06.-07.10. Über die Dörfer und in die Wälder

BLOG: Neustart nach dem Putsch

Wie sich der Regierungswechsel in Madagaskar auf Mensch, Natur und Entwicklungszusammenarbeit auswirkt
Neustart nach dem Putsch

In den nächsten Tagen besuchen wir mit Erik eine Reihe der Projekte von SAVA Conservation zwischen den Städten Sambava und Andapa. In Sambava unterhält das Duke Lemur Center ein Büro mit Material- und Seminarraum, dort findet in diesen Tagen ein GPS-Kurs zur Vermessung von Waldgebieten statt, an dem auch ein Vertreter von Mitsinjo aus Andasibe teilnimmt. Im Dorf Beloka gibt es eine von mehreren Baumschulen. Und außerdem in diesen Tagen ein Programm zum Thema Familienplanung. In wechselnden Dörfern der Region werden Radiodurchsagen geschaltet. Am betreffenden Tag kommt ein Team aus Hebammen und Krankenschwestern in das jeweilige Dorf, informiert, hört zu und bietet interessierten Frauen Hormonimplantate an: Verhütungsstäbchen, die unter die Haut des Oberarms gesetzt werden und bis zu drei Jahre wirken.

family plannig kleinCredit: Ernst Golde

Zwei Frauen aus Beloka, die gekommen sind, um sich über die Hormonimplantate zu informieren.

Ein weiterer Schwerpunkt von SAVA Conservation ist die nachhaltige Ausbildung von Lehrern in der Region. Geld dafür stammt von der GIZ und der Symrise AG, einem Unternehmen für Duft- und Geschmacksstoffe mit Sitz in Holzminden. In Madagaskar investiert Symrise in die nachhaltige Produktion von Vanille. Am 13. Oktober wird ein Extraktionsbetrieb für Vanille eröffnet (dazu reist auch der Botschafter Harald Gehrig an), um alle Verarbeitungsschritte in Madagaskar durchführen zu können. Im Interview zählt Mimie Ravaroson aus der Kommunikationsabteilung weitere Maßnahmen des Unternehmens auf: Versicherungen für die Vanillebauern, feste Abnahmepreise, Umweltauflagen.

DSC00044Credit: Ernst Golde

Mit Désiré Rabary und Erik Patel in der Tiefebene von Andapa.

Dritter Schwerpunkt von Eriks Arbeit ist die nachhaltige Fischzucht in kleinen Teichen durch Dorfgemeinschaften. Gezüchtet wird eine endemische Art, Paratilapia polleni, fony auf Madagassisch. 25 Prozent jeder „Ernte“ werden wiederum in lokalen Flüssen ausgesetzt, um die natürliche Population zu stärken. Die Teiche können außerdem zur Entenzucht genutzt werden.

DSC00114Credit: Ernst Golde

Rabary (links) in der Baumschule seines privaten Schutzgebiets Antanetiambo.

Darüber hinaus gibt es Aufforstungsprojekte, Versuche mit neuen Brennstoffen für Kochöfen und drei kleine Büchereien mit Romanen, Naturführern und Fremdsprachenliteratur in Andapa, Matsobe und Manantenina. Und ein ganz besonderes, durch SAVA Conservation unterstütztes Schutzgebiet: Antanetiambo, eine Waldinsel im Meer der Reisfelder der Andapa Tiefebene, gut 15 Hektar groß, nach und nach zusammengekauft von Désiré Rabary, einem lokalen Guide. Rabary hat inzwischen einen Preis für sein Engagement gewonnen und eine Reise in die USA unternommen. Er beschäftigt einen Wächter in seinem Reservat und einen Freund, der die dort lebende Gruppe Bambuslemuren beobachtet. Und es gibt eine kleine Gärtnerei, in der Bäume herangezogen werden, die später im Schutzgebiet angepflanzt werden. Ein kleines, großes Projekt.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Nach einem Biologiestudium in Göttingen promovierte Lennart Pyritz am Deutschen Primatenzentrum über das Gruppenverhalten von Lemuren. Dafür verbrachte er insgesamt 14 Monate im Trockenwald Westmadagaskars. Über diese Zeit führte er einen Blog für Spektrum.de, der 2012 in erweiterter Form auch als Buch veröffentlicht wurde ("Von Makis und Menschen", Verlag Springer Spektrum). Nach der Doktorarbeit wechselte Lennart Pyritz in den Wissenschaftsjournalismus, hospitierte bei der Süddeutschen Zeitung in München, ZEIT Wissen in Hamburg und arbeitete als Vertretungsredakteur der Sendung "Quarks & Co" im WDR. 2012 bis 2014 volontierte er anschließend beim Deutschlandradio in Köln und Berlin und für einen Monat bei BBC 4 in London. Anschließend arbeitete er als Junior-Programm-Mitarbeiter im Deutschlandfunk. Vom 10. September bis zum 22. Oktober unterbricht er seine Anstellung beim Radio, um mit einem Recherchestipendium der Heinz-Kühn-Stiftung als Journalist nach Madagaskar zurückzukehren.

Schreibe einen Kommentar


E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.
-- Auch möglich: Abo ohne Kommentar. +