Merkel gegen die Umwelt

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Merkel (Foto: א (Aleph), http://commons.wikimedia.org)

Umwelt- und Naturschutzverbände haben sich thematisch und methodisch längst spezialisiert. Wenn dann doch mal alle Großen gleichzeitig die gleichen Vorwürfe gegen die selbe Person erheben, dann lohnt es sich, genauer hin zu gucken – so wie jetzt bei Angela Merkels Regierungserklärung zum EU-Klimaschutz und ihrer Lobbyarbeit für klimaschädliche Autos.

Deutschland zieht im internationalen Wettbewerb große Vorteile aus seinem Technologievorsprung in Umwelttechnologien, aber auch durch ein branchenübergreifendes Verständnis von Nachhaltigkeit. Hunderttausende Arbeitsplätze sind so allein in den erneuerbaren Energien entstanden. Branchen, die diese Entwicklung verschlafen haben, müssen sich nun – vor allen in der Wirtschaftskrise – von internationalen Konkurrenten vorführen lassen, beispielsweise die Automobilbranche durch die Japaner und Franzosen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich wiederholt den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben. Doch bei ihrer Regierungserklärung letzte Woche war davon nichts mehr übrig. Während die USA deutliche Zeichen setzen, unter ihrem nächsten Präsidenten massiv in den Klimaschutz und damit in eine zukunftsträchtige Wirtschaft zu investieren (150 Milliarden Dollar nur für eneuerbare Energien), blockiert Deutschland gemeinsam mit Polen und Italien die europäischen Klimaschutzziele. Ein paar Zitate fassen die Kritik gut zusammen. Bemerkenswert übrigens, dass Umweltschutz früher unterlassen wurde, weil er als Kostenfaktor galt, und heute, wo er Wirtschaftsmotor ist, von veränderungsunwilligen Konzernen eben neue Ausreden gefunden werden.

Regine Guenther, WWF:

Deutschland blockiert anspruchsvollen Klimaschutz in der EU und geriert sich als Steigbügelhalter einer innovationsfaulen Industrie, die Klimaschutz nicht als Chance begreift, sondern als Risiko. Was Deutschland braucht, ist eine effiziente Wirtschaft, die so innovativ ist, dass sie Krisen trotzt.

Karsten Smid, Greenpeace:

Angela Merkel hält an der Vergangenheit fest und versucht die bestehenden Industrien zu schützen. Das gefährdet Deutschlands Rolle als Exportnation vor allem auf dem Wachstumsmarkt der klimafreundlichen Zukunftstechnologien.

Gerd Lottsiepen, Verkehrsclub Deutschland:

Die Klimabilanz im Verkehr ist verheerend. In der EU sind die CO2-Emissionen im Verkehr, anders als in allen anderen Sektoren, angestiegen. Trotzdem wurden die CO2-und Verbrauchsgrenzwerte für PKW von der deutschen Politik und der Autoindustrie verschleppt und verwässert – zum Schaden für das Klima und den Geldbeutel der Autofahrer. Wenn die deutsche Autoindustrie nicht endlich die Zeichen der Zeit erkennt und auf klimaschonendere Modelle setzt, werden sich die jetzigen Absatzprobleme vergrößern und Arbeitsplätze gehen verloren.

Thomas Hirsch, Brot für die Welt:

Während den Klimaflüchtlingen in Bangladesh, Tuvalu und Papua Neuguinea das Wasser bis zum Halse steht, vergisst die Kanzlerin das EU-Klimapaket, das sie einst selbst angestoßen hatte. Jetzt muss sie sich entscheiden, was ihr wichtiger ist, die akuten Überlebensinteressen vieler und die Sicherung der Zukunft aller Kinder dieser Erde oder kurzfristige und wenig nachhaltige, nationale Wirtschaftsinteressen.

Christina Hering, Klima-Allianz:

Die Bürger wollen nicht länger hinnehmen, dass Konzerne Millionen für Werbungen ausgeben, in denen sie sich als große Klimaschützer verkaufen, davon ungeachtet aber an ihrem bisherigen Geschäftsmodell festhalten und auf Kosten der Allgemeinheit ihre Gewinne steigern.

