Soziales Faulenzen

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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"Faulheit gehört zu den erlesensten Genüssen des menschlichen Lebens. Aber wie jede Feinkost darf man auch die Faulheit nur in kleinen Teelöffeln genießen und muß sie schlemmerhaft auf der Zunge zergehen lassen. (…)" Heinrich Spoerl

Der Effekt, dass sich Personen in Gruppenarbeiten z.B. im Brainstorming weniger anstrengen als wenn sie allein arbeiten, ist empirisch gut belegt. Wahrscheinlich ist die geteilte Verantwortung mit Schuld an diesem sozialen Müßiggang (Karau & Williams, 1993).

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns entspannt zurücklehnen und andere den Job machen lassen, steigt bei der Bearbeitung von uninteressanten Aufgaben (Brickner at al, 1986). Sind wir ein wichtiges Rädchen im Getriebe, welches die Maschine zum Stillstand bringen kann, bemühen wir uns (Weldon & Mustari, 1988). Schätzen wir unseren Einfluss auf das Gruppenergebnis als gering ein (Kerr & Bruun, 1983) und wissen wir, dass wir nicht beim relaxen beobachtet werden (Zaccaro, 1984), nutzen wir eher die Chance die Seele baumeln zu lassen.

Wir konzentrieren uns lieber auf den Verzehr von Keksen und widmen uns dem Kaffeegenuss, wenn wir glauben, dass unsere Arbeitsgruppe produktiv ist, was nicht selten Illusion ist statt Tatsache (Paulus et al, 1993). Außerdem strengen wir uns weniger an, wenn wir uns nicht mit der Gruppe identifizieren (Karau & Williams, 1997).

Aus diesen Ergebnissen lassen sich Maßnahmen ableiten, die soziales Faulenzen reduzieren.

(kat)

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Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

2 Kommentare

  1. Soziales Faulenzen ist das eine. Das andere ist politisches Faulenzen:

    An 35,5 Kalendertagen pro Jahr blieb der durchschnittliche Beschäftigte zuletzt seinem Arbeitsplatz fern, das ist deutschlandweiter Rekord. In der Bundesverwaltung lag die Zahl der jährlichen Abwesenheitstage pro Beschäftigten zuletzt bei 19,3, unter den Bediensteten des Freistaats Bayern waren es sogar nur 9,9 Fehltage.

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/haeufige-krankmeldungen-in-berlin-14440036.html

    Als Migrant und Wahlfranke kann ich nur sagen: Sch***e.

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