Zeitenumbruch: Wie Trumps Anti-Ukraine-Politik auch die EU und Taiwan bedroht

Verschwörungsmythen reduzieren Komplexität. Das ist ein Grund, warum in Zeiten der Krisen und Kriege Antisemiten ihre feindselige, dualistische Rhetorik eskalieren. So wetterte von gestern bis heute ein antisemitischer Account auf meinem Blogpost gegen die fossile Finanzierung von Krieg und Terror doch wieder nur einseitig gegen die Republik Israel (und gegen mich, klar).
Doch wir sollten uns auch nicht vom antisemitischen Hass der wenigen täuschen lassen. Die meisten Menschen haben längst verstanden, dass nicht die Republik Israel mit gerade einmal 10 Millionen Menschen, sondern die gewaltigen Diktaturen von Russland und China sowie die Thymokratie der USA bestehende Demokratien zerschlagen wollen: konkret die Ukraine, Taiwan und die demokratischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. So überraschte mich Mastodon wieder positiv – zu über 90% stimmten Hunderte der Aussage zu:
“Macht Ihr Euch auch Sorgen, dass die Putin-Unterwürfigkeit von Donald Trump gegen die Ukraine auch die Gefahr eines chinesischen Angriffs auf Taiwan erhöht?”
Intensiv diskutierte Mastodon-Umfrage vom 6.3.2025 über die zunehmende Bedrohung Taiwans durch China aufgrund der imperialistischen Politik des fossilen Thymokraten Donald Trump. Screenshot: Michael Blume
Nach meiner Beobachtung verstehen die meisten Europäerinnen und Europäer durchaus, dass der Versuch von Wladimir Putin und Donald Trump, die Landschaften und Rohstoffe der Ukraine zwischen sich aufzuteilen, auch die Sicherheit von Taiwan bedrohen. Wenn die USA selbst ihre engsten Verbündeten an Diktaturen verkaufen, dann steigt die Gefahr, dass auch die Kommunistische Partei in China mit Gewalt gegen die Republik Taiwan mit 23,5 Millionen Menschen vorgeht.
Ihre Position stärkt auch, dass China sehr viel schneller als die Europäische Union vor allem mit Solarenergie und Elektromobilität die Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas verringert. Während auch wir Deutschen noch immer fossile Diktaturen, Oligarchien und Terrorgruppen finanzieren, haben chinesische Strategen den engen Zusammenhang von Energie- und Sicherheitspolitik längst verstanden.
Immerhin: Die Europäische Union erkennt zunehmend den auch militärischen Ernst der Lage. Bedauerlich: In Europa werden Energie- und Sicherheitspolitik immer noch kaum vernetzt gedacht. Screenshot: Michael Blume
In meiner Deutung erleben wir auch hier den Zeitenumbruch am Beginn des 21. Jahrhunderts: an die Stelle der linear-säkularen Fortschrittsverheißungen tritt eine Phase der Rechtlosigkeit, Unsicherheit und lange verdrängten Polykrisen von der Klimakrise über thymotisch befeuerte Terror– und Kriegsgefahren bis zur säkularen Geburtenimplosion.
Statt dem Logos – der Vernunft, dem Dialog – eskaliert gerade auch in den antisozialen Konzernmedien der Thymos, die feindselig-dualistische Empörungssucht, Identitätspolitik und Dauer-Wut.
Ein digitaler Thymot in Orange und Blau. Michael Blume mit Leonardo.AI
Was mich jedoch sehr ermutigt, ist das schnell wachsende Interesse an der Philosophie der Zeit. So bin ich kommende Woche, am 11. März 2025, von einem überkonfessionellen Team ins Brenzhaus nach Schwäbisch Hall eingeladen worden, um dort ausdrücklich zu sprechen über:
Antisemitismus und Zukunftsangst – Gemeinsam für eine Kultur der Hoffnung
Dass also offensichtlich einige, vielleicht gar viele Menschen mitdenken und mitfühlen, bedeutet mir viel. Auch deswegen empfinde ich das Bloggen und Dialogisieren im Fediversum als sinnvoller denn je.
Ich habe in diesem Zusammenhang einen Gedanken, den ich hier gerne mitteilen möchte.
Wenn wir die Bundeswehr aufrüsten müssen, dann werden wir wohl auch Panzer und andere LKW-ähnliche Fahrzeuge kaufen müssen. Diese Fahrzeug brauchen Diesel, den wir dann bitte, wo kaufen?
Wie kann man diesen Teufelskreis bei der Aufrüstung durchbrechen?
Dass ich überhaupt solche Gedanken habe, finde ich erschreckend.
Danke, sehr, @Elisabeth K 🙏
Dieser Gedanke von Dir ist einerseits erschreckend, aber auch sehr notwendig!
Denn es ist tatsächlich so, dass Kriege seit dem 20. Jahrhundert nicht nur zunehmend fossil finanziert, sondern auch geführt werden. So war der Zugang zu fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel – benannt nach dem Deutschen Rudolf Diesel (1898 – 1913) – entscheidend für die deutsche Kriegsmaschinerie des 2. Weltkrieges, für Automobile und Panzer, für Flugzeuge und Kriegsschiffe. Schon in der Verschwörungsfragen – Folge 23 wies ich daher schon 2020 auf das sog. “Unternehmen Wüste” der Nazis hin – mehrere, mörderische Konzentrationslager hier im Südwesten, in denen Abertausende Menschen zur Produktion von Mineralöl eingesetzt und vernichtet wurden!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-23-blut-fuer-oel-das-unternehmen-wueste-und-die-rentierstaatstheorie/
Auch im Interview zu erneuerbaren Friedensenergien rief ich das leider weitgehend verdrängte Thema wieder in Erinnerung:
“Warum drang Nazi-Deutschland bis nach Stalingrad und in den Kaukasus vor? Das war auch damals eine Schlacht ums Öl. Hier im heutigen Baden-Württemberg gab es das sogenannte Unternehmen Wüste: In mehreren Konzentrationslagern kamen Tausende Menschen um, die aus Schieferöl Mineralöl herstellen mussten. Später hat man diese Abhängigkeit vom Öl für eine lange Zeit hinter einer ökonomischen Theorie verschleiert, die besagte: Wenn alle miteinander handeln, haben alle etwas davon. Wir sollten uns endlich ehrlich machen und sagen, dass erneuerbare und dezentrale Energieerzeugung demokratische Strukturen stärkt. Zentralistische fossile Energiegewinnung stärkt dagegen autoritäre Strukturen.”