Foto: א (Aleph), http://commons.wikimedia.org

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

10 Kommentare

  1. Tja, Frau Merkel scheint ja wieder zur Vernunft zurückgefunden haben, wie die Äußerungen aus der Obskurantenecke zeigen. Stellt sich nur noch die Frage nach der Ursache. Hat sie erkannt, dass das Klimathema ähnlich wie Ozonloch, Waldsterben, BSE, Vogelgrippe, DDT und Asbest auch nur eine Halbwertszeit hat und ausgelutscht ist? Oder hat sie begriffen, dass das Thema ernst ist und deshalb nicht durch sinnlose Solarstromsubventionen zur Förderung der Ostländerindustrie pervertiert werden darf? Die mittlere Effizienz der Kohlekraftwerke in der Welt liegt nur bei ca. 31%, wenn die Schrottanlagen durch moderne Technologie mit 50% Wirkungsgrad ersetzt würden, würde die Effizienz der Kohleverbrennung um 60% steigen. Dies zu fördern wäre eine nachhaltige Maßnahme, die unsere Energieversorgung sichern würde und bezüglich CO2-Ersparnis ca. 30 mal effektiver wäre, als die deutschen Solarstromsubventionen.

  2. Wenn das Maß, an dem Deutschland seine energiepolitischen, oder auch -wirtschaftlichen Ziele festmachen soll, die mittlere Effizienz der weltweiten Kohlekraftwerke ist, brauchte man sich natürlich keine Gedanken zu machen. Abgesehen davon frage ich mich, wie es zu realisieren ist, den internationalen Durchschnitt durch Investitionen in Deutschland anzuheben …
    Natürlich bringt es nichts nur nach regenerativen Energien zu schreien und Kohle- und Atomkraft beiseite zu schieben. Nun ist es aber leider nicht so, dass diese Energiequellen nicht auch ihre Probleme mit sich brächten. Die Kohle, die man in deutschen Kraftwerken braucht findet sich ebenso in chinesischen Kraftwerken wieder und ist leider auch dort sehr begehrt, selbst Kohlehydrierung tritt dort wieder in Erscheinung. Gas kommt zu nicht unwesentlichen Teilen aus Russland und Öl aus noch wesentlich unbeständigeren Gegenden auf dieser Erde. Und alles ist nur in begrenztem Maße vorhanden. Warum ist es da so schlimm, dass sich manche Menschen auch mal über das Jahr 2050 hinaus Gedanken machen und mehr regenerative Energien fordern oder auch nur niedrigere Abgasquoten für Autos, was ja der Modernisierung von Kohlekraftwerken ziemlich ähnlich daher kommt. Nur weil der deutsche Staat Solartechnologie im hohen (vllt auch zu hohen) Maße subventioniert, muss man sie ja nicht gleich in der Luft zerreissen.

  3. @adenosine

    Zwei kleine Anmerkungen zu Kohlekraftwerken:

    Es herrscht klimawissenschaftlicher Konsens, dass Kohlekraftwerke nur dann tragbar sind, wenn sie mit CO2-Abscheidung arbeiten. Die wird aber vor 2020 auf gar keinen Fall einsatzbereit sein, und wenn sie es sein wird, bedeutet das einen Wirkungsgrad des Kraftwerks, der unter dem der heutigen 70er-Jahre-Dreckschleudern liegt. Und das wieder einmal bei ungelöster Endlagerfrage.

    Moderne Kohlekraftwerke werden – bei größerer Leistung – weniger Arbeitsplätze bieten als früher. Abscheidungstechniken entwickeln auch andere – das wird kein Exportschlager, allein schon, weil viele Länder ohne eigene fossile Brennstoffe massiv in erneuerbare Energien investieren. Die wiederum sind erwiesenermaßen Jobmotoren und Deutschland ist dort Technologieführer.

    Warum genau wollen Sie zu Gunsten der Kohlewirtschaft dem Rest der deutschen Wirtschaft (und damit der Bevölkerung) sowie dem Klima (und damit der Bevölkerung) schaden?

