Einwegpfand hilft nur gegen Faulheit

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Einwegpfand-Logo„Weniger Müll und ein wenig Umweltschutz“ lautet das Fazit, das Jan Osterkamp in spektrumdirekt anlässlich einer Studie über den Erfolg des Einwegpfands zieht. Profit ziehen demnach vor allem die früheren Gegner des Systems, Mehrweganbieter bleiben auf der Strecke. Offen bleibt die Frage, wie man Umweltbewusstsein in die Köpfe der Verbraucher bekommt. Dabei wäre die Antwort einfach.

Bevor ich die Kritik vertiefe, soll hier zunächst betont werden, dass das Einwegpfand durchaus positive Effekte hat: Der in die Umwelt geworfene Müll ist deutlich weniger geworden, das konnte die Studie des bifa-Umweltinstituts im Auftrag des Umweltbundesamtes klar feststellen. Das freut die Umwelt und erhöht die Recyclingquote. Ich vermute allerdings, dass niemand gefragt hat, wie viel Müll ursprünglich mal in der Natur gelandet ist, der dann von Flaschensammlern wegen des Pfands wieder entfernt wurde…

Der Lenkungseffekt, der das ökologischere System der Mehrwegverpackungen beflügeln sollte, blieb jedoch aus. Warum? Da sind zum einen wohl die Händler zu nennen. Anfangs haben sie wild protestiert gegen das System, weil sie den Aufbau der Infrastruktur für die Rücknahme scheuten. Inzwischen haben sie gemerkt, dass sie am Pfand Geld verdienen, denn noch immer gelangen längst nicht alle Flaschen zurück zum Händler, der lachend das Pfand einsteckt.

Zum anderen sind da aber ebenso die Verbraucher als Schuldige zu benennen. Dass „Mehrweg der Weg“ und „Einweg kein Weg“ ist, dürfte oft genug kommuniziert worden sein. Bequemlichkeit ist als Motiv wohl auszuschließen, jetzt, wo Ein- wie Mehrwegprodukte mit Pfand versehen werden. Bleibt also nur der Preis, der – zumindest ist das mein Eindruck – bei Einwegprodukten tendenziell niedriger ist.

Doch die Autoren der Studie raten davon ab, Einweg zu besteuern und so einen monetären Lenkungseffekt zu bemühen. Nicht, weil das nicht funktionieren würde, nein, sondern weil die politische Durchsetzbarkeit „problematisch“ sei. Stattdessen raten sie dazu, einheitlich mit „EINWEG“ bzw. „MEHRWEG“ zu kennzeichnen. Das hat vermutlich den gleichen Effekt, wie der Hinweis auf vielen Verpackungen „ohne Pfand!“. Wer, außer mir, versteht das als Hinweis des Herstellers, die Finger davon zu lassen?

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

6 Kommentare

  1. Ist „Mehrweg“ wirklich ökologischer?

    Mehrweg-Verpackungen erfordern zusätzliche Energie für Transport, der zum größten Teil über die Straße erfolgen muß, und lebensmittel-taugliche Reinigung. Viele Getränke werden heutzutage von einer Produktionsstätte über viele 100 km über das Land verteilt – entsprechend aufwendig wäre der Rücktransport. Die Ökobilanz von Mehrweg-Verpackungen ist daher oft genug schlechter als bei Einweg-Verpackungen – daher können Einwegprodukte billiger angeboten werden als Mehrwegprodukte – und sind trotzdem ökologischer. Deswegen sollte es keinen Raum für den absurden „Mehrweg-Kult“ mehr geben. Parolen wie „Mehrweg der Weg“ und „Einweg kein Weg“ klingen so schön griffig und überzeugend, stimmen aber häufig nicht. Schönes Beispiel: Flaschen für Wein, Sekt und hochprozentige Getränke waren schon Einweg-Verpackungen, als der Anteil der Mehrweg-Flaschen noch viel höher als heute lag.
    Allerdings halte ich die Einführung des Dosenpfands und das Kunststoff-Recycling mittels „gelbem Sack“ auch für Schwachsinn. „Mit deutscher Gründlichkeit ins Chaos“ lautete vor einigen Jahren eine „Spiegel“ – Titelgeschichte zum Thema Dosnpfand. Besser wäre es – mit Ausnahme der Glasflaschen – den gesamten Hausmüll in einer Tonne zu sammeln – und ab damit in die Müllverbrennungsanlage!

