Eine Orange ist orange

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Und Bananen sind gelb. Das wissen wir. Das sieht man doch. Gewöhnlich können wir unseren Augen trauen. Doch tatsächlich wird unsere Farbwahrnehmung erheblich von unserem Vorwissen beeinflusst.

Mit einem ausgetüftelten Experiment untersuchten Psychologen der Justus-Liebig-Universität Gießen, in welches Farbgewand wir einen Gegenstand gekleidet sehen.

Bei den Versuchen wurden Probanden Bilder von Früchten gezeigt, die in der Realität immer in einer bestimmten typischen Farbe auftreten. So sind bekanntlich Bananen gelb und Möhren orange. In den Versuchen war es die Aufgabe der Probanden, die Farbe der Früchte am Computer so einzustellen, dass sie „unbunt“ aussahen, also wie auf einer Schwarzweiss-Fotographie.

Am Anfang jedes Versuchs wurde dabei die Frucht in einer zufällig gewählten Farbe dargestellt. Die Probanden konnten nun aber die Farbe der Objekte auf dem Bildschirm mittels einer Tastatur verändern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden beispielsweise die Banane immer deutlich ins Blaue hin verschoben, gleichgültig in welcher Ausgangsfarbe sie ursprünglich abgebildet war. Sie „überkompensierten“ also die dargestellte Fehlfarbe. Diese systematische Überkompensation ging immer in Richtung der Gegenfarbe und trat bei neutralen Objekten, die keine typische Farbe aufweisen, nicht auf.

Wenn wir also gelernt haben, dass eine Orange orange ist und eine Banane gelb – bei Aldi manchmal auch grün – dann scheint die Farbe subjektiv immer noch leicht so wahrgenommen zu werden, auch wenn die Früchte auf dem Monitor objektiv farblos waren. Den Eindruck der zur jeweiligen Frucht passenden Farbe erzeugt das Gehirn aufgrund unseres Vorwissens. Wurde eine Banane gezeigt, versuchten die Versuchspersonen die subjektiv wahrgenommene Gelbfärbung auszugleichen, in dem sie die farblose Einstellung ins Bläuliche verschoben.

… denn eine Banane ist eine Banane ist eine Banane und die ist gelb.

Quelle: Original in Nature Neuroscience/November 2006. Psychologie heute

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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