  4. Neue Situation

    Liebes Volk,

    weil ja nun in diesen Tagen immer nur noch von Helmut Schmidt die Rede ist und nicht von mir – was ich sehr gemein finde -, wende ich mich nun über diesen Blog an Sie alle, weil er von ganz vielen Menschen in diesem unserem Land gelesen wird. Auch hier ist oft nicht nett von mir die Rede, wenn es zum Beispiel um Umweltschutz geht. Das finde ich sehr ungerecht. Schließlich versuche ich ja immer, nirgendwo anzuecken und genau das zu sagen, was gerade gut ankommt. Was soll ich zum obigen Beitrag groß sagen: Die Situation ist mit der schlimmen Finanzkrise nun plötzlich eine andere geworden. Wir alle wurden quasi über Nacht völlig überrascht. Und da interessiert mich mein Gerede von gestern heute nicht mehr so. Da im kommenden Jahr die Wahlen sind, und ich nochmal ran möchte, kann ich nicht anders: Klima hin oder her, was interessiert mich denn die Zukunft unserer Kinder, wenn mich ihre Eltern und Großeltern schon bald nochmal wählen sollen? Ich kann jetzt nicht noch mehr Arbeitslose brauchen, weshalb ich hier und dort Geld in der Wirtschaft ausstreue. Das ist Ihr Steuergeld und das Geld Ihrer Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder sowie Ururenkelkinder aber auch Urururenkelkinder und ich hoffe, Sie verstehen mich nun ein wenig besser.

    Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Weihnacht und ein prima 2009!

