Grünbrücken retten Mensch und Tier

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Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Grünbrücke Umwelt- und Naturschutz werden gern im Widerspruch zu anderen Werten gesehen, beispielsweise Arbeitsplätzen und Bequemlichkeit. Wie sehr dieser Blickwinkel spätestens seit den 80er Jahren überholt ist, zeigt einmal mehr ein aktuelles Beispiel: Bundesverkehrsminister Ramsauer erwägt, die Wiedervernetzung von Wildhabitaten aus Kostengründen abzubrechen – und opfert damit Menschenleben.

In seltener Einstimmigkeit wenden sich zurzeit der Deutsche Jagdschutzverband und die Naturschutzverbände Nabu und Bund gegen die Pläne des Bundesverkehrsministers, die im Koalitionsvertrag verankerte Vernetzung von Wildhabitaten nicht fortzuführen. Hinter dieser Wiedervernetzung verbirgt sich nichts anderes als der Bau von Grünbrücken, der es Wildtieren ermöglichen soll, von viel befahrenen Straßen durchtrennte Gebiete wieder in Gänze zu nutzen.

Die Natur hat davon zweierlei: Bedrohte Tierarten können sich zwischen bislang getrennt lebenden Populationen austauschen und so Inzest und langsamem Aussterben entgehen. Und diejenigen Tiere, die ihren Wandertrieben folgen, haben bessere Chancen, nicht als Matsch auf der Straße zu enden.

90.000 Kilometer Autobahn, Landstraße und Eisenbahn durchschneiden die verbliebene Wildnis in Deutschland. Bundesweit existieren nur noch rund 500 Gebiete mit einer Fläche von 100 Quadratkilometern, die nicht von Hauptverkehrswegen durchtrennt sind. Ein Luchs durchstreift von Natur aus ein viermal so großes Revier.

Eine Wildbrücke kostet je nach Fahrbahnbreite zwischen zwei und vier Millionen Euro. Bei 66 Milliarden Euro, die zwischen 2008 und 2015 in den Neubau und Erneuerung von Straßen fließen sollen, erscheint die Summe gering.

In Wahrheit ist sie aber noch geringer, und hier kommen wir zum Menschen: Etwa 19.000 Wildunfälle ereignen sich jährlich auf deutschen Straßen. Knapp 3000 Verletze, darunter 600 Schwerverletzte, weist das Statistische Bundesamt jährlich aus. Und zehn Tote.

Damit dürfte der Bau von Grünbrücken nicht nur ein ethisches Gebot für Naturschutz und Menschenschutz sein, er dürfte sich sogar selbst finanzieren, indem er die volkswirtschaftlichen Verluste durch Wildtierunfälle drastisch reduziert.

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

1 Kommentar

  1. Fuß vom Gas statt Zäune und Brücken

    Wildbrücken machen nur einen Sinn, wenn die Straßen mit Wildschutzzäunen gesichert sind und das Wild zur Brücke geleitet wird. Ohne Zaun, wir kein Stück Wild freiwillig die Brücke nutzen, sondern die Straße einfach überqueren.
    Deswegen werden sich auch nicht die 19.000 Wildunfälle mit verhindern lassen, weil die meisten auf Bundes-, Land- oder Kreisstraßen stattfinden und die sind eben nicht eingezäunt. Eingezäunt sind im wesentlichen die Autobahnen und einige Schnellstraßen.
    Also müsste man auch die ganzen anderen Straßen mit Wildschutzzäunen einzäunen und mit Wildbrücken versehen, um die Zahl der Wildunfälle drastisch zu senken. Ob das volkswirtschaftlich sinnvoll ist bezweifel ich.
    Eine relativ kostengünstige Methode gibt es aber für jeden Autofahrer und die heißt Fuß vom Gas! Insbesondere in waldreichen Gebieten, lassen sich so zahlreiche Unfälle vermeiden, ganz ohne Brücke und Zaun, nur mit gesundem Menschenverstand!

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