Was bedeutet Bio – und warum kaufen Sie Bio?

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

EU-Biosiegel Die Weinprobe beim Scilogs-Treffen 2012 in Deidesheim hat mich mal wieder an ein regelmäßig wiederkehrendes Diskussionsthema erinnert: die Frage, warum man für Bioprodukte einen Mehrpreis bezahlt. Der verkostete Wein war kein ökologisches Erzeugnis – doch unser Verkoster beeilte sich zu versichern, dass konventioneller Wein nicht schlechter sei.

Wie kommt die Welt darauf, dass ökologisch und konventionell erzeugte Produkte sich in ihrer Qualität unterscheiden müssen? Besser, gesünder, schmackhafter – das alles sind Kategorien, die nichts mit der Bio-Definition zu tun haben. Zu allererst sind Bioprodukte gut für die Umwelt, weil schonendere Methoden und weniger Chemie eingesetzt werden.

Gesundheit

Die Gesundheit muss man bei Bioprodukten sehr individuell betrachten. Klares Plus ist, dass sich praktisch keine Pestizide auf den Lebensmitteln finden. Je nachdem, ob der chemische Schädlingsschutz durch adäquate biologische Maßnahmen ersetzt wird, kann das aber auch negative Folgen haben: So manches Biogetreide ist stärker von Schimmelpilzen befallen als konventionelles. Deren Giftstoffe finden sich dann oft noch in den daraus hergestellten Produkten. Viele dieser Mycotoxine gelten als gesundheitsschädlich. Es gibt aber auch Mediziner, die glauben, dass der Mensch in seiner mehrtausendjährigen Exposition Abwehrmechanismen entwickelt hat. Doch selbst wenn die Pilzgifte harmlos wären: Je mehr Energie eine Pflanze in ihr Immunsystem stecken muss, desto weniger kann sie in andere Inhaltsstoffe stecken – ihr Nährwert kann sinken.

Geschmack

Der Geschmack hingegen ist ein interessanter Punkt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass gerade Obst und Gemüse aus Bioanbau tatsächlich oft aromatischer sind. Das klingt ja auch plausibel, denn die Ernte aus dem eigenen Garten ist – selbst abzüglich der Euphorie über die eigene Leistung – geschmacklich unübertroffen. Es ergibt aber wenig Sinn, dass sich die Anbauweise massiv und über alle Arten hinweg auf den Geschmack auswirken sollte. Ich sehe deshalb zwei Erklärungen: Zum einen werden im Biolandbau fast immer andere Sorten angebaut, Sorten, die weit weniger Hochleistungszüchtung hinter sich haben als konventionelle. Doch gerade die Hochleistungssorten werden am Ertrag ausgerichtet, und dass dabei „Geschmacksgene“ zugunsten von „Ertragsgenen“ verloren gehen, ist zumindest möglich. Vielleicht noch relevanter sind aber die Produktionsketten. Ich behaupte, dass wegen der geringeren Haltbarkeit und des häufig regionalen Vertriebs Bioprodukte reifer geerntet werden und weniger beim Transport oder im Laden nachreifen. Das würde Aromaunterschiede erklären – wäre aber keine immanente Eigenschaft der Anbaumethode.

Umwelt

Sicher ist dafür, dass in biologischen Kulturen die Artenvielfalt höher ist, dass die Böden weniger ausgebeutet werden, und dass weniger Umweltbelastungen entstehen, einschließlich der Treibhausgase. Außerdem arbeiten auf Biohöfen mehr Menschen je bewirtschaftetem Hektar. Mit dem Aufpreis auf die Produkte zahlen wir also Arbeitsplätze und eine gesunde Umwelt – von der auch unsere Gesundheit stets indirekt, aber eben nur manchmal direkt profitiert.

Weil Bioprodukte aber besonders dann boomen, wenn mal wieder Lebensmittelskandale die Runde machen, bei denen es um Gesundheitsrisiken geht, würde mich interessieren: Warum kaufen Sie Bioprodukte – oder eben nicht?

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

76 Kommentare

  1. Guter Text.
    Aber wie begründest du folgende Aussage: “dass dabei „Geschmacksgene“ zugunsten von „Ertragsgenen“ verloren gehen, ist zumindest möglich”

    Das hab ich im Biologie-Unterricht anders gelernt…

  2. Bioprodukte haben eigenes Risikospektrum

    Lebensmittelskandale sind mit ein Grund, dass immer mehr Leute auf Bio umsteigen. Zurecht erwarten sie bei einem höheren Preis auch weniger Risiko und mehr “Gesundheit”.

    Doch diese verbreiteten Erwartungen werden von Bioprodukten nur teilweise erfüllt. Es gibt zwar ein kleineres Risiko, dass gesundheitsschädliche Bioprodukte gleich in Grossmengen verbreitet werden, doch es gibt biospezifische Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen.

    Im Zeit-Artikel Die Ehec-Epidemie zeigt, dass Bio gefährlich sein kann sind sie so zusammengefasst:

    Bio-Lebensmittel sind nicht nachweislich gesünder als herkömmlich erzeugte und manchmal sogar gefährlicher. Ein Grund ist der Verzicht auf Kunstdünger. Zur Düngung eingesetzte Gülle, Mist und Kompost können Krankheitserreger enthalten. Auch der Hang zu rohen, naturnahen und unbehandelten Lebensmitteln hat seine Tücken. Eine häufige Quelle von Ehec-Ausbrüchen ist nicht erhitzte Rohmilch. Und immer wieder fallen Bioprodukte durch Keimverunreinigungen auf, wie aus einer Auswertung der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2007 hervorgeht.

  3. Marketing vs. Geschmack

    Ich habe den Eindruck, dass die Leute lieber dem Marketing glauben als den eigenen Geschmackssinnen. Einige Lebensmittel schmecken Bio wirklich besser: Eier, Tomaten, Möhren. Bei Kaffee konnte ich z.B. keinen unterschied feststellen. Mir scheint, dass die Sort entscheidender ist als die Form des Anbaus. Einige Leute schwören z.B. auf Milch oder Fleisch von grasgefütterten kühen. Interessanter ist doch die Frage, warum alle Welt sich in Deutschland über teures Bio beschwert, während die Preise für Bio in Deutschland ungefähr den Preisen für normale Lebensmittel in anderen Ländern entsprechen. ISt es überhaupt möglich, so viel Bio zu diesen Preisen (Siehe Discounter) anzubieten, wie es hierzulande passiert?

  4. Bleiben wir mal beim Wein: zugegeben, mit Pflanzen hab ich es nicht so. Meines Wissens nach kommt bei “Bio”-Trauben eine Kupferlösung statt Pestiziden zum Einsatz, die dann im Erdboden so ziemlich alles plätten, was keine Wirbelsäule hat. Wirkt auf mich jetzt nicht sonderlich umweltfreundlich. Ist das noch so?

  5. Ich kaufe BIO, wenn in der Nähe verfügbar (also tatsächlich meist im Supermarkt). Allerdings nicht wegen des Geschmacks oder der Gesundheit, sondern wegen der Umwelt-, Tier- und Menschenschutz-Aspekte. Die Arbeit in der Bioindustrie wird besser bezahlt, die Umwelt weniger belastet, die Tiere weniger gequält. Für diese rein gewissensberuhigenden Unterschiede nehm ich den doppelten Preis hin – weil ich es mir grade leisten kann und das irgendwie mehr “Erfolg” verspricht, als irgendwo zu spenden. Das war natürlich anders, bevor ich gut verdiente, aber wir Nicht-Banken können alle nur mit dem wirtschaften, was wir auch haben.
    Es ist nicht die angst um die eigene Gesundheit oder ein besserer Geschmack (den ich zwar auch empfinde, der aber sicher nicht den doppelten Preis wert wär), als mehr die Erkenntnis um den eigenen ökologischen “Fußabdruck”. Bio-Kaufen macht einen damit nicht umweltneutral – aber es ist n Schritt in die richtige Richtung, wie auch der Ökostrom, die Sparsamkeit bei den “Lifestyleprodukten” und die Arbeit im Homeoffice (kein Büro, kein Berufsverkehr).
    Wenn man die Umstände der Herstellung eines Produktes als ethische Qualitätsmerkmale betrachtet, kann man diese recht gut in Kaufentscheidungen berücksichtigen. Es gibt eben doch mehr, als nur die klassischen Produkteigenschaften wie Preis, Geschmack, Haltbarkeit, Schadstoffbelastung…

  6. Danke für den ausgewogenen Text.

    Beider folgenden Stelle stehen mir allerdings alle Haare zu Berge:

    So manches Biogetreide ist stärker von Schimmelpilzen befallen als konventionelles. Deren Giftstoffe finden sich dann oft noch in den daraus hergestellten Produkten. Viele dieser Mycotoxine gelten als gesundheitsschädlich. Es gibt aber auch Mediziner, die glauben, dass der Mensch in seiner mehrtausendjährigen Exposition Abwehrmechanismen entwickelt hat.

    Ich möchte einen Beleg für die Aussage des Mediziners, der so etwas ungeheuerliches behauptet. Und dann möchte ich gerne wissen, was ein Toxikologe dazu sagt. Ich vermute ja, dass du wieder dein ganz persönliches Fass “natürliche Gifte sind weniger schädlich, weil wir darauf besser angepasst sind” aufmachen willst.

    Du weißt (hoffentlich) ganz genau, dass das Unsinn ist.

    Die Natur ist voll von krebserzeugenden Substanzen, dazu gehören die erwähnten Schimmelpilztoxine. Natürlich gibt es enzymatische, zelluläre und immunologische Abwehrmechanismen, die diese Substanzen entgiften und entartende Zellen abtöten. Das sind allerdings Gegenmaßnahmen gegen immanent schädliche Stoffe, eine Exposition muss daher möglichst gering gehalten werden.

