Déjà-vu

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Manchmal beschleicht mich ein seltsames Gefühl. In unbekannten Situationen überfällt es mich plötzlich. Auf Reisen. Im Gespräch. Beim Spaziergang. Die Situation kenne ich, das habe ich doch schon erlebt. Aber genauso schnell wie es aufkam, verschwindet es wieder – das Déjà-vu-Erlebnis.

Esoterisch angehauchte Personen nehmen an, dass sie die Situation aus einem früheren Leben kennen. Ich vermute einen Zusammenhang mit Gerüchen, die man schon einmal wahrgenommen hat und welche das Gehirn auf unbekannte Weise mit der neuen Situation verknüpft. Ob meine Überlegung bereits unter den 30 verschiedenen Theorien zum Déjà-vu ist, hat mir der Spiegel-Artikel zum Thema nicht verraten.

Forscher spekulieren, dass es zwei voneinander unabhängige Schaltkreise im Gehirn gibt: der Gedächtnisspeicher und das Erinnerungsgefühl. „Dieses Gefühl ist vielleicht alles, was das Bewusstsein hat, um echte Erinnerung und Fiktion auseinanderzuhalten.“ mutmaßt Moulin. Und manchmal aktiviert sich das Erinnerungsgefühl – wie eine Fehlzündung – in unbekannten Situationen und es kommt zu einem Déjà-vu.

„Wenn dieser Schaltkreis immerzu von allein angeht, kann sich das Gefühl, aus Vergangenem zu schöpfen, an jede Wahrnehmung heften.“ Tatsächlich gibt es einige wenige Menschen, die sich wie der Hauptdarsteller in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ fühlen. Sie sind von Reisen enttäuscht, weil sie das Gefühl haben die Umgebung bereits zu kennen. Eine Betroffene begrüßt fremde Menschen mit Küsschen, in der irrtümlichen Annahme es wären Bekannte. Im Fernsehen laufen nur Wiederholungen. Gruselig.

Wenn Dir dieser Beitrag bekannt vorkommt, hast Du wahrscheinlich kein Déjà-vu, sondern den aktuellen Spiegel gelesen.

Quelle: Der Spiegel, Nr. 48 (27.11.06), S. 208

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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