Abenteuer in Bloggingen

BLOG: Naturwissenschaft in der Gesellschaft

Der Eremit kehrt ins Dorf zurück
Naturwissenschaft in der Gesellschaft

Alles begann, wie so häufig, mit einem Zufall. Als Blog-Neuling wurde ich angesprochen, ob ich bei Scilogs über mein fachdidaktiksches Thema bloggen möchte. Das traf sich richtig gut, war ich doch durch den Besuch des NaWik-Symposiums im Mai angefixt, das Bloggen auszuprobieren. Voller Freude über diese neue Chance habe ich mir vorgenommen, mein Forschungsthema zu öffnen. Immerhin geht es in meinem Thema ja um gesellschaftliche Teilhabe durch naturwissenschaftliche Grundbildung. Da ist es nur konsequent gerade bei diesem Thema engagiert Open-Science-Strategien zu nutzen.

Die Reise beginnt

Also habe ich erst einmal in die Tasten gehauen. Sinnvoll wäre es – so dachte ich mir – das Thema grundsätzlich vorzustellen: Was haben gesellschaftliche Teilhabe und naturwissenschaftliche Grundbildung miteinander zu tun? Dabei könnte ich ja direkt offen und ungefiltert Ansichten zum Thema und somit auch Ansichten über Naturwissenschaft erfragen – ganz wie in meinem Forschungsvorhaben auch. Und noch besser – bei diesen ersten Versuchen kann ich bestimmt einiges über das Bloggen lernen und besser werden, so die Idee. Die ersten Kommentare folgten prompt und erste Diskussionen entwickelten sich: Was sollte Schule eigentlich leisten? Welche Erfahrungen gibt es in der naturwissenschaftlichen Praxis? Was ist eigentlich Naturwissenschaft? „Toll!“ dachte ich mir, „genau so habe ich mir das vorgestellt“. Die Kommentarzahl stieg stetig – und damit auch die Zweifel.

Ein Gewitter zieht auf

Idealistisch und etwas naiv begann meine Reise durch Bloggingen. Alles offen und unzensiert, jeder Kommentar ist fruchtbar. Ich sollte aber eines Besseren belehrt werden, denn „Versuch macht klug“. Die Themen entglitten immer mehr den ursprünglichen Fragen – an sich ist das ja kein Problem. Damit einher ging aber auch der Wechsel von konstruktiv zu destruktiv. Meine Vorstellung von einem offenen und konstruktiven Austausch wurden mit der Realität konfrontiert. Schnell wurde mir bewusst, dass sich die Kommentator*en*innen nicht nur untereinander kennen, sondern gewisse Lager bestehen. Nicht nur polarisierte Debatten folgten, sondern auch persönliche Feden.

Ein relativ schneller Themenwechsel zu physikalischen Grundsatzdebatten hat stattgefunden – Stringtheorie, Relativitätstheorie etc. Auch dabei dachte ich mir noch „Cool, jetzt nehmen die Fachwissenschaftler*innen das Thema auf und beziehen es auf ihren eigenen Kontext!“. Ideologien wurden jedoch zum Thema und die Kommentare wurden immer unsachlicher: Der Höhepunkt wurde erreicht, als eine Klage drohte: Ein Kommentar, in der eine Kommentatorin als Antisemitin bezeichnet wurde, sollte umgehend gelöscht werden, ansonsten würde geklagt. Kommentarlos und eilig löschte ich den betreffenden Kommentar – weshalb sich nun an anderer Stelle gefragt wird, wie viele Kommentare ich sonst noch gelöscht habe. Eine Extremsituation, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Das Fazit einer Reise

Welche Lehren zieht man aus diesen denkwürdigen Erfahrungen? Sollte ich das Bloggen einfach direkt sein lassen? Auch wenn mich diese ersten Erfahrungen teilweise schockiert haben, siegt die Sturheit. Es ist gewiss nicht so, dass sämtliche Reaktionen so ausgesehen hätten. An einigen Stellen habe ich Tipps zum Bloggen bekommen – zur Erinnerung: Ich bin Neuling! An anderen Stellen konnte ich fruchtbare neue Auffassungen kennenlernen.

Meine Vorstellung, dass neue Themen und Anfänger*innen freudig begrüßt und konstruktiv unterstützt werden, hatte sich aber nicht bewahrheitet. Ich finde das besonders schade, weil ich in meinem Umfeld viele Forschende kenne, die aufgrund des befürchteten Shit Storms die Wissenschaftskommunikation völlig vermeiden. Ich wurde darin leider teilweise bestätigt. Es gibt auch positive Beispiele, die diesen Eindruck widerlegen.

Hier würde mich interessieren: Wie waren Ihre ersten Blog-Erfahrungen?

Weiter machen?

Wie Sie sehen können, beantwortet dieser Beitrag die Frage nach dem Weitermachen: JA! Natürlich bin ich nun gehemmt meine Forschung konkreter in diesem Rahmen zu öffnen. Daher möchte ich mit diesem Beitrag testen, ob die Erfahrungen und die daraus gezogenen Lehren die Situation zumindest entschärfen. Viele hilfreiche Tipps möchte ich nun ausprobieren und schauen, ob ich mich als Bloggerin verbessern kann.

Eindruck #1: Die Anzahl der Kommentare war zu groß. Ein „Quereinstieg“ zur Diskussion und nicht zuletzt die zielgerichtete Moderation wurden dadurch deutlich erschwert.

Eindruck #2: Der Wechsel von der ursprünglichen Metaebene auf Naturwissenschaft hin zu einzelwissenschaftlichen Spezialbeispielen aus der Physik zeigte sich als kontraproduktiv. Der Bildungswissenschaftliche Fokus ging stetig verloren und Themen wurden exklusiver.

Eindruck #3: Es gibt in der Scilogs-Gemeinschaft Lager, die miteinander in Konflikt stehen. Daraus resultieren nicht nur hitzige Debatten, sondern teilweise auch ein wenig respektvoller Umgang. Es geht nicht mehr vorwiegend um den Austausch von Argumenten, sondern um Profilierung und Diffamierung.

Diesen Eindrücken entnehme ich, dass eine verstärkte Moderation meinerseits erforderlich ist. Daher möchte ich im Voraus ankündigen, dass ich Kommentare zuvor prüfe, bevor sie veröffentlicht werden. Sind Kommentare unsachlich oder führen zu stark vom Thema weg, werde ich diese nicht zulassen. Natürlich werde ich versuchen, dies so transparent wie möglich zu gestalten. Ich bitte aber bei einer großen Anflut von Kommentaren auch die Machbarkeit zu beachten.

Was mich nun interessieren würde:

Wie sollte sich ein*e Anfänger*in auf den Einstieg in das Bloggen vorbereiten?

Wie umgehen mit dem oben beschriebenen „Gewitter“?

Ist die Plattform „Scilogs“ vielleicht einfach ungeeignet für Anfänger*innen bzw. für nicht physikalische Themen?

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Veröffentlicht von

Laura Arndt studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster das gymnasiale Lehramt für die Fächer Biologie und Chemie. Weil sie in dieser Zeit großes Interesse an fachdidaktischer Forschung entwickelte, begann sie im Anschluss ihre Promotion bei Prof. Dr. Markus Rehm im Bereich „Didaktik der Chemie“ an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Laura sagt über sich selbst „Ich wollte echte Forschung hautnah erleben und dies nun zumindest aus zweiter Hand anderen Interessierten ermöglichen.“ Als Mitarbeiterin des Projektes TRANSFER TOGETHER ist Laura eine Verfechterin von Open Science.

56 Kommentare

  1. Das ist kein Anfängerproblem (und schon gar kein Anfängerfehler) sondern offenbar eine ganz allgemeine Eigenschaft von Blogs. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, bei den Kommentaren strikt diejenigen zu löschen, in denen das Blog als allgemeines Sichtbarkeits-Forum oder für andere Diskussionen des eigenen Lieblingsthemas missbraucht wurde, die mit dem eigentlichen Blogbeitrag nichts zu tun hatten. Hatte das dann auch im Blog selbst begründet. Und ja, natürlich kommen dann insbesondere von denen, die hier vorwiegend in Sachen Stimmungsmache unterwegs sind, Vorwürfe in Richtung “Zensur”. Daran darf man sich nicht stören – das Gros der Mitlesenden dürfte das richtig einordnen können.

    Mit der Antisemitismus-Problematik hatte ich auch einiges zu tun; ich hatte das Thema, nachdem es in den Kommentaren immer einmal wieder aufgetaucht war, dann in einem eigenen Beitrag Relativitätskritik und Antisemitismus aufgegriffen. Forderungen von Kommentator*innen zur Löschung von Kommentaren sind immer ein zweischneidiges Schwert; da kann man aber im Zweifelsfalle auch die SciLogs-Betreuer um Rat fragen.

  2. Liebe Leser*innen und Kommentator*en*innen,
    ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass für das Kommentieren bisher eine Anmeldung bei Scilogs erforderlich war. Dies war unbeabsichtigt und ist nun (hoffentlich) korrigiert. Ich wollte nun auch noch einmal kurz klären, dass mir die zeitliche Verzögerung zwischen “Kommentar verfassen” und “Kommentar (durch mich) veröffentlichen” bei der Moderationsfunktion bewusst ist. Ich werde versuchen, die Reihenfolgen der Kommentare zu beachten und bei großer zeitlicher Verzögerung der Veröffentlichung den ursprünglichen Zeitpunkt mittels Kommentar aufzuzeigen. So soll die Diskussion so transparent wie möglich nachvollzogen werden können. Bei nicht genehmigten Kommentaren, werde ich dies auch mittels Kommentar kenntlich machen und begründen, warum dieser nicht genehmigt wurde.
    Ich versuche dies so gewissenhaft wie möglich umzusetzen, bitte aber um Ihr Verständnis, falls zeitliche Verzögerungen auftreten, da ich die Moderation nur in meiner Freizeit übernehmen kann.
    Ich freue mich auf Tipps und fruchtbare Diskussionen!

  3. @ Laura Arndt

    Ihre Motivation für das Bloggen haben Sie in Ihrem ersten Artikel so dargelegt: […] “Voller Freude über diese neue Chance habe ich mir vorgenommen, mein Forschungsthema zu öffnen. Immerhin geht es in meinem Thema ja um gesellschaftliche Teilhabe durch naturwissenschaftliche Grundbildung. Da ist es nur konsequent gerade bei diesem Thema engagiert Open-Science-Strategien zu nutzen. […] Was haben gesellschaftliche Teilhabe und naturwissenschaftliche Grundbildung miteinander zu tun? Dabei könnte ich ja direkt offen und ungefiltert Ansichten zum Thema und somit auch Ansichten über Naturwissenschaft erfragen – ganz wie in meinem Forschungsvorhaben auch. Und noch besser – bei diesen ersten Versuchen kann ich bestimmt einiges über das Bloggen lernen und besser werden, so die Idee.“
    .

    Dieses Forschungsvorhaben finde ich zwar wichtig und spannend, jedoch haben Sie leider eine grundsätzliche Gegebenheit nicht beachtet bzw. offensichtlich nicht gewußt: Man darf diesen Themakomplex bei allen Naturwissenschaften untersuchen, nur bei einer einzigen Naturwissenschaft nicht, und zwar die theoretische Physik. Das geht nicht, die theoretische Physik steht überhaupt nicht zur Untersuchung und zur öffentlichen Diskussion, weder fachlich, noch didaktisch, noch gesellschaftlich, gar nicht. Weder in den Schulen, noch in den Universitäten, noch in den Medien, natürlich auch nicht bei SciLogs. Über Physik darf nicht überlegt und diskutiert werden, die Physik wird gelehrt von studierten Physikern und studierten Mathematikern und sie muss so gelernt werden, so wie sie in den Schulen, in den Universitäten und in den etablierten populärwissenschaftlichen Medien gelehrt wird, Punkt. Dort ist keinen Platz für Forschungsvorhaben der Didaktik.

    Der Philosoph Peter Janich sagte auch im Klartext in seiner Arbeit “Zur Kritik an der Protophysik„ (In: Protophysik. Hrsg.: Gernot Böhme. 1976, S. 300-350), „Da offene Kritik an Albert Einsteins Theorien verboten ist, arbeitet die Protophysik sozusagen im erkenntnistheoretischen Untergrund, um in der „scientific community“ überleben zu können.

    Wenn Sie also als junge Forscherin in der wissenschaftlichen Gemeinde und in der öffentlichen Forschung überleben möchten (und das kann man natürlich durchaus verstehen und begrüßen!) müssen Sie vorsichtshalber das Fach „Theoretische Physik“ völlig ausblenden und in Ihrem Blog am besten sogar ausdrücklich verbieten. Ob es dann zu anregenden Diskussionen oder gar zu neuen Forschungsergebnissen im Fach „Didaktik“ bei den anderen Naturwissenschaften kommt, oder ob das Thema allgemein ohne konkreten Bezug zu einer bestimmten Naturwissenschaft sinnvoll behandelt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall ohne Physik ein angenehmes und friedliches Bloggen. 🙂

  4. Ist die Plattform „Scilogs“ vielleicht einfach ungeeignet für Anfänger*innen bzw. für nicht physikalische Themen?

    Nein, warum? Sie können doch zu jedem nicht-physikalischen Thema bloggen, wie Sie wollen.

    Und wenn bestimmte Kommentatoren die Debatte auf ihr persönliches Steckenpferd zu lenken versuchen (welches – das nur nebenbei – manchmal zwar nach Physik aussehen mag, aber nicht ist), dann steht es Ihnen frei zu sagen: “OK, ich nehme Ihren Kommentar zur Kenntnis, aber weitere zu diesem Thema werde ich wegen Offtopicness löschen.”.

  5. Nicht zugelassener Kommentar vom 25.06.2019 um 9:42.
    Begründung: Persönliche Angriffe und Vertiefung eines abweichenden Themas. Entschuldigen Sie bitte, DerGast. Ich habe Ihren Kommentar aber zur Kenntnis genommen. Wenn Sie einen Kommentar in sachlicher Weise mit dem Schwerpunkt auf das Bloggen verfassen, werde ich ihn gerne genehmigen.