https://energiewinde.orsted.de/koepfe-der-energiewende/michael-blume-antisemitismus-ressourcenfluch-oel-gas-konflikte-interview
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich die erneuerbaren Friedensenergien mit den fossilen Gewaltenergien kontrastiert habe. Erdöl und Erdgas waren niemals politisch neutral, sondern sie haben Reichtum und Macht in den Händen weniger und zunehmend skrupelloser Männer konzentriert. Hinter dem Fossilismus – im Englischen: Petromaskulinismus – verbirgt sich eine gewachsene und gewalttätige, frauenfeindliche, sozialdarwinistische und antisemitische Weltanschauung. Der Diktatur Wladimir Putin und der Thymokrat Donald Trump, das Regime in Iran und die Terrorgruppen von Hamas, Hisbollah und Huthis propagieren und leben den Fossilismus. China erkennt diese Schwäche und droht, das entsprechend im Stich gelassene Taiwan zu überfallen.
In diesen Tagen haben übrigens die USA – sehr zum Missfallen auch Israels – erstmals offiziell direkte Gespräche mit der Hamas aufgenommen. In der Vergangenheit hatte Trump auch schon die Hisbollah als “smart” bezeichnet und Elon Musk sich nach den Terrorangriffen von Hamas und Hisbollah mit der theokratischen Diktatur des Iran solidarisiert!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/stehen-elon-musk-und-donald-trump-vor-dem-sieg-im-us-finale-saekularisierung-und-die-enge-der-zeit/
Ich teile also Deine Erfahrung und Beobachtung zum engen Zusammenhang fossiler Energien mit Krieg und Terror. Und ich würde mir sehr wünschen, dass noch viel mehr Menschen die Gefahren des Fossilismus erkennen und als Solarpunk-Bewegung erneuerbare Friedensenergien fördern.
Sehr geehrte Frau @Elisabeth K,
Es kommt zum teil auf die Entwicklung an. Die Digitale Kriegsführung nimmt immer mehr Raum ein, Propaganda Videos und die Störung des Informationsnetzes. Dazu kommen Drohnen, die in der Regel per Batterie und Funk betrieben werden. Kann gut sein das der Russische Angriffskrieg ein ähnlichen Effekt hat wie der Russisch-Japanische Krieg 1908, wo das erste mal Maschinengewehre den krieg maßgeblich verändert haben.
Kann also gut sein das Panzer, Düsenflieger und alles was man bis jetzt mit Krieg verbindet in ein paar Jahren als überaltert gilt, so wie die Kavallerie im ersten Weltkrieg.
Vermutlich schaffen wir es auch ohne Öl als Rohstoff uns gegenseitig umzubringen, aber ohne die Finanzierung von Aggressiven Staaten müssen sie sich das aus Steuern erschaffen und dann ist der Durchschnittsrusse eher der Meinung das dies Verschwendung ist.
Im besten Falle.
Ich habe keine Angst vor Russland, ich habe keine Angst vor Amerika, ich habe keine Angst vor China. Ich habe Angst vor Europa. Panische Angst. Es ist ein Ort, an dem Hoffnung Angst macht, weil man auch ohne Enttäuschung schon genug Seelenschmerz hat.
[Wegen Holocaust-relativierender Sprache ab hier gekürzt. Vielleicht lernt @Paul S es ja irgendwann. Ich habe Geduld. M.B.]
Michael Blume,
“noch sind die USA” nicht verloren. Der Supreme Court hat erst gestern mit mit 5:4 Stimmen einen Erlas von Herrn T. außer Vollzug gesetzt, wonach Entwicklungshilfe Gelder, die schon bewilligt waren , nicht ausbezahlt werden dürfen.
Was die Aufrüstung der europäischen Länder betrifft, das ist kein Ruhmesblatt für Deutschland, denn wir haben den Bau eines gemeinsamen Panzers zwischen Frankreich und Deutschland verhindert. Und eine Aufrüstung Deutschlands mit Atomwaffen, da werden wohl die Hauptakteure dagegen sein.
Was wir aus Brüssel hören, das sind nur Absichtserklärungen, und für eine abschließende Beurteilung ist es zu früh.
Zeitenumbruch ? ?
Ein Waffenstllstand wäre schon mal ein Segen für die Soldaten, die ihr Leben riskieren für eine Politik, die nur auf Hoffnung gebaut ist.
Das Pokerspiel der Weltmächte ist in der letzten Runde, die Karten sind noch nicht aufgedeckt, (nicht ohne Grund will Herr T. bei seinen Gesprächen mit Herr S. keine EU dabei haben)
Und ohne das Einverständnis Rußlands hat auch Trumps Hauruckpolitik keine Zukunft.
Was Taiwan betrifft, ich schätze mal dass 70 % der Deutschen gar nicht wissen wo Taiwan liegt und ….nein…..wir sollten uns aus “demokratischer Überheblichkeit” nicht dort einmischen.
Es geht nicht um demokratische “Überheblichkeit” sondern um unser demokratisches Überleben.
Allerdings hat Deutschland im Augenblick kaum Kapazitäten, um Taiwan zu helfen.
Ja, für Europa ist es ein Zeitenumbruch. Und wenn Trump nicht gestoppt wird, kann es für die ganze Welt ein Zeitenumbruch werden. Die Weltmacht Nr. 1 läuft Amok, das ist das Problem.
Heute soll es in den USA landesweit Proteste gegen die Zerstörung der Wissenschaft durch Trump und Musk geben.
standupforscience2025.org
Paul Stefan,
“Es geht nicht um demokratische “Überheblichkeit” sondern um unser demokratisches Überleben.”
Ein Vertreter der reinen Lehre würde dir zustimmen. In der realen Welt sind viele Länder in einem Übergangsstatus von demokratischen Institutionen und praktischer Machtausübung durch die Regierung bzw. den Präsidenten.
