Galaxia del Sombrero
BLOG: Pictures of the sky
Am gestrigen Abend ergab sich die Gelegenheit, die Sombrerogalaxie zu beobachten. Sie wurde am 11.5.1781 von Pierre Méchain entdeckt und später auch von Charles Messier beobachtet. Im originalen Messier-Katalog war sie aber nie vertreten, sondern wurde erst 1921 von Camille Flammarion als M104 in den Katalog eingetragen [1].
Für mich ist diese Welteninsel nur recht schwer zu beobachten, da sie immer vergleichsweise tief im Süden steht und somit nur recht kurze Zeit über die angrenzenden Hausdächer gelangt. Stünde sie zum Beispiel nahe am Zenit, wäre diese Galaxie ein einfach zu beobachtendes Objekt, da sie am Frühlingshimmel eine der hellsten Galaxien (gemessen an der scheinbaren Helligkeit) ist. Doch die Sombrerogalaxie erreicht nur eine maximale Höhe von knapp 30 Grad. Zudem geschieht dies meist in der Zeit des Jahres, in der es besonders wechselhaftes Wetter gibt – im April und Mai.
Doch zurzeit ist das Wetter astronomisch verwertbar, sodass ich meine Chancen ergreife.
Es handelt sich bei der Sombrerogalaxie um eine Spiralgalaxie mit extrem eng gewundenen Armen, weshalb man sie in der Hubble-Sequenz als Typ Sa angibt. Allerdings unterscheiden sich da die Quellen, denn aufgrund der Kantenlage, die gerade einmal 6° von der Radialebene abweicht, sind die Spiralarme nur schwer ersichtlich. Man könnte daher auch von einem Typ Sb ausgehen, was einer Spiralgalaxie mit einem zentralen Balken entspricht. Besonders interessant ist der besonders stark ausgeprägte zentrale Bulge der Galaxie, der verglichen mit dem Bulge unserer Galaxie einen viel höheren Anteil der Gesamtmasse der Galaxie ausmacht. Man vermutet sogar ein schwarzes Loch von einer milliarde Sonnenmassen im Zentrum von M104. Ebenfalls auffällig ist der große Halo um die Galaxie herum. Es scheint fast so, als sei diese Galaxie ein Zwischenstadium zwischen Spiralgalaxien und einer elliptischen Galaxie. Auch die enorme Anzahl von über 2000 Kugelsternhhaufen in den äußeren Bereichen der Galaxie ist erwähnenswert, selbst wenn man davon auf meinen Bildern nichts erkennen kann. Da fehlt es dann doch deutlich an Auflösung 😉
Wie viele Spiralgalaxien besitzt auch M104 ein Staubband, welches besonders am Rand der Galaxien deutlich wird. Bei M104 wird es aber durch die Kantenlage besonders verdeutlicht. Im Teleskop erscheint die rund 30 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie als kleines, nadelförmiges Nebelfleckchen, welches zu einer Seite hin eine diffuse Aufwölbung um einen helleren Zentralbereich herum aufweist und auf der gegenüberliegenden Seite scharf vom Himmelshintergrund abgetrennt wird. Diese scharfe Abtrennung stellt sich bei der Betrachtung von Fotos als das Staubband dar.
Die Kantenlage der Galaxie und der hellere Zentralbereich führte dazu, dass man zunächst vermutete, dass es sich bei der Galaxie um einen einzelnen Stern unserer Galaxie – der Milchstraße- handelt, um den herum eine Staubscheibe kreist. In dieser Staubscheibe vermutete man dann Planetenentstehungsprozesse. Gegen dieses Modell an sich gibt es nichts einzuwenden, denn es ist noch heute gültig, doch Staubscheiben stellen sich ganz anders dar. Sie erscheinen eher abdunkelnd, eben wie am Rand von M104 und nicht so strahlend, wie der Rest dieser Galaxie.
Man fand dann später (1912) heraus, dass es kein Objekt unserer Milchstraße sein konnte, da die Rotverschiebung auf eine Geschwindigkeit von knapp 1000 Kilometer pro Sekunde schließt, was ein viel zu hoher Wert für einen einzelnen Stern wäre.
Die Galaxie selbst steht zwar in scheinbarer Nähe zum berühmten Virgo-Galaxienhaufen, doch ist aufgrund ihrer zu geringen Entfernung nur ein Vordergrundobjekt ohne große gravitative Kopplung an selbigem.
Nun zu den Bildern:
Dieses Bild besteht aus 14 Aufnahmen einer Belichtungszeit von jeweils einer Minute und einer Aufnahme mit 1,5 Minuten Belichtungszeit. Entstanden ist sie mit einer Canon Eos 350d an einem 200/1000 Newtonteleskop. Gestackt wurden die Bilder mit Deep Sky Stacker.
Diese Aufnahme besteht aus 6 Aufnahmen zu je 2 Minuten Belichtungszeit und einer Aufnahme mit 1,5 Minuten. Hierbei wurde in den Strahlengang noch eine 2x Barlowlinse eingefügt, um die Brennweite des Teleskops zu verdoppeln. Jetzt hat das System eine Brennweite von 2 m.
Die Feinjustage der Bilder erfolgte mit Lightroom , Photoshop Elements 6 und Fitswork.
Heute Abend versuche ich mich dann am Virgo-Galaxienhaufen, der es mir hoffentlich nicht ganz so schwierig macht, wie M104, denn er steht wesentlich höher am Himmel.
Und noch ein Hinweis: Am Montag findet ein Merkurtransit statt! Also geeignete Sonnenfilterfolie besorgen, vor Fernglas, Teleskop und Co. montieren und vorsichtig damit umgehen, nicht dass man sich die Netzhaut bei der Beobachtung wegbruzzelt!!!
[1]Ronald Stoyan: Atlas der Messier-Objekte,2006 Oculum-Verlag GmbH, Erlangen
Vielen Dank für die schönen Bilder und die gewohnt detaillierte Beschreibung, die für mich immer wieder ein Gewinn ist.