Witzige Didaktik

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Studien zeigen, Humor fördert Kreativität, Intelligenz, Arbeitszufriedenheit, Leistung, Krankheitsbewältigung, … . Humor ist also immer gut. Prof. Dr. Erich Kasten, Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie und Verfasser des klassischen Lehrbuchs "Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie" aus der Schwarzen Reihe, ist ein besonders witziger Lehrbuchautor. Bei der Suche nach diktatisch gut aufbereiteten Übungen für meine Studenten bin ich über einen Test aus seinem "Arbeitsheft Psychologie" gestolpert, dem Witze als Fallbeispiele zur Vertiefung der Lehrinhalte dienen. Die Witze sind durchaus eine willkommene Erheiterung im drögen Lernstoff, aber taugen sie Ihrer Meinung nach auch als didaktisches Mittel?

1. Der Anatomieprofessor zu einer blonden Studentin: "Welcher Teil des menschlichen Körpers weitet sich bei der Erregung ums Achtfache?" Sie word rot und stottert: "Der …, das …" – "Falsch, die Pupille", entgegnet der Professor. "Und Ihnen, gnädiges Fräulein, würde ich raten, mit nicht zu hohen Erwartungen in die Ehe zu gehen."

Frage: "Welchen Beurteilungsfehler begeht der Professor?"

2. Im Hörsaal sind zwei Garderobenhaken angebracht worden. Darüber ein Schild: "Nur für Dozenten!" Am nächsten Tag klebt ein Zettel drunter: "Aber man kann auch Mäntel daran aufhängen."

Frage: "Ist die erste Anweisung im elaborierten oder restringierten Sprachcode verfasst worden?"

3. "Sie müssen beim Ausfüllen des Totenscheins mehr Sorgfalt walten lassen", mahnt der Chefarzt den jungen Assistenten. "Sie haben schon wieder in der Spalte mit der Frage <Todesursache> Ihren eigenen Namen eingetragen!"

Frage: "Welche Art von Attribution benutzt der Assistent?"

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

11 Kommentare

  1. Sachbezogen

    Kann funktionieren, aber nur wenn die Witze und Comics was mit dem Inhalt zu tun haben (dann funktionierts sicher.)

    Einfach nur Witze zur Auflockerung… höchstens, damit man sich in etwa merkt, wo bestimmter Inhalt gestanden haben könnte, wenn man später nachschlagen will (wenn gedanklich oder bildlich mit dem Witz verknüpft).

    Ich hab zwei Physik-Bücher zu Haus mit Comics drin, find sie super, meine Kinder lesen’s trotzdem nicht…

  2. Britney Spears

    Eine weitere Methode, die vorwiegend bei Männern wirkt:

    Britney Spears’ Guide to Semiconductor Physics:

    http://britneyspears.ac/lasers.htm

    Für Frauen könnte man ja Dolph Lundgren einblenden.

    *****

    Meine Frage:

    Wie lauten die korrekten Antworten auf die Fragen unter den drei Witzen?

    Als Chemotechniker habe ich keine Ahnung von Psychologie.

    Danke für die Antworten.

  3. “kann funktionieren, aber nur wenn die Witze was mit dem Inhalt zu tun haben” … Bevor ich am Montag die Fragen in den Kommentaren nach Vorgabe des Arbeitsheftes beantworte, würde mich auch interessieren, ob jemand die Antworten kennt, die gefordert werden. Wer hat eine Idee?

  4. Wer hat eine Idee? ……..pfffhhhhh

    Aufs Eis geh, rutsch, schlicker, fang, rumdreh, ausrutsch und auf den Arsch fall.

    http://www.paed.uni-muenchen.de/~allg2/personen/foersterling/materialien/6ESoSe02.ppt

    Auf den Knien zum Rand rutsch, Eis verlassen und Hintern reib.

    http://www.claudiashome.at/pdf/studium/social_psychology_taylor.pdf

    Ich gebe zu ich kann keine Kartoffeln schälen, aber ich kann zaubern, wenn es auch manchmal mehr wie bei Pondo Rondo läuft. 🙂

    Schönes Pfingstwochenende.

    Gruß Uwe Kauffmann

  5. “Wer hat eine Idee?”

