Wird Wissenschaft beachtet? Rentierstaatstheorie und Russlandkrise

Derzeit erlebe ich als Wissenschaftler auch aus dem privaten Umfeld einige heftige Anfragen zur Frage, “ob Wissenschaft überhaupt gehört wird.” Die Gründe dafür sind die Russlandkrise samt des Verhaltens unseres Alt-Bundeskanzlers Gerhard Schröder und die Rentierstaatstheorie.

Denn Leserinnen und Leser von Natur des Glaubens kennen die Rentierstaatstheorie längst – und zwar buchstäblich seit Jahren: Seit Mitte der 1980er Jahre ist bekannt, dass nicht-demokratische Staaten durch den Export von Öl und Gas zu einer autoritären, gewaltbereiten und verschwörungsmythologischen Struktur tendieren. So haben wir – der liberale Westen – durch unsere eigene Energiepolitik seit Jahrzehnten die Regime etwa der Sowjetunion massiv finanziert, über die wir uns dann gerne beklagten und die uns teilweise auch aktiv bekämpften!

 Politikwissenschaftlich schon fast ein “alter Hut”, aber konsequent missachtet – die Rentierstaatstheorie. Grafik: Michael Blume

Schon 2015 – also lange auch vor meiner Berufung als Landesregierungs-Beauftragter gegen Antisemitismus – bloggte ich hier wörtlich zur Frage “Warum fließt Blut für Öl?”:

“Wenn Sie in in Ihrem ganzen Leben nur eine einzige, politikwissenschaftliche Theorie kennenlernen und anwenden wollen – dann geben Sie, das erlaube ich mir zu bitten, der Rentierstaatstheorie diese Chance!”

Für jene, die nicht so gerne lesen, erstellte ich am 15.10.2015 (vor 6,5 Jahren…) ein YouTube-Video – das nach kurzem Start dümpelte, aber in den letzten Tagen endlich auch mehrere Hundert Mal abgerufen wurde…

Dazu gab es sogar vor sieben (!) Jahren ein längst vergriffenes sciebook mit dem Titel “Öl- und Glaubenskriege. Wie das schwarze Gold Politik, Wirtschaft und Religionen vergiftet mit eigenen Kapiteln zur Bedrohung durch Russland – das ich Ihnen hiermit als pdf zum kostenfreien Abruf einstelle. Wurde ja durchaus gut angenommen, aber… tja.

Lief durchaus erfolgreich: Mein sciebook “Öl- und Glaubenskriege” von 2015, vor 7 Jahren… Da längst vergriffen, hier gerne zum kostenlosen Download als pdf. eBook: Dr. Michael Blume

Nach dem Abschluss des Sonderkontingentes für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak widmete ich auch in Islam in der Krise” (Patmos 2017) ein ganzes Kapitel sowie einen Teil des Vorstellungsvideos der Rentierstaatstheorie. Die Stuttgarter Zeitung hatte am 22.10.2016 sogar einen Leserbrief von mir zum Thema in ihrer Printversion. Und neben zahlreichen Blogposts schrieb ich auch weitere Texte dazu (übrigens allesamt honorarfrei), etwa 2019 für die Salonkolumnisten – mit ausdrücklichem, auch grafischem Hinweis auf die Gefahren des Öl-Bündnisses der Rentierstaaten Russland und Iran!

Einer von vielen Tweets zur #Rentierstaatstheorie-Warnung bei den Salonkolumnisten. Screenshot: Dr. Michael Blume

Ach ja – und im Podcast “Verschwörungsfragen” stellte ich die Rentierstaatstheorie und militärische Abhängigkeit vom Öl im Kontext des wahnhaften und mörderischen NS-“Unternehmen Wüste” ebenfalls dar.

Mal abgesehen davon, dass ich selbst dann 2017 auf Elektromobilität umstellte und 2019 auch Vegetarier wurde – haben Sie das Gefühl, dass die ganze Aufklärungsarbeit viel bewirkt hätte? Haben nicht diejenigen Recht, die fragen, “was Wissenschaft bringt”? Haben linke, rechte, liberale Politiker:innen, haben größere Medien die Rentierstaatstheorie denn jemals aufgenommen? Selbst dann, als sie niedrigschwellig und kostenfrei digital zugänglich war?

Jetzt ist das Geschrei wieder groß, jetzt wird die verhängnisvolle energie- und sicherheitspolitische Flanke des Westens wieder lauthals beklagt und Menschen fürchten sich vor den Waffen, die wir der Sowjetunion, Russland und Wladimir Putin durch unsere eigenen Energie-Importe über Jahrzehnte hinweg finanziert haben!

Aber, wir, der Westen hätten es seit seit Jahrzehnten wissen können, die Rentierstaatstheorie war zigfach publiziert und wirklich kein Geheimnis – ich lernte sie schon im Politikwissenschaft-Studium an der Universität Tübingen kennen!

Und wenn es nur Nicht-Wissen gewesen wäre, dann könnten wir uns ja vielleicht damit herausreden, dass eben “die Wissenschaftskommunikation nicht geklappt hat”.

Nur ist die traurige Wahrheit: Teilweise wurde ich sogar noch von Leuten verhöhnt, die die Rentierstaatstheorie wahrgenommen haben müssen!

So reichte es dem nur angeblich pro-amerikanischen, tatsächlich aber rechtspopulistischen Blog “Achse des Guten” nicht aus, mich und meine Frau als “Meister Proper der Antisemitismusbekämpfung” anzugreifen. Nein, der WELT- und #Achgut-Kolumnist Henryk M. Broder brachte es noch fertig, mich vor wenigen Wochen (!) öffentlich mit dem Vorwurf zu verspotten, ich wäre wohl lieber der “Beauftragte der Landesregierung von Baden-Württemberg für globale Dekarbonisierung und Seltene Erden” geworden!

Ich verlinke ausnahmsweise zu diesem bizarren Spätwerk Broders, damit Sie ihn lesen und sichern können – denn mit einer aufrichtigen Entschuldigung durch die sog. “Achse des Guten” ist wohl kaum zu rechnen. Womöglich werden sie diese auch energie- und sicherheitspolitische Entgleisung aber im Hinblick auf die tatsächlichen Übergriffe Russlands auf die Ukraine wenigstens löschen. #Broderfail hier:

Der WELT-Kolumnist Henryk M. Broder verhöhnte mich noch Anfang 2022 für meine Arbeiten und Hinweise zur politikwissenschaftlichen Rentierstaatstheorie auf dem Rechtsaußen-Blog “Achse des Guten”. Screenshot: Dr. Michael Blume

Fazit

Angesichts des eingetretenen Ernstfalles, des völkerrechtswidrigen Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine und eines wahrscheinlichen Wirtschafts- und im schlimmsten Fall Weltkrieges kann ich denjenigen nicht mehr gut antworten, die mir sagen: “Öffentlichkeit, Medien und demokratische Politik haben die Wissenschaft – hier die Rentierstaatstheorie – seit Jahrzehnten weitgehend ignoriert, teilweise sogar verhöhnt.”

Ich muss zugeben: Das stimmt.

Und ich habe es mit allem – auch hier auf dem Blog gut dokumentierten – Einsatz bisher auch kaum verändern können. Selbst wenn es uns nochmal gelingen sollte, die schlimmsten Exzesse des tyrannischen Rentierstaatsbündnisses Russland – Iran einzuschränken, so muss ich doch skeptisch sein, ob wir endlich bereit sind, endlich auf die Klimakrise (die übrigens längst auch in Israel als “Bedrohung” anerkannt wurde) zu reagieren.

Wir haben gegenüber den Erkenntnissen der Wissenschaft versagt. Wir vollziehen gerade das Skript aus dem Film “Don’t look up!”. Und das kostet Unsummen und Menschenleben – schon jetzt und in Zukunft noch mehr…

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

40 Kommentare

  1. Putin bemühte sich in den letzten Jahren tatsächlich nicht mehr um die russische Industrie – ausser um den Bereich Öl und Gas in dem es eine enge Beziehung zwischen den besitzenden Oligarchen und dem Staat gab. Auch Gerhard Schröder ist als Gazprom-Lobbyist in diesem halbstaatlichen Bereich tätig.