Und wenn jetzt die demokratischen Institutionen , in den USA sind das der Senat und das Repräsendantenhaus von einer Partei dominiert werden, dann haben wir den Zustand der gerade in den USA herrscht.
Dabei läuft das Land nicht Amok, es gibt so was wie eine indirekte Kontrollinstanz und das ist die Börse. Die Börse reagiert sofort auf falsche Entscheidungen durch einen Kursanstieg bei den Aktien oder den Kursverfall bei den Aktien.
Noch einfacher, wenn man den Kurs des Dollars ins Verhältnis setzt zur eigenen Währung. Der Börsenkurs lügt nicht !
Was die Beinflussung der sozialen Medien betrifft oder sogar ein Meinungsmonopol angestrebt wird, dann besteht die Gefahr des Machtmissbrauchs mit ungewissem Ausgang.
Es fordert seinen Tribut, die rasante Entwicklung zu verarbeiten. Mittlerweile frage ich mich jeden Morgen beim Aufwachen, was wohl in der Nacht eskaliert sein könnte.
Aufrüstung wird zur Herausforderung. Die Unternehmen, die Waffen etc herstellen, werden zusätzliches Personal benötigen. Haben wir diese Arbeitskräfte?
Krieg war für uns 80 Jahre weit weg. Was wird ein neuer Krieg in Deutschland und Europa an Belastungen, Gewalt etc mit sich bringen?
Mit der AfD gibt es eine Partei, die sich ganz klar auf Putins Seite schlagen wird. Die haben durch das Ergebnis bei der Bundestagswahl die Möglichkeit, Entscheidungen im Bundestag zu blockieren, falls eine 2/3 Mehrheit erforderlich ist.
Manche Politiker der demokratischen Parteien sind so vernagelt, dass sie mit anderen demokratischen Parteien nicht zusammenarbeiten wollen.
Vielleicht haben wir zu lange auf dem Vulkan getanzt. Ich muss oft an den folgenden Kalenderspruch denken:
Gestern standen wir am Rande des Abgrunds; heute sind wir schon einen Schritt weiter.
Mir scheint es wichtig zu sein, sich mit anderen Menschen auszutauschen, zB hier auf Ihrem Blog. Das Gefühl, mit den Sorgen und Ängsten nicht alleine zu sein, hilft ein bisschen.
Niemand weiß, was noch auf uns zukommt. Vielleicht werden sich die USA, Russland und China streiten. Nichts scheint unmöglich. Langfristig werden sich vor allem die USA massiv selbst schaden, betrachtet man sich die Verleugnung von Wissenschaft.
Denn mit seltenen Bodenschätzen allein ist noch nichts erreicht. Es braucht Wissenschaft und gut ausgebildete Mitarbeiter in der Produktion. Natürlich kann man auch im Ausland produzieren oder gut ausgebildete Leute ins Land holen.
Viele Fragezeichen und wenig Sicherheit. Was bleibt, ist die Hoffnung.
Vielen Dank, liebe @Marie H. – und wiederum volle Zustimmung meinerseits!
Schon direkt nach dem Hamas-Terrormassaker des 7.10.2023 hatte ich gegenüber dem SWR gesagt: “Die Welt taumelt auf einen Abgrund zu.” – leider ist die Originalaussage nicht mehr im Internet zu finden. Dafür gibt es bisher noch ein SWR-Studio-Interview mit mir vom 18.10.2023, in dem ich unter anderem auf die Medienstrategie der Hamas hinweise, deren “flood the zone with terror”:
https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/bw-antisemitismusbeauftragter-blume-im-interview-teil-1/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NDE1MjQ
Aus meiner Sicht fluten sowohl fossilistische, rechtsdualistische wie auch islamistische, in geringerem Umfang auch libertäre und linksdualistische Akteure die Konzernmedien mit Desinformation und Verschwörungsmythen, um die durch Neurohacking ohnehin verstärkte, psychologische Überforderung vieler Menschen zu eskalieren. So sollen die auf Vernunft und Dialog (Logos) beruhenden Demokratien zunehmend durch auf Empörungssucht und Zorn (Thymos) basierende Politiken gespalten und der Umbau zu erneuerbaren Friedensenergien möglichst lange verzögert werden. Es ist also m.E. kein Zufall, dass wir einen parallelen Ausbruch von Antisemitismus, Sexismus, Rassismus und besonders starken Schmähungen ökologischer Bewegungen und Parteien erleben. Der Fossilismus befindet sich in einem globalen Abwehrkampf, wobei sich die KP Chinas bereits davon zu lösen beginnt und das abtrünnige Taiwan rückerobern will:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erneuerbare-friedensenergien-und-die-abwehrschlacht-des-fossilismus/
Wenn wir uns einmal vergegenwärtigen, welche Wellen von Zukunftsängsten auch die bundesdeutsche Gesellschaft in den letzten, zunehmend digitalisierten Jahrzehnten bereits zu bewältigen hatte, so wird der säkulare Zeitenumbruch nach meiner Einschätzung schon sehr (be-)greifbar. Hier eine Zusammenstellung durch Perplexity.ai:
Das Verhältnis zwischen persönlichem Empfinden und Zukunftsangst in Deutschland hat sich seit den 2000er Jahren dynamisch entwickelt, wobei wirtschaftliche, soziale und politische Faktoren eine zentrale Rolle spielten. Hier ein Überblick über die wichtigsten Trends und Veränderungen:
## **Entwicklung der Zukunftsängste seit den 2000er Jahren**
### **Frühe 2000er Jahre: Wirtschaftliche Unsicherheit**
– In den frühen 2000er Jahren dominierten wirtschaftliche Ängste, insbesondere die Sorge um Arbeitslosigkeit und steigende Lebenshaltungskosten. Die hohe Arbeitslosenquote (über 11 % im Jahr 2005) führte zu einem Höchststand bei der Angst vor Jobverlust[1][4].
– Die Terroranschläge von 9/11 und die Dotcom-Blase verstärkten Unsicherheiten, während die Einführung der Gesundheitsreform 2005 Sorgen vor Altersarmut und Krankheit verstärkte[1][3].