    An Aflatoxine, die Gifte des Giesskannenschimmels, die praktisch überall vorkommen, sollten wir besonders gut angepasst sein. Im Gegenteil gelten sie aber als die potentesten Kanzerogene überhaupt.

    Wie passt das mit deiner Theorie zusammen?

  7. Nur auf Blindverkostungen vertrauen

    Es kommt darauf an, was man miteinander vergleicht (am besten im Zuge einer Blindverkostung):

    Eine Bio-Zufallsstichprobe wird möglicherweise besser schmecken als Nicht-Bio-Zufallsstichprobe aus dem Supermarkt nebenan.

    Eine sorgfältig ausgewählte Bio-Stichprobe wird aber nur in seltenen Fällen eine ebenso sorgfältig ausgewählte Nicht-Bio-Stichprobe schlagen. Das Angebot an konventionell hergestellten Lebensmitteln ist einfach weitaus größer.

    Warum ich trotzdem oft Bio-Lebensmitteln kaufen?

    Gesünder sind sie sicher nicht, der Schadstoffanteil ist praktisch ebenso hoch wie bei konventionellen Lebensmitteln (natürliche Abwehrstoffe der Pflanzen lassen grüßen).

    Besser für die Umwelt sind sie auch nicht, da der ökologische Fußbadruck größer ist als bei der konventionellen Landwirtschaft (sehr viel höherer Flächen- und Energieverbrauch). Bio != öko, das wird gern vergessen.

    Mir gefällt einfach die Stimmung in Bioläden. Die Mitarbeiter in meinem Biomarkt sind besser gelaunt als in Supermärkten, und auch die Kunden kommen mir viel weniger gehetzt vor. Dafür nehme ich gern auch die teilweise reichlich wissenschaftsfernen Parolen auf den Wandplakaten in Kauf.

  8. Biowein

    @ Sören Schewe

    Meines Wissens nach kommt bei “Bio”-Trauben eine Kupferlösung statt Pestiziden zum Einsatz … Ist das noch so?

    Ja. Wein ist zugleich der Bereich, in dem Bioprodukte meiner Meinung nach am wenigsten überzeugen.

  9. “Bio”-Produkte

    Der Geschmack hingegen ist ein interessanter Punkt. Meine persönliche Erfahrung ist, dass gerade Obst und Gemüse aus Bioanbau tatsächlich oft aromatischer sind.

    Der Schreiber dieser Zeilen, der noch Nahrungsmittel zu sich nahm, als die Industrialisierung der Landwirtschaft noch nicht so weit fortgeschritten war, kauft gelegentlich “Bio” und die Resultate sind eher enttäuschend, bei Tomaten und Radieschen (die waren mal scharf!) konnte keine wesentliche Geschmacksverbesserung festgestellt werden, womöglich “wg. Sorte” und Überwässserung.

  10. Bio und Mycotoxine/Aflatoxine

    Mycotoxin- und Aflatoxin-Grenzwerte sollten von Bio-Lebensmitteln genau so eingehalten werden wie von Nicht-Bio-Lebensmitteln. Wenn die Werte in Bio-Lebensmitteln etwas höher sind als in normalen Lebensmitteln macht das eigentlich nichts, denn in der EU sind die Grenzwerte beipielsweise für Aflatoxin sehr niedrig (2 Mikrogramm/kg, in Kanada dagegen 15 Mikrogramm/kg).

    Allerdings kann ich mir vorstellen, dass sowieso nur Stichproben gemacht werden und die Grenzwerte wohl hin und wieder überschritten werden. Von daher wirkt die Aussage “So manches Biogetreide ist stärker von Schimmelpilzen befallen als konventionelles. Deren Giftstoffe finden sich dann oft noch in den daraus hergestellten Produkten.” auf mich äusserst abschreckend.

  11. Kupferwein

    Hallo Tim,

    vielen Dank für Deine Berstätigung meiner dunklen Erinnerung. Gut auch, dass Du den Flächenverbrauch ansprichst – da wird es mit dem Umweltargument zunehmend eng…

  12. Warum Bio?

    Mich würde ja interessieren, woher manche Menschen die Information beziehen, Bio-Lebensmittel seien bzgl. des ökologischen Fußabdrucks nicht besser oder gar schlechter als konventionelle. Meine Infos stammen u.a. vom Ökoinstitut und das sagt eindeutig: Bio-Lebensmittel sind unter diesem Aspekt besser:
    http://www.oeko.de/oekodoc/328/2007-011-de.pdf

    Und was den FlächenVERBRAUCH betrifft: Von “Verbrauch” würde ich in der konventionellen Landwirtschaft sprechen (der Boden wird tatsächlich verbraucht – im Sinne von: der Boden ist nach einer gewissen Zeit alle). In der Öko-Landwirtschaft wird der Boden “genutzt”.

    Ich genieße mein Leben ausschließlich in bio, vegetarisch und vollwertig – weil ich eine Entwicklung unterstützen möchte, die meiner Meinung nach der einzige Weg ist, die Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren. Außerdem habe ich – zumindest mit Blick auf Pestizide – bei Bio-Lebensmitteln ein besseres Gefühl (und ein positives Gefühl ist ja auch ein wichtiger Faktor in der Gesamtgesundheit).

  13. Eine endlose Geschichte

    Leider habe ich selten einen so schlecht recherierten Artikel gelesen und mich würde auch interessieren, so wie andere Kommentatoren hier, woher die Informationen zu den Schimmelpilzen stammen. Ich habe nämlich noch nie von einen Mediziner gehört, “dass der Mensch in seiner mehrtausendjährigen Exposition Abwehrmechanismen entwickelt hat.” @Martin B. hat ja bereits darauf hingewiesen, was für ein Unsinn das ist.

    Enttäuschend finde ich auch, dass bei Bio versus Konventionell gebetsmühlenhaft stets die gleichen Argumente wiederholt werden. Ich persönlich kaufe nur bestimmte Lebensmittel im Biomarkt, besonders wichtig ist mir dabei das Brot. Viele Leute wissen es vielleicht nicht, aber Brot ist das am meisten gepanschte Lebensmittel. Ich kann jedem nur raten sich einmal die Zutatenliste eines abgepackten Billig-Brotes aus dem Supermarkt anzusehen, da ist nicht nur Mehl und Sauerteig drin, wie im Biobrot, sondern es enthält meisten noch jede Menge billige Streckmittel, wie Guarkernmehl und Johannisbrotkernmehl, und wird mit Malzextrakt eingefärbt damit es nach “Vollkorn” aussieht.

    @Sören Schewe
    “Meines Wissens nach kommt bei “Bio”-Trauben eine Kupferlösung statt Pestiziden zum Einsatz, die dann im Erdboden so ziemlich alles plätten, was keine Wirbelsäule hat. Wirkt auf mich jetzt nicht sonderlich umweltfreundlich. Ist das noch so?”

    Das klingt zwar witzig, ist jedoch übertrieben. Fakt ist aber, dass durch den Einsatz von Kupfer, als Fungizid, die Biodiversität zurückgeht, weil sich das Kupfer im Boden anreichert und dadurch Nützlinge wie Regenwürmer zu Schaden kommen. Deshalb wird von den Biobauern schon seit Jahren nach einer Alternative dafür gesucht.

  14. Bio ist ein Lebensgefühl

    Bio wird nach meiner Ansicht nicht gekauft weil es irgendwie besser oder gesünder für den menschen oder die umwelt wäre, dies sind im Prinzip die vorgeschobenen Gründe was man von den Biopredigern ungefragt jeden Tag um die Ohren geschmissen bekommt….
    Nein dies ist ganz einfach zu beantworten, Bio gibt ein Lebensgefühl wieder! Man achtet auf sich und auf das was man isst, gleichzeitig ist man sehr für Tierschutz der mit Verlaub in Biobetrieben nicht besser sondern meistens schlechter als in Konventionellen Betrieben ist, da hier die Denkweise zurück zur Steinzeit zum tragen kommt….
    Es ist mit dem “Abheben” aus der Masse zu erklären! So wie früher die Adligen und reichen mit ihrem Essen protzten, ist es heute der Biowahn!
    So hat die ganze Sache rein gar nichts mit der Bioideologie zu tun sondern nur mit dem Status mit dem sich jeder persönlich darstellen will!

  15. Warum Bio?

    @Jochen: Stimmt, die ganze Sache hat rein gar nichts mit Ideologie zu tun – im Gegenteil, die ganze Sache lässt sich auch noch wissenschaftlich beweisen. Und genau daher kommt das positive Lebensgefühl (das im Übrigen rein gar nichts mit dem Geldbeutel zu tun hat).

    Ich bedauere alle diejenigen, die vor lauter Miesmacherei (schlechtes Gewissen?) offenbar nicht mehr in der Lage sind, den Tatsachen ins Auge zu blicken (oder zumindest den Versuch zu machen, es statt mit Diskreditierung mal mit wissenschaftlichen Beweisen zu probieren – oder welchen Anspruch haben die Menschen, die diesen Blog hier lesen???).

  16. Hallo Frau Radcke,

    sie haben mit einem sicher recht: die Zukunft der Landwirtschaft wird sicher dem heutigen Öko-Landbau ähnlicher sein, als der “konventionellen Landwirtschaft”. 

    Trotzdem gibt es eine Bio-Ideologie, da bestimmte Praktiken über die entsprechenden Regelwerke ausgeschlossen werden. Diese Entscheidungen sind nicht immer wissenschaftlich haltbar. (Nebenbei: “beweisen” lässt sich wissenschaftlich nichts.)