    Diese Orientierung auf eine staatlich geprägte Ressourcenwirtschaft führt in Kombination mit der Überzeugung Putins, der Zusammenbruch der Sowjetunion sei die grösste Katastrophe im späten 20. Jahrhundert, dazu, dass Putin die Welt zunehmend durch die Brille eines Besitzers von Ressourcen sieht. Es geht ihm also darum Ressourcen auszubeuten und neue Ressourcen in den Machtbereich Russlands zu bringen. Dazu zählen auch Territorien. Zudem: Diese Art der Weltbetrachtung dominierte schon die späte Sowjetunion.

    Es gibt für Russland nur eine Lösung: Putin muss durch jemanden abgelöst werden, der nicht mehr in diesen Kategorien denkt. Zudem sollte es das zukünftige Russland mit einer echten und nicht mehr nur mit einer gelenkten Demokratie versuchen.

    • Vielen Dank, @Martin Holzherr. Dass Sie die Rentierstaatstheorie bereits 2015 nicht nur verstanden, sondern auch in einem „Kommentar des Jahres“ wiedergegeben haben, freut mich bis heute!

      https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/der-kommentar-jahres2015-martin-holzherr/

      Darf ich mit ehrlichem Interesse fragen, ob Sie in Ihrem persönlichen Lebenswandel aus dieser wissenschaftlichen Erkenntnis für sich Schlüsse gezogen haben? 💁‍♂️

      Ihnen auf jeden Fall Dank – Sie waren und sind hier ein Lichtblick…

      • Wird Wissenschaft beachtet?

        Dieses Thema ist wohl wissenschaftlich behandelt worden, aber die Schlußfolgerungen sind politische Ideologie – selbst die Ausgangsannahmen sind politisch bedingt. Wissenschaft meint, eine Lösung dafür gefunden zu haben. Aber politisch hat diese nur genausoviel Geltung, wie jede andere politische Entscheidung. Ganz abgesehen davon, das nun der Bürger wieder dafür verantwortlich gemacht werden soll, weil die Politik und die Wirtschaft es nicht besser wissen wollten.

        • Klar, @AndreWespu – empirische Wissenschaft beschreibt nur und ist also auf metaphysische Grundannahmen angewiesen. Dass Leben besser sei als Tod, dass Gesundheit besser sei als Krankheit oder dass Demokratie besser sei als Diktatur sind normative Setzungen.

          Von „Ideologie“ würde ich dennoch nicht sprechen, da sowohl die metaphysischen Grundannahmen wie auch die empirisch gewonnenen Theorien immer wieder hinterfragt, diskutiert und ggf. auch falsifiziert werden können. Sie selbst nutzen diese Freiheit ja auch gerade! Hier bin ich ganz beim Erkenntnis-durch-Falsifikation-Prinzip von Sir Karl Popper:

          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/wisskon21-karl-popper-und-das-kreuz-der-falsifikation-religion-wissenschaft/

          Danke für Ihr Interesse an den Grundfragen!

          • Verstecken sie sich doch nicht hinter Zynismus und anderen Namen und ihre Theologien, die sie nicht verstehen (oder verstehen und ausnutzen).

            Falsifikation ist pure Mysthik und weil sie Wirklichkeitsfolgen hat, ist sie auch Kriegswerkzeug.
            Das Widerlegen von Aussagen (in Anwendung der Falsifikation) ist keine Suche nach dem Substanzgehalt der Aussage, sondern die Suche nach dem Kryptonit des Aussagenden.

            Deswegen ist das Kreuz bei ihrem hochwohlgesonnenen rhetorischen Beitrag auch mit der Falsifikation verknüpft.

            Im Klartext: Falsifikation ist gleichbedeutend mit Kreuzigung. Und was war noch das mit der Wahrheitssuche? Genau, zweitrangig.
            Ey, nur mal ein Beispielszenario:
            Sie sind gesegnet mit der reinen Wahrheit und Erkenntnis?
            Versuchen sie sich selbst zu falsifizieren.

            Aus welchem Anlass sollte man sich auch selbst widerlegen? Ihre Existenz ist entweder unleugbar, oder sie ist fake sowieso und Fakes lassen sich ebenso wenig falsifizieren, weswegen die Falsifikation im Kontext der Wissenschaftlichkeit keinen Sinn ergibt.
            Sachfragen werden nicht “hinterfragt”, sie werden an ihren Bezügen und Einflüssen/Beeinflussungen richtiggestellt – solange, bis sie richtig sind.

            Übrigens ist die Falsifikation eng verwandt mit einer Aussage über wissenschaftliche Anerkennungsprozesse und Revolutions-Kontarevolutionen – die Formel lautet:
            Erst, wenn alle Kritiker verstummt (aka tod) sind, kann eine Theorie etabliert werden.
            Und solange wird “Falsifiziert”, bis das Kreuz, an dem sie geschlagen werden, vollgenagelt ist.

            In diesem Sinne wird gerade der Feminismus falsifiziert. Oder die Substanz Mitteleuropas (in Form von Demontage mitteleuropäischer Population, wie jetzt als letztes Segment: die Ukraine).

            Und das wesendlichste Detail an der ganzen Sache: Inexistenz kann nicht falsifiziert oder widerlegt werden.
            Weshalb massenmediale Inhalte immer einen falschen Zusammenhang haben, damit sie erst gar nicht angegriffen werden können – oder es viel weniger wert sind, angegriffen zu werden. Das klingt “kontraintuitiv”? Ist es aber nicht. Noch das dämlichste Theorem über irgendwas ist viel weniger Konfrontativ, als die pure Wahrheit und Wirklichkeit.

            Und: Daher ist Kreuzigung/Falsifikation überhaupt erst möglich. Dummschwätzer sind unangreifbar, denn sie schwätzen dummes Zeug, das keinen Zusammenhang und keine Aussagekraft über Wirklichkeit hat. Nicht, weil das dumme Zeug dummes aussagt. Nicht das dumme Zeug ist die Front, sondern der Dumme selbst.

            Das heisst: all diese wohlwollende Aktionismen gegen die Fakenews und “falschen Fakten” sind potentiel Anti-Wahrheitlich und dazu da, die Kinder der Welt vor der Wahrheit in Schutz zu nehmen.
            Deswegen kommen Pseudoscience-Aussagen auch so gut an. Auf beiden Seiten: Kritiker, die meinen, jetzt leichte Beute gegen Idioten (oder alternativ mal gegen die Wahrheit) gefunden zu haben, und Esotheriker, die nach Wahrheit suchen und in der Unwahrheit/im Fantastischen oder einem schönen Zusammenhang, der nicht zutreffend ist, einen aushaltbaren Glaubensinhalt gefunden zu haben, welcher aber erst dadurch eine Relevanz bekommt, weil er durch andere unter Beschuß ist.”Wird angefeindet? Muß ja was dran sein!”

            In diesem Sinne ist ihre “proudheit” wegen der Angriffe aus Broders Hexenküche dumme Einbildung und absolut kein sinnhafter Zusammenhang, der wegen der Anfeindung seine Wahrheit bezeugt habe.

            Sie entwickeln sich genauso in die absurdität hinein, wie jene, die sie früher selbst kritisiert haben, weil sie subastanzloses Zeugs fabulieren und dabei auch noch anmaßen, cool zu sein. Die Rache des gescholtenen Betas, der nach Falsifikation der Alphas nun gleiches tut, wie die verhassten der vorherigen, gekreuzigten Riege.
            Mit welchem Argument wollen sie sich als bessere Alternative präsentieren?