### **2010er Jahre: Finanzkrisen und gesellschaftliche Spannungen**
– Die Euro-Schuldenkrise (2010) und die Flüchtlingskrise (2015/2016) führten zu einer Zunahme von Ängsten vor finanzieller Belastung und gesellschaftlicher Überforderung. Terrorangst erreichte in dieser Zeit ebenfalls Spitzenwerte[1][3].
– Gleichzeitig nahm die Einkommensungleichheit zu, was insbesondere in unteren Einkommensgruppen zu stärker ausgeprägten Zukunftsängsten führte[4].
### **2020er Jahre: Krisen und Resilienz**
– Die Corona-Pandemie (2020/2021) zeigte eine überraschende Gelassenheit in der Bevölkerung, obwohl wirtschaftliche Ängste durch Steuererhöhungen und Leistungskürzungen zunahmen[1][4].
– Seit 2022 prägen Inflation, Energiekrisen und der Ukraine-Krieg das Angstbild. Besonders die Angst vor Wohlstandsverlust und steigenden Lebenshaltungskosten dominiert aktuell[1][2][5].
– Junge Menschen zeigen zunehmend Sorgen um Krieg und Klimawandel, wobei wirtschaftliche Aspekte wie Inflation ihre Ängste verstärken[7].
## **Persönliches Empfinden vs. Kollektive Ängste**
– Während kollektive Zukunftsängste durch externe Krisen getrieben werden, zeigt sich eine langfristige Abnahme individueller Ängste wie Jobverlust. Dies deutet auf eine gewisse Resilienz hin, obwohl Abstiegsängste in der Mittelschicht zunehmen[1][4].
– Die emotionale Distanz zu politischen Institutionen wächst in ärmeren Bevölkerungsschichten, was auf eine gesellschaftliche Teilhabekrise hinweist[4].
## **Fazit**
Seit den 2000er Jahren haben sich Zukunftsängste in Deutschland stark verändert, wobei wirtschaftliche Unsicherheiten konstant blieben, während neue Themen wie Klimawandel oder gesellschaftliche Spaltung hinzukamen. Trotz sinkender individueller Ängste in einigen Bereichen bleibt das kollektive Empfinden von Unsicherheit hoch, insbesondere angesichts multipler Krisen seit den 2020er Jahren.
Citations:
[1] https://www.ruv.de/newsroom/themenspezial-die-aengste-der-deutschen/langzeitvergleich
[2] https://www.welt.de/wirtschaft/article250594220/Finanzielle-Sorgen-Zwei-Drittel-der-Deutschen-haben-Zukunftsangst.html
[3] https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/99743/ssoar-2021-martin_et_al-Angst_als_Ursache_und_Folge.pdf?sequence=1&isAllowed=y
[4] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-sorgen-um-lebensstandard-strahlen-bis-in-mittelschicht-aus-64567.htm
[5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/321259/umfrage/umfrage-zu-den-groessten-aengsten-der-deutschen/
[6] https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/DE/4/31790_22_Sozialerhebung_2021.pdf?__blob=publicationFile&v=9
[7] https://www.mdr.de/wissen/generation-zukunftsangst-100.html
[8] https://www.ifd-allensbach.de/studien-und-berichte/veroeffentlichte-studien.html
Die Verdrängung von Ängsten ist manchmal nötig, um nicht verrückt zu werden.
Politiker und Medien können sich das eigentlich nicht leisten. Deshalb die Verengung auf wenige Themen, die sich zur Polarisierung eignen. Leider spielen zu viele Menschen das Spiel mit.
Was die Zukunftsängste betrifft so meine ich, dass wir schon seit der Ölkrise in den 1970er Jahren nicht mehr zur Ruhe gekommen sind.
Mit der deutschen Einheit kam die Illusion ewigen Friedens in die Welt.
Nicht zuletzt die Finanzkrise 2008 hinterlässt Spuren. Da kann ich nur zustimmen.
Warnende Stimmen wie Ihre wurden leichtfertig abgetan.
Wenn mir etwas Sorgen bereitet, so ist es die Unfähigkeit der demokratischen Parteien, mit der AfD fertig zu werden. In Thüringen startet diese Partei gerade einen Frontalangriff gegen den Verfassungsschutz.
Leider geht auch das wieder unter!
Putin brauchte 35 Jahre, um die Demokratie in den USA zu zerstören.
Wenn wir in Deutschland so weitermachen, hat er es auch bald bei uns geschafft.
Meiner Meinung nach hätte nur ein Verbotsverfahren Abhilfe geschaffen. Die AfD inhaltlich zu stellen ist gescheitert.
Positiv erwähnen möchte ich Daniel Günther, der anderen Politikern zu einer Art Sprach-Fasten geraten hat.
Vielen herzlichen Dank, @Marie H. 🙏
Sie schrieben m.E. völlig zu Recht:
“Die Verdrängung von Ängsten ist manchmal nötig, um nicht verrückt zu werden.“
Dazu möchte ich gerne einen Gedanken mit Ihnen teilen, der mich seit einiger Zeit beschäftigt:
Auch früher hatten die Menschen Ängste und Sorgen, immer wieder traten Ende-der-Welt-Verkünder auf.
Doch diese hatten immerhin noch das Versprechen einer himmlischen Aufnahme für die je Rechtgläubigen im Angebot.
Ganz anders dagegen wir heutigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Wir warnen vor Klimakrise, Kriegen und Krankheiten – doch in unseren Rhetoriken gibt es keine Belohnung im Jenseits.
Ist dies der Grund, warum es wissenschaftliche Erkenntnisse oft so viel schwerer haben, Akeptanz zu gewinnen? Mich würde Ihre Einschätzung dazu sehr interessieren! 🙏🙌
Danke, dass Sie mir die Möglichkeit geben, meine Einschätzung zu dieser wichtigen Frage ausführen zu dürfen.
Da ich nicht wissenschaftlich gearbeitet habe, kann ich hier nur eine Meinung abgeben.
Warum mögen so viele Menschen Filme mit Happy-End? Weil wir uns in unserer Phantasie dann vorstellen können, wie es weitergehen könnte.