    Ihre Angela Merkel

  5. Merkel gegen die Umwelt?

    Der Beitrag „Merkel gegen die Umwelt“ ist typisch für die Klimaschutz-Hysterie in Deutschland
    Deutschland hat – wie kürzlich in allen Medien berichtet wurde- sein Klimaschutz-Ziel gemäß Kyoto -Protokoll vorzeitig erfüllt: 22,4 % = 240 Millionen t weniger CO2-Emissionen gegenüber 1990. Das ist eine ausgezeichnete Leistung, die auch nicht geschmälert wird, wenn der weitaus größere Anteil dieser Ersparnis auf den Zusammenbruch der völlig ineffizienten DDR-Wirtschaft zurückzuführen ist. In kaum einem anderen Land wird Energie so effizient genutzt wie in Deutschland. Weitere Einsparungen erfordern daher einen überproportionalen Aufwand, der aber nur zu einem gewissen Maß von unserer Volkswirtschaft aufgebracht werden kann. Und wenn andere Länder nicht mitziehen, sind große wirtschaftliche Einbußen in unserem Land vorprogrammiert.
    Gegenbeispiel: der größte CO2-Prozudent der Welt, die USA, hat seit 1990 seinen CO2-Ausstoß nicht verringert, sondern sogar noch gesteigert – um 16,7 %. In absoluten Zahlen: 1990 wurden in den USA 6,2 Milliarden t CO2 produziert, 2007 aber 7,2 Milliarden t – das ist ein Plus von 1 Milliarde = 1000 Millionen t, wohlgemerkt in dem gleichen Zeitraum, in dem Deutschland 240 Millionen t CO2 eingespart hat. Gegenwärtig produziert Deutschland 880 Millionen t CO2 pro Jahr, also weniger als allein der Zuwachs der US-Emissionen!
    Nebenbei haben die beiden volkreichsten Länder der Welt, China und Indien, eine rasante wirtschaftliche Entwicklung gemacht. China hat inzwischen sogar die USA als größte CO2-Quelle überholt.
    Diese Zahlen machen deutlich, wie wenig Deutschland allein für den weltweiten Klimaschutz beitragen kann. Ein Blick auf die weltweite CO2-Produktion: gegenwärtig werden pro Jahr weltweit 28 Milliarden t CO2 durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausgestoßen. Der Anteil Deutschlands an der globalen CO2-Freisetzung beträgt dabei lächerliche ,2 %, Tendenz sinkend. Wenn es gelingt, den CO2-Ausstoß um 40 % zu senken, wie es unser übereifrige Umweltminister Gabriel wünscht wären das 320 Millionen t weniger pro Jahr. Die erfolgreiche Umsetzung der Pläne der Bundesregierung (30 % weniger) würden die deutschen CO2-Emissionen um 264 Millionen t pro Jahr verringern. Was wäre damit global gewonnen? Wie lange wird es wohl dauern, bis die stark wachsende Wirtschaft in China und Indien den eingesparten deutschen Anteil mehr als wettgemacht haben wird? Es sei daran erinnert, daß allein ein China im Jahre 2006 174 (in Worten: einhundertvierundsiebzig!) Kohlekraftwerke neu ans Netz gegangen sind und in 2007 noch ca. 120 weitere!
    Ein Einzelbeispiel: die deutsche Autoindustrie. Alle großen Hersteller haben verbrauchsarme Modelle entwickelt (z. B: BMW: efficient dynamics-Konzept, VW: Blue Motion). Der Durchschnittsverbrauch fast aller deutschen Autohersteller kann sich auch international durchaus sehen lassen. Schönes Beispiel: als Frau vor wenigen Monaten ohne einen Hauch von Sachkenntnis empfahl: „Leute, kauft Toyota“ (wg. des Hybridmodells Prius), konnten Kritiker ihr genußvoll vorrechnen, daß der Toyota-Flottenverbrauch bei 163 g CO2 pro km liegt und der von VW bei 159 g! (Würde man die besonders spritdurstigen Modelle Touareg und Phaeton herausrechnen (die ohnehin nur einen Bruchteil aller verkauften VW-Autos ausmachen), würde die Bilanz noch besser aussehen.
    Lange Rede, kurzer Sinn: Energie muß in unserem Länd noch effizienter genutzt werden – es gibt noch zahlreiche Energiesparmöglichkeiten. Im Weltmaßstab ist damit praktisch nichts gewonnen, nur unsere Energierechnung wird niedriger ausfallen und Deutschland kann seine energieeffizienten Produkte besser weltweit verkaufen. Das ganze „Klimaschutz“ – Gerede ist in Deutschland nichts als Panikmache von ebenso unfähigen wie überbezahlten rot-grünen Traumtänzern und realitätsblinden Weltverbesserern.
    Noch ein Nachtrag: der Beitrag der erneuerbaren Energien Windkraft und Solarenergie ist in Deutschland marginal. Die Stromerzeugung der über 20.000 Windkraftwerke spart gerade einmal ca. 20 Millionen t CO2 ein (von insgesamt 880 Millionen t.). Wer wirklich etaws für den Klimaschutz tun will, sollte erst einmal die Kernkraftwerke länger am Netz lassen (kostet nur einen Federstrich des Gesetzgebers, spart 150 Millionen t CO2) und die Modernisierung aller Kohlekraftwerke in Angriff nehmen – damit dürften CO2-Einsparungen in der Größenordnung von 50-100 Millionen t CO2 möglich sein!

  6. Die bösen Anderen

    Nach dem Lesen des Beitrags von Dr. Quentmeier möchte ich an zwei Aspekte erinnern, die gerne vergessen werden, wenn die bisherigen deutschen Klimaschutzbemühungen diskutiert werden:

    Es gibt von der Wissenschaft klare Vorgaben, wieviel CO2 weltweit maximal ausgestoßen werden darf, damit es nicht zum Klimakollaps kommt. An diesen Emissionen sollte jeder Mensch das Recht auf gleiche Anteile haben – egal ob Chinese, US-Amerikaner oder Deutscher. Das bedeutet aber beim heutigen Pro-Kopf-Aufkommen, dass China noch mehr(!) emittieren darf, und dass Deutschland seinen Ausstoß halbieren muss. Ohne die weggefallene DDR-Industrie sind unsere deutschen Erfolge übrigens marginal, die Selbstzufriedenheit von Dr. Quentmeier kann ich also nicht teilen.

