Über den Wert der Forschung in Europa

"Research", englisch für Forschung. Eine Kombination aus Buchstaben bei Scrabble
“Research”, englisch für Forschung.

 

Seit Jahren ist die Tendenz öffentlicher Ausgaben für Forschung und Entwicklung steigend, in Deutschland und in Europa. Viele große Erfindungen und Ideen stammen von dem europäischen Kontinent. Den Großteil an den Ausgaben aber trägt weiterhin die Privatwirtschaft. Künftig wird es wichtiger werden, die Zugang zu wissenschaftlicher Literatur der breiten Öffentlichkeit zu ermöglichen.

Die erste bahnbrechende Erfindung, der Buchdruck, von Gutenberg in Mainz entwickelt, hat seine Zeit gebraucht, doch schließlich von Europa aus den gesamten Globus erfasst. Die zweite globale Revolution, das Internet, etablierte sich allerorts rasend schnell. Begründer des World Wide Web war der Engländer Tom-Berners Lee. Diese Beispiele zeigen wie sehr Einzelpersonen die Entwicklungen der Welt prägten. Doch auch der Staat spielt eine wichtige Rolle. Ohne öffentlich geförderte Forschung im letzten Jahrhundert wäre das am Frauenhofer-Institut erdachte .mp3-Format wohl nicht Realität geworden. Bei der Pionierforschung ist Deutschland Europas Spitzenreiter, die wohl bekannteste Erfindungen ist das Automobil. In der Bundesrepublik alleine sind im Jahr 2016 in etwa so viele Patente angemeldet worden wie in allen anderen Staaten Europas gemeinsam.

Politik und Forschung

Auch die europäische Politik hat das Potenzial der Forschergemeinschaft längst entdeckt. Während Entscheidungsträger andernorts Mittel für Wissenschaft und Forschung kürzen, wie in den USA, soll Europa seine globale Spitzenposition ausbauen. Einen europäischen Meilenstein stellt das neue Budget dar, der Name soll die Richtung aufweisen: HorizonEU. Mit 100 Milliarden Euro wollen die politischen Entscheidungsträger in Brüssel der Forschung unter die Arme greifen. Neben dem Fokus auf globalen Herausforderungen wie der Bewältigung des Klimawandels oder der Schaffung inklusiver Gesellschaften soll die Offenheit und Gemeinnützigkeit der Forschung im Vordergrund stehen.

Doch zunehmend stehen Forscher auch vor Problem wie dem Brexit. Dieser wird, wenn er denn Realität wird, spürbare Auswirkungen auf die Forschung jenseits des Ärmelkanals haben – und auf dem Kontinent. Für lange Zeit teilten sich Großbritannien und die Bundesrepublik den größten Teil der Investitionen in den Wissenschaftssektor. Nach dem Austritt aus der EU werden diese Mittel fehlen und von den anderen Mitgliedsstaaten getragen werden müssen, London dagegen muss den Umzug der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) verkraften.

Ausblick: Forschung für Alle

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft wird die Ermöglichung von Open Access bleiben, der freie Zugang zu wissenschaftlichen Quellen im Internet. Nur wenn die Hürden zum Einstieg in die wissenschaftliche Welt und die Grundlagenforschung einerseits und zur tagtäglichen Forschungsarbeit andererseits niedrig bleiben, ist eine weiterhin positive Entwicklung möglich.

Bildquelle: pixabay, unter CC0 Creative Commons-Lizenz

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Mein Name ist Nico Amiri, 24 Jahre bin ich jung. Als der Masterstudent der Biomedizin und neugieriger Mensch entdecke ich jeden Tag diese wundervolle Welt neu für mich. In meinem Studium lege ich meinen Schwerpunkt auf Genetik und Genomik. Mich interesssieren die Erforschung der Hochsensibilität und der neurodegenerativen Erkrankung Alzheimer sowie Epigenetik und das Exposom.

