Wann sich der Ökolandbau lohnt

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Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Gemüse(Foto: BirgitH/Pixelio) Tadaa! Nach einer langen Pause wegen Elternzeit, Urlaub und darin liegengebliebener Arbeit gibt es hier endlich wieder etwas Neues. Auf die aktuelle Debatte zur Pkw-Maut möchte ich aber nicht aufspringen, die habe ich hier schon ausführlich diskutiert. Stattdessen möchte ich eine Studie aus den USA vorstellen, die die Wirtschaftlichkeit von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft verglichen hat.

Obwohl die Studie manche Aspekte nicht betrachtet hat und sich nicht 1:1 auf Deutschland übertragen lässt, dürfte Teile ihres Fazits allgemeingültig sein: Bioprodukte sind für Landwirte weitaus rentabler als konventionelle – solange der Verkaufspreis für Bioprodukte nicht komplett auf das Niveau konventioneller Artikel gesenkt wird.

Die im Agronomy Journal veröffentliche Langzeitstudie von Timothy Delbridge et al. Hat eine Vier-Jahres-Fruchtfolge im ökologischen Anbau im mittleren Westen der USA mit derselben Fruchtfolge im konventionellen sowie der konventionell gebräuchlicheren Zwei-Jahres-Fruchtfolge aus Mais und Soja verglichen. Klares erstes Fazit: Die Zwei-Jahres-Fruchtfolge hat deutlich höhere Produktionskosten, weil mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel benötigt werden. Weniger deutlich war der Unterschied für gentechnisch verändertes Saatgut, das den Pflanzenschutz gleich mitbrachte. Kostenfaktor im Ökoanbau war vor allem der organische Dünger: Während der Preis für mineralischen Dünger stark schwankt und so Schnäppchenkäufe möglich macht, liegt organischer Dünger auf stabil hohem Niveau.

Die Erträge beider Anbausysteme (öko und konventionell) waren über die betrachteten 18 Jahre vergleichbar, lediglich bei Soja unterlag der Ökoanbau deutlich, bei der Luzerne erkämpfte er sich nach schwachen Anfangsjahren einen Vorsprung – vermutlich durch verbesserte Anbaumethoden. Kosten und Erträge zusammengenommen erzielt der Ökoanbau deutlich höhere Gewinne, weil die Produkte auch mit deutlichem Preisaufschlag verkauft werden können.

Weil dieser Aufschlag sich jedoch verringern dürfte, je höher der Anteil der Bioware am Markt wird, haben die Forscher errechnet, wie weit der Preisaufschlag fallen darf, damit sich der Ökoanbau weiterhin rechnet. Immerhin erwartet die Branche in Deutschland bis 2020 einen Biomarktanteil von 30 Prozent (2008: 3,2 Prozent). Ergebnis für die Rahmenbedingungen der Studie: Selbst wenn sich der Bioaufschlag halbieren sollte, lägen die Gewinne für Ökobauern über denen der konventionell arbeitenden Bauern. Entfiele der Premiumpreis komplett, wäre der Ökoanbau unwirtschaftlich.

Da wird es aber erst richtig spannend, denn mancher der Unterschiede zwischen Studie und deutscher Praxis dürften diese Bilanz noch einmal verschieben:

Da ist zum einen der Umstand, dass die Studie reinen Forschungsanbau ausgewertet hat – also vermutlich die Felder mit mehr fachlicher Kompetenz bestellt wurden, als sie der durchschnittliche Familienbetrieb aufbringt. Schwer zu sagen, ob eines der beiden Anbausysteme stärker von modernen Anbauerkenntnissen profitiert als das andere.

Dann ist da aber der Umstand, dass in den USA Ökobetriebe verglichen mit konventionellen eher kleine Felder bearbeiten. Vorteile von Einkaufsrabatten und größeren Maschinen liegen klar auf der Seite der großen Felder – die es aber zukünftig auch ökologisch bewirtschaftet gegen dürfte, wenn die Prognose der Branche stimmt. Das dürfte die Produktionskosten für Bioprodukte verringern. In Deutschland dürfte dieser Vorteil der konventionellen Landwirte schon heute geringer ausfallen, da die gigantischen Felder des USA bei uns schlicht nicht üblich sind.

Und dann ist da noch ein Unterschied: Deutsche Landwirte erzielen – vor allem durch bessere Sorten – nach FAO-Zahlen selbst ohne transgene Pflanzen für die meisten Arten signifikant höhere Flächenerträge als US-Landwirte. Dieses hohe Sortenniveau ist jedoch im Ökolandbau noch nicht erreicht. Auch da hätte also der deutsche Bioproduzent noch Potenzial, bei den Produktionskosten näher zum konventionellen Landwirt aufzuschließen.

Ob der gegenüber der untersuchten Vier-Jahres-Fruchtfolge noch vielseitigere übliche Ökoanbau weitere Einsparungen bei Dünger und Pflanzenschutz zufolge hätte, ist reine Spekulation, aber zumindest in geringem Umfang durchaus vorstellbar.

Sicher ist hingegen noch ein weiteres Fazit der Studie, eines, das einen Aspekt betrifft, der bei ganz vielen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen ökologischer Alternativen gerne ignoriert wird: Betrachtet man die externalisierten Umweltkosten der beiden Anbausysteme und schlägt sie den Produktionskosten hinzu, dann wäre der Ökoanbau bereits wie er ist zu heutigen Marktpreisen konventioneller Produkte rentabler als der konventionelle Anbau.

