(Gift-)Cocktail-Saison

BLOG: Öko-Logisch?

Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Johannisbeeren (Foto: Barbara Eckholdt/Pixelio) Jeden Sommer wieder sind die Cocktails im Angebot, mit unterschiedlich vielen Zutaten und verschieden starker Wirkung. Lecker sind sie jedoch nicht, denn die Rede ist von Pestizidmischungen auf Obst und Gemüse. Diesmal sind Johannisbeeren besonders belastet, Himbeeren eher unbedenklich.

Durchschnittlich sechs Spritzmittel, die nervengiftig, krebserregend, hormonell oder die Fortpflanzung beeinträchtigend wirken, fand die Umweltschutzorganisation Greenpeace jetzt auf in Deutschland angebauten Johannisbeeren. Gleich zwei der Gifte, Dodin und Difenoconazol, haben nicht einmal eine EU-Zulassung für den Anbau von Johannisbeeren. Regt sich noch jemand auf, oder haben wir uns an die allsommerlichen Meldungen dieser Art gewöhnt?

Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit einem Greenpeace-Mitarbeiter vor wenigen Jahren, als die Organisation anfing, regelmäßig Obst und Gemüse auf Pestizide zu untersuchen. Höchstwertüberschreitungen und illegale Mittel waren da der Normalfall. Der Umweltschützer erzählte mir, dass beim Deutschland-Büro in Hamburg die Telefone nicht mehr still ständen, weil alle Büros rund ums Mittelmeer anriefen. Die dortigen Obst- und Gemüsebauern liefen Sturm, weil ihnen reihenweise von deutschen Lebensmittelkonzernen die Verträge gekündigt oder strenge Pestizidvorgaben gemacht würden – nachdem Greenpeace in Deutschland den Pestizidskandal aufgedeckt hatte.

Die Lebensmittelüberwachung kontrolliert schon seit ungefähr ewig die Pestizidbelastungen von Obst und Gemüse – sie ist schon lange problematisch. Aber haben Sie davon etwas mitbekommen? Oder hat sich in all den Jahrzehntes etwas zum Guten gewandt? Ist es nicht erstaunlich, wie viel eine gemeinnützige Organisation wie Greenpeace in gut einem halben Jahrzehnt bewirkt hat, und erschreckend, dass die, die aus Steuergeldern dafür bezahlt werden, in viel längerer Zeit nichts erreicht (oder auch nur versucht?) haben?

Denn auch wenn die Johannisbeeren jetzt wieder Schlagzeilen machen: Die Gesamtsituation ist deutlich besser geworden. Auf Himbeeren fand Greenpeace jüngst nur durchschnittlich zwei Pestizide, knapp ein Drittel war frei von Giften. Im Mai erst vermeldete die Organisation geringere Belastungen bei Tomaten. Und das zeigt: Es geht auch mit weniger und harmloseren Pestiziden. Letztlich zeigt die Ökolandwirtschaft, dass Obstanbau auch gänzlich ohne Chemie funktioniert.

Überhaupt ist erstaunlich, dass einige Produzenten Pestizide so exzessiv einsetzen. Das Zeug kostet schließlich auch Geld, und kostenlos gelangt es nicht auf die Felder. Oftmals könnte eine geringere Dosis den gleichen Nutzen bringen – für weniger Geld. Und biologische Schädlingsbekämpfungsmethoden haben gleich zwei Vorteile: Sie sind oftmals nur wenig teurer, aber sie bringen höhere Erträge. Viele Pestizide, vor allem natürlich Herbizide, belasten nämlich auch die angebauten Pflanzen und reduzieren ihre Leistungsfähigkeit – im Fall Glyphosat um gut zehn Prozent.

Nutzen für Umwelt, Landwirt und Verbraucher – doch die Behörden schlummern weiter. Wer diesen Sommer Cocktails lieber ungiftig genießen möchte, der muss wohl weiterhin zu Bioobst greifen. Auch der Verbraucher kann eine Branche zum Umdenken bringen – durch sein Kaufverhalten. Aber müssen wir die Untätigkeit der Aufsichtsbehörden wirklich hinnehmen? Und müsste nicht die Staatsanwaltschaft handeln gegen Anbieter von Obst mit Höchstwertüberscheitung und nicht zugelassenen Pestiziden?

Foto: Barbara Eckholdt/Pixelio

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Veröffentlicht von

www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

64 Kommentare

  1. ohne Chemie?

    Was soll denn bitte “ohne Chemie” bedeuten? Nicht vorhanden? Auch die Pflanze besteht aus gar fürchterlich vielen Chemikalien und in ihr finden fürchterlich viele chemische Reaktionen statt.

  2. martin

    Abgesehen von dem Begriff „Chemie“: Inwiefern sind denn synthetische Pestizide schlimmer als endogene Kanzerogene in der Pflanze? Welche der in Deutschland zugelassenen Pestizide sind denn Kanzerogene?

    Ist dir ein Fall bekannt, an dem sich Verbraucher an Pestizidrückständen auf Lebensmitteln oder anderswo vergiftet hätten? Meines Wissens sind die bemängelten Gehalte so lächerlich niedrig, dass keine gesundheitlichen Effekte zu erwarten sind – das ist nur übliche Panikmache.

    Ich hab mal über die Gesundheitseffekte von Bio-Lebensmitteln gebloggt, Pestizidrückstände sind ein auch Gegenstand des Beitrags gewesen: Ist Bio-Essen gesünder?

  3. @Martin: kanzerogene Pestizide

    Endogene Kanzerogene sind sicher nicht besser. Aber wo gibt es die in Lebensmitteln? Oder spielst Du auf Mykotoxine an?

    Kanzerogene Pestizide gibt es meines Wissens durchaus. Gerade Halogenkohlenwasserstoffe dürften da in der Tradition von DDT stehen. Die Pestiziddatenbank der EU (http://ec.europa.eu/…t=activesubstance.selection) listet 15 zugelassene Pestizide als krebserregend der Kategorie 3, also als hohe Gesundheitsgefährdung.

    Da die meisten möglichen Schäden chronische Schäden infolge von Langzeitkonsum sind, gibt es natürlich keine (mir bekannten) akuten Vergiftungsfälle. Gerade hormonell aktive Stoffe können allerdings schon in kleinster Konzentration und bei einzelner Exposition gesundheits- oder fruchtschädigend sein. Bloß der kausale Nachweis dürfte schwierig werden. Grundsätzlich sind wir uns aber einig, dass die Dosis das Gift macht, und die Grenzwerte (in den meisten Fällen) viel Spielraum lassen.

    Was Deinen Eintrag zu Bio und Gesundheit betrifft: Das Bild wird zwar vermittelt, aber zuerst geht es dabei ja um nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens und artgerechte Tierhaltung.

    @Ein Besucher: Ich schrieb: “Letztlich zeigt die Ökolandwirtschaft, dass Obstanbau auch gänzlich ohne [den Einsatz von] Chemie funktioniert.” Ich bin kein Ökofanatiker, sondern Biotechnologie, stelle weder die Anwesenheit chemischer Reaktionen noch die von Genen in Pflanzen in Abrede. Und ich glaube, dass jedem Leser klar wird, dass hier von der Anwendung chemischer Pestizide die Rede ist.

  4. Pestizide

    Eine fundierte Darstellung von Pestizidbelastungen in Lebensmitteln findet man hier:

    http://www.dge.de/…eckstaende-OuG-2007-08-28.pdf

    Daraus zitiert:

    “In der international üblichen Praxis der toxikologischen Bewertung wird der NOAEL-
    Wert (diejenige Dosis, die bei der empfindlichsten
    Tierart und dem empfindlichsten Geschlecht ohne erkennbare schädliche Wirkung
    geblieben ist) durch einen Sicherheitsfaktor geteilt, der aus zwei Teilfaktoren besteht. Zumeist
    wird ein Faktor von 100 angewandt, der als Produkt zweier Teilfaktoren von jeweils
    10 aufzufassen ist. Ein Teilfaktor steht für mögliche Unterschiede in der
    Empfindlichkeit zwischen Mensch und Tier (Interspezies-Variabilität) und der andere
    um die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Menschen zu berücksichtigen
    (Intraspezies-Variabilität). Die Division des NOAEL-Wertes durch den
    Sicherheitsfaktor liefert den ADI-Wert („acceptable daily intake“), der als Grenzwert
    für die gesundheitliche Beurteilung der Langzeitaufnahme eines Pflanzen-
    schutzmittelrückstandes mit der Nahrung herangezogen wird. Die Weltgesundheits-
    und die Welternährungsorganisation (WHO/FAO) definieren ihn als die
    Substanzmenge, die unter Berücksichtigung aller vorhandenen Kenntnisse täglich
    und lebenslang ohne erkennbares Risiko für die Gesundheit aufgenommen werden kann.

    Konventionell erzeugtes Obst und Gemüse sind auch mit den nachgewiesenen Rückständen keine „Giftbomben“ und das von Greenpeace auf die Erdbeere gezeichnete Totenkopfsymbol oder Hinweise wie „Pestizide machen unfruchtbar und verursachen Krebs“ dienen nicht einer objektiven Aufklärung, sondern der Verängstigung des Verbrauchers und führen eher zu einem Rückgang statt zu einer Förderung des aus gesundheitlichen Gründen gewünschten stärkeren durchschnittlichen Verzehrs von Obst und Gemüse, gleich welcher Herkunft.”

  5. @Jürgen Bolt: Grenzwerte

    Wir sind uns einig, dass die Grenzwerte meist sehr konservativ gewählt sind (schrieb ich ja auch schon). Fakt ist aber auch, dass nicht immer die aktuellsten Erkenntnisse über eine Chemikalie bereits berücksichtigt sind – und gerade die hormonelle Problematik mancher Substanzen rückt erst seit wenigen Jahren überhaupt in den Fokus. Zwischen WHO, EU und Deutschland schwanken die als sicher eingeschätzten Grenzwerte oft um mehrere Zehnerpotenzen. Natürlich übertreibt Greenpeace die unmittelbare Gefahr; so, wie Chemiekonzerne sie herunterspielen (man denke nur daran, welche Gift selbst nach REACH noch erlaubt sind).

    Aber ich möchte an den Titel dieses Blogs erinnern. Weniger Pestizidrückstände auf den Lebensmitteln bedeuten weniger Pestizide auf den Feldern, bedeuten einen ökologischen Gewinn.

