Das Dilemma der Kommunikation
BLOG: Psychologieblog
Meine Nachricht hat vier Ecken, vier Ecken hat meine Nachricht … Der Sender ist der Übermittler einer Nachricht,
die in erster Linie eine sachliche Information enthält – neben vielen anderen Informationen, die beim Empfänger ankommen.
Das Problem
Kurz vor Beginn eines Meetings erklärt der Assistent: „Es ist sehr warm hier drin.“ Diese Nachricht enthält die Sachinformation, dass es im Raum – man ahnt es schon – warm ist. Doch der Leiter des Meetings, wahrscheinlich sogar der Vorgesetzte, könnte darauf unterschiedlich reagieren und denkt:
- „Soll er sich nicht so warm anziehen – draußen sind 22 Grad.“ Er fühlt sich eventuell gelangweilt.
- „Ich bin hier der Leiter und habe wirklich wichtigeres zu tun als für meinen Assistenten den Handlanger zu geben.“ Er fühlt sich eventuell auf den Schlips getreten.
- „Soll er doch selber das Fenster öffnen.“ Er fühlt sich eventuell genervt.
- „Ja, stimmt, hier ist es sehr warm.“ Das ist die unwahrscheinlichste Reaktion des Vorgesetzten.
Diese ersten drei Reaktionen tragen mit Sicherheit nicht zu einer konstruktiven Atmosphäre für ein erfolgreiches Meeting bei. Dabei hat der Assistent möglicherweise nur das Eis brechen wollen mit ein bisschen Smalltalk über die Raumtemperatur.
Der Pionier der Kommunikations- psychologie Prof. Schulz von Thun erklärt diese Missverständnisse zwischen Sender und Empfänger mit den vier Seiten einer Nachricht.
Jede Botschaft beinhaltet:
- einen Sachaspekt – worüber ich den Empfänger informiere
- eine Selbstoffenbarung – was ich dem Empfänger über mich verrate
- einen Beziehungsaspekt – wie ich zum Empfänger stehe
- einen Appell – wozu ich den Empfänger veranlassen möchte
Wenn nun die verschiedenen Aspekte einer Nachricht zwischen Sender und Empfänger nicht harmonieren, kann es schnell zu Missverständnissen führen!
Die Lösung
Um die Wahrscheinlichkeit einer gelungenen Kommunikation zu erhöhen, kann man versuchen über Feedback herauszufinden, welchen der vier Aspekte der Sender in den Vordergrund seiner Nachricht gestellt hat.
Der Vorgesetzte antwortet:
- „Ja, stimmt, Sie können doch Ihr Jacket ausziehen.“
- „Ja, stimmt, Sie können gern ein Fenster öffnen.“
- „Ja, stimmt, soll ich ein Fenster öffnen?“
- oder auch „Ja, stimmt, es ist ein warmer Tag heute.“
Kommunikation ist einfach und doch so kompliziert!
Quelle: Schulz v. Thun, F. (2001). Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen. Hamburg: Rowohlt Verlag GmbH.
das Beste
Die Bücher von Friedemann Schulz von Thun sind sehr empfehlenswert. Die Kommunikationspsychologie wird anschaulich erklärt.