    Nehmen sie als Beispiel den Einsatz von synthetischen Pestiziden. Im Bio-Landbau ist er weitestgehend verboten, es werden “natürliche” Pestizide eingesetzt, die nicht immer umweltverträglicher sind, als ihre optimierten synthetischen Verwandten. Pestizid-Einsatz sollte natürlich generell minimiert werden. Hier sind die Bio-Bauern meist vorbildlich: das Gros des im Weinbau verspritzten Kupfers wird von konventionellen Betrieben ausgebracht. Andererseits fällt den Biobauern auf die Füße, dass es bald EU-weit verboten wird (zu giftig) und es keine Alternativen gibt. 

    Als zweites Beispiel kann man die no-till-Bewirtschaftungsweise anbringen, die im konventionellem Landbau sehr bodenschonend ist. Breitbandherbizide sind hier aber notwendig und damit nicht kompatibel mit “Bio”. 

    Und nicht zu vergessen ist der kategorische Ausschluss von jeglicher Gentechnik ein absolutes Unding. Wenn man Gentechnik bedacht einsetzt, kann man damit sehr umweltschonende Landwirtschaft betrieben. (Empfohlene Literatur: “Tomorrows Table” von Pamela Ronald und Raoul Adamchak, einer Genetikerin und einem Biobauern).

    Ich halte die Bio-Landwirtschaft für entwicklungsfähig und gewissermaßen für die Zukunft der Landwirtschaft. Vielleicht sollte sich umgekehrt die konventionelle Landwirtschaft die guten Dinge abgucken und dann kann das Bio-Phänomen meinetwegen für immer ein ideologisches Randphänomen bleiben. 

  17. Wiisenschaftliche Beweise

    @ Antje,
    ich lasse mich immer gern eines besseren Belehren!
    Leider müssten sie mir schon die “Wissenschaftlichen Beweise” warum Bio besser sein soll belegen!
    Da ich bis jetzt noch keinen einzigen Lesen konnte der dementsprechende Hinweise hätte geben können.
    Aber bitte nicht Links von Lobbyseiten der grünen Riege zu bestem geben!
    Vielen Dank

  18. Warum Bio?

    @Martin B.: Ok, der Ausdruck “wissenschaftlich beweisen” ist unsauber (hab mich wohl zu sehr an die mathematischen Beweise im Studium erinnert ;.)

    @Jochen: Dennoch gibt es wissenschaftlich anerkannte Untersuchungen bzw. Nachweise, die der an ökologischen Kriterien ausgerichteten Landwirtschaft in der Gesamtheit betrachtet (und darum geht es mir in der Hauptsache) bescheinigen, “besser” zu sein.

    Natürlich kann man sich immer wieder einzelne Aspekte herausgreifen, die isoliert betrachtet nicht automatisch für (oder sogar gegen) Bio-Landwirtschaft sprechen. Und wer mich kennt, weiß, dass ich nicht(!) zu den unkritischen “Bio-ist-nur-toll-Konsumentinnen” gehöre – im Gegenteil. Mir geht es aber um eine ganzheitliche Bewertung – und da hat mir bis jetzt noch niemand glaubhaft herleiten können, dass konventionelle Anbaumethoden “besser” sind.

    Was sind aus Ihrer Sicht “Lobbyseiten der grünen Riege”? Zählt das Umweltbundesamt der aktuellen(!) Bundesregierung auch dazu? Und kennen Sie Lobbyseiten der “Gegenseite”, die mich eines Besseren belehren könnten? Oder wenigstens “neutrale” Quellen? Welche Kriterien muss eine wissenschaftliche Quelle erfüllen, um aus Ihrer Sicht glaubhaft zu sein?

  19. @Antja Radcke:

    Vermutlich meinte Jochen die Arbeiten des Ökoinstituts e.V. – nicht alles, was sich Institut nennt, ist automatisch seriös.

    Aber die ganze Diskussion hat wenig Sinn, wenn man auch die konventionelle Landwirstchaft verallgemeinert und in eine Topf wirft. Man kann konventionell sehr umweltschonend wirtschaften, nur hat man kein Bio-Zertifikat.

    Insofern kann es keine Gesamtschau geben: die konventionelle Landwirtschaft ist zu heterogen. Solange wir uns hier nicht auf Kriterien einigen, was nun “Bio”- “konventionelle” oder auch integrierte Landwirtschaft sein soll, wird hier nur jeder seinen Standpunkt bestätigt wissen.

    Zu Literaturstellen kann ich sie nur auf meinen alten Artikel zum Thema “Bio: Produktionsqualität und Umweltschutz” verweisen. Der ist nicht überhaupt nicht aktuell, zitiert aber immerhin drei hochrangig publizierte Studien zum Thema.

  20. Warum Bio?

    @Martin B.: Bevor ich jetzt gleich nach draußen gehen und die Sonne genießen werde, noch eine schnelle Antwort:
    Ob Jochen das Öko-Institut gemeint hat, kann er vielleicht besser selbst beantworten?

    Verstehe ich Sie richtig, dass sie das Ökoinstitut nicht als seriöses Institut einstufen? Wenn ja, warum nicht? Welche Kriterien muss ein “Institut” erfüllen, um von Ihnen als Quelle akzeptiert zu werden?

    Und noch eine Bemerkung zum Thema “Ganzheitliche Betrachtung”. Sie wissen wahrscheinlich, dass auch die Bio-Landwirtschaft nicht homogen ist – die Bandbreite reicht z.B. von “demeter” bis EU-Bio-Siegel (und da gibt es z.T. deutliche Unterschiede). Insofern ist ein Vergleich tatsächlich sehr schwierig.

    Eine ganzheitliche Betrachtung, die uns wirklich weiter bringt, kann deshalb nur “das Pferd von hinten aufzäumen” – d.h. wir entwickeln ein Zukunftsszenario, das geeignet wäre, die Menschheit nachhaltig zu ernähren und dabei den Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Umwelt- und Naturschutz etc. zu berücksichtigen (ist zwar im Begriff Nachhaltigkeit enthalten, ist aber vielleicht nicht jedem klar).
    Und dann machen wir uns daran, die Form von Landwirtschaft(spolitik) zu entwickeln, die dem Zukunftsszenario am Besten entspricht.
    Aber dafür müssten wir uns alle aus dem eindimensionalen Blickwinkel lösen und vor allem die persönlichen Befindlichkeiten mal hintenanstellen.
    Schönen Sonntag noch 🙂

  21. @ Peter

    “Aber wie begründest du folgende Aussage: “dass dabei „Geschmacksgene“ zugunsten von „Ertragsgenen“ verloren gehen, ist zumindest möglich”

    Das hab ich im Biologie-Unterricht anders gelernt…”

    Es ist möglich das durch die Züchtung auf z.B. Aussehen, Lagerfähigkeit, Größe usw. bestimmte Gene, die für die Ausprägung von Aromen verantwortlich sind, verloren gehen. Das war vor 20-30 Jahren so gewesen. Geschmack ist heute allerdings, ein vom Verbraucher gefordertes, Zuchtziel.

  22. Geschmacksgene

    “Das hab ich im Biologie-Unterricht anders gelernt.”

    Ich auch, aber bei mir ist das schon eine Weile her und inzwischen hat sich einiges getan. Erst kürzlich hat man ein Gen für Apfelaroma identifiziert:
    http://www.scinexx.de/…ell-13465-2011-05-23.html

  23. Bio-Erwartungen ohne Bio besser erfüllt

    Dem Bio-Landwirt stehen nur wenige Mittel zur Verfügung, denn vor allem ist biologischer Anbau ja Anbau mit den Mitteln und Methoden von gestern. Und solcherart erzeugte (Zitat aus dem Artikel) “Bioprodukte [sind] gut für die Umwelt, weil schonendere Methoden und weniger Chemie eingesetzt werden.”

    Konkret bedeuten diese schonenderen, vor allem aber althergebrachten Methoden wie bereits erwähnt
    1) “So manches Biogetreide ist stärker von Schimmelpilzen befallen als konventionelles.
    2) Kupfer und Schwefel beim Weinanbau anstatt Pestizide und Herbizide
    3) Weniger Ertrag, dafür mehr Geschmack (Zitat: “Hochleistungssorten werden am Ertrag ausgerichtet, und dass dabei „Geschmacksgene“ zugunsten von „Ertragsgenen“ verloren gehen,”
    4)(Zitat) “in biologischen Kulturen [ist] die Artenvielfalt höher ist, dass die Böden weniger ausgebeutet werden, und dass weniger Umweltbelastungen entstehen, einschließlich der Treibhausgase.”
    5) (Zitat) “Außerdem arbeiten auf Biohöfen mehr Menschen je bewirtschaftetem Hektar.”

    Viele der obengenannten Ziele oder Ergebnisse des Bioanbaus lassen sich aber auch mit konventioneller Landwirtschaft erreichen und vielleicht sogar mit besseren Aussichten auf Erfolg, wie ich nun Punkt für Punkt aufzeigen möchte:

    zu 1)
    Schimmel an Brotgetreide sollte vermieden werden, ob nun Bio oder nicht Bio, denn (Zitat) Toxinmengen die keine Krankheitssymptome auslösen, können aber bei anhaltender Subdosierung Krebs erzeugen, Erbschäden bewirken oder zu Missbildung bei Embryonen führen . Dann doch lieber kein Bio, wenn das Schimmel bedeutet. Heute scheint die beste Methode gegen Verschimmelung eine Kontrolle der gesamten Produktionskette zu sein, es gibt aber auch mehr oder weniger anfällige Getreidesorten. Eine lückenlose Kontrolle scheint mir beim Bioanbau aber nicht unbedingt gegeben, gerade wegen der mangelnden “Professionalisierung”.

    zu 2) Kupfer und Schwefel beim Weinanbau können mit der Zeit die Böden ruinieren. Wahrscheinlich ist es dann doch besser spezifische Pestizide einzusetzen, deren Wirkung man kennt und die schnell abgebaut werden anstatt jedes Jahr etwas mehr Kupfer in den Boden einzubringen

    zu 3) Wie schon in anderen Kommentaren erwähnt müssen sich Ertrag und Geschmack nicht ausschliessen. Man kann sogar gezielt aromatische Äpfel züchten und vielleicht geht das sogar mit Genmanipulation am schnellsten.

    zu 4) die hohe Artenvielfalt in Biobetrieben geht auf Kosten von mehr Landverbrauch. Ich würde Biotope oder Landschaften, die überhaupt nicht landwirtschaftlich genutzt werden einer Landschaft vorziehen wo sich Biobetrieb an Biobetrieb reiht.

    zu 5) Dass mehr Menschen auf Biobetrieben arbeiten, diese also weniger “produktiv” sind als konventionelle Betriebe ist für den Konsumenten nicht von Vorteil: Er muss dafür mehr bezahlen und hätte das Geld sonst für anderes übrig. Heute muss Arbeit sinnvoll und produktiv sein und nicht sinnvoll, aber unproduktiv wie scheinbar im Biolandbau.