Foto: BirgitH/Pixelio

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Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

23 Kommentare

  1. Zitat:

    “Da ist zum einen der Umstand, dass die Studie reinen Forschungsanbau ausgewertet hat – also vermutlich die Felder mit mehr fachlicher Kompetenz bestellt wurden, als sie der durchschnittliche Familienbetrieb aufbringt.”

    Das ist aber eine sehr gewagte These, immerhin kann man Landwirtschaft auch studieren. Außerdem verfügen Landwirte durchaus über ein fundiertes Wissen in ihrem Bereich. Man muss nur mal mit ihnen reden…

  2. Sehr interessanter Artikel!

    Wie weit ist man inzwischen eigentlich mit der Ertragsverbesserung von mehrjährigen Pflanzen? Die sollten ja in Zukunft auch eingesetzt werden um Bodenerosion zu verhindern.

  3. @Sören: Kompetenz, @Hauke: Mehrjährige

    @Sören: Ich bin journalistisch viel im Bereich Pflanzenforschung und Landwirtschaft unterwegs. Natürlich gibt es den studierten Landwirt, aber längst nicht jeder Betrieb, speziell die kleineren Familienbetriebe, hat Mitarbeiter, die sich mit dem modernen Agrarwissen auskennen. Da wird eher zwischen Generationen und Nachbarn Erfahrung ausgetauscht (was ja auch zu guten, aber eben nicht sehr guten Ergebnissen führt). Gefühlt wird das Interesse an Forschungserkenntnissen größer, aber meine von Dir zitierte Vermutung kann ich, glaube ich, gut aufrecht erhalten.

    @Hauke: Ernsthafte Pläne, mehrjährige Pflanzen (gegen Erosion) einzusetzen, sind mir vor allem aus Entwicklungs- und Schwellenländern bekannt. Mein Eindruck aus der Forschungslandschaft ist, dass die Nachfrage noch nicht groß genug ist, um entsprechend viele Forschungsgelder zu mobilisieren. Mir begegnen jedenfalls vor allem Projekte und Papers zu einjährigen Pflanzen. Einen guten Überblick, was in der Forschung los ist, bietet übrigens pflanzenforschung.de.

  4. Biomarktanteil in D. von derzeit 5,9% auf 30% bis 2020? Na da bin ich ja mal gespannt. Momentan stellen mehr Landwirte in der EU von EU-Öko wieder zurück auf Konv um. Und woran liegts: Hauptsächlich weil Fördergelder ausgelaufen sind.

  5. Ich habe die Studie nicht gelesen, aber wenn die Ergebnisse so wie sie dargestellt sind mit interesse gelesen. Ich frage mich aber, warum betreiben dann 90 % der Landwirte in den USA den unlukrativen konventionellen Anbau und schwenken nicht auf den Ökolandbau um? Die Amerikaner sind doch für ihren Geschäftssinn bekannt und riechen doch förmlich wo sich Geld verdienen läßt.

  6. Hallo, ich möchte ergänzen, dass ich mich bei meinem Kommentar oben mit den Zahlen verhauen habe. 5,9% ist der Anteil der Fläche die in D. 2010 ökolog. bewirtschaftet wurde. 2010 lag der Bio-Marktanteil bei 3,4%.
    Quelle:http://www.boelw.de/…__Daten__Fakten/ZDF2011.pdf

  7. Begrenzter Markt

    @Daniel: Warum die Mehrzahl der Landwirte nicht ökologisch wirtschaftet – was auch immer man darunter versteht, denn “Ökolandbau” ist ebensowenig ein exakt definierter Begriff wie “Bioprodukte”, jeder versteht darunter mehr oder weniger, was er will – ergibt sich aus dem Text: Diese Art von Landwirtschaft trägt sich nur, wenn man die Erzeugnisse teurer verkaufen kann als konventionell hergestellte.

    Der Anteil der Kunden, die bereit – oder imstande – sind, für “Ökoprodukte” mehr auszugeben, ist aber nun einmal begrenzt. Für die meisten Verbraucher zählt an erster Stelle der Preis, nicht die Qualität.

    Das war schon unlängst bei den Gammelfleischskandalen auffällig. Da kommt massenhauft Fleisch in den Handel, das so alt ist, dass es sich eindeutig olfaktorisch, taktil und natürlich geschmacklich bemerkbar machen muss, und das wird klaglos gekauft und verzehrt. Hauptsache, es war billig. Solche Konsumenten werden nun einmal keine Premium-Preise für Premium-Qualität bezahlen. Da disie aber keinswegs nur eine verschwindend geringe Minderheit sind, kann der Marktanteil der “Ökoprodukte”, zumindest derer, die nicht nur so heißen, sondern die wirklich unter Verzicht auf Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel und künstlichen Dünger bzw. Futtermittel produziert wurden, eben auch nur begrenzt bleiben.

  8. Vermischtes

    @Daniel

    ” Ich frage mich aber, warum betreiben dann 90 % der Landwirte in den USA den unlukrativen konventionellen Anbau und schwenken nicht auf den Ökolandbau um? Die Amerikaner sind doch für ihren Geschäftssinn bekannt und riechen doch förmlich wo sich Geld verdienen läßt.”