    Zweiter Aspekt: Die Industrieländer haben von den heute in der Atmosphäre vorhandenen, menschgemachten CO2-Mengen über 80 Prozent verursacht. Moralisch wären wir gegenüber den Schwellen- und Entwicklungsländern also sogar noch zu einem stärkeren Beitrag an der CO2-Verringerung verpflichtet.

    Wir haben die Technik, wie haben das Geld. Was ist falsch daran, die Vorreiterrolle auszubauen? Die Ausgaben sind ja zum Einen nicht aus dem Fenster geworfen, sondern Investitionen in die Wirtschaft und bringen somit Rendite, und zum Anderen bewahren sie uns vor erheblich höheren Folgekosten des Klimawandels. Den Ökonomen unter den Lesern dürfte zudem klar sein, welche Vorteile es mitbringt, als Erster mit modernen Klimaschutztechnologien am Markt zu sein – die Nachfrage danach wird in den nächsten Jahren weltweit rasant wachsen.

  7. “Die erfolgreiche Umsetzung der Pläne der Bundesregierung (30 % weniger) würden die deutschen CO2-Emissionen um 264 Millionen t pro Jahr verringern. Was wäre damit global gewonnen?”

    Gewonnen wäre damit doch sicher die Vorreiterrolle Deutschlands in der Weltrangliste. Wenn China und Indien so viel Co2 ausstoßen, werden sie sich bestimmt nicht von der westlichen Welt erzählen lassen wieviel Co2 gespart werden muss, besonders wenn zB Deutschland seine Investitionen/Bemühungen in diesem Bereich zurückfährt ,denn es hat ja:

    “wie kürzlich in allen Medien berichtet wurde- sein Klimaschutz-Ziel gemäß Kyoto -Protokoll vorzeitig erfüllt.”

    Ich finde es allerdings sehr unpassend jemanden, den man eigentlich von seiner eigenen Position zu überzeugen versucht, als realitätsblinden Weltverbesserer zu beschimpfen. Die Chance auch nur irgendein Zugeständnis zu bekommen dürfte damit gegen null gehen.

  8. Bitte genau lesen!

    Ich wiederhole es noch einmal: es gibt nur sehr wenige Länder, in denen Energie so effizient genutzt wird wie in Deutschland. Diese Leistung sollte viel mehr Anerkennung finden nach dem Motto: „Tu´ Gutes und sprich darüber!“ Und Wenn Herr Lohmann auf den Anteil der zusammen gebrochenen DDR-Wirtschaft am Erreichen des deutschen Einsparungsziels laut Kyoto-Protokoll hinweist und mir deswegen „Selbstzufriedenheit“ vorwirft, zitiere ich aus meinen von Herrn Lohmann offenkundig nur oberflächlich gelesenen und verstandenen Beitrag:
    „Deutschland hat – wie kürzlich in allen Medien berichtet wurde- sein Klimaschutz-Ziel gemäß Kyoto -Protokoll vorzeitig erfüllt: 22,4 % = 240 Millionen t weniger CO2-Emissionen gegenüber 1990. Das ist eine ausgezeichnete Leistung, die auch nicht geschmälert wird, wenn der weitaus größere Anteil dieser Ersparnis auf den Zusammenbruch der völlig ineffizienten DDR-Wirtschaft zurückzuführen ist.“

    Ja, Herr Lohmann, wir haben das Geld und wir haben die Technik, unsere CO2-Emissionen weiter zu verringern: schon jetzt verfügbar sind hocheffiziente Kohlekraftwerke (ohne CO2-Abscheidung, diese ist Irrsinn!), deren Wirkungsgrad deutlich höher ist als der von vielen gegenwärtig laufenden Kohlekraftwerken. Nur: diese modernen Kohlekraftwerke müssen jetzt gebaut werden – und diese Neubauten dürfen nicht durch die Blockadehaltung realitätsferner Hysteriker verhindert werden.
    Wir haben moderne und sichere Kernkraftwerke, die pro Jahr CO2- Emissionen von 150 Millionen t sparen – und ausgerechnet diese sollen stillgelegt werden. Das ist doch kompletter Irrsinn- schauen Sie mal nach Schweden. wo 1980 (sic!) der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen worden war. Ein KKW wurde stillgelegt, 11 weitere Blöcke sind bis heute am Netz und liefern mit ca. 45 % den größten Anteil zur schwedischen Stromversorgung (dicht gefolgt von Wasserkraft; Wind und Sonne spielen eine marginale Rolle). Es wird übrigens überlegt, das stillgelegte KKW wieder zu reaktivieren!

