Canophobie II

BLOG: Psychologieblog

Das menschliche Miteinander auf der Couch
Psychologieblog

(Suche nach einer Comic-Identität)

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

9 Kommentare

  1. mären (Platt)

    Hallo,
    es soll doch nicht etwa angedeutet werden, das Psychologen, Menschen sein könnten?

    Das wäre ja noch zu ertragen. Aber Philosophen sollte, das generell verboten werden.

    Ist es als Mensch überhaupt vertretbar ein Mensch zu sein? Manager, Ärtzte, Priester und jeder von uns in seiner Gesellschaftlicher Position.
    Das ganze scheinbar rationale Controling,
    mit dem wir uns einreden, alles unter Kontrolle zu haben.

    Wir hier wissen der Mensch denkt, unser Hirn lenkt.
    Einen schönen Abend noch.

    Gruß Uwe Kauffmann

    (*Rofl wäre für mich keine Reaktion. Das ist nicht unlogisch und widersprüchlich genug um Humor in mir hervorzurufen. Für mich ist das eine Normalität.*)

  2. Der Humor liegt für mich auch in einer anderen Feststellung, die m.E. durch den Cartoon ebenfalls angedeutet wird: Psychotherapie wird schnell zu einer unbalancierten Sache, in der einer der Experte ist und weiß was zu tun ist bzw. aus psychoanalytischer Sicht sogar glaubt zu wissen, was sein gegenüber (noch) nicht von sich weiß (“Unbewußtes” etc.). Der hundephobische Therapeut hier wirkt ziemlich gekränkt, sieht aber seine eigene Unzulänglichkeit (“Monster”) nicht. Ich fand’s zum rofln…. 😉

  3. @Canophobie II

    Hat Katja Schwab eine Phobie bezüglich einer Selbstauskunft über sich unter der Rubrik “zur Person” ?

  4. @Canophobia II und Wölfelschneider

    Sehr geehrte Frau Schwab, sehr geehrter Herr Wölfelschneider,

    Es wird berichtet, dass etwa 10 % der Psychotherapeuten (N. Hoffmann, B. Hofmann: Selbstfürsorge für Therapeuten und Berater, PUV) an diagnostizierbaren psychischen Störungen leiden (ich vermute auch die Psychotherapeutinnen).

    Mir sind eine Menge diesbezüglicher Beispiele erzählt worden: die übergewichtige Therapeutin, die adipöse Patienten behandelt, der fettsüchtige Therapeut, der vor seinen Patienten während der Behandlung isst, die ökonomisch orientierte Therapeutin, die Patienten im Regen stehen lässt, weil sie sich kein Wartezimmer leistet, der Therapeut, der am Samstag seine Patienten im Bademantel empfängt, der Therapeut, der seine Patienten bei jeder Gelegenheit auf deren mutmaßliche oder tatsächliche homophile Wünsche hinweist, der Therapeut, der seine Patienten im Salzwassertank schwimmen lässt, ohne das Wasser zu reinigen, die Therapeutin, die das beklagte Herzstolpern ihrem Patienten als Angststörung einreden will, ohne das wirklich zu wissen, die Therapeutin, die ihre Patientin im Rahmen einer therapeutischen Sitzung eine Entspannungs-CD anhören lässt, während sie im Nebenzimmer den nächsten Patienten behandelt, der Oberarzt, der während seiner Dienstzeit Auftrags-Gutachten diktiert und von der Kliniksekretärin schreiben lässt, der ärztliche Psychoanalytiker, der die Depression einer sechzigjährigen Patientin mit Hinweis auf ihr fehlendes Interesse an Sexualität behandeln will, der systemische Psychiater der eine manische Patientin ins Bett fixiert und dort urinieren lässt (ohne Bettschüssel), weil sie sich unbedingt eine eigene Welt konstruiert – und weiter: der Lehrer, der seine ihm anvertrauten Kinder sexuell missbraucht, der Verkehrspolizist, der trunken am Steuer sitzt, der Direktor, der im Laden stiehlt, der Notfallarzt, der Angst vor dem Umfallen hat, der Anästhesist, der Angst vor Injektionen hat, die Laborärztin, die Angst hat, allwöchentlich Menschen überfahren zu haben, der Theologe, der außereheliche Sexualität praktiziert und seine Frau mit Beschreibungen darüber quält, weil er ehrlich sein müsse, der Priester, der seine Geliebte und seine Kinder inkognito (und sozial ungesichert) im Nachbardorf einquartiert, der Internist, der eine Frau wegen Herzangst zum Psychotherapeuten schickt und wegen einer unvollständig durchgeführten Untersuchung einen Herzfehler übersieht, der alternde Universitätsprofessor, der seine Vorlesungen vernachlässigt, weil er sich mit den Reizen einer Studentin verzettelt – und so weiter! Bevor jetzt die Flut von Strafanträgen wegen übler Nachrede über mich hereinbricht, sei noch darauf hingewiesen, dass weitaus mehr Menschen , überwältigend viele, ihre Arbeit ordentlich verrichten.