  6. Liebe Frau Arndt!
    Es ist natürlich Ihre Sache, wenn sie einigen Kommentatoren persönliche Angriffe und Vertiefung eines abweichenden Themas jederzeit und in beliebiger Intensität gestatten;
    denjenigen, die darauf hinweisen, dass ein Blog bzw. dessen Kommentarspalte dadurch unleserlich wird, jedoch das Posten verwehren.
    Ihr Blog – Ihr Wohnzimmer.
    Aber bitte beschweren Sie sich späterhin nicht, niemand hätte Sie darauf hingewiesen, wen Sie in Ihrem Wohnzimmer beherbergen.
    Und bitte wundern Sie sich nicht, wenn zum Thema selbst dann so wenig kommt.
    Mit freundlichen Grüßen
    DerGast

  7. Lieber DerGast,
    wie angekündigt habe ich Ihren neuen Beitrag (25.06. um 10:51 Uhr) zum Thema genehmigt.
    Ich persönlich sehe die Genehmigung und Ablehnung von Beiträgen nicht entsprechend beliebiger Intensitäten. Die obigen Kommentare erfüllen die von mir im Beitrag genannten Kriterien, weshalb es ja nur konsequent ist, diese auch zuzulassen. Natürlich gibt es, wie auch beim ersten Beitrag, Inhalte, die mir persönlich nicht passen bzw. mit denen ich nicht einverstanden bin. Ich hätte ja auch schreiben können, dass nur Vegetarier*innen kommentieren dürfen, weil ich abweichende Haltungen nicht lesen möchte (als abstruses Beispiel zur Illustration). Aber meine Kriterien beziehen sich ja nicht auf persönliche Einstellungen, sondern auf die Art und Weise, WIE kommuniziert wird. Sie haben genau so die Möglichkeit Stellung zu den Inhalten zu nehmen, die Sie ablehnen – wenn es sachlich, zum eigentlichen Thema und ohne persönliche Angriffe geschieht.
    Wie ich das sehe, habe ich 2 Möglichkeiten. Entweder ich öffne die Diskussion allen unter der Beachtung der oben genannten Bedingungen – oder ich lasse nur solche Beiträge zu, die in meinen (oder Ihren) Augen inhaltlich tragbar sind. Ersteres bemängeln Sie, im zweiten Fall wird mir Zensur vorgeworfen.
    Ich werde es leider nicht allen Leser*n*innen und Kommentierenden recht machen können, weshalb ich mich für diesen Kompromiss entschieden habe. Der erste meiner Beiträge zeigt, dass ich einige Fehler gemacht habe, aus denen ich lernen möchte. Daher probiere ich es nun so.
    Vermutlich werden so weniger Leute kommentieren wollen, aber bei der Flut von Kommentaren in “Was alle angeht, können nur alle lösen!” setzte ich mittlerweile lieber auf Qualität anstatt auf Quantität. Und mit Qualität meine ich nicht den grad offizieller oder persönlicher Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern die Art und Weise, wie kommuniziert wird. Denn darum geht es mir in diesem Beitrag: Die Kommunikation auf Augenhöhe im sachlichen Rahmen und wie die Gestaltung von Blogbeiträgen dabei unterstützen kann.

  8. Zu:
    “… Und wenn bestimmte Kommentatoren die Debatte auf ihr persönliches Steckenpferd zu lenken versuchen (welches – das nur nebenbei – manchmal zwar nach Physik aussehen mag, aber nicht ist), …”.(Zitatende)
    Es scheint, als steht geschrieben:
    Physikalische Steckenpferde sind laut Direktive 0815 dem Ph-ZK zur vorherigen Prüfung auf Tarnung duch Schein bzw. zur Prüfung auf Übereinstimmung mit der Meinung des Kobinats oder des zuständigen Fachkollektivs bestehend aus zertifizierten informellen (äh – vom Kollektiv geprüften) Informierten) Mitarbeitern in zweifacher Ausfertigung vorzulegen.
    Sorry, war nur ein kleiner Scherz, der sicher nur auf die erhöhten Temperaturen zurückzuführen ist und deshalb nur von denen ernst genommen werden wird, die jetzt geschmunzelt haben.

  9. @little Louis

    Es scheint, als steht geschrieben:
    Physikalische Steckenpferde sind laut Direktive 0815 dem Ph-ZK zur vorherigen Prüfung auf Tarnung duch Schein bzw. zur Prüfung auf Übereinstimmung mit der Meinung des Kobinats oder des zuständigen Fachkollektivs bestehend aus zertifizierten informellen (äh – vom Kollektiv geprüften) Informierten) Mitarbeitern in zweifacher Ausfertigung vorzulegen.

    Jaja, Sie sehen überall die große Verschwörung der Mainstream-Physik am Werke, weiß ich. Deswegen können Sie offenbar gar nicht anders als aus einer persönlichen Meinungsäußerung lesen zu wollen, dass im Hintergrund die geheime Physikstasi die Fäden ziehen muss.

    Sorry, war nur ein kleiner Scherz

    Dass Sie derlei nicht als Scherz meinen, als den Sie Ihren Kommentar gern verbrämen würden, kann man ganz gut Ihren Beiträgen in der ach so “unzensierten Diskussion” drüben bei Lopez entnehmen.

  10. Mir scheint, dass die Themen in den Kommentaren meines letzten Beitrags hier erneut auf Diskussionsstoff stoßen. Ich möchte natürlich auch keine direkten Entgegnungen vermeiden, um die Diskussionen nicht abzubrechen.
    Da ich die Kommentator*en*innen nun aber gerne wieder zurück zum Thema führen möchte – hier einige Fragen, die sich mir im Verlauf dieser Beiträge stellen:
    Mehrfach wurde mir nun davon abgeraten das Thema der theoretischen Physik aufkommen zu lassen – Wie kann ich dieses also vermeiden, ohne eine thematische Zensur zu betreiben?
    Ein Versuch ist natürlich dieser hier – die Diskussion neu zu fokussieren. Was sollte ich nun aber tun, wenn die Kommentare sich weiterhin in diesem Themengebiet bewegen? Einfach mit der offiziellen Begründung löschen, dass große Abweichungen vom Thema stattfinden?
    Oder sollte ich ausdrücklich sagen, dass Themen der theoretischen Physik tabu sind? Wäre das nicht auch eine strikte Zensur? Wäre das zum “Wohle” des eigentlichen Themas vertretbar?

  11. @Laura Arndt

    Oder sollte ich ausdrücklich sagen, dass Themen der theoretischen Physik tabu sind? Wäre das nicht auch eine strikte Zensur?

    Ich weiß nicht, ob sich eine solche Regel so konsequent durchhalten ließe. Aber Zensur? Nein. Es ist Ihr Blog, also bestimmen Sie die Regeln.

    Drüben bei Scienceblogs hat Florian Freistetter einen lesenswerten Artikel dazu geschrieben.

  12. Hallo @ Laura Arndt, Sie schreiben doch selbst “…im Bereich „Didaktik der Chemie“ … ” +++?

    Man kann zwar grundsätzliches aus Pädagogik und Didaktik auch auf andere Fächer übernehmen,
    aber Mathe, Physik u.a. haben bestimmt ihre eigenen speziellen Ansprüche und Voraussetzungen.
    Da bin ich für strikte Einhaltung des Sprichwortes “Schuster bleib bei deinen Leisten” -sprich im Fach.
    Bloggen ist inzwischen fester Bestandteil der Wissensvermittlung, aber doch dort, wo man was weiß.
    Die Diskussion ist ein Angebot zu dem Thema, was in der Überschrift steht – keine Welterklärung.
    Wenn die Kommentierer das selbst nicht erkennen können/wollen, muß man nachhelfen müssen.

    Wird diese Blog-Disziplin mißachtet, muß man wenigstens den Mißbrauch als Litfaß-Säule verhindern.
    Leider werden Sie auch hier immer wieder Vordränglern begegnen, die ihre Vorlieben aufschwätzen.

  13. Zitat Laura Arndt: „Vermutlich werden so weniger Leute kommentieren wollen, aber bei der Flut von Kommentaren in “Was alle angeht, können nur alle lösen!” setzte ich mittlerweile lieber auf Qualität anstatt auf Quantität. Und mit Qualität meine ich nicht den grad offizieller oder persönlicher Zustimmung zu den jeweiligen Inhalten, sondern die Art und Weise, wie kommuniziert wird.
    .

    Es gibt aus meiner Sicht hier zwei getrennten Problematiken:

    1. Die Art und Weise wie kommuniziert wird
    2. Worüber kommuniziert wird

    Die erste Problematik ist indiskutable und Sie haben sie auch jetzt aus meiner Sicht klar dargelegt und für alle verständlich gemacht: In Ihrem Blog hat die Kommunikation frei von persönlichen Angriffen und auf Augenhöhe zu erfolgen. Das ist sehr gut, es sollte ja auch selbstverständlich sein, ist es leider nicht im Internet. Zum Beispiel meine Erfahrung als Bloggerin: Ich blogge privat seit mehr als 10 Jahren, musste aber nach kurzer Zeit die Kommentarfunktion in meinem Blog deaktivieren, denn 90% der Kommentare, egal um welches Artikel es sich handelt, bestehen bei meinen zwei Hauptthematiken (Kritik der Tierversuche und Kritik der Relativitätstheorie) aus persönlichen Angriffen. Auch bei SciLogs gibt es Blogs, wo die persönlichen Angriffen systematisch sind und jegliche Diskussion unzumutbar machen, sowie auch die Flut von Kommentaren verursachen.

    Insofern gratuliere ich Sie für Ihr Vorhaben darauf zu achten, wie in Ihrem Blog die Kommentatoren unter sich zu kommunizieren haben. Über Ihre eigene Art mit Ihren Kommentatoren zu kommunizieren habe ich hier gar nichts zu bemängeln: sie ist ja tadellos. 🙂 (was bei Bloggern, auch bei SciLogs – leider nicht selbstverständlich ist…).

    Die zweite Problematik ist aus meiner Sicht noch nicht klar geregelt: Worüber darf man in Ihrem Blog sprechen? Was gehört zu on-Topic Themen, was gehört dazu nicht?

    Ich sehe eben eine Schwierigkeit bei der Bestimmung der Inhalte, da Ihr Forschungsvorhaben bei der Uni Heidelberg von außen für die Öffentlichkeit noch nicht ganz klar ersichtlich ist.

    So wie ich das verstanden habe forschen Sie über die Didaktik der Naturwissenschaften und Sie möchten mit Ihrem Blog Ihr Forschungsthema für die Öffentlichkeit öffnen – was ich wie gesagt spannend und wichtig finde, zumal es sich um eine öffentliche Forschung handelt. Sie haben in Ihrem ersten Blog-Artikel Ihr Vorhaben zum Beispiel wie folgt erklärt: „Was haben gesellschaftliche Teilhabe und naturwissenschaftliche Grundbildung miteinander zu tun? Dabei könnte ich ja direkt offen und ungefiltert Ansichten zum Thema und somit auch Ansichten über Naturwissenschaft erfragen – ganz wie in meinem Forschungsvorhaben auch.

    Welche Ansichten aus der Öffentlichkeit gehören zum Thema, welche gehören dazu nicht. Hier sehe ich eben eine Schwierigkeit bei der Bestimmung der Inhalte, zum Beispiel:

    – Gehören zum Beispiel Ansichte von Teilnehmern, die keine naturwissenschaftliche Grundausbildung absolviert haben zum Thema bzw. werden sie ernst genommen?

    – Gehören zum Beispiel Ansichten über die Didaktik der Physik zum Thema oder darf man gar keine spezifische Naturwissenschaft unter dem Aspekt „Didaktik“ in Ihrem Blog untersuchen?

    – Gehören zum Beispiel Mängel in der Vermittlung der Naturwissenschaften im öffentlichen Bildungs- und Forschungssystem, die man aus der Öffentlichkeit feststellt oder festzustellen meint zum Thema? Darf man diese Mängel im Wissenstransfer darlegen, beschreiben und belegen? Darf man Beispiele untersuchen? Darf man Autoren zitieren?

    Nur um zu zeigen, dass es für Außenseiter zurzeit schwierig ist einzuschätzen, was zu Ihrem Forschungsvorhaben gehört und mit welchen Erfahrungen und Überlegungen man zu Ihrem Forschungsvorhaben teilhaben könnte. Verstehen Sie das Problem hinsichtlich der Bestimmung von on-topic / off-topic-Inhalte, das ich hier für Kommentatoren darlege?

  14. Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und Ihre Fragen @JocelynLopez!
    Zum Thema der inhaltlichen Bestimmungen allgemein:
    Im ersten Beitrag wollte ich eigentlich sämtliche Meinungen und Ansichten erfassen, so als explorativer Versuch. Daher habe ich dort keine inhaltlichen Einschränkungen vorweg vorgenommen.
    Im Verlauf habe ich gemerkt, dass das inhaltlich unbestimmte Bloggen unter dem Aspekt “Das Wesen der Naturwissenschaft” zu vielen Spezialfällen, Feden und sehr tiefen und anspruchsvollen Exkursen führt.
    Gestört hat mich daran einerseits die Art und Weise der Kommunikation, andererseits die zunehmend exklusive Diskussion in Themengebieten, die irgendwann nicht mehr nachvollziehbar waren (zumindest für mich – ich bin zu Hause in der Biologie und Chemie, kann zwar auch physikalischen Themen folgen, aber nicht in dieser Tiefe).
    Daher habe ich für diesen Anlauf die Art der Kommunikation und das Thema “Bloggen” festgelegt – Natürlich kann man nicht inhaltslos über das Bloggen sprechen, und das ist auch nicht meine Intention. Mir ist es aber hierbei wichtig, dass der Kern der Aussagen sich auf das Bloggen beziehen und nicht in einzelwissenschaftliche Sphären abdriftet.
    Insgesamt finde ich das Einnehmen vieler verschiedener fachlicher Perspektiven wichtig beim Thema “Wesen der Naturwissenschaft”. Trotzdem geht es mir um die Metaebene, also den Blick auf die Naturwissenschaft, und nicht die hoch spezielle Anwendung auf Spezialfälle. Ich weiß, diesen Spagat hinzubekommen ist nicht leicht…
    Zu Ihren Fragen:
    Im Prinzip ist jede*r eingeladen etwas beizutragen. Fachliche Vorkenntnisse, Abschlüsse, Herkünfte etc. sind für mich dabei belanglos.
    Kritische Anmerkungen sind natürlich auch erwünscht – sie sollten aber konstruktiv sein und Provokation Einzelner vermeiden.
    Spezifische fachliche Anmerkungen sind hilfreich, sofern sie allgemein verständlich sind und Bezug zum Thema haben – mir ist es wichtig, dass auch Personen, die weniger Grundlagenwissen haben, mitkommen können.
    Verweise auf andere Beiträge finde ich dann gut, wenn sie zum Ursprungsthema einen klaren Bezug aufweisen, so beispielsweise Spritkopf am 25. Juni 2019 um 17:12 (wird noch ausführlich gelesen).
    Mein Wunsch für diesen Blog ist, dass unterschiedliche Personen gemeinsam über eine Fragestellung/ ein Thema diskutieren, um gemeinsam neue Ansätze, Lösungen, Einwände etc. zu entwickeln. Bei diesem aktuellen Thema möchte ich mich gerne persönlich im Bloggen verbessern, um diesem Wunsch näher kommen zu können. In anderen Beiträgen möchte ich gerne von mir verfasste wissenschaftliche Artikel, Erfahrungen aus dem Forschungsalltag oder mein konkretes Forschungsvorhaben (z. B. Messinstrumente, Befragungsdesigns etc.) thematisieren – auch, wenn ich immer noch unentschlossen bin, meine Arbeit der letzten beiden Jahre der möglichen “Zerfledderung” auszusetzen.

    Ein sehr guter Tipp dafür, den ich mir hinter die Ohren schreibe, ist, den inhaltlichen Rahmen vorweg noch einmal konkret abzustecken (wie ich es auch mit der Kommunikationsweise getan habe). Ist notiert 🙂 !

  15. Zitat Laura Arndt: „Mein Wunsch für diesen Blog ist, dass unterschiedliche Personen gemeinsam über eine Fragestellung/ ein Thema diskutieren, um gemeinsam neue Ansätze, Lösungen, Einwände etc. zu entwickeln
    .

    Um welche Fragestellung geht es denn in Ihrem Blog?
    Ohne präzise Fragestellung kann man auch nicht on-topic neue Ansätze, Lösungen oder Einwände entwickeln.