Religion und Glaube spielt in unserer Zeit für viele Menschen keine Rolle mehr. Aber einen Ersatz für die Hoffnung auf das Jenseits haben wir nicht gefunden.
Konsum? Also wirtschaftlicher Erfolg, der es den Menschen erlaubt, sich Dinge zu kaufen, die sie zwar nicht unbedingt brauchen, die ihnen aber ein gutes Gefühl geben. Wenn aber die Sorge besteht, dass eben dieser Konsum nicht mehr möglich ist, dann wird Wissenschaft diese “Hoffnungslücke” nicht schließen können.
Wissenschaftliche Erkenntnisse hatten es meiner Ansicht nach nie leicht, sich durchzusetzen. Wie oft haben wir schon die Adjektive “verpeilt” oder “verschroben” im Zusammenhang mit Wissenschaftlern gelesen. Will heißen, dass Wissenschaft nicht Bestandteil ist im Leben vieler Menschen.
Wie demokratisch ist Wissenschaft? Ketzerische Frage. Aber wenn Menschen sich nicht für “die Wissenschaft” interessieren oder schlicht nicht verstehen, dann werden sie bei Wahlen ihr Kreuzchen dort machen, wo ihnen die vermeintlich für sie angenehmste “Lösung” angeboten wird.
In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) wurden viele Unternehmen gegründet, deren Produkte letztlich auf Wissenschaft beruhten. Automobile oder auch das Luftschiff. Doch selbst Kaiser Wilhelm II. hielt das Auto nicht für die Zukunft, sondern setzte auf das Pferd. Den Grafen Zeppelin verspottete er.
In einem Liedtext heißt es: “Ich will alles, ich will alles und zwar sofort”. Wir können dies als Beispiel dafür nehmen, welche Rolle die Wissenschaft in der Corona-Pandemie gespielt hat. Warum hatten Mediziner etc. nicht sofort eine Lösung parat? Warum dauerte es “so lange” (ich schreibe dies bewusst in Anführungszeichen!), bis eine Impfung verfügbar war? Dabei ging das nach wissenschaftlichen Maßstäben sehr schnell. Aber wer sich nicht in der wissenschaftlichen Arbeit auskennt, empfand nur den Verlust seiner Freiheit.
Als es die Impfung dann gab, wurde die Skepsis gegenüber der Wissenschaft und den Wissenschaftlern von interessierten Leuten ausgenutzt, die die Impfung diskreditierten.
Letztlich waren sich auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht einig. Wem war auch zu vermitteln, dass Christian Drosten und Hendrik Streeck vor Corona ganz unterschiedliche Forschungen betrieben? Die Medien trugen dann noch zusätzlich zur Polarisierung bei. Wem sollten die Menschen also noch vertrauen?
Parteien wie die AfD versuchten daraufhin, dieses Vakuum zu füllen. Mit Erfolg!
Ich kann mich noch an die Sendungen von Franz Alt oder Hoimar von Ditfurth erinnern. Aber ich weiß auch noch, dass schon deren Warnungen als Einzelmeinung abgetan wurden.
Fazit: Wenn Wissenschaft eindimensional politisch vereinnahmt oder medial dargestellt wird, kann sie das entstandene “Hoffnungsvakuum” nicht füllen.
Vielen Dannk, @Marie H. 🙏
Auch dieser dialogische Druko von Ihnen enthält wieder viele Einsichten und Sätze, die mir weiterhelfen. Konkret begeistert mich etwa dieser Abschnitt:
“Religion und Glaube spielt in unserer Zeit für viele Menschen keine Rolle mehr. Aber einen Ersatz für die Hoffnung auf das Jenseits haben wir nicht gefunden.
Konsum? Also wirtschaftlicher Erfolg, der es den Menschen erlaubt, sich Dinge zu kaufen, die sie zwar nicht unbedingt brauchen, die ihnen aber ein gutes Gefühl geben. Wenn aber die Sorge besteht, dass eben dieser Konsum nicht mehr möglich ist, dann wird Wissenschaft diese “Hoffnungslücke” nicht schließen können.”
So hat mich ein Buch des kognitionspsychologischen Kollegen Prof. Robert McCauley von der Emory University in Atlanta sehr begeistert, den ich 2010 bei einer wissenschaftlichen Konferenz in Bristol kennenlernen durfte.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/konferenzbericht-explaining-religion-in-bristol-2010/
McCauleys Rede und Buch hießen “Why Religion is Natural and Science is Not”, auf deutsch: “Warum Religion natürlich ist und Wissenschaft nicht.”
Im Kern vermochte er überzeugend zu zeigen, dass sich in der Evolution der menschlichen Psychologie Fähigkeiten zur Mythen- und Gemeinschaftsbildung sehr früh und erfolgreich herausgebildet haben, wogegen unsere abstrakten, wissenschaftlichen Fähigkeiten sehr spät und schwach ausgeprägt sind. Es fällt uns also sehr viel leichter, mythologische (religiöse) als theoretische (wissenschaftliche) Inhalte anzunehmen.
Das ist einer der Gründe, warum ich so sehr dafür eintrete, statt den falschen Begriff “Verschwörungstheorien” lieber den besseren Begriff “Verschwörungsmythen” zu verwenden.
Eine aktualisierte Neuausgabe meines gleichnamigen Buches – “Verschwörungsmythen” – ist fertig und soll am 28. April 2025 erscheinen.