    Deshalb bin ich gespannt, wie dieser Cartoon ankommen soll (etwa: alle Psychos sind irgendwie geschubst) und welche Reaktionen er hervorbringt ?
    Zum Beispiel die von Matthias Wölfelschneider. Ich argumentiere dagegen, dass Psychotherapie doch nicht deshalb zur unbalancierten Sache wird, weil der Psychotherapeut der Experte sei. Auch andere Beziehungen weisen das Merkmal auf, dass einer der Experte ist oder sein soll. So ist z.B. auch unschwer zu erkennen, dass Geisteswissenschaftler oder den Geisteswissenschaften sich verwandt fühlende in diesem Form die Tendenz zeigen, sich als Experten im Dialog zwischen den Disziplinen zu positionieren. Deswegen kommen doch die Leute, weil sie den Experten suchen und zu Recht. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht zu oft und nicht zu schwer enttäuscht werden. Ein Dienstleistungs-verhältnis wird doch nur dann zur unbalancierten Sache, wenn einer schummelt, noch schlimmer dann, wenn er gar nicht merkt, dass er schummelt !

    Das Problem mit der psychoanalytischen Sicht (und der tiefenpsychologischen und der systemischen usw.) ist nicht nur, dass dort einfach zugelassen wird, wenn der Laie bloße Behauptungen mit „gesichertem“ Wissen (=Expertenwissen) verwechselt, sondern dass eine kritische und empirische (wissenschaftliche) Überprüfung dieser „Experten-Behauptungen“ gar nicht erst versucht wird, am Beispiel der Psychoanalyse sogar über hundert Jahre nicht.

    Das einzige Gegenmittel, das ich mir vorstellen kann, ist der mündige Bürger, der mündige Patient, der es „wagt, seinen Verstand zu gebrauchen“, wie es eben Kinder immer wieder versuchen. Dieser Pat. oder Ratsuchende könnte, all jenen, die dem Kaiser kostbare Gewänder schneidern, Gelegenheit zur Selbsterfahrung bieten, sprich den Balken im eigenen Augapfel zu erkennen. Bleibt die Frage übrig, wie in den Ausbildungen die Bereitschaft zu Selbstkritik und zur Selbsterkenntnis trainiert werden kann ?

    Ganz nebenbei würde mich noch interessieren, wie es Ihnen, Herr Wölfelschneider, gelingen will, Ihre Sinne bei der Beobachtung der Dinge um Sie herum zu schärfen, wenn diese Dinge im Rahmen Ihres Denkens gar keinen objektiven oder realen Platz haben (siehe Ihre Selbstauskunft). Wo sind dann diese Dinge um Sie herum ?

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerhard Strobel

  5. @Ströbel

    Sehr geehrter Herr Ströbel,
    beeindruckender Beitrag. Aber was ist denn
    gesichertes Wissen, wenn Sie den Boden der
    Mathematik verlassen?
    Wissenschaft ist die Kunst die Wissen schaft, sie hält nicht den Stein der Weisen in der Hand.

    Und das Argument überall gibt es Keller
    wie in Österreich, sollte einen nicht daran hindern, sich an die eigene Nase zu fassen, und die Zahl der kleinen Tode, im eigenem Umfeld, so klein wie Möglich zu halten.

    Wenn Sie der Meinung sind, hier müste sich jemand rechtfertigen (für ein Geschenk), dann machen Sie erst mal ihre
    Hausaufgaben und werden sich darüber klar, das das Bewustsein oft nichts anderes macht, als sich für die Entscheidungen seiner Homezone (Gehirn) vor sich selber zu rechtfertigen.

    Gruß Uwe Kauffmann

  6. @ Gerhard Strobel

    In Kürze wird es wieder eine Selbstauskunft unter “Zur Person” geben. Unser technisches System funktioniert dermaßen hervorragend, dass es den Text in Eigenregie verschwinden ließ und die Leere auf der Seite “Zur Person” mich nun zwingt, den etwas veralteten Text zu erneuern. Wenn Sie nicht warten mögen, können Sie mich unter psychologieblog at gmail dot com kontaktieren.

    Bei Gelegenheit werde ich mich zu Ihrem Kommentar äußern, wahrscheinlich in Form eines eigenständigen Blogbeitrags, weil es mir unmöglich erscheint meine Argumentation und Sicht in zwei oder drei Sätzen darzulegen.