4 Kommentare

  1. Im Jahr 2016 waren die Reihenfolge der Forschungsinvestionen nach Land folgende: 1) USA: 511 Milliarden US-Dollar (PPP), 2) China: 451 Milliarden US-Dollar (PPP), 3) EU: 388 Milliarden US-Dollar (PPP), 4) Japan: 165 Milliarden US-Dollar (PPP), 5) Deutschland: 118 Milliarden US-Dollar (PPP).. China übertrifft die EU also schon heute und die EU hat nie (Zitat) eine globale Spitzenposition innegehabt. Bis vor kurzem waren sehr viele europäische Spitzenforscher in den USA tätig, heute sind wohl ebenso viel chinesische Spitzenforscher in den USA in wichtigen Positionen und schon morgen – also in 20 Jahren – wird China die Rolle der USA übernehmen und viele europäische Spitzenforscher werden nicht mehr in die USA, sondern nach China emigrieren.

    Aber es stimmt schon: Deutschland dominiert innerhalb der EU und gibt fast doppelt soviel für Forschung aus wie die Nr. 2 in Europa, nämlich Frankreich. Doch weltweit gesehen ist der neue Star am Horizont weder die EU, noch Deutschland, sondern China. Deutschland hat seine goldene Techzeit, die Zeit als es eine Art Silicon-Valley in Deutschland gab, bereits lange hinter sich wie auch der folgende Satz aus dem Beitrag zeigt (Zitat): Bei der Pionierforschung ist Deutschland Europas Spitzenreiter, die wohl bekannteste Erfindungen ist das Automobil. Ja, das Automobil wurde zuerst in Deutschland massentauglich gemacht (Zitat Wikipedia: Der erste von Carl Benz entwickelte stationäre Benzinmotor ist ein Einzylinder-Zweitakter, der am Silvesterabend des Jahres 1879 zum ersten Mal läuft.) Ja, Ende des 19.Jahrhunderts war Deutschland weltweit führend. Doch das ist jetzt doch schon 150 Jahre her.

    Was die EU angeht: Bis jetzt hat sie es nicht geschafft, die Forschung so zu bündeln und voranzutreiben, dass die EU auf wichtigen Gebieten einen technologischen Vorsprung (Audi: Vorsprung durch Technik) gegenüber den anderen grossen Blöcken hätte: Die EU-Weltraumfahrt hinkt deutlich hinter den USA her und es fehlen ihr die Orientierung und die grossen Ziele. Und das, was heute alle umtreibt, Artificial Intelligence nämlich, das wird von Google, Facebook, Amazon vorangetrieben und in ihren Produkten schon täglich eingesetzt. China ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen und investiert in AI nicht nur finanziell, sondern auch mit Humanressourcen.
    Nun zu Deutschland: Der momentan gross angekündigten Digitalisierung und Industrie 4.0 fehlt in Deutschland sogar die Infrastruktur, hinkt doch Deutschland beim Breitbandinternet sogar Entwicklungsstaaten hinterher.

    Fazit: Europa ist und bleibt der alte Kontinent und das nicht nur metaphorisch: Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter und schrumpft schon bald so stark wie jetzt schon in Japan. Damit wird auch das gesamte Wirtschaftswachstum Deutschland schliesslich zurückbleiben. Das trifft im Endeffekt auch die deutsche Forschung. Zum Glück gibt es die chinesische OneBelt/OneRoad-Initiative, welche – unter anderem- ganz Eurasien mit China verbinden will. Damit bleibt Europa mindestens was die Infrastruktur angeht mit einem immer wichtiger werdenden Teil der Welt verbunden. Die europäischen Forscher werden vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft wöchentlich zwischen ihrem Herkunftsort und ihrem Arbeitsort in China mittels eines 4000 Kilometer pro Stunde schnellen Hyperloops hin und her verkehren – auf chinesischen Schienen und in einem chinesischen Schienengefährt. Vorsprung durch Technik also.