    Natürlich darf es auf diesem Niveau keinen Stillstand geben – die Forschung zur Energieeffizienz muß in allen Bereichen weitergehen. Allerdings gilt auch hier Bismarcks berühmter Ausspruch: „Politik ist die Kunst des Möglichen“. Absolut unmöglich ist, daß unser Land durch eine Verringerung der CO2-Emissonen einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann – die Zahlen finden Sie in meinem vorherigen Beitrag. Selbst wenn wir auf Null gehen und auch das Atmen noch einstellen: es würde wohl nur ein Jahr, bestenfalls zwei, dauern, dann wäre auch diese Einsparung allein durch das Wirtschaftswachstum in China und Indien schon wieder zunichte gemacht worden!

  9. Zeitpunkt der Investitionen

    Herr Dr. Quentmeier, ich habe Ihren Beitrag genau gelesen. Und ich teile nicht ihre Bewertung, dass der Zusammenbruch der DDR-Industrie unsere Klimaschutzbemühungen nicht schmälert – ohne den Zusammenbruch hätten wir die Ziele weit verfehlt, ja sogar einen Zuwachs an Emissionen.

    Was ich teile, ist die Ansicht, dass Klimaschutz von allen Staaten betrieben werden muss. Aber von jedem Staat, so gut er kann, und nicht so gut, wie der schlechteste es tut. Wenn Sie mir einem Ruderboot mit acht Ruderern auf einen Wasserfall zutreiben, sagen Sie ja auch nicht, dass Ihr Rudern nichts bringt, wenn die anderen nicht kräftiger rudern, sondern geben in jedem Fall Ihr Bestes, in der Hoffnung, dass die Anderen die Notwendigkeit noch rechtzeitig erkennen und kräftiger rudern.

    Kohlekraftwerke ohne CO2-Abscheidung sind übrigens gleich doppelt keine Lösung. Verschiedene Institute haben vorgerechnet, dass alleine die aktuell geplanten Neubauten von Kohlekraftwerken es unmöglich machen würden, die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen – egal wie sehr wir uns auf allen anderen Gebieten anstrengen. Die CO2-Emissionen sind einfach zu enorm, Effizienz hin oder her. Gleichzeitig verhindert deren Bau Investitionen in und Ausbau von erneuerbaren Energien, was eine Trendwende noch weiter nach hinten schiebt – und dafür haben wir keine Zeit.

    Atomkraftwerke sind eine Gefahrenabwägung. Persönlich weiß ich nie, ob ich es positiv oder negativ werten soll, wenn von Hunderten meldepflichtiger Zwischenfällen in AKWs keiner zum GAU führt. Es spricht dafür, dass die Sicherheitssysteme ihren Job machen, aber für meinen Geschmack müssen sie den zu oft machen. Und wie gut wir die Endlagerfrage im Griff haben, hat Asse gezeigt.

    Es gibt diverse Szenarien, von Regierungsseite wie von Wirtschaftsinstituten, dass die Klimaschutzziele trotz Atomaustieg erreicht werden können. Die einzige Schattenseite wäre, dass wir für eine Übergangszeit von 20-30 Jahren unsere Abhängigkeit von Gasimporten steigern würden. Verglichen mit Klimakatastrophe, GAU-Gefahr und 20-30 Jahrtausenden radioaktivem Müll ein überschaubares Risiko.

