Geld oder Liebe?
BLOG: Psychologieblog
Gestern habe ich für einen Freund gekocht und wir haben uns gut unterhalten. Es war ein sehr schöner Abend. Das fand mein Freund auch und deshalb hat er mir zum Abschied einen Zehner in die Hand gedrückt.
Schreckliche Vorstellung (zum Glück hat er mich in Wirklichkeit nur auf einen Absacker in der Bar um die Ecke eingeladen). Normative Vorstellungen schließen Geld in manchen Situationen als Tauschmedium aus oder verbieten es sogar, über Geld zu sprechen (Wiswede, 1991). Wir tauschen Geld täglich gegen Güter oder Dienstleistungen – gegen Dinge, die messbarer sind als persönliche Gefühle.
Aber Geld gegen Liebe oder Freundschaft? Je eher sich etwas auf uns bezieht, also persönlichen Wert besitzt, desto eher tauschen wir es auch nur gegen das Selbe: Liebe gegen Liebe und Freundschaft gegen Freundschaft (Foa & Foa, 1974).
Wie Du mir, so ich Dir
Wir erhalten Beziehungen tatsächlich nur dann aufrecht, wenn sie für beide Partner ertragreich ist. Und wenn wir die Wahl haben zwischen verschiedenen Beziehungen wählen wir die, die sich für uns am meisten lohnt. Nur wenn wir in einer Interaktion belohnt werden, erhalten wir sie aufrecht.
Diese Austauschtheorie des menschlichen Miteinanders (Homans, 1961) hört sich unangenehm berechnend an. Sie lässt sich aber auf alle Arten von sozialen Beziehungen übertragen: Passe ich mich einer Gruppe an, gibt sie mir Geborgenheit. Kümmere ich mich um meinen Freund, habe ich jemanden mit dem ich Pferde stehlen oder bei dem ich mich ausheulen kann. Nehme ich mir ab und zu Zeit für die einsame alte Dame nebenan, erzählt sie mir spannende Geschichten aus vergangenen Zeiten. Und so hört sich das Ganze wieder humaner, ja fast schon romantisch an.
Fehltausch?
Fühlen wir uns auf dem Basar der Beziehungen über's Ohr gehauen, dann lehnen wir uns auf oder sind enttäuscht. Wir hören auf, noch mehr Energie, Gefühle oder Zeit zu investieren – auch wenn es manchmal schwer fällt.