    Weil in den USA der konventionelle Anbau steuerlich begünstigt ist, was nicht zuletzt einigen großen Konzernen zugutekommt, die auch viele Lobbyisten in der Politik haben. Außerdem werden Nahrungsmittel auch an der Börse gehandelt, siehe hier:
    http://www.tagesschau.de/…thungerbericht100.html

    @Michael Khan

    “Warum die Mehrzahl der Landwirte nicht ökologisch wirtschaftet – was auch immer man darunter versteht, denn “Ökolandbau” ist ebensowenig ein exakt definierter Begriff wie “Bioprodukte”, jeder versteht darunter mehr oder weniger, was er will – ergibt sich aus dem Text”

    Warum man hier eine amerikanische Studie verwendete, verstehe ich nicht. Abgesehen von den Schlagworten, unter denen in der Tat jeder etwas anderes versteht, gibt es in der EU schon klare Regeln für die Ökologische Landwirtschaft (auch biologische Landwirtschaft oder Ökolandbau genannt) z.B. muss auf den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger, sowie auf Wachstumsförderer und Gentechnik verzichtet werden.

    Den Erzeugnissen der ökologischen Landwirtschaft, also den Bio-Lebensmittel, dürfen keine Farb- und Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker oder künstliche Aromen zugefügt werden. Außerdem gibt es ein Biosiegel, das diesen Standard garantieren soll:
    http://de.wikipedia.org/…imestamp=20100610092341

    Sie schreiben. “Das war schon unlängst bei den Gammelfleischskandalen auffällig. Da kommt massenhauft Fleisch in den Handel, das so alt ist, dass es sich eindeutig olfaktorisch, taktil und natürlich geschmacklich bemerkbar machen muss, und das wird klaglos gekauft und verzehrt.”

    Ja, das ist wirklich unglaublich. Aber die Gammelfleischverkäufer gingen da sehr geschickt vor und verkauften das verdorbene Fleisch nicht roh am Stück, sonst hätten es die Kunden ja bemerkt, sondern es wurde als sog. Zubereitung verkauft, d.h. entweder kleingeschnitten und stark gewürzt oder als mariniertes Grillfleisch bzw. Hacksteaks usw.

  9. @ Mona

    “Weil in den USA der konventionelle Anbau steuerlich begünstigt ist, was nicht zuletzt einigen großen Konzernen zugutekommt, die auch viele Lobbyisten in der Politik haben.”

    Kannst Du das genauer erläutern? Inwiefern werden sie steuerlich begünstigt?

    Aber eigentlich müsste eine mögliche steuerliche Begünstigung der konventionellen Betriebe in der Studie berücksichtigt sein. Denn sie kommt zu der Aussage, dass der ökologische Landbau ökonomisch sinnvoller ist. Und man dann nicht alle Faktoren, die den ökonomischen Erfolg beeinflussen (incl. der Steuern), berücksichtigt, würde der Vergleich gewaltig hinken und die ökonomische Aussage nichts Wert sein.

  10. @Daniel

    “Kannst Du das genauer erläutern? Inwiefern werden sie steuerlich begünstigt?”

    Beispielsweise wird Mais in den USA von der Regierung subventioniert. Aus Mais werden aber viele gesundheitlich bedenkliche Nahrungsmittel hergestellt, die dann enorm billig verkauft werden können. Kritiker meinen, dass sei auch der Grund warum Amerikas Bevölkerung immer dicker wird. Wenn es eine Steuer auf Fast-Food geben würde, dann könnten sich die Ernährungsgewohnheiten wieder verbessern, schreibt das Ärzteblatt:
    http://www.aerzteblatt.de/…ews/news.asp?id=40375

    “Aber eigentlich müsste eine mögliche steuerliche Begünstigung der konventionellen Betriebe in der Studie berücksichtigt sein. Denn sie kommt zu der Aussage, dass der ökologische Landbau ökonomisch sinnvoller ist. Und man dann nicht alle Faktoren, die den ökonomischen Erfolg beeinflussen (incl. der Steuern), berücksichtigt, würde der Vergleich gewaltig hinken und die ökonomische Aussage nichts Wert sein.”

    Das geht aus der Studie nicht hervor – falls ich nichts übersehen habe. Vielleicht weiß Herr Lohmann da mehr. Ich schaue aber, wenn ich wieder mehr Zeit habe, gerne selber nach ob ich darüber etwas finde, da mich das auch interessiert.

  11. Mona

    “Weil in den USA der konventionelle Anbau steuerlich begünstigt ist, was nicht zuletzt einigen großen Konzernen zugutekommt, die auch viele Lobbyisten in der Politik haben.”

    Da sind die USA gegenüber der EU noch ein Waisenknabe: http://www.agenda21-treffpunkt.de/…grarmarkt.htm
    Nach dieser Theorie dürfte es in Kanada z.B. nur noch Ökolandbau geben. Das Land ist aber führend im Anbau von Gentechnik-Raps !

  12. Ökonomisch sinnvoll?

    Denn sie kommt zu der Aussage, dass der ökologische Landbau ökonomisch sinnvoller ist

    Das entnehme ich dem Gesagten nicht. Wo steht das? Die Aussage im Artikel:

    Entfiele der Premiumpreis komplett, wäre der Ökoanbau unwirtschaftlich.

