Zum Dialog zwischen eBook-Autoren – Frank Argos über Thriller, Mythen & Wissenschaft

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Als vor über zwei Jahren nach drei “klassischen” Büchern mein erstes sciebook erschien, hatte ich noch nicht geahnt, dass mich dieser Schritt in eine ganz neue “Netz-Community” einführen würde – die eBook-Autorinnen und Autoren. Weil sowohl Investitionskosten wie aber auch Erträge von eBooks meist sehr viel kleiner sind als bei Papierbüchern, handelt es sich sehr viel häufiger um engagierte “Einzelkämpfer”, die ihre Projekte ohne äußeren Vertrags- und Zeitdruck verwirklichen. Die Besten von ihnen tauschen sich dabei aber auch gegenseitig mit Tips, Lob und Kritik aus – und nahezu jede(r) von ihnen ist selbst begeistert lesend. Und so sprach mich ein Kollege an und fragte, ob er meine Mailadresse an “Frank Argos” weitergeben dürfe – dieser habe aus meinem Blog und zwei sciebooks Anregungen gezogen und ein paar Fragen. Um mir ein Bild zu machen, las ich sein “Mayabrut” – und war tatsächlich sehr positiv angetan. Und Frank, der mit bürgerlichem Namen anders heißt und als Ausbilder in einer Strafvollzugseinrichtung des Landes Brandenburg arbeitet, interessierte sich eben nicht nur für Menschen, sondern auch für wissenschaftliche “Facts” für seine Romane, so dass sich ein reger Dialog ergab.

FrankArgos

Aus einer Diskussion mit dem Kommentator @Hans zu Fragen des Schreibens entstand hier die Idee, ihn einmal für diesen Blog zu interviewen – vielleicht als Auftakt einer kleinen Reihe an Web-Interviews mit eBook-Autorinnen und Autoren, die Wissenschaft und Erzählungen in neuer Weise verbinden.

Frank, Du schreibst vor allem im Bereich Action und Unterhaltung. Warum ist für Dich dabei auch die Wissenschaft interessant?

