Perseidenschauer vom 12./13. August – Doch noch was erwischt

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Eine fotografische Reise durch's All
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In der gestrigen Nacht vom 12. auf den 13. August fiel das Maximum der Perseiden auf 3 Uhr morgens. Aber das Maximum stellt quasi nur das Zentrum eines großen Staubbandes dar, das einst vom Kometen 109P/Swift-Tuttle auf seiner Bahn hinterlassen wurde. Dieses kreuzt die Erdbahn an genau der Stelle, an der sich die Erde in diesen Tagen befindet. Da das Staubband eine große Ausdehnung besitzt, treten die Meteore, die Staubteilchen sind, die in der Erdatmosphäre verglühen, auch einige Tage vor und nach dem Maximum auf.

 

Dadurch, dass der Punkt, an dem das Staubband die Erdbahn kreuzt, immer an derselben Stelle lokalisiert ist, kommt die hohe Periodizität des Sternschnuppenstroms zustande. Die Staubverteilung entlang der Kometenbahn kann, bis auf einige Verdichtungszonen, wenn zum Beispiel die Erde der Position des Kometen relativ nahe kommt, als nahezu konstant bezeichnet werden. Dabei ist die Staubkonzentration im Bereich um den Kometen herum viel höher. Der Komet 109P/Swift-Tuttle hat eine elliptische, also geschlossene Bahn, sodass auch an Punkten, an denen der Komet besonders weit entfernt ist, eine gewisse Staubkonzentration aufgebaut werden kann. Dies geschieht durch Migration aufgrund von äußeren Kräften, wie Gravitation oder Photonendruck.

Daher sind Prognosen wie bei den Perseiden von 100 Meteoren pro Stunde möglich.

 

Am 10.8 ging ich also schon mal kurz in den Garten und legte mich mal eben ins Gras. Durch den Dunst konnte man eigentlich kaum Sterne erkennen, aber trotzdem: Nach nur 3 Minuten konnte ich in einer etwas dünneren Wolkendecke eindeutig einen hellen Perseiden ausmachen. Ein schneller, heller silbrig-bläulich-weißer „Blitz“. Dieses Aufblitzen hatte noch dazu die korrekte Ursprungsrichtung: Er war im Zenit zu sehen und kam aus Richtung Perseus im Norden.

Doch dann zog es schnell wieder zu.

Gestern am 12.8 begab ich mich dann auf den Kühkopf, einem benachbarten Naturschutzgebiet. Dort ist es noch etwas dunkler und man hat schöne Bäume als interessanten Fotohintergrund.

Zunächst waren nur Satelliten zu sehen – und zwar viele davon:

 

Zwei SL-16R/B-Oberstufen kreuzen sich
Zwei SL-16R/B-Oberstufen kreuzen sich

 

Kurz nach der Kreuzung
Kurz nach der Kreuzung

 

Auf diesen Bildern erkennt man zwei Satellitenspuren, die sich auch noch kreuzen. Die tatsächliche Entfernung am Kreuzungspunkt ist immer noch sehr groß – es besteht hier also keine Kollisionsgefahr. Bei den „Satelliten“ handelt es sich übrigens um zwei Raketenoberstufen, jeweils mit der Bezeichnung SL-16R/B.

 

Dann konnte ich einige Perseiden sehen, insgesamt erst mal vier Stück. Davon zwei sehr kurz nacheinander und das noch im Gesichtsfeld der Kamera! Dummerweise lief gerade keine Belichtung, da ich von einem extrem lauten Vogel (keine Ahnung was das war, aber ne Eule war das nicht…) abgelenkt wurde.

 

Letztendlich konnte ich diesen extrem hellen Perseiden ablichten, den ich selbst leider nicht live gesehen habe…

 

Das bisher am besten gelungene Foto eines Perseiden
Das bisher am besten gelungene Foto eines Perseiden

 

Als dann noch die Wildschweine immer näher kamen und sich auch nicht mit der Taschenlampe verscheuchen ließen, machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Kaum zu glauben, wie interessant die das Kameraklicken finden!

 

Dort konnte ich dann nochmal neben einigen lichtschwächeren ca. 16 helle Perseiden beobachten. Sie traten in den verschiedensten Himmelsrichtungen auf, doch wenn man die „Leuchtstreifen“ in Richtung ihres Ursprungs verlängert, kommt man (und das habe ich natürlich ausprobiert) unweigerlich auf einen Punkt im Sternbild Perseus. Dieser Punkt ist der Radiant. Es ist der Punkt, an dem sich die Richtung der Erdbewegung mit der Richtung der Staubbewegung kreuzt, ähnlich einem fahrenden Auto, welches in einen Schneesturm gelangt. Man kann sehr deutlich feststellen, dass die Leuchtspuren der Meteore (Sie regen die Luftmoleküle in hohen Atmosphärenschichten zum Leuchten an, was man dann als Lichtblitz sieht. Das Leuchten ist nicht das Verglühen der Partikel selbst) nah beim Radianten sehr viel kürzer sind, als bei Meteoren weit weg vom Radianten. Bei diesen sieht man eher die echte Länge der Leuchtspuren, weil man sie quasi von der Seite betrachtet.

 

Entstanden sind diese Bilder, allesamt etwas weiter weg vom Radianten:

Ein nicht ganz so heller Perseide
Ein nicht ganz so heller Perseide

 

Und noch einer!
Und noch einer!

 

Alle Bilder hier sind unbearbeitet und entstanden mit einer Canon Eos 350D aud einem Stativ bei 18mm Brennweite und Blende 5.6 mit Iso 1600. Belichtet wurde immer so zwischen 20 und 40 Sekunden.

 

Auch heute werde ich wieder Beobachten gehen, es könnte sich wieder lohnen!

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Ich bin 1992 geboren und besuchte bis zum Abitur das "Gymnasium Gernsheim". Dort war ich in den Leistungskursen Mathe und Physik. Zur Zeit studiere ich Physik an der Technischen Universität in Darmstadt. Ich interessiere mich schon sehr lange für allerlei Wissenschaften, was wohl auch die Studienfachwahl begründen dürfte. Seit Ende 2006 beschäftige ich mich aktiv mit der Astronomie, worauf bald die Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt folgte. Kevin Gräff

2 Kommentare

  1. Der Artikel ist wirklich erstaunlich. Ich bin gern Astronomie und es ist meine Leidenschaft aus der Kindheit an. Nachdem dieses Thema gründlich, ich tue verschiedene wissenschaftliche Projekte in der Astronomie für Domyresearchpaperz Service erforscht.

  2. Pingback:Urlaubsastronomie auf Föhr: Sternschnuppen, Navigation, Planetenweg › RELATIV EINFACH › SciLogs - Wissenschaftsblogs

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