  6. Pestizide und Krebs

    Pestizide aus verschiedenen Obst und Gemüsesorten können sich auch potenzieren oder noch unerforschte Wechselwirkungen mit anderen Schadstoffen eingehen. Auch wenn die einzelne Substanz auf einer Erdbeere für sich betrachtet unschädlich ist, so essen wir ja täglich verschiedene belastete Lebensmittel. Soviel ich weiß sind die Mengen, die ein Mensch laut Höchstgrenzenverordnung verträgt ein Durchschnittswert, der für einen gesunden 70kg schweren Erwachsenen gilt. Für leichtere Erwachsene und Kinder sind diese Werte also von Hause aus zu hoch. Weitere Probleme sind die genetische Disposition des einzelnen Menschen, sowie ungünstige Umwelteinflüsse, auf die die angegebenen Grenzwerte ja keine Rücksicht nehmen (können). Wenn man den stetigen Anstieg der Brustkrebserkrankungen bei Frauen in Deutschland betrachtet, so wird sicher auch die „hormonelle Problematik“ eine Rolle spielen, die durch Pestizide verursacht wird. Interessant auch die unten stehende Doktorarbeit mit dem Titel „Umweltfaktoren, Pestizide und Brustkrebs – eine klinische Fall-Kontroll-Studie“:

    http://deposit.ddb.de/…mp;filename=974358177.pdf

  7. “Monas” Studie

    Ich habe die Studie (n=16!)mal überflogen und finde:

    “Statistisch signifikante Konzentrationsunterschiede zwischen Fall- und Kontrollgruppe
    konnten für keine Substanz festgestellt werden.” (p 106)

    Und: “Ein Zusammenhang zwischen der angegebenen Ernährungsweise und den Konzentrationen
    der gemessenen chlorierten Kohlenwasserstoffe konnte in dieser Studie nicht hergestellt
    werden.” (p 118)

    Weiter: “Die größte Schwäche dieser Studie ist die geringe Patientenzahl, die aus finanziellen Gründen
    limitiert war. Die Auswahl der Patientinnen erfolgte nicht randomisiert; die Kontrollen
    wurden nach dem Alter gematcht. Das Labor war bezüglich der Diagnosen der Patientinnen
    geblindet.
    Eine weitere Schwäche dieser Arbeit ist, dass zwei der neun Brustkrebspatientinnen bereits
    vor der Gewebeentnahme therapiert worden sind.” (p 122)

    Weiter: “Nicht gematcht wurden die Kontrollen in dieser Studie nach Laktationsverhalten, Menopausenstatus,
    Ernährungsverhalten und Nikotinkonsum. Einige dieser Variablen sind anerkannte
    Risikofaktoren für Brustkrebs. Da diese Variablen zwischen Fall- und Kontrollgruppe z.T.
    erheblich differieren, könnten sie zu einer Verfälschung der Ergebnisse dieser Studie führen.” (p 122)

    Schließlich: “Wenn auch die Mehrzahl der hier diskutierten Studien keine signifikante Assoziation zwischen
    der Höhe der Pestizidbelastung und dem individuellen Brustkrebsrisiko zeigen konnte,
    muss dennoch kritisch angemerkt werden, dass es sich dabei um die Messung und Bewertung
    von Einzelstoffen handelte. Wie sich die häufiger gegebene Exposition gegenüber mehreren
    Pestizidwirkstoffen auswirkt, ob additive, synergistische oder antagonistische Effekte
    auftreten, ist weitgehend ungeklärt und kann bis heute nicht abschließend bewertet werden.” (p 127)

    Übrigens hätte ich mir auch eine kritischere Haltung gewünscht zu “Adlkofer F, Rüdiger H, Wobus A: DNA-Doppelstrangbrüche bei intermittierender Exposition. Diskussionsbeitrag.
    Dt Ärztebl 99/46: B2632-3; 2002″ Die Daten sind ja mittlerweile als Fälschung entlarvt.

    @Björn Lohmann: Ihrer Antwort stimme ich zu,insbesondere was die Ökologische Bedeutung der Pestizide betrifft.

  8. Natürliche vs. synthetische Pestizide

    Ich denke nicht, dass die meisten Leute Bio vorwiegend wegen der Umwelt- und Tierschutzaspekte kaufen. In meinem persönlichen Umfeld und so, wie es vermarktet wird, sind gesundheitliche Erwartungen ein sehr wichtiger Faktor “pro Bio”.

    Egal.

    DDT gilt IIRC eigentlich nicht mehr als krebserregend, zumindest nicht als genotoxisch. Die hormonelle Wirkung ist ein anderes Thema.

    Mit meinem Verweis auf endogene Kanzerogene wollte ich nur zeigen, dass diese Hysterie in Anbetracht der Grenzwerte für Pestizide (wurde oben ja bereits erläutert) ziemlich lächerlich ist. Die von dir erwähnten Mykotoxine spielen sicher die größte Rolle, aber auch viele sekundäre Pflanzenstoffe haben kanzerogenes Potenzial. Die meisten sind natürlich noch nicht einmal untersucht und haben mit Sicherheit kanzerogene Wirkungen! Bei Cumarin, Pyrrolizidinalkaloiden oder Phytoöstrogenen etwa kennt man das krebserzeugende bzw. -fördernde Potenzial. Dazu kommen Kontaminanten und Stoffe aus der Zubereitung: Nitrosamine, heterozyklische aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – alle krebserzeugend!

    Es ist ein Wunder, dass die Alterserwartung global und auch national in den letzten Jahrzehnten stetig steigt, obwohl die Landwirtschaft immer mehr intensiviert wird.

    Es ist eine Fehlwahrnehmung, dass vor allem synthetische Schadstoffe (Kontaminanten, Pestizide, Medikamente) für die Auslösung von Krebs ist, viel wichtiger ist die Ernährung, Tabakkonsum oder die Exposition ggü. mutagener UV-Strahlung.

    Überhaupt ist die kategorische Unterscheidung zwischen natürlichen (und endogenen) und synthetischen Pestiziden völlig idiotisch, weil das überhaupt nichts über die gesundheitlichen Auswirkungen sagt.

    Und in deinem Beitrag kommt wirklich nicht durch, dass die Dosis das Gift macht. Kampfbegriffe wie Chemie-Cocktail, Genpflanzen etc. lassen bei mir in der Regel alle Lichter angehen.

    Abgesehen von den wichtigen Umweltaspekten ist die toxikologische Bewertung von Pestiziden natürlich wichtig und gentoxische Pestizide lehne ich auch ab. Ich bin einigermaßen überrascht, dass diese Stoffe in der EU zugelassen sind. Aber mit diesen lächerlichen Übertreibungen und diesem pauschalen Natur=gut und Chemie=böse-Rumgehacke macht man sich nicht unbedingt glaubwürdiger.

  9. Kanzerogenität vs. hormonelle Wirkung

    Kurze Ergänzung noch: ich bezog mich oben bei „Die hormonelle Wirkung ist ein anderes Thema“ auf das Vorhandensein eines Schwellenwertes bei endokrinen Diruptoren. Bei Genotoxischen Stoffen gibt es den ja nicht.

  10. @Martin: Natur vs Chemie

    Für die Gesundheitsbewertung sollte es keine Rolle spielen, ob ein Gift nun natürlichen oder oder artifiziellen Ursprungs ist. Dennoch sehe ich einen großen Unterschied: Natürliche Gifte müssen wir bis zu einem gewissen Grad tolerieren, sind oftmals über die Jahrtausende sogar darauf eingestellt, deren Schaden zu minimieren. Künstlich hinzugefügte Gifte hingegen sind häufig vermeidbar und oft für unseren Stoffwechsel neue Herausforderungen.

    Darin liegt auch meine deutlich ablehnende Haltung begründet: Ob eine Gefahr nun gering oder riesig ist – wenn sie sich vermeiden lässt, warum tut man es nicht? Da lasse ich rein kommerzielles Interesse einzelner Gruppen nicht gelten.

  11. @Björn Lohmann: Natur vs Chemie

    “Dennoch sehe ich einen großen Unterschied: Natürliche Gifte müssen wir bis zu einem gewissen Grad tolerieren, sind oftmals über die Jahrtausende sogar darauf eingestellt, deren Schaden zu minimieren.”

    Den Unterschied kann ich nicht sehen. Wieviele Menschen erkranken und sterben durch Exposition ‘natürlicher’ Gifte wie Alkohol und Nikotin? Oder denken Sie an den durch Mutterkorn verursachten Ergotismus, den Kohlkropf oder Botulismus. Vergleichen Sie das mit den Erkrankungen durch ‘chemische’ Gifte.

    Ich glaube nicht, daß Sokrates mit seinem Schierlingsbecher zufrieden war, weil der Schierling aus biologischem Anbau stammte.

  12. Chemie vs. Natur

    Dennoch sehe ich einen großen Unterschied: Natürliche Gifte müssen wir bis zu einem gewissen Grad tolerieren, sind oftmals über die Jahrtausende sogar darauf eingestellt, deren Schaden zu minimieren. Künstlich hinzugefügte Gifte hingegen sind häufig vermeidbar und oft für unseren Stoffwechsel neue Herausforderungen.

    Ich wiederhole gerne meine Frage: Worin unterscheidet sich das natürliche vom künstlichen Gift? Wie kommst du darauf, dass unser Stoffwechsel zwischen natürlichen und künstlichen Substanzen unterscheiden kann?

    Darin liegt auch meine deutlich ablehnende Haltung begründet: Ob eine Gefahr nun gering oder riesig ist – wenn sie sich vermeiden lässt, warum tut man es nicht?

    Dann musst du das Essen ganz sein lassen, denn unsere Nahrungsmittel enthalten, wie gesagt, a priori Gifte, darunter zahlreiche Kanzerogene (siehe ganz unten; Ich nehme an, das Paper von Bruce Ames [1990] kennst du?). Unser Körper kommt ganz gut damit klar, und das nicht erst seit gestern. Aus diesem Standpunkt sollte man vielleicht die übergroße Rolle, die man den synthetischen Kanzerogenen als GEsundheitsgefahr zuschreibt, überdenken.

    Wie du sagst, macht die Dosis das Gift. Man muss abwägen: Auf der einen Seite stehen die großen Anstrengungen zur Vermeidung synthetischer Gifte aus der Nahrung, auf der anderen Seite steht der Nutzen, den man durch diese Anstrengungen angesichts der vielen natürlichen Gifte überhaupt noch ziehen kann. Da die synthetischen Gifte nur einen winzigen Teil der Gesamtlast ausmachen, bekommt Die Chemie® zu Unrecht den schwarzen Peter zugeschoben.

    Klar, müssen synthetische Gifte toxikologisch bewertet und reguliert werden. Zum Glück ist es inzwischen aber aufgrund der Zulassungsverfahren nicht mehr so einfach, die hiesige Bevölkerung zu vergiften. Für natürliche Kanzerogene gilt das auch, und hier vermisse ich etwas die Aufmerksamkeit von Greenpeace und Co.

    Und die Pestizide auf den Beeren als todbringenden Chemiecocktail darzustellen ist bestenfalls noch unseriös. Im konkreten Fall besteht, wenn ich das richtig erfasst habe, keine gesundheitliche Gefahr.

    ***

    Zur allgemeinen Erheiterung noch ein paar Beispiele für natürliche Kanzerogene in Pflanzen: Pyrrolizidinalkaloide (Korbblütler u.a), Sesamol (in Sesam), Estragol (Basilikum u.a. Kräuter), Methyleugenol (div. Kräuter), Safrol (in Safran), Sinigrin (in Kohl), Capsaicin (in Paprika und Chilies), Methoxypsoralene (Petersilie und Sellerie). Dazu kommen phenolische Substanzen, die in relativ hohen Gehalten in Pflanzenprodukten enthalten sind, z.B. Kaffeinsäure, Katechol und Chlorogensäure. Und in Champignons, zwar keine Pflanze, kommt Agaritin vor, das erzeugt in Mäusen Blutgefäßtumore.

    Guten Appetit! 🙂

  13. Landverbrauch

    “Aber ich möchte an den Titel dieses Blogs erinnern. Weniger Pestizidrückstände auf den Lebensmitteln bedeuten weniger Pestizide auf den Feldern, bedeuten einen ökologischen Gewinn.”

    Bedeutet weniger Ertrag pro Fläche und mehr Fläche für den gleichen Ertrag, bedeutet einen ökologischen Verlust.