  24. Flächenverbrauch

    @ Antje Radcke

    Von “Verbrauch” würde ich in der konventionellen Landwirtschaft sprechen (der Boden wird tatsächlich verbraucht – im Sinne von: der Boden ist nach einer gewissen Zeit alle). In der Öko-Landwirtschaft wird der Boden “genutzt”.

    Natürlich wird weder in der konventionellen noch in der Bio-Landwirtschaft Boden verbraucht. In der Bio-Landwirtschaft benötigt man allerdings die zwei- bis dreifache Fläche um dieselbe Menge an Produkten zu erzeugen. Schon aus dem diesem Grund ist die Bio-Landwirtschaft nicht zukunftsfähig. Die konventionelle Landwirtschaft allerdings ebenfalls nicht, da sie auf Phosphat-Düngung angewiesen ist – leider werden die Phosphat-Vorräte in wenigen Jahrzehten aufgebraucht sein.

    Was die Welt braucht, sind a) enorme Fortschritte in der Gentechnik und noch wichtiger b) Phosphat-Recycling.

    Die drohende Phosphat-Knappheit bereitet mir allerdings weit größere Kopfschmerzen. Dies dürfte das mit Abstand größte Problem der globalen Landwirtschaft sein bzw. werden.

  25. @Tim: End of cheap P is not the end of P

    “Die drohende Phosphat-Knappheit “ ist umstritten. Es gibt noch grosse Vorräte allerdings von abnehmender Qualität und die Phosphatpreise sind bereits deutlich gestiegen.

    Die Präsentation Phosphor in der Landwirtschaft kommt zum Schluss, dass die statischen Phosphatreserven in den letzten Jahren durch Neuentdeckungen deutlich gestiegen sind.

    Der Artikel weltweite-spekulationen-um-ressourcen-knappheit behauptet gar:
    “”Doch die ganze Aufregung scheint nichts anderes als ein Sturm im Wasserglas zu sein, denn die weltweiten Phosphatvorkommen reichen noch für mehrere Jahrhunderte aus. “

  26. Warum Bio?

    Amüsiert stelle ich fest, dass die heftigsten Kritiker des ökologischen Landbaus offenbar einem romantischen Bild von eben diesem Wirtschaftszweig nachhängen: “Steinzeitmethoden” oder “Methoden von gestern” klingen wie die Sehnsucht nach einer glücklichen rundlichen Bäuerin, die mit dem Henkelkorb in den Hühnerstall geht und die Eier einsammelt. Amüsiert bin ich deshalb, weil andere – nicht minder heftige Kritiker – der Bio-Landwirtschaft genau das Gegenteil vorwerfen: Sie sei schon viel zu industrialisiert, um sich überhaupt Bio nennen zu dürfen. Aber auch da liegt ein völlig verzerrtes Bild zugrunde.

    Ökologische Landwirtschaft heute ist nicht von gestern sondern von morgen. Niemand lässt mehr den Ochsenpflug die Furchen ziehen. Wäre es so, könnten sich nur Selbstversorger oder besonders betuchte Menschen Bio-Lebensmittel leisten. Die Ökologische Landwirtschaft ist eine Weiterentwicklung, die sowohl wissenschaftlich ständig begleitet und vorangetrieben wird als auch eine hochmoderne Form der Landwirtschaft, die – um rentabel zu sein – immer auch an der praktischen Optimierung der Produktionsprozesse orientiert ist (sein muss). Diese Entwicklung ist nicht nur und nicht allen ein ständiger Grund zur Freude.

    Aber die ökologische Landwirtschaft als “von gestern” zu bezeichnen ist so lächerlich wie absurd.

    Je länger ich hier mit”diskutiere”, desto deutlicher wird mir das Missverständnis, das uns alle hier daran hindert, wirklich zu diskutieren – statt nur die vorgefertigten Meinungen zu reproduzieren. Das Missverständnis ist der Irrglaube, wir könnten eine Form der Lebensmittelproduktion finden, die gleichzeitig zukunftsfähig ist und unser jetziges Ernährungs- bzw. Konsumverhalten fortschreibt. Das kann nicht funktionieren. Wer von “Bio” überzeugt ist, ist dieses nur in Kombination mit der Einsicht, dass wir qualitatives statt quantitatives Wachstum brauchen. Und das hat kürzlich ja sogar der Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstitut erkannt, indem er den “Terror der Ökonomie” beklagt. Und soweit mir bekannt, ist das HWWI kein grüner Lobbyverein – und auch der Begriff “Institut” klingt für mich hier nicht unseriös.

    Kurze Anmerkung zur Phosphatdebatte: Die ist ungefähr so sinnvoll wie die Frage, ob wir den Peak Oil schon erreicht haben oder doch nicht oder ob wir ihn überhaupt jemals erreichen werden. Solche Erörterungen lenken von der inhaltlichen und gesellschaftlich notwendigen Debatte der Frage “Wie wollen wir künftig leben?” ab.

  27. @ Antje Radcke

    Solche Erörterungen lenken von der inhaltlichen und gesellschaftlich notwendigen Debatte der Frage “Wie wollen wir künftig leben?

    Keineswegs, aber das ist auch nicht die relevante Frage!

    Ich bin, wie gesagt, Biokäufer, weiß aber sehr genau, daß dies ein privilegiertes Verhalten ist, das sich nicht auf die Weltbevölkerung projizieren läßt. Wir Bewohner der westlichen Welt können gern darüber reden, wie wir unseren Luxuslebenstandard künftig auch in der Landwirtschaft umsetzen möchten, aber für den Rest der Welt ist das ohne Relevanz.

    Global gesehen brauchen wir eine Steigerung der Flächenerträge, und dies wird (ganz überwiegend) nur mit Methoden möglich sein, die nicht dem Idealbild der Bio-Landwirtschaft entsprechen, um es mal neutral zu formulieren. Die “notwendige Debatte”, die Sie ansprechen, muß sich meiner Meinung nach um die Themen Gentechnik, Phosphat-Versorgung, Infrastruktur (Straßenzugang zu Märkten – siehe Probleme in Afrika) und Wasser drehen.

    Wir im Westen dürfen nicht schon wieder den Fehler machen, dem Rest der Welt unsere (Luxus-)Ansprüche aufzudrängen.

  28. Warum Bio?

    @Tim: Sie schreiben “Wir im Westen dürfen nicht schon wieder den Fehler machen, dem Rest der Welt unsere (Luxus-)Ansprüche aufzudrängen.”

    Ökologisch orientierte Landwirtschaft ist kein Luxus sondern ein Weg gerade auch für “den Rest der Welt” (klingt etwas vermessen, wie ich finde), die eigene Bevölkerung zu ernähren und zu entwickeln. Hier nur zwei Beispiele (hoffe, die Quellen sind seriös genug):

    http://www.rhein-zeitung.de/…n-_arid,398914.html

    http://www.bpb.de/…ndwirtschaft-gegen-den-hunger

  29. @Antje Radcke:

    Ich finde, die Seitenhiebe auf die Seriosität der Quellen könne Sie gerne bleiben lassen. Momentan bin ich im Urlaub und habe begrenzt Möglichkeiten, meinen Stand zum Ökoinstitut an Textstellen zu belegen.

    Meiner Meinung zählen zu seriösen Quellen Fachpublikationen aus Journalen mit Begutachtungsverfahren (Peer Review). Tageszeitungen gehören nicht dazu. Wir befinden uns hier in einem Wissenschaftsblog, da kann man auch ein wenig Anforderungen ans Diskussionsniveau stellen, IMO.

    Das Ökoinstitut diskreditiert sich nicht durch die Namenswahl, die ja eine Nähe zu den großen ausseruniversitären Forschungsinstituten der Max-Planck- Fraunhofer- und Leibnizgesellschaften vorspiegeln sollen. Vielmehr vertritt der Verein Positioneb, die in der Fachwelt auf Ablehnung stoßen. Konkrete Beispiele kann ich frühestens am Wochenende liefern, wenn ich wieder Zugriff auf meine Literatur habe.

  30. Warum kaufe ich Bio?

    Ich glaube, man sollte sich davon verabschieden, dass der “Bio-Käufer” eine glasklare Ideologie als Basis seiner Kaufentscheidung hat. Es dürfte eher ein Sammelsurium von Gründen sein. Auch ist zwischen Bioprodukten im Supermarkt und Biosupermärkten zu unterscheiden. Ich kaufe z.B. alles Essen in einem lokalen Biosupermarkt. Warum?

