Halbtags

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Arbeit und Familie. Manche wollen beides. Manche müssen beides. Herzlich Willkommen im realen Leben. Diese Sätze leiten ein lesenswertes Dossier der Journalisten-Akademie über die Versuche der Vereinbarkeit von Kindersegen und Beruf ein.

Das Thema Kinderbetreuung wird heißblütig diskutiert. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sprengt in vielen Fällen die Grenzen der familiären Organisationsmöglichkeiten. Besonders betroffen sind zum Beispiel Familien, in denen beide Eltern im Dienstleistungsbereich arbeiten. Längere Öffnungszeiten sind zwar kunden-, aber nicht kinderfreundlich.

Eine Antwort auf die Forderung nach mehr Flexibilität in der Arbeitswelt ist die 24-Stunden-Kita, die allein durch die ungünstige Bezeichnung schon negative Assoziationen weckt. Dass es für ein Kind sicher nicht förderlich ist nachts um 4 oder 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen zu werden, wissen wahrscheinlich besonders diejenigen Eltern, die von diesem Angebot der Rund-um-die-Uhr-Betreuung Gebrauch machen müssen. Doch auch die Kinderbetreuung zu regulären Zeiten steht in der Kritik. Gefordert wird eine bessere Ausbildung der Pädagogen/innen besonders im Kleinkindbereich. Der geplante Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen verlangt auch mehr Erzieher.

Mehr und besser ausgebildete Pädagogen/innen bis 2013? Es ist ja nicht so, dass Horden von potentiellen Erzieher/innen auf den Arbeitsmarkt strömen. Und sie werden ja scheinbar auch nicht gebraucht. Tante, Oma, Freunde, Verwandte und Bekannte: die Kinder der Abgeordneten werden überall, nur nicht in der Kita betreut. Aber das will ja nichts heißen.

Berufstätige Eltern ohne Oma im Haus wissen, dass die Koordination von familiärer und beruflicher Zeit viel Organisationstalent erfordert. Rürup ist der Meinung, der Arbeitsmarkt wird’s schon richten: „Die Unternehmen werden zukünftig auch im eigenen Interesse mehr auf die Bedürfnisse von Familien eingehen.“ Da kann man nur hoffen.

Quelle: Journalisten-Akademie (netzwerft): „Ein Leben in Teilzeit

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

3 Kommentare

  1. Wollen und müssen

    Die die es wollen sind selber schuld. Ich würde es nicht so machen.
    Es gibt ja noch genügend Frauen, die Kinderbetreuung nicht als Strafe empfinden und für kleine Kinder ist die Mutter immer noch das Beste. Ich weiß nicht, wo der Sinn liegen soll, wenn beide arbeiten, beide sich um die Kinder kümmern (nachdem man sie anderswo “geparkt” hat) und beide es nicht richtig organisiert bekommen. Am Ende sind dann beide mit den Nerven runter. Da ist eine Verteilung der Hauptlasten die klügere Wahl.

    Und die die es müssen, weil das Geld nicht reicht oder sie alleinerziehend sind, da müßte sich die Solidargemeinschaft etwas einfallen lassen. Aber die Vorschläge von der Frau Ursula Gertrud von der Leyen begünstigen wohl nur gutverdienende Doppelberufstätige. So wie sie selber eine ist. Lösungen sehe ich da keine für die Leute, die es wirklich brauchen.

    Und ob die Unternehmen, die gerne Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, weil es dort billiger ist, ob gerade die sich neue Kosten aufladen? Wenn ja, für wen? Wahrscheinlich doch nur für Bessergestellte.

  2. Arbeit und Familie

    Woher kommt es, dass es Menschen gibt, die Arbeit und Familie umbedingt miteinander vereinbaren möchten?

    Auf eines von beiden wollen Sie nicht verzichten.

    Andere Menschen hingegen stellen ihre Karriere vor das Thema Familie, andere stellen ihre Karriere hinter das Thema Familie, oder wenn Kinder da sind, ist z.B. der Vater (Management Position) immer joblich gerne unterwegs.

    Was passiert, wenn Menschen mit unterschiedlichen Werten und Motiven zu tun haben?

  3. Halbtags

    Ich erinnere an die Schulsysteme in Scheden und Finland. Die besten Pädagogen sind bei den ganz Kleinen, alle Lehrer sind für alle Kinder zuständig und die guten Schüler kümmern sich um die anderen. Jedes Kind wird zum kleinen Forscher und kindgerechtes Lernen gefördert. Alles natürlich mit ganztägiger Betreuung der Kids und das nicht nur für Reiche! Interessant: Es sind genauso viel Frauene in Führungspositionene wie Männer und es bleiben ungefähr gleich wie Männer im Erziehungsurlaub zuhause wie Frauen! Das Problem liegt in unserer Kultur und unseren Lebensmotiven!

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