          • Alpha, Beta, Incel-Sprache – wie freundlich, dass Sie die Abneigung gegen „Feminismus“ und die wissenschaftliche Methode nach Popper in den gleichen Kommentar gepackt haben. Wollen Sie uns nicht gleich noch ausführen, was Sie von der Evolutionstheorie und von Covid19-Impfstoffen halten? Wir ahnen es…

    • Wer noch an Geo- oder Recourcenpolitik glaubt, hat seine Tassen im Schrank zu lange nicht neusortiert. Russland kann man mit nahezu unzweifelhafter Sicherheit Energieautonom nennen. Wenn alle ihre Fossilen Recourcen einst aufgebraucht haben, wird Russland noch fröhlich weiter Tanken können. Zumindest vor allem auch dann, wenn die Sanktionspolitik gegen russische Energieträger konsequenter wird.

      Das in der Ukraine offenbar große Gasvorkommen gefunden wurden, und alle jetzt denken, auch das sei dringender, motivierender Teil Russlands Interressen, der verkennt allerhand neuer politischer Strategie in der Moderne.

      Finden sie besser einen neuen Grund. Aber lassen sie sich nicht durch Putins Aussagen verleiten (etwa, das der Zusammenbruch der Sovjetunion dieses größte, schädlichste Ereignis des 20. Jahrhunderts war, das… xy Erklärung).

      Das ist kaum glaubhaft, denn wenn das so wäre, dann wäre er nie Teil der Geschichtsschreibung geworden. Für Putin war das keine Katastrophe, sondern ein Glücksfall. Aber natürlich kann man auch redlich bedauern, was geschehen ist, wenn man selbst der größte Profiteur gewesen ist. Und eigendlich scheint es mir so, als wäre sein Erfolg in der Stabilisierung Russlands ein wenig pures Glück gewesen. Es tut sich im Chaos doch kein Heiligenschein auf, der den Weg weisst, oder? Es hätte damals alles geschehen können. Inklusive, das Putin unter allerhand Räder geraten hätte können, wie viele andere.

      Und ich bin inzwischen auch der Auffassung, das an viel mehr Orten auf der Erde Öl, Gas oder Kohle in der Erdkruste steckt. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, das die Ölfirmen, die darauf spezialisiert sind, das Zeugs zu suchen, mit ihrer Suche auch politische Entscheidungen treffen. Etwa indem sie Entscheiden, wo man welches findet und wo nicht. Abgesehen davon, das sie schon dann eine Entscheidung treffen, wenn sie entscheiden, irgendwo gar nicht erst zu suchen. Für solche Seltsamkeiten gibt es einige Hinweise. Etwa Gas/Ölfelder, die an Staatsgrenzen plötzlich aufzuhören scheinen, wo die Geologie aber grenzübergreifend letztlich die gleiche ist.
      Eine solche Anomali befindet sich beispielsweise an der Grenze zwischen Uruguay und Brasilien, wo das Ölfeld an der Grenze zu Uruguay plötzlich aufzuhören scheint, obwohl die geologischen Verhältnisse sich gar nicht verändern.

  2. Danke für diesen interessanten Beitrag. Ein bisher wenig beachteter Effekt der Umstellung auf erneuerbare Energien ist die Unabhängigkeit von Produzenten der fossilen Brennstoffe, insbesondere Gas und Öl. Es ist sehr schade, dass die Energiewende von der deutschen Politik bisher so verzögert wurde, sonst wären wir in diesem Punkt schon weiter. Die Bedeutung der Energieunabhängigkeit wird uns ja zur Zeit eindrücklich demonstriert.

    • Danke, @Physiker. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass die so dringend notwendige Energiewende auch, aber nicht nur „von der deutschen Politik bisher so verzögert“ wurde. Auch Medien und Konzerne haben m.E. erheblich versagt. So musste ich mein Elektroauto noch 2017 bei einem französischen Anbieter kaufen, weil unsere hochgelobte & geförderte, deutsche Autoindustrie lieber Lobbyarbeit für die Ölverbrennung & Betrug an Abgaswerten betrieben hat, als ordentliche Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Dafür zahlen wir nun alle die Zeche: Finanziell (Benzin-, Energie- und Transportpreise), ökologisch und sogar militärisch.

      Weder den Mangel an fossiler Energie noch an Mikrochips haben die millionenschweren Vorstände der Konzerne mitsamt ihren Strategieabteilungen kommen sehen (wollen)…

      Mir sagt Ihr letzter Satz auch in seiner Trockenheit sehr zu: „Die Bedeutung der Energieunabhängigkeit wird uns ja zur Zeit eindrücklich demonstriert.“

      So ist es. Und wir haben uns das selbst eingebrockt und nicht nur Putins Truppen über unsere Tankstellen direkt finanziert…

  3. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Bei der GEZ, oder wie die heute heißt, schert mein Gejaule allerdings keinen, und von Brot gibt’s auch nur Krümel: Da bin ich Leibeigener, ich zahle, verteile aber nicht, hab auch nichts zu melden, weil ich mich dem System nicht entziehen kann. Die Öffentlich-Rechtlichen machen Programm für den Staat, denn der ist es, der den Futtertrog kontrolliert. Ich bin eine Ölquelle, die nicht versiegen kann. Könnte ich es, könnte ich streiken, könnte ich Einfluss nehmen. Das Streikrecht wird aber auch eingeschränkt, wenn die Mächtigen das Volk gar nicht brauchen, weil sie alternative Einkommensquellen haben – weniger Druckmöglichkeiten erlauben mehr Entrechtung. Ein Sklave lebt besser als ein Bettler, denn er hat mehr Einflussmöglichkeiten auf den Futtertrog. Doch auch da verteilt der Massa lieber Peitsche als Zuckerbrot.

    Die Rentiere und der Weihnachtsmann, der alle Geschenke ganz allein verteilt, dürften durchaus Einfluss auf die Entstehung autoritärer Systeme haben. Allerdings schwinden Arbeiterrechte auch, wenn sich mehrere Arbeiter um den gleichen Job prügeln müssen – da geht der an den Meistbietenden, den mit dem höchsten Arbeit/(Lohn+Rechte)-Quotienten. In dem Falle verteilt der Weihnachtsmann nicht das Geld, sondern die Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Streikrecht wird dadurch eingeschränkt, dass der Massa die Produktion einfach ins Ausland verlegen kann. Dies gilt allerdings nicht für super ausgebildete Fachkräfte, die sind Mangelware und heiß begehrt, weil keiner Bock hat, die super Ausbildung zu bezahlen. Hier verschiebt sich die Macht vom Massa weg.

    Mir fehlt hier das Feintuning. Was ist Demokratie anderes, als die Zusammenfassung des Volkes zu einem trägen, selbstverliebten Pascha, der keinen Finger rührt, bloß ständig wimmert, dass ihm die Höflinge Honig ums Maul schmieren, während sie hinter seinem Rücken seine Schatzkammer plündern, obwohl dieses System allein durch seine Launen aufrechterhalten wird? Wie sorge ich dafür, dass einer Demokratie eine fähige Regierung vorgesetzt wird, die trotzdem demokratisch legitimiert ist, wenn das bloße Wählen bloß momentane Launen und Gelüste von Mehrheiten befriedigt? Wie schütze ich Menschenrechte vor der Tyrannei der Mehrheiten? Je weniger ich aus allen Rahmen falle, desto öfter bin ich Souverän, doch Minderheiten haben wenig zu lachen – Saufen ist legal, Kiffen ist verboten, so als leichte Spitze eines schweren Eisberges. Wie verhindere ich, dass Menschenrechte nur für die Auserwählte Rasse gelten? Europa hat bereits de facto Todesschwadronen, die Flüchtlinge hinrichten, natürlich auf die europäisch-verheuchelte Weise, indem sie sie zum Sterben aufs Meer hinausjagen, ist ja keine Hinrichtung, wenn man nicht selbst abdrückt und sie eine Überlebenschance haben. Auch eine Art von Rentierstaat – wir haben die Macht, wir brauchen die Leute nicht, also behalten wir die Privilegien, die Demokratie, die Freiheit, den Rechtsstaat, für uns alleine. Gab’s schon, in Polen-Litauen. Zehn Prozent Adel bildeten ein Volk, das mehr von Demokratie, persönlicher Freiheit und Rechten verstand, als Westeuropa bislang gelernt hat. Der Himmel für den Adel, das Paradies für die Juden, das Fegefeuer für die Städter, die Hölle für die Bauern. Wobei „Paradies für die Juden“ hier überaus relativistisch zu verstehen ist, als der am wenigsten schlimme Ort weit und breit. Aber welcher Himmel und welches Paradies ist das nicht?

