Umwelt bleibt in Hamburg ein Fremdwort
BLOG: Öko-Logisch?
Wenn man aus der Ferne regionale Politik beurteilen will, läuft man immer Gefahr, ungerecht zu pauschalisieren. Darum möchte ich mir auch kein generelles Urteil über die Arbeit der nun wiedergewählten Hamburger CDU erlauben. Ich möchte dennoch zwei Punkte diskutieren, die aus ökologischer Sicht die Hamburger CDU noch mehr Stimmen hätten kosten können: Ole von Beusts unverhohlene Absicht, die bundesweiten Klimaschutzziele zu torpedieren, und sein vehementer Einsatz gegen den Beschluss der anderen Nordseeanrainer, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe erklären zu lassen.
880 Millionen Tonnen Kohlendioxid werden in Deutschland jährlich ausgestoßen. Immerhin: Nach Protesten vieler Umweltschutzorganisationen hat Angela Merkel eine Verringerung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 als Ziel gesetzt. Doch die Energiekonzerne planen den Neubau von 20 Steinkohle- und 3 Braunkohlekraftwerken. Umweltminister Gabriel zeigte sich vor wenigen Wochen überrascht, als Greenpeace ihn mit diesen Zahlen konfrontierte, gab aber zu, dass so die Klimaschutzziele niemals zu erreichen seien.
Eines dieser Kohlekraftwerke plant Vattenfall in Hamburg Moorburg. Ole von Beust hat Ende letzten Jahres den vorzeitigen Baubeginn genehmigt, weil Vattenfall zugesichert hat, eine CO2-Abscheidetechnik einzubauen. Dabei sind sich Experten einig, dass diese Technik nicht vor 2020 einsatzbereit sein wird; und selbst dann bleibt die Frage nach einer für die Ewigkeit sicheren Lagerung des abgeschiedenen CO2s. Kraft-Wärme-Kopplung, die aus Abwärme Heizenergie macht und damit den Wirkungsgrad des Kraftwerks erheblich verbessert, sieht das Abkommen zwischen Hamburg und Vattenfall zwar auch vor – aber eher als unverbindliche Option. Von einer Konventionalstrafe bei Nichterfüllung ist dagegen keine Rede.
Als weiteres Problem sieht Greenpeace die Kühlung des Kraftwerks durch Wasser aus der Elbe. Neben einer kritischen Erwärmung und damit Sauerstoffverringerung werden erhebliche Wassermassen in ihrem Fluss gestört:
Für die geplanten 1.600 MW des Kraftwerks Moorburg würden pro Stunde etwa 200.000 Kubikmeter Kühlwasser entnommen werden. Allein hierdurch würden Milliarden von Wassertieren, Fischlarven und Kleinfischen pro Jahr zu Tode kommen. Die Folgen eines solchen Eingriffes auf das Ökosystem Elbe sind kaum abzuschätzen.
Und schlimmer noch: Durch die in Aussicht gestellte CO2-Abscheideanlage würde in Folge der Rauchgaswäsche eine zusätzliche Wassermenge von 50 bis 100 Kubikmetern pro Tonne CO2 verbraucht werden. Das kann zu einem Zusatzbedarf an Wasser von bis zu 100.000 Kubikmetern pro Stunde führen. In den von Vattenfall vorgelegten Unterlagen steht von alledem nichts.
Da passt es gut ins Bild, dass alle deutschen und niederländischen Nordseeküstenstaaten gemeinsam das in seiner Größe weltweit einzigartige Wattenmeer zum UNSECO-Weltnaturerbe erklären lassen wollen – bis auf Hamburg. Ole von Beust hat dafür gesorgt, dass der Stadtstaat als einziger den Antrag nicht unterstützt hat. Die Begründung ist denkbar einfach: In einem Weltnaturerbe kann man nicht einfach die Elbe tiefer graben. Und dann kann man Kreuzfahrtschiffe nicht noch größer bauen, und es reicht nur für so kleine Schiffe wie die Queen Mary 2, über die es in der Wikipedia heißt:
Die Queen Mary 2 hat fünf Swimmingpools, einen Ballsaal, Golfanlage, Wintergarten, Sportzentrum, mit über 8.000 Büchern die größte Bibliothek auf See, den größten öffentlichen Saal (Restaurant Britannia), der über zwei Decks und die gesamte Schiffsbreite geht, acht weitere Restaurants, Fitness-Center, Planetarium, Kino, Theater und eine Leichenhalle für vier Tote.“
Ich bin gespannt, was aus Ole von Beusts Plänen wird, falls es in Hamburg zu einer Koalition aus CDU und Grünen kommt…
Foto: Muns