  14. Flächenverbrauch

    Voller Konsens, Toastboot.

    Bioanbau kann nur in der Nische und in der westlichen Überflussgesellschaft koexistieren.

    Großflächig wäre das ein Wahnsinn.
    Und dann noch die plumpe Ablehnung der grünen Gentechnik hier im Blog-liest sich wie Greenpeace-PR.
    http://www.wissenslogs.de/…technik-in-der-kritik

    Bei SB würden solche Beiträge von den Kommentatoren zerfetzt werden.

    Haben Sie schon mal was von Norman Borlaug gelesen, Herr Lohmann?

    http://www.weltwoche.ch/…ist-gentechnikerin.html

  15. Einige Antworten

    @Jürgen Bolt und Martin: Ich muss wohl noch mal klarer sagen, was ich mit Natur und Kunst meine: Natürlich sind Giftstoffe, die von sich aus in Pflanzen vorkommen, beispielsweise Mykotoxine. Man kann sie nicht gänzlich vermeiden, aber man kann ihren Konsum minimieren, durch ackerbauliche Maßnahmen, durch Fungizide, durch gute Lagerung etc. Oder auch Schwermetalle in Fisch: Man kann sie nicht vermeiden, wenn man entsprechende Fische essen möchte, aber indem man weniger große Raubfische ist, lässt sich ihr Konsum minimieren. Künstliche Giftstoffe sind für mich nicht chemische Nachbildungen natürlich vorkommender Stoffe (naturidentisches Aroma ist zwar “künstlich”, aber unterscheidet sich ja chemisch nicht von “natürlich”. Es geht mir um “vom Menschen hinzugefügt”, also auch Hormone und Antibiotika in der Tiermast, oder eben Pestizide in der Landwirtschaft. Mit guten Fruchtfolgen, biologischer Schädlingsbekämpfung und Push-Pull-Methoden kann man Erträge sehr gut sichern – und speziell im Fall von Herbiziden ist es so, dass der Ertrag durch die ökologischen Maßnahmen höher ausfällt.

    Was die Bewertung angeht, teile ich die Einschätzung nicht: Endogene Gifte ist der Mensch, wie gesagt, über Jahrzehntausende gewöhnt und hat oftmals natürliche Abwehrmechanismen entwickelt – das vermuten manche Forscher beispielsweise für Acrylamide. Bei ausgewogener Ernährung bezweifle ich, dass jemand auf diesem Weg gesundheitsschädliche Dosen erreicht. Wenn jedoch auf allem Obst und Gemüse Pestizide sind und dabei regelmäßig illegale Mengen oder Stoffe vorkommen, sehe ich das kritischer. Es geht mir nicht um zugelassene Stoffe deutlich unterhalb der Referenzdosis, und – streng genommen – vor allem um die Ökologie der Pestizide.

    @Toastboot und cohen: Womit ich bei Ihnen wäre. Ja, Pestizide sind ein Mittel, den Flächenertrag zu steigern. Mit Betonung auf “ein”. Züchterische Fortschritte sind eine weitere Methode (viele Pestizide könnten z.B. durch natürliche Resistenzen überflüssig gemacht werden – die Forschung daran läuft auf Hochtouren). Eine weitere Methode ist die Präzisionslandwirtschaft, wieder eine weitere sind die erwähnten biologischen Wege der Schädlingsbekämpfung. Dünger natürlich auch.

    Davon abgesehen ist es natürlich richtig, dass der Bedarf an Ackerertrag/-fläche steigen wird, durch Bevölkerungswachstum und durch Energiepflanzen. Vergessen Sie aber bitte zwei Punkte nicht: Die Weltnahrungsproduktion übersteigt schon heute bei weitem den Bedarf – sie kommt nur leider bei vielen Menschen nicht an. Und dann ist da die Schattenseite der industriellen Landwirtschaft: Sie zerstört Böden, weswegen ihr Mehrertrag nicht nachhaltig und letztlich eine Illusion ist. Oft stört sie zudem das Ökosystem auf dem Feld, was indirekt Fruchtbarkeit des Bodens und Verfügbarkeit bestäubender Insekten beeinträchtigen kann.

    Noch ein letztes Wort zur “Nische” Bioanbau: Wissen Sie, weshalb Deutschland in den Boomjahren der Bioprodukte Unmengen aus Osteuropa importiert hat? Weil dort die “normale” Landwirtschaft de facto ökologisch war. Und das ist sie in den meisten Teilen der Welt. Eine Nische ist sie nur in Industrienationen mit hoher Bevölkerungsdichte (die, am Rande bemerkt, mehr als die Hälfte der produzierten Nahrung wegschmeißen). Also dort, wo Sie belastetes Grundwasser, eutrophierte Seen, ausgepowerte und erodierte Böden finden.

  16. @Martin: Bruce Ames

    Ich komme an das paper nicht ran. Ich nehme an, Sie meinen: 247 Ames, B. N. (1990) Natural Carcinogens: They’re Found in Many Foods. In: Health & Environment Digest, B. Murdock, ed., pp. 4. Haben Sie da etwas Versendbares?

    Ich kenne Margie Profets (von Ames unterstützten) Artikel aus ‘The adapted mind’. Darin argumentiert sie, daß Schwangerschaftsübelkeit im ersten Trimenon ein Schutz des Embryos vor pflanzlichen Toxinen, insbesondere aus Grüngemüse, sei. Das hat mir eingeleuchtet, aber natürlich bleiben Zweifel.

  17. Argh.

    Künstliche Giftstoffe sind für mich nicht chemische Nachbildungen natürlich vorkommender Stoffe. […] Es geht mir um “vom Menschen hinzugefügt”, also auch Hormone und Antibiotika in der Tiermast, oder eben Pestizide in der Landwirtschaft.

    Ich diskutiere ungern mit Strohmännern. Die Diskussion dreht sich hier um synthetische „Giftcocktails“ (Chemie®) auf Beerenfrüchten. Greenpeace unterscheidet die Belastungen nicht danach, ob das Pestizid eine naturidentische Nachbildung ist. Herbizide, Hormone, Antibiotika sind eben nicht pauschal keine naturidentischen Stoffe.

    Es geht, wie oben in deinem Artikel, um die schädliche „Chemie“.

    Denn eigentlich hast du Recht: auch die Pestizide im Öko-Landbau, Düngung mit Mist und Gülle, künstliche Bewässerung, biologische Schädlingsbekämpfung und Landwirtschaft im Allgemeinen und sogar Pflanzenzüchtung sind künstliche Maßnahmen. Ich kann daran nur eben nicht pauschal etwas schlechtes erkennen.

    Mit guten Fruchtfolgen, biologischer Schädlingsbekämpfung und Push-Pull-Methoden kann man Erträge sehr gut sichern

    Nach deiner Definition ist das alles witzigerweise auch künstlich.

    Endogene Gifte ist der Mensch, wie gesagt, über Jahrzehntausende gewöhnt und hat oftmals natürliche Abwehrmechanismen entwickelt

    Eben. Das sage ich doch auch.

    Bei ausgewogener Ernährung bezweifle ich, dass jemand auf diesem Weg gesundheitsschädliche Dosen erreicht. Wenn jedoch auf allem Obst und Gemüse Pestizide sind und dabei regelmäßig illegale Mengen oder Stoffe vorkommen, sehe ich das kritischer.

    Siehst du nicht den Widerspruch? Du sagst einerseits, wir haben evolutionär Abwehrmechanismen gegen Kanzerogene und andere Gifte entwickelt, aber auf der anderen Seite lässt du das nur für Gifte natürlichen Ursprungs gelten. Dabei unterscheidet sich doch chemisch ein synthetisches Gift nicht von einem natürlichen. Die Mechanismen, wie Kanzerogene wirken, sind bei beiden „Stoffgruppen“ gleich oder ähnlich.

    Es gibt schlicht überhaupt keine Basis, dem Organismus zu unterstellen, er komme mit natürlichen Kanzerogenen gut zurecht, nicht aber mit synthetischen.

    Und noch ein Widerspruch: Wieso nimmst du an, dass die Gehalte natürlicher Gifte normalerweise nicht gesundheitsschädlich seien? Warum glaubst du, sollten synthetische Gifte (im konkreten Fall Pestizidrückstände) automatisch schädlicher sein, als diese endogenen Substanzen?

    Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin auch für einen sparsamen und verantwortungsvollen Einsatz von Pestiziden, wie in der integrierten Landwirtschaft – die Gesundheit von Feldarbeitern, der Einfluss auf Ökosysteme und die Bildung von Resistenzen sind alles reale Probleme. Die Grundlage der Diskussion, nämlich das Vorhandensein von synthetischem Gift in Früchten, das diese ungenießbar macht, halte ich für völlig daneben. Synthetische Pestizide sollten nicht pauschal verteufelt werden, sondern sinnvoll genutzt werden.

    Schattenseite der industriellen Landwirtschaft: Sie zerstört Böden, weswegen ihr Mehrertrag nicht nachhaltig und letztlich eine Illusion ist.

    Das halte ich in dieser Pauschalität für völligen Unsinn. Denn eigentlich ist es ja so, dass die meisten hiesigen Agrarprodukte gar nicht mit Pestiziden behandelt werden, denn das ist auch eine Aufwands- und Kostenfrage. So gesehen ist ein Großteil der konventionellen Landwirtschaft quasi Bio, außer dass das EU-Zertifikat (Bioland-Label) fehlt.

    Und für die Aussage „Ostblock-Agrarwirtschaft war quasi Bio“ hätte ich gern einen guten Beleg. In meiner Erinnerung wurden etwa in der DDR teilweise massiv Pestizide eingesetzt, auch unverantwortlich z.B. zur Mückenbekämpfung.

  18. BfR-Pressemitteilung und Ames-Paper

    @Björn Lohmann
    Ich zitiere mal aus http://www.bfr.bund.de/cd/51739

    Der Studie zufolge gehen rund 70 Prozent der Befragten davon aus, dass Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln gar nicht erlaubt sind. Sie werden als Rechtsverstoß wahrgenommen, auch wenn die Mengen unterhalb der gesetzlichen Rückstandshöchstgehalte liegen. Die gesetzlichen Höchstgehalte stellen sicher, dass von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln kein gesundheitliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgeht. Die Fehleinschätzung der Verbraucher trägt dazu bei, dass Pestizidrückstände als Gesundheitsrisiko wahrgenommen werden. Medien greifen diesen Sachverhalt auf und verstärken diese Wahrnehmung in der Bevölkerung möglicherweise.

    In diese Kerbe wird hier geschlagen, und das stört mich. Statt über die Begebenheiten aufzuklären, wird die Angst nur noch geschürt.

    @Jürgen Bolt
    Zu Ames: Ich finde dein Paper bei mir grad nicht, aber Dietary pesticides (99.99% all natural)

    Hier im NCPA Policy Report steht die Botschaft vereinfacht eigentlich auch drin und zitiert einige andere Arbeiten von Ames IIRC.

  19. @Martin: Danke

    Danke, Martin, für die Links. Das Ames-Gold-Paper ist sehr ineressant. Und auch sonst bin ich mit Dir einer Meinung.