    Ich bin ebenfalls nicht vom psychologischen Fach, wage mich nach nach Konsultation von Google aber trotzdem mal an Antworten:

    1. Halo-Effekt (“blond”, diese Angabe ist für den Witz selbst völlig unerheblich)

    2. restringiert (der Gebrauch von Begriffen wie “Dozent” ist offenbar zumindest im ursprünglichen Konzept dieser Sprachcodes nicht ausschlaggebend)

    3. internal (das “schon wieder” des Chefarztes könnte auch in Richtung stabil deuten)

    Wieviele Punkte habe ich?

    Witze sind, wie von Ihnen beschrieben, eine schöne Auflockerung oder Motivationshilfe, in Wort und Schrift. Für die eigentliche Wissensvermittlung erscheinen sie mir allerdings weniger geeignet. Die für eine Pointe notwendige Zuspitzung/Überraschung/Dramaturgie kann leicht den gemeinten Sachverhalt verwässern und behindert dann eher das Verständnis. Das letzte Beispiel zeigt das vielleicht ganz gut: Im Witz nimmt der Assistent ja tatsächlich wohl keine Attribution vor, sondern hat lediglich einen Fehler gemacht, den man amüsant interpretieren kann.

    Geeignet von den genannten Beispielen erscheint mir höchstens das zweite, da hier der Witz ja genau aus dem Bruch der impliziten Übereinstimmung bezüglich des Gemeinten entsteht, die den Sprachcode ja offenbar charakterisiert. Aber das muss man eben auch erstmal verstehen.

  6. Witz vs. witzig

    Aus meiner Sicht ist es nicht der erzählte Witz, der didaktisch unterstützt, sondern die witzige Aufbereitung des Stoffes. Beispiel: Einer meiner Proffs hat seine Inhalte oft mit Strichmännchen dargestellt. Das war witzig. An seinen Stoff erinnere ich mich immer noch besser als an andere. Die Aneinanderreihung von Witzen als Beispiele ist dagegen irgendwann nicht mehr witzig sondern ermüdend. Und dann auch nicht hilfreicher als andre Beispiele. Die richtige Mischung macht’s.

  7. Hilfe

    Hilfe, bitte erklärt mir die Antworten auf die drei Fragen so, dass sie auch ein Nicht-Psychologe verstehen kann.

    Danke für die Antworten.

    Sprichwort:

    Lieber dumm Fragen, als dumm sterben.

  8. Erläuterung

    1. Unter dem Halo-Effekt versteht man die Auswirkung einzelner Teile von vorgelegtem Material auf die Interpretation (und damit die Beantwortung) anderer Teile. Einzelne Eigenschaften einer Person erzeugen einen Gesamteindruck, der die weitere Wahrnehmung der Person “überstrahlt”. Z.B. überstrahlt sozialer Status als Merkmal andere Eigenschaften, wie z.B. die Wahrnehmung der Körpergröße. In einem Experiment wurde der immer gleiche (und immer gleich große) Dozent einmal als Student, als wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Professor angekündigt. Nach jeder Veranstaltung wurden die Zuhörer gebeten die Körpergröße des Dozenten einzuschätzen. Mit Ansteigen des sozialen Status wurde die Person in der Wahrnehmung des Publikums auch größer. Die Frage zielt auf die stereotype Assoziation zu “blond” ab, die für den Witz jedoch weitestgehend unrelevant ist.

    2. Diese Frage gehört eher in die Soziologie und zielt auf die Sprachcodes nach Bernstein. Der elaborierte Sprachcode wird eher der Bildungsschicht und der restringierte Sprachcode eher bildungsfernen Schichten zugeordnet. Das Wort elaboriert heisst soviel wie “ausgearbeitet, ausgefeilt”, restringiert heißt soviel wie “beschränkt, eingeschränkt”. “Bernstein argumentiert mit dieser Kategorisierung, dass der Gebrauch eines Codes eng mit der sozialen Struktur einer bestimmten Kultur verbunden ist.” (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Soziolekt)

    3. Der letzte Witz wurde zum Anlass für die Attributionstheorie, obwohl er nicht deren Kern trifft. Die Atrributionstheorie setzt sich mit Ursachenzuschreibungen auseinander. Es gibt verschiedene Attributionsstile. Man unterscheidet u.a. zwischen internalen und externalen Attributionen. Internale Ursachenzuschreibungen zielen grob gesagt auf die Person, während externale Attribution eher auf die Situation abzielen. Schreibt eine Person z.B. die Leistung in einem Test ihren Fähigkeiten oder ihrer Anstrengung zu attribuiert sie internal, schreibt sie das Ergebnis aber z.B. der Aufgabenschwierigkeit zu attribuiert sie external.

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