    Ich wurde zum Beispiel vorschlagen, dass Sie einen Blog über die Didaktik der Physik anbieten, wofür ja ein sehr großes Gesprächsbedarf und gewaltiges Interesse in der Leserschaft besteht, wie Sie es bei SciLog feststellen können. Es gibt nämlich kaum Gesprächsbedarf für andere Naturwissenschaften als Physik bei SciLogs (außer Neurowissenschaften?). Die Didaktik der Physik ist auch kein Neuland, das es neu zu erforschen gäbe, es wurde schon sehr viel Vorarbeit geleistet um neue Ansätze, Lösungen oder Einwände zu entwickeln – auf ein paar Autoren, Arbeiten und Initiativen habe ich in Ihrem ersten Blog hingewiesen, und nicht nur Physiker.

    Wie wäre es dann mit einem Blog speziell über die Didaktik der Physik? Dann würde sich die leidige Frage der on topic/off topic Kommentare erübrigen.

  16. Was das Thema “theoretische Physik” angeht, so ist es wohl eher ein Thema, was etwa Frau Lopez (und auch mich) beschäftigt. Oder gibt eine ähnliche Diskussion über “Schrödingers Katze”?

  17. @Lopez
    Im Prinzip können Sie diesen Blog als der Naturwissenschaftsdidaktik (NWdid) verschrieben betrachten. Die NWdid ist wie auch die Didaktik der Physik, Chemie, Biologie, Mathematik etc. ein thematisch unheimlich breites Feld. Das möchte ich gerne ausnutzen, da ich mich in meinem Forschungsalltag mit vielfältigen Themen beschäftige. Das möchte ich auch im Blog anlassorientiert wiederspiegeln:
    Mal fände ich Themen aus dem Bereich “Wissenschaftskommunikation” interessant. Dazu könnte ich beispielsweise über einen Science Slam, die publikationsbasierte Dissertation allgemein u.v.m. bloggen.
    Dann wären auch konkret inhaltliche Themen interessant, wie beispielsweise aus dem ersten Beitrag: Was ist eigentlich naturwissenschaftliche Grundbildung, was ist das Wesen der Naturwissenschaft, WIE sollten Naturwissenschaften unterrichtet werden.
    So richtig ins Eingemachte geht es thematisch in meinem engeren Forschungsvorhaben. Hier würde ich beispielsweise meine ersten Artikel aufarbeiten, der Antinomien in der Naturwissenschaft selbst illustrieren soll (einsehbar unter Researchgate). Momentan arbeite ich auch an einem “Messinstrument”, mit dem Ansichten zum Wesen der Naturwissenschaft erhoben werden sollen. Hierbei entwickele ich einen Fragebogen, der auf verschiedenen historischen Fallbeispielen aus der naturwissenschaftlichen Forschung aufbaut (so z.B. Watson&Crick, Haber, Wallace&Darwin, Hooke, Curie etc.).
    Das sollen nur einige kleine Beispiele sein – aber sie zeigen, dass die konkreten Themen jeweils durch den jeweiligen Beitrag bestimmt werden. Natürlich werde ich dann im Voraus die thematischen Grundlagen liefern und möchte dann über die Fragestellungen die Inhalte eingrenzen.

    Ich füge mich an dieser Stelle meinen auferlegten Regeln. Ich würde sehr gerne detaillierter über mein Forschungsvorhaben berichten – dies aber an gegebener Stelle (bspw. im nächsten Beitrag). Ansonsten provoziere ich ja selbst ein Abweichen vom Thema “Bloggen” 😉

  18. @Lopez

    Ich wurde zum Beispiel vorschlagen, dass Sie einen Blog über die Didaktik der Physik anbieten, wofür ja ein sehr großes Gesprächsbedarf und gewaltiges Interesse in der Leserschaft besteht, wie Sie es bei SciLog feststellen können.

    Ob “gewaltiges Interesse” an diesem Thema besteht, kann ich nicht beurteilen.

    Woran aber definitiv kein Interesse besteht: Ermüdendes Gequatsche darüber, warum pseudowissenschaftlicher Blödsinn und Crackpotgefasel über eine angeblich falsche Theorie (die nur leider hieb- und stichfest belegt ist) auch in Zukunft nicht an unsere Schulen und Universitäten gehört.

    “Teach the alternative” – mit diesem kreuzdämlichen Spruch haben schon die Kreationisten in den Vereinigten Staaten versucht, die Evolutionstheorie aus den Schulen zu verbannen und dafür ihren Intelligent-Design-Schwachsinn zu etablieren. Das müssen wir den evangelikal angehauchten Bundesstaaten, in denen dieser Versuch teilweise Erfolg hatte, nicht nachmachen.

  19. Laura,
    die Anzahl der Kommentatoren ist bei scilogs (wie übrigens auch bei vielen anderen wissenschaftlich ausgerichteten Blogs, national und international) aus meiner Beobachtung sehr überschaubar. Ich beschränke mich im Folgenden, wenn nichts anderes erwähnt wird, auf scilogs. Ich bevorzuge eine analytische bzw. empirische Bestandsaufnahme von „Situationen“. Mit Rücksicht auf die begrenzte Kommentarfeldkapazität formuliere ich hier tendenziell plakativ. Einige Ergebnisse meiner Beobachtungen:

    i) Im Wesentlichen bekommst Du Meinungen von wenigen »Dauerkommentatoren«.

    ii) Themenunabhängig sind die anonymen Kommentarschreiber Martin Holzherr und Dr. Webbaer in fast allen Kommentarbereichen vertreten.

    iii) Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, daß Meinungsdifferenzen zwischen Kommentatoren seit vielen Jahren andauern. Interveniert der „Blog-Herr“, im Hinblick auf Deine Artikel, die „Blog-Herrin“ nicht frühzeitig, so artet die Kommentardiskussion nach einer „Aufwärmphase“ nicht selten in Form von Beleidigungen der Kommentargegner aus.

    iv) Ein Hauptthema der Kommentardiskussionen ist die Relativitätstheorie (RT), insbesondere die Spezielle Relativitätstheorie (SRT). Dieses Thema wird, früher oder später, in die Kommentardiskussion eingepflegt, auch in Deine. Auch dann, wenn der eigentliche Blogartikel sich primär mit allgemeinen oder anderen Themen beschäftigt. Um das zu verstehen, müssen wir in die scilogs-Vergangenheit schauen. Das die SRT beliebtes Dauerthema ist, hat u.a. mit dem Umstand zu tun, daß Blogger, allen voran Joachim Schulz, regelmäßig allgemeinbekannte Aspekte der SRT in Blog-Artikeln „verarbeiten“. Das führt dann wörtlich so weit, daß jüngst Schulz erster Artikel aus Juni 2008 zur SRT (Einsteins Blinddarm – Der Kern der Relativitätstheorie) jetzt (wieder) 23. – 25. Juni 2019!!! kommentiert wurde. In 2008 gab es einen, in 2009 einen und in 2019 soweit drei Kommentare.

    Um die Informations-Situation im Sinne der Leserschaft bewerten zu können, müßte man u.a. wissen, wie viele Menschen solche Blog-Artikel lesen.

    Eine Tatsache ist, daß die Artikel allesamt auf populärwissenschaftlichem Niveau formale Zusammenhänge inhaltlich in stark reduzierter Form wiedergeben. Nicht selten mit Gedankenexperimentkonstruktionen, die zwar für den Laien eine gewisse Plausibilität suggerieren aber aus wissenschaftlicher Sicht unzureichend und nicht selten irreführend sind. Darauf reagieren RT-kritische Kommentatoren mitunter heftig.

    Letztendlich wird den Kritikern vorgeworfen, sie würden die Zusammenhänge nicht verstehen. Doch diese Aussage ist bei genauer Sicht eher eine Provokation, denn mit dem menschlichen Verstand hat Verstehen hier wenig zu tun. Eine mathematische Konstruktion, wie exemplarisch die Raumzeit, lässt sich weder sinnlich noch meßtechnisch erfassen. Gedankenexperimente zur Raumzeit sind menschlich aber im Sinne der axiomatischen Konstruktion nicht Bestandteil einer möglichen Realphysik.

    v) Der nachfolgend „kurze“ Ausflug in die Physik zeigt relativ verständlich das Verständigungsproblem zwischen Bloggern, die versuchen Unverständliches verständlich zu machen, und den Kritikern dieser Versuche.

    Hannes Alfven, ein Nobelpreisträger der Physik, äußerte sich u.a. (kritisch-ironisch) folgendermaßen zur RT: Viele Menschen waren wahrscheinlich erleichtert, als sie erfuhren, dass die wahre Natur der Welt nur von Einstein und einigen anderen Genies verstanden werden konnte, die in der Lage waren, in vier Dimensionen zu denken. Sie hatten versucht, die Wissenschaft zu verstehen, aber jetzt war klar, dass Wissenschaft etwas ist, an das man glauben kann, und nicht etwas, das man verstehen sollte.*

    Zu dieser unbefriedigenden Erkenntnis kommen also nicht nur (intuitiv) RT-Kritiker in Kommentarfeldern mit rudimentären Kenntnissen zur Axiomatik der RT sondern z.B. auch jetzt lebende Professoren der Mathematik, wie Claes Johnson, der schreibt: „Die spezielle Relativitätstheorie von Einstein ist unphysikalisch, da die Lorentz-Transformation keine Transformation zwischen physikalischen Koordinaten ist, wie von ihrem Erfinder Lorentz betont wird, sondern vom Patentangestellten Einstein missverstanden wurde, der glaubt, dass die transformierte Zeit real und damit relativ ist.Hendrik Antoon Lorentz, der Begründer der Lorentztransformation, äußerte sich wie folgt: „Eine Veränderung der Zeit war notwendig. Deshalb habe ich die Vorstellung einer Ortszeit eingeführt, die für alle Referenzsysteme, die sich relativ zueinander bewegen, unterschiedlich ist. Aber ich hatte nie gedacht, dass dies etwas mit Echtzeit zu tun hat. Diese Echtzeit wurde für mich immer noch durch den altklassischen Begriff der absoluten Zeit repräsentiert, der unabhängig von der Bezugnahme auf spezielle Koordinatensysteme ist. Es gab für mich nur diese wahre Zeit. Ich betrachtete meine Zeittransformation nur als heuristische Arbeitshypothese.“ *Buch-Quelle: Dr. Faustus of Modern Physics by Claes Johnson 2011

    Fazit: Die spezielle Relativitätstheorie knüpft zwar an das physikalische Experiment von Michelson & Morley an, beruht aber lediglich auf dessen mathematischer Deutung durch Lorentz. Die Relativierung der Zeit ist physikalisch nicht begründet, sondern (nur) das Ergebnis einer mathematischen Annahme. Auch die Herleitung der Masse-Energie-Äquivalenz ist unter formalanalytischen Gesichtspunkten weit weniger “eindeutig geklärt”, als es die Spezielle Relativitätstheorie suggeriert. Ohne das Gedankenexperiment Einsteins und den Rechenweg an dieser Stelle explizit auszuführen, folgt gemäß Albert Einstein respektive gemäß SRT E = mc² aus einer “klassischen Grenzfall” – Approximation mittels Taylorreihenentwicklung. Streng genommen ist diese Herleitung – salopp formuliert – nicht “zwingend”, da hier ergebnisorientiert die gewünschte Lösung die Näherung (mit-)bestimmt(e).

    Leute machen sich etwas vor, wenn sie glauben, sie würden die RT verstehen. Und auf der anderen Seite werden die Kommentare der Kritiker nicht dazu führen, daß die Verkünder von literaturbasierenden RT-Aspekten in Form ihrer populärwissenschaftlichen Blog-Artikel-Interpretationen diese in Frage stellen werden.

  20. Ich bin da einer Meinung mit Markus im ersten Kommentar. Dass die Kommentare im ersten Beitrag ausgeufert sind, ist kein Anfängerfehler, es ist nichtmal ein Fehler. Es war einfach kaum zu vermeiden.

    Du schließt mit der Frage, ob Scilogs ungeeignet sei für Anfänger_innen und nicht-physikalische Fragen. Zu letzerem kein klares Nein! Scilogs sind absichtlich breit aufgestellt und es war eine Gründungsidee, Naturwissenschaften, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften nebeneinander in einem Forum zu haben. Da passt Didaktik der Naturwissenschaften wie die Faust auf’s Auge. Besser als mein reines Physik-Blog.

    Aber Scilogs hat natürlich seine Probleme: Die Kommentatorenschaft ist zum Teil schon seit vielen Jahren aktiv. Man kennt einander und weiß, oder zumindest glaubt zu wissen, worauf die anderen hinaus wollen, noch bevor es für Einsteiger_innen offensichtlich wird. Das wird dir die Einordnung der Beiträge in der Moderation schwer machen.

    Deshalb glaub ich auch, dass dein Ansatz, Kommentare erstmal nicht inhaltlich sondern vor allem formal zu bewerten, für richtig. Wenn du es so durchhältst: Kommentare, die Beleidigungen enthalten nicht freischalten, bei Themenabweichungen warnen und dann nicht mehr Freischalten. Könnte das gelingen.

    Ich habe in Sachen Kommentarfunktion schon vieles ausprobiert und einige Artikel speziell dazu gebloggt, vielleicht magst du nebenan bei Quantenwelt mal reinschauen.
    Nach elf Jahren bloggen habe ich mich dazu entschlossen, auch zu moderieren, habe mich aber für eine Inhaltliche Moderation entschieden. Bisher bin ich damit zufrieden, aber man wird sehen. Zensurvorwürfe kommen ohnehin, sie sind aber zumeist unbegründet, denn es gibt auch außerhalb unserer Blogs Möglichkeiten zur Meinungsäußerung. Wenn du ein Thema hier nicht haben möchtest, können die Leute es anderswo diskutieren.

  21. Zitat Laura Arndt: „Gestört hat mich daran einerseits die Art und Weise der Kommunikation, andererseits die zunehmend exklusive Diskussion in Themengebieten, die irgendwann nicht mehr nachvollziehbar waren (zumindest für mich – ich bin zu Hause in der Biologie und Chemie, kann zwar auch physikalischen Themen folgen, aber nicht in dieser Tiefe).
    .

    Hier sind Sie ganz offensichtlich Opfer der langjährigen Strategie der Anhänger der Relativitätstheorie zur Durchsetzung ihrer Theorie gefallen, und zwar das Glauben, dass nur studierte Physiker und/oder Mathematiker, oder gar ein „Genie“ (?) in der Lage seien, die Einstein-Physik überhaupt zu verstehen. Die Befürworter der Relativitätstheorie haben mit diesem Einschüchterungsmärchen ganze Arbeit geleistet, nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern sogar auch gegenüber ihren Kollegen von allen anderen Disziplinen und haben mit der Einstein-Physik einen Ruf und eine Sonderstellung in der Wissenschaft erdichtet, den sie in keinster weise gerecht ist. Nein, Frau Arndt, die Relativitätstheorie hat keine „Tiefe“, die sie befürchten könnten, ganz im Gegenteil, die Prinzipen der Relativitätstheorie sind ganz bieder und naiv und führen zu ganz biederen Gedankenexperimente wie zum Beispiel zum berühmten Zwillingsparadoxon. Sogar kleine Kinder wissen zum Beispiel mit absoluter Sicherheit, dass ein Auto nicht „in Echt“ kleiner wird, wenn es sich entfernt, oder? Sie wissen es also auch mit absoluter Sicherheit, Frau Arndt, ohne Studium der Physik und der Mathematik. 🙂 Sie brauchen überhaupt keine „Tiefe“ bei der Relativitätstheorie zu fürchten, der Sie nicht gewachsen wären, keine Bange!