    Das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kam ja gestern auch zu der von Greenpeace abweichenden Einschätzung: “Strauchbeeren gesundheitlich unbedenklich.”

    http://www.bvl.bund.de/…uchbeeren.html__nnn=true

  20. Entscheidungsgrundlagen offenlegen

    “Das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kam ja gestern auch zu der von Greenpeace abweichenden Einschätzung: “Strauchbeeren gesundheitlich unbedenklich.””

    Ich hoffe, die sind sich da sicher! Denn dazu muss man wissen, dass eben dieses Ministerium die Grenzwerte von 33 besonders gefährlichen Spritzmitteln erhöht hat. „Seit Einrichtung des Verbraucherministeriums im Jahr 2001 wurden bei insgesamt 126 Pestizid-Wirkstoffen die für pflanzliche Lebensmittel geltenden Grenzwerte angehoben. 33 dieser Spritzmittel gelten für Mensch und Umwelt als hoch gefährlich. Wie aus der Greenpeace- Untersuchung hervorgeht, ist jedes davon in mindestens drei von insgesamt zwölf ausgewerteten international anerkannten “Schwarzen Listen” für besonders gefährliche Chemikalien aufgeführt. Doch selbst für diese Gifte wurden die Höchstmengen bis zum 300-fachen erhöht.

    Verantwortlich für die Festlegung der Pestizid-Höchstmengen sind die EU-Kommission und das deutsche Verbraucherministerium. Deren Entscheidungsgrundlagen bleiben jedoch geheim: Wissenschaftlichen Untersuchungen, Stoffdaten und EU-interne Entscheidungsprozesse zur Festlegung von Pestizid-Höchstmengen sind bislang für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich. Greenpeace fordert, dass die Unterlagen und die Entscheidungswege zur Festsetzung von Pestizidhöchstmengen in Deutschland und der EU öffentlich gemacht werden.“

    Quelle: http://www.g-o.de/…-aktuell-2877-2005-05-23.html

  21. @Mona: Transparenz

    Ich habe nach Ihrer Kritik eine Anfrage an das Ministerium gerichtet:

    “Ich hätte zu der Pressemitteilung noch gerne detailiertere Informationen:

    1. Welche 21 Stoffe wurden in welchen Mengen gefunden?
    2. Welches Labor hat diese Untersuchung vorgenommen?”

    Schaun mer mal, würde Ihr Kaiser sagen.

  22. Ja @Jürgen Bolt

    Schaun mer mal, dann sehn mer scho, ob Sie da eine Antwort bekommen. Ich hoffe Sie halten uns auf dem Laufenden.

  23. Antwort des BVL

    Hier die Antwort des BVL:

    “Die von Ihnen angesprochenen Untersuchungen wurden nicht vom BVL in Auftrag
    gegeben, sondern von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Weitere
    Informationen können Sie auf deren Internetseite http://www.greenpeace.de finden.

    Das BVL kritisierte in seiner Pressemitteilung lediglich einige
    Schlussfolgerungen, die Greenpeace aus den Untersuchungsergebnissen gezogen
    hat.”

    Ich habe daraufhin die wichtigsten Informationen hier gefunden:

    http://www.greenpeace.de/…beeren_2010_100728.pdf

  24. Insektizide

    schädigen oft auch Bienen, und da sollten wir wirklich eine Grenze ziehen – denn ohne Bienen ist Landwirtschaft nicht mehr sinnvoll zu betreiben.

    Interessant ist, dass Bauern, egal ob sie konventionellen Landbau betreiben oder nicht, in ihrem eigenen Garten keinen Dünger und keine Spritzmittel einsetzen.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nur Bio-Gemüse vom Geschmack her an Gemüse, das man selber zieht, herankommt – besonders Tomaten und Kartoffel.

  25. Zur Antwort des BVL @Jürgen Bolt

    Ich habe mir den Link des BVL nochmals durchgelesen und da stand: „Greenpeace kam nach einer Untersuchung an 31 Beerenproben zu dem Schluss, dass eine Gefahr für Verbraucher bestehen könne …“. Eigene Untersuchungen des BVL fanden offensichtlich nicht statt. Es gibt zwar ein sog „Monitoring“ in welchem auch auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht wird:
    http://www.bvl.bund.de/…ing__node.html__nnn=true

    Nach welchen Kriterien Höchstmengengrenzen festgelegt werden ist aber nicht genau zu erfahren. Unter „Unerwünschte Stoffe & Organismen“ heißt es: „Unerwünschte Stoffe sind Substanzen, die für die Gesundheit der Verbraucher schädlich sein können. Die schädliche Wirkung zeigt sich erst ab einer bestimmten Konzentration, daher gelten für die meisten dieser Stoffe so genannte Höchstmengen. Sie werden in der Regel aus Tierversuchen abgeleitet. In einigen Fällen, in denen eine Abschätzung der Gefährlichkeit für den Menschen nicht möglich ist, wird die Höchstmenge aus der kleinsten noch nachweisbaren Konzentration eines Stoffes abgeleitet.
    Höchstmengen sollen sicherstellen, dass auch bei lebenslanger, täglicher Aufnahme eines Stoffes kein gesundheitlicher Schaden entsteht. Fachleute bilden dazu den so genannten ADI-Wert (Acceptable Daily Intake), also die Menge eines Stoffes, die der Verbraucher täglich und lebenslang über Lebensmittel ohne erkennbaren Schaden für die Gesundheit aufnehmen kann.“
    Von hier: http://www.bvl.bund.de/…ffe__node.html__nnn=true

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR schreibt: „Informationen über Nutzen und Risiken von Pflanzenschutzmitteln erreichen die Verbraucher nicht“. Man hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, siehe hier: http://www.bfr.bund.de/

  26. @Martin: zusammengefasst

    Ich versuche, knapp auf alles zu antworten. Vorweg noch mal der Hinweis, dass es mir nicht um den grundsätzlichen Einsatz von Pestiziden geht. Manche – wie Glyphosat – sind ja aufgrund des Wirkmechanismus’ für Menschen komplett unbedenklich und bei angemessener Dosierung auch keine große Belastung für die pflanzliche Artenvielfalt. Mir geht es vor allem um Grenzwertüberschreitungen und verbotene Pestizid, sprich: darum, wie unverantwortlich manche(!) Landwirte riskante Chemikalien einsetzen.

    Hormone, Antibiotika sind eben nicht pauschal keine naturidentischen Stoffe.

    Richtig, aber in der Regel handelt es sich um solche, die dem Menschen in seiner Nahrung natürlicherweise nicht begegnen würden.

    Du sagst einerseits, wir haben evolutionär Abwehrmechanismen gegen Kanzerogene und andere Gifte entwickelt, aber auf der anderen Seite lässt du das nur für Gifte natürlichen Ursprungs gelten. Dabei unterscheidet sich doch chemisch ein synthetisches Gift nicht von einem natürlichen. Die Mechanismen, wie Kanzerogene wirken, sind bei beiden „Stoffgruppen“ gleich oder ähnlich.

    Und genau weil wir den speziellen Vertretern der Substanzgruppen in der natürlichen Nahrung nicht begegnen, haben wir dagegen keine Abwehrmechanismen entwickelt. Davon abgesehen gibt es eine ganze Reihe Mechanismen, wie Kanzerogene wirken, von direktem DNA-Schaden bis zur Behinderung der Reparaturmechanismen. Und selbst diese verschiedenen Mechanismen (die in ihrem Grundsatz in der Tat bei den Kanzerogenen ähnlich sind) sind oftmals noch gewebe-/zellspezifisch. Sprich: Der konkrete chemische Prozess und die Epitope, gegen die sich der “Angriff” richtet, kann ein komplett anderer, sogar einzigartiger sein. Tumorerkrankungen sind im Prinzip auch alle gleich, aber aus eben den genannten Gründen nicht alle gleich zu behandeln.

    Vielleicht auch hier noch mal: Ich will nicht pauschalieren – vielleicht gibt es ja rein zufällig Abwehrmechanismen gegen bestimmte “chemische” Gifte, und gegen bestimmte “natürliche” Gifte hat die Evolution in Jahrtausenden noch kein Mittel gefunden. Aber mein Stichwort ist die Vermeidbarkeit zusätzlicher Belastung. Niemand ist dagegen, dass die Pflanzenforschung auch endogene Gifte verringert (was sie tut). Anderes gesagt: Wenn ich ungefährliche Alternativen zu potenziell gefährlichen Stoffen habe, plädiere ich für die Alternative und gegen zwei Prozent mehr Rendite.

    Was den Pestizideinsatz in Deutschland betrifft, da liegen wir im Vergleich tatsächlich nicht so schlecht. Aber ohne Zahlen vorliegen zu haben, behaupte ich, dass das Gros an in Deutschland vertriebenem Obst und Gemüse gar nicht hier angebaut worden ist (und dann kommen weitere Chemikalien hinzu für die Haltbarkeit auf dem Transportweg). DIe Quelle für die pestizidarme Wirtschaft in Osteuropa muss ich leider schuldig bleiben. Ich habe dazu mal eine (seriöse) Reportage gesehen, die die Frage untersucht hat, warum in Ostdeutschland viel mehr Bio produziert wird als bei uns, und das Fazit war a) mangelnde Förderung in D und b) dass die Menschen in Osteuropa ihre Anbaupraxis kaum verändern mussten, weil sie schon immer ziemlich ökologisch war. Ich finde das plausibel in Ländern mit wenig Devisen aber viel billigen Arbeitskräften.

    Dass meine Beiträge zum Thema zumindest ein bisschen in die von Dir kritisierte Kerbe schlagen, hat leider auch mit noch einem Aspekt zu tun: Ökologisch wichtige Maßnahmen setzen sich leider oft erst dann durch, wenn die Masse der Menschen damit Vorteile für Geldbeutel oder Gesundheit verbindet. Du wirst mich aber trotzdem nicht falsche Dinge behaupten sehen. 😉

    @Jürgen Bolt: Eine Randnotiz zur Schwangerschaftsübelkeit. Ich halte das rein biochemisch/medizinisch für unplausibel. Wie sollte der Embryo die Phytotoxine aufnehmen?

  27. @Björn Lohmann: Randnotiz

    Schauen Sie mal kurz hier:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Teratogen

    Die OT-These in diesem Zusammenhang ist, daß für Menschen die meisten Grünpflanzen nicht eßbar sind, und die wenigen Ausnahmen immer noch viel mehr natürliche als künstliche Pestizide enthalten (und ja dadurch auch bitter schmecken). Während Erwachsene damit normalerweise keine Probleme haben, können Embryonen während der Organogenese dadurch geschädigt werden. Daher manipulieren sie, so die umstrittene These Profets, die Geschmäcker der Schwangeren zu ihren eigenen Gunsten so, daß diese während des ersten Trimenons Widerwillen gegen Gemüse empfinden.

    Die Fortsetzung dieser Geschichte kennen wir alle: die ausgeprägte Abneigung vieler Kinder gegen Kohl und Spinat.

    Und bevor jetzt wieder eine Randnotiz kommt, was Gift mit Bitterkeit zutun hat, verweise ich hierzu auf das entsprechende Kapitel dieser Biochemie-Legende:

    http://www.springer.com/…/book/978-3-8274-1800-5

  28. Hormonell wirkende Chemikalien

    Ich habe mich wegen der oben erwähnten “hormonelle Problematik mancher Substanzen” mal umgesehen und möchte auf die Seite des “Umweltinstitut München e. V.” verweisen, da kann man das Wichtigste darüber nachlesen.

    http://umweltinstitut.org/…-chemikalien-159.html

  29. Und genau weil wir den speziellen Vertretern der Substanzgruppen in der natürlichen Nahrung nicht begegnen, haben wir dagegen keine Abwehrmechanismen entwickelt. Davon abgesehen gibt es eine ganze Reihe Mechanismen, wie Kanzerogene wirken, von direktem DNA-Schaden bis zur Behinderung der Reparaturmechanismen. Und selbst diese verschiedenen Mechanismen (die in ihrem Grundsatz in der Tat bei den Kanzerogenen ähnlich sind) sind oftmals noch gewebe-/zellspezifisch.

