Zeitung & Podcast – Zu Gast beim ZVW-Bewegungsmelder
Mein Vater Falko Blume (1950 – 2012) trug morgens Zeitungen aus – und von Jugend bis zur Bundeswehr brachte ich frühmorgens die “Sonntag Aktuell” an die Leserinnen und Leser. Und das hieß nicht nur Taschengeld, sondern vor allem: Jeden Morgen Lesestoff. Ohne die Tageszeitung wäre ich wohl kaum vom Arbeiterkind bis zum Doktortitel und vom schüchternen “Wossi” bis in internationale Gremien gekommen.
So unterstütze ich auch ausdrücklich die These, dass der moderne, republikanische Nationalstaat erst durch die Erfindung des Zeitungsdruckes möglich wurde. Mehr noch: Schon in meinem ersten Antisemitismusbericht 2019 für den Landtag von Baden-Württemberg hob ich die Bedeutung von lokalen und regionalen Medien auf den ersten Platz – denn ohne diese gäbe es keine demokratische Mitbestimmung, also keine Erfahrung von Selbstwirksamkeit und stattdessen eine Explosion von Verschwörungsmythen und Antisemitismus.
Sie können sich also vorstellen, was es für mich bedeutete, zu einer Aufnahme des Bewegungsmelder-Podcasts in den Zeitungsverlag Waiblingen eingeladen worden zu sein. Die beiden “Bewegungsmelder” Peter Schwarz und Alexander Roth hatten sich bundesweit durch kundige Recherchen zu Querdenken und Verschwörungsmythen einen Namen gemacht – und gleichzeitig durch den Aufbau eines Podcast mit der Online-Chefin Ramona Adolf gezeigt, dass sie das Medium Zeitung so sehr lieben, dass sie auch Zukunftswege suchen.
Die Zeitung so sehr lieben, dass sie weiterentwickelt wird – Schnappschuss vor dem ZVW-Verlagsgebäude. Foto: Staatsministerium BW
Als ich das Team beim KAS Lokaljournalistenpreis in Winnenden kennenlernte, fühlten sich die Gespräche nicht an wie Experte -> Interviewer, sondern kollegial. Das ZVW-Team ist im Thema und als sie mich zu einer Aufnahme von Bewegungsmelder einluden, war damit auch klar – es wird intensiv!
Gefühle Prüfungssituation mit Experten: Im Gespräch mit Peter Schwarz und Alexander Roth. Foto & Aufnahme: Ramona Adolf
Unser Hauptthema war die Frage, ob die Querdenken-Bewegung nach 3 Jahren Protest (und Abzocke) nun an ihr Ende angelangt sei – und was danach in der Szene aufkommen werde. Von A wie Antisemitismus und Adorno über M wie Maaßen-CDU-Parteiausschluss und Medienbildung bis zu V wie Verschwörungsmythologe Stefan Homburg, Markus Krall und Verschwörungsunternehmer Daniele Ganser, Max Otte gab es jede Menge Gesprächsstoff. Endlich durfte ich einmal ausführlicher über die Gefahr von Verschwörungsmythen-Geschäftsmodellen sprechen, wie sie etwa auch Attila Hildmann mit den sog. Siegfried-Talern betrieben hatte. Der Podcast Bewegungsmelder ist auf gängigen Podcast-Feeds ebenso zu finden wie hier als Video:
Kann bis vielleicht auch muss so gesehen werden, der informierte Bürger wird in einer (auch : liberalen) Demokratie erwartet, ansonsten geht so nicht.
Vgl. vielleicht auch so :
1.)
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Acta_Diurna (Es gab ja auch sozusagen halbe Demokratien in der Antike)
2.)
-> https://en.wikipedia.org/wiki/The_Truth_(novel)
Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich die im Web nun mögliche allgemeine und zeitnahe Benachrichtigung von Allen für Alle sozusagen, auch der sog. Bürger-Journalismus ist so entstanden, er muss nicht schlecht sein.