    Unabhängig jedoch von jeglichen Inhalten der Relativitätstheorie ist es schon in meinen Augen quasi ein Pflichtthema bei einem Forschungsvorhaben der öffentlichen Hand, wenn aus der Öffentlichkeit gravierende didaktische Missstände gemeldet werden, wie zum Beispiel die komplette Ausblendung der Kritik einer Theorie bei dem Wissenstransfer an die neuen Generationen. Die Ausblendung (und auch die Diffamierung) der Kritik ist nämlich indiskutabel ein didaktischer Sündenfall, dass Didaktiker nicht ignorieren dürfen! Das ist ein kultureller GAU, der nicht unter den Tisch gekehrt werden darf, wie es seit 100 Jahren der Fall ist. Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht vertrauenswürdig, wenn solche Missstände ignoriert bzw. toleriert werden.

  22. Frau Arndt, können Sie überblicken, daß Herr F. 25.06.23:24 nebenbei mal wieder physikalischen Unfug in Ihrem Blog verbreitet? Wollen Sie selbst zu den Falschaussagen Stellung nehmen oder den Lesern die Metadiskussion überlassen?
    “Die spezielle Relativitätstheorie knüpft zwar an das physikalische Experiment von Michelson & Morley an, …” Sie tut so vieles nicht, was Dagegener aeroheuristisch unter die Leserschaft streuseln wollen.
    Die nehmen jede Plattform an, wo sie meinen wohlwollend eingeladen zu sein – die Nächste bitte.

  23. @ Laura – gestern 19:45:

    Hier würde ich beispielsweise meine ersten Artikel aufarbeiten, der Antinomien in der Naturwissenschaft selbst illustrieren soll (einsehbar unter Researchgate).

    Ich wollte (“nur Mal so”) den Artikel **Antinomien der Naturwissenschaft – Chance zum produktiven und reflektierten Meinungsbildungsprozess im naturwissenschaftlichen Unterricht ** (bei Researchgate) einsehen. Da ich aber kein scientific professional bin, sondern Laie – keine wissenschaftliche Institution benennen kann in der ich tätig bin – komme ich nicht an das “paper“. Wissen Sie “wie” ich den Artikel lesen kann? Danke.

  24. Laura,
    für den Leser interessantes Bloggen sollte die Möglichkeit bieten, Pro und Kontra vorzustellen. Bezogen auf das Thema, wie bilde ich Schüler und Studenten aus, sollten sowohl historische als auch aktuelle Entwicklungen frei thematisiert werden. Gustave Le Bon beispielsweise schrieb in Psychologie der Massen, daß die Idee »Schule für alle«, keineswegs primär der Bildungsidee im Sinne von Wissensvermittlung entsprang, sondern daß der Staat in der allgemeinen Schulpflicht eine weitreichende, effiziente Möglichkeit sah, schon im Kindesalter den Nachwuchs politisch auf „Linie zu bringen“. Wie sieht das heute aus? Themen wie Migration, Religion, Inklusion, Klimawandel, geschlechtsneutrale Sprache? Siehe beispielsweise den Artikel Vom Umgang der Deutschen mit ihrer Sprache und wo die Pädagogik versagt hat.

    Das „Benehmen“ der Kommentatoren und die inhaltliche Qualität der Kommentare sind auch davon abhängig, wie der Artikelschreiber selbst vorträgt.

    Insgesamt betrachtet ist eine Erwartungshaltung, die sich auf nachweisbare Lernerfolge stützt, nachweislich, selbst bei einfachen Zusammenhängen, nicht immer gegeben. Ein einfaches Beispiel ist das Lernkonzept des »Schreibens nach Gehör«. Auch wenn es perspektivisch komplett abgeschafft werden soll, ist der Zeitraum, indem es praktiziert worden ist, viel zu lang gewesen. Offensichtlich handelt es sich hier nicht um eine plausibilitätsarme, schwer verständliche, abstrakte Situation (wie in der Theoretischen Grundlagenphysik), sondern um eine gut dokumentierte Beweislage, die sich auf Versuchsergebnisse der lese- und schreibunfähigen Kinder und Jugendlichen stützt.

    Es ist grundsätzlich nicht leicht einem Menschen, der zumindest im Kern einer Sache Realitätsnähe und Verhältnismäßigkeit erwartet, zu erklären, daß dem nicht so ist, insbesondere wenn es sich um wissenschaftliche Themen handelt. Tatasache ist: Alle praktizierten Modelle, insbesondere wenn diese über größere Zeiträume herrschen, beinhalten Machtpositionen und Versorgungsstrukturen. Die Machthalter und Nutznießer werden alles tun um diese Zustände aufrecht zu erhalten. Das Wohl der Betroffenen ist, wenn überhaupt, „bestenfalls“ zweitrangig. Nicht logische, praktische, rationale Gründe entscheiden primär über didaktische Anwendungen, sondern nicht selten ideologische Aspekte, die ihren Bedeutungsanspruch über (politische) Seilschaften bekommen. Planung scheint bezüglich des Bildungssystems ein unverstandenes Fremdwort zu sein, wenn man sich den aktuellen, akuten Lehrermangel anschaut. Was bringen nicht ausgebildete Lehrkräfte den Lernenden?

    Unterrichten statt Kellnern“, mit diesem Slogan wirbt der Berliner Senat für Bildung um Quereinsteiger. Die bis dahin übliche akademische Lehramtausbildung wird mit dieser Aktion mehr als fragwürdig. Denn, entweder ist die „alte“ Form der Lehrerausbildung notwendig oder nichts weiter als ein Relikt eines historisch gewachsenen universitären Dogmas. Siehe exemplarisch einen WELT-Artikel vom 6. Juni 2019. Auch dort ist der Kommentarbereich von Interesse. Leider wird nicht ersichtlich, wie viele Kommentare von der WELT-Redaktion aus welchen Gründen “wegmoderiert” wurden.

    Es kam mir spontan der Gedanke, daß Du bei Deinem nächsten Blogartikel Personen aus Deinem Umfeld über diesen informieren könntest, die dann möglicherweise auch etwas in Form eines Kommentares beitragen könnten, um die „alten“ Scilogs-Kommentarstrukturen mit neuen Kommentarleben zu „füllen“.

  25. Da das Thema von Frau Arndt wohl die Didaktik für den Schulunterricht ist, ist folgendes zu der Diskussion zu bemerken:

    In dem Physikunterricht in der Schule wird ja zum grössten Teil “Experimentalphysik” gelehrt. Bei der wieder anlaufenden Diskussion sind es aber Themen der “theoretischen Physik”. Diese werden auch in der Schule gelehrt, aber doch später und sicher in einem geringeren Umfang. Daher sollte man sich doch auf Fragen der Didaktik der “klassischen” Physik konzentrieren.

  26. Gelöschter Kommentar vom 26.06.2019 um 16:31 von littleluis. Begründung: inhaltsfern.

  27. @alle: Leider hat mein Internet anscheinend Hitzefrei – ich muss mich nun meines Smartphones bedienen, was etwas aufwändiger ist. Ich bitte daher zu entschuldigen, dass die Prüfung der Kommentare länger dauert und ich momentan nicht über Kommentare Anzeige, wann ein Kommentar verfasst wurde. Ich schalte diese aber nach der verfassten Reihenfolge frei, weshalb diese zumindest authentisch ist 🙂

    @RudiKnoth: ich stimme Ihnen zu und halte es für einen sehr guten Impuls!

    @DirkFreyling: ich danke Ihnen für den Input und werde die Quellen gerne bald genauer lesen. Ich bin auch Ihrer Meinung, dass der Staat die Bildung reguliert. Immerhin gibt es Bildungsaufträge wie politische Bildung, Demokratieerziehung etc. Das Problem ist dann dabei aber vor allem, wenn immer mehr MESSBARE Leistung gefordert wird – messbar sind vor allem Facjinhalte, weshalb zukunftsfähige Softskills und interdisziplinäre Kompetenzen wieder einmal unter den Tisch fallen. Man neigt dann als Lehrkraft dazu nur die AUSBILDUNG von Fachkräften zu fördern (was wichtig ist und eine Funktion von Schule darstellt) – leider rückt dabei echte Bildung (Menschen zu mündigen Teilhabern unserer Gesellschaft zu bilden und zukunftsfähige Grundlagen an die Hand zu geben – Stichwort lebenslanges Lernen) in den Hintergrund. Ebenfalls könnte man naturwissenschaftliche Bildung als solch eine zukunftsfähige Basis betrachten (Problemlösekompetenzen, Argumentieren, Kreativitätsförderung, eine Haltung des Fragen etc.) und aus diesen Gründen fördern. Der MINT-Hype ist allerdings dem Fachkräftemangel verschuldet, weshalb wieder die AUSbildung einiger weniger wieder fokussiert wird… Dementsprechend sollte sie Fragende Grundhaltung auch bei Lehrkräften Anklang finden – das wäre toll!

    @AxelKrüger: Das ist total ärgerlich! Wenn ich den Titel google, komme ich direkt auf das Dokument ohne den Umweg über das Researchgate. Funktioniert das bei Ihnen nicht? Leider muss ich die Urheberrechte der ChemKon beachten, weshalb ich den Artikel nicht einfach so veröffentlichen darf (so viel zu OpenAccess). Ich möchte aber die Inhalte des Artikels gerne nochmal aufarbeiten und hier veröffentlichen – ich hoffe das ist ein Trost…

    @HerrSenf: gerne können Sie Stellung nehmen, um diesen Diskussionsstrang zu einem Ende zu führen. Ich habe den Kommentar wegen der erfüllten Bedingungen genehmigt. Trotzdem würde ich das Thema gerne für zukünftige Kommentare vermeiden, weshalb ein Abschlusskommentar hierzu toll wäre. Danach werde ich Kommentare zu den Themen RT oder SRT nicht mehr zulassen – thematisch wird es dann doch irgendwann doch wieder abweichend.

    @JoachimSchulz: Vielen Dank für saß Feedback. Das ist mir besonders wichtig, weil ich so einen Eindruck bekomme, ob ich nun die richtige(re) Schiene fahre. Zudem haben Sie recht, ich hatte keinerlei Erfahrung zur “Scilogsgemeinschaft”, weshalb diese und andere Einblicke wirklich hilfreich für mich sind. Ich freue mich auch, dass an der ein oder anderen Stelle die fachdidaktische Perspektive begrüßt wird 🙂 Viele Kollegen*innen verfolgen meinen Blog – ich vermute aber, dass viele gehemmt sind, Stellung zu beziehen, weil der erste Beitrag auch negative Seiten des bloggens aufgedeckt hat. In meinem Umfeld bin ich (soweit ich weiß) die erste, die solche open science Werkzeuge nutzt und ich vermute, dass viele erstmal die Erfahrungen aus zweiter Hand nutzen wollen. Daher freue ich mich über Ihre Einladung zum Kommentieren! Ich rühre nochmal dir Werbetrommel und hoffe, dass sich einige einbringen werden 🙂

    Ich versuche regelmäßig Kommentare über mein Smartphone zu prüfen und entschuldige mich erneut für zeitliche Verzögerungen und Tippfehler und Autokorrektur-Verwirrungen 🙂

  28. Zitat Dirk Freyling an Frau Arndt: „Es kam mir spontan der Gedanke, daß Du bei Deinem nächsten Blogartikel Personen aus Deinem Umfeld über diesen informieren könntest, die dann möglicherweise auch etwas in Form eines Kommentares beitragen könnten, um die „alten“ Scilogs-Kommentarstrukturen mit neuen Kommentarleben zu „füllen“.“
    .

    Das halte ich für eine gute Idee!

    Ich habe selbst vor einiger Zeit die Verantwortliche des staatlich geförderten Online-Portals für die Wissenschaftskommunikation.de per E-Mail darauf aufmerksam gemacht, dass in der populärwissenschaftlichen Diskussions-Plattform „SciLogs / Spektrum der Wissenschaft“ die Wissenschaftskommunikation in den Physik-Blogs bzgl. theoretischer Grundlagenphysik seit mehr als 10 Jahren gründlich schief läuft, sowohl durch die Art der Kommunikation als auch wegen inhaltlicher Zensur. Die neuesten Vorkommnisse habe ich dabei durch folgenden Link dokumentiert.
    Ich weiß nicht, ob diese Einrichtung so gewissenhaft war, sich die Sache anzugucken und zu beobachten.

    Ich weiß auch nicht in wie weit die Forschung von Frau Arndt an der Uni Heidelberg mit dieser Einrichtung und mit der Einrichtung NaWik im Zusammenhang steht – Auch die Einrichtungen, die sich u.a. für Transparenz in der wissenschaftlichen Kommunikation einsetzen sind für die Öffentlichkeit nicht ganz übersichtlich… 😉

  29. @Laura Arndt

    @DirkFreyling: ich danke Ihnen für den Input und werde die Quellen gerne bald genauer lesen. Ich bin auch Ihrer Meinung, dass der Staat die Bildung reguliert.

    Selbstverständlich reguliert der Staat die Bildung. Wer sollte das denn sonst tun, wenn wir Wert auf möglichst durchgängige Bildungsstandards legen?

    Aber wollen Sie sich ernsthaft Freylings Meinung anschließen, dass der Schulunterricht in erster Linie dazu diene, die Kinder “politisch auf Linie” zu bringen und dass er dazu von politischen Seilschaften ideologisch gesteuert würde? Bitte sagen Sie mir, dass ich das falsch verstanden habe.

  30. @JocelynLopez: Ich promoviere an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und nicht an der Universität Heidelberg. Meine Forschung ist von NaWik losgelöst, jedoch halte ich Wissenschaftskommunikation für unabdingbar, wenn man Forschung betreibt – nicht nur allein wegen der Verpflichtung durch die Nutzung von Steuergeldern. Daher nehme ich regelmäßiger an NaWik-Veranstaltungen teil und pflege Kontakte, die ich in diesem Zusammenhang gewonnen habe. Dabei versuche ich verschiedene Wege von Wissenschaftskommunikation auszuprobieren und Impulse zu bekommen 🙂

    @Spritkopf: Danke für die Nachfrage zum Vorbeugen von Missverständnissen. Die Regulierung von Bildung durch den Staat möchte ich gar nicht kritisieren – Sie haben recht, eine Regulierung ist erforderlich und wer sonst sollte diese Aufgabe übernehmen?
    Ich schließe mich in dem Sinne Dirk Freylings Aussage an, dass es neben den fachlichen Zielen auch politische Ziele in der Bildung gibt – ich sehe diese jedoch nicht in Form von ideologischer “Gehirnwäsche” an, sondern wie oben beschrieben als Auftrag, Mündigkeit durch Bildung zu erzielen. Wo sonst soll diese Mündigkeit, die dringend notwendig ist für eine funktionierende Demokratie, gefördert werden? In den Familien? Leider weicht das Konstrukt Familie immer mehr auf und die Familiensoziologie ist im Wandel – weshalb immer mehr Aufgaben der Schule zugeschrieben werden.
    Meine Kritik beläuft sich eher darauf, dass interdisziplinäre politische Bildung im Hintergrund bleibt, weil sich die einzelnen Fächer (gerade in den Naturwissenschaften) in ihren “neutralen” fachlichen Bereich zurückziehen. Und mit politischer Bildung meine ich nicht, dass bei verschiedenen Inhalten eine politische Ansicht vermittelt wird, sondern das Fördern von Kompetenzen, die zur politisch-gesellschaftlichen Teilhabe befähigen. Wenn Sie sich dazu noch etwas genauer einlesen möchten empfehle ich:
    Lembens, A. & Rehm, M. (2010). Chemie und Demokratielernen – zwei unvereinbare Welten? In H. Ammerer, R. Krammer & U. Tanzer (Hrsg.). Politisches Lernen: Der Beitrag der Unterrichtsfächer zur politischen Bildung (S. 281-302). Studienverlag: Innsbruck, Wien, Bozen.