  10. Energieeffizienz-Vorbild Deutschland

    Deutschland nutzt Energie effizienter als die meisten anderen Länder.
    Viele wichtige Industrieländer müßten erst einmal unser Niveau in punkto Energieeffizienz erreichen – dann wäre für den sogenannten Klimaschutz schon viel erreicht. Also mal wieder ein paar Zahlen – auch wenn diese in manchen Hirnen nicht viel nützen. Vielleicht machen sich aber einige Leute ein paar Gedanken und entwickeln –frei nach Kant – Mut, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.
    Energieeffizienz, bezogen auf den Primärenergieverbrauch (Millionen t Steinkohleeinheiten pro eine Milliarde Dollar Bruttosozialprodukt):

    USA: 0,20 (1,54 mal soviel wie Deutschland)
    China 0,83 (6,4 mal soviel wie Deutschland)
    Rußland 1,09 (8,38 mal soviel wie Deutschland)
    Indien 0,86 (6,6 mal soviel wie Deutschland)
    Brasilien 0,34 (2,6 mal soviel wie Deutschland)
    Deutschland 0,13
    Frankreich 0,13 (genau wie Deutschland)
    Japan 0,12 (0,92 mal soviel wie Deutschland)
    Großbritannien 0,11 (0,85 mal soviel wie Deutschland)

    Nur in Japan und Großbritannien wird Energie als geringfügig besser genutzt als in Deutschland. Wie schon mehrfach wiederholt, heißt das natürlich nicht, daß weitere Anstrengungen in Deutschland verzichtbar sind. Im Gegenteil, mehr Forschung und mehr Investitionen zur effizienteren Energienutzung sind das Gebot der Stunde – allein schon, um den langfristig steigenden Energiekosten zu begegnen.
    Übrigens, Herr Lohmann, der Energieverbrauch in Deutschland geht seit fast 30 (in Worten: dreißig) Jahren zurück – schon vor dem Kollaps der ineffizienten DDR-Wirtschaft wurde in der alten Bundesrepublik, ausgelöst durch die Ölpreisschocks der 70er Jahre, eine signifikante Steigerung der Energieeffizienz erreicht. Der höchste Primärenergieverbrauch wurde 1979 (!) erreicht (408 Millionen t Steinkohleeinheiten). Natürlich ist der Energieverbrauch auch konjunkturabhängig – er fiel 1982 auf 361 Millionen t, um dann bis 1989 wieder auf 398 Millionen t anzusteigen. In diesen acht Jahren stieg allerdings die Wirtschaftsleistung beträchtlich über das Niveau von 1979 – trotzdem lag der Primärenergieverbrauch ca. 5 % niedriger. In vielen Bereichen sind in der Industrie, vor allem unter dem Druck hoher Energiepreise, die technischen Grenzen der Energienutzung erreicht. Wer weniger verbrauchen will, muß den Betrieb dichtmachen!
    Neue Kohlekraftwerke: wenn 20.000 MW Kernenergieleistung leichtfertig stillgelegt werden (die Kernenergie trägt übrigens 50% der Grundlast-Stromerzeugung in Deutschland), dann kann Ersatz eben nur über neue Kohlekraftwerke bereitgestellt werden. Wind- und Sonnenenergie sind weder grundlastfähig noch können sie auch nur annähernd den Wegfall der Kernkraftwerke kompensieren. Gaskraftwerke zur Grundlastversorgung einzusetzen, ist wirtschaftlich unsinnig. Gaskraftwerke können zwar gut für Mittel- und Spitzenlast eingesetzt werden, sind aber nicht grundlastfähig. Außerdem ist Erdgas der kostbarste fossile Rohstoff mit der geringsten zeitlichen Reichweite, der in der Chemieindustrie in riesigen Mengen verbraucht wird. Diesen wertvollen Rohstoff einfach zu verfeuern, nur um rot-grüne Kernenergie-Ausstiegsträume zu realisieren, ist völlig verantwortungslos.
    CO2-Abscheidung: Diese ist mit einen riesigen Energieaufwand verbunden, d. h. der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken sinkt von ca. 45-50 % auf etwa 32% Einziges Ergebnis: die Vorräte an Kraftwerkskohle gehen um 30% früher zu Ende!

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