    – Umwelt- und tierethische Standards zumindest ein klein wenig höher
    – Viele regionale Produkte (das Fleisch ist ausschließlich von Bauernhöfen aus der Umgebung)
    – Der Supermarkt ist tiptop gepflegt, es gibt eine Spieleecke für Kinder, das Einkaufen ist irgendwie ruhig und besonnen, etc. (Ja, auch das sind Gründe)
    – Und ja, das Fleisch schmeckt mir dort besser; das mag psychologisch sein, aber “Essen” ist eben nicht gleichzusetzen mit “Ernährung”. Essen hat viel mit kulturellen Vorstellungen, Leitbildern und auch Emotionen zu tun. (In westlichen Ländern haben wir eben das Glück, uns nicht bloß ernähren zu müssen, sondern “essen” zu dürfen.)

    [Es gäbe aber auch Dinge, die mich in diese Biosupermärkten stören. Zum Beispiel, wenn die Produkte mit ideologischen Qualitäten aufgerüstet sind. Mondscheinhergestellter Käse. Wtf.]

  31. Hallo Frau Radcke,

    sie schreiben in einem Ihrer Kommentare:

    “Die Ökologische Landwirtschaft ist eine Weiterentwicklung, die sowohl wissenschaftlich ständig begleitet und vorangetrieben wird als auch eine hochmoderne Form der Landwirtschaft, die – um rentabel zu sein – immer auch an der praktischen Optimierung der Produktionsprozesse orientiert ist (sein muss). Diese Entwicklung ist nicht nur und nicht allen ein ständiger Grund zur Freude.”

    Die Eigenschaften, die Sie hier der ökologischen Landwirtschaft zuordnen, stimmen praktisch ebenso auch für die konventionelle Landwirtschaft – mit dem Unterschied, dass hier möglicherweise das sehr subjektive “gute Gefühl” fehlt.

  32. Warum Bio?

    @Martin B.: Wir befinden uns in einem Wissenschaftsblog? Ach so. Und Wissenschaftler beschäftigen sich nicht mit Populär- und Sekundärliteratur? Schade, das würde ja den berühmten Elfenbeinturm wieder bestätigen.

    Machen wir uns doch nichts vor: Auch Wissenschaftler bedienen sich am Liebsten der Quellen, die die eigene Anschauung (oder die eigenen Thesen) bestätigen. Denn die unabhängige Wissenschaft gibt es ebensowenig wie den wissenschaftlichen Beweis.

    Vertrauen sie darauf: Diskussionen von Wissenschaftlern mit Laien heben das Niveau, weil es den Blick über den Tellerrand hinaus lenkt. Ist allerdings auch anstrengend. Aber das weiß man ja, wenn man sich an einer Diskussion in einem öffentlichen Blog beteiligt.

    Ich jedenfalls freue mich immer sehr über solche Diskussionen wie diese hier, weil sie mich lehren, meinen Blick zu schärfen. Dazu muss man allerdings auch den Mut aufbringen, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die sich – aus welcher Perspektive auch immer betrachtet – auf einem anderen Diskussionsniveau befinden.

    Und lassen sie sich ihren Urlaub nicht verderben. So wichtig ist das hier auch wieder nicht. Es gibt genügend Orte, an denen wir unsere Positionen mit anderen austauschen können.

  33. viele Grüße aus dem Elfenbeinturm 😉

    Neinnein, sicher geht auch gute Populärwissenschaftliche Literatur. Aber da ist es einfach viel schwerer, Spreu von Weizen zu trennen … deswegen ja mein Hinweis auf Peer Review.

    Auf ihren Rundumschlag gegen Wissenschaftler gehe ich jetzt mal nicht ein, das kann man als Negativbeispiel so stehen lassen.

  34. Zwei Antworten

    Erst einmal vielen Dank für die vielen Statements!

    Zwei Fragen sind m.E. noch unklar geblieben:

    Passt sich ein Organismus evolutionär an (schädliche) Substanzen in der Nahrung an?
    Ich glaube, das einfachste Beispiel dafür, dass so etwas möglich ist, ist die Unverträglichkeit vor allem asiatischer Bevölkerungsgruppen gegen Alkohol oder Milch. Bis auf jeweils ein Enzym unterscheidet sich deren Stoffwechsel in dieser Hinsicht ja nicht von Europäern. Wie wahrscheinlich bestimmte Umwelteinflüsse einen bestimmten Krebs auslösen, scheint in manchen Fällen auch an Genvarianten gekoppelt zu sein.
    Davon ab gibt es diese Hypothese (Adaption an Gesundheitsschädliches) auch bei Acrylamid und selbst bei BSE/Prionen. Mir ist bislang kein Beleg beim Menschen bekannt, dass das eine Krebs und das andere Demenz auslöst.

    Der zweite Aspekt ist der Verlust einer Eigenschaft zugunsten einer anderen bei der Züchtung. Auch hier erst mal wieder ein Beispiel: Moderne Äpfel sind z.T. extrem Anfällig gegen Schädlinge. Tatsächlich aber finden sich im Genpool der Landrassen zahlreiche Resistenzgene – die im Laufe der Hochleistungszüchtung verloren gegangen sind. Geschmack dürfte im Regelfall an mehreren Genen hängen. Dadurch fällt es nicht so sehr auf, wenn ein Einzelnes seine Aktivität verliert. Natürlich würde niemand eine Sorte weiterentwickeln, die nach nichts oder gar fies schmeckt. Aber über Zwischenstufen kann da durchaus der Geschmack leiden.
    Oft sind die Stoffwechselprozesse für Geschmack und andere Eigenschaften zudem verschachtelt. So sind Chilis in feuchten Regionen schärfer (und somit letztlich aromatischer), weil die Pflanze sich durch Capsaicin (das Schärfe-Molekül) gegen Pilzbefall schützt.

  35. Die Evolution wird’s richten

    Passt sich ein Organismus evolutionär an (schädliche) Substanzen in der Nahrung an?

    Aber sicher, die Russen versuchen gerade eine neue Subspezies des Menschen heranzuziehen, die sehr viel höhere Mengen an Alkohol verträgt als der Durchschnittsmensch. Noch sind sie nicht so weit und das erreichte Lebensalter der Russen liegt vor allem wegen dem Alkoholismus bei nur 68.6 Jahren. Wenn man aber die Unverträglichkeit unserer Vorfahren und heute immer noch der Asiaten gegenüber Alkohohl und Milch als Masstab nimmt, so dürfen wir erwarten, dass die Russen in einigen hundert, mindestens aber in einigen tausend Jahren das Volk sein wird, das die grössten Alkoholmengen verträgt – und wir dürfen sicher sein, dass die Russen auch in 200 Jahren und wahrscheinlich auch in 2000 Jahren noch zu den grossen Alkoholkonsumenten gehören wird. Sonst wären sie ja (per definitionem) keine Russen.

    Leider sind nicht alle Völker mit derselben Geduld gesegnet wie die Russen. Die Japaner und auch wir hier im Westen wollten offensichtlich nicht warten bis unser Organismus verschimmelte oder einfach alte Lebensmittel erträgt und haben uns zunehmend Kühlschränke angeschafft. Dadurch gingen Magenkrebserkrankungen deutlich zurück.
    Es gibt sogar die “Mode” sich gegen Krankheiten impfen zu lassen, obwohl die Evolution garantiert dafür sorgen würde, dass ohne Impfung sich Menschenpopulationen bilden würden, die auch Pest-, Cholera- und andere Epidemien mindestens überstehen würden.

  36. @Björn

    Sicher passt sich der Organismus an, und es gibt ja viele Engiftungsmechanismen etc pp.

    Sie vergessen aber das entscheidende: nämlich dass Aflatoxine gentoxisch sind und kanzerogen. Dieser Befund allein deutet daraufhin, dass diese Mechanismen nicht in nötigem Umfang greifen.

  37. logisch wäre, dass Bio ein biologisch gewachsenes Produkt oder ein Stoffwechselprodukt von Lebewesen meint in Gegensatz zu Produkten aus chemischen Reaktoren oder Fabriken.

  38. Beurteilung von Bio durch esowatch

    Bio schadet dem Planeten, so sieht es auch der Artikel von Esowatch zum Thema Ökologoismus (den ich bei meiner Recherche zu Ludwig Trepl’s jüngstem Blogbeitrag gefunden habe).
    Hier ein längeres Zitat:

    “Dabei jedoch wird häufig übersehen, dass ihre Forderungen [die Forderungen der Ökologisten] in einigen Fällen sogar den Erkenntnissen der wissenschaftliche Ökologie widersprechen und manche zum Dogma erhobenen Wirtschaftsformen, wie z.B. “Öko-Landwirtschaft”, sogar umweltschädlich sind. So würde z.B. ein flächendeckender “Öko-Landbau” zur Gefährdung von Wäldern führen, da bei einem vollständigen Umstieg auf “Öko-Landbau” der Flächenverbrauch weltweit 30% größer wäre. Darüber hinaus gibt es in der Natur kein Gleichgewicht, da diese ein offenes System ist, in dem lediglich ein Fließgleichgewicht herrscht.”

    Der grössere Flächenverbrauch ist wohl eines der stärksten Argumenten gegen Biolandbau. Es gibt nur noch etwas schlimmeres, nämlich den Anbau von Biotreibstoffen. Und es gibt nicht wenige, die Biotreibstoffe ebenfalls durch das Prädikat Bio geadelt sehen.

  39. BioBio

    Wenn in Diskussionen die Begriffe “Bio” und “konventionell” gegenübergestellt werden, ist es zwingend notwendig zu unterscheiden, ob mit “Bio” EU-zertifiziert oder Verbandszertifiziert gemeint ist. (In letzterem Fall: Fällt nur EU-zertifiziert dann unter konventionell?) Fehlt diese Unterscheidung ist die Diskussion unseriös. Und überflüssig. Wichtig ist es vor allem, den Unterschied zu verdeutlichen, und nicht zu verwischen. (Und dann kommt jemand in dem Zusammenhang mit esowatch an.)

