Diesel macht Stress – und kostet Menschenleben

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Öko-Logisch?

Dieselruss (Foto: Pixelio)30 Minuten lang die Dieselabgase einer viel befahrenen Straße einzuatmen, erzeugt im menschlichen Gehirn Stressymptome – so das Fazit einer niederländisch-schwedischen Studie. Im Fachjournal Particle and Fibre Toxicology stehen seit März die Ergebnisse. Erstmalig konnten die Forscher zeigen, wie Luftverschmutzung das Gehirn beeinträchtigt. Das Team vermutet, dass die Stresssignale beispielsweise dafür verantwortlich sind, dass der Sauerstofflevel im Herzen sinkt. Ganz klären, welcher Teil der Dieselabgase den Stress verursacht, konnten die Forscher nicht. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass es winzige Rußpartikel sind. Denn in Studien an Ratten wurde bereits gezeigt, dass diese Teilchen über die Nerven der Nase direkt ins Gehirn gelangen.

Eine zweite Studie in der aktuellen Ausgabe des Journals berichtet zudem von DNA-Schäden an Lungengewebe durch die winzigen Stäube. Wenig überraschend, dass Experten von einigen Tausend Todesopfern pro Jahr allein in Deutschland ausgehen, die einem von Dieselruß verursachten Lungenkrebs erliegen. Und mit den Rußfiltern wird der Feinstaub noch feiner und gefährlicher.

Fühlen sich Dieselfahrer eigentlich schuldig an diesen Todesopfern? Oder zumindest die Hersteller? Oder um mal eine Analogie zu Dieselfahrern und Fußgängern zu bilden: Würden Sie es gutheißen, wenn ein Raucher einem Nichtraucher demonstrativ ins Gesicht pafft?

Foto: Pixelio

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Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

5 Kommentare

  1. @Lars Fischer: Filter

    Auch hier bietet sich die Analogie mit dem Rauchen an: Die Rußpartikelfilter helfen (unterschiedlich gut), aber gerade im Bereich der Nanopartikel verringern sie das Problem nur – lösen können sie es nicht. Bisher habe ich leider keine unstrittigen Aussagen dazu gefunden. Manche Quellen nennen bei Wandstromfiltern eine Wirkung von 99 Prozent, andere sprechen von lediglich 40 Prozent, insbesondere bei Nachrüstungen. Gerade nachgerüstete Filter haben sich in der Vergangenheit ja in großem Maß als nahezu wirkungslos erwiesen.

  2. Ich fahre einen common-rail- Diesel und habe eine rote Plakette. Ich werde ab nächstem Jahr als Beitrag zur Feinstaub- reduktion einfach nicht mehr in Städte mit Umweltzonen fahren. Ich bin gespannt, wann Holz- oder Kohleheizungen und das Bremsen in Innenstädten verboten wird, denn es gibt noch weitere Feinstaubquellen. Wieso veröffentlichen Sie keine Übersicht?
    Übrigens gilt die Nordseeinsel Norderney als hoch belastet durch salzhaltige Luft – das ist bestimmt auch bald verboten!

  3. @Horst Scharf: Weitere Feinstaubquellen

    Der Gesetzgeber hat nicht ohne Grund offene Kamine verboten – Holz- und Kohleheizungen wären natürlich ein Gesundheitsrisiko, falls die Verbrennungsabgase in die Nähe der Atemwege gelangen. Damit das nicht der Fall ist, gibt es außerdem Vorschriften für die Schornsteinhöhe. Beim Straßenverkehr hingegen werden die Abgase den Fußgängern praktisch ins Gesicht gepustet. Es gibt signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit von Atemwegstumoren bei Hauptstraßenanwohnern und Anwohnern wenig befahrener Straßen.

    Hinsichtlich des Bremsens bemühen sich viele Reifenhersteller erfolgreich, den Abrieb zu minimieren.

    Der Feinstaub aus Meeressalz ist nach meinem Wissen vollkommen unbedenklich, weil sich das Salz in den Atemwegen einfach auflöst.

    Bei der Feinstaubdebatte spielen daher immer die Art des Staubs und die Ausgesetztheit der Menschen gegenüber diesen Stäuben die entscheidenden Rollen. Zudem zahlen Autofahrer viel Geld, um das eigene Leben z.B. durch Airbags zu schützen. Ist das Leben anderer Verkehrsteilnehmer nichts wert?

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