    Streiken können Flüchtlinge nur, indem sie sich weigern, draußen zu bleiben. Aber dafür hat man ja Zäune und Todesschwadronen. Europa ist ein Adelspalast voller Aristokraten, der Rote Tod Pöbel hat gefälligst draußen zu bleiben. Der Aristokrat mit der Ölquelle wirft wenigstens ein paar Groschen hin, wenn man ihn den Hintern küsst, wir sind so stolz auf unsere Heuchel-Werte, dass wir diese Dienstleistung nicht nur kostenlos erwarten, sondern sogar noch aus Dankbarkeit für einen Tritt in die Fresse. Warum sollte uns Putin eigentlich nicht schlachten, wenn er die Gelegenheit dazu hätte? Weil wir so sympathisch und menschlich sind zu allen, außer zu jenen, die nicht wir sind? Das ist Putin auch.

    Die Verachtung unserer eigenen Werte, der Wissenschaft, der staatlichen Ordnung, der Logik, die von Populisten wie Etablierten obszön zur Schau getragen wird und sich gegenseitig befeuert, ist Symptom, doch nicht Ursache, der gleichen Auflösungserscheinungen, die auch die Populisten an die Macht bringen und Räuber ermutigen. Ich meine, was sollen wir sonst tun, als uns an die wenigen Weihnachtsmänner heften, die wir noch haben? Die Wirtschaft, die viele Arbeiter brauchte, wandert zu Leuten ab, die weniger Rechte und Lohn haben wollen, im mittleren Osteuropa gibt es weder westliche Industrie noch russisches Gas, die Populisten dort fressen ihre eigenen Länder auf, das Volk hält zu ihnen, denn nur skrupelloser Eigenverzehr liefert noch genug Futter, im Westen ist’s noch nicht ganz so schlimm, geht aber in die Richtung, klar lockt die Schwäche Raubtiere an – was denn sonst? Sind die Russen denn schuld, dass wir ihr Gas gekauft haben, sodass sie sich Zähne und Klauen haben leisten können? Was sollen sie sich sonst leisten, da gibt’s nichts, wenn ein Russe Wirtschaft aufbauen will, wandert er nach Amerika aus. Zuhause lenkt Klimpern im Geldbeutel gleich die Aufmerksamkeit der Zaren und Bojaren auf ihn, die ihn sofort ausrauben, deswegen will er dort nichts leisten, deswegen müssen sich die Zaren und Bojaren alles krallen, was klimpert, wenn sie sich, nach all dem anderen Luxus, auch noch den Luxus eines Staates leisten wollen, da helfen auch alle Gasfelder nichts. Wie sollen die Russen da wegkommen, ihre Wirtschaft auf westliche Standards bringen, wenn die Weltwirtschaft selbst die westliche auf russische Standards zwingt?

    Können wir von der ganzen Welt verlangen, dass sie sich unserer Dämlichkeit unterwirft, nur, damit wir die Welt beherrschen, statt davon zu profitieren, um sie selbst zu beherrschen? Das Argument Ethik fällt jedenfalls von Tag zu Tag flacher.

    Im Allgemeinen würde ich sagen: Die Rentierstaat-Theorie erklärt mir, wie das Gestern zum Ausgangspunkt für Heute wurde. Sie erklärt mir nicht mehr das Heute. Denn heute überlagert sie sich mit anderen Faktoren, die die Bildung von Diktaturen begünstigen. Wenn Sie sich all diese Weihnachtsmänner angucken – sie sind alle sehr militaristisch drauf. Sie können ihre Macht nicht halten, ohne Dauerkrieg vorzutäuschen, ständig muss das Volk gegen eine imaginäre äußere Bedrohung zusammenhalten. Sie simulieren eine Zeit der Not, in der alle dem Alphatier gehorchen müssen, weil das im Krieg am besten funktioniert. Heute verdrängt echte Not die Simulation. Früher hatte der Westen Angst vor den Russen. Heute kommen die Russen. Und wir spüren den Mangel an koordiniertem, zentral abgesprochenem Handeln deutlich. Wir sehen, wie die Staaten, die ihre Wirtschaft auf der rücksichtslosen Plünderung der Natur aufgebaut haben, alle schwanken, ob diese Ausbeutung durch wenige Ölquellen oder viele Handwerker erfolgte. Das vielversprechendste Geschäftsmodell ist die Raubwirtschaft, das rücksichtslose Plündern dessen, was die Menschen in den fetten Jahren angesammelt haben. Parallel dazu das gewaltsame Ausschalten der Konkurrenz beim Plündern der Natur. Und da sind die militaristisch-zentralisierten Rentierstaaten durch die viele Übung im Simulator besser darauf vorbereitet.

    Die Schwerter sind die neuen Pflugscharen und die Menschen die Felder, die es auszuweiden gilt. Wir werden alle Faschisten oder das Futter für Faschisten. Es muss nicht so kommen, doch das ist der Kurs, dem wir bisher folgen.

    • Wow, @Paul S: Da haben Sie aber lange in der Kartoffelsuppe gerührt, bis endlich alles zum gleichen Brei wurde. Von der GEZ bis zum Faschismus, von sozialer Marktwirtschaft bis rassistischer Sklaverei, alles ein großes Einerlei. Und wir seien doch alle irgendwie Opfer, auch als Täter…

      Die kritische Ansage von Jan Böhmermann zur ÖRR-Insta-Story rund um Sophie Scholl auf Instagram könnte Sie interessieren & womöglich gar berühren:

      https://youtu.be/rx8HZ0rnRxA

      Herzliche Grüße

      • Sehr geehrter Herr Blume,
        @Paul S hat da zwar – auch aus meiner Sicht/Lesung – so einiges zusammengerührt, das ändert aber nichts daran, das einige Aussagen und Folgerungen mit der Realität übereinstimmen und “unsere” Demokratie bei einigen der kritisierten Verhaltensweisen weder mit Rechtsstaatlichkeit noch anderen “Werten” irgendwie in zusammen passen.
        Das ganze daher als “Kartoffelsuppe” ab zu tun – na ja.

        • Sie können unsere Demokratie gerne entlang Ihres Profilnamens verachten, @KeineAhnungDavonviel! Aber respektlose Sprüche über Kartoffeln 🥔 und Suppe 🥣 verbitte ich mir! 😉🤣🇩🇪🇪🇺🧡