    Soll das heißen, du sagst, gegen die Tausenden und Abertausenden natürlichen Kanzerogene haben wir spezifische Abwehrmechanismen entwickelt? So gewissermaßen evolutiv gegenüber jedes einzelne Kanzerogen selektiert?

    Der konkrete chemische Prozess und die Epitope, gegen die sich der “Angriff” richtet, kann ein komplett anderer, sogar einzigartiger sein.

    Ja, sicher, das gilt aber für alle Kanzerogene – völlig unabhängig von der Herkunft. Und im Unterschied zu den natürlichen Kanzerogenen sind aber Pestizide idR getestet und charakterisiert.

    Also. Wenn ich es richtig verstanden habe, meinst du, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass wir gegen ein bestimmtes synthetisches Kanzerogen keinen evolutiv gewonnenen Abwehrmechanismus besitzen – denn schließlich ist die Substanz „neu“ und kann auf „neuartige“ Weise wirken.

    Dem will ich dann entgegensetzen, dass ich eine derartige spezifische Abwehr für unplausibel halte und „generalisierte“ Abwehr- und Abbaumechanismen bekannt sind. Alleine im Fremdstoffmetabolismus: Die Substanzen werden in der Regel funktionalisiert (Oxidation, Reduktion, Hydrolyse) und konjugiert (Glucorinidierung, Sulfatierung, Acetylierung etc). Die beteiligten Enzyme haben zwar gewisse Vorlieben, sind aber keine absoluten Spezialisten. Von den vielen synthetischen Medikamenten werden ja schließlich auch fremdstoffmetabolisierende Enzyme induziert, insofern muss ein generalisierter Mechanismus vorliegen.

  30. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat diese Bewertung von Greenpeace geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie den Kriterien einer wissenschaftlich belastbaren Risikobewertung, wie sie von staatlichen Einrichtungen vorgenommen wird, nicht genügt. Verbraucherinnen und Verbraucher sind durch die von Greenpeace gemessenen Pestizid-Rückstandsgehalte nicht gefährdet.

    …ergeben sich auf Basis der von Greenpeace angenommenen Verzehrsmenge von lebenslang 500 g [Johannisbeeren] pro Tag Ausschöpfun-gen von bis zu 69,6 % des jeweiligen ADI-Wertes.

    http://www.bfr.bund.de//cm/…n_johannisbeeren.pdf

    Weiter wäre ich dir Dankbar, wenn du die schon mehrfach aufgetretene Behauptung dass die Weltnahrungsproduktion bei weitem den Bedarf übersteigen würde auf mal mit Zahlen belegen würdest. Wie sieht das 2050 mit vermutlich 9 Milliarden Menschen aus?

  31. Weltnahrungsproduktion

    Das “Berlin-Institut” schreibt: “Es herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass die Welt ausreichende Ressourcen hat, um die notwendige Nahrung auch für die wachsende Weltbevölkerung zu produzieren. Voraussetzung ist, dass die Möglichkeiten des technischen Fortschritts genutzt werden und die notwendigen Veränderungen in der Politik und im menschlichen Verhalten erfolgen…”:

    http://www.berlin-institut.org/…ternaehrung.html

    Siehe auch:
    http://www.frankenpost.de/…iegel/art2388,1166876

  32. “Voraussetzung ist, dass die Möglichkeiten des technischen Fortschritts genutzt werden und die notwendigen Veränderungen in der Politik und im menschlichen Verhalten erfolgen”

    Das bedeutet moderne Landwirtschaft und nicht “Bioanbau”.

  33. Landwirtschaft der Zukunft @cohen

    Will man die Fehler der Vergangenheit vermeiden, wie Monokulturen, Überdüngung, falsche Bewässerung, Verhärtung des Bodens durch schwere Maschinen usw., so muss die moderne Landwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten betrieben werden. Wir können es uns nicht leisten noch mehr landwirtschaftliche Nutzflächen durch Raubbau zu verlieren. Auch ein biologischer Kreislauf kann nur stattfinden, wenn sich alle Produkte gefahrlos und giftfrei kompostieren lassen.

    “Voraussetzung ist, dass die Möglichkeiten des technischen Fortschritts genutzt werden und die notwendigen Veränderungen in der Politik und im menschlichen Verhalten erfolgen”.

    Das bedeutet, dass moderne Landwirtschaft dem “Bioanbau” recht ähnlich sein muss.

  34. Binsenweisheiten

    Will man die Fehler der Vergangenheit vermeiden, wie Monokulturen, Überdüngung, falsche Bewässerung, Verhärtung des Bodens durch schwere Maschinen usw., so muss die moderne Landwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten betrieben werden.

    Ohne Monokulturen, Düngung und Maschinen wird es wohl kaum funktionieren. Dass eine Reduzierung der externen Kosten (und damit die Vermeidung von Schäden an Ökosystemen und Konsequenzen für unsere Lebensqualität und auch Wirtschaft) ganz oben auf der Agenda steht, ist eine Binsenweisheit. Eine rein „technische“ Agrarwirtschaft hat dauerhaft keinen Bestand, das ist klar.

    Die Entwicklung zu einem „nachhaltigen“ Landbau schließt eben nicht die Verwendung von chemischen Pestiziden, grüner Gentechnik und chemischer Düngung aus. Die Entscheidung, welche Maßnahme Vorrang einer anderen hat, sollte nicht aufgrund eines Chemie-vs.-Natur-Dogmas getroffen werden. Der Bio-Landbau ist in der heutigen Form auf dem Holzweg, da bestimmte Technologien aus quasireliösen Gründen abgelehnt werden. Nachhaltigkeit, was auch immer das sein mag, muss anders aussehen und von einem Vernunftgebrauch bestimmt sein.

    Wir können es uns nicht leisten noch mehr landwirtschaftliche Nutzflächen durch Raubbau zu verlieren.

    Verlieren? Ich dachte, dass man durch die Intensivierung Nutzflächen einspart?

    Auch ein biologischer Kreislauf kann nur stattfinden, wenn sich alle Produkte gefahrlos und giftfrei kompostieren lassen.

    Was ist denn ein „biologischer Kreislauf“? Was ist denn eine „nicht-gefahrlose Kompostierung“? Welche Produkte, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, sind denn so giftig, dass sie sich nicht „gefahrlos kompostieren“ lassen?

    “Voraussetzung ist, dass die Möglichkeiten des technischen Fortschritts genutzt werden und die notwendigen Veränderungen in der Politik und im menschlichen Verhalten erfolgen”.

    Das bedeutet, dass moderne Landwirtschaft dem “Bioanbau” recht ähnlich sein muss.

    Nein, das heißt nur, dass in einer Bewertung der Landbau-Methoden auch der Einfluss auf die Umwelt eine Rolle spielen sollte. Vielleicht hat eine Bewirtschaftung mit gentechnisch verbesserten Pflanzen am wenigsten schädlichen Einfluss auf all die Ökosysteme – dieser Gedanke wird aber aus nicht rational Begründeten Gründen pauschal abgelehnt.

  35. Nachtrag @ Björn Lohmann

    Dass meine Beiträge zum Thema zumindest ein bisschen in die von Dir kritisierte Kerbe schlagen, hat leider auch mit noch einem Aspekt zu tun: Ökologisch wichtige Maßnahmen setzen sich leider oft erst dann durch, wenn die Masse der Menschen damit Vorteile für Geldbeutel oder Gesundheit verbindet. Du wirst mich aber trotzdem nicht falsche Dinge behaupten sehen.

    Auf deutsch: Man wird für dumm verkauft. Und falsche Dinge behaupten ist natürlich nicht dasselbe, wie nur die halbe Geschichte zu erzählen, sicher nicht, nein.

  36. @martin (kleptoplast)

    Bevor Sie hier kritisieren hätten Sie zumindest die von mir gesetzten Links lesen sollen, da wird das meiste sowieso schon erklärt.
    Siehe auch: http://www.g-o.de/…aktuell-11227-2010-02-12.html

    Sie schreiben: „Nein, das heißt nur, dass in einer Bewertung der Landbau-Methoden auch der Einfluss auf die Umwelt eine Rolle spielen sollte. Vielleicht hat eine Bewirtschaftung mit gentechnisch verbesserten Pflanzen am wenigsten schädlichen Einfluss auf all die Ökosysteme – dieser Gedanke wird aber aus nicht rational Begründeten Gründen pauschal abgelehnt.“

    Es gibt für diese Ablehnung eine Menge Gründe, siehe „Gen-Pflanzen – Mythen der Gentechnik-Industrie“:
    http://www.bpb.de/…druckversion.html?guid=ERERDB

  37. Lustig, was die Greenpeaceaktivistin und medienwissenschaftlerin da ablässt, aber nicht plausibel.

    Zu dem zweiten Artikel:

    Gentechnisch verbesserte Pflanzen helfen Insektizide und herbizide zu sparen: pflügen:
    http://www8.nationalacademies.org/onpinews/newsitem.aspx?RecordID=12804

    “Environmental Benefits

    Improvements in water quality could prove to be the largest single benefit of GE crops, the report says. Insecticide use has declined since GE crops were introduced, and farmers who grow GE crops use fewer insecticides and herbicides that linger in soil and waterways. In addition, farmers who grow herbicide-resistant crops till less often to control weeds and are more likely to practice conservation tillage, which improves soil quality and water filtration and reduces erosion.

    However, no infrastructure exists to track and analyze the effects that GE crops may have on water quality. The U.S. Geological Survey, along with other federal and state environmental agencies, should be provided with financial resources to document effects of GE crops on U.S. watersheds.

    The report notes that although two types of insects have developed resistance to Bt, there have been few economic or agronomic consequences from resistance. Practices to prevent insects from developing resistance should continue, such as an EPA-mandated strategy that requires farmers to plant a certain amount of conventional plants alongside Bt plants in “refuge” areas.”

    Das ist praktiziert Umweltschutz.

    Auf deutsch:

    “Die meisten Farmer haben mit gv-Pflanzen ihr wirtschaftliches Ergebnis verbessert und die Umweltbelastungen verringert, sowohl auf ihren Betrieben selbst wie im Umland, so David Ervin, Vorsitzender des NRC-Kommittees. Es würden weniger InsektizideInsektizide zur Schädlingsbekämpfung ausgebracht. Zudem habe das vor allem bei Sojabohnen nahezu flächendeckend eingesetzte System aus herbizidresistentenherbizidresistenten Pflanzen und dem dazu passenden KomplementärherbizidKomplementärherbizid bodenschonenden Bearbeitungsverfahren zum Durchbruch verholfen.

