Kommunikationstheorie: Warum wir bloggen …

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Kommunikation als Spiegel offenen Denkens

Stefan erklärt seine Motivation zu Bloggen: „Mein Blog kann ein ständiger Abgleich meiner Realitätswahrnehmung mit der anderer sein: Wer bin ich? Wie sehen die anderen mich? Worüber lachen sie? Was lässt sie kalt, was verstehen sie falsch? Die Konversationen, die entstehen, sind immer wieder Experimente in sozialer Interaktion: Welcher Kommentar lässt eine Debatte entgleiten? Wo formieren sich viele Blogs mit gemeinsamem Ziel? Wann macht die Größe einer solchen Welle aus der Masse einen Mob? Und wann eine schlaue, mächtige Bewegung?“

Das ist eine von vielen möglichen Motivationen, warum sich manche Menschen vor den Computer setzen und ihre Ideen in die Welt da draußen bloggen.
Kommunikationstheorien gibt es viele. Eine der interessanten und etablierten ist der Symbolische Interaktionismus (George H. Mead) und gilt als die Hauptströmung der soziologischen Sozialpsychologie.

Wegen dem Symbolischen Interaktionismus

Menschen handeln gegenüber Dingen auf Grund von Bedeutungen, die diese Dinge besitzen. Das heißt, sie handeln nicht auf Grund irgendwelcher „objektiver“ Beschaffenheiten von Situationen, sondern auf Grundlage dessen, wie Menschen diese Situationen definieren, interpretieren und deuten (Blumer, 1995).

Eine Handlung wird zu einer sozialen Handlung dadurch, daß sie zwei oder mehr Personen involviert. Die wechselseitigen Bezüge zwischen diesen Personen werden durch "Gesten" hergestellt, die den jeweils anderen signalisieren, was der eine tun will bzw. welche soziale Bedeutung sein Handeln hat.

 

Bedeutungen von Dingen, ihre Definitionen und Interpretationen werden also erst in der sozialen Interaktion ausgehandelt.

 

Von McCall & Simmons stammt das Beispiel, daß das Essen einer Tomate aus dem Ding ein Objekt der Ernährung macht, während das Werfen dieser Tomate nach einer anderen Person sie zu einem Objekt des Ärgers und des Wunsches nach Bestrafung macht. (…) Das Ganze funktioniert als kommunikativer Akt jedoch nur dann, wenn der mit der Tomate Beworfene diese Geste aufgrund geteilter signifikanter und im Sozialisationsprozeß internalisierter Symbole verstehen und nachvollziehen kann. Anderenfalls wäre denkbar, daß der Beworfene die Tomate für eine – vielleicht nicht sehr geglückte – Gabe eines Nahrungsmittels hält oder für ein Erntedankfest-Ritual oder irgend etwas völlig anderes.

Über die soziale Verkettung menschlicher Handlungen – durch laufende Interaktion – werden soziale Regeln, soziale Netzwerke, Institutionen und Organisationen geschaffen.

Die Bedeutung einer Mitteilung wird erst im Prozess der Kommunikation erzeugt und ist nur im Kontext dieser Kommunikation verständlich und interpretierbar mit dem Ziel Intersubjektivität herzustellen (Krauss/Fussel, 1996). Die eigene Subjektivität wird erweitert, indem man sich mit Kommunikationspartnern über den Bedeutungsgehalt bestimmter Handlungen austauscht. In jeder Kommunikation werden Bedeutungen durch Wechselseitigkeit der Beziehungen zwischen Sprecher und Hörer immer wieder neu erzeugt.

Ein bekannter Vertreter ist Paul Watzlawick, der mit der Aussage: “Man kann nicht nicht kommunizieren.“ sein erstes Axiom benennt. Diese Kommunikationstheorie beinhaltet eine relative, konstruktivistische Sicht auf Kommunikation und Wirklichkeit.

Und da die Menschen verschieden sind, schließt Stefan seine Analyse mit dem Satz: „Das trifft natürlich nicht auf alle Blogger zu, so wie ungefähr nichts auf alle Blogger zutrifft.“

Quelle: Niggemeier.de: „Wer bin ich? Warum das Schreiben eines Blogs so befriedigend ist

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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