    Ein kleines Zwischenfazit zum Bloggen allgemein:
    Ich habe den persönlichen Eindruck, dass die Diskussionen fruchtbar sind und immer wieder Rückschlüsse zum Bloggen (auch auf einer Metaebene) gezogen werden können. Die Ausschärfung der on- und off-Topics, die Förderung der Heterogenität der Kommentierenden (beispielsweise Einbezug anderer Fachdidaktiker*innen), der Stellenwert von Wissenschaftskommunikation und dessen Hürden – ein Dankeschön schon einmal an dieser Stelle 🙂

  31. @Laura Arndt,
    Ist das “du” eigentlich okay, oder soll ich auch zum siezen übergehen? Mir ist es egal, ich dachte nur dass wir als Blog-Kolleginnen nicht zu förmlich sein müssen.

    Ja, Diskussionen können fruchtbar sein, gerade wenn man nicht einer Meinung ist. Aber gerade wenn es festgefahrene Lager gibt, führen unmoderierte Kommentare oft dazu, dass wir sehr schnell hunderte Beiträge mit nur wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben, die sich inhaltlich meist im Kreis drehen.

    Ich sehe Kommentare gern als Mehrwert für die Leserinnen und Leser und fordere meine Kommentator_innen deshalb auf, sich kurz zu halten und beim Thema zu bleiben. Das klappt nicht immer, weil “beim Thema bleiben” nicht leicht scharf einzugrenzen ist. Zudem fordert jeder Teilnehmer den anderen widersprechen zu dürfen. Alle möchten gern des letzte Wort haben. Ich denke, dass lässt sich nur lösen, wenn man auch mal “falsches” stehen lässt. Die Ausführungen Herrn Freylings zur SRT sind ohnehin off-topic. Und gerade weil sie anderswo regelmäßig thematisiert wurden, müssen sie hier nicht nochmal verhandelt werden.

    Die Kommentare spiegeln mit Sicherheit nicht wieder, wie das Thema bei den Lesenden angekommen ist. Nur wenige machen sich die Mühe zu kommentieren. Zudem ist die Neigung zu kommentieren größer, wenn man widersprechen möchte als wenn man zustimmt. Vor vielen Jahren gab is in meiner Twitter-Blase mal eine initiative positiv zu kommentieren. Also, wenn man einen guten Blog liest, einfach mal ein Lob da zu lassen. Das ist aber im Sande verlaufen. Auch weil es leicht überheblich rüberkommt, wenn man nur kommentiert um auf die Schulter zu klopfen.

  32. Laura,
    ich möchte Dich als Bloggerin „hier“ und interessierte Leser noch einmal explizit darauf hinweisen, daß meine Meinung zu einem Thema und von mir aufgeführte Zitate innerhalb meiner Kommentare und somit die Aussagen dieser, egal von wem, erst einmal unabhängig voneinander existieren. Offensichtlich gibt es immer wieder den Versuch einiger Kommentatoren meine Meinung mit der Meinung von Zitierten 1:1 zu verbinden. Im Falle von Hendrik Antoon Lorentz, Gustave Le Bon, Claes Johnson und Hannes Alfven fühle ich mich – zumindest in Teilen – „geehrt“, aber daraus abzuleiten, daß ich das Zitierte als meine 1:1 Meinung vortrage, ist eher selten der Fall. Und wenn es so ist, dann äußere ich mich meist auch dementsprechend.

    Meine folgenden inhaltlichen Bemerkungen zur Zitierbegründung lassen sich auch auf andere Sachverhalte als RT und dort assoziierte Personen beziehen. Vergiß also mal die RT als „konkrete Sache“ und fokussiere auf die Aussagen. Es macht argumentativ grundsätzlich Sinn, erst einmal zu schauen, was denn die Begründer von wissenschaftlichen Thesen über ihre Arbeiten äußerten. Das dem ein oder anderen nicht gefällt, daß nicht ich, sondern Hendrik Antoon Lorentz, der Begründer der Lorentztransformation, „in meinem Kommentarfeld“ den Sinn und Zweck seiner »Erfindung« als Zitat selbst beschreibt, zeigt doch, daß bei diesen Kommentatoren kein Interesse daran besteht, die authentische Stimme des Erfinders zu „hören“, wenn diese mit heutigen Denkdogmen kollidiert. Wobei sich grundsätzlich die Frage stellt, welche inhaltliche Bedeutung Apologeten und Nachplapperer in Gestalt von Kommentarschreibern haben.

    Das Bildung staatsfragmentiert Bundesländesache ist, ändert nichts an dem staatlichen Überbau. Laura, ernsthaft, wo erkennst Du eine adäquate Fürsorge des Staates im Bereich der schulischen Bildung? Das die Lese- und Schreibfähigkeit der Schüler und Studenten und das thematisch-naturwissenschaftliche Verständnis kaum oder gar nicht für ein Studium ausreicht, kann doch jede selbst recherchieren.

    Ein Lesetipp: Franz Lemmermeyer beschreibt, teils sehr unterhaltsam, in »Der Schwanz ist eine monoton fallende Exponentialfunktion« wie der Mathematikunterricht von der Grundschule bis zum Abitur in Baden-Württemberg aussieht, auf welchem Niveau sich die Schulbücher nach den vielen Reformen der letzten Jahre inzwischen befinden, und vor allem, welches Bild der Mathematik von diesen Büchern in die Köpfe der jungen Generation projiziert wird.

    Und sofern meine Meinung von Interesse ist, hier ein klares Dirk Freyling Statement: Wer Schwierigkeiten hat, den, aus meiner Sicht leicht verständlichen, Ausführungen Lemmermeyers zu folgen, sollte sich in einem größeren Bild nicht „anmaßen“ über beispielsweise Klimawandelaspekte zu entscheiden und schon gar nicht meinungsbeeinflussend darüber zu referieren. Ich bin mir sicher, daß schließt das Gros der Bevölkerung und viele Berufspolitiker aus. Aus einer simplen Betrachtung heraus läßt sich „instantan“ feststellen, daß in einer parlamentarischen Demokratie das Wahlvolk letztendlich die Volksvertreter wählt. In einfachen Worten: Umso dümmer das Volk ist, umso weniger wird es nötig sein, schlau zu sein. „Durchschnitt“ lebt „Durchschnitt“. „Durchschnitt“ wählt „Durchschnitt.“ Leben ist egoistisch. Volksvertreter haben leicht nachvollziehbar Interesse an Überwachung und Verdummung. Auch zu diesen Themen gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, das WWW macht es möglich, sofern man die ausgetretenen Pfade von WELT; SPIEGEL; FAZ & CO verlässt. In einem noch größeren Bild wird man dann feststellen: Nur zu dumm, daß viele Deutsche der englischen Sprache nicht mächtig sind, um die volle „Dröhnung“ der Realität aufnehmen zu können.

    Laura, Deine idealisierten „Wünsche in Ehren“, aber Wunsch und Wirklichkeit sachorientierter Bildung, sieht anders aus. Zu diesem Thema existiert exemplarisch ein lesenswertes Interview mit Niall Furguson (Historiker, lehrte u.a. in Havard, Oxford, Stanford) zum Thema (Un-)Freiheit des Denkens an Universitäten, siehe den NeueZürcherZeitung-Artikel vom 20. März 2019.

    Du oder Sie? Deine Entscheidung könnte auch Ihre Entscheidung sein. Du hattest ursprünglich das »DU« ins Kommentarfeld gebracht.

  33. Das Wichtigste vorweg 🙂 Ich bevorzuge das “Du”, weil ich wie Joachim Schulz der Meinung bin, dass Förmlichkeiten an anderer Stelle sinnvoller sind. Zudem empfinde ich persönlich immer, dass über das Duzen ein entspannteres Gespräch auf Augenhöhe möglich ist. Leider habe ich gemerkt, dass es nicht allen so geht, weshalb ich erst einmal auf Nummer Sicher gehen wollte mit dem Wechsel zum “Sie”.

    @Joachim Schulz: Ich freue ich sehr über Ihre stärkenden Rückmeldungen – da bekomme ich gleich Lust, den nächsten Beitrag zu schreiben 🙂

    Wie @Dirk Freyling richtig bemerkt hat, bin ich doch etwas naiv-idealistisch verklärt. Das Gute daran ist – so sehe ich es zumindest – ich bin mir dessen bewusst und entscheide mich trotzdem für diese Haltung. Ich persönlich finde eine idealistische Perspektive ist notwendig, wenn man etwas verändern will. Wichtig ist, dass man nicht enttäuscht ist, wenn das Resultat weniger der Wunschvorstellung entspricht, aber für mich ist das ok. Ich bin mir darüber bewusst, dass unser Bildungssystem einiges verhaut und es an vielen Stellen nicht mehr mit Reformen zu kitten ist. Das Problem des fallenden Niveaus sehe ich jedoch an anderer Stelle, was auch auf ein Versagen unserer Bildungspolitik zurückzuführen ist (Achtung, subjektive Meinung!): Die Verlagerung unseres gegliederten Schulsystems – jede/r muss das Abitur anstreben, mit einem Realschulabschluss ist nichts mehr zu reißen – so zumindest das subjektive Empfinden. Dann geht es weiter mit der Vorstellung, wer nicht einen universitären Abschluss hat, findet keinen Job. Also wird das Gymnasium und dann noch zumindest ein Grundstudium durchgezogen – ungeachtet der eigentlichen Eignung. Natürlich sinkt so das Niveau im Schnitt, hinzu kommt aber auch, dass die Infrastruktur für diesen Andrang nicht ausreicht – die Qualität der Lehre sinkt also auch aus diesem Grund. Und auf anderer Seite schreit alles “Wir brauchen mehr Handwerker und Fachkräfte im Ausbildungsberuf” – irgendwie verrückt, aber in meinen Augen die logische Konsequenz dessen, was in letzter Zeit gelaufen ist.
    Bildungspolitische Debatten sind unheimlich komplex und ich weiß, es gibt da viele – auch teilweise einander total widersprechende – Perspektiven. Aber ich glaube es ist gerade wertvoll sich dieser Komplexität bewusst zu sein und mein gutes, altes Motto im Hinterkopf zu haben: “Was alle angeht, können nur alle lösen!”…

    Nun bin ich doch vom Thema “Bloggen” abgeschweift – aber vielleicht kann man nun mal an einem konkreten Thema ausprobieren, ob die Diskussion bei diesem Anlauf besser funktioniert 🙂

  34. Laura Arndt schrieb (13. Juni 2019):
    > Alles begann, wie so häufig, mit einem Zufall. Als Blog-Neuling wurde ich angesprochen, ob ich bei Scilogs über mein fachdidaktiksches Thema bloggen möchte. […]

    > Eindruck #1: Die Anzahl der Kommentare war zu groß. […]
    > Eindruck #2: […] kontraproduktiv. […] Fokus ging stetig verloren […]
    > Eindruck #3: Es gibt in der Scilogs-Gemeinschaft Lager, die miteinander in Konflikt stehen. Daraus resultieren nicht nur hitzige Debatten […]

    > Wie umgehen mit dem oben beschriebenen „Gewitter“?

    Die Anliegen und detaillierten Interessen

    – derer, die (ggf. durch Zufall) in die privilegierte Lage versetzt sind, sich durch SciLogs-Beiträge zu bestimmten, sie üblicherweise interessierenden Themen zu äußern, Kommentare dazu zu ermöglichen und sogar anzuregen und, im Rahmen des damit verbundenen “Hausrechts”, eingereichte Kommentare auch wieder zu löschen, und

    – derer, denen (bisher nur) die Möglichkeit gegeben ist, sich ggf. zu bestimmten, sie üblicherweise interessierenden Themen auffindbar und Barriere-frei durch SciLogs-kommentaren zu äußern und entsprechende Korrespondenz zu suchen,

    sind offensichtlich individuell verschieden und können somit sicherlich in Konflikt stehen bzw. geraten.

    Sofern beide Anliegen im Sinne des Prinzips der Praktischen Konkordanz als berechtigt gelten und hinreichende Verwirklichung verdienen, bietet sich an,
    dass eingereichten Kommentaren, die als formal zulässig gelten können aber als thematisch unpassend wieder gelöscht würden,
    wahlweise jeweils eigene SciLogs-Gastbeiträge zur Verfügung gestellt werden.

  35. @Laura Arndt 27. Juni 2019 @ 17:58

    Das Problem des fallenden Niveaus sehe ich jedoch an anderer Stelle, […]: Die Verlagerung unseres gegliederten Schulsystems – jede/r muss das Abitur anstreben, mit einem Realschulabschluss ist nichts mehr zu reißen – so zumindest das subjektive Empfinden.

    Ich sehe das Problem tatsächlich tiefer: In der fehlenden Durchlässigkeit des dreigliedrigen Schulsystems. Wir hier in Norddeutschland müssen nach der vierten Klasse entscheiden, ob wir dem Kind die Möglichkeit geben wollen, später zu studieren. Wir wissen, dass es einfacher ist, auf dem Gymnasium gleich die allgemeine Hochschulreife zu erwerben, als sie später ggf. auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen. Ergo ist es eine logische Entscheidung, das Kind wenn irgend möglich auf’s Gymnasium einzuschulen.

    Dass es früher besser geklappt hat, ist darauf zurückzuführen, dass weite Bevölkerungsschichten es sich schlicht nicht leisten konnten, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken oder gar Studieren zu lassen. Wir hatten ein weitgehend ständisches Schulsystem: Arbeiterkinder gingen zur Hauptschule, Beamten- und Angestelltenkinder auf die Realschule und Akademikerkinder aufs Gymnasium. Das hat sich erst in der 1970ern mit der ’68er Generation von Eltern und Lehrern wirklich geändert.

  36. …„Nun bin ich doch vom Thema “Bloggen” abgeschweift – aber vielleicht kann man nun mal an einem konkreten Thema ausprobieren, ob die Diskussion bei diesem Anlauf besser funktioniert

    Und bitte…
    es gibt ein neues Buch von Dr. Michael Winterhoff (u.a. Kinder- und Jugendpsychiater) mit dem Titel Deutschland VERDUMMT. In der „unaufgeregten“ Analyse des Buches von Hannah Bethke der FAZ wird beschrieben, daß trotz den reißerischen Titels, Winterhoff plausibel erklärt warum Deutschland verdummt.