    … ist eine ganz andere. Ökolandbau hat nur eine wirtschaftliche Chance, wenn der Kunde bereit ist, für die produkte mehr zu bezahlen. Das heißt, wenn die Landwirtschaft zu einem erheblich höheren Anteil “ökologisch” produziert, dann steigen entweder die Lebensmittelpreise oder die Bauern machen keinen Gewinn mehr.

    Wenn die Konsumenten bereit oder imstande sind, für bessere Qualität mehr zu bezahlen, dann wird das funktionieren. Aber das ist wohl nur ein limitierter Teil der Konsumenten. Insofern ist dem Anteil der “Ökolandwirtschaft” eine Obergrenze gesetzt, die zu überschreiten sehr schwierig sein wird.

    Hinzu kommt, dass “ökologisch poduziert” nicht automatisch mit höherer Qualität, vor allem aber nicht automatisch mit höherer Qualitätsanmutung und besserem Geschmack einhergeht als konventionell produziert, und letzteres ist für viele Kunden nun einmal mindestens genau so wichtig wie das Wissen, dass die Produktion formal irgendwelchen herstellungskriterien genügt.

    Konventionell produzierte Güter sind nicht automatisch geschmacklich unterlegen und sehen auch nicht automatisch munderwertig aus. Manchmal sind sie in diesen Punkten den “ökologisch produzierten” sogar überlegen, wenn ich mal bedenke, was in dem Bioladen um die Ecke so herumliegt.

    Konventionelle Produkte sind auch nicht unbedingt ungesünder, wenn man mal an die Wahrscheinlichkeit von Schädlingsbefall oder Krankheitserregern in Gemüse denkt, das nicht behandelt wurde und auch nicht mit “Kunstdünger gedüngt wurde. Ich denke, wenn man die einfache Gleichung aufmacht “ökologisch = gesünder + schmackhafter + besser”, dann ist das etwas simplistisch.

    Ich kann auch die Darstellung, nach der genetisch manipulierte Produkte angeblich gefährlich oder ungesund sein sollen, nicht nachvollziehen. Es gibt doch kein Naturgesetz, dass genetisches Engineering so eingesetzt werden muss, wie die Firma Monsanto das macht, nämlich dass deren Nutzpflanzen genetisch so verändert werden, dass sie resistenter gegen ebenfalls von Monsanto hergestellte Pflanzenschutzmittel sind, sodass von diesen Mitteln mehr gespritzt werden kann, wovon sich dann Einiges in der Ente wiederfindet.

    Im genannten Beispiel bin ich sehr misstrauisch, aber wenn beispielsweise eine genetische Manipulation (wie bisher schon die gezielte Züchtung, die am Ende doch auch eine genetische Manipulation darstellt) dahin geht, dass eine höhere Resistenz gegen Schädlinge erzielt wird, ohne dass viel gesprizt werden muss, warum ist das dann gleich von vorneherein abzulehnen?

  13. Bio @Michael Khan

    “Hinzu kommt, dass “ökologisch poduziert” nicht automatisch mit höherer Qualität, vor allem aber nicht automatisch mit höherer Qualitätsanmutung und besserem Geschmack einhergeht als konventionell produziert, und letzteres ist für viele Kunden nun einmal mindestens genau so wichtig wie das Wissen, dass die Produktion formal irgendwelchen herstellungskriterien genügt.”

    Qualität ist hier natürlich relativ. Wenn ich es als richtig ansehe weniger Pflanzenschutzmittel und Zusatzstoffe aufzunehmen, dann ist Bio besser. Hier habe ich die sog. E-Nummern (die auf den Lebensmittelverpackungen abgedruckt werden müssen) mal verlinkt – zum selber nachlesen. http://www.code-knacker.de/…ttelzusatzstoffe.htm

    Der Geschmack wiederum hängt von vielen Faktoren ab. Bei Obst und Gemüse gibt es ja unendlich viele Sorten und auch die Zubereitung hat Einfluss auf den Geschmack.

    “Konventionell produzierte Güter sind nicht automatisch geschmacklich unterlegen und sehen auch nicht automatisch minderwertig aus. Manchmal sind sie in diesen Punkten den “ökologisch produzierten” sogar überlegen, wenn ich mal bedenke, was in dem Bioladen um die Ecke so herumliegt.”

    Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber zum Aussehen gibt es noch einiges zu sagen:
    Konventionelle Ware muss genormt sein, Äpfel z.B. die größer oder kleiner sind oder Flecken haben werden aussortiert. Damit sie schön glänzen und länger frisch bleiben werden sie mit einer Wachsschicht überzogen, die kaum mehr zu entfernen ist. Naturbelassene Ware schaut nun mal oft nicht so schön aus wie “aufgepeppte”.
    Viele Leute kaufen Bioprodukte auch nur um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und um eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu unterstützen, die unsere Ressourcen schont. Durch die “Geiz ist geil” Mentalität und die dadurch entstandene aggressive Marktpolitik haben wir leider den Blick für den wahren Wert der Dinge verloren.