      • Einerseits ist es wohl so, dass die Kommunikation seitens der Wissenschaft nicht erfolgreich war. Andererseits haben diejenigen, die die Erkenntnisse von WissenschaftlerInnen hätten weitergeben können oder müssen (ich denke da an Journalisten) wohl aus verschiedenen Gründen ihre Arbeit nicht zufriedenstellend gemacht.
        Die Notwendigkeit von Veränderungen auf dem Energiesektor, also weg von Öl und Gas, wurde aber von Akteuren wie achgut zusätzlich noch torpediert.
        Wir befinden uns in einer Zeit, die größere Anforderungen an uns alle stellt. Manche Menschen fehlt die Bildung, um die Sachverhalte zu begreifen. Andere, die die Probleme realisieren und verstehen, haben möglicherweise Angst vor den Veränderungen. Ich befürchte, in beiden Fällen hilft die beste Kommunikation der Wissenschaft nicht.
        Auch die Politik hat lange den Kopf in den Sand gesteckt. Aus Sorge, Wahlen zu verlieren oder in unserer Zeit vor den Wutbürgern. PolitikerInnen, die etwas ändern wollen, müssen Angst haben vor auch tätlichen Angriffen.
        Um so wichtiger ist es, dass
        – weiterhin kommuniziert wird
        – in verständlicher Sprache
        – dies in verschiedenen Medien geschieht.
        Vorträge, Zeitungsartikel, Social Media.
        Lobbyarbeit bei Parlamentariern.
        Über die Kultusministerien Initiativen starten, z.B. in Gemeinschaftskunde oder in schulischen AGs wie Politik durch entsprechendes Material die Rentierstaatstheorie vermitteln.
        Wissenschaft rausgeht aus dem Elfenbeinturm!
        Die Kirchen mit einbeziehen. Bewahrung der Schöpfung. So wie Ihre Botschaft bei den Nachtschicht Gottesdiensten.
        Ich setze meine Hoffnung auf die jüngere Generation.
        Wir schaffen es gemeinsam. Mit Toleranz, ohne Denkverbote, Wissenschaft, die nicht durch finanziellen oder pol. Druck beschränkt wird.
        Wissenschaft muss aber auch über ihre Grenzen reden, was man noch nicht weiß.
        Ich hoffe vor allem darüber hinaus, dass ForscherInnen unliebsame Wahrheiten aussprechen können, ohne dafür in ihrer körperlichen Unversehrtheit bedroht zu werden. Da sind Ermittlungsbehörden und die Justiz gefragt.
        Das sind nur ein paar wenige Ideen. Es wäre schön, wenn sich manches davon erfolgreich umsetzen ließe.

        • Vielen Dank für die Beobachtungen & Ermutigungen, @Marie H. 🙏

          Ja, ich stimme zu: Auch wenn die energiepolitische Wissenschaftskommunikation über Jahrzehnte fossil torpediert wurde, gibt uns das nicht das Recht, aufzugeben – im Gegenteil. Was wäre denn gewonnen, wenn Menschen nur das Leichte tun?

          Immerhin investiert inzwischen auch die KKR-Anlagefirma in Erneuerbare Friedensenergien wie hier in ein indisches Solarunternehmen:

          https://www.vccircle.com/kkrcontrolled-indigrid-inks-199-mn-deal-to-acquire-solar-asset

          Es ist zu hoffen, dass sich dies zukünftig in weniger fossiler Kommunikation jener Medien niederschlägt, an denen KKR (Kohlberg Kravis Roberts) Anteile hält, vgl. hier:

          https://de.m.wikipedia.org/wiki/Axel_Springer_SE

          Aber selbst wenn nicht: den Einsatz für eine post-fossile Friedensbewegung werde ich so oder so fortsetzen.

  4. Die sog. Rentierstaatstheorie ist interessant, beachtenswert, sie weist auf bestimmte Aspekte des Staatswesens hin, die demokratieschädigend sein könnten bzw. hinderlich dabei sein könnten eine Demokratie aufzusetzen.

    Vgl. auch so :

    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Rentier_state

    Diese Theorie ist aber nicht immer ausreichend, so kann bspw. die in den jeweiligen Staaten gepflegte Kultur wie gemeint überschreiben.
    (China lebt sozusagen nicht vom Erdöl und vom Erdgas, sondern von der teils – im real existierenden Kommunismus! – freien Marktwirtschaft.)


    Der in der BRD weltberühmte Journalist Henryk M. Broder steht politisch nicht rechts, er selbst verortete sich (vor vielleicht zehn Jahren noch) politisch links, was nicht ganz stimmen kann, ist aber womöglich einer der besten d-sprachigen Journalisten und wenn er sich – so die diesseitige Sicht – beim hier ebenfalls sehr geschätzten Michael Blume verrennt, dann irrt er womöglich nur.

    Mit freundlichen Grüßen und weiterhin viel Erfolg, danke für die kreativen Einschätzungen
    Dr. Webbaer

    • Danke für den Kommentar, @Webbaer

      Ja, die Rentierstaatstheorie hat „nur“ einen begrenzten Erklärhorizont, wie sich ja auch die Evolutionstheorie und die Einsteinschen Relativitätstheorien nicht gegenseitig erklären. Warum sollten sie auch? Sie sind keine Weltformeln.

      Und Broder, tja – früher habe ich ihn auch sehr gerne gelesen, habe auch Bücher von ihm. Und dann begann sein langer Marsch nach rechts-unten. Eine klassische Altersradikalisierung, wie sie ja leider viele von uns Männern erfasst. Seine „denkwürdigen“ Auftritte erst bei der AfD, zwischenzeitlich bei Servus.TV und dann im Kontext von Querdenken-Aufmärschen sprachen ja leider für sich:

      https://twitter.com/pr_independent/status/1399490879484792834

      Ich habe mich bemüht, Broder aus Respekt vor seinem Alter und Lebenswerk nicht anzugehen. Dass er mich angriff – okay, er hat ja auch einen bizarren Rechtsstreit gegen Claudia Roth krachend verloren. Aber dass er noch vor wenigen Wochen, als über den Rentierstaat Iran und über Russlands Nord Stream 2 längst diskutiert wurde, über meine wissenschaftlich informierten Texte zu Erneuerbaren Energien höhnte, zeigt einfach, dass er sich auch inhaltlich völlig verrannt hat. Schade.

      • Henryk M. Broder “seifte” sie ein wenig ein, lieber Herr Dr. Michael Blume, mehr ist eigentlich nicht los, ‘verhöhnte’ sie vielleicht, ließ auch einen “Experten” bei der sog. Achse des Guten auf sie los, der weitgehend Einschätzungen anderer kolportiert (“zusammen getragen”) hat, ohne substanziell zu werden :

        Sie sehen sich (aus diesseitiger Sicht) zurecht beleidigt, Dr. Webbaer rät aber an dies unter “Folklore” zu buchen.
        Broder ist ein Rechthaber, der oft recht hat, ein, wie einige meinen, großartiger Journalist, sicherlich nicht immer fair, auch womöglich nicht immer i.p. Bildung günstig am Start, aber schon ein Gegner, auf den stolz geworden sein darf. [1]

        Mit freundlichen Grüßen
        Dr. Webbaer (der sich vor ca. zehn Jahren mit “Henk”, wie Dr. W ihn freundlich nennt auseinandergesetzt hat, auch per E-Mail, auch recht schnell verdammt worden ist, wobei Dr. W abär dies leicht abgetan hat, in etwa so wie dieser hier – “Karl Kraus” und so, ginge dieser Vergleich?)

        PS:
        Antwort nicht erforderlich, beißen Sie sich bitte bloß nicht an “Henk” fest, “Henk” ist nicht immer fair, mehr ist nicht los.

          • Also, weil dort jetzt noch einmal gegen Sie, lieber Herr Dr. Michael Blume, nachgekartet worden ist, ein Webverweis erfolgt nicht, eine ganz klare Aussage von Dr. Webbaer :

            Die Vorwürfe gegen Sie sind haltlos, kA, wie überhaupt auf derartig abwegige Idee gekommen werden konnte, Sie lassen doch keinen Zweifel daran, wie Sie gegen Antisemitismus (auch gegen sog. Antizionismus) sind und dies gerade auch im Amt.
            Dr. Webbaer freut sich darüber Sie schon lange zu kennen.

            (Antisemitismus fängt damit an Juden anders zu behandeln als Andere, nur weil Sie Juden sind, wie einmal ein kluger Mensch gesagt hat; es darf auch gegen (einzelne >:-> ) Juden gekeilt werden, sie dürfen politisch (gar als “rechtsextrem”) eingeordnet werden (Dr. Webbaer folgt derartiger Einschätzung meist nicht), aber so wird doch nur gezeigt, dass unabhängig von der Herkunft eingeschätzt wird – wie es sich genau so auch gehört.)

            Mit freundlichen Grüßen
            Dr. Webbaer

          • Selbstverständlich, @Webbaer.