  40. @Andreas Kirsch

    Auch für die Anbauverbände gilt die EU-Öko-Verordnung. Die Vorgaben der Anbauverbände sind lediglich zusätzliche Anforderungen die zu erfüllen sind, um unter dem Siegel des Anbauverbandes verkaufen zu dürfen. Die Richtlinien der Anbauverbände sind aber meistens ideologisch geprägt und nicht rational, daher beschäftigt sich vielleicht esowatch damit.

  41. Idealist

    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Natürlich gilt die EU-Öko-Verordnung auch für die Verbände. Aber die viel strengeren Vorgaben der Verbände gelten eben nicht für den integrierten Landbau. Dieser ist nämlich die Antwort der Agrarindustrie auf den ökologischen Landbau, mit dem Ziel, den Begriff „Bio“ zu verwässern. Deshalb muss ja vor einer Diskussion über Bioprodukte geklärt werden, welche Art von Bioprodukten gemeint ist. Und wenn man Ideale hat, muss man nicht ideologisch und irrational sein, auch nicht „meistens“.

  42. @Andreas Kirsch

    Das Produktionssystem soll standortangepasst gewählt werden, unter Berücksichtigung möglichst effizienter Ressourcennutzung. Dann kann das System ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig sein. Völlig wurscht ob man das mit Bio, Konvi oder Integriert macht.

  43. Rabulistik

    Oben steht doch “Was bedeutet Bio – und warum kaufen Sie Bio?” Wenn ich das dann auf den Punkt bringen will, fängt gleich wieder die Polemik an. Es kann ja jede/r mal auf dem Ökomarkt eine Gurke kaufen und eine im Supermarkt. Und dann essen. Wer dann keinen Unterschied schmeckt, kann ja weiterhin die kaufen, die er/sie für die richtige hält.
    @ Martin B. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich etwas von “böser Agrarindustrie” geschrieben habe? Ich habe auch nicht geschrieben “Die bösen Richtlinien der bösen Anbauverbände”.

  44. Wie …

    … Bio ist “besser für die Umwelt?” Für Ihre vielleicht, Herr Lohmann, für die Umwelt vieler Tierarten allerdings überhaupt nicht! “Bio-Anbau” braucht 30-40% mehr Landfläche, um gleiche Erträge zu erzielen, wie beim “konventionellen” Landbau.
    Ich glaube, Sie sind da auf dem ganz falschen Dampfer: Für den Artenschutz ist möglichst wenig Landbau gut! Möglichst gute Synthetisierung von z.B. Wein, das wäre gut für die Artenvielfalt!

    In einem Test mit Weinkennern schnitt ein vollsynthetischer “Gewürztraminer” deutlich besser ab, als das “Gegenstück” aus Trauben … moderne Synthetikfaser deutlich besser als Baumwolle …
    Allerdings, vielleicht sollte ich meine Energie lieber woanders einsetzen. Das Märchen, dass “Bio” gut für den Artenschutz sei, hätte ich innerhalb der “scilogs” nicht vermutet.

  45. @Martin B.

    Das behaupten die Prozentzahlen auch gar nicht!
    Das sind schlicht Durchschnittswerte!!! Die sagen nichts über einzelne Früchte aus!!!
    Sorry, aber wo sind wir hier eigentlich. Ich dachte, das hätte irgendetwas mit Wissenschaft zu tun …
    Ein Kommentar von Herrn Lohmann würde mich allerdings brennend interessieren. Aber ich glaube er ist Trainer und kein Wissenschaftler …

  46. Flächenverbrauch

    Weil wir alle wissen, dass Schwarz-Weiß-Denken weder in der Wissenschaft noch in Politik oder Gesellschaft einen allgemeinen Denkfortschritt erzeugen kann, hier zwei Quellen, die meiner Meinung nach relativ ausgewogen sind und alle(!) zum Nachdenken bringen könnten:

    1. Bayerisches Landesamt für Umwelt: “Biologische Vielfalt – Biodiversität”:
    http://www.lfu.bayern.de/…ologische_vielfalt.pdf

    2. Deutscher Bauernverband: “Flächennutzung und Flächenverbrauch”:
    http://www.situations-bericht.de/…&kapitel=1

    Ich füge noch hinzu, dass ich – wenn ich von der notwendigen Umstellung auf ökologische Landwirtschaft rede – davon ausgehe, dass wir unser heutiges Konsumverhalten so verändern, dass wir ohne Verlust (bzw. mit Gewinn) an unserer Lebensqualität den Flächenverbrauch mindestens konstant halten – besser: reduzieren – können. Mir ist allerdings auch klar, dass “Lebensqualität” von Mensch zu Mensch unterschiedlich interpretiert wird. Aber die Diskussion darüber ist ja bereits in vollem Gange.

    Ein Anfang wäre ja schon gemacht, wenn sich Männer in der Gesamtheit genauso ernähren würden wie Frauen im Durchschnitt. Durch den dann deutlich geringeren Fleischkonsum könnten 15.000 qm Fläche “frei” werden, d.h. den Menschen zurückgegeben werden:
    http://www.springerlink.com/…t/l415530205u58376/

  47. @Radcke

    Frau Radcke, sie haben meinen Kommentar vom 03.04.2012, 11:10 offenbar nicht gelesen. Das können Sie aber nachholen.
    Sie sprechen hier von “Lebensqualität” bei Menschen. Ich hingegen denke auch an Tiere.
    Und wenn sie Bayern schon für so ausgewogen halten, hier ein Kommentar vom bayrischen Evolutionsbiologen und Ornithologen Josef H. Reichholff: “Es ist also die Landwirtschaft, die mit ihren direkten und indirekten Auswirkungen den Rückgang der Arten verursacht.”

    Ich argumentiere auch nicht für den aktuellen konventionellen Landbau, sondern gehe einen Schritt weiter: Synthetisieren, wenn es geht und so gut es geht!
    (Wenn hier schon von “Zukunft” die Rede ist, dann auch richtig.)

  48. @ Detlef Piepke

    Woraus schließen Sie, dass ich Ihren Beitrag nicht gelesen habe?

    Danke für das Zitat:
    “Es ist also die Landwirtschaft, die mit ihren direkten und indirekten Auswirkungen den Rückgang der Arten verursacht.”
    Sehen Sie, das ist genau das, was ich meine: Es tut uns allen gut, sich nicht nur einzelne Sätze zur Bestätigung der eigenen Meinung herauszupicken, sondern uns die Mühe zu machen, auch mal etwas längere Texte zu lesen. Die von mir angebotenen Texte widersprechen Ihrer knackigen Aussage übrigens keineswegs – aber sie haben uns noch mehr und vor allem Differenzierteres zu bieten. Aber da sie ja hier offensichtlich selbst um das Niveau der Diskussion besorgt sind, kennen Sie sicher auch weitere Sichtweisen zu diesem Thema.

    Synthetisierung ist für mich jedenfalls kein Weg. Vielfalt beschränke ich nicht auf Arten, auch die Genussvielfalt und das (Wieder-)Entdecken von in der Natur vorkommenden Aromen sind mir wichtig.

    Über Lebensqualität lässt sich allerdings schwer streiten – es gibt kein einfaches “richtig” oder “falsch”. Aber wenn wir nicht immer nur unsere Einstellung bestätigt haben möchten (und das erwarte ich auch von Wissenschaftlern), dann müssen wir uns eben mehr Mühe mit dem gesellschaftlichen Diskurs machen. Diese (intellektuell herausfordernde) Mühe vermisse ich hier manchmal.

    Nebenbei (obwohl ich meine Identität ja hier von Beginn an offen gelegt habe): Ich bin Beraterin. Und dieser gesamte Kommentarthread hier ist eine wunderbare Quelle für meine Studien über Kommunikation im Netz.

  49. Antje Radcke

    “Es ist also die Landwirtschaft, die mit ihren direkten und indirekten Auswirkungen den Rückgang der Arten verursacht.”
    Das ist die immanente Eigenschaft von Landwirtschaft, auch der Ökolandwirtschaft. Wo ist die Alternative ? Ist flächendeckende Ökolandwirtschaft besser ? Wohl eher nicht: http://www.topagrar.com/…ekolandbaus-811982.html
    Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, warum der Mensch der einzige Vertreter seiner Art und Gattung ist ? Er war sehr erfolgreich im Bekämpfen seiner Konkurrenz, sonst wäre er nicht das, was er heute ist. Auch darüber sollte ein Evolutionsbiologe mal räsonieren. Das kann der Mensch heute natürlich gelassener angehen. Aber ganz ohne die Beeinträchtigung anderer Lebensformen wird es nicht gehen, es sei denn man fordert die Selbstbeschneidung der eigenen Existenz.
    Ich halte die Betrachtungen zum LCA im Ernährungsverhalten und insbesondere Schlussfolgerungen daraus für problematisch, egal ob zwischen Geschlechtern oder Volksgruppen, denn 1. berücksichtigen sie nicht kulturelle und physiologische Unterschiede (letztere eher zwischen den Geschlechtern) und 2. könnte man auf die Idee kommen, das Ernährungsverhalten der Eskimos zum Maßstab zu machen. Die brauchen keine Landwirtschaft und wären damit nach der Theorie die vorbildlichsten im LCA. Aber auf die Gesamtmenschheit bezogen sind solche Empfehlungen natürlich Unsinn, genauso wie die angestrebte Gleichheit im Ernährungsverhalten zwischen Mann und Frau.
    Viel wichtiger sind Ernährungsberatung und Aufklärung darüber, dass sich jeder mit überkaloriger und zuckerlastiger Ernährung bei der heutigen Lebenserwartung selbst schadet und langfristig stark beeinträchtigt. Die heutigen Fruchtformen, die nach der Studie von Frauen bevorzugt werden, sind übrigens vom Zuckergehalt her auch nicht harmlos.