    Durch die verbesserte Unkrautbekämpfung würden viele Farmer weniger pflügen. Dadurch verbesserten sich Qualität und Wasserhaltefähigkeit der Böden und die Erosion werde reduziert. Mit den gv-Pflanzen würden weniger Insektizide und Herbizide verwendet, die sich im Boden und in Wasserläufen anreicherten. “Die Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer ist der größte Nutzen des Anbaus von gv-Pflanzen”, so Ervin. ”
    http://www.transgen.de/aktuell/1173.doku.html

    Greenpeace, das sind doch die, die sich in Maleranzügen auf Maisfelder stellen und Angst verbreiten:
    http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/nachrichten/artikel/illegaler_gen_mais_unschaedlich_gemacht/

    Denen ist echt nichts peinlich.

    Aber wissenschaftliche Argumente haben gegen Ideologien wenig Chancen.
    leute denken lieber in Hollywooddrehbüchern und halten das für “kritisch”.

  38. Haha @martin (kleptoplast)

    “Der verlinkte Artikel strotzt nur so von Sachverstand, Respekt! O”

    Ja, dass hat man davon, wenn man die Bundeszentrale für politische Bildung als Link angibt. Ich wollte extra keine “grüne” Seite verlinken, da die hier sowieso angezweifelt worden wäre.

    “Ich sollte mir vielleicht ein T-Shirt machen lassen: „Advokat der Pharma- und Gentechindustrie“”

    Machen Sie dass, dann kann man sich die Diskussionen sparen. 🙂

  39. Im Gegensatz zu ihren persönlichen Angriffen war meine Kritik ernstgemeint, ich habe auch versucht, meine Aussagen vernünftig zu begründen.

    Aber es ist sinnlos, mit Gläubigen zu diskutieren, da haben Sie schon recht.

  40. So, im Folgenden vielleicht doch noch was inhaltliches, auch wenn ich in dem Thema im Gegensatz zur Toxikologie nicht so gut ausgebildet bin.

    Gentechnik pauschal als gesundheitlich und ökologisch unsicher, für das Welternährungsproblem nutzlos, für die damit arbeitenden Landwirte nachteilig darzustellen, wie es die PR-Tante von Greenpeace im verlinkten Aritkel tut, ist alles andere als eine neutrale Darstellung. ich verstehe aber auch, dass Greenpeace ideologische Grundsätze hat und daher nicht immer mit einer rational-wissenschaftlichen Betrachtungsweise konform geht.

    Allerdings habe ich weder Lust noch Zeit, dieses Gequatsche einzeln auseinanderzunehmen, das würde doppelt so viel Platz beanspruchen, wie der Artikel.

    Daher nur ein paar einzelne Gegenargumente.

    Es wird behauptet, dass „Genpflanzen“ unvorhergesehene Eigenschaften haben können. Das ist natürlich wieder eine Binsenweisheit und gilt für durch chemische Mutagenese erzeugtes „konevntionelles“ Saatgut genauso. Genaugenommen sind die EIgenschaften von GV-Pflanzen sehr viel besser abschätzbar, als bei ungerichteter Mutagenese oder gar Kreuzung. Dort sind die Veränderungen am Genom sehr viel gravierender.

    Auch dass gv-Pflanzen grundsätzlich total schlimm für Bauern und Umwelt seien, kann in der Pauschalität nicht richtig sein. GV-Pflanzen sind international in Landwirtschaft auf dem Vormarsch, und das kann man schwerlich auf das korrupte Insdustrie-Kartell schieben, das weltweit Bauern betrügt. Aber auch dort gibt es seriöse Untersuchungen, die durchaus Vorteile für Umwelt und Bauern aufzeigen.

    Transgen.de (letzer Link) ist sowieso eine sehr gute, recht neutrale und unabhängige Informationsquelle.

    Worauf wir uns alle einigen können, denk ich, ist folgendes: Der Einsatz von Maßnahmen, von denen gezeigt wurde, dass sie im Übermaß gravierende Umweltschäden verursachen, wie etwa der exzessive Einsatz von Pestiziden, synthetischer N-Dünger usw. muss minimiert werden. Das ist im Interesse aller beteiligten. Niemand profitiert langfristig davon. Nicht die Bauern, nicht die Verbraucher, nicht die Umwelt.

  41. @Mona: Ignorieren

    Man ignoriert niemanden, wenn man über Gentechnik diskutiert, sondern man argumentiert. Martin argumentiert hier über deren ökologische, alimentäre und merkantile Aspekte.

    Und wenn man daraus politische Konsequenzen ziehen möchte, was in dieser Diskussion bisher niemand getan hat, dann kann man das eine Drittel der Bevölkerung, das Gentechnik nicht ablehnt, auch nicht ignorieren.

  42. @Mona: Umfragen

    Umfragen als Argument für oder gegen etwas zu verwenden, ist äußerst zweifelhaft. Aufklärung – und zwar möglichst neutral und sensationslos – heißt das Zauberwort.

    http://www.wissenslogs.de/…/quatsch-mit-umfragen

    PS: Links posten wirkt immer irgendwie lästig, allerdings würde ich das sonst hier nur wiederholen.

  43. Danke, Jürgen

    Da Entscheidungen in der Wissenschaft glücklicherweise keine Sache von Mehrheitsentscheidungen ist, sondern idealerweise auf Grundlage von Belegen getroffen werden, kann ich nur vorschlagen, dass die Bevölkerung aufgeklärt wird – über Risiken und Vorzüge der Gentechnik. Erst wenn man Bescheid weiß, kann man mündige Entscheidungen treffen (Binsenweisheit).

    Das, was hier und von Greenpeace betrieben wird, ist genau das Gegenteil: Verschweigen und die Wahrheit verbiegen, weil das Hetzen gegen Gentechnik ja so schön plakativ ist. Man hat damit immerhin zwei Drittel der Bevölkerung auf seiner Seite.

    Liebe Mona, ich würde mich übrigens über ein paar Argumente freuen. Bisher haben Sie immer nur auf fremde Websites verwiesen oder statt zu antworten, neue Behauptungen rausgekramt.

  44. Argumente

    “Und wenn man daraus politische Konsequenzen ziehen möchte, was in dieser Diskussion bisher niemand getan hat, dann kann man das eine Drittel der Bevölkerung, das Gentechnik nicht ablehnt, auch nicht ignorieren.”

    Geht es hier um eine Luftnummer? Natürlich ist es notwendig auch die politischen Konsequenzen zu bedenken und mit einzubeziehen. Schließlich sollen wir Verbraucher mit dem “Gen-Food” ja beglückt werden.
    Übrigens, von dem oben erwähnten Drittel der Bevölkerung ist die Mehrheit auch noch unentschieden, nur ein kleiner Teil befürwortet die Gentechnik. Siehe hier:
    http://direkteaktion.over-blog.de/…35982138.html

  45. Wenn man Umfragen sorgfältig und irreführend gestaltet, unterschreiben die Leute sogar für ein Verbot von Wasser:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dihydrogenmonoxid

    An dem Beispiel kann man auch schön sehen, auf welche Knöpfe Greenpeace bei den Menschen drückt, damit die Angst bekommen und spenden.
    Mit Maleranzügen und Feinstaubmasken in Maisfeldern zu randalieren, ist eine dieser Methoden.
    Das ist ganz einfach Propaganda.

  46. Mona, auf welcher Grundlage sollen politische Entscheidungen getroffen werden? Ist das eine reine Mehrheitsfrage?

    Wenn ja, frage ich mich, warum wir dann so komische Dinge wie das Frauenwahlrecht haben.

    Im Übrigen warte ich immer noch auf wissenschaftliche Argumente für eine generelle Ablehnung von grüner Gentechnik. Kommt da noch was?

  47. Wen ignorieren?

    Zwei Drittel der Deutschen lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab, die kann man bei der Debatte hier doch nicht einfach ignorieren.

    Als erstes würde ich vorschlagen, Artikel zu ignorieren, deren Autoren nicht einmal in der Lage sind, sich klar auszudrücken.

    Da steht:

    Laut einer Umfrage lehnen 65 Prozent der Konsumenten gentechnisch veränderte Lebensmittel ab – klar dazu bekennen sich gerade einmal sechs Prozent.

    Was für eine Umfrage? Was genau wurde da gefragt? Da gibt es noch nicht einmal eine vernünftige Quelle. Und dann der Halbsatz “klar dazu bekennen sich gerade einmal sechs Prozent.”. Was soll das wohl bedeuten? So, wie das da steht, bedeutet es, dass nur sechs Prozent der Befragten sich dazu bekennen, “gentechnisch veränderte Lebensmittel” abzulehnen. Das kann aber wohl kaum gemeint sein.

    Wahrscheinlich meint der Autor, dass sechs Prozent der Befragten gentechnisch veränderte Lebensmittel klar favorisieren. Bloß: Warum schreibt er das nicht?

    Zweitens sollte mal eruiert werden ob den Befragten überhaupt auch nur annähernd klar ist, worum es eigentlich geht. Falls nicht, halte ich das Ergebnis der Umfrage für bedeutungslos.

    Drittens kann ich Sören Schewe nur zustimmen. Umfragen sind mit Vorsicht zu genießen. Befragte sind schnell mal gegen etwas, wenn man die Frage nur so formuliert, dass das herauskommt, was man hören will.

    Wären die Befragten auch noch gegen intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden und Landmaschinen, wenn man ihnen bei der Befragung auch sagt, dass der Verzicht hierauf zu höherem Landschaftsverbrauch und höheren Verbraucherpreisen führt und ein fundamental geändertes Kaufverhalten bedingt? Wenn ja, dann wäre es ihnen wirklich Ernst mit ihrer Ablehnung. Ansonsten ist das nur die übliche Erst-mal-Neinsagerei, so wie bei allen Fragen um die Stromerzeugung.

    Ein ehrlicheres Bild vermittelt das Kaufverhalten. Wäre es den Leuten wirklich wichtig, was sie zu sich nehmen, dann würden sie bewusster einkaufen. Dann würde es auch keine Gammelfleischskandale geben, weil bewusst konsumierende Verbraucher nicht einfach nach dem Preis schauen, sondern auf Herkunft und Qualität achten würden.

    Aber genau dies tun sie ja eben nicht. Nicht nur das wichtigste, sondern weitgehend das einzige Kriterium ist der Preis.

    Eben deswegen soll und kann man nichts auf solche “Umfragen” geben. Ja, man kann sie getrost ignorieren. Man muss es sogar.

  48. @ Mona: Verlinkter Artikel

    Gerade mal Deinen verlinkten Artikel gelesen:

    Überraschend klar wurde dabei, dass selbst Faktoren wie politische Einstellung, Alter, Bildungsniveau oder Einkommen kaum eine Rolle spielen.

    Geiler Satz!

    Nur mal so: Das Akademiker-Dasein impliziert NICHT, dass man sich gleich in allen akademischen Bereichen auskennen muss. Deshalb ist das nicht bemerkenswert oder überraschend, sondern schlicht Unsinn.

  49. Umfragen und Gentechnik

    @martin (kleptoplast)
    Da ich selber keine Studien über Gentechnik erstelle oder in Auftrag gebe bleibt mir als Quellenangabe für meine Behauptungen wohl oder übel nur der Verweis auf fremde Webseiten. Mir ist auch nicht ganz klar auf was genau Sie von mir noch eine Antwort möchten. Da ich mich ja bereits geoutet habe, den ökologischen Landbau zu favorisieren, können wir wohl schwerlich noch einen Konsens finden, so verhärtet wie die Fronten hier sind. Da würde es auch nichts nützen, wenn ich noch hundert „wissenschaftliche Argumente“ beibringe.
    Was meinten Sie übrigens mit: „Wenn ja, frage ich mich, warum wir dann so komische Dinge wie das Frauenwahlrecht haben.“?