    “Konventionelle Produkte sind auch nicht unbedingt ungesünder, wenn man mal an die Wahrscheinlichkeit von Schädlingsbefall oder Krankheitserregern in Gemüse denkt, das nicht behandelt wurde und auch nicht mit “Kunstdünger gedüngt wurde. Ich denke, wenn man die einfache Gleichung aufmacht “ökologisch = gesünder + schmackhafter + besser”, dann ist das etwas simplistisch.”

    Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Denn wenn ein konventionelles Produkt von Schädlingen befallen wird, dann kommt die Giftspritze zum Einsatz und auch Kunstdünger ist ja nicht immer unproblematisch. Warum soll das “nicht unbedingt ungesünder” sein?

    Zu Monsanto: Im Prinzip stimme ich Ihnen zu, aber leider hat Monsanto da die Regeln vorgegeben und lässt nichts unversucht sich noch mehr zu bereichern. Mir gruselt es auch vor Konzernen die reicher und mächtiger sind als manche Staaten. Was sollen einfache Bauern denen noch entgegensetzen, wenn sie gentechnisch verändertes Saatgut kaufen sollen, das auch noch patentrechtlich geschützt ist und das sie nicht aussähen dürfen, weil es jedes Mal von Monsanto neu gekauft werden muss? Nicht zu vergessen, dass auch das restliche Equipment, wie das Unkrautvernichtungsmittel Roundup usw. von Monsanto bezogen werden muss.

    Um die Weltbevölkerung auch in Zukunft noch ernähren zu können müssen natürlich neue Konzepte entwickelt werden, mir gefällt dieses hier: http://www.verticalfarm.com/

  14. @Mona

    Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Denn wenn ein konventionelles Produkt von Schädlingen befallen wird, dann kommt die Giftspritze zum Einsatz und auch Kunstdünger ist ja nicht immer unproblematisch. Warum soll das “nicht unbedingt ungesünder” sein?

    Ich denke, diese Art plakativer Schwarz-Weiß-Malerei sollte man vermeiden. Abgesehen davon stimmt es nicht ganz, was Sie schreiben. Durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann der Befall durch Schädlinge (Pilze, Insekten, Keime) von vorneherein vermieden oder zumindest reduziert werden. Wenn man erst dann mit den Behandlung beginnt, wenn der Befall bereits erfolgt ist, wird sehr wahrscheinlich eine höhere Dosis fällig und die Erfolgschancen sind trotzdem geringer.

    Ein solcher Befall ist nicht immer nur ein bloßes ästhetisches Problem, sondern er kann schlimmere Folgen für den Konsumenten haben als ein gezielter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Auch ein Ernteausfall hat Folgen für den Konsumenten.

    Es kommt natürlich auf den Einzelfall an und auch auf die Dosierung. Idealerweise lässt sich das Problem ohne Fungizide, Pestizide und Insektizide vermeiden, einfach durch die geeignete Auswahl von Saatgut, durch die Vermeidung von Monokulturen, durch Fruchtfolge usw. Aber das geht nicht immer und nicht überall.

    Dass es andersherum nicht gut ist, nach dem Gießkannenprinzip wild draufloszuspritzen, ist auch klar, nicht nur wegen der Rückstände in der Ernte, sondern auch und vor allem wegen der Resistenzbildung bei den Schädlingen.

    Aber das bedeutet nicht, dass küstliche Dünge- und Pflanzenschutzmittel von vorneherein nur abzulehnen sind. Immerhin verdanken wir die Tatsache, dass unsere Lebensmittelversorgung gesichert und die Produkte weitgehend sicher sind, genau diesen Faktoren.

    Was das System Monsanto angeht: Ich weigere mich, einfach zu akzeptieren und damit hinzunehmen, dass etwas so Wichtiges wie die Kontrolle über das genetische Material unserer Lebensmittel nicht anders zu handhaben sein soll und dass die Alternative lauten soll: Entweder Monsanto oder gar kein Genetic Engineering. Im Gegenteil, ich denke, ohne GE – und, wohlgemerkt, auch die gezielte Zucht, die Menschen über Jahrtausende betreiben, ist bereits eien Form von GE, halte ich es für illusorisch, die Lebensmittelversorgung der Weltbevökerung sicher zu stellen, bis die uns bevorstehende Doppelkrise der Spitze des Bevölkerungswachstums und des Klimawandels überwunden sein wird.

    Die nächsten 50 Jahre werden für die menschliche Zivilisation kritisch, vielleicht sogar entscheidend. Da darf man nicht einfach die wichtigsten Waffen entweder ganz aus der Hand geben oder widerstandslos einzelnen Wirtschaftsunternehmen überlassen.