Insofern kann aus diesseitiger Sicht dem demokratischen Konsumenten nur geraten werden selektiv im Web Nachricht zu empfangen und manchmal auch, gerne : ergänzend, nicht immer kommentierend, weiter zu verbreiten, im Bewusstsein, dass Vieles, das berichtet worden ist, faktisch oder sozusagen ideologisch falsch ist. [1]
Einer besonderen Kontrolle von im Web publizierten Inhalten, die auch die Moderation meint, lehnt der Schreiber dieser Zeilen ab, solange nicht gegen Gesetze verstoßen wird, und diese Gesetze sind und bleiben am besten tolerant angelegt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Webbaer
[1]
Das Fachwort hier : Webkompetenz, diese ist in der Menge zu schulen, die bekannten Bildungsstätten bieten sich für derartige frühe Schulung, das Lebensalter meinend, direkt an.
Danke, @Webbaer
Um ideologische Manipulationen zu verringern, spreche ich mich für stärkere OpenSource- und Fediversum-Angebote a la Wikipedia und Mastodon aus. Gerade auch die Europäische Union und ihre öffentlich-rechtlich finanzierten Medien sollten sich nicht länger von russischen, chinesischen oder US-rechtslibertären Digitalkonzernen abhängig machen.
Und inzwischen will auch Meta zusätzlich zu den Werbeeinnahmen Abo-Gebühren kassieren:
https://www.golem.de/news/meta-verified-nach-twitter-startet-facebook-kostenpflichtiges-abo-2302-172023.html
Ihnen Dank für die zunehmend verständlichen Kommentare und eine gute Woche!
Sie sind ja sozusagen ein (früher?) Held des oben so genannten Bürger-Journalismus, Ihrer Laufbahn hat es wohl nicht geschadet, obwohl einige diesbezüglich hier Sorge trugen, lieber Herr Dr. Michael Blume.
Dr. W freut sich über Ihren Erfolg und darüber hier schon “etwas länger” dabei zu sein, ist womöglich auch verständlicher geworden, sieht von experimentellen Beiträgen insbesondere hier bei Ihnen, zunehmend ab, mag abär immer noch das Experiment, das ja auch unterhalten könnte.
Ansonsten natürlich Zustimmung, die hier gemeinten Dienste könnten andere Dienste besser integrieren, was für die Nutzer Mehrwert bedeuten müsste, aber wohl bisher aus wirtschaftlichen Gründen nicht so-o gerne getan wird.
So das sog. Fediversum adressierend, Dr. W wünscht (letztlich) staatlichen Bemühungen hier, hüstel, viel Erfolg!
Elon Musk, der “böse Rechtslibertäre”, Dr. W hält ihn für nur liberal, hat ja, wie berichtet worden ist, das “Twitter”-Personal drastisch verringern können, er konnte insbes. das Personal reduzieren, das für die “Moderation” verantwortlich war, diesen Überbau oder etwas böser formuliert Propf sozusagen.
(Die politische Linke, die bei “Twitter” die Meinungskontrolle hatte, die Spendenausgaben der “Twitter”-Mitarbeiter an politische Parteien sind bekannt, ca. 95 % der Spenden gingen an US-Demokraten, konnte sich mit zwei Fotos sozuagen revanchieren : Auf einem älteren Foto waren ca. 90 % der Bebilderten weiblich, auf einem neuen Foto ca. 90 % der Bebilderten männlich, es war ein Treffen der Entwickler mit Musk fotografiert.)
Auch von sog. Block-Chain basierten Angeboten im Bereich der Social Media erhofft sich Dr. W einiges.
Mit freundlichen Grüßen, Ihnen bestes Schaffen in KW 8
Dr. Webbaer (der die Kostenpflichtigkeit von konfirmierten Angeboten oder Konten bei “Twitter” und anderswo nachvollziehbar findet)