Der erste Eindruck

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Vorstellungsrunde: der Erste schaut leicht debil, der Zweite wirkt intelligent, seine Sitznachbarin unsicher und nervös, gefolgt von einer gelöst schnatternden Person, die ihren Nachbarn damit zusehenst nervt und der Geduld wohl nicht zu seinen herausragendsten Eigenschaften zählen kann.

Jeder bekommt seinen Stempel … und der ist nicht so leicht abwaschbar, wie der vom letzten Clubabend.

In einem Experiment (Park, 1986) wurden kleine Gruppen mit Fremden gebildet, die sich über eine 7-Wochen-Periode wiederholt trafen. Nach jedem Treffen schrieben die Teilnehmer ihre Eindrücke nieder. Und obwohl der erste Eindruck auf sehr wenig Information basierte, verzerrte er die Interpretationen des späteren Verhaltens. Dieser Effekt wird primacy-effect (Asch, 1946) genannt.

Wir suchen eher Informationen, die unser Weltbild bestätigen. Wenn wir jemanden für intelligent halten, weil er vielleicht beim ersten Kennenlernen einen beeindruckend schlauen Satz gesagt hat, verzeihen wir ihm eher das dusselige Geschnatter beim zweiten Treffen – denn vielleicht hatte er nur ein Glas Rotwein zuviel. Eine leicht debil wirkende Person muss aber schon ihre Doktorarbeit vorlegen, bevor wir uns von unserem ersten Eindruck abbringen lassen.
Es lohnt sich also einen guten Eindruck zu hinterlassen – aber das haben wir ja schon immer gewusst.

(kat)

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Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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