  15. Monsanto

    Monsanto – man kann es schon nicht mehr hören – ist in der Ökoszene der Inbegriff alles Bösen. Macht sich halt so leicht wie im Märchen vom bösen Wolf. Was ist mit Bayer, BASF, DuPont, Syngenta ? Es gibt nicht nur den einen Konzern, der alles diktiert. Und mit Roundup verdient Monsanto schon lange kein Geld mehr, das machen andere inzwischen. Gegenüber Pharma-, Auto-, Energie- und IT-Konzernen ist Monsanto ein wahrer Waisenknabe. Allein die Energieerzeuger haben tausendmal mehr Einfluss auf Saatgut- und Lebensmittelpreise als Monsanto (Stichworte Energiepreise und Biomasseerzeugung). Und das Märchen von dem armen Bauern, der sich das Saatgut von Monsanto immer neu kaufen muss, wird auch nicht wahrer, wenn man es immer wieder erzählt. In Brasilien wurde vor der Zulassung von HR-Soja ein illegaler Anbau betrieben, nicht von Monsanto, sondern von Farmern. Also ganz freiwillig und sogar im Bewusstsein, eigentlich eine Straftat zu begehen. Nachzulesen hier: http://commodityplatform.org/…ybeans-1012081.pdf
    „Thus, it is known today that many Brazilian farmers previous to the passing of the Biosafety Bill 2005 when the use of RR soybeans was officially approved, illegally cultivated these new soybean varieties.“
    Warum nur ? Weil:
    „The existence of the supposed illegal GE soy crops sparked the immediate interest from Brazilian farmers in the new technology’s supposed benefits. Carpenter & Gianessi (1999) argued that herbicide-tolerant soy varieties, such as Roundup Ready soybeans, are attractive
    and the technique was adopted rapidly by farmers not only because of its potential cost
    savings, but also due the simplicity and flexibility of a weed control program that relies on
    one herbicide to control a broad spectrum of weeds without crop injury or crop rotation
    restrictions.“
    Selber lesen in Originaltexten bildet, nicht das Nachplappern von interessengeleiteten und damit bewussten Fehlinterpretationen.

  16. Herrn Kahn kann ich nur beipflichten

    ‘wenn beispielsweise eine genetische Manipulation (wie bisher schon die gezielte Züchtung, die am Ende doch auch eine genetische Manipulation darstellt) dahin geht, dass eine höhere Resistenz gegen Schädlinge erzielt wird, ohne dass viel gesprizt werden muss, warum ist das dann gleich von vorneherein abzulehnen?’

    ‘Die nächsten 50 Jahre werden für die menschliche Zivilisation kritisch, vielleicht sogar entscheidend. Da darf man nicht einfach die wichtigsten Waffen entweder ganz aus der Hand geben oder widerstandslos einzelnen Wirtschaftsunternehmen überlassen.’

    Und die ewige Schwarz/Weiss Malerei ist absolut kontraproduktiv. Je restriktiver die Richtlinien für Gentechnik, desto eher wird diese in den Händen einzelner großer Konzerne verbleiben. Kleine Anbieter werde sich von diesem Marktsegment fernhalten, da sie sich den ganzen formalen und rechtlichen Zirkus nicht leisten können. Davon abgesehen, hat es die sog. ‘Ökoszehne’ geschafft hat die hiesigen Verbraucher bezüglich Gentechnik komplett zu verunsichern.
    Gratulation!

  17. @Michael Khan

    Mir geht es hier nicht um plakative Schwarz-Weiß-Malerei, sondern lediglich um eine Richtigstellung ihrer Behauptung. Ich bin zwar eher auf Seiten des Ökolandbaus, aber m.E. sollte auch die konventionelle Landwirtschaft umweltschonend arbeiten. Kann sein, dass es langfristig sogar eine Annäherung gibt, da man die Standards für Bioprodukte 2009 abgesenkt hat – was nicht zuletzt auch auf die verstärkte Nachfrage zurückgeht (Bio im Supermarkt), die kleine Produzenten gar nicht mehr erfüllen können. Dazu passt auch, dass sogar der Massenfabrikant Wiesenhof schon ein Biohähnchen auf den Markt bringt.

    Siehe auch: http://www.foodwatch.de/…rordnung/index_ger.html

    Sie schreiben: “Durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann der Befall durch Schädlinge (Pilze, Insekten, Keime) von vorneherein vermieden oder zumindest reduziert werden. Wenn man erst dann mit den Behandlung beginnt, wenn der Befall bereits erfolgt ist, wird sehr wahrscheinlich eine höhere Dosis fällig und die Erfolgschancen sind trotzdem geringer.”

    Wenn Sie von vornherein alles ausschließen wollen, dann müssen Sie wirklich ein Supermittel zur Hand haben, das alles plattmacht. Und am Ende wohl auch Sie und mich 🙂

    Grundsätzlich sollten Pflanzenschutzmittel natürlich nur bei Bedarf eingesetzt werden. Ziel ist ein integrierter Pflanzenschutz, d.h. eine Kombination unterschiedlicher Verfahren, der den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt.

    Siehe auch: http://de.wikipedia.org/…grierter_Pflanzenschutz

    Was Sie über das “System Monsanto” schreiben finde ich gut, da denke ich ähnlich. Aber wie will man Monsanto davon abbringen sich auch noch den letzten Strohhalm patentieren zu lassen, dessen Samen man dann auch noch “zurückkaufen” muss?

    Sie schreiben: “Die nächsten 50 Jahre werden für die menschliche Zivilisation kritisch, vielleicht sogar entscheidend. Da darf man nicht einfach die wichtigsten Waffen entweder ganz aus der Hand geben oder widerstandslos einzelnen Wirtschaftsunternehmen überlassen.”