  2. Deutschland und Europa hätten das Potenzial zur technologisch/wissenschaftlichen Fühererschaft. Es fehlt nur der Optimismus und der Wille zu Disruption, den es im Silicon Valley gibt – und ohne den es das Silicon Valley eben nicht geben würde.
    Nur schon das von Bayern aufgelegte Programm Bavaria One zeigt das. Man liest dort: Zu dem Programm gehören eine Raumfahrtfakultät an der TU München, ein bayerischer Satellit und der so genannte Hyperloop. Raumfahrt aus Bayern und der Hyperloop made in Bayern: Möglich ist das, möglich wäre das. Bayern allein hätte genügend Finanzen, das zu stemmen. Nur darf man sicher sein, dass solch einem Programm selbst in Bayern, aber sicher in Deutschland genügend Gegenwind entgegenbläst, so dass schlussendlich alles stecken bleibt.
    Das ist eben der Fluch des “alten Kontinents”.

  3. @Martin Holzherr
    Danke, es ist natürlich gut wenn verschiedene, gut begründete Perspektiven gezeigt werden. Ich stimme Ihrer Analyse weitgehend zu, wage aber auch Optimismus:

    – Wenn man bezüglich der “globalen Spitzenposition” nicht nur eine Macht zulässt, sondern eine Pyramide sieht, so sind viele europäischen Länder in der Forschung doch recht weit oben angesiedelt. Insofern könnte der Terminus doch passen.

    – Es gibt Evidenz dafür, dass breit aufgestellte Spitzenforschung und wirtschaftliche Innovation mit der individuellen Freiheit (und Rechtssicherheit) zusammenhängen. Diesbezüglich hängt China noch hinterher und es stellt sich die Frage, ob China weitreichende Reformen hin zu individueller Freiheit (zumindest von Teilen der Bevölkerung / Wissenschaftlern) durchführen wird.

    – Auch die USA mit ihrer Führungsrolle der Wissenschaft könnte diesbezüglich gebremst werden, wenn eine forschungsfeindliche Regierung lange an der Spitze bliebe und sich immer mehr durchsetzte. Ähnliches könnte auch Deutschland/EU-Ländern drohen (bzw. ist schon im Gange in gewissen Staaten), aber mit solchen Faktoren ist die weltweite zukünftige Entwicklung eben noch nicht festgelegt. Auch ein je Land nicht so sehr oder aber gut gestricktes Einwanderungsgesetz kann große Auswirkungen haben – vorausgetzt, Hochqualifizierte werden nicht durch ein ausländerfeindliches Gesellschaftsklima vergrault.

  4. @Wizzy(Zitat): “viele europäischen Länder in der Forschung doch recht weit oben angesiedelt.” Stimmt. Im weltweiten Ländervergleich sind Deutschland, Grossbritannien und Frankreich unter den Top-Ten in Bezug auf die Forschungsinvestitionen. Wobei: Deutschland, Grossbritannien und Frankreich sind auch unter den Top-Ten bezügich Bruttoinlandprodukt. Auch für viele weitere Grössen (wie Infrastruktur, Investition in Bildung, ja sogar bezüglich Militärausgaben) sind D,GB und F im globalen Ländervergleich ganz vorne, also unter den Top-Ten.
    Doch schon 2050 sieht es ziemlich anders aus.
    Gemäss The World in 2050 gilt für die Wirtschaftskraft (kaufkraftbereinigtes BIP) im Jahr 2016, beziehungsweise 2050 folgende Reihenfolge:
    2016: China, US, Indien, Japan, Deutschland, Russland, Brasilien,Indonesien, Grossbritannien, Frankreich
    2050: China, Indien,USA, Indonesien, Brasilien, Russland, Mexiko, Japan, Deutschland, Grossbritannien.

    Im Jahr 2050 ist also Deutschland in Bezug auf die Wirtschaftskraft von Platz 5 auf Platz 9 gerutscht und China, Indien und die USA dominieren die Weltwirtschaft im Jahr 2050.
    Ganz ähnlich wird es auch in Bezug auf die Forschung aussehen. Da die Forschung global ist was die Forscher betrifft, aber lokal was die Ausgaben für die Forschung betrifft, bedeutet das, dass im Jahr 2050 die Anziehungskraft von China, Indien und den USA für Forscher aus aller Welt sehr gross sein wird, denn in diesen Ländern wird am meisten Geld für Forschung zur Verfügung stehen.

Schreibe einen Kommentar


E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.
-- Auch möglich: Abo ohne Kommentar. +