Glück ist … Literatur

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Ach, diese ewige Glückssuche. Man kann es doch eigentlich nur finden, wenn man es nicht sucht. Hector sieht das anders. Er ist praktizierender Psychiater und fragt sich, warum so viele unglücklich sind, obwohl es das Schicksal doch gut mit ihnen meinte und begibt sich auf eine Reise um die Antwort zu finden.

Das Buch Hectors Reise von François Lelord versucht ins gleiche Regal eingeordnet zu werden wie „Der kleine Prinz“ (Exupery), „Sofies Welt“ (Gaarder) und „Und Nietzsche weinte.“ (Yalom). Lelord ist ein französischer Psychiater und Yalom emeritierter Professor für Psychiatrie an der Universität Stanford und manchmal stolpert man in ihren Büchern über psychologische Grundlagenforschung.

Die Leser sind sich über Hectors Reise nicht einig. Während die einen jubeln: „Lelord ist mit seinem Glücksbuch das Kunststück gelungen, vermeintlich komplexe psychologische Sachverhalte in eine Geschichte zu transformieren.“ erheben andere den Zeigefinger: „Aber das schlimmste Resumee des Buches ist, dass Hector sein Glück auf der Reise findet, indem er seine Partnerin zu Hause betrügt, wo es nur geht und ihr auch noch die Schuld daran gibt.“ und wieder andere bekommen ein Geschenk: „Hector bringt es bei seiner Suche auf 23 Lektionen. Die für mich wichtigste ist Lektion 20: Glück ist die Sichtweise auf die Dinge".

Das bringt Woody Allen in seiner Betrachtung aber schöner auf den Punkt:

Zweifel plagen mich. Was ist, wenn alles bloß Illusion ist und nichts existiert? In diesem Fall habe ich entschieden zuviel für meinen Teppich bezahlt.

Update: Das Glück in Zahlen (Karrierebibel)

Quelle: Lelord, F. „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

8 Kommentare

  1. Mäuseglück

    Fragt sich nur, ob Mäuse so etwas wie Glück empfinden oder schon zufrieden sind, wenn sie so dahin vegetieren.

    Lars, Du kleine Maus, ich wußte gar nicht, daß Du so genügsam bist. 😀 😉

  2. Hach. Ich bin wirklich ambivalent. Irgendwie hat das Buch schon Charme. Andererseits blieb am Ende für mich das Gefühl, dass es sich um eine doch ziemlich banalen und etwas uninspirierten Möchtegern-Kleinen-Prinz handelt.

  3. @ Mathias

    Ja, mir geht es ähnlich. Das Fazit ist, dass es in meinem Buchregal definitiv nicht neben den oben genannten Büchern steht. Aber wer weiss, bei meiner Unordnung kann es sich durchaus noch einschleichen 😉

  4. @Katja

    Witzig. Ich bin doch gerade umgezogen und habe am letzten Wochenende das Bücherregal in der neuen Wohnung eingeräumt. Ich hatte “Hektor” dann tatsächlich in der Hand und habe überlegt, ob ich ihn wirklich zu Exupéry und den anderen “Entwicklungsgeschichten” stellen soll (heißer Tipp übrigens: Hans Bemmann: Stein und Flöte).

  5. Also ich habe das Buch in einer emotional sehr intensiven Phase meines Lebens gelesen und war anfangs auch recht angetan von dem Witz des Buches. Um so weiter ich mich dem ENde nahte, habe ich allerdings festgestellt, dass dieses Buch mir nichts gezeigt hat, was ich nicht schon gewusst hätte. Mein Fazit also: Für Menschen, die nach dem Glück streben, aber nicht wissen welchen Weg sie gehen sollte, könnte es ein nützlicher Wegweiser sein. Für Menschen allerdings, dei bestimmte Werte schon von ihren Eltern auf den Weg mitbekommen haben ist dies nur eine simple ZUsammenfassung des eigenen Lebens.

  6. @Sarah Askari

    Guter Punkt. Der Kontext, in dem man ein Buch in die Hand nimmt, ist ja von großer Bedeutung für die Wirkung die es hat.

  7. Glück – Zufriedenheit

    Anakreontischer Imperativ Text: Fridolin Tschudi (1912-1966)

    “(…) Mit Verstand ein Weinlein schlürfen, froh sein, dass wir leben dürfen,
    Eine hübsche Jungfer küssen, nie sich sklavisch ducken müssen.
    Freundschaft mit den Freunden pflegen, möglichst sich normal bewegen.
    Keinem die Erfolge neiden, dankbar werden, und bescheiden.
    Aber mit sich selbst im Klaren, dennoch seinen Stolz bewahren.
    Die Talente frei entfalten; kritisch sich, und wach verhalten.
    Gegen die Vergreisung kämpfen, seine eigne Stimme dämpfen.
    Auch die Gegner gelten lassen, weder sich noch and’re hassen.
    Niemals wegen Nichtigkeiten blau sich ärgern, oder streiten,
    Oder hypochondrisch werden und dadurch sein Glück gefährden.
    Sondern still sein Weinlein schlürfen und – solange wir’s noch dürfen – die erwähnte Jungfer küssen.
    Das ist alles, was wir wollen, respektive können sollen – respektive können müssen.”
    Schön gesagt? Schön gesagt!

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