  2. Mehrweg ist ökologischer als Einweg

    Es gibt vier wesentliche Aspekte, auf die es ankommt, wenn man Einweg und Mehrweg vergleicht:

    – Primärenergieverbrauch: Aufgrund des geringen Transportgewichts beim Leergut liegt allen mir bekannten Studien zufolge der Transportenergiebedarf von Mehrweg geringfügig über dem von Einweg, maximal um 20 Prozent. In Summe hat Einweg dennoch den deutlich höheren (~100 Prozent) Transportenergiebedarf, weil wesentlich mehr Flaschen zwischen Hersteller und Abfüller transportiert werden. Letztlich ist das aber egal: Der Transport macht bei Mehrwegflaschen knapp die Hälfte des gesamten Energiebedarfs aus, bei Einweg bloß fünf bis zehn Prozent. Das liegt daran, dass die Flaschenherstellung bei Einweg um den Faktor 20 bis 30 (!) energieintensiver ist als beim Mehrweg. In Summe verbrauchen Mehrwegflaschen rund ein Viertel der Energie von Einwegflaschen, wenn es sich um PET handelt, und sogar nur ein Achter bei Glas.

    – Abwasser: Hier ist Mehrweg der Verlierer. Ökologen sind sich aber einig, dass der Wasserverbrauch gegenüber dem Energieverbrauch zu vernachlässigen ist. Zum einen ist er nicht besonders hoch, zum anderen ist das Wasser hinterher nicht nennenswert belastet.

    – Viel wichtiger ist wieder der Müll: Hier ist Einweg aus offensichtlichen Gründen klarer Verlierer. Das ging ja auch aus der im Post genannten Studie hervor.

    – Letzter Aspekt Giftstoffe: Einweg-PET bringt bei der Herstellung erheblich mehr gefährliche Produktionsstoffe mit sich.

    In Summe liegen nach wie vor Glas-MW-Flaschen knapp vor PET-MW-Flaschen in der Bewertung. Mit etwas Abstand folgt PET-EW und weit am Ende liegt Glas-EW.

    Zum Gelben Sack nur ein Satz, vielleicht nehme ich mich demnächst dem Thema ausführlicher an: In der Durchführung liebt beim Recycling einiges im Argen, aber allen Müll verbrennen ist gleich mehrfach dämlich, weil Recycling energieeffizienter ist und vor allem rohstoffeffizienter. Erdöl wird nicht mehr, höchstens im Golf von Mexiko.

  3. Zu Müll passen Mülleimer!

    Ich habe über 3 Wochen nach einem Abfalleimer gesucht, den man an der Wand befestigen kann. Was ich im Internet auf http://www.abfalleimer.com gefunden habe, hat mich überrascht. Die wohl grösste Abfalleimerauswahl im Internet. Weil ich die gut finde, sage ich es gerne weiter!

  4. Endlich wurde nun nachgewiesen, was alle, die sich jemals mit diesem Thema genauer auseinandergesetzt haben, schon immer wussten:
    http://www.wiwo.de/technologie/umwelt/schlechte-oekobilanz-mehrwegflaschen-sind-schlechter-als-ihr-ruf/9457752.html
    Beim Streit ums Einwegpfand ging es noch nie primär um den Umweltschutz, sondern – wie so oft – rein um finanzielle Interessen. In diesem Fall die der Mehrweglobby, die nur dem Kundenschwund entgegensteuern wollten, weil immer weniger Verbraucher diese unpraktischen, unhygienischen und überteuerten Gebinde wollten.

    @ “Der in die Umwelt geworfene Müll ist deutlich weniger geworden”
    Blöd nur, dass der in der Gegend herumliegende Müll absolut irrelevant für die dem Einwegpfand zugrunde liegenden Ökobilanzen ist. Es findet darin keine Beachtung, weil es der Umwelt ganz einfach nicht schadet. Es sieht nicht schön aus, keine Frage, mehr jedoch auch nicht, da die Packungen keine Giftstoffe oder Ähnliches an die Umwelt abgeben. In den Ökobilanzen geht es allein um Produktion und Handling (Transport, Recycling etc.) und hier schneidet Mehrweg nun mal deutlich schlechter ab als die pseudogrünen Pinocchios es dem dummen Verbraucher immer weismachen wollten.

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