            Ich bin auch entsetzt, wie höhnisch gewählte Vertreter:innen jüdischer Gemeinden in Deutschland von Identitären angegangen werden.

            Doch auch der demokratische Staat Israel 🇮🇱 kommt ja nicht um eine Auseinandersetzung mit Extremist:innen herum, die u.a. Terroranschläge verübt und Ministerpräsident Rabin ermordet haben.

            Es wird mir immer eine Ehre sein, als Demokrat extremen Dualist:innen aller Lager unerschrocken entgegen zu treten. Offensichtlich erziele ich dabei mehr Wirkung als gedacht…

            Ein aktueller, intensiver Podcast aus der Bibliothek der Synagoge Stuttgart: https://player.fm/series/sprichstuttgart/folge-45-dr-michael-blume-zu-gast-bei-sprichstuttgart

          • Ja, danke, Dr. Webbaer hat mal reingehört, kleines Transkript an dieser Stelle :

            Barbara Traub : Wenn Sie die Freiheit und Glaube, Liebe, Hoffnung weiter geben an Ihre Kinder, frag ich mich, kann das ja Fluch und Segen zugleich sein, denn sone Freiheit ist ja auch durchaus, man braucht ja irgendwo Halt, und wenn Sie den Kindern mitgeben, dass de facto sie frei wählen können, in welcher Religion sie sich zu Hause fühlen oder in welchem Glauben sie sich zu Hause fühlen, wie fangen Sie das auf in der Familie?
            Michael Blume : Ich glaube tatsächlich, dass das eines der ganz großen Themen ist, unserer Zeit, die noch nicht so richtig gesehen werden, es beklagen sich Leute, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird und ich glaube das stimmt, wir haben einen Fortschritt der Wissenschaften, und das ist gut so, vor hundert Jahren konnten Leute noch sagen, Frauen wären dümmer als Männer, oder Europäer wären Afrikanerinnen genetisch überlegen, oder die “Protokolle der Weisen von Zion”, diese Fälschung, die wären echt, all das kann man heute nicht mehr sagen, und das ist gut so, weil wir einen Fortschritt haben an Erkenntnis, Wissen und sagen : “Nein, Stop!”, ja, das ist einfach nicht wahr, und wenn Du das sagst, werden wir Dir widersprechen – und das kann auch Folgen haben.


            Derartige Aussagen machen einige sozusagen heiß, wenn es darum geht, was gesagt werden darf, und dass sich Folgen [Auszeichnung des Textes : Dr. Webbaer] ergeben könnten, wenn doch die Wahrheit [TM – Ergänzung : Dr. Webbaer] klar sei.

            Dies nur als Beispiel dafür, warum sich einige übermäßig an Ihrer Person erregen könnten, Dr. Webbaer ist bekanntlich weitgehend indolent, wie der hier in etwa, dies als mögliche Erklärung dafür, es gibt sozusagen n weitere ähnliche Beispiele, die beigebracht werden könnten, dass sich welche aufregen.

            Mit Ihnen kann sich vernünftig auseinander gesetzt werden, no problemo hier, Dr. W sucht nur nach einer Erklärung dafür, dass einige sozusagen durchdrehen.

            Mit freundlichen Grüßen
            Dr. Webbaer (diese Nachricht muss nicht veröffentlicht werden, wenn so Schaden entstehen könnte, no problemo hier)

          • Danke, @Webbaer. Ja, die Einschränkung der Meinungsfreiheit durch Fortschritte der Wissenschaften halte ich tatsächlich für ein noch enorm unterschätztes Thema. Vieles, was vor 100 Jahren noch mein- und sagbar war, ist es heute nicht mehr. Ich halte das für richtig, doch sollten die emotionalen, kognitiven und sozialen „Kosten“ dieses Erkenntnisfortschrittes endlich breiter und ehrlicher wahrgenommen werden.

            Aber die einleitende Frage dazu kam doch nicht von Barbara Traub, oder? 💁‍♂️

          • Ab 54:58 in diesem sog. Podcast :

            -> https://player.fm/series/sprichstuttgart/folge-45-dr-michael-blume-zu-gast-bei-sprichstuttgart

            (Dies zu Ihrer kleinen Nachfrage : ‘Aber die einleitende Frage dazu kam doch nicht von Barbara Traub, oder?’ [1])

            Ansonsten möchte Dr. Webbaer an dieser Stelle gerne noch, äh, eingerückt sehen, dass ‘Wahrheit’ am besten weltlich [2] nicht behauptet wird und die Verbreitung von Unwahrheit am allerbesten sozusagen nicht sanktioniert wird.

            Mit freundlichen Grüßen
            Dr. Webbaer

            [1]
            Webbaeren in puncto Erzeugung von sog. Transkripten vglw. gut sein.

            [2]
            ‘Wahrheit’ existiert in tautologischen Systemen, wie der Mathematik beispielsweise, wenn dort ein Wahrheitswert gepflegt wird, in den Naturwissenschaften wird (aus gutem Grunde) seit längerer Zeit nicht mehr verifiziert, sondern die Falsifikation von theoretischem Konstrukt gesucht.
            Statt von ‘Wahrheit’ wird naturwissenschaftlich gerne von empirisch angehäufter Evidenz geredet, die den Nutzer der Naturwissenschaften sozusagen versichert, aber die mögliche Falsifikation von Theorie nicht ausschließt.
            Wobei Dr. Webbaer bei Ihnen, lieber Herr Dr. Michael Blume, mit derartiger kleiner Anmerkung, auch Poppers Falsifikationismus meinend, sicherlich nur offene Türen einrennt.

          • Nein und Ja, lieber @Webbaer. Der poppersche Falsifikationismus behauptet nicht, dass es keine Wahrheit gäbe – sondern dass wir uns ihr nur annähern können. Das ist ein vermeintlich kleiner, tatsächlich aber riesiger Unterschied. Spreche ja sogar von einem „Zeitalter der Falsifikation“ – das notwendig auch auf eine Einschränkung von Meinungsfreiheit vor allem für früher Privilegierte bedeutet!

            https://m.youtube.com/watch?v=pk7ih1sgUCw

    • Meine Meinung ist dazu, daß diese Theorie fehlerhaft ist. Zuerst gibt es einfach Gegenbeispiele wie Kanada oder Norwegen, die man doch als demokratisch bezeichnen kann, obwohl sie nicht unerhebliche Einnahmen aus Öl- und Gasförderung diesen Staaten zufliessen. Andererseits waren die bekannte Ölförderländer im Nahen Osten schon vorher feudalistisch und bleiben dies bis heute. Und ob der Umstieg solcher sonnenreichen Länder auf EEG und Export von Wasserstoff diese Ländr demokratisiert, ist auch fraglich.

      Gruß
      Rudi Knoth

      • Nö, @Rudi Knoth: Gerade auch Norwegen hat Fonds-Sicherungen eingebaut, die Niederlande, Kanada und die USA sind negativ betroffen und mussten bzw. müssen Ihre demokratischen Strukturen verteidigen. Die Tendenz(!)-Prognose der Rentierstaatstheorie wird also auch hier sauber bestätigt.

        Aber, keine Sorge, ich gehe nicht davon aus, dass sehr vielen eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Rentierstaatstheorie gelingt. Wie schmerzhaft das auch rückblickend ist, habe ich ja auch am eigenen Leib erfahren. Die meisten werden auf die leichtere Abwehr von Fakten setzen.

        • Nein, ihre “Fakten” sind Korellationen. Was norwegische Fonds-Sicherungen (?) mit Rentier-Syndrom zu tun hat, müssten sie mal kurz erläutern. Die USA sind seit unzähligen centurien sowieso im Krieg. Das sie zwischendurch mal ein wenig ihre “Demokratie” verteidigen müssen, liegt in der Natur der Sache.
          Die Niederlande oder Frankreich mussten gar nichts verteidigen, denn eine wesendliche Strategie ist, die Desensibilisierung durch Crisis-acting. Also das Aufstellen einer (rechtsradikalen) Opposition. In Deutschland ist das ja auch geschehen. Ich glaube zwar noch daran, das die Partei aus Idealismus gegründet wurde, aber auf jeden Fall dann übernommen wurde zum Darstellen der Opposition rechts von den Traditions-Konservativen.

