Keine Schwalbe macht auch keinen Sommer

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Rauchschwalbe (Foto: Malene Thyssen/Wikipedia) Mehl- und Rauchschwalben waren in Deutschland einmal so zahlreich, dass die Zugvögel zum sprichwörtlichen Boten des Sommers geworden sind. Inzwischen sieht das in Teilen Deutschlands anders aus. In NRW gelten die Tiere sogar als bedroht. Grund genug, auf eine Aktion des Nabu NRW hinzuweisen: das „schwalbenfreundliche Haus“.

Zum dritten Mal verleiht der Nabu in diesem Jahr Plaketten an die Besitzer schwalbenfreundlicher Häuser. Während die Auszeichnung für Privatleute eher symbolischer Natur ist – abgesehen von der Freude an der Vogelbeobachtung –, versprechen sich Bewerber aus der Tourismusbranche einen Image- und damit Umsatzgewinn. Sorge um den Dreck, sprich: Kot der Tiere, müsse man sich nicht machen, sagt der Nabu: ein kleines Brettchen unterhalb des Nests könne alles auffangen.

Was ein schwalbenfreundliches Haus ist, das formuliert der Nabu NRW so:

  • Sie haben ein Haus, eine Ferienunterkunft, ein Hotel oder sonstiges Gebäude und dulden Schwalben an ihren Wänden?
  • akzeptieren das Brutgeschehen der Sommerboten?
  • fördern es sogar durch das Aufhängen von Nisthilfen?
  • und die Anlage einer Lehmpfütze?

Dann sind Sie unser Kandidat für die Auszeichnung “Schwalbenfreundliches Haus”. Melden Sie sich einfach bei uns oder Ihrer NABU-Gruppe vor Ort und teilen Sie uns mit, warum Sie die Kriterien eines schwalbenfreundlichen Hauses erfüllen.

Auch wenn das Projekt etwas kurios anmuten mag – wer legt wirklich großen Wert auf so eine Plakette an seinem Haus? – spricht nicht nur der Erfolg der Vorjahre dafür. Bedroht sind die Schwalben bei uns vor allem dadurch, dass sie ihre Nistplätze verlieren. Das waren für viele Jahrzehnte Ställe und Hauswände. Wie kaum eine zweite Vogelart sind die Schwalben an das Leben beim Menschen gewöhnt und gehörten für viele Generationen zum heimatlichen Alltag. Dafür bei jüngeren Generationen ein Bewusstsein zu schaffen und den Vögeln auf diese Weise aufgrund geänderter Bauweisen und einer schwindenden Zahl Bauernhöfen verloren gegangene Nistplätze neu zu schaffen, passt perfekt.

Nicht vergessen dürfen freundliche Helfer, die es sich später anders überlegen (ebenso wie unfreundliche Schwalbennestentdecker), dass Schwalbennester vom Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind und nicht beschädigt oder entfernt werden dürfen. Dafür gilt aber auch das alte Sprichwort: „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren.“

Und wer weiß: Vielleicht werden ja auch die Sommer wieder besser, wenn erneut mehr Schwalben bei uns heimisch werden…

Foto: Malene Thyssen (Lizenz)

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

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