Ich gebe also nicht auf, obwohl ich das Gefühl habe, nicht viel erreicht zu haben, vgl.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-fossile-wahnsinn-4-wir-finanzieren-weiterhin-russland-ruesten-dann-dagegen-auf/
Danke auch, dass Sie den verdienten Christen Jörg Alt erwähnt haben, der sich u.a. erfolgreich für ein Verbot von Landminen und Streumunition eingesetzt hatte. Leider musste er gestern aufgrund von Ankündigungen aus Polen, das Verbot aufzugeben, auf Mastodon posten:
“Das tut weh! Die Kampagne für ein Verbot von Antipersonenminen und Streumunition war mein erster großer Erfolg. In moderner Kriegsführung spielen Minengürtel keine Rolle mehr, Kosten für Räumung und Schäden für die Zivilbevölkerung hingegen sind immens.”
https://sueden.social/@JoergAltSJ@mas.to/114127795449204403
Die säkular-lineare Fortschrittserzählung scheitert derzeit. Und jene von uns, die bereits in ein dialogisch-regeneratives Zeitverständnis eingetreten sind, sind noch immer allzu wenige…
Danke Ihnen für unsere intensiven Dialoge, die mir viel bedeuten! 🙌
@Paul Stefan 07.03. 11:11
„Es geht nicht um demokratische “Überheblichkeit” sondern um unser demokratisches Überleben.“
So sieht es aus. Wir können froh sein, wenn wir überhaupt das Baltikum gegen Putin verteidigen können. Taiwan, da haben wir überhaupt keine Mittel. Und selbst ein Handelsstopp mit China dürfte dazu führen, dass hier nicht mehr viel läuft.
Wir können nur hoffen, dass es Russland unter Putin doch vor allem um die eigene Sicherheit geht. Ohne die USA wäre die Nato erstmal keine Bedrohung mehr, und Putin könnte jetzt vermutlich die eigene Kriegswirtschaft wieder herunter fahren. Insbesondere wenn man einen Waffenstillstand mit der aktuellen Frontlinie und ohne Sicherheitsgarantien hinbekäme.
Was hilft es uns, wenn wir einfach nicht mehr die Mittel haben, die Ukraine weiter erfolgreich vor der Komplettübernahme zu verteidigen?
Wege mit weniger Rüstung wären sicher günstiger, auch wegen den Emissionen des Militärs selbst, aber auch weil dann in die Energiewende mehr investiert werden kann. Aber so wie es jetzt aussieht, sollten wir wirklich alles was wir haben in Rüstung investieren. Zumindest solange sich die Lage nicht wieder entspannt.
Das kann man vielleicht sogar mit Putin aushandeln? Den Russen wird es durchaus helfen, wenn dort die Kriegstätigkeit und auch die Kriegswirtschaft wieder heruntergefahren wird.
@Paul Stefan & @Tobias Jeckenburger
Vielen Dank für den wichtigen Dialog!
Aus meiner Sicht haben wir tatsächlich eine globale Vertrauenskrise in die wenigen verbleibenden, westlichen Demokratien und deren Idee, die Vereinten Nation (United Nations, UNO).
So gelang es leider auch UN-Friedenstruppen nicht, die UN-Resolution 1701 vom 11. August 2006 durchzusetzen, die den Libanonkrieg beenden und die vom Iran gesponserte, antisemitische Hisbollah zum Frieden bewegen sollte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Resolution_1701_des_UN-Sicherheitsrates
Dieses Scheitern der UN sowie auch das Versagen der UNRWA in Gaza hat nach meiner Einschätzung dazu beigetragen, dass kaum noch jemand im Nahen und Mittleren Osten (MENA) viel auf die Fähigkeiten der UNO und ihr verbundener, internationaler Organisationen gibt. Auch in Sachen Taiwan kenne ich niemanden, der von einer realen Schutzwirkung der UN ausgeht – zumal China ständiges Mitglied des Sicherheitsrates mit Veto-Option ist.
Die Europäische Union wird nach meiner Einschätzung schon stark gefordert sein, die Ukraine im Verteidigungskampf gegen das fossile Russland zu unterstützen. Umso schlimmer, dass eine wirkliche Hinwendung zu erneuerbaren Friedensenergien noch gar nicht stattgefunden hat!
“Trotz aller Sanktionen und Bemühungen, unabhängiger von russischem Öl und Gas zu werden, hat die EU im vergangenen Jahr nur ein Prozent weniger fossile Brennstoffe aus Russland importiert. Der Wert dieser Einfuhren von Öl, Gas und Ölprodukten sei um sechs Prozent auf 21,9 Milliarden Euro zurückgegangen, so das Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).Damit hätten die Ausgaben für russische Energie im dritten Jahr der Invasion über den 18,7 Milliarden Euro gelegen, die die EU der Ukraine an Finanzhilfen gewährte, teilte das unabhängige Forschungsinstitut aus Helsinki mit.”
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/eu-russland-energieimporte-ukraine-100.html
Ich stimme also zu, dass wir uns dringend für eine neue Friedens- und Rechtsordnung einsetzen sollten – kann jedoch nur dringend vor jeder Überheblichkeit warnen. Gerade auch wir Europäerinnen und Europäer haben durch jahrzehntelange, fossile Importe zahlreiche Mitmenschen und die Mitwelt beschädigt, Diktaturen und Terrororganisationen finanziert.
Gerd Koenen schrieb dazu:
“Was die sowjetische Wirtschaft – und womöglich das Staatswesen im Ganzen – vor einem Abrutschen rettete, war der 1973 einsetzende Ölboom, der die Weltmarktpreise auf das Vierzigfache hochschnellen ließ. Gerade erst zu einem Nettoexporteur von Energie geworden, setzte die sowjetische Führung jetzt ganz auf die Erschließung neuer Ölquellen und Gasfelder. Die Erlöse der Öl- und Gasexporte der 1970er und 1980er Jahre, die bis zu achtzig Prozent der Deviseneinnahmen ausmachten, waren das Opiat, mit dem die schwächelnde Weltmacht sich über Wasser hielt.”
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erklaert-die-rentierstaatstheorie-nicht-nur-die-krise-des-islams-sondern-auch-den-langen-bestand-der-sowjetunion/
Wenn wir also wirklich wollen, dass sich die Menschheit und Mitwelt wieder zum Besseren wendet, dann müssen wir dazu auch bei uns selbst anfangen. Meine ich.
@Michael 07.03. 17:47
„Wenn wir also wirklich wollen, dass sich die Menschheit und Mitwelt wieder zum Besseren wendet, dann müssen wir dazu auch bei uns selbst anfangen. Meine ich.“
Die Staaten der EU werden jetzt erstmal das meiste in Aufrüstung investieren, hier kann dann auch der Bürger selbst nichts beitragen, außer sich vielleicht als Soldat zu melden. Bei der Energiewende geht allerdings um so mehr. Also den eigenen Konsum überprüfen, tatsächlich weniger konsumieren und das gesparte Geld in eigene grüne Technik investieren.