    Sehe ich auch so. Wahrscheinlich wird in Zukunft die Schere zwischen Arm und Reich noch mehr auseinanderklaffen. In Afrika gibt es momentan eine Hungerkatastrophe, nicht zuletzt auch deswegen, weil Spekulanten die Preise für Nahrungsmittel hochtrieben. Wichtig wäre deshalb ein weltweites Gesamtkonzept um solche Aktionen zu verhindern, aber leider sind wir davon weit entfernt. Auch in Bezug auf den Klimawandel müsste sich einiges ändern und ich denke schon, dass da eine Landwirtschaft die Umwelt Ressourcen schont einen Teil dazu beitragen könnte.

  18. Ökolandbau: Hobby für reiche Romantiker?

    Wenn Ökolandbau ein zurück zu vergangenen Formen der Landwirtschaft bedeutet, muss das für die Natur insgesamt nicht unbedingt gut sein. Lokal wird der Boden vielleicht schonender genutzt, doch eventuell braucht es dann mehr Land und landwirtschaftlich genutztes Land – sei es nun schonend und nachhaltig genutzt oder nicht – ist für mich kein Ersatz für Natur, also für sich selbst überlassenes Land.

    Es besteht nämlich die Gefahr, dass am Schluss kaum noch ein Fleck Erde übrigbleibt der nicht in irgend einer Form vom Menschen genutzt wird. Zur landwirtschaftlichen Nutzung im engeren Sinn kommt jetzt noch die Nutzung für den Anbau von “Energiepflanzen” hinzu, also der Biotreibstoffanbau.

    Früher oder später muss der Mensch die Ressourcen der Erde rezyklieren anstatt sich immer neue Ressourcen anzueignen – er muss also zu einer Raumschiffökonomie übergehen. Je weniger Ressourcen der Mensch selbst beansprucht desto mehr bleibt für die freie, wilde Natur übrig. Aus diesem Blickwinkel ist der Anbau in Treibhäusern dem Bioanbau auf grossen, vielleicht ehemaligen Naturflächen, vorzuziehen.

    9 Milliarden Menschen (ab 2050 möglich), die alle so leben wollen wie heute die bessere Hälfte der US-Bürger, benötigen 70 Mal mehr Konsumgüter als alle Menschen heute zusammen. So etwas ist nur möglich wenn die Menschen die meisten Ressourcen rezyklieren und auch ihre Nahrung ohne Belastung der Natur produzieren. Die naturschonenste Methode der Nahrungsproduktion könnte die rein synthetische Produktion sein: Das braucht kaum Land und fügt keiner Pflanze und keinem Tier ein Leid zu.

  19. @torben hoffmeister

    In Bezug auf Monsanto und Co. haben Sie anscheinend überhaupt nichts begriffen und über die Auswirkungen sind Sie sich auch nicht im Klaren.
    Die Natur ist das Erbe der Menschheit, sie darf nicht patentiert werden und dann Eigentum von einigen Konzernen werden. Inzwischen will sich der Konzern sogar schon Schweineprodukte patentieren lassen (Patentanmeldung WO/2009/097403).

    Siehe dazu auch den Film über die Inderin Vandana Shiva, sie ist promovierte Physikerin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises: http://www.youtube.com/…eature=player_embedded#!

  20. @Mona

    Wenn Sie von vornherein alles ausschließen wollen, dann müssen Sie wirklich ein Supermittel zur Hand haben, das alles plattmacht.

    Von “alles ausschließen” war doch nicht die Rede. Ich weise nur darauf hin, dass der gezielte Einsatz von Chemie, in der Düngung wie auch in der Prävention von Schädlingsbefall, durchaus sinnvoll und vorteilhaft sein kann, auch für den Konsumenten. Unter anderem zeigt sich das an der menschlichen Geschichte, denn erst mit der Erfindung von Kunstdünger und chemischem Pflanzenschutz gelang es, die Nahrunbgsversorgung auf eine sichere Basis zu stellen.

    Ich lese gerade das Buch “At Home” von Bill Bryson, wo u.a. Zahlen zu katastrophalen Missernten im vorindustriellen Zeitalter genannt werden. Diese traten in Mittel- und Nordeuropa mehr als einmal pro Jahrzehnt auf, aus diversen Gründen. Da die Produktivität in der Landwirtschaft damals insgesamt gering war und gleichzeitig auch noch Schädlinge die geernteten und gelagerten Grundnahrungsmittel befielen, gab es keine Reserven. Die Folgen einer Missernte waren deswegen schnell Hungersnöte.

    Es herrscht heutzutage die Tendenz vor, alle modernen Errungenschaften zu verteufeln. Ich meine damit nicht Sie, sondern reichlich undifferenzierte Grundeinstellungen und Vorurteile, die offenbar weitverbreitet sind und sogar zunehmen. Wahrscheinlich ist die Zeit des Hungers so weit in der vergangenheit, dass sie im kollektiven Gedächtnis nicht mehr präsent ist.

    Wir sollten uns aber nichts vormachen. Unser Wohlstand und unsere Sicherheit, und sogar der Luxus, dass man gleichzeitig von den Leistungen der modernen Technik profitiert und sie kleinredet, all das verdanken wir fast ausschließlich eben dieser Technik.

    Gleiches kann ich mit fast genau denselben Worten über die moderne Medizin sagen, die heute verbreitet als “Apparatemedizin” oder “Chemiekeule” schlechtgeredet wird. Ich sage da, wie auch in der Landwirtschaft: Schauen wir uns mal genau an, wie es aussah, bevor wir diese Technik hatten. Möchten wir dahin zurück? Ich nicht, vielen Dank auch.