  7. @ Uwe Kauffmann

    Sehr geehrter Herr Kauffmann,

    meinen Namen müssen Sie nicht mit dem von Herrn Ströbel verwechseln – hatte das einen Grund ?

    Wenn Sie richtig gelesen hätten, dann hätten Sie gemerkt, dass ich nicht von gesichertem Wissen schrieb, sondern von „gesichertem“ Wissen. Der feine Unterschied müsste Ihnen zu denken geben. Wenn Sie es genau nachlesen wollen: ich verstehe unter Expertenwissen das sogenannte „Vermutungswissen“ im Sinne Poppers und so möchte ich mich auch in meinem Beitrag verstanden wissen.

    Ferner gilt: ich habe gar nicht das Argument à la „überall gibt es Keller wie in Österreich“ bemüht. Lesen Sie bitte genau nach. Ich habe vielmehr daraufhin abgehoben (vielleicht zu undeutlich, das sei jetzt in Betracht gezogen), dass mir der Cartoon wie ein Witzchen erscheint, das an der Wirklichkeit vorbeigeht und deswegen entsprechende, abseitige Antworten nach sich ziehen könnte.

    Zur Verdeutlichung: den armen Therapeuten, der seine Angst vor Hunden nicht überwinden kann, aber trotzdem Angststörungen behandelt, kann man getrost laufen lassen. Es ist ja bekannt, dass (phobische) Angststörungen nicht von der Psychoanalyse behandelt werden können, sondern nur von wissenschaftlich (empirisch) fundierten psychotherapeutischen Verfahren und auch da nicht in 100% der Fälle. Dass cirka 20 % sine effectu übrig bleiben, hat wahrscheinlich auch biopsychologische Gründe. Also, nicht jede Angststörung kann wirksam behandelt werden und das schließt nicht aus, dass der Therapeut, der eine solche haben sollte, nichts über die Behandlung von Ängsten versteht. Der Cartoon überzeichnet das natürlich (schließlich will er ja auch witzig sein, das sei erlaubt), in dem er den Therapeuten den Patienten anherrschen lässt, er solle sein Monster vor die Tür bringen.

    Das Problem sind doch vielmehr die, die wider besseren Wissens oder trotz besseren Wissens falsch handeln, wenn sie das nicht einsehen und nicht korrigieren.

    Nicht nachvollziehen kann ich Ihre Vermutung, dass ich glaubte, jemand müsse sich für ein Geschenk rechtfertigen. Das müssten Sie mir erklären.

    Soll ich mich schließlich noch für den Befehl bedanken, erst mal meine Hausaufgaben zu machen ? Da wirken Sie doch sehr ärgerlich? Warum eigentlich? Sind Ihnen die Argumente ausgegangen ?

    Zu guter Letzt muss ich doch darüber schmunzeln, dass ich mir darüber klar werden soll, was das Bewusstsein so alles macht, mit seiner „Homezone“ (Denglisch?):
    Wenn ich den Berliner Philosophen Peter Bieri und seinen „Schüler“, Herrn Christian Wolf hier in Brainlogs, richtig verstanden habe (und auch Herrn Helmut Wicht und zahllose andere Geisteswissenschaftler), dann haben Sie damit einen Kategorienfehler begangen !

    MfG Gerhard Strobel

  8. @ Antwort von Katja Schwab

    Sehr geehrte Frau Schwab,

    ich habe Sie leider etwas grob danach gefragt, warum keine Selbstauskunft über Sie erschienen ist. Hintergrund war Ihr Cartoon Canophobia II. Darin geht es um das Vermeiden. Der Phobiker vermeidet bekanntlich die angstauslösende Situation und der Cartoon und sein Erscheinen in Brainlogs erschien mir etwas seicht zu sein. Verzeihung ! Na ja, Geschmacksache.

    Zu Ihrer Antwort auf meinen ersten Beitrag: ich kann sehr wohl auf Ihren neuen Eintrag warten, genauer, ich warte gar nicht. Ich wollte nur, bevor ich an Sie schreibe, wissen, wer Sie sind. Einfaches Neugierverhalten von mir. Jetzt ist es eh schon vorbei.

    Übrigens, Ihr Hinweis auf das Prepared Behavior in einem Ihrer anderen Beiträge hat mich gefreut, denn ich denke, das ist ein wichtiger Beitrag und ich hoffe, dass dies in der (wissenschaftlich fundierten) Psychotherapie genützt werden kann. Ich habe schon seit 20 Jahren niemanden mehr getroffen, der sich an den guten alten Seligman erinnert. Aber von David Buss wird er wieder erwähnt (in: Evolutionäre Psychologie).

    MfG Gerhard Strobel

Schreibe einen Kommentar