    Wie ich es verstanden habe geht es Winterhoff zentral um die Frage inwieweit es pädagogisch vertretbar ist, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen.
    Ein Beispiel zum Verständnis: „Offener Unterricht sei das Schlimmste, was Kindern passieren könne. Sie kämen nicht über das Stadium hinaus, in dem sie, wie als Kleinkinder, dem Irrglauben erlägen, sie könnten alles selbst. Davon blieben die Schüler auch deshalb überzeugt, weil die Erwachsenen sie davor bewahrten, gegenteilige Erfahrungen zu machen. Sobald die Kinder sich anstrengen und sie etwas überfordern könnte, schritten die Erwachsenen ein. Dass sie in den Kindern damit langfristig eine viel größere Überforderung auslösten, komme im Horizont solcher Eltern und Lehrer nicht vor“…
    Aussicht auf Besserung gibt es kaum, denn von den bildungspolitischen Verfehlungen sind nicht nur Schüler betroffen, sondern auch die nachwachsenden Lehrergenerationen.

    Davon kann sich ja jeder selbst ein Urteil bilden, wenn man den FAZ-Artikel, die Kommentare der Leser und sehr wichtig, selber das Buch liest.

    Wer nun im Vergleich den ZEIT-Artikel von Martin Spiewak als ZEIT-Buch-Rezension liest, der kann schon an der Artikelüberschrift erkennen: „Pädagogik zum Gruseln“ wohin die journalistische Reise geht. Berichterstattung avanciert zu reiner Ideologie. Das liest sich dann exemplarisch so: „Der Thilo Sarrazin der Erziehung Michael Winterhoff hat wieder mal ein Buch geschrieben.“… „Michael Winterhoff bastelt sich seine Schulrealität aus Zeitungsartikeln, Meinungsumfragen und Interviews mit Praktikern, die der Autor über das Buch streut.“ Es werden stark inhaltsreduzierte Interpretationen des Rezensierenden als vermeintliche Fakten und bekannte Kampfbegriffe ins Feld geführt, wobei hier der Mensch Sarrazin für das verkörperte Böse und Falsche steht. Mir ist aufgefallen: Auch hier ist der Kommentarbereich, soweit Kommentare veröffentlicht wurden, deutlich ausgewogener und (sach-)informativer.

    Apropos Vorurteile

    Ich habe das Buch »Feindliche Übernahme« von Thilo Sarazzin gelesen. Die einzige Textstelle, die sehr plakativ und ausgrenzend „rüberkommt“, befindet sich auf Seite 247, wenn der Autor schreibt, …“Bestünde die Gesellschaft nur aus Bauern und Handwerkern, könnte sie leicht ins Banausentum abgleiten.“… Ansonsten sind Sarrazin‘s Ausführungen nachvollziehbar und mit reichlich Querverweisen und Statistiken versehen, die auch unabhängig von seinen Aussagen, durch weitere Recherchen belegt werden, sofern man die Zeit und Motivation hat, sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Da Sarrazin als das verkörperte Böse inszeniert wird, werden als Ergebnis dieses medialen Erziehungsprozesses der Medien Bürgern wichtige Informationen vorenthalten, da viele ungesehen die propagierte Meinung über Sarrazin übernommen haben ohne je ein Buch von ihm gelesen zu haben.

    Da ich hin und wieder mit Menschen persönlich zu tun habe, die (unerkannterweise), im wahrsten Sinne des Wortes, deutsche Fernsehgeschichte mitgestalten, fällt mir zum Thema Vorurteil ein Sounddesigner ein, der auf Grund seiner Arbeit (sozusagen hinter den Kulissen) mit bekannten deutschen Regisseuren und Schauspielern im Dialog ist. Kurzum, ich stellte fest, daß er den Film »Er ist wieder da«, mit Oliver Masucci als Hauptdarsteller und u.a. Katja Riemann, nicht gesehen hat. Das verwunderte mich sehr, da er berufsbedingt viele Filme aus professioneller Sicht schaut. Er sagte, daß er »Er ist wieder da« nicht gesehen hat, da in seinem Umfeld dieser Film als politisch inkorrekt gilt und bereits das Anschauen eine Art von Verwerfung bedeutet(e). Das ist kein „Witz“. Ein Mensch der davon lebt auch morgen noch Filme zu „vertonen“ traute sich nicht einmal „heimlich“ einen Film zu schauen, weil bereits dieser „Tatbestand“ seine berufliche Karriere sprich existentielle Grundlage gefährden könnte.

    Übrigens »Er ist wieder da« ist kurzweilig, teils überraschend und unterhaltsam. Der Film ist u.a. informativ und pädagogisch wertvoll, da er aufzeigt, wie menschliche Verführung funktioniert.

    Wenn sich hier Markus Pössel und Joachim Schulz als meinungsfreundliche Blogger, die nur in berechtigten Ausnahmen zensieren, präsentieren, dann ist das aus ihrer Sicht eine nachvollziehbare “Ansage”. Doch die vermeintlich notwendige Zensurmauer wird von ihnen auch dann errichtet, wenn sie mit Sachargumenten von Kommentatoren konfrontiert werden, die sie als kompetente Wissensvermittler in Frage stellen oder wenn von Kommentatoren klar formuliert wird, daß ihre Sicht der Dinge sehr unvollständig ist. Ich spreche hier nicht nur von Fremdbeobachtungen sondern von meinen eigenen (gut dokumentierten, bei Bedarf nachlesbaren) Erfahrungen.

    Hier schließt sich der Kreis. Scilogs ist im Verbund mit ZEIT und Spektrum der Wissenschaft. Und so sehen auch die meisten Artikel aus. Ideologisierte Journalisten und auf der Blogger-Ebene mainstreamtreue Aktivisten verbreiten standardisierte Meinungen im wahrsten Sinne der Worte über „Gott und die Welt“. Dr.Blume läßt grüßen. Die eine oder andere Ausnahme ändert nichts an dieser eindimensionalen gesellschaftspolitischen Ausrichtung.

    Die zentrale Frage lautet: Wie sollen sich Interessierte eine eigene Meinung bilden, wenn wir an einen Punkt angelangt sind, daß bereits das Lesen von Meinungen ein Tabu ist?

  37. Eine aktuelle Ergänzung
    Der bei Erstveröffentlichung „frei“ verfügbare FAZ-Artikel samt Kommentarbereich ist nun hinter einer Zahlschranke. Offensichtlich sind die wirtschaftlichen Interessen des Verlages wichtiger als die Konsistenz der Berichterstattung. Starke Leserresonanz “sorgte” hier zu einer Quellenbeschränkung. Und das ist auch ein Problem des Internets. Es ist nicht “das erste Mal”, daß Quellen versiegen, die Gründe sind vielfältig. Mal werden Webseiten schlampig verwaltet, mal werden Artikel aus Angst –vor was auch immer –modifiziert oder gelöscht. Diese Aktionen machen nachhaltiges Zitieren schwierig. Hier ein Interview mit Winterhoff zum Buchthema.

  38. Die beiden Kommentare von Dirk Freyling vom 29.06. habe ich leider erst jetzt veröffentlicht – es tut mir leid für die Verzögerung, aber die Hitze hat wahrscheinlich nicht nur mir zugesetzt 🙂
    Ich möchte gerne kurz gehalten auf die pädagogischen Einwände von @DirkFreyling eingehen. In meinen Augen kommen hier 2 gesellschaftliche Irrglauben zusammen:
    Erstens bedeutet ein kompetenzorientierter Unterricht nicht gleichzeitig, dass er möglichst offen sein soll. Gerade im Sachunterricht in der Grundschule wird der Fokus auf das offene Explorieren und der starke Edutainmentcharakter (Hauptsache unterhaltsam und spaßig) kritisiert – und zwar nicht von einigen wenigen fiesen Kritikern*innen. Es ist eigentlich fachdidaktischer Konsens, dass bei den Einsteigern in Naturwissenschaft (also Grundschule und Unterstufen der weiterführenden Schulen) ein stärker angeleiteter Unterricht notwendig ist, um einerseits überhaupt erstmal Grundlagen zu bilden und andererseits die Überforderung zu vermeiden. Dabei können durchaus neben Arbeitstechniken Kompetenzen gefördert werden, eben weil die Lernwirksamkeit und die Definition von klaren Lernzielen beim Profi liegt – nämlich der Lehrperson.
    Das zweite Problem sehe ich darin, dass immer nur eine Dualität von Frontalunterricht und völlig offenes Rumprobieren gesehen wird. Das mag daran liegen, dass diese beiden Extrema einer ganzen Palette von Stufen der Offenheit häufig diskutiert werden – zumindest im öffentlichen Diskurs. Meine Ansicht ist, und die entspricht in der Hinsicht glaube ich dem fachdidaktischen Mainstream, dass eine naturwissenschaftliche Grundbildung am besten erreicht werden kann, wenn man das Unterrichtsgeschehen im Verlauf der Schulzeit sukzessiv öffnet, weil jede offenere Stufe Kompetenzen braucht, die in der geschlosseneren Stufe erlangt werden können. Das Thema der Überforderung ist schon seit längerer Zeit in der Fachdidaktik angekommen.
    Ich persönlich nehme daher wahr, dass in der Grundschule und in der Unterstufe viel “herumgespielt” wird, um Kinder für Naturwissenschaft zu begeistern. In der Mittelstufe und der Oberstufe wird dann der Frontalunterricht verstärkt präferiert, weil auf der einen Seite die fachlichen Anforderungen für die Abschlüsse erreicht werden müssen und auf der anderen Seite Defizite, die durch das blinde Rumprobieren resultieren, ausgeglichen werden müssen – und das in relativ kurzer Zeit.
    Es gibt hierfür wieder eine ganze Palette von Ursachen, mein persönlicher Fokus liegt momentan aber im Selbstverständnis der Lehrkräfte:
    Grundschullehrer*innen sind eher pädagogisch geschult und sehen sich auch eher als Pädagogen*innen – Lehrkräfte der weiterführenden Schulen (vor allem bei Mittel- und Oberstufe) sehen sich in ihrem Selbstverständnis eher als Fachwissenschaftler*innen, da der pädagogische Anteil in ihrer Ausbildung geringer ist und sie eher ein Fachstudium absolvieren. Prinzipiell ist dieses Verhältnis auch nicht falsch. Aber in meinen Augen sollten sich Lehrkräfte nicht als das eine oder das andere Verstehen – sie brauchen beides (in ihrem Selbstverständnis).

  39. Liebe Frau Arndt,

    hören Sie auf sich zu entschuldigen, zu erklären!
    Es gibt keinerlei Anlass, Grund dafür.

    Stellen Sie sich vor, sie treten so vor eine Gruppe 14. Jähriger, auch bei Kleinkindern ist das nicht hilfreich.

    Ein Blog muss kein Stresspunkt im Leben werden, es sei denn man braucht dies unbedingt, Freizeit ist Freizeit.

    Probieren Sie sich aus, mit Ihrem Thema und viel Spaß dabei hier!

    MFG

  40. Zitat Laura Arndt: „Erstens bedeutet ein kompetenzorientierter Unterricht nicht gleichzeitig, dass er möglichst offen sein soll. Gerade im Sachunterricht in der Grundschule wird der Fokus auf das offene Explorieren und der starke Edutainmentcharakter (Hauptsache unterhaltsam und spaßig) kritisiert – und zwar nicht von einigen wenigen fiesen Kritikern*innen.
    .

    Ich glaube, dass das „offene Explorieren“ in der Schule ohnehin je nach Naturwissenschaft unterschiedlich geprägt möglich sein kann. Es gibt meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Naturwissenschaft, wo das „offene Explorieren“ bereits vor der Schule und sogar vor dem Kindergarten aus natürlicher Weise stattgefunden hat und wo die Kinder sowohl mit einem angeborenen als auch mit einem empirisch erworbenen „Vorwissen“ am Unterricht teilnehmen: Das ist die Naturwissenschaft „Physik“.

    Ein Kind in der Grundschule ist nämlich kein unbeschriebenes Blatt im Punkto „Physik“, denn jeder Mensch wird jede Sekunde ab dem Tag seiner Geburt mit den physikalischen Gesetzen konfrontiert und erwerbt somit durch seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen ein gesichertes Wissen. Jeder kennt aus dem Alltag alle physikalischen Gesetze, die unsere Welt funktionieren lassen, so dass zum Beispiel im Physik-Unterricht kaum ein „Aha-Effekt“ bei den Kindern erzielt werden kann, sondern höchstens eine Bestätigung ihres eigenen Vorwissens. Man braucht zum Beispiel zur Veranschaulichung der Gravitationkraft keinem Kind mit einem Experiment zu zeigen was passiert, wenn man einen Apfel über den Boden los lässt, es weiß es schon seit langem. Zum Beispiel dieses Kind kennt bereits einige komplexen physikalischen Wechselwirkungen – sowie allerdings auch einige nicht-physikalischen… 😉

    Man kann also was die Physik anbelangt eigentlich keinem Schüler in der Grundschule etwas vom Pferd erzählen – und man tut es doch seit Jahrzehnten, auch das ist Verdummung… 🙁

  41. @JocelyneLopez: Das ist eine gute Anmerkung – der Einbezug von Vorwissen der Lernenden. Auch dies ist bereits – unter dem Stichwort “Schülervorstellungen” relativ gut implementiert im Bereich der naturwissenschaftlichen Fachdidaktiken. Aber das kann ja auch allgemein beherzigt werden, ob offen explorierend oder stärker angeleitet. So können Lernende nicht nur thematisch abgeholt und motiviert werden, sie können ihre eigenen Vorstellungen aktiv aufrufen, hinterfragen und (neu)konstruieren (konstruktivistisch gesehen).
    Übrigens – auch in der Chemie und Biologie kommen Lernende nicht als unbeschriebene Blätter in den Schulunterricht.
    Die Biologie liegt meiner Meinung nach ja auch wirklich auf der Hand – Pflanzen, die wachsen, blühen und sich vermehren; Tiere, ihr Verhalten und ihre Vielfalt; der Mensch etc.
    Der Chemieunterricht kann auch von vielen Alltagsphänomenen profitieren: Das Sprudeln einer Brause, die Beobachtung von Rost, Verbrennungsreaktionen etc.
    Jede Naturwissenschaft ist erlebbar, das ist ja das Schöne an der Naturwissenschaft 🙂

  42. Das beste Beispiel für Vorwissen wäre doch die “deutsche Sprache”, lernt man auch so nebenbei.
    Wozu braucht man teure Deutschlehrer und Rechtschreibreform, um alle “Zwangszubeglücken” ?
    Bis heute schreib ich lieber nach meinem kindlich selbstgelernten Sprachgefühl – heimatlich 😉
    Schulen und Universitäten scheinen Artefakte der Antike zu sein, als man alles “wohlordnen” wollte.
    Wer am gehorchsten beim Mitmachen mitmacht, kriegt die Bienchen, darf danach machen / Satire aus.

