Über die Wirkung von Stimme und Sprache

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Der Büchermarkt ist voll von Ratgebern zur persönlichen Weiterentwicklung. Goldene Strategien und Praxistipps in Beruf und Alltag versprechen den Erfolg und taugen mit ihren Floskeln und Formeln wenig. Der Titel von Hartwig Eckerts Buch "Sprechen Sie noch oder werden Sie schon verstanden?" lehnt sich an einen bekannten Werbeslogan an, der bereits in allen möglichen Varianten in den Medien breitgetreten wurde. Der Untertitel "Persönlichkeitsentwicklung durch Kommunikation" ließ ebenfalls in Anbetracht der Masse an Ratgebern mit ähnlichem Titel nichts Gutes erwarten. … (weiter)


Rezension zu „Sprechen Sie noch oder werden Sie schon verstanden? Persönlichkeitsentwicklung durch Kommunikation“ von Hartwig Eckert (2010), München: Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co KG, 219 Seiten.

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

3 Kommentare

  1. Man sagen ist normal

    Selbst in Interviews, wenn nach persönlichen Eindrücken gefragt wird, wird in der “man” Form geantwortet. Kann es sein, dass das vielleicht auch ein wenig mit der Angst vor Verantwortung zu tun hat? Wenn ich in der “ich” Form spreche ist es viel leichter eine Kritik auf mich zu fokusieren, als wenn ich in der “man” Form rede. Selbst in persönlichen Gesprächen höre ich fast nur das “man”. Ich fürchte, das trägt auch mit zu einer Entfremdung zwischen den Menschen bei. Vielleicht sollten Kurse angeboten werden in denen gelernt werden kann “ich” zu sagen und dazu zu stehen.

    Melanie

    Ps. Vielen dank, dass Sie Ihre anfängliche Abneigung überwinden konnten und das Buch doch gelesen haben, und hier darüber schreiben.

  2. Licht und Schatten

    Hallo,

    ich werde dieses Buch sicher einmal lesen. Sprache (und der Umgang mit ihr) macht mich immer neugierig.

    Ende der 1970ziger Jahre bin ich auf Milton Erikson aufmerksam geworden. Sein Umgang mit Sprache (für den Menschen) fasziniert mich heute noch (immer wieder). Was er psychotherapeutisch mit Hilfe der Sprache geleistet hat, ist bis heute unübertroffen. Leider habe ich im Laufe meiner Berufslaufbahn im Rahmen von Marketing-, Management- und Personalführungsworkshops, Schulungsmaßnahmen usw. immer wieder die Schattenseiten Miltons Arbeit kennengelernt, Sprache gezielt zur Manipulation gegen den Willen der betroffenen Personen zu verwenden (der „Nicht-Wissenden“ … was deren Möglichkeiten betrifft … und ohne Change sich dessen überhaupt bewusst werden zu können).

    Ich weis, dass es wiederum der Mensch selbst ist, der aus Hilfreichen wiederum eine Waffe macht. Über die Dosis hinaus macht es eben auch die Anwendung von etwas, ob es hilfreich oder zum Nachteil anderer wird. Heutzutage gehört es wohl bereits zum guten Ton gesellschaftlichen Erfolges, rhetorisch Top zu sein. Sogar beim Einkauf im Discounter mag es hilfreich sein, mit sprachlichen Vorteil, trotz fehlender „echter“ Argumente, einen zusätzlichen Preisnachlas herauszureden. Der „einfache“ (… weil diesbezüglich „ungebildete“) Mensch auf der Straße bleibt wehrlos auf der Strecke. Politik und Wirtschaft, Meinungsmacher und Lobbyisten aller Art „benutzen“ Sprache gezielt zur Manipulation. Die Medien sind randvoll davon. Die Kommunikation dahinter bleibt zusehends auf der Strecke. Wer mag da wohl noch Lust zu verspüren, frei von der Seele „normal“ zu sprechen? …

    Ich bleibe ein „Sprach“ – Fan. Vor allem, weil Sprache einen direkten Zugang zum Bewusstsein erschließt und damit zum Menschen (hinter den Worten) erkenntlich macht. Das macht mich immer wieder neugierig (auf den Umgang mit Worten).

    mfG

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