Verkohlte Kunden, Teil 2

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

RWE-Riese (Quelle: Screenshot www.rwe.com

Im letzten Jahr hat sich der Energiekonzern Vattenfall mit einer eigenen Website als Klimaschützer dargestellt – ein Bild fernab der Realität. Jetzt folgt RWE mit einer Fernseh- und Kinokampagne, in der sich der Konzern als grüner Riese versteht. Gut, dass Hollywood uns gelehrt hat, dass Film und Wirklichkeit zwei grundverschiedene Dinge sind…

Im Werbespot pflanzt ein freundlicher Riese Windräder, setzt Kraftwerke ins Meer und verbreitet die Botschaft, dass ein Stromoligopol eine tolle Sache ist, besonders für die Umwelt. Verbrauchertäuschung ist das vermutlich nicht, denn tatsächlich investiert auch RWE inzwischen in regenerative Energien. Allerdings eher in zwergenhaften Dimensionen:

  • Laut einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung aus dem März sind lediglich 15 Prozent der von RWE geplanten Investitionen zwischen 2008 und 2012 für erneuerbare Energien veranschlagt. Sieht so die Umstellung des Kraftwerkparks auf zukunftsfähige, klimafreundliche Technologien aus?
  • Nach der gleichen Studie  liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei RWE bei zwei Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren am Endstromverbrauch in Deutschland lag hingegen 2008 bei 14,8 Prozent. VoRWEg gehen kann man das nicht nennen.
  • Dafür liegt der Anteil an Energie aus Braunkohlekraftwerken, der klimaschädlichsten aller Möglichkeiten, bei RWE bei 30 Prozent. Wenig überraschend, dass RWE der größte CO2-Verursacher Europas ist.
  • Rund 10 000 Hochspannungsmasten von RWE belasten deutsche Böden aufgrund eines bleihaltigen Rostschutzmittels.
  • In Bulgarien investiert RWE in den Bau eines Atomkraftwerks mitten in einem Erdbebengebiet.

Grüne Riesen sehen anders aus. Mein Tipp: Wechseln Sie zu einem Ökostromanbieter – erfordert eine Postkarte oder eine Minute Onlinezeit, und in vielen Städten sparen Sie sogar dabei.

Fotoquelle: Screenshot www.rwe.com

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

5 Kommentare

  1. Die effektivsten Klimaschützer hier sind eindeutig die deutsche (Nicht)Mütter, die den Deutschen die besten Chancen auf den zukünftigen Weltmeistertitel in CO2-Vermeidung bieten. Die nächst besten Kandidaten sind dann wohl die Kernkraftbetreiber, gefolgt von den Kohleleuten, die neue Kohlekraftwerke mit Wirkungsgraden von 50% produzieren.
    Negativweltmeister sind eher die Hersteller von Klimaanlagen, großen Plasmabildschirmen und der Playstation 3 sowie der Luftverkehr.

