Jeden Tag beim Frühstück plagt mich das schlechte Gewissen. Da sehe ich dieses schöne Frühstücksbrettchen, das ich von Sterne und Weltraum geschenkt bekommen habe, und denke mir ich sollte mich doch mal wieder zu Wort melden hier bei den Kosmologs! 🙂
Derzeit bietet es sich gerade besonders an, da ich mal wieder am Beobachten bin. Dieses Mal aber nicht am VLT in Chile, sondern bei einem anderen Großteleskop, dem LBT. Man könnte meinen, es wäre nach mir benannt, in Wahrheit steht die Abkürzung natürlich für “Large Binocular Telescope”. Wie auch die vier großen Teleskope des VLT ist die Spiegelgröße des LBT in der Acht-Meter-Klasse. Im Gegensatz zu allen anderen heutigen Großteleskopen der Welt, sind hier aber zwei solche Spiegel auf ein und derselben Montierung angebracht. Damit ist das LBT derzeit das größte optische Teleskop der Welt. Auf die Gründe für diese eigenartige Konstruktion, die vorhandenen Instrumente und die wissenschaftlichen Programme, die wir hier beobachten, gehe ich in einem nächsten Beitrag ein. Hier möchte ich zunächst mit ein paar Bildern einen Eindruck von der Lage des Teleskops geben.
Das LBT liegt am Rande der Sonora-Wüste, der heißesten Wüste Nordamerikas, und im Süden des Bundesstaats Arizona.
Die Sonora-Wüste ist der einzige Ort der Welt, wo die aus Western-Filmen bekannten Saguaro-Kakteen natürlich vorkommen.
Die Wüste lebt: Kaktusspitzen gefallen den Spechten hier besonders gut als Aussichtsplattform.
Und wenn man mal die stachlige Hülle entfernt hat, ist so ein Kaktus offenbar auch ein gemütliches Zuhause.
Im Gegensatz zur chilenischen Atacama-Wüste gibt es hier auch eine Fauna.
Wobei man nicht unbedingt allen Tieren gerne in der Wildbahn begegnet. Diese Klapperschlange habe ich in einem Terrarium im Sonora Desert Museum fotografiert.
Man fliegt z.B. via Los Angeles nach Tucson, der zweitgrößten Stadt Arizonas. Von dort aus geht es mit dem Auto ca. vier Stunden durch die Wüste und auf den Berg.
Nach einiger Zeit biegt man von der “Interstate” ab. Man stoppt am Basecamp der Universität von Arizona, wo man sich Schlüssel und Funkgerät holt und fährt in die Höhe.
Erst ab etwa 2000 Meter Seehöhe wird es hier grün und man kommt in den Wald, wo es sogar kleine Bäche gibt.
Irgendwann endet die asphaltierte Straße und es wird holprig und staubig.
Schließlich zweigt man von der öffentlichen Straße ab und landet auf dem Zufahrtsweg des Teleskops.
Die Straße schlängelt sich den Berg hoch, der eher wie ein großer Hügel wirkt.
Blick von oben auf die Wüste.
In der Ferne erblickt man schon das Teleskopgebäude.
Am Ende einer langen Tour ist man auf 3221m Seehöhe am LBT angekommen.
Nach dem Studium der Physik in Würzburg und Edinburgh, habe ich mich in meiner Diplomarbeit mit der Theorie von Blazar-Spektren beschäftigt. Zur Doktorarbeit bin ich dann im Herbst 2007 nach Heidelberg ans Max-Planck-Institut für Astronomie gewechselt. Von dort aus bin ich mehrere Male ans VLT nach Chile gefahren, um mithilfe von Interferometrie im thermischen Infrarot die staubigen Zentren von aktiven Galaxien zu untersuchen. In dieser Zeit habe ich auch den Blog begonnen -- daher der Name... Seit Anfang 2012 bin ich als Postdoc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching im Norden von München. Dort beschäftige ich mich weiterhin mit Aktiven Galaxien und bin außerdem an dem Instrumentenprojekt GRAVITY beteiligt, das ab 2015 jeweils vier der Teleskope am VLT zusammenschalten soll.
Wie ist denn der Sternhimmel dort in der Umgebung des Leonard-Burtscher-Teleskops in 3300 Metern Höhe? Ich erwarte da mindestens einen kackigen 7er, oder?
Hallo Michael, bislang hatte ich leider noch nicht viel Gelegenheit den Sternenhimmel zu bewundern, da man ja doch meistens vor den Computern sitzt. Und bis sich die Augen soweit angepasst haben, dass man 7. Magnitude erahnen könnte, dauert es bestimmt 15-30 Minuten, oder? Jetzt haben wir aber ja bald Neumond, dann werde ich mal Ausschau halten! Grüße, Leonard
Ist das auf Nr. 6 eines dieser berühmt-berüchtigten Mt.-Graham-Hörnchen, die beinahe den Bau der Sternwarte verhindert hätten? Und muss man immer noch vor dem Hochfahren auf den Berg einen dieser “Hörnchen-Scheine” unterschreiben, auf denen man versichert, denen bloss nichts anzutun?