  43. Ich finde es immer wieder lustig, wie wenig sich bei den (fach-)didaktischen Diskussionen seit den 1970er Jahren geändert hat. Eigentlich fast überhaupt nichts. Nach wie vor scheint nur jeder zu GLAUBEN, mehr über die (Motivations-) Psychologie der Lernenden zu wissen, als die Berufserfahrung der Unterrichtenden oder die allgemeine Lebenserfahrung es vermittelt.
    Man sollte zu diesen Themen auch mal etwas (!) kritischere Fachleute aus der Psychologenzunft wie etwa den Herrn Schleim oder (als Halbpromi) den Herrn Spitzer befragen.

    Mein eigener “Glaube ” als ehemeliger praktischer “Didaktiker”:

    Motivation für irgendwas entsteht entweder über persönlich- mentale Beziehung zum Unterrichtenden oder durch (persönlich) mentale Beziehung zum Unterrichts-Thema (auch “Interesse” genannt).
    Alles andere ist sekundär.

    Wie man beides herstellen soll, ist eben die Frage. Wie macht man Lernende “verliebt” entweder in die Lehrperson oder in das Sachtema? Und wäre ersteres überhaupt ethisch zulässig, oder grenzt gar beides schon an “manipulative schwarze Pädagogik” oder an manipulative “Schwarze Psychologie” ? Wo also liegen in beiden Fällen die Grenzen?

  44. Zum Folgenden Kommentarauszug:
    “….Hier schließt sich der Kreis. Scilogs ist im Verbund mit ZEIT und Spektrum der Wissenschaft. Und so sehen auch die meisten Artikel aus. Ideologisierte Journalisten und auf der Blogger-Ebene mainstreamtreue Aktivisten verbreiten standardisierte Meinungen im wahrsten Sinne der Worte über „Gott und die Welt“. Dr.Blume läßt grüßen. Die eine oder andere Ausnahme ändert nichts an dieser eindimensionalen gesellschaftspolitischen Ausrichtung.
    Die zentrale Frage lautet: Wie sollen sich Interessierte eine eigene Meinung bilden, wenn wir an einen Punkt angelangt sind, daß bereits das Lesen von Meinungen ein Tabu ist?…
    (Zitatende)

    Ich schließe mich als kritischer humanistischer Linker hier der Meinung von Dirk Freyling an. Auch wenn dieser Mitforent eventuell nicht aus diesem politischen lager stammt. Denn auch ich habe mich von Anfang an über das (oft gehässige) “Sarrazin- bashing” vieler (angeblicher) “Linker” oder Linksliberaler geärgert.
    (Und generell scheint “Heuchelei” gerade im politisch- pädagogischen Bereicheine nicht unerhebliche Komponente dazustellen.)
    Solches Gebaren nährt zudem den Verdacht, dass man eher bestrebt ist, unangenehmen Sachfragen auszuweichen, anstatt sich ihnen ehrlich zu stellen. Offensichtlich gibt es auch so etwas wie “linken Populismus”.
    Wobei, wie schon öfter angedeutet, nicht zu vergessen ist:
    Bei so manchem , das “links” erscheint, muss die (wahre) Motivation nicht immer zwingend eine ehliche konsitente (humanistisch) “linke” sein. Es wurde im politischen Geschäft schon immer mit Tarnen und Täuschen zu manipulativ propagandistischen Zwecken gearbeitet. Leider bemerkt man das oft erst im vorgerückten Alter.
    Und zwar wegen der Akkumulation von Vorgängen, die man früher oft mit etwas Kopfschütteln als etwas merkwürdige Seltsamkeiten “verdrängt” hat, weil man ja (vermeintlich) Wichtigeres zu tun hatte. Und es kann ja nicht sein, dass sogar (zumindest einige) “Gute” (zu denen man gehört) versuchen, das “Gute” mit Un- guten Mitteln durchzusetzen. Was allerdings vermutlich für so ziemlich alle Richtungen gilt. (-:

  45. Hallo Laura Arndt,

    Der Höhepunkt wurde erreicht, als eine Klage drohte: Ein Kommentar, in der eine Kommentatorin als Antisemitin bezeichnet wurde, sollte umgehend gelöscht werden, ansonsten würde geklagt. Kommentarlos und eilig löschte ich den betreffenden Kommentar […]

    ich darf vermuten, es ging um diese Androhung:

    Jocelyne Lopez – 31. Mai 2019 @ 09:50
    Es ist nicht harmlos und und ich muss mir es rechtlich in einem nicht anonymen Blog im Internet nicht gefallen lassen: Es geht hier nämlich um den Schutz meiner Persönlichkeitsrechte und um die Strafbestände gemäß StGB § 186 – Üble Nachrede und StGB § 187 – Verleumdung. Gemäß Medienrecht sind Sie als Bloggerin verantwortlich für strafrechtliche Inhalte Ihres Blogs und in diesem Fall für die Unterbindung von solchen anonymen strafrechtlichen Angriffen auf meine Person (ich bin hier nicht anonym und schreibe unter meiner wahren bürgerlichen Identität).

    Ich bitte Sie dementsprechend ausdrücklich, Frau Arndt, den Beitrag von “Spritkopf” von 31. Mai 2019 um 8:17 Uhr sowie alle etwaige weitere Beiträge und Kommentare darüber sofort nach Ihrer Rückkehr am Sonntag aus Ihrer medienrechtlichen Haftung mir gegenüber aus der Diskussion zu löschen. Vielen Dank im Voraus.

    Meine Frage: Haben sie sich zumindest nach ihrer, im vorauseilenden Gehorsam erfolgten Löschung des beanstandeten Kommentars mit diesem und seinem Kontext auseinandergesetzt? Wenn ja, zu welcher inhaltlichen Schlussfolgerung sind sie gelangt?

    Erinnerung: Ich bin Neuling!

    Wie sollte sich ein*e Anfänger*in auf den Einstieg in das Bloggen vorbereiten?

    In was vermuten sie sich als Neuling und Anfänger*in? Nur als Bloggerin … oder auch als Wissenschaftskommunikatorin und Bürger*in, als Mitglied der Zivilgesellschaft? Wenn man das Bloggen beginnt, setzt uns das ja nicht auf default zurück, in irgendeinen Zustand ohne Eigenschaften! Entweder hat man eine Haltung als Zivilbürger*in, oder man hat diese eben nicht. Äquidistanz ist prinzipiell keine Haltung, die mit der intrinsischen Verteidigung der offenen Gesellschaft und ihren Werten in Übereinstimmung zu bringen ist. Mit ihren bisherigen Blogposts und ihren begleitenden Kommentaren dazu zeigen sie keine entsprechende Haltung.

    Sie sind damit bei SciLogs nicht unbedingt allein. Dieses Portal ist mit seiner unspezifischen Ansage an die Gegner*innen der freien Gesellschaft und deren Wissenschaftskommunikation in weiten Bereichen inkonsequent. Das ist aber keine Entschuldigung für ihr ureigenes Versagen.

    Welche Lehren zieht man aus diesen denkwürdigen Erfahrungen? Sollte ich das Bloggen einfach direkt sein lassen?

    Nachdem, was bisher von ihnen zu lesen war, sollten sie das Bloggen tatsächlich sein lassen. Wenn sie sich noch einmal aufbäumen wollen, berate ich sie gerne. Das geht dann über das samtweiche coaching von Markus Pössel und Joachim Schulz aber hinaus.

    Grüsse galileo2609

  46. Zitat Laura Arndt: „Die Biologie liegt meiner Meinung nach ja auch wirklich auf der Hand – Pflanzen, die wachsen, blühen und sich vermehren; Tiere, ihr Verhalten und ihre Vielfalt; der Mensch etc. Der Chemieunterricht kann auch von vielen Alltagsphänomenen profitieren: Das Sprudeln einer Brause, die Beobachtung von Rost, Verbrennungsreaktionen etc.
    .

    Alles was in der Natur existiert, einschließlich der Biologie, ist im Grunde genommen ein Zusammenspiel von physikalischen und chemischen Prozessen, wobei sich die Chemie meiner Meinung nach empirisch sehr viel schlechter beobachten lässt als die Physik: Die chemischen Prozesse spielen sich ja überwiegend in Verborgenen ab, man ist zu ihrem Verständnis überwiegend auf ein übermitteltes Fachwissen angewiesen, man kann die Welt der Chemie nicht allein beobachten bzw. verstehen, sie bedarf einem stärker angeleiteten Wissenstransfer. Die Welt der Physik lässt sich dagegen sehr gut allein beobachten und verstehen, man sieht die physikalische Objekte, ihre Formen, ihre Dimensionen, man spürt die Konsistenz ihrer Materialen, man sieht oder erlebt bewußt ihre Bewegungen und Wechselwirkungen. Die Welt der Physik ist für jedermann vertraut, sowie viel besser beobachtbar und bewusster erlebbar als die Welt der Chemie,
    .

    Zitat Laura Arndt: „Jede Naturwissenschaft ist erlebbar, das ist ja das Schöne an der Naturwissenschaft 🙂

    .
    Demnach ist die Einstein-Physik auch keine Naturwissenschaft, denn sie ist nicht erlebbar und widerspricht sogar die erlebten Erfahrungen der Menschen. Das ist seit mehr als 100 Jahren ein grundsätzlicher Kritikpunkt, der jedoch natürlich auch ignoriert bzw. zensiert wird. Wozu soll es aber gut sein in der Schule eine Physik zu unterrichten, die von keinem Mensch erlebt werden kann? Was sagen die Didaktiker zu diesem Problem?

  47. @galileo2609: Meine Frage: Haben sie sich zumindest nach ihrer, im vorauseilenden Gehorsam erfolgten Löschung des beanstandeten Kommentars mit diesem und seinem Kontext auseinandergesetzt? Wenn ja, zu welcher inhaltlichen Schlussfolgerung sind sie gelangt?
    Ich habe mich natürlich mit der Situation auseinandergesetzt und sehe mittlerweile weitere Alternativen zur übereilten Löschung des Kommentars. Aber prinzipiell ist die Situation ja bereits vor diesem Ereignis eskaliert. Daher habe ich mich entschlossen, solche Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen – ich möchte solchen Feden keinen Raum bieten in meinem Blog. Daher der Weg zum moderierten Kommentieren. Ich persönlich finde, dass es mittlerweile besser läuft – natürlich ist da noch Luft nach oben.

    In was vermuten sie sich als Neuling und Anfänger*in? Nur als Bloggerin … oder auch als Wissenschaftskommunikatorin und Bürger*in, als Mitglied der Zivilgesellschaft?
    Ich bin Anfängerin im Bloggen. Als Wissenschaftskommunikatorin damit natürlich auch in gewisser Weise auch, aber ich vermute, dass ich durch meinen fachlich-gemixten Hintergrund (Naturwissenschaft, Didaktik, Pädagogik, Psychologie etc.) ganz gute Voraussetzungen habe, um eine adressatengerechte Wissenschaftskommunikation zu betreiben. Das ist bei Scilogs bisher etwas herausfordernd: Wenn man das Bloggen beginnt, setzt uns das ja nicht auf default zurück, in irgendeinen Zustand ohne Eigenschaften! Ich stimme Ihnen zu und meine Anmerkung, dass ich Neuling bin zielt nicht darauf ab, dass die Scilogsgemeinschaft sich bitte auf default zurücksetzen lässt – es ist auch nicht als Entschuldigung gemeint, dass ich Fehler als Bloggerin gemacht habe. Vielmehr möchte ich damit eine verständnisvollere Haltung gegenüber diesen Fehlern erreichen, damit ich die Chance habe, daraus zu lernen – am besten mit der Hilfe der Scilogsgemeinschaft. Immerhin birgt mein Blog über meine geringe Erfahrung als Bloggerin hinaus auch weitere Gefahren: Ich möchte bildungswissenschaftliche, bildungspolitische und fachdidaktische Themen fokussieren. Einerseits tanzt mein Blog damit aus der Reihe und Leser*innen und Kommentierende müssen sich erst einmal thematisch und strategisch darauf einstellen. Andererseits ist das Themengebiet für mich herausfordernd, weil jede*r einmal Erfahrungen mit dem Bildungssystem, Unterricht, Lehrkräften etc. gemacht hat – das ist eine tolle Grundlage für eine breite Diskussion, jedoch versteht sich jede*r gleichzeitig als Bildungsexperte*in, hat eigene (sehr subjektive) Vorstellungen und Meinungen. Ich habe den Eindruck, dass die fachdidaktische bildungswissenschaftliche Forschung und Expertise hier erst einmal seine Berechtigung beweisen muss, eben weil sich jede*r als Experte*in ansieht. Daher gestalten sich die Diskussionen auch anders als mit Fachkollegen*innen und hier muss ich mich wiederum drauf einstellen.

    Nachdem, was bisher von ihnen zu lesen war, sollten sie das Bloggen tatsächlich sein lassen. Wenn sie sich noch einmal aufbäumen wollen, berate ich sie gerne. Das geht dann über das samtweiche coaching von Markus Pössel und Joachim Schulz aber hinaus.
    Ich finde es schade, dass Sie so zu meinem Blog und meinen Beiträgen stehen. Ich akzeptiere aber Ihre Meinung. Ich schätze das samtweiche coaching von Markus Pössel und Joachim Schulz, da es mir Lerngelegenheiten bietet. Mir fällt auch immer wieder auf, dass die “aufgeschlossenere” Haltung von einigen gerne als negatives Beispiel genutzt wird – ich sehe das nicht so. Ich bin froh, dass einige Kommentatoren*innen mir und diesem Blog gegenüber diese Haltung einnehmen und eher samtweich beraten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich schätze genauso konstruktive Kritik und kann diese auch vertragen – würde jedoch jede*r potenziell Bloggende ausschließlich mit der harten Kritik konfrontiert, würden viele vermutlich das Handtuch werfen, noch bevor sie angefangen haben ihre Forschungsthemen zu öffnen. Das wäre in meinen Augen ein Verlust.

    @JocelyneLopez: „Jede Naturwissenschaft ist erlebbar, das ist ja das Schöne an der Naturwissenschaft 🙂 – “Demnach ist die Einstein-Physik auch keine Naturwissenschaft, denn sie ist nicht erlebbar und widerspricht sogar die erlebten Erfahrungen der Menschen.”
    Ich spreche natürlich, wie im gesamten Kommentar, auf den Sie sich beziehen, von der schulischen Naturwissenschaft, die davon lebt, erlebbar zu sein. Natürlich ist diese wenig authentisch gegenüber den “echten” Fachwissenschaften, aber dieses sehr reduzierte Kriterium würde ich in diesem Kontext gar nicht erst nennen. Es gibt in der Didaktik viele andere Beispiele, wo Naturwissenschaft nicht erlebbar ist – angefangen bei der authentischen Forschung, die in der Schule nicht nachgestellt werden kann (jahrelange Datengewinnung, Auswertung großer Datenmengen, Rolle von Messinstrumenten etc.). Da bedient sich die Fachdidaktik gerne an verschiedenen Hilfsmitteln wie Analogien, Gedankenexperimenten etc. und wichtig ist in meinen Augen, sich diesen “Grenzbereichen” bewusst zu sein und diese auch zu benennen und zu diskutieren. Passiert leider im praktischen Feld “Schule” nur selten.

  48. @Jocelyne Lopez 2. Juli 2019 @ 00:15

    Demnach ist die Einstein-Physik auch keine Naturwissenschaft, denn sie ist nicht erlebbar und widerspricht sogar die erlebten Erfahrungen der Menschen. Das ist seit mehr als 100 Jahren ein grundsätzlicher Kritikpunkt, der jedoch natürlich auch ignoriert bzw. zensiert wird.