    Dass der übetriebene Einsatz egal wovon meist mehr Probleme schafft als löst , ist eine Binsenweisheit und wird von mir auch nicht bestritten. Darüber brauchen wir nicht lang zu diskutieren.

    Grundsätzlich sollten Pflanzenschutzmittel natürlich nur bei Bedarf eingesetzt werden. Ziel ist ein integrierter Pflanzenschutz, d.h. eine Kombination unterschiedlicher Verfahren, der den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt.

    Ganz genau, volle Zustimmung.

    Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen den entwickelten Ländern und den unterentwickelten Ländern, wobei die Fehlernährung gibt es in beiden, und zwar reichlich. Aber in den Industriestaaten geht die Fehlernährung meist mit Überernährung einher, in den ärmsten Entwicklungsländern vorwiegend mit Unterernährung.

    Da das Problem fundamental anders gelagert ist, muss auch die Problemlösung fundamental anders aussehen.

    Bei uns würde es schon helfen, wenn die Leute durchschnittlich weniger, dafür aber bessere Lebensmittel essen würden. Statt 500 Gramm schlechten, fettigen Fleischs beispielsweise 200 Gramm gutes Fleisch. Selbst wenn das gute Fleisch pro Kilo mehr kostet, gibt man insgesamt wegen der geringeren Menge nicht mehr Geld aus und wegen der besseren Qualität lebt man gesünder. Das braucht noch nicht einmal jeder so zu handhaben, es würde schon reichen, wenn der Trend in diese Richtung ginge.

    Aber dieser Ansatz funktioniert gar nicht, wo ohnehin Mangel herrscht und dann auch noch das Preisgefüge dergestalt ist, dass Lebensmittel aller Art zum Luxusgut werden.

  21. @Michael Kahn

    Ich kann Ihnen in allen Punkten zustimmen und möchte lediglich noch einige Beispiele hinzufügen.

    Sie schreiben. “Bei uns würde es schon helfen, wenn die Leute durchschnittlich weniger, dafür aber bessere Lebensmittel essen würden. Statt 500 Gramm schlechten, fettigen Fleischs beispielsweise 200 Gramm gutes Fleisch. Selbst wenn das gute Fleisch pro Kilo mehr kostet, gibt man insgesamt wegen der geringeren Menge nicht mehr Geld aus und wegen der besseren Qualität lebt man gesünder. Das braucht noch nicht einmal jeder so zu handhaben, es würde schon reichen, wenn der Trend in diese Richtung ginge.”

    Ja, das sehe ich auch so. Viele Kinder beispielsweise kennen kaum noch die gängigsten Obstsorten, dafür aber sämtlichen Süßkram den die Werbung so anpreist. Dabei wird gerade in den ersten Lebensjahren das Ernährungsverhalten entscheidend geprägt. Vielleicht könnte man da auch einmal eine besondere Frucht kaufen, anstatt etwas aus der Süßwarenabteilung. Leider kochen viele Leute heutzutage überhaupt nicht mehr und so geht auch das Wissen um die natürlichen Zutaten verloren.
    Ich persönlich koche ja leidenschaftlich gerne und es macht mir Freude naturbelassene Lebensmittel zu verarbeiten, die ganz anders riechen und schmecken als das Zeug aus den Fertigpäckchen.

    “Ich lese gerade das Buch “At Home” von Bill Bryson, wo u.a. Zahlen zu katastrophalen Missernten im vorindustriellen Zeitalter genannt werden. Diese traten in Mittel- und Nordeuropa mehr als einmal pro Jahrzehnt auf, aus diversen Gründen. Da die Produktivität in der Landwirtschaft damals insgesamt gering war und gleichzeitig auch noch Schädlinge die geernteten und gelagerten Grundnahrungsmittel befielen, gab es keine Reserven. Die Folgen einer Missernte waren deswegen schnell Hungersnöte.”

    Die schlimmste mir bekannte Hungersnot in Europa gab es, glaube ich, in Irland 1845/46. Einer der Gründe dafür war, dass ein Pilz die Kartoffelernte befallen hatte gegen den es damals noch kein Mittel gab. Schätzungsweise eine Million Iren starben an Hunger und Krankheiten. Weitere 1,5 Millionen Iren verließen das Land und wanderten nach Amerika aus. Apropos Irland, da Sie anscheinend auch gerne lesen, möchte ich auf ein wirklich abgefahrenes Buch hinweisen, dass mir viel Vergnügen bereitete: http://www.amazon.de/…Flann-OBrien/dp/3518383108

    Zu ihrem Schlusssatz: “Aber dieser Ansatz funktioniert gar nicht, wo ohnehin Mangel herrscht und dann auch noch das Preisgefüge dergestalt ist, dass Lebensmittel aller Art zum Luxusgut werden.”

    Leider werden zudem in den reichen Ländern noch jede Menge Lebensmittel weggeworfen. Hier der Trailer zu dem Film “Taste The Waste”:
    http://www.youtube.com/watch?v=0WYi_mWrLic

    Übrigens, Lebensmittel aus dem Ökolandbau werden nicht so häufig weggeschmissen – aber die sind dazu auch zu teuer 🙂

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