Und wer reichlich Geld hat, der kann auch noch sehr viel mehr in entsprechende Technik investieren, nicht nur für den eigenen Konsum, sondern auch z.B. in Windparks.
Hier braucht es dann die gesetzlichen Rahmenbedingungen, also z.B. die Genehmigungen für Windräder vor allem auch an Land und besonders in Süddeutschland. Das kostet den Staat alles sehr wenig, und es ermöglicht sogar private Investitionen, die nebenbei noch Steuereinnahmen einbringen. Die dann wieder helfen, die Rüstungsausgaben zu finanzieren.
Es geht offenbar im Klimaschutz auch eine ganze Menge, die gar keine Zigmilliardensummen an Steuergeldern brauchen. Die grüne Technik selbst ist billig genug geworden, dass sich der Einsatz an sehr vielen Stellen lohnt, bzw. wenigstens nur wenig Mehrkosten verursacht.
@Tobias
Aus meiner Sicht lässt sich die post-fossile Transformation zu erneuerbaren Friedensenergien nicht schnell genug mit Konsumverzicht und Bordmitteln erreichen, sondern sollte durch Infrastruktur-Investitionen von Kaufprämien über Forschungsförderung bis hin zum schnellen Ausbau von Elektromobilität, Batteriespeichern und grünem Wasserstoffnetzen reichen. Damit schützen wir eben nicht nur unsere Mitwelt, sondern entziehen auch fossilen Ressoucenfluch-Diktaturen und Terrorgruppen die Finanzierung.
Es ist doch ein strategisches Desaster, dass Russland 🇷🇺 aus der Europäischen Union 🇪🇺 weiterhin mehr Geld für fossile Rohstoffe erhält als die Ukraine 🇺🇦 zur Verteidigung! Auch der Iran 🇮🇷 und Katar 🇶🇦 und durch sie die Terrororganisationen Hamas, Hisbollah und Huthi profitieren weiter von fossilen Gewaltenergien. Die Diskussion darüber hat auch in Israel 🇮🇱 endlich begonnen!
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/auch-der-schin-bet-israel-kritisiert-nun-die-fossile-finanzierung-des-antisemitismus/
Fossile Gewinner sind ebenso Diktaturen wie Venezuela 🇻🇪, die Millionen Menschen vertreiben.
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/fossiler-ressourcenfluch-verschwoerungsmythen-auch-venezuela-bestaetigt-die-these/
Und wie sicher können wir sein, dass nicht auch die US-Thymokratie 🇺🇸 unsere Abhängigkeit etwa von Flüssiggas gegen uns einsetzt?
Mir scheint, dass die wirtschafts-und sicherheitspolitische Macht der Energienetze durch die gleichzeitige, säkulare Geburtenimplosion und den wachsenden Pro-Kopf-Bedarf an Energie auch für KI 🤖 weiter wächst. In Zukunft wird es immer schwerer werden, noch Schweinehälften und Automobile in schrumpfende Bevölkerungen zu exportieren. Stattdessen werden jene Gesellschaften auch wirtschaftlich überzeugen, die fossile Importe durch erneuerbare Energien, Recycling ♻️ und Wissenschaft überflüssig gemacht haben. Meine ich.
@Michael 08.03. 07:16
„sondern sollte durch Infrastruktur-Investitionen von Kaufprämien über Forschungsförderung bis hin zum schnellen Ausbau von Elektromobilität, Batteriespeichern und grünem Wasserstoffnetzen reichen.“
Ich mache mit halt Sorgen, dass das zu spät kommt, und uns die militärischen Fakten überholen. Und die sagen mir: Aufrüsten soviel wie geht. Von daher besser vor allem grüne Technik, die nicht so viel Steuergeld kostet. Oder einfach z.B. höhere CO2-Steuern, das bringt Geld ein, das dann auch in grüne Technik investiert werden kann. Und diese Steuern haben ja auch eine Lenkungswirkung, und machen z.B. auch Elektroautos attraktiver.
„Stattdessen werden jene Gesellschaften auch wirtschaftlich überzeugen, die fossile Importe durch erneuerbare Energien, Recycling und Wissenschaft überflüssig gemacht haben. Meine ich.“
Unbedingt sollte das ein Ziel sein, auch jetzt und für die nächsten 20 Jahre. Eventuell können wir mittelfristig eine Aufrüstungsspirale vermeiden, und in 4 Jahren könnte ja auch wieder ein vernünftiger Präsident in den USA Trump ablösen.
„Aus meiner Sicht lässt sich die post-fossile Transformation zu erneuerbaren Friedensenergien nicht schnell genug mit Konsumverzicht und Bordmitteln erreichen,..“
Auch wenn es nicht reicht, so kann das allerdings schon eine ganze Menge bringen. Wer wirklich Solarpunk will, der kann da ganz konkret dran arbeiten. Und das wirkt dann auch.
@Tobias
Diese Argumentationen hattest Du ja schon öfter angebracht, sie ist ja auch Mainstream. Aus meiner Sicht ist die Unterscheidung zwischen „kurzfristig wirksamen“ Verteidigungsausgaben und „erst langfristig wirksamen“ erneuerbaren Friedensenergien jedoch leider falsch. Denn wir bezahlen die fossilen Kriegs- und Terrorzüge bereits seit Jahrzehnten und weiterhin jeden Tag…
Hier, ganz aktuell:
“Trotz aller Sanktionen und Bemühungen, unabhängiger von russischem Öl und Gas zu werden, hat die EU im vergangenen Jahr nur ein Prozent weniger fossile Brennstoffe aus Russland importiert. Der Wert dieser Einfuhren von Öl, Gas und Ölprodukten sei um sechs Prozent auf 21,9 Milliarden Euro zurückgegangen, so das Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Damit hätten die Ausgaben für russische Energie im dritten Jahr der Invasion über den 18,7 Milliarden Euro gelegen, die die EU der Ukraine an Finanzhilfen gewährte, teilte das unabhängige Forschungsinstitut aus Helsinki mit.“
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/eu-russland-energieimporte-ukraine-100.html
Wer da Sicherheitsausgaben und erneuerbare Friedensenergien immer noch getrennt denkt, finanziert gleichzeitig die eigenen und die feindlichen Truppen. Ein fossiler und fossilistischer Wahnsinn, meine ich…
@Michael 08.03. 13:37
„Der Wert dieser Einfuhren von Öl, Gas und Ölprodukten sei um sechs Prozent auf 21,9 Milliarden Euro zurückgegangen,…“
Die fossilen Einnahmen Russlands insgesamt dürften wesentlich höher sein, und die können wir nur reduzieren, wenn wir mit unserer Energiewende die Weltmarktpreise für Öl und Gas unter Druck setzen. Immerhin aber das.