    Falls Sie Ihr Lieblingsthema “Relativitätstheorie” damit meinen, dann gilt Ihre Aussage auch für die Quantenphysik. ZUr Didaktik dazu fällt mir momentan auch nicht viel ein. In meiner Schule war die Didaktik nicht optimal. Es wurde zwar das Michelson-Morley Experiment gut beschrieben, aber dann gab es eine Lücke zur Lorentztransformation.

  49. Laura Arndt schrieb (1. Juli 2019 @ 16:14):
    > […] der Einbezug von Vorwissen der Lernenden. […] thematisch abgeholt und motiviert werden, sie können ihre eigenen Vorstellungen aktiv aufrufen,

    Eigene Vorstellungen festhalten und artikulieren zu können, ist natürlich eine grundlegende Fähigkeit, die vom Verlangen eines Schaufelchens im Sandkasten bis zum periodischen Verfassen von Förderungsänträgen erlernt und geübt werden kann.

    > hinterfragen und (neu)konstruieren (konstruktivistisch gesehen).

    Welches Vorwissen (eher im Sinne des Verstehens und Festhaltens an Prinzipien) wäre erforderlich,
    um Vorwissen (eher im Sinne von Vorurteilen, mit denen man aufgezogen würde, bis man erlernt hätte, sie in Frage zu stellen) hinterfragen zu können ?

    Lässt sich solches erstgenanntes Vorwissen hinterfragen ? …

    Und welcher SciLog holt Lernende (einschl. derjenigen, die das Lernen erst so richtig begreifen und üben, wenn sie Lehrende sein sollen) bei diesem Thema ab ??

  50. @galileo2609 1. Juli 2019 @ 21:50

    Wenn man das Bloggen beginnt, setzt uns das ja nicht auf default zurück, in irgendeinen Zustand ohne Eigenschaften! Entweder hat man eine Haltung als Zivilbürger*in, oder man hat diese eben nicht. Äquidistanz ist prinzipiell keine Haltung, die mit der intrinsischen Verteidigung der offenen Gesellschaft und ihren Werten in Übereinstimmung zu bringen ist.

    Hier gehrt es um die Didaktik der Naturwissenschaft. Wobei nach den Diskussionen mit Ihnen ich Zweifel habe, daß wir mit “offener Gesellschaft” dasselbe meinen.

    Hier ein interessanter Artikel zu dem Begriff Haltung zeigen:

    Ich denke, Kissler hat Recht, was klar wird, wenn man die Formel „Haltung zeigen“ mal etwas anders ausdrückt: Nämlich mit dem Wort „Gesinnung“. Das ist meines Erachtens der Punkt: Es geht um „Gesinnung zeigen“. Also nicht darum, zu denken und zu begründen und inhaltlich zu argumentieren, sondern zu glauben und auszuschließen. Auszuschließen aus einer Gesinnungsgemeinschaft. Und die eigene Gesinnung als moralisch höherstehende aufzuwerten.

    Aus dieser Quelle.

    Dies trifft auf Sie gut zu.

  51. @FrankWappler:
    Welches Vorwissen (eher im Sinne des Verstehens und Festhaltens an Prinzipien) wäre erforderlich,
    um Vorwissen (eher im Sinne von Vorurteilen, mit denen man aufgezogen würde, bis man erlernt hätte, sie in Frage zu stellen) hinterfragen zu können ?
    Lässt sich solches erstgenanntes Vorwissen hinterfragen ? …

    Das ist eine gute Frage, der sich auch die Fachdidaktik stellt und weiterhin stellen muss. Grundsätzlich gibt es theoretische Konstrukte, wie persönliche (und teilweise naive) Vorstellungen aktiviert, konfrontiert, hinterfragt und neu konstruiert werden können. Hier möchte ich als Beispiel die “Conceptual Change Theory” nennen. Stark vereinfacht werden Vorstellungen durch ein Phänomen aktiviert. Im gleichen Zug kann man diese Vorstellungen auch artikulieren lassen – einerseits, um einen Einblick zu bekommen, andererseits um die Vorstellung konkret zu machen. Dann wird eine Situation herbeigeführt, bei der die naiven Vorstellungen das Phänomen nicht mehr befriedigend erklären können – kognitiver Konflikt genannt. Dann bietet man dem Lernenden Alternativen an, die erklärungsmächtiger sind als die sogenannten Alltagsvorstellungen. Mit diesen neuen Einsichten können bisherige Vorstellungen umgedeutet und umkonstruiert werden. Natürlich gibt es hierbei auch einige Gefahren – ich muss mir im Voraus schon darüber bewusst sein, welche Vorstellungen zu Tage treten können. Dementsprechend muss ich ein Phänomen auswählen, dass diesen kognitiven Konflikt aufwerfen kann. Zuletzt ist es wichtig, das Ganze als Angebot zu verstehen, welches Lernende nutzen WOLLEN, um umfassender erklären zu können – das bedeutet, dass der kognitive Konflikt moderat sein muss, damit dieser überwunden werden kann und nicht zur ablehnenden Haltung führt. Wenn man vor diesem Hintergrund auch noch reflexive Momente nutzt, um den kognitiven Prozess des Ganzen bewusst zu machen und den persönlichen Mehrwert erfahrbar macht, können Kompetenzen gefördert werden, die das Hinterfragen eigener Vorstellungen fördert. So viel zur (fach)didaktischen Theorie.

    Und welcher SciLog holt Lernende (einschl. derjenigen, die das Lernen erst so richtig begreifen und üben, wenn sie Lehrende sein sollen) bei diesem Thema ab ??
    Ich würde sagen: die Wenigsten. Aber die Frage ist auch, welcher Anspruch im jeweiligen Blog verfolgt wird. An manchen Kommentar-Stellen in meinem eigenen Blog habe ich den Eindruck, dass es nicht darum geht, Laien abholen zu wollen. Vielmehr diskutieren die “Eliten” in einem relativ exklusiven Rahmen mit teilweise anspruchsvoller Sprache. Es wird ja auch häufig das Argument gebracht, dass es nicht möglich ist Laien auf den komplexen eigenen Wissensstand durch Wissenschaftskommunikation zu bringen – dabei vermute ich eine Haltung, dass der Austausch mit Laien wenig gewinnbringend für einige erscheint. Und wenn vor diesem Hintergrund ein anspruchsvoller Blog geführt wird, bei dem die jeweiligen Experten*innen angesprochen werden sollen, ist das “Abholen der Lernenden” ja hinfällig. Das ist in meinen Augen auch völlig in Ordnung, weil man diesen Anspruch ja nicht verfolgen möchte.
    Ich persönlich möchte “Laien” abholen und streng genommen sind viele Fachwissenschaftler*innen Laien in fachdidaktischer Hinsicht. Wenn ich das nicht zumindest versuchen würde, bräuchte ich Scilogs ja gar nicht bedienen und würde mir eine fachdidaktische Plattform suchen, um mit Fachkollegen*innen zu diskutieren. Ich hoffe zumindest, dass hier der Anspruch des “Abholens” im Großteil erfolgreich funktioniert.

  52. Zur im fogenden Zitat fast schon neodarwinistischen “Elitetheorie”:

    ….Es wird ja auch häufig das Argument gebracht, dass es nicht möglich ist Laien auf den komplexen eigenen Wissensstand durch Wissenschaftskommunikation zu bringen – …” (Zitatende)

    Entweder das ist wirklich so gemeint, dann ist es (sorry) bullshit. Denn auch Fachleute waren zu Anfang mal Laien und es war (deren Lehrern) (hoffentlich) durchaus mal möglich, sie “…auf den komplexen eigenen Wissensstand..” zu bringen. Zudem wäre es ja eine Bankrotterklärung im Hinblick auf fast jede Didaktik und Methodik. Denn es gibt wohl nur recht unbedeutende Unterschied zwischen “Wissenschaftskommunikation” bei “spektrum” und Naturwissenschatsdidaktik für Mittel / Oberstufenschüler oder Erwachsenendidaktik in Volkshochschulen?

    Gemeint ist aber vermutlich eine These mit etwas elitär-“neodarwinistischem” Hintergrund:
    Nämlich dass es nur Menschen ab einem betimmten Intelligenzquotienten (und damit verbundener mathematischer Begabung) in Verbindung mit der standardisierten universitären Ausbildung und Prägung möglich sei, überhaut “komplexe wissenschaftliche ” Wissensstände ” zu verstehen bzw. zu erlangen.
    Ob und inwieweit eine solche Elitentheorie zutreffend ist, wäre erstmal zu untersuchen bzw deren “Wahrheit” empirisch zu belegen.
    Natürlich wird sie trotzdem von vielen durch Kritik von “Außen” aufgeschreckten Bewohnern des universitären Elfentürmchens immer wieder gerne zum billig- argumentationslosen Abschmettern dieser lästigen “Meckerer” (verstehen halt nichts) benutzt.

  53. Laura Arndt
    2. Juli 2019 @ 10:13
    Ja, im letzten Punkt gibt es tatsächlich einen großen Unterschied zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaftwissenschaften. Während die Gesellschaftswissenschaften das Problem haben, den Laien zu vermitteln, dass es zum Mitreden nicht ausreicht, auch einmal zur Schule gegangen zu sein oder selbst Kinder zu haben, um dem fachlichen Diskurs zu folgen, müssen wir in der Physik meist erstmal Berührungsängste Abbauen. Also die Menschen ermutigen, mitzureden.

    Wobei wir es ja mit einem Blogprotal zu tun haben, das an Zeitschriften wie “Spektrum der Wissenschaft” und “Gehirn und Geist” gebunden ist, so dass wie es in der Regel mit einem Publikum zu tun haben, das zumindest in der Populärwissenschaft sehr belesen ist. Ich finde, die Zielgruppe darf ruhig von Beitrag zu Beitrag unterschiedlich sein. Es gibt bei mir Artikel mit vielen Formeln, die sich an Menschen mit viel Vorwissen richten, und andere, deren Schwelle sehr niedrig liegt. Bei letzteren fühlen sich dann einige der Stammleser_innen eher unterfordert.

    Ich bin jedenfalls auf die Inhalte hier gespannt, wenn es denn man richtig los geht und verspreche schon jetzt, mich als Laie angemessen zurückzunehmen 😉

  54. Kommentar von Spritkopf vom 02.07.2019 um 16:00 nicht zugelassen.
    Begründung: Zu provokativ gegenüber Einzelpersonen und Gefahr einer Diskussionsschleife zu Nebenthemen.

  55. @littleluis: Bitte ideologisieren Sie doch nicht meinen Kommentar vom 2. Juli 2019 @ 10:13 – Ich wurde nach meiner Einschätzung zum Einbezug von Vorwissen im Bloggeschehen gefragt und ich habe beschrieben, was ich wahrgenommen habe. Dabei beziehe ich mich zum Einen auf meinen ersten Beitrag, bei dem ich für meinen Titel “Was alle angeht, können nur alle lösen!” an einigen Stellen kritisiert wurde. Hier hat sich für mich zumindest implizit bei manchen Kommentatoren das Verhältnis von Experten zu Laien ergeben, das ich beschrieben habe. Zum Anderen geben Sie beim aktuellen Beitrag auch ein gutes Beispiel:

    Ihr Kommentar vom 1. Juli 2019 @ 17:25
    Ich finde es immer wieder lustig, wie wenig sich bei den (fach-)didaktischen Diskussionen seit den 1970er Jahren geändert hat. Eigentlich fast überhaupt nichts. Nach wie vor scheint nur jeder zu GLAUBEN, mehr über die (Motivations-) Psychologie der Lernenden zu wissen, als die Berufserfahrung der Unterrichtenden oder die allgemeine Lebenserfahrung es vermittelt. (…)
    Dabei kritisieren Sie die diskutierten Themen, die von den Kommentatoren*innen selbst kamen (bspw. Rolle von Vorwissen, der offene Unterricht etc.). Und das ist für mich ein Beispiel, wo relativ erfolgreich Vorwissen eingebracht und diskutiert werden konnte. Auch wenn die Themen für Sie als Experte veraltet sind, sind sie doch innerhalb der Diskussion in meinen Augen fruchtbar.
    Also ein klares Stellung beziehen an dieser Stelle: Ich bin NICHT der Meinung, dass Laien nichts beizutragen haben. Im Gegenteil, ich schätze JEDEN sachlichen und konstruktiven Einwurf, egal mit welchem Vorwissen. Daher gestalte ich bei Scilogs meinen Blog auf diese Weise – mit meinen Fachkollegen*innen tausche ich mich intensiv aus, aber in meinen Augen reicht das nicht aus, weshalb ich hier blogge.

    @Joachim: Ich bitte Sie sogar sich als Laie einzubeziehen! Ich wollte nur auf das Problem aufmerksam machen, dass Sie oben beschrieben haben:
    Während die Gesellschaftswissenschaften das Problem haben, den Laien zu vermitteln, dass es zum Mitreden nicht ausreicht, auch einmal zur Schule gegangen zu sein oder selbst Kinder zu haben, um dem fachlichen Diskurs zu folgen, müssen wir in der Physik meist erstmal Berührungsängste Abbauen. Also die Menschen ermutigen, mitzureden.
    Es ist herausfordernd in einem Thema Wissenschaftskommunikation zu betreiben, bei dem sich jede*r als Experte*in sieht. Da ist es doch schon schwierig, einen Diskurs in Gang zu bringen, wenn feste Standpunkte bestehen – zumal die persönlichen Mehrwerte bei einem Diskurs teilzunehmen gering erscheinen, wenn man doch schon “die beste Lösung/Ansicht” hat. Mir ist es wichtig aufzuzeigen, dass dieser Mehrwert besteht, weil jede*r den eigenen Blickwinkel erweitern kann – ich selbst natürlich auch!
    Zum Mitreden reicht es daher meiner Meinung nach sehr wohl aus eigene Erfahrungen und Vorwissen einzubringen, egal welchen fachlichen Hintergrund eine Person hat – ein Bewusstsein, dass es sich dabei um eine persönliche und subjektive Ansicht geht, wollte ich mit meinen Ausführungen eigentlich fördern.

  56. Liebe Lesende und Kommentierende,
    ich möchte nun die Diskussion abschließen. Mein Forschungsvorhaben kommt gerade in eine arbeitsaufwändige Phase, weshalb ich kaum zeitliche Freiräume habe die Diskussion anständig zu moderieren. Ich werde aber trotzdem den nächsten Beitrag schreiben und möchte dabei meinen ersten Artikel thematisieren, da der Zugang für einige kostenfrei nicht möglich ist -so versuche ich Ihnen/euch die Inhalte trotzdem zugänglich zu machen.

    Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen und die interessanten Debatten!

    Aus den oben genannten Gründen werde ich die Kommentare von @littleLouis (04.07.2019 um 18:47 und um 19:46) und @JocelyneLopez (03.07.2019 um 9:46) nicht mehr zulassen.

    Diese Beiträge eröffnen neue Diskussionsanlässe, die ich momentan nicht mehr moderieren kann. Zudem möchte ich das darin angesprochene Thema „elitär-neodarwinistische Haltung“ nicht weiter vertiefen. Ich nehme jedoch Ihre Entgegnungen zur Kenntnis.

    Bis bald zum nächsten Beitrag!