    @Sören Schewe
    Na, Sie verlinken sich als Quellenangabe ja gleich selber. Aber sei’s drum, ich verstehe was Sie meinen und stimme Ihnen größtenteils sogar zu. Natürlich kann man die Volksmeinung kräftig manipulieren, da braucht man kein Politiker zu sein. Die Werbung macht uns ja täglich vor, wie das geht.

    @Michael Khan
    Sie schreiben: „Ein ehrlicheres Bild vermittelt das Kaufverhalten. Wäre es den Leuten wirklich wichtig, was sie zu sich nehmen, dann würden sie bewusster einkaufen. Dann würde es auch keine Gammelfleischskandale geben, weil bewusst konsumierende Verbraucher nicht einfach nach dem Preis schauen, sondern auf Herkunft und Qualität achten würden.
    Aber genau dies tun sie ja eben nicht. Nicht nur das wichtigste, sondern weitgehend das einzige Kriterium ist der Preis.“

    Ja, da muss ich Ihnen allerdings recht rechtgeben. Die „Geiz ist geil“ Ideologie ist nicht auszurotten und für viele Geringverdiener wohl auch eine Lebensnotwendigkeit. Ein weiterer Punkt ist, dass für viele Verbraucher die Lebensmittelkennzeichnung zu unübersichtlich ist. Leider hat die Lobby der Lebensmittelindustrie erst kürzlich die Ampelkennzeichnung der Lebensmittel verhindert und somit werden wir noch ein paar Übergewichtige mehr bekommen, die den Krankenkassen zur Last fallen.

  50. @Mona

    Die Frage war einfach, weshalb Sie den Öko-Landbau favorisieren. Ich bin daran interessiert, weil ich mich momentan mit der Thematik auseinandersetze und noch keine endgültige Meinung dazu habe. Sie haben ein paar Sachen behauptet, gegen die ich argumentiert habe. Haben Sie auf meine Kritik denn gar keine Antwort? ich bin auf die Begründung ihres Standpunktes „Ökolandbau ist mit Gentechnik unvereinbar“ interessiert, in der Hoffnung, dass ich etwas dazulernen kann. Leider fand ich die Greenpeace-Sprechering in der Hinsicht nicht so überzeugend. Dort wurden nur die alten Märchen der bösen Industrie wiedergekäut …

    Die Sache mit dem Frauenwahlrecht bezog sich auf die Meinungsumfragen und auf welcher Grundlage politische Entscheidungen getroffen werden sollten. Sie bezogen ja die Stellung, dass man die „zwei Drittel in der Bevölkerung“ nicht vernachlässigen dürfe, worauf ich meinte, dass politische Entscheidungen besser nicht rein auf einer Mehrheitsfrage der wahlberechtigten Bevölkerung zu stützen sind. Das Frauenwahlrecht war ein plakatives Beispiel, von dem ich ehrlichgesagt gar nicht weiß, ob es für meine Argumentation so gut passt. Ich wollte nur auf den Punkt „Mehrheitsmeinung bestimmt nicht die Politik“ hinaus. Ich hoffe, auch das ist jetzt klarer.

  51. @Mona

    Die „Geiz ist geil“ Ideologie ist nicht auszurotten und für viele Geringverdiener wohl auch eine Lebensnotwendigkeit.

    Das ist ein ganz anderes Thema und sollte hiermit nicht verquickt werden. Es findet quer durch die Bevölkerung eine Fehl- und Überernährung statt. Das ist nicht mit den Kosten zu erklären. Würden die Leute weniger essen, dafür aber mehr auf die Qualität achten, wäre das kostenneutral oder vielleicht sogar billiger.

    Kosten sind gar nicht das Thema. Die Deutschen sind geizig, das stimmt. Angeblich fehlt Eltern das Geld, ihren Kindern einen Apfel mitzugeben. Das Schulobst soll von der Gesellschaft bezahlt werden. Lächerlich: Aepfel sind eins der billigsten Nahrungsmittel. Das Kilo gibt es schob ab 1 Euro. Das könnten sich fast alle Eltern leisten, wenn es ihnen wirklich Ernst wäre mit der Gesundheit ihrer Kinder und wenn es nicht nur ums Herummaulen ginge.

    Tatsache ist, dass zwar, wenn man die Frage richtig stellt, auch die gewünschte Antwort kommt, in diesem Fall die Ablehnung der Nahrungsmittelerzeugung mittels genetisch manipulierter Lebewesen. Das Verhalten zeigt aber, dass die wirkliche Einstellung eine andere ist.

    Nicht bei allen und auch differenzierter, als das hier anklingt. Aber die Behauptung der verbreiteten Ablehnung ist unglaubwürdig.

    Ein weiterer Punkt ist, dass für viele Verbraucher die Lebensmittelkennzeichnung zu unübersichtlich ist. Leider hat die Lobby der Lebensmittelindustrie erst kürzlich die Ampelkennzeichnung der Lebensmittel verhindert und somit werden wir noch ein paar Übergewichtige mehr bekommen, die den Krankenkassen zur Last fallen.

    Ihnen fällt wahrscheinlich gar nicht auf dass Sie mit der Aussage gerade die Verbraucher in Bausch und Bogen für weitgehend unmündig erklären.

    Wenn die Leute wirklich ohne eine farbige Kennzeichnung unfähig wären, zu erkennen, dass Junk-Food ungesund ist, dann muss man auch davon ausgehen, dass die Meinung dieser Leute zu Themen wie genetisch manipulierten Lebensmitteln nicht auf Sachkenntnis und Urteilsvermögen basiert und deswegen keinerlei Aussagekraft besitzt.

    Also, was denn nun?

  52. martin (kleptoplast)

    “Die Frage war einfach, weshalb Sie den Öko-Landbau favorisieren.”

    Weil naturbelassene Lebensmittel besser schmecken und gesünder sind.
    Sich naturschonende Produktionsmethoden und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen günstig auf das Allgemeinwohl auswirken.
    Ich für artgerechte Tierhaltung bin.
    Nichts von Monokulturen halte, welche die Böden auslaugen.
    Biolebensmittel nur geringe oder gar keine Rückstände von Pestiziden aufweisen.
    Der Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse, dass saisonal geerntet wurde höher ist, als von Treibhausware (Erdbeeren im Winter).
    Unverarbeitete Bio-Lebensmittel schonender gelagert werden müssen, als konventionelle Ware. So dürfen Nüsse z.B. nicht gegast werden usw.
    Bio-Lebensmittel einer viel stärkeren Kontrolle unterliegen, als solche aus konventioneller Landwirtschaft.
    Kreislaufwirtschaft bevorzugt wird, d.h. Viehhaltung und der Anbau von Nutzpflanzen greifen ineinander. Die Böden werden ausschließlich auf natürliche Weise durch den Mist der Tiere und Gründünger gedüngt. Die Tiere wiederum werden von den Pflanzen ernährt, die auf den Feldern wachsen.

    Der Vollständigkeit halber will ich auch die Nachteile erwähnen:
    Lebensmittel aus “Öko- Landbau” sind oft nicht so schön, da nicht genormt. Auch sind sie natürlich erheblich teurer und weisen häufig Qualitätsschwankungen auf.

  53. @Michael Khan

    “Angeblich fehlt Eltern das Geld, ihren Kindern einen Apfel mitzugeben. Das Schulobst soll von der Gesellschaft bezahlt werden.”

    Ja, ich erinnere mich, dass Thema hatten wir schon. Ich habe mich seinerzeit dafür ausgesprochen, dass die Schulen in Deutschland das von der EU angestoßene Schulobstprogramm mittragen. Außerdem habe ich mich vor Jahren dafür eingesetzt Ernährungslehre in den Lehrplan der Schulen zu integrieren, was leider abgelehnt wurde.

    Sie schreiben: “Ihnen fällt wahrscheinlich gar nicht auf dass Sie mit der Aussage gerade die Verbraucher in Bausch und Bogen für weitgehend unmündig erklären.”

    Da verstehen Sie mich aber ganz falsch. Es geht mir nicht darum jemanden für unmündig zu erklären, sondern den Leuten zu helfen sich besser zurechtzufinden. Notwendigerweise muss man da bei den Kindern beginnen. Sie werden es nicht glauben, aber viele Kinder aus sog. bildungsfernen Schichten kennen kaum mehr die gängigsten Obstsorten. Natürlich kann man die Kinder dieser Leute sich selbst überlassen, jedoch bin ich der Meinung, dass Kindergarten und Schule hier einen Erziehungsauftrag haben und das Wissen über Ernährung nicht nur aus der Fernsehwerbung stammen sollte. Prävention ist in meinen Augen ein ganz wesentlicher Beitrag um die Menschen gesund zu erhalten. Letztendlich kann unser Gesundheitssystem dadurch auch eine Menge Geld einsparen. Was kostet im Verhältnis dazu ein Apfel, der außerdem noch von der EU bezuschusst wird?

    “Wenn die Leute wirklich ohne eine farbige Kennzeichnung unfähig wären, zu erkennen, dass Junk-Food ungesund ist, dann muss man auch davon ausgehen, dass die Meinung dieser Leute zu Themen wie genetisch manipulierten Lebensmitteln nicht auf Sachkenntnis und Urteilsvermögen basiert und deswegen keinerlei Aussagekraft besitzt.”

    Ja, da hilft nur Aufklärung!

  54. Ich antworte mal einzeln&ausführlich …

    “Die Frage war einfach, weshalb Sie den Öko-Landbau favorisieren.”

    Ich antworte mal einzeln und ausführlich, ich hab ja grad sonst nichts zu tun.

    Weil naturbelassene Lebensmittel besser schmecken und gesünder sind.

    Ich finde nicht, dass „Naturbelassenheit“ (ich verstehe das als „nicht verarbeitet“) irgendetwas mit Bio/Nicht-Bio zu tun hat. Auch aus konventioneller oder nicht-zertifizierter Landwirtschaft kommen „naturbelassene“ Produkte raus. Da spielen wahrscheinlich ganz andere Faktoren (Umwelteinflüsse, Sorten, Rassen, mikrobielle Belastung Schädlings- und Pilzbefall etc) eine viel größere Rolle für die sensorische Qualität und den Nährstoffgehalt.

    Davon abgesehen gibt es, etwa durch die Stiftung Warentest, aber auch wissenschaftliche Studien Hinweise darauf, dass irgendwelche gesundheitlichen Vorteile durch den Verzehr von Bio-Lebensmitteln praktisch nicht vorhanden sind. Dieses Bio-ist-gesund-Dogma wird eigentlich auch nie hinterfragt. Ich habe selbst dazu hier in meinem Blog geschrieben, dort findet man auch die entsprechenden Belege. Der Artikel ist aber noch etwas „work in progress“, Kritik dazu sehe ich gerne.

    Sich naturschonende Produktionsmethoden und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen günstig auf das Allgemeinwohl auswirken.