Hallo Daniel, ja, den “squirrel permit” braucht man immer noch und auch die gelben Absperrbänder zwischen Straße und Wald gibt es wohl schon seit einiger Zeit (http://www.lbto.org/2004_july.htm). Leider ist das Eichhörnchen, das ich gesehen habe, aber nur ein “normales” amerikanisches Eichhörnchen. Die Mt-Graham-Hörnchen müssen nicht nur selten sondern auch sehr scheu sein. Jedenfalls hat keiner der Leute, die ich hier dazu gefragt habe, je eins gesehen…
Hallo Jan, danke für Deinen Kommentar (Deine Bildergalerien sind wirklich sehenswert!). Mittlerweile hat sich das Problem gelöst: Die Bilder werden bei einer WordPress-Galerie offenbar immer alphabetisch nach Dateiname angezeigt, egal welche Reihenfolge man im Galerie-Editor angibt.
Der Konflikt um die Nutzung des Mount Graham hat es seinerzeit sogar bis in den Schulunterricht geschafft. Es ging dabei nicht nur um geschützte Eichhörnchen, sondern auch um die religiösen Befindlichkeiten eines Indianerstammes, den San Carlos Apache, die den Mount Graham als heiligen Berg betrachten. http://www.friedrich-verlag.de/pdf_preview/d56117_3235.pdf
Hallo Mona, ja, die Auseinandersetzung mit den Indianern um die Nutzung des Berges erregt die Gemüter weltweit (siehe auch den Link zu einem Artikel eines österreichischen Aktivisten-Gruppen in meinem nächsten Beitrag). Und es könnte wieder aufflammen, denn seit einiger Zeit wird eine laser-gestützte adaptive Optik am LBT getestet, was für einige Indianer wohl eine Zumutung ist.
Wie ist denn der Sternhimmel dort in der Umgebung des Leonard-Burtscher-Teleskops in 3300 Metern Höhe? Ich erwarte da mindestens einen kackigen 7er, oder?
Hallo Michael,
bislang hatte ich leider noch nicht viel Gelegenheit den Sternenhimmel zu bewundern, da man ja doch meistens vor den Computern sitzt. Und bis sich die Augen soweit angepasst haben, dass man 7. Magnitude erahnen könnte, dauert es bestimmt 15-30 Minuten, oder? Jetzt haben wir aber ja bald Neumond, dann werde ich mal Ausschau halten!
Grüße,
Leonard
Ist das auf Nr. 6 eines dieser berühmt-berüchtigten Mt.-Graham-Hörnchen, die beinahe den Bau der Sternwarte verhindert hätten? Und muss man immer noch vor dem Hochfahren auf den Berg einen dieser “Hörnchen-Scheine” unterschreiben, auf denen man versichert, denen bloss nichts anzutun?
Hallo Leonard,
ich binde Bilder einfach ganz normal nacheinander ein, die Galeriefunktion startet dann automatisch beim Anklicken eines beliebigen Bilds. z.B. hier: https://scilogs.spektrum.de/himmelslichter/perlen-des-suedhimmels/
Hallo Daniel, ja, den “squirrel permit” braucht man immer noch und auch die gelben Absperrbänder zwischen Straße und Wald gibt es wohl schon seit einiger Zeit (http://www.lbto.org/2004_july.htm). Leider ist das Eichhörnchen, das ich gesehen habe, aber nur ein “normales” amerikanisches Eichhörnchen. Die Mt-Graham-Hörnchen müssen nicht nur selten sondern auch sehr scheu sein. Jedenfalls hat keiner der Leute, die ich hier dazu gefragt habe, je eins gesehen…
Hallo Jan, danke für Deinen Kommentar (Deine Bildergalerien sind wirklich sehenswert!). Mittlerweile hat sich das Problem gelöst: Die Bilder werden bei einer WordPress-Galerie offenbar immer alphabetisch nach Dateiname angezeigt, egal welche Reihenfolge man im Galerie-Editor angibt.
Der Konflikt um die Nutzung des Mount Graham hat es seinerzeit sogar bis in den Schulunterricht geschafft. Es ging dabei nicht nur um geschützte Eichhörnchen, sondern auch um die religiösen Befindlichkeiten eines Indianerstammes, den San Carlos Apache, die den Mount Graham als heiligen Berg betrachten.
http://www.friedrich-verlag.de/pdf_preview/d56117_3235.pdf
Hallo Mona, ja, die Auseinandersetzung mit den Indianern um die Nutzung des Berges erregt die Gemüter weltweit (siehe auch den Link zu einem Artikel eines österreichischen Aktivisten-Gruppen in meinem nächsten Beitrag). Und es könnte wieder aufflammen, denn seit einiger Zeit wird eine laser-gestützte adaptive Optik am LBT getestet, was für einige Indianer wohl eine Zumutung ist.