Da möchte ich ein wenig ausholen; wie viele andere Autoren auch schreibe ich die Bücher, die ich selbst gern lesen würde. Meine großen Vorbilder sind die wissenschaftsträchtigen Thriller von James Rollins und Graham Brown.
Doch der Schriftsteller der mich in jungen Jahren – ich war da 14 oder 15 Jahre alt, mit seinem 5bändigen Werk DAS GAUKLERSCHIFF zutiefst beeindruckt, ja geprägt hat ist ROBERT KRAFT. Vor über 100 Jahren hat dieser Autor, der auch als deutscher Jules Verne bezeichnet wird, durch einen faszinierenden Mix aus Abenteuer, Mystery-Elementen (Spiritismus), (pseudo)wissenschaftlichen Erklärungen und einer Verbrecherjagd um die Welt ein spannungsgeladenes Epos erschaffen, dass in mir schöpferische Areale geschaffen hat, aus denen ich auch heute noch schöpfe.
Dank dem Internet können heutige Autoren in fundiertem Wissen schwelgen. Andererseits nutzen in meinen Augen viel zu wenige Autoren diese Chance. Bestsellerautoren wie Dan Brown oder Frank Schätzing zelebrieren diese Kunst und ihre Verkaufszahlen belegen die Wirksamkeit ihrer Strategie.
Ich denke, viele Leser wollen niveauvoll unterhalten werden, auf spannende Art Wissen vermittelt bekommen. Ähnliche Erfahrungen dürften wohl auch die Autorenkollegen der Sciebooks machen.
Nun habe ich ja bislang immer “nur” religionswissenschaftliche Sachbücher und noch nie einen Roman o.ä. veröffentlicht. Was war denn daran für Dich spannend?
Es war wohl einer jener Zufälle der sich als Glücksfall erweisen sollte und mich zu Deinem Buch SIND WIR ALLEIN IM ALL führte. Eine „unheimliche“ Begegnung  der anderen Art, da dieses Buch eine allgemein verständliche Brücke schlug zwischen Religion, Wissenschaft und Ufologie. Letztendlich war es für mich der Schlüssel zum Verständnis dieser komplexen Thematik, der Key, der mir die Tür zu den Sciebooks öffnete.
Mittlerweile hat sich daraus ein freundschaftlicher Kontakt entwickelt und ich bin ein bekennender Sciebooks-Fan geworden.
Du liest also wissenschaftliche bzw. populärwissenschaftliche Literatur auch unter dem Gesichtspunkt, darauf spannende Geschichten aufzubauen?
Genau. Auch wenn meine literarischen Werke den Leser „nur“ unterhalten sollen, spielen Wissenschaft und Historie eine ähnlich tragende Rolle, ja sie bilden das Gerüst für die Ideen und die Handlung.
Was kommt bei Dir zuerst – das Thema, die Story, die Charaktere?
Zuerst erwacht die IDEE! Dann beginnt ein „planloses“ Schreiben, das sich im günstigsten Fall in den sogenannten Flow steigert. Dabei entsteht eine Art Knochengerüst mit einer flachen Story und farblosen Figuren. Recherchen folgen und die Story samt Figuren wächst, bildet das „Fleisch“ der Handlung –  die Dialoge, Erzählungen und Beschreibungen. Weitere Nachforschungen folgen und wechseln mit Überarbeitungen. Während dieses Prozesses entwickelt die Story samt Figuren ein Eigenleben – die Figuren beginnen zu „leben“, sie „sprechen“ zu mir.
Deine Bücher lesen sich für mich wie Filme, mit kräftigen Bildern und schnellen Schnitten. Aber unter den Action-Handlungen finden sich auch immer wieder “tiefere” Erzählstränge, Geheimnisse und Mythen. Ist das Absicht?
Ja! Intern bezeichne ich den Aufbau meiner Storys als Pralinen-Taktik. Kleine und auf den ersten Blick verschiedene Geschichten / Kapitel begegnen dem Leser; nussharte Spannungshäppchen wechseln mit mystischen Leckereien bevor die eigentliche Story den süßen Schein verdrängt. Doch alles fügt sich einträchtig in die Schachtel mit der Aufschrift Frank Argos. Im Nachhinein wird dem aufmerksamen Leser auffallen, dass viele scheinbare Nebensächlichkeiten der ersten Kapitel eine wichtige Bedeutung besitzen, dass zum Beispiel eine geschenkte Armbanduhr ein verhängnisvolles Präsent sein kann.
Hand aufs Herz – welches Deiner bisherigen eBooks liegt Dir am meisten am Herzen?
Die Veröffentlichung meines Debütromans MAYABRUT bleibt sicherlich einer der Höhepunkte meines Lebens. Auch zwei Jahre später ist es immer noch ein surreales Gefühl, dass eigene Werk neben den Büchern meiner großen Vorbilder James Rollins oder Graham Brown zu sehen.
MayabrutCover
Natürlich drängt nun mein „jüngstes Kind“ BLUTIGE MARKEN in mein Autorenherz. In wenigen Wochen soll es das Licht der literarischen Welt blicken; als „Geburtstermin“ ist der 30. November 2014 geplant. Der aufgeregte Autorenvater kann es kaum noch erwarten.
In den BLUTIGEn MARKEN steckt neben vielen Stunden Arbeit auch viel Herzblut. Außerdem ist dieses E-Book etwas ganz Besonderes. Es handelt sich dabei um einen Horror-Thriller der den Leser gewissermaßen in eine „3.Dimension“ entführt. Die Handlung beginnt im Jahr 1944 und orientiert sich an einer der blutigsten Schlachten des 2. Weltkrieges. Nach einer Blende in die Gegenwart begegnet der Leser neun jungen Männern die Krieg spielen wollen. Im Internet begegnen die Neun einer bunten Web-Seite und an dieser Stelle verschmilzt die literarische Fiktion mit der Realität des World Wide Web – mehr möchte ich dazu aber nicht verraten.
Leider sind einige meiner Fiktionen von der grausamen Realität der heutigen Kriege eingeholt worden. Ob in der Ukraine oder Syrien, wieder streiten und sterben junge Männer – frisst das Kriegsmonster Frauen und Kinder. Ein blutiges Déjà-vu der Geschichte, das viele Menschen, wie auch mich fassungslos und traurig zurück lässt.
Also, ich hätte nie gedacht, über Religionswissenschaft, Blog und eBooks auch mal zu Thrillern beitragen zu können! Es freut mich sehr, dass wir uns kennengelernt haben und ich wünsche Dir weiterhin viel Freude und Erfolg beim Schreiben und Publizieren, Frank!

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

2 Kommentare

  1. Ist ja sehr interessant.
    Dazu schreibe ich noch mehr, aber wohl erst heute Abend. – Was ich jetzt angefangen habe, ist doch mehr geworden als ursprünglich geplant und noch zu konfus, um hier gleich online gehen zu können.

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