    In all der Schwammigkeit dieser Aussage kann ich mich dem wohl anschließen. Das wirft natürlich auch die Frage auf, kann der Bio-Landbau diesen Ansprüchen genügen? Cohen hat ja bereits angesprochen, dass der Flächenbedarf von organisch-biologisch bewirtschafteten Flächen bei gleichem Ertrag etwa 20-30% höher liegt als beim konventionellen Anbau. Ist das ein verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource „Landfläche“? Die Gründe für den Mehrbedarf mögen der absolute Verzicht auf synthetische Düngemittel, sowie der stark eingeschränkte Einsatz von Pestiziden sein. Ich habe da aber keine Expertise, kann also nicht viel dazu sagen.

    Ich bin momentan eher der Meinung, dass man das beste aus beiden Welten vereinen und weitgehend auf invasive Maßnahmen verzichten sollte, bei Bedarf aber nicht den Einsatz von „konventionellen Methoden“ scheuen darf. Ich glaube, in der integrierten Landwirtschaft wird dieser Ansatz verfolgt – im Sinne einer verantwortungsvollen guten Landwirtschaftspraxis.

    Es ist ja nicht so, dass im Biolandbau gar keine Pestizide eingesetzt werden. Oft muss man auch im Biolandbau gegen „Schadorganismen“ kämpfen (womit wir wieder beim Thema wären), etwa mit dem bienengefährlichen Pyrethrum aus Chrysanthemenextrakt, schmetterlingsgefährlichen Bt-Toxin aus Bakterien und Spritzmittel auf Basis von Kupfersulfat, das insbesondere im Weinbau in Ermangelung von Alternativen massiv eingesetzt wird. Das Zeug belastet die Böden und die Lebern der Feldarbeiter.

    Ich würde in diesen Fällen den Einsatz effektiverer und moderner synthetischer Gifte befürworten, die z.B. spezifischer auf Zielorganismen zugeschnitten und schonender für die Umwelt sind. Das Kriterium „es muss natürlich sein, denn das ist besser, denn das ist besser, denn das ist besser“ ist natürlich völlig hirnverbrannt – das habe ich hier sehr ausführlich kritisiert. Aus dem selben Grund will ich auch die grüne Gentechnik nicht pauschal ablehnen: Wenn nämlich das Gift, wie eben das im Biolandbau verwendete Bt-Toxin, in geringsten Mengen von der Pflanze selbst produziert wird, wie im gv-Mais von Monsanto (MON810?), dann kann das durchaus ökologisch vorteilhaft sein. Der Bauer muss in diesem Fall nämlich keine rauhen Mengen „Bio-Spritzmittel“ mehr ausbringen, das die umliegende Fauna mit Sicherheit mehr schädigt als das ausschließlich in der Pflanze produzierte Bt-Gift.

    Biologische Schädlingsbekämpfung mit Fraßfeinden u.ä. ist auch nicht völlig frei von Problemen. Dort werden oft fremde Arten eingesetzt, die heimische Arten vedrängen oder zumindest einen gewissen Einfluss auf das Ökosystem haben können.

  55. Na, wie schön, da hat die dämliche Kommentarfunktion weit mehr als die Hälfte meines monoumentalen Monster-Kommentars einfach aufgefressen. Ohne Vorwarnung. Was für ein Scheiss! Jetzt hab ich keinen Bock mehr.

    Ich habe mit der Frage geendet, wie sich die drastischen Qualitätsschwankungen mit der besseren Qualität der Bio-Produkte vertragen (das haben Sie ganz zu Beginn gesagt).

    Und ich wollte wissen, warum Monokulturen und Gewächshäuser „unökologsich“ sein sollen, meines Wissens wird beiden im Biolandbau eingesetzt.

  56. Antwort @martin (kleptoplast)

    Ja, hier wird in der Tat mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um Umfragen bezüglich der Akzeptanz von Gen-Technik geht und diese negativ ausfallen wird man aufgefordert sie zu ignorieren, da das gemeine Volk sich hier zu wenig auskennt. Wenn es aber „Studien“ gibt, die „Bio-Esser“ in ein schlechtes Licht rücken, dann sind die Umfragen auf jeden Fall wahr. Ich spreche hier von dem Link auf Ihrem Blog zur „Süddeutschen“. Natürlich kann gesunde Ernährung zum Religionsersatz ausarten, doch von solchen Leuten sprechen wir hier wohl eher nicht, oder?

    Wichtig wäre in diesem Zusammenhang auch zu wissen, dass ökologischer Landbau nicht gleich ökologischer Landbau ist. Es gab da in der Vergangenheit nämlich zwei verschiedene Strömungen, die biologisch-dynamische und die organisch-biologische Wirtschaftsweise. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise wurde von anthroposophischen und sozioökonomischen Überlegungen beeinflusst (hier findet man auch viele Spinner), während die organisch-biologische Wirtschaftsweise naturwissenschaftlich ausgerichtet ist.

    Zum gesundheitliche Vorteil durch den Verzehr von Bio-Lebensmitteln: Hier ist in erster Linie die geringere Belastung mit Spritzmitteln gemeint und natürlich spielt auch die verwendete Sorte eine Rolle, da haben Sie recht. Positiv in diesem Zusammenhang ist ja auch, dass z.B. viele alte Apfelsorten auf diese Weise erhalten werden.

    Nicht recht geben kann ich Ihnen in Bezug auf den Genmais. MON810-Mais ist ja gerade in Deutschland verboten worden: „Danach darf ein Mitgliedstaat den Verkauf eines GVO-Produkts vorübergehend einschränken, wenn “neue oder zusätzliche Informationen” einen “berechtigten Grund zur Annahme” liefern, dass von dem betreffenden GVO-Produkt eine Gefahr für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt ausgeht.“
    Quelle: http://www.transgen.de/aktuell/1060.doku.html

    Zur Frage: „Biologische Schädlingsbekämpfung mit Fraßfeinden u.ä. ist auch nicht völlig frei von Problemen. Dort werden oft fremde Arten eingesetzt, die heimische Arten vedrängen oder zumindest einen gewissen Einfluss auf das Ökosystem haben können.“

    Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da auf jeden Schädling individuell reagiert werden muss. Grundsätzlich ist es wohl besser „natürliche Fressfeinde“ einzusetzen als Gift. Gegen Blattläuse werden z.B. Marienkäfer eingesetzt, da sehe ich jetzt kein Problem.

    „Und ich wollte wissen, warum Monokulturen und Gewächshäuser „unökologsich“ sein sollen, meines Wissens wird beiden im Biolandbau eingesetzt.“

    Monokulturen laugen den Boden aus, da hier auch kein Fruchtwechsel stattfindet. Wenn man z.B. immer nur Mais anbaut, der sowieso als „Starkzehrer“ gilt, muss man kräftig düngen um einen angemessenen Ertrag zu erhalten. Einen Fruchtwechsel stellt man hingegen auf den Nährstoffbedarf der Pflanzen ab, um den ausgelaugten Boden wieder mit Stickstoff anzureichern pflanzt man Leguminosen, also Bohnen oder Klee an. „Die meisten Leguminosen gehen in ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien (Rhizobien) ein. Sie machen sich dadurch unabhängig vom Nitratgehalt des Bodens und sind in extrem stickstoffarmen Böden (zum Beispiel Akazien in der „Wüste“) erst lebensfähig. Zum Schutz der Bakterien vor Luftsauerstoff sind Leguminosen in der Lage, das Sauerstoff-bindende Protein Leghämoglobin zu bilden.“
    Zitat von hier: http://de.wikipedia.org/…C3%BClsenfr%C3%BCchtler

    „Ich habe mit der Frage geendet, wie sich die drastischen Qualitätsschwankungen mit der besseren Qualität der Bio-Produkte vertragen (das haben Sie ganz zu Beginn gesagt).“

    Ich sprach nicht von „drastischen Qualitätsschwankungen“, sondern nur von Qualitätsschwankungen, diese lassen sich beim Ökolandbau schlecht vermeiden und beziehen sich oft nur auf das Äußere, dass z.B. Äpfel unterschiedlich groß sind usw.

    „Ich bin momentan eher der Meinung, dass man das beste aus beiden Welten vereinen und weitgehend auf invasive Maßnahmen verzichten sollte, bei Bedarf aber nicht den Einsatz von „konventionellen Methoden“ scheuen darf. Ich glaube, in der integrierten Landwirtschaft wird dieser Ansatz verfolgt – im Sinne einer verantwortungsvollen guten Landwirtschaftspraxis.“

    Ja, damit könnte ich u.U. leben! Hier noch ein guter Link zum Thema: http://www.aid.de/…/integrierter_pflanzenbau.php

  57. Wenn es aber „Studien“ gibt, die „Bio-Esser“ in ein schlechtes Licht rücken, dann sind die Umfragen auf jeden Fall wahr. Ich spreche hier von dem Link auf Ihrem Blog zur „Süddeutschen“.

    Worauf ich dort verlinkt habe, war keine Umfrage, sondern ein Fachartikel aus dem peer-reviewten Psychological Science, eines der einflussreichsten Journale in der Psychologie. Außerdem habe ich in meinem persönlichen, privaten Blog gar nicht Anspruch, absolut ausgewogen wissenschaftsjournalistische Arbeit zu leisten. Das Blog hier ist aber ein Wissenschaftsblog eines Wissenschaftsjournalisten, da darf man so etwas schon erwarten, oder?

    biologisch-dynamische Wirtschaftsweise […] (hier findet man auch viele Spinner), während die organisch-biologische Wirtschaftsweise naturwissenschaftlich ausgerichtet ist.

    Die Anthros haben einen an der Waffel, schön, dass wir uns da einig sind. Ich empfand die organisch-biologische Landwirtschaft eher als eine „säkularisierte Weiterentwicklung“ des Steiner-Wahnsinns.

    Nicht recht geben kann ich Ihnen in Bezug auf den Genmais. MON810-Mais ist ja gerade in Deutschland verboten worden

    Das war letztendlich leider eine politische Entscheidung, und keine fachliche, was ja für einigen Wirbel gesorgt hat. Ich halte das Verbot für kein Argument, zumal MON810 überall sonst in Europa angebaut wird.

    Grundsätzlich ist es wohl besser „natürliche Fressfeinde“ einzusetzen als Gift. Gegen Blattläuse werden z.B. Marienkäfer eingesetzt, da sehe ich jetzt kein Problem.

    Der NABU sieht da ein Problem: Der asiatische Marienkäfer breitet sich seit 2002 explosionsartig aus, nachdem er zur „biologischen“ Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern eingesetzt wurde.

    Monokulturen laugen den Boden aus, da hier auch kein Fruchtwechsel stattfindet.

    Unabhängig von der Fruchtfolge wird jede Pflanzung dem Boden Nährstoffe entziehen (mit Ausnahme der N-fixierenden Leguminosen). Eine Fruchtfolge ist aber IIRC wirklich vorteilhaft für die Bodengesundheit und wird bei uns in der Region auch von vielen konventionellen Landwirten praktiziert, ist also kein Bio-Alleinstellungsmerkmal.

  58. Cocktail-Saison

    Cocktail-Saison ist auch für die Bienen und Wildbienen, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen. In voller vergifteter Blüte? Sollte das Bienensterben so dramatisch weitergehen, dann erübrigt sich eine weitere Diskussion. Zumindest bei den Pflanzen, die in trauter Harmonie mit Insekten wie Hummeln, Honigbienen und Wildbienen leben. Wenn sie mangels Bestäubung aussterben, nutzt das beste Gegengift auch nichts mehr. Wie sagte doch Einstein? “Wenn die Bienen von der Erde verschwinden, dann haben wir Menschen nur noch 4 Jahr zu leben.”

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