Aufschieberitis
BLOG: Psychologieblog
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
… sonst hast du z.B. zur Bescherung nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen. Leider musste ich mir auch dieses Jahr wieder mit dem ein oder anderen Gutschein behelfen, weil ein Weihnachtsgeschenk noch als Paket bei einem Nachbarn lag, der über Weihnachten verreist war und ein anderes immer noch auf die Fertigstellung wartet. Aber morgen mach ich das – ganz sicher!
Prokrastination heißt das Verhalten, alle Arbeit auf Morgen zu verschieben. Psychologen halten jeden Fünften für betroffen.
Diese Erkrankung hat noch nicht den Weg in die klassischen Klassifikationssysteme psychischer Störungen (ICD-10 oder DSM-IV) gefunden, daher kann ich nicht einschätzen, ob ich schwer, mittel oder leicht betroffen bin. Aber eins ist sicher, ich befinde mich in guter Gesellschaft. Ein Psychologe mit dem wohlklingenden Namen Joe Ferrari von der DePaul University hat in einer Studie festgestellt, dass es rund 20 Prozent chronische Aufschieber in der Bevölkerung gibt – unabhängig von der Nationalität.
Morgen morgen, nur nicht heute …
Die Tendenz unangenehme Dinge aufzuschieben ist sicher normal, denn wir kämpfen mit einem Vermeidungskonflikt: der Wahl zwischen zwei negativen Optionen. Schieben wir die leidige Aufgabe von uns, müssen wir mit negativen Konsequenzen rechnen. Es einfach hinter sich bringen, ist leicht gesagt, denn „einem Depressiven zu sagen, er solle doch einfach mal fröhlich sein" funktioniert nicht wie Ferrari anmerkt.
Doch nicht bei allen Betroffenen ist Hopfen und Malz verloren, schnell mal hier, hier und hier reinschauen. Oder dem Motto treu bleiben: Was du heute kannst verschieben, kann auch noch bis morgen liegen.
Quelle: Zeit, Psychologie des Aufschiebens
(kat)