  50. torben hoffmeister

    Das von Ihnen erwähnte Zitat habe ich hier gar nicht in die Debatte geworfen – das stammt vom Kollegen Piepke (ich habe es nur meinerseits noch einmal zitiert). Insofern gebe ich Ihren diesbezüglichen Kommentar an @ Detlef Piepke ab.

    Den LCA-Artikel – für diejenigen, denen LCA nicht gleich auf Anhieb etwas sagt: Herr hoffmeister bezieht sich da auf meinen letzten Link in meinem Beitrag von heute (04.04.2012) um 12.15 Uhr – den Artikel also habe ich nicht so verstanden, als sollten die von Ihnen flapsig als “Eskimos” bezeichneten arktischen Völker in der nördlichen Polarzone das Maß aller Dinge sein.

    Aber wenn es um eine möglichst ressourcenschonende Landwirtschaft bzw. Ernährungsweise geht, dann ist es sinnvoll, nach “passenden” Vorbildern zu schauen.
    Und da könnte sich jeder einzelne Mann doch mal fragen, ob der durchschnittlich geringere Fleischkonsum von Frauen nicht als Vorbild dienen könnte. Und da wir hier über Flächenverbrauch diskutieren, habe ich mich nur auf den Aspekt “Fleischkonsum” bezogen.
    Über gesundheitliche Aspekte in Bezug auf verschiedene Zuckerarten zu diskutieren, finde ich hier nicht sinnvoll.
    Und ich hoffe nicht, dass sich die hier anwesenden Wissenschaftler dazu versteigen wollen zu behaupten, Männer bräuchten mehr Fleisch als Frauen.

  51. @ Frau Radckes Ego

    “Synthetisierung ist für mich jedenfalls kein Weg. Vielfalt beschränke ich nicht auf Arten, auch die Genussvielfalt und das (Wieder-)Entdecken von in der Natur vorkommenden Aromen sind mir wichtig.”
    Für Sie ist das vielleicht kein Weg, für die Artenvielfalt schon. Natürliche Aromen werden ja auch nicht vom Erdball verschwinden … wie kommen Sie überhaupt dadrauf. Es geht ja nur darum Landwirtschaft zu reduzieren!
    Mich würde z.B. der synthetische Wein sehr interessieren, aber er darf ja nicht mal verkauft werden. Was für eine Farce!

    “… sondern uns die Mühe zu machen, auch mal etwas längere Texte zu lesen.”
    Aha, wenn ich einen Satz zitiere, ist das ein Indiz dafür, dass ich keine längeren Texte lese!?
    Soll ich jetzt hier ganze Bücher zitieren? Von Herrn Reichholff habe ich gleich drei anzubieten.
    Für die “Blog-Diskussionskultur” ist das leider völlig unpraktikabel.

    Mein Vorschlag IST eine intellektuelle Herausforderung!
    Und den habe ich übrigens nicht von Reichholff, auf diesen coolen Typen kam ich über das Naturprodukt “Bier”.
    Und wenn mir jemand tolles, synthetisiertes Bier anbieten kann: Her damit! Wieder ein paar öde Plantagen weniger …

  52. @ Detlef Piepke

    Habe auch einen schönen Satz, der Herrn Reicholf zugeschrieben wird, gefunden:
    “Der Stickstoffeintrag aus Landwirtschaft, Kraftwerken und Verkehr hat Naturräume, die von Natur aus mager sind, so nährstoffreich werden lassen, dass die Arten, die dort lebten, untergegangen sind.”
    Sucht sich halt jeder, was er (oder sie) braucht.

  53. Naturprodukte vs. Naturschutz

    Ach ja, ich habe nicht nur gelesen, sondern ganz eigenständige Gedanken und Ideen sogar aufgeschrieben:
    http://www.deepsoundfactory.de/…urschutz.pdf.zip

    Download erfolgt automatisch. Ist ganz ungefährlich, ´ne einfache PDF.

    @torben hoffmeister: Guter Kommentar, allerdings halte ich irgendwelche Geschlechteraufteilungen und Ernährungsberatung für unwesentlich … beraten kann man sich heute schon ziemlich gut …

  54. Antje Radcke

    Auch auf die Gefahr hin hier eine wilde gender-Diskussion auszulösen und als unverbesserlicher Macho zu gelten, behaupte ich mal, dass es physiologisch bedingtes geschlechterspezifisches Ernährungsverhalten gibt.

    Es ist heutzutage in Mode gekommen, alles aber auch alles durch die soziologische und moralisierende Brille zu sehen und bestehende Unterschiede zu verwischen. Ihr Hinweis auf meine „flapsige“ Begriffswahl Eskimo anstelle „arktische Völker der nördlichen Polarzone“ gehört auch dazu. (Ich wusste noch gar nicht, dass die Bezeichnung Eskimo heute nicht mehr politisch en vogue ist.)
    Aus der nationalen Verzehrstudie:
    Männer verzehren doppelt soviel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Täglich essen sie 103 Gramm Fleisch, Wurstwaren oder Fleischerzeugnisse. Bei Frauen landen täglich nur 53 Gramm auf den Teller. Bei den Männern sinkt der Verzehr von Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnissen ab der Altersgruppe von 19 bis 24 Jahren. Bei Frauen ist der Anteil an Personen, die in den letzten vier Wochen vor der Befragung kein Fleisch verzehrt haben mit 3,4 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Männern.
    Wie ist zu erklären, dass heranwachsende Männer mehr Fleisch essen und im Alter dann wesentlich weniger ? Weil sie sich als junge wie Brüllaffen gerieren müssen und im Alter als alte Knochen eh nicht mehr attraktiv sind ? Das wäre die heute bevorzugte soziologische Begründung. Oder weil sie einfach ein anderes Grundbedürfnis der Kalorienzufuhr und der Nahrungszusammensetzung haben ? Oder spielt beides eine Rolle ?
    Ziemlich ausgewogen und kritisch zu der soziologischen Extremposition ist dieser Beitrag: http://www.aerztezeitung.de/…e-gruene-girls.html
    Sogar die DGE, die sicher nicht zu denen gehört, die Fleisch favorisieren, spricht davon, dass ein unterschiedliches Essverhalten zwingende biologische Gründe hat. Es macht auch keinen Sinn zu fordern, dann solle Mann eben mehr Gemüse essen bis die Kalorienzahl stimmt. Mit weniger Masse wie im Fleisch ist eben mehr gewonnen. Ganz abgesehen davon, dass die Aminosäurezusammensetzung im Fleisch eher dem Bedarf entspricht als die im Gemüse.
    Ich habe drei Söhne. Einer ist im Essverhalten neutral, der sportlichste bevorzugt Fleisch und hat nach kurzer Abstinenz einen sofortigen Heißhunger darauf. Der dritte war Vegetarier, hat aber in der Phase körperlicher und geistiger Anstrengung am Studienende gemerkt, dass Fleisch wohl doch bekömmlicher ist und vor allem den Kalorienbedarf schneller deckt. Meine Erfahrung deckt sich mit der Erkenntnis, dass es auch eine biologische Komponente im unterschiedlichen Verzehrverhalten gibt.

  55. “Karnivore Kerle – Grüne Girls” (Zitat)

    Besten Dank für den Link – den Artikel kannte ich noch nicht. Erwähnt wird dort u.a. die Soziologin Monika Setzwein, die in diesem Interview http://bit.ly/HYSDfG noch stärker auf die soziologischen und kulturellen Aspekte des Themas eingeht. Das berührt allerdings Fragen, die ich hier in diesem Forum nicht diskutieren werde.

    Also freue ich mich über die Ausnahme-Männer, die ganz undurchschnittlich ohne Fleisch auskommen, trotzdem erfolgreich und attraktiv sind – Schauspieler, Leistungssportler, Musiker, Spitzenköche und natürlich meinen Lieblingsmann daheim (der seit seiner Jugendzeit kein Fleisch ist). Vielleicht bin ja auch ich ein Ausnahme-Wesen – das ebenfalls ganz undurchschnittlich nie ein schlechtes Gewissen beim Essen hat, keine Kalorien zählt und das Essen genießt (und dabei auch noch schlank ist).

    In diesem Sinne: Genießen wir das Leben – ohne die Lebensgrundlagen anderer zu gefährden. Mit moralischen Vorhaltungen kommen wir da in der Tat nicht weiter. Im Gegenteil.

  56. Antje Radcke

    Hallo Frau Radcke,
    ein schöner Schlußsatz mit den nicht angebrachten moralischen Vorhaltungen. Aber Ihre Behauptung mit den Spitzensportlern ohne Fleisch- oder anderweitigem Proteinkonsum sollten Sie noch einmal überdenken.

  57. Kraftsport ohne Fleisch

    Leider steht da nicht auf welche Fleischersatz-Proteinquellen unser Meister so zurückgreift. Bei der heutigen Vielfalt an funktionell aufgepeppten Präparaten kein Problem, wenn es einem nicht auf den Geschmack ankommt.

  58. Fleischersatz @torben hoffmeister

    Tierisches Protein im Übermaß ist mit dem Risiko eines erhöhten Cholesterin-Spiegels verbunden. Von daher sollte man nicht zu viel Fleisch essen. Der Verzehr von roten Fleisch senkt sogar die Lebenserwartung. Siehe hier: http://derstandard.at/…senkt-die-Lebenserwartung

    Normalerweise kann man sich auch ohne zusätzliches Eiweiß gesund ernähren, da auch einige Pflanzen Proteine enthalten, wie beispielweise Hülsenfrüchte, Nüsse und Soja. Manche Vegetarier essen auch Milchprodukte, Eier und Fisch und dürften von daher sowieso keine Probleme haben.
    Zusätzliche Proteine sind wohl bloß bei Sportarten vonnöten, die auf Muskelaufbau setzen. Dafür gibt es jede Menge Pülverchen zu kaufen, “wenn es einem nicht auf den Geschmack ankommt.”