          Der Grund dafür ist simpel: Phasenweise gehen Prozesse duirch die Population, aus denen dann radikalisierte hervorgehen. In den islamischen Staaten ist das politische System starr, weswegen diese nie irgendwie irgendwo aufgefangen werden können (was gleichbedeutend mit Kontrolle ist). Solche Länder bekommen dann schnell Nachwuchs für den stereotypen Terrorismus (Bombe, Kalschnikow und so), was eine schlüssige Tendenz ist. Ausserdem eine Recource. Sie wissen schon: Nachhaltige Wirtschaft (mit den verfügbaren Recourcen/Humankapital). Und mit den Radikalisierten kann man dann auch ideelle Feinde destabilisieren… oder was auch immer mit ihnen anfangen. Was gar nicht geht: Sie im Lande ohne ideelle und konspirative Kontrolle aus den Augen verlieren.

          Und ihre erneut rausgehauene tautologische Teflon-Absicherung funktioniert immer noch nicht. Ein Gelingen ist nicht von Argumenten abhängig und sowieso sind politisch Argumente Geschmackssache. Und nicht jeder muß jedem schmecken.
          Ausserdem haben sie selbst also schon auf Konfrontation umgestellt, wo sie doch ein Mensch der Hoffnung sind, oder? Es ist Zeugnis von üblem Habitus, wenn man den heiligenschein zu tragen vorgibt, aber ideologisch jeden Menschen in den Abgrund wünscht. Und sagen sie nicht, das dem nicht so ist. Nur Leidende haben solche teuflischen Abgründe nicht.
          Menschen lernen langsam in die Welt hinein zu wachsen und sich anzupassen. Daraus entsteht eine gut geübte Rhetorik und Habitus, die Heiligkeit vorgaukeln soll, aber im Hinterkopf nur Verachtung für Distanzierte hegt. Das ist das Resultat aus unterdrückter Machtsehnsucht, welche im Unbewussten eine Trennung vom Sein zum Schein erzwingt, weil der “Demokrat” natürlich jedem gutes wünscht (wünschen muß). Denn sonst wäre er kein Demokrat… oder was auch immer das sein soll.
          Und seit wann sie wohl diesen Machthunger verspühren? Gute Frage.

          • Wow, Danke, @AndreWespu. Es ist zwar schwierig, Ihren Ausführungen irgendeinen klaren Gedanken außer der Ablehnung liberaler Demokratien zu entnehmen – aber Ihre Kommentare bieten reichlich Einblicke in wirres Verschwörungsdenken. Wenn Sie das demonstrieren wollten, so ist Ihnen das gelungen…

    • @Dr.Webbaer – nur weil es realexistierender Sozailismus heißt, muss da irgendetwas von Marx drin sein, die reale Politik Chinas erinnert mich mehr an die Kriegswirtschaft der NS-Zeit bis .9.1939.

  5. „keine Weltformel“
    die Krise ist da und nur wenige bemerken sie. Genauer müssten wir sagen, die Krisen sind da. Wir haben eine Gesundheitskrise, Pandemie genannt, wir haben eine Müllkrise, wir haben eine Rohstoffkrise, wir haben eine Friedenskrise wir haben noch die Klimakatastrophe und eine Krise der objektiven Berichterstattung.

    Mit der Rentierstaatentheorie können wir gleich vier Bedrohungen auf einmal erklären, die Rohstoffkrise, die Friedenskrise ,die Klimakrise und den Mangel an objektiver Berichterstattung.

    Die Krisen hängen alle voneinander ab, die Pandemie führt ein Eigenleben, man kann sogar sagen sie wirkt positiv, weil sich die Völker der Erde hierbei einig sind.

    Die Gretchenfrage, „wird Wissenschaft beachtet“, ja ,sie wird beachtet, aber es werden die notwendigen Konsequenzen nur halbherzig durchgeführt.
    Beispiel Müllaufkommen: Seit 2000 hat sich das Müllaufkommen verdoppelt, die Reaktion, die Trinkröhrchen aus Plastik wurden verboten.

    Beispiel Klimakatastrophe: Die Einführung der Elektroautos, aber gleichzeitig die Vergrößerung der SUV auf über 2 Tonnen !

    Beispiel Friedenskrise, die dem Denken wirtschaftlicher Einflussnahme entspringt und gleichzeitig militärisch abgesichert sein will. Die Ukraine nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein. Rußland befürchtet langfristig eine Ausdehnung der EU bis zum Don. In Gefolgschaft mit der Nato.

    Die nächste offene Baustelle ist Taiwan, auf das China Anspruch erhebt.
    Positiv anzumerken, wir haben die UNO und wir haben die internationalen Börsen. Fallenden Aktienkursen oder Verwerfungen der Devisenkurse müssen sich selbst die Weltmächte beugen.
    Letzte Anmerkung: Ein Großteil der Devisenreserven Chinas sind in Dollar angelegt.!!

  6. @hwied 23.02. 11:49

    „Mit der Rentierstaatentheorie können wir gleich vier Bedrohungen auf einmal erklären, die Rohstoffkrise, die Friedenskrise ,die Klimakrise und den Mangel an objektiver Berichterstattung.“

    Die Erklärungskraft ist gegeben, die Konsequenzen daraus sind jetzt aber weniger eindeutig. Die Energiewende wird wohl Fortschritte mit sich bringen. Aber zunächst bleiben nun wertvolle Rohstoffe übrig. Und zusätzlich meine ich auch eine Tendenz des Westen zu beobachten, dass wir keineswegs die Eigenwirtschaft in den „Entwicklungsländern“ fördern, im dem Sinne das wir die gerne kleinhalten, soweit das möglich ist, um selber mehr exportieren zu können.

    Hierbei geht es wohl auch um Arbeitsplätze, weniger um Profit.

    Und was mir noch Sorgen macht, ist dass Ackerland zukünftig wesentlich wertvoller werden kann als derzeit, und damit auch zu einer Ressource, um die es sich (wieder) zu kämpfen lohnt. Man bedenke, dass derzeit ca. 10 % des Erlöses in der Landwirtschaft nur an den Landbesitzer geht, die andern 90 % gehen für die Bestellung des Landes drauf. Wenn sich jetzt der Weltmarktpreis verdoppelt, bleiben die Bestellungskosten gleich, und entsprechend steigen die Erlöse aus dem Landbesitz auf 55 %. Das macht einen gewaltigen Unterschied.

    Entsprechend des Appetits in China und anderen ehemaligen armen Ländern, die sich vermehrt Fleisch leisten können, sind wohl die Weltmarktpreise tatsächlich in Bewegung nach oben.

    Sollte sich das einstellen, was ich befürchte, dann haben wir eben in den Profiten aus Ackerlandbesitz eine neuen Ressource, die rentiert.

    • @Tobias Jeckenburger

      Diese Konsequenzen sind nicht mehr weit weg: Länder auf dem eurasischen Gürtel wie auch die Türkei werden immer abhängiger von Getreide etwa aus der Ukraine und Russland. Ein Krieg mit Embargos würde die Inflation und Verarmung weiter eskalieren, was einen Teil von Erdogans Appellen gegen Putin erklärt.

      Auch hier gilt das wissenschaftlich längst Geklärte: Für jedes Kilo Fleisch braucht es mehrere Kilo Futtermittel, also Energie, Wasser, Ackerflächen. Selbst das brave Umweltbundesamt erfleht längst eine Halbierung des deutschen Fleischverzehrs. Aber die meisten von uns blocken / blunten das weg…

  7. “Selbst das brave Umweltbundesamt erfleht längst eine Halbierung des deutschen Fleischverzehrs. Aber die meisten von uns blocken / blunten das weg…”

    Ich habe meinen Fleischverbrauch reduziert, Mittags nur ein bis zweimal in der Woche Fleisch und abends etwas auf’s Brot.

