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BLOG: Promotion mit Interferenzen

Auf dem Weg zum Profi-Astronomen
Promotion mit Interferenzen

Test, test, test. Nein, dies ist nicht nur ein Test, um zu sehen, ob mein Login für die Scilogs noch funktioniert, ich möchte mich gerne mit einem Beitrag wieder zu Wort melden. Und nachdem ich so lange nichts mehr geschrieben habe, will ich zunächst ein kurzes Update zu mir geben. Es hat sich nämlich einiges getan in letzter Zeit.

Am aktivsten war ich in diesem Blog ja bislang während meiner Doktorandenzeit am MPI für Astronomie in Heidelberg. Meine Forschung an aktiven Galaxien hat mich mehrfach ans VLTI nach Chile gebracht und das habe ich sehr gerne in diesem Blog festgehalten. Seit 2012 bin ich am MPI für extraterrestrische Physik als Postdoc. Dort war ich zunächst drei Jahre im Instrumentenprojekt GRAVITY beschäftigt, wo ich an der Software-Steuerung des Instruments mitgearbeitet habe. GRAVITY ist ein wirklich spannendes Projekt, das zum Ziel hat, Sterne und Gas in unmittelbarer Umgebung des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße zu untersuchen. Derzeitige Beobachtungen kommen bis auf einige hundert Schwarzschildradien an das Galaktische Zentrum, GRAVITY kann, mithilfe der Interferometrie, bis zum Ereignishorizont blicken. Das Instrument ist seit letztem Sommer in Chile und wird seitdem ausgiebig getestet (und funktioniert bislang einwandfrei). Erste Ergebnisse werden vermutlich bald vorgestellt werden.

GRAVITY am MPE

Anfang dieses Jahres feierte GRAVITY (hier noch ein Bild am MPE in Garching) am VLTI “first light” — die erste erfolgreiche astronomische Beobachtung (eines Sterns) war geglückt. Quelle: MPE

Im Jahr 2014 konnte ich dann “eigene” Forschungsmittel an Land ziehen. Eine “eigene” Finanzierung kommt natürlich, wie fast alle Grundlagen-Finanzierung in Deutschland, auch von der öffentlichen Hand. In meinem Fall von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der (laut Wikipedia) größten Forschungsförderungsorganisation in Europa. Der Unterschied zu einer normalen Postdoc-Stelle ist lediglich, dass ich ein eigenes Projekt definiert habe, auf dem ich mich dann quasi selbst beschäftige, während man sonst als Postdoc üblicherweise Mitarbeiter bei einem Projekt eines anderen (älteren) Wissenschaftlers ist. Die Erstellung des Projektantrags war sehr aufwändig und hat mich gut einen Monat Zeit gekostet.

In meinem eigenen Projekt untersuche ich, ob es möglicherweise einen Zusammenhang gibt zwischen der Sternentstehung und der Schwarze-Loch-Fütterung im Zentrum von Galaxien. Wenn Gas aus der Galaxienscheibe z.B. durch Balken (wie in Balkenspiralgalaxien) in den Galaxienkern getrieben wird, sammelt sich das Gas in einer dichten Scheibe auf Skalen von etlichen 10 Parsec Durchmesser an und bildet Sterne. Allerdings endet nicht die gesamte Masse in den Sternen, sondern ein signifikanter Teil wird in Form von Winden wieder ausgestoßen, die dann möglicherweise das schwarze Loch im Zentrum füttern. So könnte es einen Zusammenhang geben zwischen Sternentstehung und so genannten “Aktiven Galaxien”, also aktiv akkretierenden super-massereichen schwarzen Löchern. Die Theorie gibt es seit etlichen Jahrzehnten, aber es konnte bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass solch ein Zusammenhang tatsächlich besteht.

NGC 1300, eine Balkenspiralgalaxie

In einer Balkenspiralgalaxie wie NGC 1300 (hier in einer Hubble-Aufnahme) setzen die Spiralarme nicht im Kern der Galaxie an, sondern an einem ziemlich geraden, schmalen Streifen der quer durch die Galaxie geht. Solche Balken führen unter anderem zu einem stark erhöhten Transport von Gas ins Zentrum der Galaxie. Quelle: NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team STScI/AURA)

Seit ein paar Jahren haben Astronomen auch eine gute Ausrede parat, warum man doch keinen Zusammenhang sehen sollte: Die Akkretion auf das schwarze Loch verläuft demnach nicht kontinuierlich über Jahrmillionen, sondern episodisch, so dass dieser mögliche Zusammenhang verwässert wird, weil auch nicht “aktive” Galaxien eigentlich “aktiv” sind (und nur gerade eine kleine Pause einlegen). In meinem Projekt wollen wir dem begegnen, indem wir uns die Sterne so nah wie möglich am schwarzen Loch ansehen, bei denen ein solcher Zusammenhang am stärksten sein müsste. Dabei kommen wir natürlich nicht so nahe an das schwarze Loch wie das in unserer Galaxie möglich ist (siehe GRAVITY oben), aber zumindest können wir diese zentrale Ansammlung von Sternen isolieren und dessen Sternentstehungsgeschichte mit der Aktivität des schwarzen Lochs vergleichen. Erste Ergebnisse hoffe ich Anfang nächsten Jahres publizieren zu können, aber der Teufel steckt wie immer natürlich im Detail.

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www.ileo.de

Nach dem Studium der Physik in Würzburg und Edinburgh, habe ich mich in meiner Diplomarbeit mit der Theorie von Blazar-Spektren beschäftigt. Zur Doktorarbeit bin ich dann im Herbst 2007 nach Heidelberg ans Max-Planck-Institut für Astronomie gewechselt. Von dort aus bin ich mehrere Male ans VLT nach Chile gefahren, um mithilfe von Interferometrie im thermischen Infrarot die staubigen Zentren von aktiven Galaxien zu untersuchen. In dieser Zeit habe ich auch den Blog begonnen -- daher der Name... Seit Anfang 2012 bin ich als Postdoc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching im Norden von München. Dort beschäftige ich mich weiterhin mit Aktiven Galaxien und bin außerdem an dem Instrumentenprojekt GRAVITY beteiligt, das ab 2015 jeweils vier der Teleskope am VLT zusammenschalten soll.

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