21,9 Milliarden sind nun mal deutlich weniger als das 500-Mrd-Sondervermögen und die 800 Mrd der EU.
Zumal auch Russland derzeit 300 Mrd pro Jahr in seine Rüstung investiert.
Es wäre eine Chance, wenn beide Seiten sich auf weniger Rüstung einigen könnten. Dann steht auch gleich wieder mehr Geld für unsere Energiewende zur Verfügung.
Vielen Dank, @Tobias
Diesen Gedanken finde ich faszinierend:
“21,9 Milliarden sind nun mal deutlich weniger als das 500-Mrd-Sondervermögen und die 800 Mrd der EU.
Zumal auch Russland derzeit 300 Mrd pro Jahr in seine Rüstung investiert.“
Ich verstehe das so, dass wir für unseren fossilen Wohlstand nun eben Schutzgeld bezahlen: Mehr Verteidigung, um unsere durch uns selbst fossil finanzierten Feinde in Schach zu halten. Und mehr Infrastruktur, um mit der säkularen Bevölkerungsimplosion und der Klimakrise zurecht zu kommen.
Und indem wir diese Milliardenausgaben über Schuldentöpfe tätigen, die wir Sondervermögen nennen, verschieben wir die Rückzahlung auf spätere Jahrgänge und Generationen. Die jedoch wiederum von unseren Investitionen profitieren.
Danke, so habe ich das Ganze noch gar nicht gesehen… 🤔🔥💶
Noch ein Nachtrag zum Thema Wissenschaft.
Im Sondierungspapier von Union und SPD fand ich folgendes:
“Wissenschaftsfreiheit erhalten. Die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Wissenschaft ist das Fundament für Fortschritt und Innovation, die es zu schützen gilt. Sie ermöglicht eine unabhängige Forschung und den Gewinn neuer Erkenntnisse frei von politischer Einflussnahme und Ideologie.”
Ich finde es erstaunlich, dass man in unserer Zeit – nachdem wir jetzt über bald 80 Jahre eine freiheitliche Demokratie sind – vor politischer Einflussnahme warnt.
Am schlimmsten jedoch ist das Wort “Ideologie”. Wer entscheidet, was eine Ideologie ist?
Manchen Medien ist es in den vergangenen Jahren gelungen, auch die Klimakrise und alles, was damit zusammenhängt in den Bereich einer Ideologie zu rücken.
Und irgendwie kann doch alles, was nicht ins eigene Weltbild oder in die eigenen Interessen passt, im Endeffekt zur Ideologie gestempelt werden.
Nur ein paar Beispiele, die mir spontan eingefallen sind:
Musik: Ist die Forschung über Komponistinnen eventuell “woke” und wird dann damit diskreditiert, weil es keine “guten” Komponistinnen gab?
Religion: Sind Lehrstühle für Islamstudien noch gewollt?
Pädagogik: Zukunftsweisende Unterrichtsformen, die zu viel Freiheit lassen?
Ich mache mir Sorgen.
Danke, @Marie H.
Ja, die Sorgen um die Wissenschaftsfreiheit in den USA, aber zunehmend auch in Europa teile ich. Im aktuellen SPIEGEL 11 vom 7.3.3035 findet sich auf den Seiten 88 – 91 der eindrucksvolle Artikel “Beleidigt und bedroht. Wissenschaftsfreiheit. Wer zu Corona, Klima oder Genderthemen forscht, muss mit Angriffen von rechts außen rechnen.”
So war auch ich ja bereits vor Jahren selbst Ziel einer rechtsdualistischen Schmutzkampagne von Trump-Leuten aus den USA geworden – und hatte ihnen standgehalten:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-missbrauch-des-guten-namens-von-simon-wiesenthal-durch-us-trump-dualisten/
Gleichwohl sehe ich schon auch Ideologisierungen in bzw. mit den Wissenschaften. So ist israelbezogener Antisemitismus – sog. Antizionismus – an vielen Hochschulen weit verbreitet und trägt zur Polarisierung und Schwächung der demokratischen Diskurse bei:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/verschwoerungsfragen-10-warum-antizionismus-antisemitismus-ist/
Auch hatte ich Anfang der 2000er Jahre teilweise Hunderte feindselige Vorwürfe sog. “neuer Atheisten” aufzuklären, die mit Richard Dawkins einen bizarren Dualismus zwischen Religion als vermeintlich schlecht und “memetisch” und reduktionistischer Wissenschaft propagierten. Bis heute gibt es antireligiöse Dualisten, die sich dem ebenso naheliegenden wie empirisch vielfach belegten Befund verweigern, dass auch Religiosität in der Evolution des Menschen entstanden ist und nachweisbar Potentiale für Kooperation und Reproduktion erschließt:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/quarks-co-glauben-wissen-evolution/
Aus meiner Sicht sollte also gerade auch die deutsche sowie die europäische Politik die Wissenschaftsfreiheit verteidigen, gegen Hassrede vorgehen und vertriebene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa aus den USA aufnehmen. Hier ist jeder Euro gut investiert. Zugleich aber sollten sich auch die Wissenschaften stärker um den interdisziplinären Dialog untereinander und mit der Gesamtgesellschaft bemühen. Der oft arrogante Neoplatonismus, der nicht-studierte Menschen abwertet und demütigt, hat nach meiner Auffassung schon mehr als genug auch politischen Schaden angerichtet.