    Wir kriegen das Problem aber nicht mit Apellen an den Einzelnen in den Griff. Es müsste gesetzlich geregelt werden, dass die Fleischproduktion (für den Export) und der Fleischkonsum um 50% reduziert werden. Anders geht es nicht, meiner Meinung nach.

    • Ja, @Paul Stefan – für wirklich durchgreifende Wirkungen braucht es immer sowohl individuelle wie strukturelle Maßnahmen. Individuell können wir einiges, aber nie genug bewegen. Auch zum Beispiel bei Tabak oder Alkohol haben erst Kombinationen aus erhöhten Steuern, Aufklärung und Werbeverboten die Schäden minimieren können, ohne jede Freiheit zu ersticken. Die Widerstände der Lobbys sind erheblich, klar.

      Vielen Dank für Ihren konstruktiven Kommentar!

  8. @Michael 23.02. 15:22

    „Selbst das brave Umweltbundesamt erfleht längst eine Halbierung des deutschen Fleischverzehrs. Aber die meisten von uns blocken / blunten das weg…“

    Ich esse wirklich gut und gerne, auch Fleisch. Es gefiele mir überhaupt nicht, auf Fleisch zu verzichten, auch eine Halbierung wäre eine küchenmäßige Herausforderung für mich. Wenn die Preise entsprechend steigen würden, trifft es natürlich wieder mal erst die, die weniger Geld haben. Naja, so ist das eben.

    Es gibt sicher noch ein paar andere Maßnahmen, also vor allem erst einmal weniger wegzuwerfen. Oder Insekten zu züchten, da halte ich viel von, weil das wär mal rein kulinarisch schon mal was Neues. Dann gibt es noch die Möglichkeit Bakterien in großen Tanks zu züchten, die direkt mit grünem Wasserstoff ernährt werden, ohne das hier irgendwelches Land für die Photosynthese bebaut werden muss.

    Es gibt also schon Hoffnung, dass sich die Weltmarktpreise nicht so sehr steigern, dass hier Landbesitz so attraktiv wird, dass er wie Öleinnahmen wirkt und Rentierstaaten füttert.

    Auch würde schon ein moderat höher Weltmarktpreis etwa die Anbaumethoden in Afrika durchgreifend verbessern und die Erträge vervielfachen können. Hier ist China wohl durchaus aktiv, weil es in China inzwischen einen erheblichen Importbedarf für Lebensmittel gibt.

    Anderseits, gibt es nicht auch noch andere Wege, ein vernünftiges Staatswesen hinzubekommen, auch wenn hier entsprechend rentierende Einnahmen zur Verfügung stehen? Das kanns doch irgendwie nicht sein. Schließlich steht es jedem Rentierstaat frei, sich auch um einen florierenden Wirtschaftssektor zu kümmern, der gerade mit Hilfe von Rohstoffeinnahmen auch angeschoben werden könnte.

    Sind nicht vielleicht gerade wir in der Lage, eine ganz andere Entwicklungspolitik zu machen, die die produzierende Wirtschaft in den Ländern gezielt fördert? Neben Bildung und Wissenstransfer wäre eben auch die politischen Stabilität zu fördern, vermutlich.

    Gerade im nahen Osten hat man mit dem Ende der Kolonialisierung die Grenzen wohl absichtlich so gezogen, damit eben die zu erwartenden Öleinnahmen nicht zur Modernisierung der ganzen Region genutzt werden, sondern gerade damit sich die Einzelstaaten möglichst lange gegenseitig bekämpfen.

    Und auch die Sowjetunion ist im Kalten Krieg militärisch so unter Druck gesetzt worden, dass sie an den eigenen Rüstungsausgaben pleite gegangen ist. Inzwischen sind die ein Rentierstaat geworden, dass hätte aber auch anders kommen können.

    Na und China ist es schon mal nicht, die erarbeiten sich einfach ihren Wohlstand. Vielleicht machen die ja jetzt eine bessere Entwicklungspolitik. Immerhin wissen die selber, wie man aus der Armut mittels eigener Anstrengung herauskommt. Wenn das dann mehr Wohlstand nach Afrika bringt, und dort in der Folge mal das Bevölkerungswachstum aufhört, dann hat die ganze Welt was davon.

  9. Ich bin alt genug um mich an die erste Ölkrise 1973 zu erinnern. Alle Erwachsenen sprachen davon, was man tun müsse um die OPEC (man sagte “die Scheichs”) zu besänftigen, damit wir unseren Wohlstand retten.
    Immer wieder seit dem frage ich mich, was wohl geschehen wäre, wenn man die verfügbaren Ingenieursleistungen dazu verwendet hätte, aus dieser Abhängigkeit (die zum gegenseitigen Nachteil ist) heraus zu kommen, andere Wege zu suchen.
    Doch selbst heute noch steht zu oft noch die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit der fossilen Energieträger im Mittelpunkt der Debatte; dabei zündeln wir damit doch nur an dem Lotterbett auf dem wir es uns bequem gemacht haben.

    • Ja, @PrinterAngel – so ist es. Ich bin wirklich frustriert, dass sowohl das wissenschaftliche wie auch das technologische Potential des Westens kaum genutzt worden ist, um die Demokratie zu fördern und auch die Klimakrise zu bremsen.

      Jetzt sprechen die Waffen und ich halte eine weltweite Energiekrise, eskalierende Flüchtlingsströme, eine Getreidemittel-Knappheit im eurasischen Gürtel – wie der Türkei – und im schlimmsten Fall auch noch eine Eskalation von China gegenüber Taiwan für denkbar.

      Wir hätten mithilfe der #Rentierstaatstheorie viel Unheil und Gewalt, auch diesen Krieg verhindern können. Aber wir haben es ignoriert, teilweise gar verhöhnt…

  10. Ich kann Ihren Ausführungen nur zustimmen. Ich bin schon vor Jahren zu ähnlichen ganz praktischen Erkenntnissen gelangt: 2000 zu Weihnachten Leicht-E-Mobil TWIKE, 2002 Umstieg auf vegetarische Ernährung, 2012 Solaranlage mit Akkuspeicher, seit ca. 2 Jahren nur ein bis 2 Mal Milchprodukte in der Woche, Leinöl statt Fisch, letztes Jahr nur noch 290 kWh für die Heizung der gut isolierten Dachwohnung, diesen Winter mit 17 -20 Grad (je nach Sonne) zufrieden und ich komme vielleicht noch unter 150 kWh (15 l Heizöl-Äquivalent).

    Warum wollen Sie nicht in Betracht ziehen, dass mittlerweile fast allen Religionen weltweit die Anbetung und besondere Wertschätzung des Automobils überlagert ist. Was wäre der IS ohne die zahllosen übernommenen Pickups und SUV gewesen?

    Das kann man doch den Dieselfreunden von der AfD ins Stammbuch schreiben:
    deutsche Diesel füttern Salafisten fett! Und nun auch den Krieg in Europa.

    Windkraftwerke und Solarzellen sind originär u.a. deutsche und dänische Ingenieurskunst. In letzter Zeit bemüht man sich endlich auch sehr um den Akku (habe selbst ein Batterie-Management-System entwickelt, Spezialität – KEINE SOFTWARE – zu dumm zum Eingehen auf einen Cyberangriff). Funktioniert auch mit 600 Volt und bis in den 100 kWh-Bereich und läuft in etlichen Anlagen schon Jahre.

    • Danke, @Eckehard Erben. Durch die Umstellungen, die Sie bereits vorgenommen haben, haben Rentiersregime weniger Geld eingenommen. Wäre das ein breites gesellschaftlich-politisches Programm geworden, dann wäre Klima, Demokratie und Frieden gleichermaßen gedient…

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