  59. Mona und Anja

    Mona:
    Die Studie zum roten Fleisch und insbesondere die dahinter stehende Statistik sind eher als junk science einzustufen. Siehe folgende nachvollziehbare Kritik hier:
    http://www.novo-argumente.com/…n/artikel/0001083
    Wieder mal die typische Geschichte der Verwechselung von Korrelation und Kausalität, zumindest was die Interpretation der Ergebnisse betrifft. Und selbst wenn eine Kausalität bestehen sollte, die herausgelesene Risikosteigerung von 19 % (warum eigentlich nur beim Mann ? weil er der zu bekehrende ist ?) ist bei seltenen Erkrankungen in der Wahrscheinlichkeitserhöhung so gut wie nichts. Eine zweite typische Geschichte der verstellenden Interpretation von Statistik. Wer solche Zahlen interpretieren lernen will, sollte bei Gigerenzer nachlesen:
    http://www.faz.net/…s-wird-entlarvt-1839261.html
    oder wissenschaftlicher hier:
    http://library.mpib-berlin.mpg.de/…tive_2001.pdf
    Wenn ich also auf Fleisch verzichte – und das passiert mit zunehmendem Alter häufiger – dann in erster Linie, um die Kalorienzufuhr zu verringern und stetige Gewichtszunahme zu verhindern. Denn anders als oben gibt es da eine sichere Kausalität.

    Anja:
    Quark macht stark, Quark alleine macht krumme Beine ?
    Was macht der Herr aber, wenn er wie angekündigt Veganer werden will ?
    Glaubt er an Popey ?

  60. Umwelt

    Das mit der Umwelt ist Quatsch.

    Die Bio-Landwirtschaft ging aus den esoterischen Bewegungen (Anthroposophen usw.) vor 100 Jahren hervor und wollte “bessere Lebensmittel” schaffen.

    Der Umwelt-Aspekt war dabei nicht vorhanden, der kam erst in den 80ern, als die Bio-Bauern die Umweltbewegung als Markt für sich entdeckt haben. Seitdem hält sich die Legende, dass Bio-Landwirtschaft umweltfreundlicher wäre, obwohl die Daten schon immer das Gegenteil nahe legten. Überdüngung, Bodenversauerung usw. sind alle auf Bio-Feldern noch größere Probleme, als sie auf konventionellen Feldern sowieso schon sind.

    Ein Blick in die Wikipedia hätte schon geholfen, uns diesen Unsinn zu ersparen.

    http://de.wikipedia.org/…tschaft#Umweltwirkungen

    In UK wurde den Bioverbänden schon vor 10 Jahren verboten, Vorteile für Umwelt, Gesundheit und Geschmack in der Werbung zu nennen, solange sie diese nicht nachweisen.

    http://www.guardian.co.uk/media/2001/jul/23/advertising.shopping

  61. @Tupper:
    Das ist falsch. Kunstdünger lässt sich viel besser dosieren. Und auch hier geben die Daten den Biobauern unrecht: Ihre Böden sind auch stärker mit Nitraten belastet als konventionelle.

    Und das schlägt sich auch schon in den Lebensmitteln wider: Wenn Stiftung Warentest heutzutage Salate testet, verliert der Bio-Salat wegen Nitratüberschreiungen.

    http://www.test.de/…ohne-Nitrat-1653052-1652663/

  62. Sag das denen, die die Studie

    … geschrieben haben. Die haben es untersucht.
    Wenn du meinst, dass das falsch ist, dann bring Belege.

    — die Jounal Refernece für dich:
    S. Park, P. Croteau, K. A. Boering, D. M. Etheridge, D. Ferretti, P. J. Fraser, K-R. Kim, P. B. Krummel, R. L. Langenfelds, T. D. van Ommen, L. P. Steele, C. M. Trudinger. Trends and seasonal cycles in the isotopic composition of nitrous oxide since 1940. Nature Geoscience, 2012; 5 (4): 261 DOI: 10.1038/ngeo1421

  63. @Tupper:

    Als ob die gasproduzierenden Bakterien einen Unterschied zwischen Kunstdünger und Gülle machen. Überdüngung ist Überdüngung, und die Bio-Landwirtschaft hat de facto keine weniger überdüngten Felder, eher mehr.

    Außerdem ist das in den Zahlen, die die Wikipedia zitiert, eingerechnet, deshalb sind Klima und Energiebedarf ja als unterschiedliche Punkte aufgeführt.

  64. @earli

    Du schrubst: “Bio-Landwirtschaft hat de facto keine weniger überdüngten Felder, eher mehr …”
    Und das weisst du woher?

    Tut mir Leid, dass ich zu mehr keine Zeit habe … vielleicht übermorgen, hier?
    Düngemittelmanagement ist auch nicht einfach 😉

  65. @Tupper:

    Das ist in dem ersten Link (Wikipedia), den ich im ersten Beitrag gebracht hab, enthalten.

    Ich hab morgen wahrscheinlich noch weniger Zeit als heute. Kannst ja meine Links lesen und dir deine Meinung bilden. Deine Links hab ich bisher auch nur überflogen, werde sie bei Gelegenheit lesen.

  66. Ernährung und Krebs @torben hoffmeister

    “Die Studie zum roten Fleisch und insbesondere die dahinter stehende Statistik sind eher als junk science einzustufen. Siehe folgende nachvollziehbare Kritik hier”

    Die Kritik mag vielleicht für Sie nachvollziehbar sein, richtig ist sie deswegen aber nicht. Ich sage dass jedoch nicht aus weltanschaulichen oder sonstigen Gründen, sondern weil es darüber Untersuchungen gibt. Ein Risiko besteht beispielsweise für Leute die sehr viel gepökelte Fleischwaren essen, die mit Nitritpökelsalz behandelt werden, das dafür sorgt, dass das Fleisch seine rote Farbe behält und nicht gekocht, sprich grau, aussieht. Werden gepökelte Fleischwaren gegrillt, so entstehen daraus Krebs erregende Nitrosamine. Auch wenn beim Grillen Fett oder Saft aus dem Grillgut in die Glut tropft und es entsteht bläulicher Rauch, dann sollte man vorsichtig sein. Dieser enthält nämlich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK genannt, wie das Benzpyren. Mit dem Rauch gelangen krebserregende Stoffe an das Grillgut, setzen sich darauf ab und werden dadurch mitgegessen. Über stark rauchenden Feuerstellen sind die Gehalte an Benzo(a)pyren 80-mal höher als über fast rauchfreiem. Besonders viele PAK stecken in der braunen Fleischkruste. In der Kruste von Steaks wurde pro Kilogramm Fleisch so viel Benzpyren festgestellt wie im Rauch von 600 Zigaretten.

    Auch “Eine unausgewogene Ernährungsweise kann die Entstehung einiger Krebsarten fördern. Etwa jede 3. Krebserkrankung hängt möglicherweise mit der Art der Ernährung zusammen. Einer Untersuchung der amerikanischen Krebsgesellschaft zufolge könnte Übergewicht bei Frauen für 20%, bei Männern für 14% aller mit Krebs in Zusammenhang stehender Todesfälle verantwortlich sein. Zu viel Fett, Fleisch, gebratene Speisen, Grillgut und frittierte Nahrung auf der einen Seite, zu wenig Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe auf der anderen Seite – manche Krebsarten werden durch eine solche ungesunde Ernährung begünstigt.”
    http://www.internisten-im-netz.de/…cht_1245.html

  67. Übergewicht+rotes Fleisch => mehr Krebs

    @Mona, @torben hoffmeister

    Hoher Konsum von rotem Fleisch scheint mit Übergewicht korreltiert zu sein.
    Übergewichtige haben mehr Krebs und wer viel rotes Fleisch isst, hat ebenfalls mehr Krebs.

    Es scheint aber kaum Studien zu geben, die die beiden Faktoren Übergewicht und Konsum von rotem Fleisch auseinanderhalten.

    Hier ein paar Links:
    Obesity and Cancer
    Risk

    Wikipedia: Read Meat

    Zwillingsstudien/Kolorektale Tumoren durch Fleischkonsum: Zitat: A survey of twins found that processed meat intake was associated with weight gain.[72] Western diets, which include higher consumption of red meats, are often associated with obesity
    – Colorectal cancer Due to the many studies that have found a link between red meat intake and colorectal cancer

  68. Mona

    In der Studie ging es nicht um Pökelfleisch – die Effekte sind bekannt und nachvollziehbar – sondern um rotes Fleisch. Um eventuelle Nachteile durch den Konsum dieser Fleischsorte nachzuweisen, sind epidemiologische Studien nicht geeignet, weil sie keine Trennung zu den anderen Lebensgewohnheiten (Bewegung, Alkohol, Tabak) ermöglichen. Die Kritik entzündet sich ja gerade daran und vor allem an den weitreichenden Schlussfolgerungen trotz dünner Datenlage. Da helfen nur Interventionsstudien.

  69. Rotes Fleisch @torben hoffmeister

    “In der Studie ging es nicht um Pökelfleisch – die Effekte sind bekannt und nachvollziehbar – sondern um rotes Fleisch.”

    So ganz kann man das aber nicht trennen, da auch viele Fleischzubereitungen Nitritpökelsalz enthalten. Und natürlich spielt die Zubereitung generell eine große Rolle. Man vermutet, dass er übermäßige Genuss von rotem Fleisch die Entstehung von Krebs fördert, dazu gibt es auch Studien, aber anscheinend müssen noch andere Faktoren dazukommen.
    http://www.3sat.de/…&mode=play&obj=29958

Schreibe einen Kommentar