  2. RWE geht bei der Versorgungssicherheit v

    „Der Anteil der Erneuerbaren am Endstromverbrauch in Deutschland lag hingegen 2008 bei 14,8 Prozent.“ Dieser Anteil ist nur machbar, weil durch fossile Kraftwerke und Kernkraftwerke ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gewährleistet ist: 85,2 % der Stromversorgung wird durch fossile Energieträger und die Kernkraft erzeugt. Den größten Anteil an der Stromversorgung in unserem Land haben mit 44,5 % die von vielen unwissenden und schlechtinformierten ÖkoLogen vehement bekämpften Kohlekraftwerke, gefolgt von den seit fast 40 Jahren verteufelten Atomkraftwerken (23,3 %) und Erdgas-Kraftwerken mit 13 %. Die Wasserkraft leistet 4,2 %, aber deren Ausbau können sich die ÖkoLogen nun wirklich nicht auf ihre Fahnen schreiben: er begann in der Kaiserzeit und endete mit dem Bau der letzten großen in Deutschland errichteten Staumauern in den Sechziger Jahren. Heute würden die Ökos wohl jedes größere Staudammprojekt zu Fall bringen!
    Die Windkraft leistet mit gegenwärtig fast 24.000 Windmühlen, die weite Teile der deutschen Nordseeküste verschandeln, gerade einmal 6,3 % der Stromerzeugung (alle Zahlen für 2008). Im Unterschied zu allen anderen stromliefernden Energieformen haben die Windmühlen aber einen gravierenden Nachteil: ihre stark schwankende, völlig unberechenbare Leistungsabgabe. Selbst an der Küste erreichen Windkraftwerke an etwa 2500 Stunden im Jahr ihre volle Leistung, im Binnenland sogar nur an etwa 1500 Stunden, während Kern- und Kohlekraftwerke etwa 8000 Betriebstunden pro Jahr erreichen, bei konstanter Leistungsabgabe. Weder im Grundlast-, noch im Mittel- oder Spitzenlast-Betrieb können Windkraftwerke daher auch nur ein einziges konventionelles Kraftwerk oder ein Atomkraftwerk ersetzen. Im Gegenteil, konventionelle Kraftwerke müssen in Reserve gehalten werden, um im Fall von Flaute oder Sturm die Stromversorgung zu sichern. Dadurch entstehen doppelte Kapitalkosten- nun müssen für zwei Anlagen Zins- und Tilgungskosten und natürlich auch Unterhalt und Wartungskosten aufgebracht werden! Ähnlich sieht es für die Sonnenenergie aus, die mit bescheidenen 0,6 % zur Stromerzeugung beiträgt. Allein bis zum Jahr 2010 wird der deutsche Steuerzahler für diesen energiepolitischen Irrsinn durch Steuervergünstigungen und Zinsverbilligung sowie verdeckte Subventionen mit einem zweistelligen Euro-Milliardenbeitrag zur Kasse gebeten.
    Schönes konkretes Beispiel: die installierte Leistung der fast 24000 Windräder beträgt auf dem Papier 23000 MW, mehr als die Leistung der noch in Betrieb befindlichen 17 deutschen Kernkraftwerke. Aber der Beitrag zur Stromversorgung ist – wie oben erwähnt – reichlich bescheiden, an manchen Tagen sogar katastrophal. Am 8. Januar 2009 (wir erinnern uns, ein schöner, windstiller Wintertag mit hohem Strombedarf) lieferten all´ die vielen tollen Windmühlen nicht einmal 900 MW, d.h. 4 % der installierten Leistung!! Da freue ich mich, daß Firmen wie RWE mit sicherer Stromversorgung aus Kohle- und Kernkraftwerken vorRWEg gehen und nur durch einen geringen, ungefährlichen Anteil von ökoLogischen-Traumtänzer-Energien belastet sind!

  3. Versorgungslücke wird langweilig

    Herr Quentmeier,

    2007 standen gleichzeitig sieben der 17 deutschen Atomkraftwerke still, und Deutschland hat immer noch Strom exportiert.

    Regenerativen Energien sind ein dezentraler Mix, und dass gleichzeitig Wind, Sonne, Gezeiten, Erdwärme, Biomasse ausfallen, und das dann noch europaweit, ist recht unwahrscheinlich. Natürlich ist es richtig, dass für unregelmäßig arbeitende Quellen wie Sonne und Wind Speichertechnologien benötigt werden, aber das ist ein lösbares Problem (erst recht verglichen mit Klimawandel oder GAU).

    In der Übergangsphase ist Gas mit KWK allemal besser als Kohle, erst recht als Braunkohle.

    Bis heute konnte mir übrigens niemand erklären, was an Windrädern hässlich ist. Die Leute, die im Schatten der Wolken von Kohlekraftwerken (hübsche Dinger!) sitzen und darüber schimpfen, oder die, die rund um Atomkraftwerke und Zwischenlager in Sorge leben, die kann ich hingegen gut verstehen. Und wie ist es eigentlich mit den zig Tausend Hochspannungsmasten?

