Schein und Sein beim Artenschutz
BLOG: Öko-Logisch?
Umwelt sind Du und ich

Große Reden haben wir von deutschen Politikern auf der Weltartenschutzkonferenz in Bonn während der letzten zwei Wochen gehört. In der gleichen Zeit haben die selben Politiker daheim in ihren Bundesländern den Artenschutz mit Füßen getreten, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) dokumentiert. Leider bleiben im Gedächtnis der Wähler die Versprechen der Politiker besser hängen als ihre Taten…
- Sachsen-Anhalt hat den Landesanteil des Biosphärenreservats Flußlandschaft Elbe um ein Drittel verkleinert – ohne Absprache mit der UNESCO oder den anderen Partnern des Reservats. Durch die Schrumpfung muss das Land im Reservat weniger Kernzonen ausweisen, jene Gebiete, die bedrohten Tieren wie dem Biber besonderen Schutz gewähren sollen.
- Baden-Württemberg missachtet die Rechte von Naturschutzverbänden und zerstört den Nachwuchs der Kormorane am Bodensee. Laut EU-Vogelschutzrichtlinie und Bundesnaturschutzgesetz ist der Kormoran eine besonders geschützte Art. Dennoch erließ das Regierungspräsidium Freiburg einen Bescheid, die einzige Kormorankolonie am Bodensee mit sofortiger Wirkung zu vernichten. Der Naturschutzbund NABU hat am selben Nachmittag beim Verwaltungsgericht Freiburg einen Eilantrag gegen den Sofortvollzug des Bescheids gestellt und darüber auch das Regierungspräsidium informiert. Um vor einer Entscheidung des Gerichts über den Eilantrag jedoch Fakten zu schaffen, wurde die Vernichtungsaktion noch in derselben Nacht durchgeführt.
- Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) fällte mit einer Kettensäge in einem besonders geschützten Bereich des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue eine ufernahe Weide. Damit unterstrich er seinen Erlass, auf einer Strecke von 25 Kilometern entlang der Elbe die Weichholzauen zu zerstören.
- In Hessen schafft die Regierung Koch die Landschaftsschutzgebiete ab. Im Bundesrat drängt sie dazu, Vogel- und Naturschutz zusammen zu legen, um die Flächen zu verkleinern. Der Bundesrat entschließt: "Angesichts der beträchtlichen Flächenanteile sollte nunmehr auch den Anforderungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur Rechnung getragen werden."
- Nordrheinwestfalen änderte das Landschaftsgesetz und schränkte dabei den Biotopschutz und das Mitsprache- und Klagerecht von Umweltverbänden deutlich ein. Auf dieser Grundlage dürfen Kormorane in NRW nun in Naturschutzgebieten und während der Schonzeit geschossen werden.
- Hamburg erklärte die Flugzeugwerft von Airbus für "gemeinnützig", um Anwohner enteignen und einen Erweiterungsbau im Vogelschutzgebiet Mühlenberger Loch absegnen zu können. Damit wird das einmalige Süßwasserwatt zerstört.
Foto: Pixelio