. Lenkfragen: Schüler beherrschen diese Frageform besonders gut – wie bringe ich meine Lehrer vom langweiligen Thema ab 😉
    oder Fragen zum “heimlichen” Zweck, die Gesprächsführung oder das Gesprächsthema an sich zu reißen.
    8. Führungsfragen: Fragen, die die “Machtposition” des Fragenden zementieren.

    Damit habe ich vermutlich nur einen kleinen Ausschnitt dessen aufgelistet, was das Thema “Frage” und “Führung” anbelangt. Sicherlich gibt es aus der Arbeits- und Organisationspsychologie hierzu noch passende Forschung ?

    Nun meine Frage (Hilfefrage?):
    Wer weiß hier Tiefschürfenderes als meine spontanen Gedanken?

    Auch wenn der Ansatz von Kreggenfeld oberflächlich ist, so ist die “Frage” aus meiner Sicht ein wichtiges Steuerungselement in der zwischenmenschlichen Kommunikation und verdient durchaus Aufmerksamkeit im Sinne “die Dinge hinterfragen”.

  6. Fragen sind stärker als Antworten.

    Nach jeder anfänglichen Behauptung und säter im Verlauf des Gespräches Antwort können Sie die Richtung des Gespräches wählen. Eine Frage legt die Gesprächsrichtung fest. Nicht jeder Mensch ist kommunikativ so ausgebufft wie ein Politiker. Probieren Sie es aus! Wer frägt wird klüger als wer Antworten gibt, die Basis jeden kindlichen lernens. Auf den Spruch: “Es gibt keine dummen Fragen nur dumme Antworten”, kann man hier auch verweisen. Fragen sind auch sehr entlarvend, da die tieferen Ziele eines Menschen sichtbarer werden.
    1 + 1 = 3; das ist falsch, klar! Aber was ist falsch? 3 ist das Ergebnis, das sehen Sie, das ist wohl richtig. Gut sie haben 3 nicht erwartet. Falsch sind die Prämissen die Sie in die Rechnung einbezogen haben, also die 1 oder auch beide Einser. Stellen Sie die Frage wie das Ergebnis zustande kommt! Stellen Sie die Frage: Können Sie das erklären? Wer das Ergebnis die 3 nicht erklären kann hat es selbst nicht verstanden oder wie meist egoistische Ziele, die Sie nicht erfahren sollen.
    Wer fragt der führt – 100%ig! Meine Meinung! Wenn Sie wissen wollen welche Fragen die wichtigen in Ihrem Leben sind dann schauen Sie doch mal rein: http://www.dpast.de
    Dieter Past

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