  4. Versorgungslücke:Wunsch und Wirklichkeit

    Auch wenn 2007 sieben der deutschen Atomkraftwerke zeitweise stillstanden, trug die Kernenergie immer noch über 22 % zur Stromversorgung bei – und dieser Anteil stieg 2008 um 5,9% auf einen Anteil von 23,3% an, während die Windkraft 6,3% und der Solarstrom 0,6 % beitrug, trotz aberwitziger Milliardensubventionen. Die Grundlast beträt in Deutschland ca. 40 Gigawatt (GW), davon kommen – mit Jahrzehnte lang bewährter Zuverlässigkeit – 45% aus der Atomenergie, 45 % aus der Braunkohle und max. 10 % aus der Wasserkraft. Die sogenannten alternativen Energien Wind und Sonne taugen dafür absolut nicht! Die maximale Leistung aus Speicherkraftwerken beträgt gerade einmal 6,6 GW – und diese Leistung ist nur noch schwer steigerbar. Es gibt immer wieder Tage wie den 11. Januar 2009: klares kaltes Winterwetter, fast kein Wind und aus den 23000 Windmühlen mit 24 GW Nennleistung kam eine äußerst magere Leistungsabgabe von weniger als 0,9 GW, das macht 3,8% – und die Solaranlagen waren schneebedeckt! Gut, das es genügend konventionelle Kraftwerke gab, um die Lücke von 23,1 GW zu füllen; die Pumpspeicherkraftwerke wären spätestens um die Mittagszeit erschöpft gewesen! Jahreswechsel 2007/2008: drei Tage Windstille, Leistung allerWindmühlen unter 1 GW!
    Der Einsatz von Erdgas zur Stromversorgung sollte wie bisher nur zur Deckung der Spitzenlast genutzt werden. Erdgas ist der kostbarste fossile Brennstoff, der zugleich ein sehr wichtiger Rohstoff in der chemischen Industrie ist. Dieser ist viel zu wertvoll und sollte nicht sinnlos verfeuert werden, nur um rot-grüne energiepolitische Traumtänzereien zu verwirklichen!
    Hässliche Windmühlen: fahren Sie doch mal mit dem Auto auf der A31 von Bottrop nach Emden. Schon am Nordrand des Ruhrgebiets kommen die ersten Windmühlen, die nach Norden immer zahlreicher werden. Die meisten überragen alle anderen Ge-bäude, auch die Kirchtürme um das Doppelte oder gar Dreifache. Oft genug stehen diese Anlagen aber völlig still oder drehen sich sehr, sehr träge. Auf halber Strecke kommt die Abfahrt Lingen/Ems. Dort können Sie von der Autobahn aus ein Atomkraftwerk sehen – von Bäumen umgeben, fällt es kaum auf. Am leichtesten sieht man noch den Kühlturm, bekrönt einer dekorativen weißen Wasserdampfwolke. Diese Anlage leistet 1400 MW. Sie bräuchten 1400 Windmühlen mit 1 MW, um das Atomkraftwerk rechnerisch zu ersetzen. Schauen wir uns die Leistungsabgabe der Windmühlen an, so brauchen Sie schon 7000 (in Worten: siebentausend) Windkraftwerke, um das Atomkraftwerk zu ersetzen. Aber selbst die besagten 7000 Windmühlen könnten das AKW wegen des völlig unberechenbaren Windes nicht ersetzen.
    Ähnliches können Sie in Bremerhaven beobachten: Vom Dach des Hotel Atlantik genießt man einen wunderbaren Rundblick über die Stadt, den Hafen und das Umland. Auch hier wieder: Windparks mit mehreren 100 Windmühlen in der lieblichen norddeutschen Landschaft. Und am Horizont das wundervolle Kernkraftwerk Unterweser. Leistung und Ersatz durch Windkraftwerke: s. oben!
    Cuxhaben: ein Blick auf das Ostufer der Elbe: hier stehen über 1000 Windmühlen, die alle anderen Gebäude um ein Mehrfaches überragen. Über viele km ist eine schöne Küstenlandschaft in einen riesigen Industriepark verwandelt worden – der gesamte Horizont ist verbaut! Und das in einer Landschaft, in der es vorher nie nennenswerte Industrieanlagen auf dem platten Land gegeben hat. Und das alles für lächerliche 6,3% der deutschen Stromversorgung!
    Apropos Hochspannungsmasten: ich geben zu, besonders hübsch sind die nicht, aber leider unverzichtbar für eine sichere flächendeckende Stromversorgung. Aber wie kommt eigentlich der Strom von Ihren heißgeliebten Windmühlen zu der Verbrauchern? Drahtlos? Und wenn tatsächlich 25 GW Windkraft „offshore“ in Form von 5000 gigantischen Windmühlen installiert werden: wie sollen die riesigen Mengen unregelmäßiger Flackerstrom ins Netz eingespeist werden?

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